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Jahresbericht 2012 - Diakonie Kempten Allgäu

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1. Ausgangslage und Rahmenbedingungen<br />

1.1 Überschuldung im gesellschaftlichen Kontext<br />

Verschuldung ist in unserer Konsumgesellschaft zunächst einmal „normal" und gewollt,<br />

denn der private Konsum wird zur Konjunkturstützung und Wirtschaftsbelebung in<br />

Anspruch genommen. Ca. 40 % der Deutschen nutzen derzeit Finanzierungsmöglichkeiten<br />

und Kredite unterschiedlicher Art, um private Konsumausgaben zu bezahlen. Die<br />

durchschnittliche Rate bei Ratenkrediten liegt bei 299,-€. Bei Händlern und Kaufhäusern<br />

wird mit Nullprozentfinanzierung geworben, Banken vergeben Kredite zur „Erfüllung lang<br />

gehegter Wünsche" und Kreditkarten nähren die Illusion, immer ‚flüssig’ zu sein. Unzählige<br />

Verträge werden unterschrieben, ohne genau zu wissen, was man unterschreibt.<br />

Aggressive Vermarktungsstrategien und undurchschaubare Vertragsgestaltungen<br />

überfordern selbst kritische Verbraucher.<br />

Gerade für die unteren Einkommensschichten, die ohne nennenswerten Einkommenszugewinn<br />

und fehlendes vorhandenes Sparkapital zurechtkommen müssen, ist Konsum<br />

oft nur durch Kauf auf Kredit -und somit Verschuldung- möglich. Zugleich reichen bereits<br />

geringe Schulden aus, um in eine finanzielle Krise zu gelangen. Die kontinuierliche Zunahme<br />

von Arbeitsverhältnissen im Niedriglohnsektor sowie die seit Jahren sinkenden<br />

Realeinkommen verstärken diese Entwicklung. Ein weiterer Anstieg der Schuldnerquoten<br />

in der nächsten Zeit ist nicht auszuschließen.<br />

Überschuldung heißt in der Praxis, dass diese Menschen der Summe ihrer monatlichen<br />

Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht mehr nachkommen können, und<br />

ihnen zur Deckung ihres laufenden Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist <strong>2012</strong> nach einem leichten<br />

Rückgang im Vorjahr wieder merklich angestiegen (Schuldneratlas <strong>2012</strong>). Die Zahl der<br />

überschuldeten Personen erhöhte sich auf 6,59 Millionen (+2,7%). Damit gelten 9,65<br />

(+9,38%) aller erwachsenen Bundesbürger als überschuldet und weisen nachhaltige<br />

Zahlungsstörungen auf.<br />

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