aktuelle Lage und neuere Entwicklungen in der Bildungspolitik

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22 Elfie Fleck LehrerInnen und SchulleiterInnen, die bei ihren Entscheidungen vielfach allein gelassen werden, sowie einer generellen Überdenkung des Konzepts „Sonderpädagogischer Förderbedarf“. 5.5 Das Schreckgespenst Türkisch Die Pläne des BM für Unterricht, Kunst und Kultur, das Fremdsprachenangebot an allgemein bildenden höheren Schulen um Türkisch zu erweitern, sorgten im April 2011 für heftige Kontroversen. Während die meisten seriösen Printmedien durchaus sachlich und inhaltlich weitgehend korrekt berichteten, zeigte ein Großteil der LeserInnen wenig bis gar kein Verständnis für dieses Vorhaben. So ergab eine Online-Umfrage der Presse folgendes Bild: 25 % hielten die Einführung von Türkisch als lebende Fremdsprache für eine gute Idee, 72 % äußerten sich ablehnend und 3 % zeigten sich unentschlossen. 21 Vielfach wurde die Botschaft (absichtlich) missverstanden: Es wurde befürchtet, dass die Reifeprüfung in Hinkunft in allen Unterrichtsgegenständen auf Türkisch abgelegt werden könne und „die Türken“ sich fortan vom Erlernen der deutschen Sprache drücken könnten. „Die Aufregung um Türkisch als Maturafach sei eindeutig auf das niedrige Prestige der Sprache und der türkischstämmigen Bevölkerung zurückzuführen“, wird Univ.-Prof. Rudolf de Cillia in der Presse zitiert, denn aus „sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es kein rationales Argument, nicht auch Türkisch in den Lehrplan aufzunehmen“ („Die Presse“ vom 07.04.2011). Während also die Debatte um Türkisch die Medien tagelang beschäftigte, wurde die im Juni 2011 via APA verbreitete Absicht der Universität Wien, ein Lehramtsstudium für Chinesisch einzuführen, weitgehend ignoriert. Auch die Tatsache, dass laut Lehrplan der AHS insgesamt zwölf Sprachen als Pflichtgegenstand angeboten werden können, ging im allgemeinen Wirbel um Türkisch unter. Die vorerst letzte Erweiterung des Fremdsprachenkanons der AHS um Polnisch und Slowakisch im Schuljahr 2006/07 wurde in der Öffentlichkeit nicht einmal wahrgenommen. 21 Die Fragestellung lautete: „Im Unterrichtsministerium wird eine Lehrplanänderung diskutiert. Türkisch soll als zweite lebende Fremdsprache etabliert werden, in der dann auch die Matura abgelegt werden kann (wie derzeit etwa in Französisch oder Spanisch). Eine gute Idee“
Zur Situation von lebensweltlich mehrsprachigen SchülerInnen 23 6 Bildungspolitische Herausforderungen in einer Migrationsgesellschaft 6.1 Das Regierungsprogramm 2008 Jahrelang hat die Bildungspolitik lebensweltlich mehrsprachige Kinder und Jugendliche als eigene Zielgruppe mit spezifischen Lernvoraussetzungen vernachlässigt – wohl in der Hoffnung, dass sich das „Problem“ mit der Zeit von selbst erledigen würde. Erst in den letzten Jahren ist es hier zu einem Umdenken gekommen, wie auch entsprechende Passagen im Regierungsprogramm von 2008 belegen. So werden im Abschnitt „Internationalität, Integration und Migration“ folgende Vorhaben definiert (Regierungsprogramm 2008: 194f.): ‣ Alle Kinder in Österreich haben ein Recht auf gleiche Startbedingungen beim Schuleintritt. Der Erwerb der Sprachkompetenzen in Deutsch und der Muttersprache ist dabei besonders wichtig und soll durch gezielte Fördermaßnahmen insbesondere für einen erfolgreichen Einstieg in das Schulsystem unterstützt werden. Deutschförderkurse für außerordentliche SchülerInnen und Förderkurse für ordentliche SchülerInnen mit mangelnden Deutschkenntnissen sollen ausgebaut werden. ‣ Der […] muttersprachliche Unterricht soll ausgebaut werden. ‣ Die Bundesregierung wird Anreize setzen, damit mehr qualifizierte Personen mit Migrationshintergrund in die pädagogischen Ausbildungen kommen. Alle LehrerInnen sollen im Rahmen ihrer Ausbildung interkulturelle Kompetenzen erwerben. 6.2 Europarat und OECD als Berater In den letzten Jahren wird seitens des BM für Unterricht, Kunst und Kultur verstärkt auf die Expertise von Fachleuten zurückgegriffen, um bildungspolitische Entscheidungen empirisch abzusichern. So beteiligte sich Österreich am LEPP- Prozess (= Language Education Policy Profile), einer Initiative des Europarats, „deren Ziel es ist, die Mitgliedsstaaten zu einer Reflexion ihrer Sprachunterrichts- und Hochschulpolitik anzuregen und nationale Sprachunterrichtsprofile zu entwickeln“ (BM für Unterricht, Kunst und Kultur / BM für Wissenschaft und Forschung et al. 2008: 9), sowie an der OECD Migrant Review (OECD 2009). In Hinblick auf die schulische Bildung in einer Migrationsgesellschaft werden von diesen beiden Organisationen unter anderem folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
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