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Dissertation Dr. Hermann Wögerer - Miteinander

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1.3.1.1 Zum Begriff der Behinderung<br />

„Als behindert gelten Personen, die infolge einer Schädigung ihrer körperlichen, geistigen<br />

oder seelischen Funktionen soweit beeinträchtigt sind, dass ihre unmittelbaren<br />

Lebensverrichtungen oder ihre Teilhabe am Leben der Gesellschaft erschwert werden“<br />

(BLEIDICK, 9). Von Mehrfachbehinderungen spricht man, wenn zwei oder mehrere<br />

Behinderungsarten zusammentreffen, was eher die Regel als die Ausnahme ist (vgl.<br />

GRUBER, 178).<br />

Unabhängig davon, wie der einzelne Betroffene die Behinderung bewusst erlebt, bestimmen<br />

letztlich die Normvorstellungen der Gesellschaft, wer als behindert gilt und wer nicht. „Die<br />

Benachteiligung behinderter Menschen ist keine notwendige oder unabweisbare Folge ihrer<br />

Schädigung oder Funktionsbeeinträchtigung, sondern das Resultat gesellschaftlicher Prozesse,<br />

die letztlich dazu führen, dass behinderten Menschen die volle gesellschaftliche Partizipation<br />

verwehrt bleibt“ (TRÖSTER, 11). So wird Behinderung aus der Sicht der Wirtschaft „real als<br />

Minderung oder Entfall von Erwerbstätigkeit bei gleichzeitiger Bereitschaft erwerbstätig oder<br />

wieder erwerbstätig zu werden verstanden, d. h. als Arbeitskraft minderer Güte“ (JANTZEN<br />

1980, 18).<br />

Die Perspektiven einer Betrachtung aus der heilpädagogischen Sicht unterscheidet Bleidick in<br />

vier Paradigmen (vgl. BLEIDICK, 66):<br />

• Das personenorientierte Paradigma. Behinderung ist eine individuelle, meist<br />

medizinisch fassbare Kategorie.<br />

• Das interaktionistische Paradigma. Behinderung ist ein sozialer<br />

Zuschreibungsprozess.<br />

• Das systemtheoretische Paradigma. Behinderung ist organisationssoziologisch ein<br />

Resultat von Ausdifferenzierung und Entlastung des allgemeinen Schulwesens.<br />

• Das politökonomische Paradigma. Behinderung ist ein Produkt der<br />

Klassengesellschaft.<br />

1.3.1.2 Der internationale Behinderungsbegriff der WHO (ICF)<br />

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 1980 folgendes Denkmodell formuliert, das die<br />

Begriffe in ihrer Bedeutung differenziert:<br />

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