Dissertation Dr. Hermann Wögerer - Miteinander

Die noch höhere Ablehnungstendenz gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung war das
übereinstimmende Ergebnis späterer Untersuchungen. In einer Untersuchung aus dem
Rheinland im Jahre 1969 plädierten drei Viertel der Befragten für eine Heimunterbringung
(vgl. HAASER, 260), in einer Untersuchung von von Bracken aus dem Jahr 1971 sprachen
sich zwei Drittel dafür aus. In dieser Untersuchung waren 78,2 Prozent der Respondenten
dafür, dass Anstalten mehr in entlegenen, abgeschiedenen Orten gebaut werden sollten und
nicht, wie damals schon von Experten angeregt, näher zu den Wohnplätzen der Bevölkerung
(vgl. von BRACKEN, 80).
Von Bracken hat die Vorurteile der Bevölkerung gegen Lernbehinderte getrennt untersucht.
Wie bereits erwähnt, sind diese zwar auch geistig retardiert, jedoch bedeutend geringer als
Menschen mit geistiger Behinderung. Dennoch bestehen erhebliche Vorurteile, insbesondere
bei Kindern und Jugendlichen. Der Prestigeverlust bei Übertritt in eine Sonderschule hängt
jedoch auch damit zusammen, dass ein erheblicher Teil dieser Sonderschüler aus den unteren
Bevölkerungsschichten kommt. Auf den Punkt gebracht hat es die Aussage von Eltern
anlässlich dieser Befragung: „Der Unterricht der Sonderschule wird bejaht; es ist nur
bedauerlich, dass er in einer Sonderschule stattfindet“ (von BRACKEN, 188). Dieser
Stigmatisierungseffekt, verursacht durch die Überweisung in eine Sonderschule, beeinflusst
den gesamten Lebenslauf, wie nachfolgende Aufstellung zeigt.
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