Dissertation Dr. Hermann Wögerer - Miteinander
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4.2 Die Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung<br />
In unserer Leistungsgesellschaft wird Menschen mit Behinderung die Rolle eines<br />
„Außenseiters, dem keine Möglichkeit geboten wird, sein Leben in öffentlich anerkannter<br />
Weise zu verwirklichen“ (CLOERKES, 74) zugestanden. Diese Menschen haben ein Stigma,<br />
was bedeutet, sie sind „in unerwünschter Weise anders, als wir es antizipiert hatten. Uns und<br />
diejenigen, die von den jeweils in Frage stehenden Erwartungen nicht negativ abweichen“,<br />
(GOFFMAN, 13) nennt man die ‚Normalen’.<br />
Die Folgen der Stigmatisierung sind vielfältig, eine detaillierte Behandlung würde den<br />
Rahmen der Arbeit sprengen. Besonders verhängnisvoll ist der Ausschluss von bestimmten<br />
Rollen im beruflichen Bereich. „Der Rollenverlust bezieht sich nämlich nicht nur auf Rollen,<br />
die durch ein Merkmal unmittelbar betroffen sind, wie das Führen eines Fahrzeuges bei<br />
Blindheit , sondern auf weitere und im Extremfall – so beim Geisteskranken – auf alle Rollen<br />
der Person. Vom Merkmal gänzlich unberührte Rollen werden nicht zugetraut oder entzogen.<br />
Rollenverlust bedeutet eine Minderung der Teilhabe an der Gesellschaft; er führt zu<br />
Disprivilegierung und Isolation“ (HOHMEIER 1975, 13).<br />
„Die Situation im Unternehmen ist in wichtigen Bereichen anders als im privaten Umfeld,<br />
daher kann nicht auf alle Abwehrmechanismen zurückgegriffen werden: Kontakte zwischen<br />
MitarbeiterInnen mit und ohne Behinderung sind zwangsläufig und die Konfrontation von<br />
Stigmazuschreibung und Stigmaabwehr wird sich auf Dauer kaum vermeiden lassen“<br />
(PÜHRINGER, 17).<br />
4.3 Die Verhaltensweisen der ,Normalen’<br />
Es wird erwartet, dass Menschen mit negativen Einstellungen gegenüber Behinderten auch zu<br />
einem ablehnenden und diskriminierenden Verhalten gegenüber behinderten Personen neigen<br />
und versuchen, den Kontakt zu ihnen zu vermeiden und dass Menschen mit positiven<br />
Einstellungen gewöhnlich in zugewandter und freundlicher Weise auf behinderte Menschen<br />
reagieren (vgl. YUKER 1965, zitiert in TRÖSTER, 100). Als typische negative Formen der<br />
Reaktion nennt Cloerkes das Anstarren und Ansprechen, diskriminierende Äußerungen,<br />
Witze, Spott und Hänseleien, im negativsten Fall Aggressivität und Vernichtungstendenzen.<br />
Es handelt sich hierbei um „Formen von Triebabfuhr, die Distanz schaffen soll“<br />
(CLOERKES, 79).<br />
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