Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
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GESCHÄFTSBERICHT<br />
20112012<br />
<strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V. (BDB)
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen Binnenschiffahrt e.V. (BDB)<br />
Dammstraße 15 - 17<br />
47119 Duisburg<br />
Telefon: +49 (0)2 03 / 8 00 06-50<br />
Telefax: +49 (0)2 03 / 8 00 06-21<br />
Internet: www.binnenschiff.de<br />
E-Mail: infobdb@binnenschiff.de<br />
Redaktion:<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen<br />
BDB-Geschäftsführer und Sprecher <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />
Herstellung:<br />
Gestaltung, Satz: knauerdesign, Overath, www.knauerdesign.de<br />
Druck: Baecker+Häbel Satz und Druck GmbH, Willich, www.baeckerhaebel.de<br />
Bildnachweis:<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
<strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen Binnenschiffahrt e.V. (BDB)<br />
Contargo GmbH & Co. KG<br />
Deutsche Binnenree<strong>der</strong>ei AG<br />
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt eG<br />
Haeger & Schmidt International GmbH<br />
Imperial Shipping Holding GmbH<br />
INE / Migalski<br />
Jochen Bywaletz Fotografie<br />
Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG<br />
Kühne + Nagel Euroshipping GmbH<br />
Lehnkering Ree<strong>der</strong>ei GmbH<br />
MSG eG<br />
NVG Nie<strong>der</strong>sächsische Verfrachtungsgesellschaft mbH<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH<br />
Ree<strong>der</strong>ei Schwaben GmbH<br />
Rhenus PartnerShip GmbH & Co. KG<br />
Redaktionsschluss: Mai 2012
INHALT<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
4<br />
8<br />
11<br />
14<br />
15<br />
18<br />
20<br />
21<br />
25<br />
26<br />
30<br />
32<br />
34<br />
37<br />
38<br />
40<br />
42<br />
44<br />
48<br />
SITUATION DES VERKEHRSTRÄGERS BINNENSCHIFFFAHRT<br />
LAGE DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFFAHRT<br />
AUS DEM VERBAND<br />
NATIONALE VERKEHRS- UND GEWERBEPOLITIK<br />
Infrastrukturpolitik<br />
Gewerbepolitik<br />
Aus den Regionen<br />
Der BDB in Berlin<br />
Binnenschifffahrtsrecht<br />
Arbeit und Soziales<br />
Nautik und Technik<br />
Umwelt- und Klimaschutz in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
Tankschifffahrt und Transport gefährlicher Güter<br />
Bunkerbertriebe<br />
Fahrgastschifffahrt<br />
INTERNATIONALE VERKEHRS- UND GEWERBEPOLITIK<br />
PRESSEERKLÄRUNGEN DES BDB<br />
VERBANDSORGANISATION<br />
MITGLIEDERVERZEICHNIS<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
3
SITUATION<br />
SITUATION DES VERKEHRSTRÄGERS BINNENSCHIFFFAHRT<br />
Gesamtwirtschaftliche Lage<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Weltwirtschaft zu Beginn des Jahres<br />
2011 war noch geprägt vom vorherrschenden Optimismus<br />
aufgrund <strong>der</strong> raschen konjunkturellen Erholung im Jahr 2010<br />
nach dem Krisenjahr 2009. Diese positive Entwicklung fand<br />
jedoch spätestens nach Ablauf des ersten Quartals des Jahres<br />
2011 ein Ende, als zahlreiche negative Einflussfaktoren die<br />
Weltwirtschaft trafen und die sich bereits abzeichnende Abkühlung<br />
verstärkten. So stieg <strong>der</strong> Ölpreis durch die politischen<br />
Vorkommnisse in zahlreichen Län<strong>der</strong>n Nordafrikas und<br />
des Mittleren Ostens stark an. Ebenso negativ bemerkbar<br />
machte sich <strong>der</strong> Ausfall großer Teile <strong>der</strong> japanischen Wirtschaft<br />
nach den Ereignissen um Fukushima im März 2011.<br />
Dies hatte negative Auswirkungen auch in an<strong>der</strong>en Wirtschaftsregionen.<br />
Weiterhin endeten in vielen Län<strong>der</strong>n die in<br />
<strong>der</strong> Krise aufgelegten Konjunkturprogramme bereits Ende<br />
2010, so dass <strong>der</strong>en Impulse für die weitere wirtschaftliche<br />
Entwicklung fehlten. Letztlich wird vor dem Hintergrund einer<br />
weltweit eher schwachen Wirtschaftsentwicklung die<br />
Unsicherheit noch durch die in Teilen des Euroraums herrschende<br />
Staatsschulden- und Bankenkrise verstärkt. So<br />
macht die vielerorts außerordentlich hohe Staatsverschuldung<br />
Maßnahmen zur Stützung des Bankensektors o<strong>der</strong> zur<br />
Ankurbelung <strong>der</strong> Konjunktur so gut wie unmöglich. Im Gegenteil<br />
führen die restriktiven Sparmaßnahmen in Län<strong>der</strong>n<br />
wie z.B. Griechenland, Spanien o<strong>der</strong> Portugal zu einem drastischen<br />
Rückgang <strong>der</strong> privaten Konsum- und Investitionsausgaben<br />
mit dem Ergebnis eines Abgleitens in die Rezession.<br />
Das konjunkturelle Geschehen in Deutschland wird weitgehend<br />
vom außenwirtschaftlichen Umfeld – oft immer<br />
noch beeinflusst von <strong>der</strong> seit vier Jahren andauernden Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise – geprägt, wobei sich Deutschland<br />
während des gesamten Krisenverlaufs von den an<strong>der</strong>en<br />
Industrielän<strong>der</strong>n deutlich abhob. Zum einen war die wirtschaftliche<br />
Ausgangslage weitaus besser als in vielen an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n und zum an<strong>der</strong>en trugen die schon ab Anfang<br />
<strong>der</strong> 2000er-Jahre eingeleiteten Reformmaßnahmen zur Stabilisierung<br />
<strong>der</strong> Staatsfinanzen und zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes<br />
bei. Auch gestützt durch die im Verlauf des Jahres<br />
2011 ausgesprochen stabile Inlandsnachfrage ist das Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) 2011 in Deutschland insgesamt um<br />
3,0 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen und lag damit über<br />
dem Zuwachs in den meisten an<strong>der</strong>en Industrielän<strong>der</strong>n.<br />
In allen westeuropäischen Län<strong>der</strong>n, in denen die Binnenschifffahrt<br />
als Verkehrsträger auch eine wichtige Rolle spielt,<br />
blieb die gesamtwirtschaftliche Produktion meist deutlich<br />
hinter <strong>der</strong> Entwicklung in Deutschland zurück. Nach vorläufigen<br />
Zahlen von Eurostat stieg das BIP 2011 im Vergleich<br />
zum Vorjahr in den Nie<strong>der</strong>landen um 1,7 %, in Frankreich um<br />
1,8 % und in Belgien um 2,6 %.<br />
Der Zuwachs im Euroraum betrug 1,9 %, ebensoviel wie<br />
<strong>der</strong> Anstieg in <strong>der</strong> gesamten Europäischen Union. In den<br />
wichtigsten außereuropäischen Industrielän<strong>der</strong>n USA und<br />
Japan verlief die Entwicklung sehr unterschiedlich. Stieg das<br />
BIP in den USA in 2011 um 1,8 % gegenüber dem Vorjahr auf<br />
4<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
SITUATION<br />
etwa dem Niveau im Euroraum, verzeichnete Japan einen<br />
Rückgang des BIP um 0,3 % aufgrund <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Auswirkung <strong>der</strong> Ereignisse um Fukushima Anfang 2011.<br />
Die Schwellenlän<strong>der</strong>, die selbst im Krisenjahr 2009 noch<br />
ein – wenn auch abgeschwächtes – Wirtschaftswachstum<br />
aufzuweisen hatten und 2010 wie<strong>der</strong> an die Dynamik vor<br />
<strong>der</strong> Krise angeknüpft hatten, verloren 2011 dem allgemeinen<br />
Trend entsprechend etwas an Wachstumsschwung. Die<br />
aber weiterhin positive Entwicklung in 2011 wird wie gehabt<br />
angeführt von China, inzwischen zweitgrößte Volkswirtschaft<br />
<strong>der</strong> Welt, mit einem Wachstum von 9,2 %.<br />
In etwa so stark wuchs die Wirtschaftsleistung in Indien<br />
mit 8,4 %. Stark verlangsamt hat sich dagegen <strong>der</strong> Anstieg<br />
des BIP in Brasilien. Betrug das Wachstum – vor allen Dingen<br />
getragen durch den hohen privaten Konsum – im Jahr 2010<br />
noch 7,5 %, machten sich in 2011 eingeleitete Maßnahmen<br />
zur Dämpfung <strong>der</strong> Inflations- und Kreditentwicklung bemerkbar<br />
und das BIP stieg nur noch um 3,8 %. Das Wirtschaftswachstum<br />
in Russland ist mit 4,2 % in 2011 etwas<br />
stärker als im Vorjahr (4,0 %) gewachsen.<br />
Derzeit wird die wirtschaftliche Entwicklung das Jahr 2012<br />
betreffend eher zurückhaltend beurteilt. So wird erwartet,<br />
dass sich die weltwirtschaftliche Expansion spürbar verlangsamen<br />
wird. Verantwortlich dafür sind gestiegene Unsicherheiten<br />
aufgrund <strong>der</strong> Verschuldungsprobleme in vielen fortgeschrittenen<br />
Volkswirtschaften, insbeson<strong>der</strong>e in den USA<br />
und in einigen Län<strong>der</strong>n des Euroraums. Dies wird zu einem<br />
erheblichen Rückgang des privaten Konsums und einer kontraktiven<br />
Fiskalpolitik führen. Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft<br />
wird die weiterhin robuste Entwicklung in den<br />
Schwellenlän<strong>der</strong>n (insbes. China, Indien und Russland) sein.<br />
Für Deutschland wird im Jahresgutachten 2011/2012 des<br />
Sachverständigenrates ein Anstieg des BIP um 0,9 % erwartet.<br />
Die Entwicklung im Euroraum wird durch ein sehr unterschiedliches<br />
Tempo <strong>der</strong> Konjunktur gekennzeichnet sein. Bei<br />
einem durchschnittlichen Anstieg des BIP um 0,9 % wird es<br />
in Län<strong>der</strong>n wie Griechenland, Portugal, Spanien und Italien<br />
sogar zu einem Rückgang des BIP kommen.<br />
Entwicklung des Systems Binnenschiff / Wasserstraße<br />
Der gesamtmodale Güterverkehr in Deutschland (inkl. Seeschifffahrt<br />
und Luftfahrt) ist nach <strong>der</strong> Erholung in 2010 im<br />
Jahr 2011 nochmals deutlich gewachsen. Nach vorläufigen<br />
Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg das gesamte<br />
Transportaufkommen um 6,5 % gegenüber dem Vorjahr auf<br />
gut 4,3 Mrd. Tonnen. Dies ist die höchste Steigerungsrate<br />
gegenüber einem Vorjahr seit dem Jahr 1994. Zum Wachstum<br />
trugen <strong>der</strong> Straßen- und Eisenbahnverkehr sowie die<br />
Seeschifffahrt und <strong>der</strong> Luftverkehr bei; Verluste hinnehmen<br />
mussten dagegen die Binnenschifffahrt und <strong>der</strong> Transport<br />
von Rohöl in Rohrleitungen.<br />
Die im Inland erbrachte tonnenkilometrische Leistung<br />
<strong>der</strong> Verkehrsträger Straße, Eisenbahn, Binnenschiff und<br />
Rohrleitungen wuchs 2011 mit einem Anstieg von 2,8 % gegenüber<br />
dem Vorjahr weitaus schwächer als das Transportaufkommen<br />
mit einem Plus von 6,6 %.<br />
Wie immer den stärksten Anteil am gesamten Transportaufkommen<br />
hatte <strong>der</strong> Straßengüterverkehr mit 77,5 % <strong>der</strong><br />
gesamten Beför<strong>der</strong>ungsmenge. Auf <strong>der</strong> Straße wurden nach<br />
vorläufigen Schätzungen <strong>der</strong> INTRAPLAN Consult GmbH in<br />
2011 knapp 3,4 Mrd. Tonnen und damit 7,7 % mehr beför<strong>der</strong>t<br />
als im Vorjahr.<br />
Verantwortlich für die höchste Wachstumsrate aller Verkehrsbereiche<br />
ist <strong>der</strong> Basiseffekt aus dem Jahre 2010, als <strong>der</strong><br />
Straßengüterverkehr, hauptsächlich verursacht durch witterungsbedingte<br />
Störungen im transportintensiven Baubereich,<br />
nur sehr mo<strong>der</strong>ate Zuwachsraten zu verzeichnen hatte.<br />
Der Eisenbahngüterverkehr mit einem Verkehrsaufkommen<br />
von knapp 374 Mio. Tonnen, das ist eine Steigerung um<br />
5,1 % gegenüber dem Vorjahr, entwickelte sich ebenfalls sehr<br />
positiv und erreichte damit den höchsten absoluten Wert<br />
seit 1993.<br />
Güterverkehrsaufkommen <strong>der</strong> Landverkehrsträger (in Mio. t)<br />
Güterverkehrsleistung <strong>der</strong> Landverkehrsträger (in Mrd. tkm)<br />
2009 2010 2011 09-10 10-11<br />
Straßengüterverkehr 3.094,2 3.116,2 3.357,6 0,7 % 7,7 %<br />
davon auf inländischen LKW 2.750,3 2.717,3 2.940,0 - 1,2 % 8,2 %<br />
davon auf ausländischen LKW 343,9 398,9 417,6 16,0 % 4,7 %<br />
Eisenbahnverkehr <strong>31</strong>2,1 355,7 373,8 14,0 % 5,1 %<br />
Binnenschifffahrt 203,9 229,6 222,0 12,6 % - 3,3 %<br />
davon auf deutschen Schiffen 67,5 73,3 69,8 8,6 % - 4,8 %<br />
Rohrfernleitungen (nur Rohöl) 88,4 88,8 86,7 0,5 % - 2,4 %<br />
Alle Landverkehrsträger 3.698,6 3.790,3 4.040,1 2,5 % 6,6 %<br />
2009 2010 2011 09-10 10-11<br />
Straßengüterverkehr 414,6 434,0 453,6 4,7 % 4,5 %<br />
davon auf inländischen LKW 275,6 281,9 291,5 2,3 % 3,4 %<br />
davon auf ausländischen LKW 139,0 152,1 162,1 9,4 % 6,6 %<br />
Eisenbahnverkehr 95,8 107,3 113,0 12,0 % 5,3 %<br />
Binnenschifffahrt 55,5 62,3 55,0 12,3 % -11,7 %<br />
davon auf deutschen Schiffen 17,8 19,4 17,2 9,0 % -11,3 %<br />
Rohrfernleitungen (nur Rohöl) 15,9 16,3 15,5 2,5 % - 4,9 %<br />
Alle Landverkehrsträger 581,8 619,9 637,1 6,5 % 2,8 %<br />
Quellen: Kraftfahrtbundesamt, Statistisches Bundesamt, BVU<br />
(Kursivdruck: Prognose / vorläufige Werte)<br />
Quelle: Kraftfahrtbundesamt, Statistisches Bundesamt, BVU<br />
(Kursivdruck: Prognose / vorläufige Werte)<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
5
SITUATION<br />
Rückläufig entwickelte sich hingegen in 2011 <strong>der</strong> Güterverkehr<br />
in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt. Die Beför<strong>der</strong>ungsmenge<br />
nahm um 3,3 % auf 222 Mio. Tonnen ab. Bei <strong>der</strong> Verkehrsleistung,<br />
die 2011 bei 55,0 Mrd. Tonnenkilometer lag, betrug<br />
<strong>der</strong> Rückgang sogar 11,7 %. Die Binnenschifffahrt wurde dabei<br />
im Jahr 2011 durch verschiedene Einflüsse stark behin<strong>der</strong>t.<br />
Zu erwähnen sind vor allen Dingen die Havarie eines<br />
Tankschiffes im Januar 2011 an <strong>der</strong> Loreley und die damit<br />
verbundene wochenlange Sperrung des Rheins sowie<br />
mehrfache extreme Niedrigwasserperioden, insbeson<strong>der</strong>e<br />
und ungewöhnlicherweise im Spätherbst des letzten Jahres.<br />
Betrachtet man das Beför<strong>der</strong>ungsaufkommen <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
auf bundesdeutschen Wasserstraßen im<br />
Jahr 2011 nach Verkehrsbeziehungen zeigt sich, dass lediglich<br />
<strong>der</strong> Verkehr innerhalb Deutschlands mit einem Wachstum<br />
von +3,2 % auf 54,7 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr<br />
zugenommen hat. Der Empfang aus dem Ausland,<br />
mengenmäßig mit einem Anteil von knapp 46 % am gesamten<br />
Transportvolumen weiterhin <strong>der</strong> mit Abstand bedeutsamste<br />
Bereich, hatte einen Rückgang von 1,8 % auf<br />
101,6 Mio. Tonnen zu verzeichnen.<br />
Transportaufkommen <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
nach Güterbereichen (in Mio. Tonnen)<br />
2010 2011 10-11<br />
Landwirtsch. u. verw. Erzeugnisse 16,0 14,9 - 6,9 %<br />
Kohle, rohes Erdöl, Erdgas 34,3 33,5 - 2,3 %<br />
Erze, Steine u. Erden u.ä. 60,1 59,1 - 1,7 %<br />
Konsumgüter, Holzwaren 15,0 12,1 -19,3 %<br />
Kokerei- u. Mineralölerzeugnisse 35,9 35,8 - 0,3 %<br />
Chemische- u. Mineralerzeugnisse 25,9 25,7 - 0,8 %<br />
Metalle u. Metallerzeugnisse 11,7 11,9 + 1,7 %<br />
Maschinen u. Ausrüstungen 1,7 1,9 +11,8 %<br />
Sekundärrohstoffe, Abfälle 13,4 11,8 -11,9 %<br />
Sonstige Produkte 15,6 15,3 - 1,9 %<br />
Alle Güterabteilungen 229,6 222,0 - 3,3 %<br />
Container (in 1.000 TEU) 2.186 2.189 + 0,1 %<br />
Quellen: Statistisches Bundesamt (für 2011 vorläufige Werte)<br />
Den stärksten Rückgang mit einem Minus von 16,6 % hatte<br />
<strong>der</strong> Durchgangsverkehr zu verzeichnen, <strong>der</strong> mit 18,7 Mio.<br />
Tonnen allerdings nur einen Anteil von rd. 8,4 % am gesamten<br />
Transportvolumen hat.<br />
Die Verkehrsleistung <strong>der</strong> Binnenschifffahrt – das rechnerische<br />
Produkt aus insgesamt transportierter Gütermenge<br />
und durchschnittlicher Transportentfernung auf deutschen<br />
Wasserstraßen – ist 2011 mit einem Rückgang von 11,7 %<br />
noch weitaus stärker gesunken als die Beför<strong>der</strong>ungsmenge.<br />
Dies ist durchaus nachvollziehbar, da das Güteraufkommen<br />
in den Relationen wie „Versand ins Ausland“ und „Durchgangsverkehr“<br />
mit langen Transportwegen überproportional<br />
stark gesunken ist. Der Anteil des Güteraufkommens,<br />
das mit Schiffen unter deutscher Flagge transportiert wird,<br />
ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, wobei<br />
er sich im letzten Jahr mit <strong>31</strong>,3 % gegenüber <strong>31</strong>,1 % im Jahr<br />
2010 leicht verbessert hat.<br />
Nach <strong>der</strong> außerordentlich günstigen Entwicklung in 2010<br />
nach dem Krisenjahr 2009 hat die Binnenschifffahrt im Jahr<br />
2011 im Gegensatz zum Straßengüter- und Eisenbahnverkehr<br />
wie<strong>der</strong> Transportverluste hinnehmen müssen, die einerseits<br />
– wie weiter oben bereits erwähnt – witterungsbedingt<br />
waren, an<strong>der</strong>erseits aber auch mit dem Abkühlen <strong>der</strong><br />
Konjunktur in für den Binnenschiffsverkehr wichtigen Branchen<br />
wie z.B. <strong>der</strong> Stahlindustrie zu tun hatten.<br />
Insgesamt ist – unter bestimmten Voraussetzungen – die<br />
zukünftige Entwicklung des Binnenschiffsverkehrs weiterhin<br />
als relativ gut zu bezeichnen. Dabei werden in den verschiedenen<br />
langfristigen Verkehrsprognosen die Wachstumsaussichten<br />
<strong>der</strong> Binnenschifffahrt allerdings unverän<strong>der</strong>t<br />
weniger dynamisch eingeschätzt als die Perspektiven <strong>der</strong><br />
konkurrierenden Verkehrsträger.<br />
In <strong>der</strong> von <strong>der</strong> PLANCO Consulting GmbH im Auftrag des<br />
Bundesverkehrsministeriums veröffentlichten Abschätzung<br />
<strong>der</strong> Verkehrsentwicklung wird das Verkehrsaufkommen <strong>der</strong><br />
Binnenschifffahrt bis 2050 im Vergleich zu heute um mehr<br />
als 50 % zunehmen. Festzustellen bleibt allerdings weiterhin,<br />
dass dies nicht reichen wird, um <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
6<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
SITUATION<br />
ihren heutigen Marktanteil zu erhalten, da die an<strong>der</strong>en<br />
Landverkehrsträger noch stärker wachsen sollen.<br />
Eine zukunftsgerichtete positive Entwicklung des Verkehrsträgers<br />
Binnenschifffahrt wird noch stärker als bisher<br />
in erheblichem Maße von <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Politik abhängen.<br />
Unter dem Eindruck leerer Haushaltskassen und<br />
verstärkter Sparzwänge ist zurzeit allerdings zu befürchten,<br />
dass nur noch in beschränktem Maße Mittel für den Erhalt<br />
und Ausbau <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle in Deutschland zur Verfügung<br />
stehen. Ohne ein tragfähiges in die Zukunft gerichtetes<br />
Konzept wird es schwierig für die Binnenschifffahrt ihren<br />
<strong>der</strong>zeitigen Anteil am modal split <strong>der</strong> Landverkehrsträger in<br />
etwa zu halten.<br />
Containertransport mit Binnenschiffen<br />
Selbst im Krisenjahr 2009 hatte <strong>der</strong> Containerverkehr mit<br />
Binnenschiffen weitaus weniger stark abgenommen als die<br />
gesamte Beför<strong>der</strong>ungsmenge in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt.<br />
Durch die weltweite Erholung <strong>der</strong> Wirtschaft in 2010 stiegen<br />
in diesem Jahr die Containertransporte per Binnenschiff um<br />
18,4 % auf eine neue Rekordmarke von 2,2 Mio. TEU (Twenty-<br />
Foot-Equivalent-Unit). Der positive Trend setzte sich – wenn<br />
auch stark verlangsamt – im Jahr 2011 fort. Im Gegensatz<br />
zum gesamten Binnenschiffsverkehr war bei <strong>der</strong> Containerbeför<strong>der</strong>ung<br />
immerhin noch ein Zuwachs von 0,1 % gegenüber<br />
dem Vorjahr zu verzeichnen.<br />
Die weitere Entwicklung im Containerverkehr mit Binnenschiffen<br />
wird in den nächsten Jahren sehr stark von <strong>der</strong><br />
Entwicklung <strong>der</strong> Weltwirtschaft und des Welthandels abhängen.<br />
Das Institut für Wirtschaftsforschung rechnet aufgrund<br />
<strong>der</strong> seitens <strong>der</strong> OECD veröffentlichen Daten mit einem<br />
Wachstum <strong>der</strong> Weltwirtschaft um 3,3 % in 2012 gegenüber<br />
3,8 % in 2010 und einem realen Anstieg des Welthandels<br />
um 3,9 % in 2012 gegenüber 6,2 % in 2011. Zum Vergleich<br />
dazu wuchs <strong>der</strong> Welthandel im Nachkrisenjahr 2010<br />
allerdings um 12,2 %. Bei einer erwarteten weiteren Belebung<br />
des Containerverkehrs auf Binnenschiffen ist für dessen<br />
weitere Entwicklung auch eine Verbesserung <strong>der</strong> immer<br />
noch nicht zufrieden stellenden Abfertigung von Containerbinnenschiffen<br />
in den Seehäfen, vor allen Dingen in Rotterdam<br />
und Antwerpen, zwingend notwendig.<br />
Die äußeren Faktoren sprechen für eine weitere positive<br />
Entwicklung des Containertransports mit Binnenschiffen,<br />
denn Binnenschiffe verursachen pro transportierter Ladeeinheit<br />
die geringsten Umweltbeeinträchtigungen („Verkehrswirtschaftlicher<br />
und ökologischer Vergleich <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />
Straße, Bahn und Wasserstraße“, PLANCO Consulting<br />
GmbH). Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich, indem Güter<br />
in genormten Ladeeinheiten mit standardisierten Transportmitteln<br />
und Umschlagsgeräten beför<strong>der</strong>t werden. Deshalb<br />
werden zunehmend Güter, die früher konventionell verladen<br />
wurden, in Containern transportiert.<br />
Entwicklung auf unterschiedlichen Teilmärkten<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Binnenschiffstransporte<br />
auf unterschiedlichen Teilmärkten, das heißt nach einzelnen<br />
Güterabteilungen, ist zu beachten, dass ab dem Berichtsjahr<br />
2011 vom Statistischen Bundesamt das einheitliche<br />
Güterverzeichnis für die Verkehrsstatistik NST – 2007,<br />
von Eurostat bereits 2008 eingeführt, Verwendung findet.<br />
Zuvor fand die Gütersystematik NST/R Anwendung, die eine<br />
tiefere Darstellung ermöglichte. Für die Berichtsjahre 2009<br />
und 2010 existieren Tabellen in beiden Systematiken.<br />
Waren in 2010 in fast allen Güterbereichen teilweise erhebliche<br />
Mengenzuwächse zu verzeichnen, gingen die beför<strong>der</strong>ten<br />
Mengen, <strong>der</strong> negativen Gesamtentwicklung <strong>der</strong><br />
Binnenschifffahrt folgend, in fast allen Bereichen zurück.<br />
Mit einem Minus von 19,3 % war <strong>der</strong> Bereich „Konsumgüter/Holzwaren“<br />
am stärksten betroffen. Ebenfalls hoch waren<br />
die Rückgänge mit 11,9 % bei „Sekundärrohstoffe, Abfälle“<br />
und mit 6,9 % bei „Landwirtschaftliche u. verw. Erzeugnisse“.<br />
Mo<strong>der</strong>ater fielen die Rückgänge bei „Kohle, rohes Erdöl,<br />
Erdgas“ mit 2,3 %, bei „Sonstige Produkte“ mit 1,9 % und „Erze,<br />
Steine und Erden u.ä.“ mit 1,7 % aus. In etwa das Niveau<br />
des Vorjahres halten konnten die Güterabteilungen „Chemische-<br />
u. Mineralerzeugnisse“ mit -0,8 % und „Kokerei- und<br />
Mineralölerzeugnisse“ mit -0,3 %. Entgegen dem allgemeinen<br />
Trend stiegen die Transporte von „Maschinen und Ausrüstungen“<br />
um 11,8 % sowie „Metalle u. Metallerzeugnisse“<br />
um 1,7 %.<br />
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Transportrückgänge<br />
in <strong>der</strong> Tankschifffahrt geringer ausgefallen<br />
sind als in <strong>der</strong> Trockenschifffahrt, wobei zu berücksichtigen<br />
ist, dass nach dem Krisenjahr 2009 die Zuwächse in <strong>der</strong> Trockenschifffahrt<br />
2010 teilweise exorbitant hoch waren.<br />
In <strong>der</strong> Fahrgastschifffahrt, die für deutsche Werften einen<br />
erheblichen Beschäftigungsanteil bei Neubau und Unterhaltung<br />
sichert, setzte sich <strong>der</strong> in den letzten Jahren zu<br />
beobachtende Trend zu mehr Veranstaltungsfahrten fort.<br />
Für die meisten Unternehmer im Tagesausflugsdienst bleiben<br />
allerdings die Linienfahrten <strong>der</strong> wichtigste Geschäftsbereich.<br />
Mit Gruppenbeför<strong>der</strong>ungen konnte ein gewisser Ausgleich<br />
zu dem in <strong>der</strong> Saison 2011 häufig von unfreundlicher<br />
Witterung verursachten Rückgang <strong>der</strong> Gästezahlen im Verkehr<br />
nach Fahrplan geschaffen werden. Die Kabinenschifffahrt<br />
entwickelte sich weiter positiv. Nach Zahlen <strong>der</strong> Kreuzfahrtenmarktstudie<br />
des DRV stiegen die Passagierzahlen bei<br />
den Flusskreuzfahrten von 432.766 im Jahr 2010 auf 461.695<br />
im Jahr 2011. Der durchschnittliche Reisepreis lag 2011 mit<br />
1.075 Euro etwas niedriger als im Vorjahr, die durchschnittliche<br />
Reisedauer stieg dagegen im Vergleich zum Vorjahr um<br />
0,3 auf 7,6 Tage an.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
7
LAGE<br />
LAGE DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFFAHRT<br />
Ertragslage in <strong>der</strong> Güterschifffahrt<br />
Die teilweise dramatisch schlechte Frachtsituation mit den<br />
negativen Auswirkungen auf die Ertragslage <strong>der</strong> Unternehmen,<br />
die selbst im Jahr 2010 – als die Transportmengenentwicklung<br />
sehr positiv war – vorherrschte, hat sich auch in<br />
2011 in keiner Weise verbessert.<br />
In <strong>der</strong> Trockenschifffahrt übte die zurückgehende Nachfrage<br />
nach Schiffsraum weiteren Druck auf die ohnehin<br />
schon niedrigen Frachten aus. Dieser wurde noch verstärkt<br />
durch weitere – vor allen Dingen große – Neubauten für die<br />
Rheinschiene.<br />
In <strong>der</strong> Tankschifffahrt gerieten die Frachten 2011 durch<br />
zurückgehende Transportmengen und dadurch fehlende Kapazitätsauslastung<br />
des vorhandenen Schiffsraums weiter<br />
unter Druck. Selbst in den für die Tankschifffahrt traditionell<br />
starken Herbst- und Wintermonaten war kein merklicher<br />
Anstieg <strong>der</strong> Frachten zu verzeichnen, son<strong>der</strong>n es blieb bei einer<br />
Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Vor allen Dingen<br />
auf dem Spotmarkt machte sich weiterhin eine Überkapazität<br />
durch auf dem Markt verbleibende Einhüllenschiffe bemerkbar.<br />
Perspektiven für 2012<br />
Nach Angaben des Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
wird die Weltwirtschaft auch im Jahr 2012 weiter wachsen,<br />
allerdings in einem gegenüber 2011 nochmals gedrosselten<br />
Tempo. Bleibt die Wirtschaftsleistung in Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />
wie China und Indien auf einem vergleichbar hohem Niveau<br />
wie 2011, wird für die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> europäischen Union mit einem<br />
deutlich verlangsamten Wachstum <strong>der</strong> Wirtschaft gerechnet.<br />
So wird für die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eurozone in 2012 nur<br />
noch mit einem Wachstum des BIP um 0,2 % gerechnet. Für<br />
Deutschland wird ein Anstieg des BIP um 0,9 % erwartet.<br />
Insgesamt wird die Weltwirtschaft in 2012 um 3,3 % gegenüber<br />
dem Vorjahr wachsen, wobei <strong>der</strong> Welthandel um<br />
3,9 % zunehmen soll.<br />
Insgesamt deuten die gesamt- und branchenwirtschaftlichen<br />
Leitdaten auf eine weiterhin positive Entwicklung <strong>der</strong><br />
Güterverkehrskonjunktur hin. Allerdings geht die INTRA-<br />
PLAN Consult GmbH in ihrer „Gleitenden Mittelfristprognose“<br />
für den Güterverkehr Winter 2011/2012 von einer deutlichen<br />
Verlangsamung bzw. Stagnation des Wachstums in<br />
2012, beim Straßenverkehr sogar von einem Rückgang, aus.<br />
Insgesamt wird das gesamtmodale Transportaufkommen<br />
8<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
LAGE<br />
nicht wachsen, son<strong>der</strong>n auf dem Niveau von 2011 verharren,<br />
wobei erwartet wird, dass die Transportleistung um 2,3 %<br />
zunimmt. Dabei soll – im Gegensatz zu 2011 – <strong>der</strong> grenzüberschreitende<br />
Verkehr stärker als <strong>der</strong> Binnenverkehr wachsen.<br />
Beim Straßengüterverkehr wird für 2012 von einem Rückgang<br />
von 0,5 % beim Transportaufkommen ausgegangen,<br />
wobei die Transportleistung um 1,5 % steigen soll. Für das<br />
Jahr 2012 wird für den Eisenbahnverkehr mit einer, wenn<br />
auch deutlich abgeschwächten, Zunahme <strong>der</strong> Transportnachfrage<br />
gerechnet. So wird für das Transportaufkommen<br />
ein Anstieg von 0,2 % und für die Transportleistung von 0,6 %<br />
prognostiziert. Für die Binnenschifffahrt wird für 2011 die<br />
mit Abstand höchste Zunahme <strong>der</strong> Transportnachfrage erwartet.<br />
Die Binnenschifffahrt war 2011 durch den Tankerunfall<br />
auf dem Rhein sowie Hochwasser und Eissperren auf<br />
Teilen des Wasserstraßennetzes bereits Anfang des Jahres<br />
massiven Behin<strong>der</strong>ungen ausgesetzt, die im November und<br />
Dezember durch das zu dieser Jahreszeit ungewöhnliche<br />
Niedrigwasser ihren Höhepunkt fanden. Es ist zu erwarten,<br />
dass unter <strong>der</strong> Annahme, dass sich die Vorjahresbedingungen<br />
nicht nochmals wie<strong>der</strong>holen, im Jahre 2012 vor allen<br />
Dingen bei <strong>der</strong> Transportleistung ein drastischer Basiseffekt<br />
entstehen wird, dessen Einfluss weit bedeuten<strong>der</strong> als alle<br />
gesamt- und branchenwirtschaftlichen Leitdaten sein wird.<br />
Prognostiziert für die Binnenschifffahrt wird für 2012 ein Anstieg<br />
des Transportaufkommens um 5,4 %, bei <strong>der</strong> Verkehrsleistung<br />
sogar um 11,5 %.<br />
Flottenbestand<br />
Der Gesamtbestand <strong>der</strong> deutschen Binnenschiffsflotte zur<br />
Güterbeför<strong>der</strong>ung hat sich in den letzten Jahren stabilisiert<br />
und zum 1. Januar 2012 in <strong>der</strong> Gattung „Motorgüterschiffe<br />
für trockene Ladung“ sogar noch zugenommen. An diesem<br />
Stichtag betrug nach vorläufigen Zahlen <strong>der</strong> Gesamtbestand<br />
<strong>der</strong> zur Güterbeför<strong>der</strong>ung eingesetzten Binnenschiffe<br />
2.225 Einheiten gegenüber 2.235 im Vorjahr. Auch die Gesamttragfähigkeit<br />
hat sich von 2,84 Mio. Tonnen im Vorjahr<br />
auf jetzt 2,80 Mio. Tonnen leicht reduziert.<br />
Im Jahr 2011 hat sich <strong>der</strong> Bestand an Motorgüterschiffen<br />
für trockene Ladung um 13 auf 929 Einheiten erhöht, wohingegen<br />
<strong>der</strong> Bestand an Tankmotorschiffen um 17 auf 402 Einheiten<br />
abgenommen hat. Damit verbunden war ein Rückgang<br />
<strong>der</strong> Ladekapazität um 3,2 % auf rd. 735.000 Tonnen.<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Motorschiffe für trockene Ladung beträgt nun<br />
70 % und <strong>der</strong> Tankmotorschiffe 30 % an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong><br />
motorisierten Selbstfahrer unter deutscher Flagge. Bezogen<br />
auf die Tragfähigkeit entfallen jetzt 61,4 % <strong>der</strong> Tonnage auf<br />
den Trockenladungsbereich. Die Zahl <strong>der</strong> Güterschubleichter<br />
für trockene Ladung ist 2011 gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />
um drei Einheiten zurückgegangen. Der Bestand an<br />
Tankschubleichtern hat sich nicht verän<strong>der</strong>t und liegt bei 44<br />
Einheiten. Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> deutschen Binnenschiffsflotte<br />
hat sich nach den letzten vorliegenden Zahlen<br />
mit Stichtag zum <strong>31</strong>. Dezember 2011 bei den Trockengutschiffen<br />
auf 58,4 Jahre erhöht, wohingegen es bei den Tankmotorschiffen<br />
weiter zurückgegangen ist, und zwar auf<br />
28,3 Jahre. Die Zahl <strong>der</strong> Fahrgastschiffe unter deutscher<br />
Flagge hat sich im Berichtsjahr um sechs Einheiten erhöht<br />
und betrug zum 1. Januar 2012 1.039 Schiffe. Davon entfielen<br />
auf Tagesauflugsschiffe 985 (+2) Einheiten und auf Kabinenschiffe<br />
54 (+4) Einheiten.<br />
Unternehmen / Beschäftigte<br />
<strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt<br />
Der negative Trend <strong>der</strong> letzten Jahre hinsichtlich <strong>der</strong> Anzahl<br />
<strong>der</strong> Unternehmen in <strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt hat<br />
Bestand an Binnenschiffen unter deutscher Flagge<br />
Unternehmen/Beschäftigte <strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt<br />
1.1.2011 1.1.2012<br />
Güterschiffe Anzahl Tragfähigkeit Anzahl Tragfähigkeit<br />
in t<br />
in t<br />
Motorgüterschiffe total 1.335 1.924.602 1.3<strong>31</strong> 1.907.369<br />
- trockene Ladung 916 1.165.148 929 1.171.894<br />
- Tankmotorschiffe 419 759.454 402 735.475<br />
Schubleichter total 833 875.363 830 856.908<br />
- trockene Ladung 789 828.968 786 809.936<br />
- Tankschubleichter 44 46.395 44 46.972<br />
Schleppkähne total 67 38.914 64 36.703<br />
- trockene Ladung 55 35.415 52 33.204<br />
- Tankschleppkähne 12 3.499 12 3.499<br />
zusammen 2.235 2.838.879 2.225 2.800.980<br />
Schlepp-/Schubschiffe Anzahl kW Anzahl kW<br />
Schlepper 140 29.367 1<strong>31</strong> 28.599<br />
Schubboote 285 107.776 288 109.555<br />
Fahrgastschiffe Anzahl Fahrgastplätze Anzahl Fahrgastplätze<br />
Tagesausflugsschiffe 983 229.577 985 228.076<br />
Fahrgastkabinenschiffe 50 5.686 54 6.230<br />
Unternehmen 2008 2009 2010 08-09 09-10<br />
Trockengüterschifffahrt 546 508 488 - 7,0 % - 3,9 %<br />
Tankschifffahrt 175 167 147 - 4,6 % -12,0 %<br />
Schub-/Schleppschifffahrt 43 36 34 -16,3 % - 5,6 %<br />
Personenschifffahrt 341 <strong>31</strong>1 302 - 8,8 % - 2,9 %<br />
Gewerbliche Schifffahrt 1.056 1.000 948 - 5,3 % - 5,2 %<br />
Werkschifffahrt 24 23 22 - 4,2 % - 4,3 %<br />
Unternehmen insgesamt 24 23 22 - 4,2 % - 4,3 %<br />
Beschäftigte 2008 2009 2010 08-09 09-10<br />
Fahrendes Personal 5.989 5.851 5.534 -2,3 % -5,4 %<br />
Landpersonal 1.639 1.619 1.576 -1,2 % -2,7 %<br />
Beschäftigte insgesamt 7.628 7.470 7.110 -2,1 % -4,8 %<br />
Anmerkung: Die Angaben in den einzelnen Zeilen dieser Tabelle ergeben addiert größere Summen als<br />
ausgewiesen, weil einige Unternehmen in mehr als einem Bereich tätig sind.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt Stand: jeweils 30.06.<br />
Quelle: Zentrale Binnenschiffsbestandsdatei bei <strong>der</strong> Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest<br />
Zahlen für 2012 sind noch vorläufig<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
9
LAGE<br />
sich, sogar noch verstärkt, auch im Berichtsjahr fortgesetzt.<br />
Zum letzten vorliegenden Erhebungszeitraum Mitte 2010<br />
waren in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt (ohne Werkverkehr) 948<br />
deutsche Unternehmen (-5,2 % gegenüber dem Stichtag<br />
2009) tätig. Die Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2010<br />
einen Umsatz von insgesamt 1.321 Mio. Euro gegenüber 1.268<br />
Mio. Euro in 2009, dem Jahr <strong>der</strong> Wirtschaftskrise. Damit betrug<br />
<strong>der</strong> Umsatzanstieg insgesamt etwas über 4 %. Dabei<br />
stieg <strong>der</strong> Umsatz in <strong>der</strong> Trockenschifffahrt um 8,1 %, wohingegen<br />
die Tankschifffahrt einen weiteren Umsatzrückgang<br />
in Höhe von 3,2 % hinnehmen musste. Der Umsatzanstieg in<br />
<strong>der</strong> Personenschifffahrt um 8,5 % auf jetzt 268 Mio. Euro fiel<br />
sehr erfreulich aus.<br />
Von den 948 Unternehmen betrieben 488 (-3,9%) Trockengüterschifffahrt,<br />
147 (- 2,0 %) Tankschifffahrt, 34 (-5,6 %)<br />
Schub- und Schleppschifffahrt sowie 302 Unternehmen<br />
(-2,9 %) Personenschifffahrt. Fast unverän<strong>der</strong>t (im Vorjahr<br />
23) waren 22 Unternehmen ausschließlich im Werkverkehr<br />
tätig.<br />
Knapp 75 % <strong>der</strong> Unternehmen (708) erzielten einen Umsatz<br />
aus <strong>der</strong> Binnenschifffahrt von weniger als 500.000 Euro<br />
im Jahr, 240 Unternehmen erwirtschafteten einen Umsatz<br />
pro Jahr von 500.000 und mehr Euro. Damit verringerte sich<br />
die Gruppe <strong>der</strong> umsatzstärkeren Unternehmen um 30 Betriebe<br />
(-10,9 %), wobei <strong>der</strong> Rückgang nicht mehr so stark wie<br />
im Vergleichsjahr 2010 (-19,8 %) ausfiel.<br />
Der seit 2006 zu beobachtende Rückgang bei den Beschäftigten<br />
in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt hat sich mit einem Minus<br />
von insgesamt 4,8 % verstärkt fortgesetzt. Dabei ist zu<br />
beobachten, dass <strong>der</strong> Rückgang beim fahrenden Personal<br />
mit -5,4 % weitaus höher als im Vorjahr (-2,3 %) ausfiel. Mo<strong>der</strong>ater<br />
fiel die Entwicklung beim Landpersonal mit einem<br />
Minus von 2,7 % aus, das allerdings auch höher als im Vorjahr<br />
(-1,2 %) war.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Auszubildenden an Bord von deutschen Binnenschiffen<br />
ging nach einem stetigen Anstieg in den Jahren<br />
2000 bis 2009 im Jahr 2011 zum zweiten mal hintereinan<strong>der</strong><br />
zurück. So meldet <strong>der</strong> Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
nach 498 Auszubildenden in 2009 und 451 in 2010<br />
für das Jahr 2011 nur noch 385 Ausbildungsverhältnisse.<br />
10<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
VERBAND<br />
Teilnehmer des Parlamentarischen Abends <strong>der</strong> PGBi am 20. September 2011 (v.l.n.r.): Seinerzeitiger BDB-Vizepräsident Georg Hötte, BÖB-Vizepräsident Detlef Bütow,<br />
Mo<strong>der</strong>ator Lutz Lauenroth, MdB Dr. Valerie Wilms (Bündnis 90/Die Grünen), MdB Gustav Herzog (SPD), MdB Torsten Staffeldt (FDP), MdB Matthias Lietz (CDU)<br />
AUS DEM VERBAND<br />
Verbandsstruktur<br />
Der <strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen Binnenschiffahrt e.V.<br />
(BDB) wurde 1974 als Zusammenschluss verschiedener<br />
Stromgebietsverbände gegründet. Der BDB mit Sitz in Duisburg-Ruhrort<br />
und politischer Repräsentanz in Berlin-Mitte<br />
vertritt als Branchenverband die Gesamtheit <strong>der</strong> Unternehmen<br />
im deutschen Binnenschifffahrtsgewerbe, und zwar sowohl<br />
in <strong>der</strong> Güterschifffahrt als auch in <strong>der</strong> Personenschifffahrt.<br />
Im BDB sind die Binnenschifffahrtsree<strong>der</strong>eien und<br />
-speditionen inklusive <strong>der</strong> dort angeschlossenen Partikuliere,<br />
die Binnenschifffahrtsgenossenschaften und die frei fahrenden<br />
Partikuliere vereint. Die Mitgliedschaft erfolgt auf freiwilliger<br />
Basis. Hafenbetriebe, Versicherungen, Motorenhersteller<br />
und Kreditfinanzierer, die dem Binnenschifffahrtsgewerbe<br />
verbunden sind, haben ebenfalls die Mitgliedschaft<br />
im BDB erworben.<br />
Aktivitäten des BDB<br />
Satzungsgemäß verfolgt <strong>der</strong> BDB die Aufgabe, die Unternehmer<br />
in <strong>der</strong> Güter- und Fahrgastschifffahrt in allen das Gewerbe<br />
berührenden Fragen zu beraten, die Interessen gegenüber<br />
<strong>der</strong> Politik und Verwaltung zu vertreten und zu<br />
sämtlichen verkehrs- und gewerbepolitisch relevanten Entwicklungen<br />
Stellung zu nehmen. Der BDB setzt sich dabei<br />
etwa für einen ökonomisch notwendigen, d.h. bedarfsgerechten<br />
Ausbau <strong>der</strong> Wasserstraßeninfrastruktur ein, <strong>der</strong> zugleich<br />
den ökologischen Belangen Rechnung trägt. Er sorgt<br />
dafür, das Leistungspotenzial des umweltfreundlichsten<br />
Verkehrsträgers Binnenschifffahrt im Bewusstsein <strong>der</strong> politischen<br />
Entscheidungsträger einerseits und bei den Spediteuren<br />
und <strong>der</strong> verladenden Wirtschaft an<strong>der</strong>erseits zu verankern<br />
und die Binnenschifffahrt noch stärker in die logistischen<br />
Ketten einzubinden. Darüber hinaus bringt sich <strong>der</strong><br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
11
VERBAND<br />
Teilnehmer des öffentlichen Teils <strong>der</strong> BDB-Mitglie<strong>der</strong>versammlung am 23. Mai 2011: (v.l.n.r.) BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen, Emile C. Hoogsteden (Hafen Rotterdam),<br />
Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer, seinerzeitiger BDB-Präsident Dr. Gunther Jaegers, MdB Uwe Beckmeyer (SPD) und Jean-Eric Paquet (EU-Kommission)<br />
BDB aktiv in Gestaltung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
des Binnenschifffahrtsgewerbes ein, sei es in Fragen<br />
<strong>der</strong> Nautik und Technik, in Fragen <strong>der</strong> Sicherheits- und Terrorismusanfor<strong>der</strong>ungen,<br />
in Fragen des Umweltschutzes<br />
o<strong>der</strong> in Fragen <strong>der</strong> Angleichung <strong>der</strong> Wettbewerbsbedingungen<br />
gegenüber <strong>der</strong> ausländischen Konkurrenz und gegenüber<br />
den konkurrierenden Verkehrsträgern. Mit Stellungnahmen<br />
und eigenen Eingaben reagiert <strong>der</strong> BDB gegenüber<br />
<strong>der</strong> Politik auf sämtliche verkehrs- und gewerbepolitisch relevanten<br />
Entwicklungen und sorgt mit eigenen Veranstaltungen<br />
(Parlamentarischer Abend, Internationaler Binnenschifffahrtstag<br />
etc.) für eine entsprechende Aufmerksamkeit.<br />
Die haupt- und ehrenamtlichen Kräfte im BDB sind von<br />
<strong>der</strong> Politik, von den Medien und von an<strong>der</strong>en branchennahen<br />
Organisationen als Experten für den Verkehrsträger Binnenschifffahrt<br />
für Fachvorträge und Diskussionsrunden regelmäßig<br />
angefragt.<br />
Verbandspublikationen<br />
Tagesaktuell versorgt <strong>der</strong> Verband die Medien und Nachrichtenagenturen<br />
mit Presseinformationen, die – ebenso wie<br />
ein Diskussionsforum und eine kompakte Präsentation des<br />
Verkehrsträgers – auch über die Verbandswebsite www.binnenschiff.de<br />
abgerufen werden können. In <strong>der</strong> Verbandszeitschrift<br />
„Binnenschifffahrts Report“ findet die ausführliche<br />
Berichterstattung über die Branche statt. Mit <strong>der</strong> kostenlosen<br />
Quartalszeitschrift werden mittlerweile weit über 3.000<br />
Leser erreicht. Die wesentlichen Kennzahlen des Verkehrsträgers<br />
Binnenschifffahrt hat <strong>der</strong> BDB in <strong>der</strong> aktuellen Ausgabe<br />
des jährlich erscheinenden statistischen Faltblatts „Daten<br />
& Fakten“ zusammengestellt.<br />
BDB dankt langjährigem<br />
Präsidenten Dr. Gunther Jaegers<br />
Dr. Gunther Jaegers (Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH, Duisburg) hat<br />
am 11. Januar 2012 seinen Rücktritt vom Amt des BDB-Präsidenten<br />
erklärt. Über seine Amtszeit zog er ein positives Resümee:<br />
Die vergangenen gut fünf Jahre seit seiner Wahl an<br />
die Verbandsspitze am 5. Oktober 2006 in Würzburg im Rahmen<br />
des Internationalen Binnenschifffahrtstages seien geprägt<br />
gewesen von interessanten Begegnungen mit Politikern<br />
auf Bundes-, Landes- und Europaebene. Dr. Jaegers hatte<br />
bereits bei seiner Wie<strong>der</strong>wahl im April 2010 erklärt, das<br />
Amt des Präsidenten nur bis Anfang des Jahres 2012 auszuüben.<br />
Der BDB dankt Dr. Gunther Jaegers für das bisherige<br />
außerordentliche Engagement und freut sich über die auch<br />
zukünftig gegebene Unterstützung durch den Tankree<strong>der</strong> in<br />
den Verbandsgremien: Dr. Jaegers wirkt seit seiner am 11. Januar<br />
2012 erfolgten Wahl zum Vizepräsidenten auch weiterhin<br />
aktiv sowohl im Vorstand als auch im Präsidium des BDB<br />
mit und vertritt die Positionen des BDB im Verwaltungsrat<br />
des europäischen Dachverbandes EBU.<br />
Georg Hötte neuer BDB-Präsident<br />
Zum neuen Präsidenten des Verbandes hat <strong>der</strong> BDB-Vorstand<br />
am 11. Januar 2012 im Duisburger „Haus Rhein“ einstimmig<br />
Georg Hötte gewählt. Der Geschäftsführer <strong>der</strong> Rhenus<br />
PartnerShip GmbH & Co. KG (Duisburg) gehört dem Vorstand<br />
des BDB bereits seit Juni 1998 an. In das Präsidium<br />
wurde er im Oktober 2001 gewählt. Neben seinem Engagement<br />
für den BDB nimmt Georg Hötte weitere ehrenamtliche<br />
Aufgaben für die nationale und internationale Binnenschifffahrt<br />
wahr: Er bekleidet das Amt des Vizepräsidenten<br />
12<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
VERBAND<br />
im Arbeitgeberverband <strong>der</strong> deutschen Binnenschiffahrt e.V.<br />
(AdB), ist Vorstandsmitglied in <strong>der</strong> Berufsgenossenschaft für<br />
Transport und Verkehrswirtschaft, Mitglied im Verwaltungsrat<br />
und im Direktionsausschuss <strong>der</strong> Internationalen Vereinigung<br />
zur Wahrnehmung <strong>der</strong> gemeinsamen Interessen <strong>der</strong><br />
Binnenschifffahrt und <strong>der</strong> Versicherung und zur Führung<br />
des Binnenschiffsregisters in Europa (IVR) und Vorsitzen<strong>der</strong><br />
im Beirat <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei NRW sowie <strong>der</strong> Schubschifffahrtskommission<br />
im europäischen Dachverband für<br />
die Binnenschifffahrt, EBU. BDB-Präsident Hötte ist zudem<br />
Mitglied <strong>der</strong> deutschen Delegation in <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
für Umweltfragen <strong>der</strong> Zentralkommission für die<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) und <strong>der</strong> Donaukommission. Er ist berufenes<br />
Mitglied im Beirat zur Umsetzung des Nationalen<br />
Hafenkonzepts <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />
Forum Binnenschifffahrt und Logistik<br />
Der BDB bringt sich auch weiterhin aktiv in das Forum Binnenschifffahrt<br />
und Logistik ein, das im Herbst 2011 seine Arbeit<br />
fortgesetzt hat. Das Forum wurde im Jahr <strong>2003</strong> seitens<br />
des BMVBS gegründet, um das PLANCO-Gutachten zum<br />
Thema „Potentiale und Zukunft <strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt“<br />
in einem praxisnahen Maßnahmenkatalog zusammenzufassen.<br />
Neben AdB, BDB, BDS, VSM und BÖB gehören<br />
auch DSLV, BDI, BUND, ver.di sowie BGA dem Forum an. In<br />
<strong>der</strong> Sitzung Anfang September 2011 in Berlin wurde die Einrichtung<br />
von Arbeitsgruppen zu wichtigen Themen <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
vereinbart. In einer ersten Aufgabenverteilung<br />
wurde besprochen, dass sich AdB, ver.di und BDS zukünftig<br />
dem Themenkreis Arbeit und Soziales widmen werden,<br />
<strong>der</strong> BDB wird sich des Themenkomplexes Infrastruktur<br />
annehmen. Die Arbeitsgruppe Innovationen / Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
<strong>der</strong> Binnenschiffsflotte soll <strong>der</strong> VSM führen, während<br />
sich <strong>der</strong> BÖB fe<strong>der</strong>führend des Themenkreises Hafenkapazitäten<br />
annehmen soll. Das Bundesverkehrsministerium sieht<br />
sich im Wesentlichen in einer Sekretariatsfunktion und hat<br />
darüber hinaus angekündigt, <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbände<br />
nach einem Netzzustandsbericht für die Wasserstraßen<br />
nachzugehen. Der Ankündigung, sich um eine Dokumentation<br />
und Veröffentlichung <strong>der</strong> Ergebnisse des Einsatzes von<br />
Partikelfiltern an Bord von Binnenschiffen zu bemühen, ist<br />
das Ministerium Anfang Februar 2012 nachgekommen. Auf<br />
Anregung des BDB soll zudem <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden,<br />
wie sich zukünftig die Schifffahrtsmärkte und die<br />
schifffahrtsrelevanten Gütergruppen entwickeln werden<br />
und welche Schiffstypen zukünftig vom Markt benötigt werden.<br />
Die Schirmherrschaft für das Forum hat Staatssekretär<br />
im Bundesverkehrsministerium, Prof. Dr. Klaus-Dieter<br />
Scheurle übernommen. Die nächste Sitzung des Forums findet<br />
am 28. Juni 2012 an Bord des Schulschiff Rhein statt.<br />
BDB-Arbeitskreis Innovationen gegründet<br />
Der BDB hat die Expertise seiner Mitglie<strong>der</strong> im Bereich Innovationen<br />
in einem neuen Arbeitskreis gebündelt. Im Rahmen<br />
<strong>der</strong> konstituierenden Sitzung Ende Februar 2012 sind die zukünftigen<br />
Inhalte dieses Arbeitskreises definiert worden: Danach<br />
wird sich die Gruppe insbeson<strong>der</strong>e den Themenkomplexen<br />
„Alternative Antriebstechnologien“ und „Personal /<br />
Ausbildung“ widmen. Beleuchtet werden sollen auch mögliche<br />
Innovationen u.a. in den Bereichen Telematik, Schiffskaskos<br />
und Propeller. In das Amt des Arbeitskreisvorsitzenden<br />
wurde BDB-Vizepräsident Martin Staats (MSG eG, Würzburg)<br />
für die Dauer von drei Jahren gewählt.<br />
© Bundesministerium für Verkehr,<br />
Bau und Stadtentwicklung<br />
Antrittsbesuch des BDB-Präsidenten Georg Hötte bei Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer am 24. April 2012<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
13
NATIONAL<br />
NATIONALE VERKEHRS- UND GEWERBEPOLITIK<br />
Rund 7.500 Kilometer umfasst das Netz von deutschen Binnenwasserstraßen,<br />
das von <strong>der</strong> Güter- und Personenschifffahrt<br />
genutzt werden kann. Davon entfallen rund 75 % <strong>der</strong><br />
Strecke auf Flüsse und etwa 25 % auf Kanäle. Zu den Bundeswasserstraßen<br />
zählen zudem circa 23.000 Quadratkilometer<br />
Seewasserstraßen. Einen sicheren Betrieb <strong>der</strong> Schifffahrt sollen<br />
zahlreiche Bauwerke und Anlagen gewährleisten, darunter<br />
z.B. etwa 330 Schiffsschleusenanlagen.<br />
Im Hinblick auf den infrastrukturellen Zustand weist das<br />
Bundeswasserstraßennetz weiterhin ein uneinheitliches Bild<br />
auf. Während die Wasserstraßeninfrastruktur z.B. am Rhein<br />
in einem insgesamt guten Zustand ist, besteht insbeson<strong>der</strong>e<br />
an Donau, Elbe, Main, Mosel o<strong>der</strong> Neckar sowie im westdeutschen<br />
und ostdeutschen Kanalgebiet ein hoher Investitionsbedarf.<br />
Denn an<strong>der</strong>s als bei Straße und Schiene, wo eine<br />
bundesweit normierte Infrastruktur vorhanden ist, ist die<br />
Befahrbarkeit <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle nur mit jeweils unterschiedlichen<br />
Schiffstypen möglich, selbst auf internationalen<br />
Magistralen wie <strong>der</strong> Donau. Kapazitätsengpässe wie zu<br />
niedrige Brückendurchfahrtshöhen, zu geringe Schleusenkammerlängen<br />
und fehlende Abladetiefen begrenzen die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Binnenschifffahrt. Hinzu kommen<br />
sehr hohe Erhaltungsinvestitionen, die aus einer jahrzehntelangen<br />
Unterfinanzierung <strong>der</strong> Wasserstraßeninfrastruktur<br />
resultieren. Dies hat auch die Bundesregierung erfasst, die in<br />
ihrem Koalitionsvertrag feststellt: „Erhalt sowie Neu- und<br />
Ausbau <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur sind weit hinter dem Be-<br />
darf zurückgeblieben. Entscheidende Schwächen waren die<br />
kontinuierliche Unterfinanzierung und schwankende Haushaltslinien“.<br />
Der BDB wirbt seit Jahren für die Schaffung eines so genannten<br />
homogenen Wasserstraßennetzes, d.h. für einen<br />
Ausbaustandard, <strong>der</strong> die Befahrbarkeit <strong>der</strong> wichtigsten Relationen<br />
mit einheitlichen Gefäßen ermöglicht. Das heute in<br />
<strong>der</strong> Binnenschifffahrt anzutreffende 110 Meter lange Großmotorgüterschiff<br />
ist aufgrund <strong>der</strong> vorgenannten Beschränkungen<br />
noch lange nicht in allen Relationen einsetzbar. Die<br />
Politik hat das erkannt und deshalb im Nationalen Hafenkonzept,<br />
das einen wesentlichen Baustein im sog. Aktionsplan<br />
Güterverkehr und Logistik bildet, das „Leitbild“ für die<br />
Wasserstraßeninfrastruktur definiert: Ausbaumaßnahmen<br />
sollen sich am Großmotorgüterschiff und <strong>der</strong> zwei- bzw.<br />
dreilagigen Stapelbarkeit von Containern orientieren.<br />
Gut zweieinhalb Jahre nach Zusammentreten <strong>der</strong> am<br />
27. September 2009 gewählten Bundesregierung aus CDU/<br />
CSU und FDP steht allerdings zu befürchten, dass dieses<br />
festgelegte „Leitbild“ aufgrund <strong>der</strong> angespannten Haushaltslage<br />
des Bundes ins Leere läuft. Denn für Ausbaumaßnahmen<br />
an Bundeswasserstraßen ist nach den Vorstellungen<br />
des Bundesverkehrsministeriums aufgrund jährlicher<br />
Fehlbeträge in Höhe von über 500 Mio. Euro in Zukunft nahezu<br />
kein Raum mehr. Dies hat die Bundesregierung im Rahmen<br />
eines sog. Mo<strong>der</strong>nisierungskonzepts offenbart, welches<br />
Ausdruck eines konsequenten Sparzwangs ist. Unter Berück-<br />
14<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
sichtigung dieser Umstände sorgt we<strong>der</strong> die ausdrücklich im<br />
Koalitionsvertrag verankerte Zusage <strong>der</strong> Regierung, die seewärtigen<br />
Zufahrten zügig zu optimieren und die Seehafenhinterlandanbindungen<br />
gezielt auszubauen, noch die im<br />
Jahr 2012 im Wasserstraßenbereich erfolgte Verstetigung<br />
<strong>der</strong> Investitionslinie des Vorjahres auf vergleichsweise hohem<br />
Niveau beim Binnenschifffahrtsgewerbe für Zufriedenheit.<br />
Die Zwischenbilanz kann aus Sicht des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />
deshalb trotz positiv hervorzuheben<strong>der</strong><br />
Aspekte wie z.B. <strong>der</strong> Fortführung <strong>der</strong> Arbeit des Forums Binnenschifffahrt<br />
und Logistik nicht überzeugen.<br />
Infrastrukturpolitik<br />
Reform <strong>der</strong> WSV / Neues Wasserstraßenkonzept<br />
Welchen Ausbauzustand <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle benötigen<br />
die Häfen, das Schifffahrtsgewerbe und <strong>der</strong>en Kunden Diese<br />
Frage hat den BDB und die weiteren branchennahen Organisationen<br />
intensiv beschäftigt, nachdem das Bundesverkehrsministerium<br />
im Januar 2011 im Zusammenhang mit einer<br />
Reform <strong>der</strong> Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in einem<br />
Bericht seine Vorstellungen eines „Mo<strong>der</strong>nisierungskonzepts<br />
für die Bundeswasserstraßen“ vorgestellt hat. Für<br />
die Ressourcensteuerung soll zukünftig nicht mehr nur das<br />
Kriterium <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit herangezogen<br />
werden, son<strong>der</strong>n zudem Netzkriterien, welche<br />
die Verkehrsbedeutung von Transportrelationen abbilden.<br />
Diese neue Bewertungsmethode würde bei <strong>der</strong> Verkehrswegeplanung<br />
erstmals zu einer Ungleichbehandlung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />
führen.<br />
Verkehrsaufkommen soll<br />
über Investitionen entscheiden<br />
Nach den Vorstellungen des Bundesverkehrsministeriums<br />
sollen Flüsse und Kanäle zukünftig maßgeblich auf Grundlage<br />
<strong>der</strong> transportierten Menge in folgende Klassen eingeteilt<br />
werden: Vorrangnetz (wenigstens 10 Mio. Tonnen Güter pro<br />
Jahr), Hauptnetz (wenigstens 5 Mio. Tonnen Güter), Ergänzungs-<br />
und Nebennetz (3 bzw. 1 Mio. Tonnen Güter). Wasserstraßen<br />
mit einem jährlichen Verkehrsaufkommen von weniger<br />
als 1 Mio. Tonne sollen schließlich das Rand-, Wassertourismus-<br />
bzw. Restwasserstraßennetz bilden. Ein zügiger<br />
Ausbau in „hoher Intensität“ soll nur noch im Vorrangnetz<br />
stattfinden. Selbst im Hauptwasserstraßennetz soll ein Ausbau<br />
nur noch mit geringerer Intensität als bisher erfolgen.<br />
Stattdessen ist eine „Optimierung“ vorgesehen, worunter<br />
das Ministerium Maßnahmen versteht, die die Verhältnisse<br />
für die Schifffahrt verbessern. Beispielhaft werden im<br />
2. WSV-Bericht Brückenanhebungen, die Anpassung von<br />
Kurvenradien, Sohlbaggerungen sowie die Errichtung von<br />
wasserbaulichen Anlagen zur Verbesserung <strong>der</strong> nautischen<br />
Verhältnisse genannt. Zu diesem Hauptnetz zählen auf<br />
Grundlage <strong>der</strong> vorgenannten Gütermengenklassifizierung<br />
etwa <strong>der</strong> Elbe-Seitenkanal, Teile des westdeutschen Kanalsystems,<br />
des Neckars und <strong>der</strong> Main-Donau-Kanal. Im Übrigen<br />
sollen nur noch Unterhaltungsmaßnahmen, in Teilen<br />
aber sogar Renaturierungen, im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Unterhaltung<br />
und Betrieb sollen an Wasserstraßen mit großer<br />
Verkehrsbedeutung intensiviert werden, wodurch hier zukünftig<br />
eine höhere Personalausstattung erfor<strong>der</strong>lich wäre.<br />
Im Neben- und Randnetz soll stattdessen nur noch das Mindestpersonal<br />
für die Aufgabenerledigung vorgehalten werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse werden<br />
dort deutlich längere Rüstzeiten in Kauf genommen.<br />
Damit reduziert das Konzept den Flussausbau auf die heute<br />
schon gut frequentierten Wasserstraßen wie den Rhein, das<br />
westdeutsche Kanalsystem, den Main, die Mosel o<strong>der</strong> die<br />
Donau.<br />
Expertenanhörung im Deutschen Bundestag<br />
Der BDB hat sich aktiv und erfolgreich in die Debatte eingebracht.<br />
In einer Expertenanhörung vor dem Verkehrsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages hat <strong>der</strong> BDB im Juni 2011<br />
seine Position dargelegt: Es ist nach Ansicht des Verbandes<br />
richtig, dass Investitionen in die Infrastruktur sämtlicher<br />
Verkehrsträger dort getätigt werden sollten, wo <strong>der</strong> verkehrliche<br />
Bedarf am Höchsten, <strong>der</strong> volkswirtschaftliche Nutzen<br />
am Größten, und aufgrund jahrelanger Unterfinanzierung<br />
die Erhaltungsnotwendigkeit am Dringendsten ist. Den Abgeordneten<br />
konnte vermittelt werden, dass dieser Ansatz jedoch<br />
nicht neu ist, son<strong>der</strong>n bei den Wasserstraßen <strong>der</strong> Investitionspolitik<br />
<strong>der</strong> vergangenen Jahre entspricht: 80 % <strong>der</strong><br />
Investitionen gingen nicht in den Ausbau, son<strong>der</strong>n in den Erhalt<br />
<strong>der</strong> Wasserstraßen. Kernproblem ist daher weniger die<br />
Prioritätenbildung, son<strong>der</strong>n die eklatante Unterfinanzierung,<br />
die sich nun auf einen jährlichen Fehlbetrag über 500<br />
Mio. Euro aufgebaut hat.<br />
Verkehrsausschuss for<strong>der</strong>t Überarbeitung des Konzepts<br />
Der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages hat<br />
dem sog. Mo<strong>der</strong>nisierungskonzept in seiner ursprünglichen<br />
Ausgestaltung Anfang Juli 2011 eine klare Absage erteilt. In<br />
einem Entschließungsantrag zum weiteren Vorgehen des<br />
BMVBS bei <strong>der</strong> Neustrukturierung des Wasserstraßennetzes<br />
for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Bundestag das Ministerium auf, nicht nur die<br />
Gütermenge (Tonnage), son<strong>der</strong>n zusätzlich u.a. die Verkehrs-,<br />
Erschließungs- und Zugangsfunktionen <strong>der</strong> Flüsse<br />
und Kanäle und die Wertschöpfung <strong>der</strong> Transporte zu berücksichtigen.<br />
Darüber hinaus wurde das BMVBS aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
die Netzkategorisierung <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen um<br />
eine eingehende Begründung zu ergänzen, aktuelles Datenmaterial<br />
zugrunde zu legen und die Anzahl <strong>der</strong> vorgeschlagenen<br />
Kategorien zu verringern.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
15
NATIONAL<br />
Bundesverkehrsministerium<br />
legt Fortschrittsberichte vor<br />
Mittlerweile hat das Bundesverkehrsministerium auf Auffor<strong>der</strong>ung<br />
des Verkehrs- und Haushaltsausschusses drei Fortschrittsberichte<br />
vorgelegt und die For<strong>der</strong>ungen des Bundestages<br />
aufgegriffen. Der Ende Oktober 2011 vorgelegte 3. Bericht<br />
enthielt die Ankündigung, dass das gesamte Netz <strong>der</strong><br />
Bundeswasserstraßen ergänzend auf <strong>der</strong> Grundlage des Kriteriums<br />
„Vernetzung von Wirtschaftsräumen“ untersucht<br />
werden soll. Auf diese Ankündigungen nimmt <strong>der</strong> jüngste<br />
Sachstandsbericht mit Datum vom 25. Januar 2012 (4. WSV-<br />
Bericht) Bezug: Das Ministerium informiert, dass <strong>der</strong> Gutachterauftrag<br />
im November 2011 erteilt worden ist. Das Beratungsunternehmen<br />
Railistics wird im Rahmen des Gutachtens<br />
die Zweckmäßigkeit einzelner alternativer Kriterien für<br />
die Kategorisierung des Netzes <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen<br />
prüfen und die danach geeigneten Kriterien vertieft untersuchen.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Netzkategorien <strong>der</strong> Binnenwasserstraßen<br />
wird reduziert. Aus den untersuchten Kriterien ergeben<br />
sich die jeweiligen Kategorisierungsmaßstäbe, an denen sich<br />
die Zuordnung sowie <strong>der</strong> „Auf- und Abstieg“ <strong>der</strong> einzelnen<br />
Wasserstraßen in <strong>der</strong> Klassifizierung orientieren wird.<br />
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses lag dem BDB das<br />
Ergebnis dieser Untersuchung noch nicht vor. Das BMVBS<br />
hat angekündigt, dass zukünftig eine strategische Investitionsplanung<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage des o.g. Gutachtens erfolgen<br />
soll. Nach Auskunft des Ministeriums können in den kommenden<br />
Jahren lediglich bereits begonnene Maßnahmen<br />
sowie Ersatzinvestitionen im gesamten Netz realisiert werden.<br />
Die vorstehenden Aussagen sollen sinngemäß auch für<br />
die Festlegung <strong>der</strong> zukünftigen Intensität von Betrieb und<br />
Unterhaltung gelten. Positives Ergebnis <strong>der</strong> Debatte ist, dass<br />
nicht nur dem Parlament, son<strong>der</strong>n auch einer breiteren Öffentlichkeit<br />
die grundsätzlich gegebene Leistungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Binnenschifffahrt, die massiv unter den Einschränkungen<br />
im Wasserstraßennetz leidet, deutlich wurde.<br />
Investitionsrahmenplan 2011 - 2015<br />
Es wäre falsch, das geplante sog. Mo<strong>der</strong>nisierungskonzept<br />
des BMVBS als „feindlichen Akt” des Ministers gegenüber<br />
<strong>der</strong> Schifffahrt zu bezeichnen. Minister Ramsauer steht vielmehr<br />
bildlich gesprochen mit dem Rücken an <strong>der</strong> Wand: Die<br />
jahrzehntelange Unterfinanzierung <strong>der</strong> Vorgängerregierungen<br />
im Wasserstraßenbereich hat einen Investitionsstau gewaltigen<br />
Ausmaßes hervorgerufen. Der aktuelle Investitionsrahmenplan<br />
2011 - 2015 verdeutlicht, dass bis 2015 für<br />
den weiteren Aus- und Neubau von Bundeswasserstraßen<br />
statt <strong>der</strong> insgesamt erfor<strong>der</strong>lichen 2,4 - 2,6 Mrd. Euro lediglich<br />
900 Mio. Euro zur Verfügung stehen werden, wenn politisch<br />
nicht umgesteuert wird. Dies ist erstaunlich, da das Ministerium<br />
im IRP 2011 - 2015 selbst einräumt, dass es technisch<br />
grundsätzlich möglich wäre, in diesem Zeitraum ein<br />
Investitionsvolumen von etwa 2,4 bis 2,6 Mrd. Euro zu realisieren.<br />
Das Netz <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen wird in seiner<br />
räumlichen Ausdehnung als abgeschlossen betrachtet. Reine<br />
Neubaumaßnahmen sind insofern für die Bundeswasserstraßen<br />
nicht vorgesehen. Für die anstehenden Ausbaumaßnahmen<br />
werden die anzusetzenden Realisierungszeiträume<br />
deutlich ansteigen. Abgesehen vom Neubau <strong>der</strong> 5. Schleusenkammer<br />
in Brunsbüttel wird kein Spielraum für den Beginn<br />
von neuen Maßnahmen gesehen, da die verfügbaren<br />
Investitionsmittel bereits durch die laufenden Vorhaben gebunden<br />
sind.<br />
Da stellt die Zusicherung, dass zumindest <strong>der</strong> Erhalt bis<br />
2015 mit einem Investitionsbedarf von 3,0 Mrd. Euro finanziell<br />
gesichert sei, und Straße und Schiene unter ähnlichen<br />
Finanzierungsdefiziten leiden, nur einen äußerst schwachen<br />
Trost dar. An<strong>der</strong>s als bei Fernstraße und Schiene enthält <strong>der</strong><br />
IRP 2011 - 2015 allerdings keinen Projektplan für die Bundeswasserstraßen<br />
und schafft damit entgegen <strong>der</strong> Ankündigung<br />
des Ministers für das System Wasserstraße keine<br />
Transparenz beim Verkehrswegebau. Denn das Ministerium<br />
verschweigt, welche wasserbaulichen Maßnahmen überhaupt<br />
noch ergriffen werden, wann dies erfolgt und in welcher<br />
Qualität <strong>der</strong> Erhalt bzw. <strong>der</strong> Ausbau stattfindet, aber<br />
auch, was für Kosten hierfür anfallen. Auch die Abgeordneten<br />
des Parlaments kann es nicht zufrieden stellen, dass hier<br />
Infrastrukturpolitik nach Kassenlage betrieben wird.<br />
Etat für Bundeswasserstraßen<br />
2012 stehen für den Erhalt und Ausbau <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle<br />
rund 850 Mio. Euro zur Verfügung. Damit wird seitens <strong>der</strong><br />
Bundesregierung die Absicht des Koalitionsvertrages umgesetzt,<br />
die Investitionsmittel auch im Bereich <strong>der</strong> Wasserstraßen<br />
auf hohem Niveau zu verstetigen. Vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> Anfang 2011 seitens des BMVBS im Bericht zur WSV-Reform<br />
eingeräumten Haushaltslücke von über 500 Mio. Euro<br />
pro Jahr kann dieser Haushaltsansatz jedoch nicht zufrieden<br />
stellen. Bei einem jährlichen Bedarf von rund 1,3 Mrd. Euro<br />
sind die geplanten Finanzmittel deutlich zu gering, um<br />
sämtliche Erhaltungs- und Ausbaumaßnahmen an den Seeund<br />
Binnenwasserstraßen realisieren zu können. Zwar profitiert<br />
auch die Wasserstraße von dem Infrastrukturbeschleunigungsprogramm,<br />
wonach für die Jahre 2012 ff. einmalig<br />
Mehrmittel in Höhe von 1 Mrd. Euro für die Verkehrsinfrastruktur<br />
bereitgestellt werden. Die zusätzlichen Mittel in<br />
Höhe von 300 Mio. Euro im Bereich <strong>der</strong> Wasserstraße kommen<br />
infolge einer Zweckbindung allerdings lediglich dem<br />
Nord-Ostsee-Kanal zugute.<br />
16<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
Verstärkte Nutzerfinanzierung<br />
Die eingangs bereits beschriebene Mangelverwaltung im Infrastrukturbereich<br />
veranlasst das Bundesverkehrsministerium,<br />
über eine stärkere Nutzerfinanzierung auch im Bereich<br />
<strong>der</strong> Wasserstraßen nachzudenken. Deshalb soll mit <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit<br />
stattfindenden Novellierung des Bundesgebührenrechts<br />
eine deutliche Stärkung des Vollkostenprinzips einhergehen.<br />
Die Gebührenerhebung des Bundes soll zukünftig nach einheitlichen<br />
Kriterien aufgrund eines Bundesgebührengesetzes<br />
erfolgen, das sich <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Ressortabstimmung befindet.<br />
Als entscheidende Voraussetzung für den Einstieg in eine<br />
stärkere Nutzerfinanzierung wird die Einrichtung eines Finanzierungskreislaufs<br />
angesehen. Derzeit zahlt die Schifffahrt<br />
rund 70 Mio. Euro jährlich an Befahrensabgaben. Um<br />
Mehrmittel zu generieren, plant das BMVBS zunächst eine<br />
deutliche Erhöhung <strong>der</strong> Schifffahrtsabgaben auf den bereits<br />
heute gebührenpflichtigen Wasserstraßen. Das Ministerium<br />
wird eine Studie über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen<br />
entsprechen<strong>der</strong> Gebührenanhebungen in Auftrag geben.<br />
Auch bisher gebührenfreie Binnenwasserstraßen sollen<br />
in das bestehende Gebührensystem einbezogen werden.<br />
„Zur Verbesserung <strong>der</strong> Einnahmen aus den Befahrensabgaben<br />
sollte überlegt werden, internationale Vereinbarungen<br />
über die entgeltfreie Nutzung bestimmter Bundeswasserstraßen<br />
entsprechend anzupassen“, heißt es im 3. WSV-Bericht.<br />
Der jüngste Sachstandsbericht enthält ergänzend die<br />
Aussage, dass bereits erste Gespräche mit einzelnen Vertragsstaaten<br />
<strong>der</strong> „Mannheimer Akte“ geführt worden sind,<br />
verschweigt aber, dass seitens <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande in diesem<br />
Gespräch bereits eine klare Absage erteilt wurde.<br />
Der BDB lehnt eine Aufhebung <strong>der</strong> Abgabenfreiheit auf<br />
Rhein, Elbe und Donau kategorisch ab, wird sich im Übrigen<br />
aber <strong>der</strong> Diskussion um eine stärkere Nutzerfinanzierung<br />
nicht verschließen. In diesem Zusammenhang muss jedoch<br />
über einen ganzheitlichen Ansatz diskutiert werden, d.h. über<br />
eine Ausweitung des Kreises <strong>der</strong> Abgabenpflichtigen auf<br />
sämtliche Nutzer <strong>der</strong> Binnen- und Seewasserstraßen, sei es<br />
die Seeschifffahrt, die Sportboot- und Freizeitschifffahrt, o<strong>der</strong><br />
die wasserentnehmende Industrie, die Energieerzeuger und<br />
die Brunnenbetreiber. Denn Flüsse und Kanäle dienen nur<br />
zum Teil dem Transport von Gütern und Personen. Die Beund<br />
Entwässerung, die Trinkwasser- und Energiegewinnung<br />
sowie <strong>der</strong> Hochwasserschutz stellen weitere wichtige Funktionen<br />
neben <strong>der</strong> Naherholung und <strong>der</strong> ökologischen Bedeutung<br />
dar. Allerdings zahlen weite Teile dieser Nutzergruppen<br />
<strong>der</strong>zeit gar keine Abgaben, z.B. auf den seewärtigen Zufahrten<br />
Elbe und Weser, o<strong>der</strong> nur pauschale Abgaben in eher<br />
symbolischer Höhe für die Nutzung <strong>der</strong> Wasserstraßen. Eine<br />
ganzheitliche Betrachtung unter Berücksichtigung des regelrechten<br />
Nutzungsbündels könnte zu dem interessanten<br />
Punkt führen, dass eine Einbeziehung sämtlicher Nutzer in<br />
Summe zu signifikanten Mehreinnahmen des Staates führen<br />
könnte, ohne dass eine finanzielle Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
erfolgen würde.<br />
Flüsse und Kanäle dienen vor allem auch naturschutzfachlichen<br />
Zwecken, die einen enormen Kostenaufwand<br />
auslösen: So werden allein für die Umsetzung <strong>der</strong> europäischen<br />
Wasserrahmenrichtlinie 337 Stauanlagen und Wehre<br />
für eine Fischdurchgängigkeit umzubauen sein. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />
einen zusätzlichen Investitionsaufwand von mindestens<br />
750 Mio. Euro bis zum Jahr 2025, zuzüglich anfallen<strong>der</strong><br />
Personalkosten, <strong>der</strong> wohl aus dem Wasserstraßenetat bestritten<br />
werden muss. Derzeit ist nicht erkennbar, dass das<br />
Bundesumweltministerium sich an <strong>der</strong> Kostentragung mit<br />
seinem Etat beteiligt, obwohl es sich doch um die Umsetzung<br />
eines naturschutzfachlichen Auftrags handelt.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
17
NATIONAL<br />
Nationales Hafenkonzept<br />
Die Umsetzung des Nationalen Hafenkonzepts für die Seeund<br />
Binnenhäfen vom 17. Juni 2009 zielt auf eine bessere<br />
Vernetzung <strong>der</strong> Häfen untereinan<strong>der</strong> und auf zahlreiche, inzwischen<br />
priorisierte Maßnahmen zur Stärkung des Systems<br />
Wasserstraße ab. Sie stockte nach den letzten Sitzungen<br />
des Lenkungsausschusses Ende 2011. Erst bei <strong>der</strong> Verkehrsministerkonferenz<br />
am 19. April 2012 in Kassel überreichten<br />
die Verkehrsminister aus Bayern, Baden-Württemberg,<br />
Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ihrem<br />
Ressortkollegen Dr. Peter Ramsauer eine Liste mit Verkehrsprojekten,<br />
welche die einseitige Bevorzugung <strong>der</strong> Anbindung<br />
<strong>der</strong> deutschen Seehäfen im bisherigen Konzept<br />
ausgleichen soll.<br />
Positive Zwischenergebnisse im KLIWAS-Programm<br />
Keine Wasserstraße muss wegen Klimaverän<strong>der</strong>ungen in<br />
den nächsten Jahrzehnten in ihrer Nutzbarkeit in Frage gestellt<br />
werden! Mit dieser Kernaussage eröffnete <strong>der</strong> Staatssekretär<br />
im Bundesverkehrsministerium, Prof. Klaus-Dieter<br />
Scheurle, Ende Oktober 2011 in Berlin die zweite sog. Statuskonferenz<br />
zu den Auswirkungen des Klimawandels auf<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt in Deutschland. Nach den<br />
vorliegenden Zwischenergebnissen des KLIWAS-Projektes<br />
wird es bis 2050 keine beunruhigenden klimabedingten<br />
Verän<strong>der</strong>ungen bei den großen Fließgewässern Deutschlands<br />
geben.<br />
Auf dem Rhein fallen die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Abflussverhältnisse<br />
in den nächsten Jahrzehnten mo<strong>der</strong>at aus. Es besteht<br />
demnach genügend Zeit, sich fundiert und angemessen<br />
auf verän<strong>der</strong>te Abflussverhältnisse einzustellen. Erfreulicherweise<br />
liegen nach dem Rhein nun auch für die Elbe<br />
positive Ergebnisse für den Zeitraum bis 2050 vor: Die Forschungsresultate<br />
weisen darauf hin, dass die Nutzbarkeit<br />
<strong>der</strong> Elbe für die Binnenschifffahrt in den nächsten Jahrzehnten<br />
durch den Klimawandel nicht in Frage gestellt wird. Die<br />
Ergebnisse zur Donau weisen darauf hin, dass klimabedingte<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Abflussverhältnisse in den nächsten<br />
Jahrzehnten mo<strong>der</strong>at ausfallen. Zur Küstenregion liegen<br />
Zwischenergebnisse vor, wonach elementare Kenntnislücken<br />
zur Beurteilung des Meeresspiegelanstiegs an Nordund<br />
Ostsee bestehen. Im Rahmen von KLIWAS sollen neue<br />
wissenschaftliche Grundlagen zur Schließung dieser Lücken<br />
geschaffen werden.<br />
Der BDB, <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Statuskonferenz durch den<br />
seinerzeitigen Präsidenten Dr. Gunther Jaegers vertreten<br />
war, ist dankbar, dass <strong>der</strong>artige Untersuchungen fachkundig<br />
durchgeführt werden. Die bisherigen Ergebnisse dokumentieren<br />
nicht nur für das Binnenschifffahrtsgewerbe,<br />
son<strong>der</strong>n gerade auch für die verladende Wirtschaft die auch<br />
in Zukunft gegebene Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Binnenschifffahrt.<br />
Gewerbepolitik<br />
Motorenför<strong>der</strong>programm<br />
Seit April 2007 för<strong>der</strong>t das Bundesverkehrsministerium den<br />
Einbau von emissionsarmen Dieselmotoren für den Antrieb<br />
von Binnenschiffen. Die Laufzeit des Programms, das auf<br />
fünf Jahre bis Ende 2011 beschränkt war, ist um ein Jahr verlängert<br />
worden. Allerdings beläuft sich <strong>der</strong> für 2012 zur Verfügung<br />
stehende Etat nur noch auf 1 Mio. Euro.<br />
Die geän<strong>der</strong>te Richtlinie, die zum 1. Januar 2012 in Kraft<br />
getreten ist, sieht eine Vereinfachung des Verfahrens sowie<br />
eine stärkere För<strong>der</strong>ung größerer Motoren vor. Zudem ergeben<br />
sich Än<strong>der</strong>ungen hinsichtlich <strong>der</strong> Partikelgrenzwerte,<br />
die Motoren unterschreiten müssen, um för<strong>der</strong>fähig zu<br />
sein. Seit Jahresbeginn muss <strong>der</strong> Grenzwert bei in Fahrt befindlichen<br />
Binnenschiffen unter 0,14 g/kWh und bei neu gebauten<br />
Schiffen unter 0,03 g/kWh liegen. Die Verlängerung<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>maßnahme und die Optimierung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kulisse<br />
waren Kernfor<strong>der</strong>ungen des BDB und sind daher zu begrüßen.<br />
Allerdings bereitet <strong>der</strong> geringe Etat große Probleme,<br />
da die Mittel nicht für die Laufzeit des Programmes<br />
ausreichen werden.<br />
Das Motorenför<strong>der</strong>programm wird nach <strong>der</strong>zeitiger Absicht<br />
<strong>der</strong> Regierung auch über den <strong>31</strong>. Dezember 2012 hinaus<br />
mit leicht erhöhtem Etat verlängert. Eine an<strong>der</strong>e Vorgehensweise<br />
hätte auch verwun<strong>der</strong>t, da das Ministerium<br />
etwa im Aktionsplan Güterverkehr und Logistik eine Fortführung<br />
des Programms festgelegt hat. Die Bundesregierung<br />
hat sich zudem im Koalitionsvertrag des Jahres 2009<br />
klar zur Fortführung <strong>der</strong> Hilfen zur Umrüstung auf abgasärmere<br />
Motoren bekannt. Für eine weitere Fortführung des<br />
Programms sprechen auch die Ergebnisse des Abschlussberichts<br />
des BMVBS-Forschungs- und Entwicklungsvorhabens<br />
„Erprobung von Partikelfiltern für den Einsatz in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt“.<br />
Dem Bericht ist unter an<strong>der</strong>em zu entnehmen,<br />
dass <strong>der</strong> Partikelfiltereinsatz sich durch die Anfang 2011 eingeführte,<br />
europaweite Absenkung des Schwefelanteils auf<br />
10 ppm für die Binnenschifffahrt nun vermutlich etwas<br />
leichter darstellen wird. Aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en technischen<br />
Gegebenheiten in <strong>der</strong> Schifffahrt und den daraus resultierenden<br />
hohen Kosten erscheint aber auch zukünftig<br />
eine finanzielle För<strong>der</strong>ung des Einbaus von Partikelfiltern<br />
geboten. Die Verbände <strong>der</strong> Hersteller, Werften und <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
möchten das För<strong>der</strong>programm weiter fortentwickeln,<br />
z.B. mit dem Ziel <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung dieselelektrischer<br />
Antriebe.<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsprogramm beendet<br />
Das För<strong>der</strong>programm zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> deutschen<br />
Binnenschiffsflotte und Unterstützung von Pilotvorhaben<br />
für innovative Techniken in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt ist plan-<br />
18<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
mäßig zum <strong>31</strong>. Dezember 2011 ausgelaufen. Bis Ende Juni<br />
2011 sind insgesamt 101 Anträge bei <strong>der</strong> WSD West eingegangen.<br />
Davon bezogen sich 51 Anträge auf die För<strong>der</strong>ung<br />
von Neubauten, 29 Anträge auf eine För<strong>der</strong>ung des Erwerbs<br />
jüngerer Schiffe und 16 Anträge hatten eine För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>nisierung im Bereich des La<strong>der</strong>aums, des Arbeitsschutzes<br />
und <strong>der</strong> Umweltfreundlichkeit zum Gegenstand.<br />
Den zwei Anträgen auf Genehmigung von Pilotvorhaben<br />
konnte nicht entsprochen werden, da eine Verwaltungsleitlinie<br />
für Pilotvorhaben seltsamerweise bis Ende <strong>der</strong> Laufzeit<br />
gefehlt hat. Insgesamt 17 Anträge wurden bewilligt, 32 abgelehnt,<br />
die restlichen Anträge waren noch nicht beschieden.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> unattraktiven För<strong>der</strong>kulisse blieb die Inanspruchnahme<br />
des Programms hinter den Erwartungen des<br />
Verbandes und des Bundesverkehrsministeriums zurück.<br />
För<strong>der</strong>richtlinie Kombinierter Verkehr<br />
Im Kombinierten Verkehr ist eine direkte Anschlussför<strong>der</strong>ung<br />
für Baumaßnahmen an öffentlich zugänglichen Umschlaganlagen<br />
des Kombinierten Verkehrs gesichert: Seit<br />
dem 1. Januar 2012 gilt eine Neufassung <strong>der</strong> „Richtlinie zur<br />
För<strong>der</strong>ung von Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs<br />
nichtbundeseigener Unternehmen“. Das Bundesverkehrsministerium<br />
kommt damit <strong>der</strong> Ankündigung aus dem<br />
Aktionsplan Güterverkehr und Logistik nach, das För<strong>der</strong>system<br />
für den Kombinierten Verkehr neu zu konzipieren. Der<br />
BDB begrüßt die neue Richtlinie, die im Grundsatz <strong>der</strong> am<br />
<strong>31</strong>. Dezember 2011 ausgelaufenen För<strong>der</strong>richtlinie entspricht.<br />
Zustimmung findet im Hinblick auf die erfolgten<br />
Neuerungen insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umstand, dass zukünftig<br />
auch Wasserstraße/Wasserstraße-Umschlagvorgänge geför<strong>der</strong>t<br />
werden. Dadurch werden ausdrücklich auch Hubs<br />
innerhalb <strong>der</strong> Transportkette in die För<strong>der</strong>ung einbezogen.<br />
Zudem ist die maximale Höchstför<strong>der</strong>quote erfreulicherweise<br />
nur leicht von 85 % auf 80 % abgesenkt worden. Die<br />
erfolgte Verlängerung <strong>der</strong> Laufzeit <strong>der</strong> Richtlinie von drei<br />
auf vier Jahre stellt eine sinnvolle Maßnahme dar, um eine<br />
höhere Rechtssicherheit für die längerfristige Planung von<br />
größeren Projekten zu schaffen. Bedauerlicherweise sind einige<br />
wichtige Anliegen des BDB im Rahmen <strong>der</strong> Neukonzipierung<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>richtlinie nicht berücksichtigt worden. So<br />
ist etwa <strong>der</strong> Anspruch auf För<strong>der</strong>mittel auch in Zukunft weiterhin<br />
an die Faktoren Eigentum bzw. Erbpacht geknüpft.<br />
Die For<strong>der</strong>ung des im BDB-Fachausschuss für den Kombinierten<br />
Verkehr organisierten Binnenschifffahrtsgewerbes<br />
nach einer Ausweitung auf langjährige Mietverträge blieb<br />
damit erfolglos. Auch die angeregte För<strong>der</strong>ung von Containerdepots<br />
wurde noch nicht in die För<strong>der</strong>richtlinie integriert.<br />
Schwere Marktstörung Tankschifffahrt<br />
Im Tankschifffahrtsmarkt sorgt weiterhin die aufgrund von<br />
Än<strong>der</strong>ungen im internationalen Gefahrgutregelwerk ADN<br />
notwendige Umstellung <strong>der</strong> Binnentankschiffsflotte von<br />
Einhülle auf Doppelhülle für eine Überkapazität an Schiffsraum.<br />
Der BDB hatte das Bundesverkehrsministerium um<br />
Unterstützung gebeten, gemäß den Regularien <strong>der</strong> Verordnung<br />
(EG) 718/1999 in Verbindung mit <strong>der</strong> europäischen<br />
Richtlinie 96/75/EG eine „schwere Marktstörung“ für die<br />
Tankschifffahrt bei <strong>der</strong> Europäischen Union anzumelden.<br />
Dies würde den sog. Krisenmechanismus in Gang setzen:<br />
Neben einer Alt-für-Neu-Regelung könnte eine Abwrack-<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
19
NATIONAL<br />
maßnahme zur Reduzierung des vorhandenen Einhüllenschiffsraums<br />
vorgenommen werden.<br />
Eine offizielle Beurteilung seitens BMVBS steht zwar noch<br />
aus, jedoch ist nach <strong>der</strong>zeitigem Sachstand mit <strong>der</strong> Anmeldung<br />
einer schweren Marktstörung für die Tankschifffahrt<br />
durch die Bundesregierung nicht zu rechnen. Vertreter <strong>der</strong><br />
Europäischen Kommission haben gegenüber dem Bundesverkehrsministerium<br />
und dem BDB große Zweifel daran erkennen<br />
lassen, dass das vorliegende Datenmaterial – insbeson<strong>der</strong>e<br />
die vom BAG in einer Studie gesammelten Informationen<br />
– ausreichend sind, um einen entsprechenden Antrag<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland zu begründen. Zwischen<br />
BDB und BMVBS besteht Einigkeit, dass bereits praktisch<br />
sämtliche Anstrengungen zur Erhebung relevanter Daten betrieben<br />
wurden. Die Voraussetzungen <strong>der</strong> europäischen Regelwerke<br />
zur Begründung einer schweren Marktstörung<br />
müssen <strong>der</strong>zeit daher wohl als unerbringlich betrachtet werden.<br />
Näheres hierzu lesen Sie im Kapitel „Tankschifffahrt“.<br />
Weitere gewerbepolitische Maßnahmen<br />
Ausführungen zu den gewerbepolitischen Maßnahmen des<br />
Bundes wie <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildungsför<strong>der</strong>ung finden<br />
Sie im Kapitel „Arbeit und Soziales“.<br />
Aus den Regionen<br />
Die Verkehrsentwicklung an Ober- und Mittelrhein wurde<br />
2011 aufgrund einer Havarie von <strong>der</strong> längsten Sperre <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
seit mehr als 60 Jahren geprägt. Der BDB begrüßt,<br />
dass das BMVBS die Direktionen Südwest und West<br />
beauftragt hat, ein Havariemanagementkonzept für den<br />
Rhein zu entwickeln. Erfreulich ist auch, dass als Konsequenz<br />
aus dem Excelsior-Unfall erste Schiffe zur Havariebekämpfung<br />
beschafft werden konnten.<br />
Durch Personal- und Geldknappheit konnten 2011/2012<br />
wie<strong>der</strong>um nicht die Ziele des Liegeplatzkonzepts für einen<br />
sicheren ruhenden Verkehr auf dem Rhein umgesetzt werden.<br />
Lediglich eine Handvoll öffentliche Liegestellen konnten<br />
in Köln und in Emmerich gebaut werden, für die teilweise<br />
private Liegemöglichkeiten gestrichen wurden. Auch<br />
wenn am Nie<strong>der</strong>rhein zurzeit erste planungsrechtlichen<br />
Schritte für zwei Ruhehäfen nach nie<strong>der</strong>ländischem Vorbild<br />
gemacht werden: Von einer Halbzeit wie bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
des Parkplatzkonzepts für Lkw an Autobahnen kann die Binnenschifffahrt<br />
nur träumen, obwohl das Liegeplatzmanagement<br />
Teil des „Aktionsplans Güterverkehr und Logistik“ ist.<br />
Bei den Ankündigungen des BMVBS im Rahmen <strong>der</strong> WSV-<br />
Reform, dass am Rhein, dem verkehrsreichsten Fluss<br />
Europas, Personal und Mittel gebündelt würden, enttäuscht,<br />
dass die Leitung des WSA Köln von Duisburg aus erfolgen<br />
muss. Auch das Ziel, zwischen Krefeld und Köln eine vergleichbare<br />
Fahrrinnentiefe wie zwischen Rotterdam und<br />
Krefeld herzustellen, leidet ebenso unter Personalknappheit<br />
wie alle Pläne, die Schifffahrtsverhältnisse in <strong>der</strong> so genannten<br />
Gebirgsstrecke zu verbessern. Vielmehr löst die Diskussion<br />
um neue WSD-Zuschnitte im Binnenbereich eine Verunsicherung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> Verwaltung aus.<br />
Am Neckar werden die Pläne für den zeitgemäßen Ersatz<br />
<strong>der</strong> teilweise über 80 Jahre alten Schleusen nur noch bis<br />
Heilbronn erstellt. Zwischen Heilbronn und Plochingen erteilt<br />
<strong>der</strong> Bund keine Planungsaufträge und lässt so auch<br />
Chancen für die ökologische Verbesserung des Flusses nach<br />
den Vorgaben <strong>der</strong> Wasserrahmenrichtlinie ungenutzt. Die<br />
grün-rote Landesregierung hat sich unterdessen klar zum<br />
Neckarausbau bekannt. Mit Blick auf den anstehenden<br />
Startschuss für das neue Containerterminal Heilbronn und<br />
die dringend nötigen Sanierungen <strong>der</strong> über 80 Jahre alten<br />
Doppelschleusen ist das Vorschleusungsrecht für Containerschiffe<br />
auf dem Neckar in die Diskussion gekommen.<br />
Am Main wurde die Schleuse Ed<strong>der</strong>sheim grundinstandgesetzt.<br />
Für den Neubau <strong>der</strong> Schleuse Obernau haben die<br />
dringend notwendigen Arbeiten noch nicht begonnen. Die<br />
WSV plant den wasserseitigen Neubau <strong>der</strong> Schleuse Obernau.<br />
Der Bundesrechnungshof hat dazu eine Stellungnahme<br />
gefertigt, die am 11. Mai 2012 im Haushaltsausschuss beraten<br />
werden soll. Betrachtet werden dabei die scheinbare Alternative<br />
Grundinstandsetzung <strong>der</strong> Schleuse o<strong>der</strong> <strong>der</strong> nachhaltige,<br />
dringend erfor<strong>der</strong>liche Neubau <strong>der</strong> Schleuse. Das<br />
Gewerbe drängt weiterhin auf den wasserseitigen Neubau<br />
<strong>der</strong> Schleuse Obernau. Außerdem drängt <strong>der</strong> BDB weiter auf<br />
die Sicherung <strong>der</strong> Mainbrücken gegen den Schiffstoß, damit<br />
die ausgebaute Mainstrecke auch offiziell mit größeren Abmessungen<br />
befahrbar ist.<br />
Am Main-Donau-Kanal steht neben dem Neubau <strong>der</strong><br />
Schleusen Kriegenbrunn und Erlangen nun auch die Sanie-<br />
20<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
DER BDB IN BERLIN<br />
Arbeit des BDB in Berlin<br />
Seit Juni <strong>2004</strong> ist <strong>der</strong> BDB, <strong>der</strong> seinen Hauptsitz in Duisburg<br />
hat, mit einer eigenen Repräsentanz in Berlin vertreten. Die<br />
Räumlichkeiten in Berlin-Mitte am Platz vor dem Neuen Tor<br />
1 A liegen in Sichtweite von Bundesverkehrsministerium<br />
und Bundeswirtschaftsministerium. Der Verband ist durch<br />
die Repräsentanz, die von Geschäftsführer Jens Schwanen<br />
geleitet wird, für die Bundesregierung, die Abgeordneten<br />
und die Fraktionen vor Ort präsent. Jens Schwanen kann so<br />
in <strong>der</strong> Bundeshauptstadt neue Kontakte knüpfen und bestehende<br />
Verbindungen zu Politikvertretern sowie zahlreichen<br />
Verbänden und Organisationen wie BGA, BÖB, BDI<br />
und DSLV pflegen und intensivieren. Darüber hinaus unterstützt<br />
er Aktivitäten von politischen Gremien, z.B. dem<br />
Wirtschaftsrat <strong>der</strong> CDU, <strong>der</strong> MIT-Verkehrskommission o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />
Parlamentarische Gruppe Binnenschifffahrt<br />
Konstruktiv arbeitet <strong>der</strong> BDB seit vielen Jahren mit <strong>der</strong> Parlamentarischen<br />
Gruppe Binnenschifffahrt im Deutschen<br />
Bundestag (PGBi) zusammen, die seit <strong>der</strong> konstituierenden<br />
Versammlung am 25. März 2010 auch in dieser Wahlperiode<br />
fortgeführt wird. Die Gruppe stellt im Parlament ein<br />
sehr wichtiges Gremium für die Belange des Wasserstraßensystems<br />
dar. Knapp 50 Abgeordnete, die trotz fraktioneller<br />
Unterschiede das einheitliche Ziel verfolgen, die Binnenschifffahrt<br />
zu för<strong>der</strong>n, haben ihre Mitgliedschaft in <strong>der</strong><br />
PGBi erklärt. Parlament und Öffentlichkeit will die PGBi<br />
besser über die ökologischen und ökonomischen Vorteile<br />
des Binnenschiffs informieren. Gesprächskreise, Parlamentarische<br />
Abende und Studienreisen stehen auf dem Programm<br />
<strong>der</strong> Versammlungen <strong>der</strong> Parlamentarischen Gruppe,<br />
die von MdB Torsten Heiko Staffeldt (FDP) koordiniert<br />
wird. Weitere Sprecher sind MdB Gustav Herzog (SPD), MdB<br />
Matthias Lietz (CDU/CSU), MdB Dr. Valerie Wilms (Bündnis<br />
90/Die Grünen) sowie MdB Herbert Behrens (Die Linke).<br />
Parlamentarischer Abend<br />
Am 20. September 2011 veranstaltete die PGBi ihren zweiten<br />
Parlamentarischen Abend in dieser Legislaturperiode,<br />
<strong>der</strong> wie bereits im vergangenen Jahr von den Branchenverbänden<br />
BDB und BÖB unterstützt wurde. Auf dem Fahrgastschiff<br />
„Spreekrone“ diskutierte die PGBi in Berlin mit<br />
Vertretern des Binnenschifffahrts- und Hafengewerbes die<br />
besorgniserregende Situation, dass <strong>der</strong> Bund über viele Jahre<br />
zu wenig in die Flüsse und Kanäle investiert hat. Infolgedessen<br />
befinden sich die Bundeswasserstraßen und ihre<br />
baulichen Anlagen nun stellenweise in einem <strong>der</strong>art<br />
schlechten Zustand, dass die wirtschaftliche Nutzung für<br />
die Binnenschifffahrt und die verladende Industrie massiv<br />
beeinträchtigt ist. Für die Schifffahrt ergriff <strong>der</strong> heutige<br />
BDB-Präsident Georg Hötte vor rund 120 Gästen das Wort.<br />
In <strong>der</strong> Debatte um die Frage „Zerstört <strong>der</strong> Sparzwang das<br />
System Wasserstraße“ appellierte er an eine rasche Beseitigung<br />
<strong>der</strong> bekannten Engpässe im Wasserstraßensystem<br />
und for<strong>der</strong>te eine Anhebung des jährlichen Wasserstraßenetats<br />
auf 1,3 Mrd. Euro. Dabei schloss er zusätzliche alternative<br />
Finanzierungsmöglichkeiten nicht aus, merkte jedoch<br />
an, dass die Schifffahrt bereits heute Abgaben in Millionenhöhe<br />
zahlt, die im allgemeinen Bundeshaushalt versickern.<br />
Zudem müsse in einer Diskussion um eine stärkere<br />
Nutzerfinanzierung das regelrechte Nutzungsbündel <strong>der</strong><br />
Flüsse und Kanäle Berücksichtigung finden.<br />
BDB-Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2011<br />
Der BDB pflegt in Berlin einen engen Kontakt zu den politischen<br />
Entscheidungsträgern: So konnte <strong>der</strong> Verband am<br />
23. Mai 2011 im Rahmen des öffentlichen Teils seiner Jahrestagung<br />
neben zahlreichen Bundestagsabgeordneten<br />
Vertreter aus Bundes- und Landesministerien begrüßen.<br />
Den Schwerpunkt <strong>der</strong> Veranstaltung, die in <strong>der</strong> Vertretung<br />
<strong>der</strong> Europäischen Kommission in Deutschland stattfand,<br />
bildete die aktuelle Infrastrukturpolitik <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Debatte „Die Binnenschifffahrt im<br />
Fokus <strong>der</strong> Verkehrspolitik“ stand dabei das geplante sog.<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungskonzept des Bundesverkehrsministeriums.<br />
Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer betonte in seiner<br />
Festrede die Bedeutung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers<br />
Binnenschifffahrt im Hinblick auf die Bewältigung<br />
des heutigen und prognostizierten Verkehrsaufkommens.<br />
Das Ministerium verfolge auch mit dem Reformkonzept<br />
zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> WSV weiterhin das Ziel, Gütertransport<br />
von <strong>der</strong> Straße auf das Wasser zu verlagern. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> angespannten Haushaltslage setze das Bundesverkehrsministerium<br />
in Zukunft aber klare Prioritäten in<br />
<strong>der</strong> Infrastrukturpolitik.<br />
In <strong>der</strong> internen Mitglie<strong>der</strong>versammlung standen neben<br />
den Regularien Nachwahlen für den Vorstand auf <strong>der</strong> Tagesordnung:<br />
Carsten Taucke (Imperial Shipping Holding<br />
GmbH, Duisburg), Martin Staats (MSG eG, Würzburg),<br />
Stanislaw Wittkowski (Deutsche Binnenree<strong>der</strong>ei AG, Berlin)<br />
und <strong>der</strong> selbständige Partikulier Albrecht Scheubner (MS<br />
Jenny) wurden in den Vorstand des Branchenverbandes gewählt.<br />
In <strong>der</strong> nachfolgenden konstituierenden Vorstandssitzung<br />
erfolgte die einstimmige Wahl <strong>der</strong> Herren Taucke<br />
und Staats in das Präsidium des Verbandes. Carsten Taucke<br />
hat die Nachfolge von Karl-Heinz Bellmer angetreten, <strong>der</strong><br />
den BDB-Gremien seit 2006 angehörte und Ende Juni 2011<br />
in den Ruhestand verabschiedet wurde. Im Anschluss an<br />
die Gremiensitzungen luden <strong>der</strong> BDB und die Europäische<br />
Kommission die Mitglie<strong>der</strong> und Gäste des BDB zu einer geselligen<br />
Rundfahrt auf Spree und Landwehrkanal ein.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
21
NATIONAL<br />
rung von Kammern in den Schleusen Nürnberg und Hausen<br />
an. Erfreulich ist, dass für den Bereich zwischen Hanau und<br />
<strong>der</strong> österreichischen Grenze eine die Sicherheit und Information<br />
<strong>der</strong> Schifffahrt verbessernde Revierzentrale noch im<br />
April 2012 den Probebetrieb aufnehmen kann.<br />
Der Ausbau <strong>der</strong> Donau zwischen Straubing und Vilshofen<br />
bleibt offen. Im Herbst 2012 sollen die Ergebnisse <strong>der</strong><br />
seit rund 2,5 Jahren laufenden variantenunabhängigen Untersuchungen<br />
zum Ausbau <strong>der</strong> Donau vorliegen. Zum Zwecke<br />
<strong>der</strong> verständlichen und transparenten Information <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit informieren die beteiligten Experten in regelmäßigen<br />
Foren über den Stand <strong>der</strong> Untersuchungen. Die<br />
jüngste Veranstaltung am 20. April 2012 in Deggendorf verdeutlichte<br />
die intensiven Bemühungen um eine technisch<br />
machbare und sogleich ökologisch vertretbare Lösung für<br />
den rund 70 Kilometer umfassenden Donauabschnitt. Begleitet<br />
werden die Untersuchungen zudem von <strong>der</strong> Monitoring-Gruppe,<br />
in <strong>der</strong> sowohl Ausbaubefürworter als auch<br />
Ausbaugegner vertreten sind. Die Interessen des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />
vertritt in diesem Zusammenschluss<br />
BDB-Vizepräsident Dr. Gunther Jaegers.<br />
An <strong>der</strong> Mosel entschärfen die neuen Schleusen Fankel<br />
und Zeltingen die Wartezeiten für Güterschiffe. Für den Bau<br />
zweiter Kammern an allen Schleusen überreichte die regionale<br />
Wirtschaft Bundesminister Dr. Ramsauer am 19. Mai<br />
2011 eine Resolution. Gewerkschaften, Verbände und Verla<strong>der</strong><br />
setzen sich als Unterzeichner <strong>der</strong> Resolution bei Bundes-,<br />
Landes- und Europapolitikern für den beschleunigten<br />
Ausbau <strong>der</strong> zweiten Kammern aus. Trotz höchster Kategorie<br />
in <strong>der</strong> beabsichtigten neuen Netzstruktur scheint sich<br />
die ursprünglich für 2030 geplante Fertigstellung um mehrere<br />
weitere Jahre zu verschieben. Hochwassersichere Liegeplätze<br />
fehlen an <strong>der</strong> Mosel weiterhin, obwohl sie hier beson<strong>der</strong>s<br />
dringend benötigt werden.<br />
Perspektiven für die Region Rhein-Ruhr<br />
An den westdeutschen Kanälen wird ein erhebliches Mengenwachstum<br />
vorhergesagt: Alleine auf dem Wesel-Datteln-Kanal<br />
werden 20 Mio. Tonnen Güter im Jahr transportiert.<br />
Bis 2018 wird ein deutliches Verkehrswachstum erwartet,<br />
insbeson<strong>der</strong>e aufgrund <strong>der</strong> Entwicklungen in <strong>der</strong> Kohleund<br />
Chemiebranche. Das prognostizierte Verkehrswachstum<br />
muss mit den zur Verfügung stehenden baulichen Anlagen<br />
realisiert werden. Die baulichen Anlagen an den Wasserstraßen<br />
sind allerdings teilweise bereits 100 Jahre alt<br />
o<strong>der</strong> aus den 30er Jahren. Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung in<br />
<strong>der</strong> Region besteht deshalb darin, die alten Anlagen zu ersetzen,<br />
damit die prognostizierten Verkehrsmengen sicher<br />
und störungsarm transportiert werden können. Auf dem<br />
Wesel-Datteln-Kanal werden 5 Mio. Tonnen Kohle transportiert.<br />
Nach Auskunft von Gutachtern ist eine Verdopplung<br />
<strong>der</strong> Kohlemengen in diesem Gebiet möglich, sobald die geplanten<br />
Neubauten <strong>der</strong> Kohlekraftwerke realisiert werden.<br />
Der zusätzliche Kohletransport soll nahezu ausschließlich<br />
per Binnenschiff erfolgen.<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Containerverkehre wird durch zu geringe<br />
Brückendurchfahrtshöhen im westdeutschen Kanalgebiet<br />
gebremst. 80 Brücken weisen nicht die erfor<strong>der</strong>liche Höhe<br />
für einen wirtschaftlichen zweilagigen Containertransport<br />
auf. 40 dieser Brücken werden ersetzt, die verbleibenden<br />
40 Brücken sind „gesund“ und müssen deshalb nicht ersetzt<br />
werden, müssten aber dringend angehoben werden.<br />
Für diese Brückenanhebungen würden Kosten in Höhe von<br />
70 bis 100 Mio. Euro anfallen. Es werden <strong>der</strong>zeit allerdings<br />
seitens <strong>der</strong> Politik keine Akzente gesetzt, dass für diese Maßnahmen<br />
Geld bereitgestellt wird. Brückenanhebungen sind<br />
aber auch aus Sicherheitsaspekten erfor<strong>der</strong>lich, da es immer<br />
wie<strong>der</strong> zu Brückenanfahrungen kommt. 2011 stieg die Zahl<br />
von Brückenanfahrungen leicht. Sie wurde von <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei<br />
NRW mit 15 beziffert, eine Anfahrung mehr als<br />
im Jahr zuvor.<br />
Zu den konkreten Projekten, die von <strong>der</strong> WSV in <strong>der</strong> Region<br />
Rhein-Ruhr bearbeitet werden müssen, gehört die<br />
Grundinstandsetzung <strong>der</strong> kleinen Schleusen am Wesel-Datteln-Kanal<br />
(WDK), <strong>der</strong> Ersatz <strong>der</strong> zweiten Schleuse Wanne-<br />
Eickel am Rhein-Herne-Kanal, die während <strong>der</strong> Arbeiten am<br />
WDK die Zuverlässigkeit des West-Ost-Verkehrs im Ruhrgebiet<br />
sichern muss, <strong>der</strong> Ersatz <strong>der</strong> 80 Jahre alten Schleusen<br />
am WDK, <strong>der</strong> weitere Ausbau des stark wachsenden Datteln-Hamm-Kanals,<br />
<strong>der</strong> Ersatz <strong>der</strong> über 100 Jahre alten Ruhrschleuse<br />
in Duisburg und das oben geschil<strong>der</strong>te Brückenhebungsprogramm<br />
auf 5,25 m.<br />
Die Arbeiten in <strong>der</strong> Stadtstrecke Münster des Dortmund-<br />
Ems-Kanals (DEK) sollen im September 2012 beginnen. Die<br />
Fachplanungen für den Ausbau <strong>der</strong> DEK-Nordstrecke auf die<br />
Abmessungen <strong>der</strong> Verbindung zum Rhein, nach Berlin und<br />
den westlichen Seehäfen wurden vom BMVBS um einen<br />
dreistelligen Millionenbetrag gekürzt. Mit <strong>der</strong> Umsetzung<br />
konnte noch nicht begonnen werden. Es bleibt jedoch beispielhaft,<br />
wie sich die Region und das Land Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
für den Kanalbau einsetzen. Am Küstenkanal wurden erstmals<br />
100 m lange Schiffe ohne Genehmigung zugelassen,<br />
ohne dass eine weitere Ausbauperspektive für den Kanal<br />
aufgezeigt wurde.<br />
Am Mittellandkanal verläuft <strong>der</strong> Ausbau in <strong>der</strong> Osthaltung,<br />
einem Teil des Verkehrsprojekts 17 Deutsche Einheit,<br />
für auf 2,80 m abgeladene Fahrzeuge weiter planmäßig. Ei-<br />
22<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
ne Beschleunigung wäre allerdings durch die Fertigstellung<br />
<strong>der</strong> Niedrigwasserschleuse Magdeburg sehr sinnvoll. Im<br />
April 2012 wurde eine Abladetiefe von 2,70 m bis Haldensleben<br />
freigegeben. Für Herbst 2012 erwartet <strong>der</strong> BDB eine<br />
weitreichende Vereinfachung <strong>der</strong> Verkehrsregelungen. Bei<br />
den Stichkanälen zeichnet sich eine Priorisierung zugunsten<br />
von Salzgitter ab.<br />
An <strong>der</strong> Mittelweser wird die Schleuse Dörverden voraussichtlich<br />
noch 2012 fertig. Der Bau für die Schleuse Minden<br />
erfolgt planmäßig. Nun geht es darum, dass noch weitere<br />
Anpassungsmaßnahmen an <strong>der</strong> Mittelweser umgesetzt<br />
werden, um zu lange Begegnungsverbote und gefährliche<br />
Manöver in zu engen Kurvenradien zu vermeiden.<br />
Einen Ausbau o<strong>der</strong> Neubau des Schiffshebewerks Scharnebeck<br />
am Elbe-Seitenkanal wird es nach dem Willen des<br />
Bundesverkehrsministers Dr. Peter Ramsauer nicht geben.<br />
Dies hat <strong>der</strong> Minister dem nie<strong>der</strong>sächsischen Ministerpräsidenten<br />
David McAllister Anfang März in einem Brief mitgeteilt.<br />
Die Leistungsfähigkeit des Hebewerkes sei „ausreichend,<br />
um die prognostizierten Verkehre aufzunehmen und<br />
die nie<strong>der</strong>sächsischen Wirtschafts- und Industriegebiete für<br />
die nächsten 30 Jahre zuverlässig und mit ausreichen<strong>der</strong> Kapazität<br />
mit dem Überseehafen zu verbinden“, so die überraschende<br />
Begründung des Ministers. Diese Absage und ihre<br />
Begründung stoßen bei <strong>der</strong> Wirtschaft auf Wi<strong>der</strong>stand. Tatsache<br />
ist, dass die <strong>der</strong>zeitigen Kapazitäten des Hebewerkes<br />
Scharnebeck nicht ausreichen, um den wachsenden Verkehr<br />
bewältigen zu können. Die von <strong>der</strong> Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
durchgeführten und bereits abgeschlossenen<br />
Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitsanalysen bestätigen<br />
den Ausbau des Hebewerks, <strong>der</strong> Kosten von rund 250<br />
Mio. Euro verursachen würde. Mehr als 13.000 Schiffe mit einer<br />
Transportmenge von über 8 Mio. Tonnen haben allein im<br />
vergangenen Jahr das Hebewerk passiert. Die Tendenz ist<br />
steigend. Das 1974 errichtete, einstmals weltgrößte Bauwerk<br />
seiner Art, mit dem am Elbe-Seitenkanal ein Höhenunterschied<br />
von 38 Metern überwunden werden kann, ist aber verschlissen<br />
und baufällig. Immer wie<strong>der</strong> kommt es deshalb zu<br />
ungeplanten mehrtägigen Reparatur- und Wartungsarbeiten,<br />
die die Schifffahrt im Hinterland des Hamburger Hafens<br />
komplett zum Erliegen bringen. So musste auch im Frühjahr<br />
2012 die wichtige Passage am Kanal für mehrere Tage wegen<br />
unvorhergesehener Reparaturarbeiten spontan geschlossen<br />
werden. Hinzu kommt, dass das Bauwerk mit seinen Kammerlängen<br />
von nur 100 Metern nicht ausreicht, Schiffe mit<br />
<strong>der</strong>selben Dimension zu schleusen, die schon heute die<br />
Westhäfen und demnächst auch Bremen und Emden erreichen<br />
können.<br />
An <strong>der</strong> Elbe sollte <strong>der</strong> Unterhaltungsrückstand bis 2011<br />
beseitigt sein. Der gute Wasserstand des Flusses erlaubte es<br />
allerdings bis Redaktionsschluss weiterhin nicht, die notwendigen<br />
Maßnahmen durchzuführen. Im Frühjahr 2011<br />
verständigten sich vor dem Hintergrund verän<strong>der</strong>ter politischer<br />
und rechtlicher Rahmenbedingungen – u.a. <strong>der</strong> Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Wasserrahmenrichtlinie und <strong>der</strong> Novellierung<br />
des Wasserhaushaltsgesetzes – das BMVBS und das Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
darauf, ein gemeinsames Verständnis für ein Gesamtkonzept<br />
Elbe für den Flussraum <strong>der</strong> frei fließenden Bin-<br />
PILOTPROJEKT LANDSTROM<br />
Umweltverbände, Städte und Anlieger for<strong>der</strong>n mehr Stromtankstellen<br />
für Binnenschiffe. Zwar ist <strong>der</strong> Vorteil von Landstrom<br />
gegenüber an Bord selbst erzeugtem Strom in <strong>der</strong><br />
Schadstoffbilanz umstritten, doch Vorteile beim Lärmschutz<br />
für Anwohner liegen auf <strong>der</strong> Hand. Dies hat die Bundesregierung<br />
bewogen, die Energiesteuer für Landstrom auf den<br />
europäischen Mindeststeuersatz zu senken. Ferner kann das<br />
BMVBS aus dem Haushaltstitel „E-Mobilität“ an rund 20 Liegestellen<br />
zwischen 100 und 120 Stromtankstellen bauen,<br />
ohne den Nutzern die Kosten für die Einrichtung in Rechnung<br />
stellen zu müssen. Die Schifffahrt wird den Stromanbieter<br />
frei wählen können. Das Pilotprojekt wird an den Kanälen<br />
des Ruhrgebiets umgesetzt, an denen beson<strong>der</strong>s viele<br />
Bürger nah an Übernachtungsplätzen <strong>der</strong> Schifffahrt wohnen.<br />
Weil sich das System an den Steckdosen für E-Autos<br />
orientiert, werden circa 750 Schiffe, die für Landstrom in den<br />
Nie<strong>der</strong>landen Anschlüsse haben, noch einmal in eine Anschlussbox<br />
und eventuell in Trenntransformatoren investieren<br />
müssen. Das Projekt soll spätestens 2013 umgesetzt<br />
sein. Der BDB hat die Häfen <strong>der</strong> Region gebeten, sich dem<br />
System anzuschließen. Lei<strong>der</strong> haben die Staaten sich bei <strong>der</strong><br />
Einrichtung von Landstrom nicht intensiv abgestimmt.<br />
Mehrere hun<strong>der</strong>t Schiffe haben deshalb für den Landanschluss<br />
in Rotterdam und Umgebung investiert, ohne dieselbe<br />
Ausrüstung in Deutschland ohne weiteres nutzen zu<br />
können.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
23
NATIONAL<br />
nenelbe zwischen dem Wehr Geesthacht und <strong>der</strong> Grenze<br />
zur Tschechischen Republik zu entwickeln. Im Juni 2011 wurde<br />
dazu das zwischen beiden Ministerien abgestimmte Eckpunktepapier<br />
mit einem gemeinsamen Schreiben an die<br />
Staatskanzleien <strong>der</strong> Elbanliegerlän<strong>der</strong> versandt. Eine politische<br />
Einigung wurde mit den Län<strong>der</strong>n allerdings noch nicht<br />
erzielt, sodass das neue Konzept <strong>der</strong> an Planungssicherheit<br />
interessierten Wirtschaft noch gar nicht vorliegt. Neben den<br />
Län<strong>der</strong>n sollen in die Gespräche die Umweltverbände, die<br />
Verbände <strong>der</strong> Binnenschifffahrt, <strong>der</strong> Häfen, <strong>der</strong> Verla<strong>der</strong> und<br />
des Tourismus sowie die Kirchen mit einbezogen werden.<br />
Den Beginn <strong>der</strong> Planfeststellung an <strong>der</strong> unteren Saale hat<br />
<strong>der</strong> Bund erneut verschoben. Zunächst war die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />
zu aktualisieren.<br />
Auf den Märkischen Wasserstraßen läuft in <strong>der</strong> priorisierten<br />
Verbindung zwischen Magdeburg und Berlin <strong>der</strong> Neubau<br />
<strong>der</strong> 2. Schleuse Wusterwitz mit dem Ziel <strong>der</strong> Fertigstellung<br />
2012 weiter. Ende 2015 wird die Fertigstellung <strong>der</strong><br />
2. Schleuse Zerben erwartet, die für die Freigabe einer Abladetiefe<br />
von 2,80 m entscheidend ist. Östlich <strong>der</strong> Bundeshauptstadt<br />
wird das Schiffshebewerk Nie<strong>der</strong>finow vorangetrieben.<br />
Auf <strong>der</strong> sanierungsbedürftigen Havel-O<strong>der</strong>-Wasserstraße<br />
wurde eine Abladetiefe von bis zu 2 m zum 1. Juli 2011<br />
freigegeben. Klagen gegen die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses<br />
für den Neubau <strong>der</strong> 190 m langen Kammer<br />
<strong>der</strong> Schleuse Kleinmachnow bleiben anhängig. Der Probebetrieb<br />
für die neue Schleuse Kersdorf wird ab Sommer<br />
2012 erwartet.<br />
Stimmen zum Engpass Scharnebeck<br />
Bundesverkehrsminister Ramsauer hat in einem Schreiben an<br />
Ministerpräsident McAllister vom 9. März 2012 einem Ersatz<br />
des Schiffshebewerks Scharnebeck in zeitgemäßen Abmessungen<br />
(siehe Seite 23) eine Absage erteilt. „Die Entscheidung<br />
des Ministers steht im Wi<strong>der</strong>spruch zu den verkündeten Absichten<br />
des Bundesverkehrsministeriums und des Hafens<br />
Hamburg, die mit dem Binnenschiff abgefertigten Gütermengen<br />
im Hamburger Hinterlandverkehr in den kommenden<br />
Jahren zu verdoppeln“, erklärt BDB-Präsident Georg Hötte.<br />
„Es ist abzusehen, dass <strong>der</strong> Elbe-Seitenkanal ohne den<br />
Ausbau des Hebewerkes Scharnebeck unweigerlich an seine<br />
Kapazitätsgrenzen stoßen wird. Eine nachhaltige Verlagerung<br />
von Verkehren auf das Binnenschiff wird dadurch unmöglich<br />
gemacht. Bei allem Verständnis für Sparzwänge<br />
kann es sich eine Volkswirtschaft wie die deutsche nicht erlauben,<br />
an einer so entscheidenden Stelle bloße Mangelverwaltung<br />
statt bedarfsorientierter Investitionen zu betreiben.“<br />
Probleme sieht die Hafen- und Schifffahrtsbranche zudem<br />
für die Zukunft des Containerverkehrs. Auch bei den<br />
Leercontainern ist ein stärkerer Einsatz des Binnenschiffs<br />
geplant. Es fehlen im Hamburger Hafen Plätze für Leerdepots.<br />
Diese sollen vermehrt im Umland entstehen und die<br />
Container dann mit dem Binnenschiff abgefahren werden,<br />
da <strong>der</strong> Transport mit Bahn und Lkw bereits heute an seine<br />
Kapazitätsgrenzen stößt. Das Binnenschiff könnte eine größere<br />
Rolle übernehmen; zahlreiche Containertransporte<br />
könnten zur Entlastung <strong>der</strong> Straßen auf die Wasserstraße<br />
verlagert werden. „Der Hamburger Hafen benötigt die Binnenschifffahrt<br />
für sein angestrebtes Wachstum im Containerverkehr.<br />
Viele Binnenhäfen im Hinterland sind schon<br />
jetzt gut für steigende Containermengen gerüstet o<strong>der</strong> werden<br />
es zeitnah sein“, versichert Jens Hohls, Vorstandsmitglied<br />
des BÖB und Hafenchef in Braunschweig. „Dazu ist <strong>der</strong><br />
Ausbau o<strong>der</strong> Neubau des Schiffshebewerks Scharnebeck allerdings<br />
zwingend erfor<strong>der</strong>lich, um im Wettbewerb mit <strong>der</strong><br />
Straße und Schiene konkurrenzfähig zu sein. An<strong>der</strong>nfalls<br />
wird <strong>der</strong> Stau im Hamburger Hafen unvermeidlich sein.“<br />
Unterstützung für ihren Wunsch nach einem leistungsfähigen<br />
und verlässlichen Schleusenbauwerk erfährt die Hafen-<br />
und Schifffahrtsbranche auch durch Organisationen<br />
wie den <strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen Industrie (BDI), den<br />
Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) o<strong>der</strong> die Spediteurorganisation<br />
DSLV. Ramsauers Versuch, den sprichwörtlichen<br />
Elefanten durchs Nadelöhr zu schieben, stößt inzwischen<br />
auch in Unionskreisen auf Kritik. „Es ist nicht erkennbar<br />
und wird von Experten <strong>der</strong> Verwaltung vor Ort sogar<br />
massiv bezweifelt, dass das Hebewerk nach Abschluss <strong>der</strong><br />
Arbeiten einen reibungslosen Schiffsverkehr zulassen wird.<br />
Vor diesem Hintergrund teile ich die Überzeugung nicht, die<br />
Leistungsfähigkeit des Hebewerkes werde ausreichen, die<br />
prognostizierten Verkehre in den nächsten Jahrzehnten aufzunehmen.<br />
Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass nicht zuletzt<br />
aufgrund <strong>der</strong> unzureichenden Trogkammerlänge von<br />
nur 100 Metern ein alternatives Abstiegsbauwerk, das den<br />
heutigen Schiffsabmessungen entspricht, dringend erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist“, stellt <strong>der</strong> Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Jürgen Klimke in einem Schreiben an Minister Ramsauer<br />
fest, das den Verbänden vorliegt.<br />
24<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
Binnenschifffahrtsrecht<br />
Gesetz zur Reform des Seehandelsrechts<br />
Im Mai 2011 legte das Bundesministerium <strong>der</strong> Justiz einen<br />
Referentenentwurf zur Reform des Seehandelsrechts vor,<br />
<strong>der</strong> auch zahlreiche Vorschläge zur Än<strong>der</strong>ung des Zivil- und<br />
Verfahrensrechts <strong>der</strong> Binnenschifffahrt enthielt. In einer gemeinsamen<br />
Stellungnahme des Instituts für Transport- und<br />
Verkehrsrecht <strong>der</strong> Universität Mannheim, des VBW und des<br />
BDB sowie in einer Anhörung in Berlin konnten die Verbände<br />
deutlich machen, dass eine Abschaffung des Verklarungsverfahrens,<br />
das in <strong>der</strong> Seeschifffahrt praktischen Problemen<br />
begegnet, in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt häufig, nämlich in rund<br />
<strong>der</strong> Hälfte aller Havarieprozesse und aus Sicht <strong>der</strong> Prozessökonomie<br />
äußerst erfolgreich angewandt wird. Grundsätzlich<br />
begrüßt, aber mit einigen Anmerkungen zu versehen<br />
waren die Vorschläge zur Havarie grosse, bei denen<br />
Deutschland nicht ohne Not einen nationalen Son<strong>der</strong>weg<br />
gehen sollte. Sehr zu begrüßen ist hingegen die Neuordnung<br />
und klare Regelung <strong>der</strong> Charterverhältnisse in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt,<br />
die wie<strong>der</strong>um Vorbildcharakter für eine komplexe<br />
und international noch nicht geregelte Materie sein<br />
könnte. Wie im Bereich <strong>der</strong> Fahrgastschifffahrt geschil<strong>der</strong>t,<br />
lehnten die deutschen Verbände mit Unterstützung des gemeinsamen<br />
internationalen Dachverbands <strong>der</strong> Versicherer<br />
und des Gewerbes IVR eine einseitige nationale Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Haftungsregeln ab, die deutsche Unternehmer beson<strong>der</strong>s<br />
belasten würde, ohne dass die Haftungssummen<br />
bisher erreicht worden wären.<br />
Internationales Haftungsrecht<br />
Im internationalen Binnenschifffahrtsrecht stand 2011 im<br />
Zeichen <strong>der</strong> rechtspolitischen Diskussion über neue Haftungs-<br />
und Entschädigungsregeln durch eine Revision des<br />
Straßburger Übereinkommens über die Beschränkung <strong>der</strong><br />
Haftung in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt (CLNI). Im April 2012 zeichnete<br />
sich folgen<strong>der</strong> Verhandlungsstand über die Haftungssummen<br />
des 25 Jahre alten Übereinkommens ab: Beim<br />
Transport von Gütern, die nicht Gefahrgut sind, werden Haftungssummen<br />
von 400 bzw. 1.400 Rechnungseinheiten diskutiert.<br />
Beim Gefahrguttransport soll dieser Betrag noch einmal<br />
verdoppelt werden, mindestens aber 10 Mio. Son<strong>der</strong>ziehungsrechte<br />
betragen. Bei <strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung bleibt<br />
nur noch eine Grenze von 100.000 Rechnungseinheiten pro<br />
zugelassener Fahrgastzahl, mindestens aber 2 Mio. Rechnungseinheiten<br />
für die Haftung bei Tod o<strong>der</strong> Verletzung,<br />
während die absolute Obergrenze gestrichen werden soll.<br />
Damit sind weiterreichende Vorschläge beim Gefahrguttransport,<br />
die nicht mehr versicherbar gewesen wären, vom<br />
Tisch. Bei <strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung wird es für eine Rückversicherung<br />
auf dem deutschen Markt mindestens sehr erschwert,<br />
wenn nicht gar unmöglich gemacht. Konkrete Prämiensteigerungen<br />
dürfen die Versicherer allerdings aus kartellrechtlichen<br />
Gründen nicht vortragen. Eine weitere Beratung<br />
wird im Frühjahr 2012 und eine diplomatische Konferenz<br />
zum CLNI im Herbst 2013 erwartet.<br />
Bürokratieabbau<br />
Seit Anfang 2012 ist die in den letzten dreißig Jahren über 80<br />
Mal geän<strong>der</strong>ten Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung vereinfacht<br />
worden. Durch die generelle Zulassung von größeren<br />
Abmessungen auf deutschen Wasserstraßen konnten zahlreiche<br />
Einzel- und Jahresgenehmigungen für das Befahren<br />
<strong>der</strong> Flüsse und Kanäle entfallen. Das Bundesverkehrsministerium,<br />
das mit <strong>der</strong> Anerkennung ausländischer Schifferdienstbücher<br />
und Patenten in Verzug war, erließ zudem eine<br />
Personalverordnung für den Rhein, mit dem Deutschland<br />
wie<strong>der</strong> den Rechtstand <strong>der</strong> Nachbarstaaten erreicht. Nur<br />
noch in wenigen Fällen muss damit neben <strong>der</strong> für je<strong>der</strong>mann<br />
geltenden Streckenkenntnis bei ausländischen Patenten<br />
noch eine geson<strong>der</strong>te Anerkennung erfolgen. Bei den<br />
ebenfalls anerkannten Schifferdienstbüchern empfiehlt sich<br />
allerdings weiterhin das Führen eines deutschen Dienstbuches,<br />
da lei<strong>der</strong> noch nicht geregelt ist, welche Behörde welche<br />
Eintragungen zu den Fahrzeiten vornehmen darf.<br />
Än<strong>der</strong>ungen bei Abfalltransporten<br />
Eine große Chance für den im Koalitionsvertrag angekündigten<br />
Abbau von Bürokratie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber noch ergreifen:<br />
Nach <strong>der</strong> Verabschiedung des neuen Kreislaufwirtschaftgesetzes,<br />
das zum 1. Juni 2012 in Kraft tritt, können die<br />
Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Verkehrsträger in einer neuen Verordnung,<br />
die an die Stelle <strong>der</strong> heutigen Transportgenehmigungsverordnung<br />
tritt, gemäß ihren Beson<strong>der</strong>heiten behandelt<br />
werden. Auf die beson<strong>der</strong>e Zuverlässigkeit des Verkehrs<br />
mit Binnenschiffen, bei denen gefährliche Abfälle stets von<br />
mehreren Personen bewacht und nicht wild entsorgt werden<br />
können, hat <strong>der</strong> BDB im Gesetzgebungsverfahren für<br />
das neue Abfallrecht mehrfach hingewiesen. Die Nie<strong>der</strong>lande<br />
zeigen auf Vorschlag <strong>der</strong> dortigen Verbände, welche Erleichterungen<br />
möglich sind. Seit dem 20. Februar 2012 entfallen<br />
<strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Kreditwürdigkeit und – beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig – <strong>der</strong> Fachkunde für Transporteure. Die Registrierung<br />
als Abfalltransporteur gilt bei den Nachbarn demnächst<br />
unbefristet.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
25
NATIONAL<br />
Arbeit und Soziales<br />
Mehr Transparenz für Sozialversicherung<br />
Die nach Artikel 16 <strong>der</strong> Europäischen Verordnung 883/<strong>2004</strong><br />
zur Koordinierung <strong>der</strong> Systeme <strong>der</strong> sozialen Sicherheit zwischen<br />
den Rheinanliegerstaaten, Belgien und Luxemburg<br />
geschlossene Vereinbarung, die festlegt, dass <strong>der</strong> Sitz des<br />
Unternehmens, in dessen wirtschaftlichem Eigentum die<br />
betriebenen Binnenschiffe stehen, das anwendbare Sozialversicherungsrecht<br />
für Rheinschiffer bestimmt, hat sich bewährt.<br />
Deshalb wendet auch die Schweiz die Grundsätze des<br />
Übereinkommens seit dem 1. April 2012 an. Die Eidgenossenschaft<br />
hat zudem angekündigt, <strong>der</strong> Vereinbarung für die<br />
Rheinschiffer im Laufe des Jahres 2012 rückwirkend beizutreten.<br />
Nun geht es den betroffenen Staaten und den Sozialpartnern<br />
darum, möglichen Missbrauch <strong>der</strong> Vereinbarung<br />
durch Briefkastenfirmen und Fehlentwicklungen bei <strong>der</strong> indirekten<br />
Beschäftigung auszuschließen. Diesem Ziel diente<br />
eine bis März 2012 durchgeführte internationale Erhebung,<br />
wie <strong>der</strong> Unternehmenssitz in den jeweiligen Mitgliedstaaten<br />
festgestellt wird.<br />
Noch bis Mai 2012 werden auf internationaler Ebene Vorschläge<br />
zur exakten Definition einer „Betreibergesellschaft“<br />
gesammelt, die während <strong>der</strong> nächsten Sitzung <strong>der</strong> Zentralen<br />
Verwaltungsstelle für die Soziale Sicherheit <strong>der</strong> Rheinschifffahrt<br />
am Jahresende 2012 zum Gegenstand <strong>der</strong> für die Binnenschifffahrt<br />
geschlossenen Vereinbarung gemacht werden<br />
könnten. Mit einem solchen Instrumentarium, so die<br />
For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozialpartner, könnte auch auf europäischer<br />
Ebene sehr gut für die Übernahme <strong>der</strong> sektoralen Regelung<br />
geworben werden, die schließlich gewährleistet, das die Unternehmen<br />
planen können, mit welchen Sozialabgaben sie<br />
zu rechnen haben und die Beschäftigten neben einer gleichmäßigen<br />
Anwendung desselben Rechts für alle Beschäftigten<br />
an Bord und einer größeren Kontinuität in <strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />
zu einem Sozialversicherungssystem erreichen. Das<br />
BMAS hat zudem erste Vorschläge zur besseren Kontrolle<br />
<strong>der</strong> Vereinbarung in die internationale Diskussion eingebracht,<br />
die von den Sozialpartnern begrüßt werden, solange<br />
Deutschland nicht im nationalen Alleingang mehr Bürokratie<br />
einführt o<strong>der</strong> Anreize setzt, auf die Beschäftigung von Arbeitnehmern<br />
auszuweichen, für die immer das Sozialversicherungsrecht<br />
des Unternehmenssitzes entscheidend ist,<br />
weil sie keinen Wohnsitz in einem Staat haben, in dem sie<br />
mit ihrem Schiff regelmäßig eingesetzt werden.<br />
Sozialpartner vereinbaren Arbeitszeitregelung<br />
Am 15. Februar 2012 haben die europäischen Sozialpartner<br />
ein sektorspezifisches Arbeitszeitabkommen in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt,<br />
das als Abweichung von <strong>der</strong> Allgemeinen Arbeitszeitrichtlinie<br />
(<strong>2003</strong>/88/EG) durch einen Kommissionsvorschlag<br />
in eine EU-Richtlinie vom Rat umgesetzt werden<br />
soll, unterschrieben. Das Abkommen gilt sowohl für Besatzungsmitglie<strong>der</strong><br />
als auch für das übrige Bordpersonal. In einem<br />
Zeitraum von 12 Monaten darf je<strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten. Mehr Flexibilität<br />
wird durch Ausdehnung <strong>der</strong> täglichen maximalen<br />
Arbeitszeit auf 14 Stunden und <strong>der</strong> wöchentlichen maximalen<br />
Arbeitszeit auf 84 Stunden bei einem System mit identischer<br />
Anzahl Fahr- und Ruhetage erreicht. Ferner darf an<br />
maximal <strong>31</strong> aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen gearbeitet werden.<br />
Danach sind nach einem festgelegten Schlüssel Freizeittage<br />
zu gewähren, z.B. müssen nach <strong>31</strong> Arbeitstagen mindestens<br />
10 Ruhetage genommen werden. Son<strong>der</strong>regeln gelten für<br />
die saisonale Fahrgastschifffahrt, wenn sie dies wünscht. Zu<br />
Kontrollzwecken müssen Aufzeichnungen <strong>der</strong> täglichen Arbeits-<br />
und Ruhestunden geführt und aufbewahrt werden.<br />
Der BDB hat an <strong>der</strong> Vereinbarung mitgewirkt, weil die allgemeine<br />
Arbeitszeitrichtlinie den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
nicht gerecht wird. Mitte März 2012 konnte<br />
<strong>der</strong> Verband ein gemeinsames Schreiben <strong>der</strong> europäischen<br />
Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften an die Dienststellen<br />
<strong>der</strong> Kommission absenden, mit dem Hintergründe zur<br />
Vereinbarung erläutert und die Repräsentativität <strong>der</strong> Verhandlungspartner<br />
dargelegt wurde. Die Kommission hat auf<br />
dieses Schreiben bestätigt, dass sie die Vereinbarung <strong>der</strong> Sozialpartner<br />
dem Rat vorlegen werde und die Verbände gebeten,<br />
kurze Kommentare und Begründungen zu den einzelnen<br />
Bestimmungen <strong>der</strong> Vereinbarung zu schreiben. Mit dieser Tätigkeit<br />
haben die Sozialpartner am 17. April 2012 begonnen.<br />
Harmonisierung <strong>der</strong> Qualifikation<br />
in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
Das Netzwerk <strong>der</strong> europäischen Binnenschifffahrtsschulen<br />
EDINNA, die Sekretariate <strong>der</strong> Stromkommissionen von<br />
Rhein, Donau und Save sowie die internationalen Sozialpartner<br />
haben bis Mitte März 2012 im Rahmen einer vom BDB<br />
für das Forschungsprojekt PLATINA koordinierten gemeinsamen<br />
Arbeitsgruppe zu den Berufskompetenzen eine Tabelle<br />
mit Fähigkeiten, Erfahrungsgraden und Kenntnissen diskutiert,<br />
die jeweils für die Qualifikation des Schiffsführers und<br />
des Matrosen in den Tätigkeitsbereichen des allgemeinen<br />
Schiffsbetriebs erfor<strong>der</strong>lich sind. PLATINA ist die Plattform<br />
zur Umsetzung des NAIADES-Aktionsprogramms <strong>der</strong> Euro-<br />
26<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
päischen Kommission zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
und bündelt für die Jahre 2008 - 2012 die Kompetenz von 23<br />
Partnern aus 9 Län<strong>der</strong>n. Diese Tabelle ergänzt die erste Empfehlung<br />
für die berufsbezogenen Kernkompetenzen des Matrosen<br />
und Schiffsführers mit sieben Themenschwerpunkten,<br />
die schon zuvor im Internet veröffentlicht wurden.<br />
Fast zeitgleich hat die Europäische Kommission eine Ausschreibung<br />
veröffentlicht, die auf das Einholen einer Rückmeldung<br />
<strong>der</strong> Mitgliedstaaten und aller Beteiligten zu den<br />
ersten Arbeitsschritten ausgelegt ist und eine Wegbeschreibung<br />
für ein harmonisiertes europäisches Regelwerk für Bildungsstandards<br />
bilden soll, den „Standards of Training and<br />
Certification Inland Navigation“ (STCIN). Diese Standards<br />
sollen die Qualität in <strong>der</strong> Ausbildung sichern, mehr Flexibilität<br />
für die Beschäftigten bringen und auch den Wechsel zwischen<br />
an<strong>der</strong>en Berufen und <strong>der</strong> Binnenschifffahrt für Quereinsteiger<br />
erleichtern. Der BDB setzt sich dafür ein, dass bei<br />
den weiteren Arbeiten das in Deutschland und einigen an<strong>der</strong>en<br />
Staaten bewährte System <strong>der</strong> dualen Ausbildung beibehalten<br />
werden kann und das hohe Sicherheitsniveau einer<br />
guten Ausbildung erhalten bleibt. Gleichzeitig bieten die Arbeiten<br />
die Chance, den Beruf durch dynamische Anpassungen<br />
an neue technische Entwicklungen attraktiv zu halten.<br />
Sie sind eine wichtige Ergänzung zu <strong>der</strong> von <strong>der</strong> ZKR geför<strong>der</strong>ten<br />
Mobilität des Personals, die darauf abzielen, die<br />
durch Fahrzeit erworbene Qualifikation in Europa gegenseitig<br />
anzuerkennen.<br />
BAG legt neuen Bericht zum Arbeitsmarkt vor<br />
Im Oktober 2011 veröffentlichte das Bundesamt für Güterverkehr<br />
(BAG) seine Marktbeobachtung Güterverkehr – Auswertungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik<br />
2011. Dieser Bericht ist Teil des Aktionsplans Güterverkehr<br />
und Logistik des BMVBS. Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchung,<br />
die sich schwerpunktmäßig mit den Entwicklungen<br />
im Jahr 2010 befasst, sind neun Berufsbil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Transport-<br />
und Logistikbranche, darunter auch die Binnenschiffer.<br />
Die deutsche Binnenschifffahrt verliert in den letzten Jahren<br />
kontinuierlich Beschäftigte. So waren 1992 noch 8.966<br />
Binnenschiffer bei deutschen Unternehmen beschäftigt,<br />
während diese Zahl im Jahr 2009 nur noch bei 5.851 Personen<br />
lag. Der Rückgang <strong>der</strong> Beschäftigtenzahlen in <strong>der</strong> gewerblichen<br />
Güterschifffahrt steht in engem Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Unternehmen bzw.<br />
Schiffe in diesem Segment. So gab es 1999 noch 971 Betriebe.<br />
10 Jahre später lag diese Zahl bei 668 Unternehmen.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
27
NATIONAL<br />
In <strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt sind überwiegend ältere<br />
Arbeitnehmer beschäftigt: So lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 50-<br />
jährigen im Jahr 2010 bei 40,2 %. In den nächsten 15 Jahren<br />
verlassen etwa 2.200 angestellte Binnenschiffer den Markt.<br />
Die Anteile sämtlicher Altersklassen unter 50 Jahren sind im<br />
Vergleich zum Querschnitt aller Berufsgruppen unterdurchschnittlich.<br />
Dennoch stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unter 25 Jahre alten<br />
Binnenschiffer im vergangenen Jahr um knapp 1 % auf<br />
knapp 6 %. Etwa 14 % <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />
Binnenschiffer sind zwischen 25 und 35 Jahre alt.<br />
Die Gruppe <strong>der</strong> 35 bis unter 50-jährigen macht einen Anteil<br />
von 40 % aus.<br />
Außergewöhnlich hoch im Vergleich zum Durchschnitt<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft ist <strong>der</strong> Anteil von<br />
Auslän<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt. Mit knapp<br />
23 % ist dieser Anteil über dreimal so hoch wie im Durchschnitt<br />
aller Berufsgruppen. Die meisten ausländischen Binnenschiffer<br />
kommen aus Polen, <strong>der</strong> Tschechischen Republik,<br />
Rumänien, den Nie<strong>der</strong>landen, Bulgarien, Ukraine, Kroatien,<br />
Slowakei und <strong>der</strong> Türkei.<br />
Aufgrund des demographischen Wandels wird es zusehends<br />
schwieriger, offene Stellen für Schiffsführer zu besetzen.<br />
Es ist ein Trend erkennbar, wonach Unternehmen versuchen,<br />
ihre Beschäftigten schneller als früher zu Schiffsführern<br />
zu qualifizieren. Dabei wird auf die verstärkte Nutzung<br />
des Flachwasserfahrsimulators SANDRA, <strong>der</strong> am Schiffer-Berufskolleg<br />
RHEIN von <strong>der</strong> DST installiert worden ist, Bezug<br />
genommen. Im vergangenen Jahr konnten tendenziell vermehrte<br />
Weiterbildungsaktivitäten beobachtet werden.<br />
Ausbildung in <strong>der</strong> deutschen Binnenschifffahrt<br />
Für das Jahr 2011 hat <strong>der</strong> Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
bundesweit 385 Ausbildungsverhältnisse registriert.<br />
Insgesamt wurden 136 neue Ausbildungsverhältnisse<br />
abgeschlossen. Damit ist die Zahl <strong>der</strong> neu abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträge nur um 2 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.<br />
Nach <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung des<br />
Gewerbes insgesamt und nach den beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten,<br />
die einige Unternehmer nach <strong>der</strong> außergewöhnlichen<br />
Schifffahrtssperre im Januar 2011 zu bewältigen hatten, kann<br />
damit ein ungebrochener Trend zu Nachwuchs aus dem eigenen<br />
Unternehmen festgestellt werden. Auch die Ausbildungsför<strong>der</strong>ung<br />
von jährlich 2,54 Mio. Euro aus Mitteln des<br />
Bundes wurde 2011 vom Gewerbe wie<strong>der</strong>um gut in Anspruch<br />
genommen. Ohne die Ausbildungsför<strong>der</strong>ung würden viele<br />
als Familienbetrieb arbeitende Unternehmer, <strong>der</strong>en Schiffe<br />
mit zwei Personen gefahren werden können, gar nicht an<br />
Ausbildung denken können. Logische Folge <strong>der</strong> inzwischen<br />
wie<strong>der</strong> erfolgreichen Ausbildungsanstrengung <strong>der</strong> Unternehmen<br />
ist, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unter 25-jährigen im Gewerbe<br />
wie<strong>der</strong> wächst. Erfreulich ist zudem, dass Binnenschiffer/in<br />
weiterhin von Absolventen aller Schulformen als Ausbildungsberuf<br />
gewählt wird und dass das Schiffer-Berufskolleg<br />
RHEIN erstmals angehende Binnenschiffer parallel zur Ausbildung<br />
zur Fachhochschulreife führen konnte.<br />
Interesse an Weiterbildung wächst<br />
Die Zinsen aus einem vom allgemeinen Bundeshaushalt getrennten<br />
Fonds auf die Beiträge des Gewerbes für Abwrackmaßnahmen<br />
in Zeiten <strong>der</strong> Kapazitätspolitik stehen nach<br />
dem Binnenschifffahrtsfondsgesetz für die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Weiterbildung zur Verfügung. Mit Stand vom <strong>31</strong>. März 2012<br />
stellt sich die Entwicklung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>anträge positiv dar:<br />
Nach 428 Anträge im Jahr 2009, 452 Anträgen im Jahr 2010<br />
und sogar 495 Anträgen im Jahr 2011 gingen im ersten Quartal<br />
2012 bei <strong>der</strong> für das gesamte Bundesgebiet zuständigen<br />
Wasser- und Schifffahrtsdirektion West bereits 200 Anträge<br />
ein. Die För<strong>der</strong>ung ist auf höchsten 2.000 Euro pro Binnenschiffer<br />
beschränkt.<br />
BDB stellt Strategie zur Gewinnung<br />
von qualifiziertem Personal vor<br />
Auf Einladung des BDB und des Arbeitgeberverbandes <strong>der</strong><br />
deutschen Binnenschiffahrt e.V. haben am 18. Oktober 2011<br />
mehr als 70 Gäste an Bord des Schulschiffs RHEIN an <strong>der</strong> Informationsveranstaltung<br />
„Personalwerbung in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt“<br />
teilgenommen.<br />
Die Binnenschifffahrt bietet aufgrund <strong>der</strong> Altersstruktur<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten sehr gute Entwicklungs- und Aufstiegsperspektiven<br />
für junge Menschen, die Interesse an vielfältigen<br />
Aufgaben und mo<strong>der</strong>ner Technik haben und Teamgeist<br />
mitbringen. Als Hilfestellung für den Umgang mit dem demografischen<br />
Wandel haben die beiden einladenden Verbände<br />
mit Partnern aus sieben Nationen eine Personalrekrutierungsstrategie<br />
für die europäische Binnenschifffahrt erarbeitet.<br />
Unterstützung erhielten die Verbände von einem Expertenkonsortium<br />
unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung des beim Bundesverkehrsministerium<br />
angesiedelten ShortSeaShipping Inland<br />
Waterway Promotion Centers (SPC).<br />
Konkret werden Arbeitshilfen für die Nutzung einfacher<br />
Kommunikationswege für die Personalgewinnung aufgezeigt,<br />
ein Praktikums- und Ausbildungsleitfaden erarbeitet<br />
sowie ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen zum<br />
Beruf für Interessenten entwickelt. In einer Umfrage unter<br />
Jugendlichen war zuvor deutlich geworden, dass die Binnenschifffahrt<br />
bei jungen Menschen kein schlechtes, son<strong>der</strong>n<br />
gar kein Image als ausbildende Branche hat. Befragte Unternehmensvertreter<br />
wünschen sich eine stärkere Berufsberatung<br />
an den Schulen. Knapp die Hälfte <strong>der</strong> befragten Unternehmen<br />
erwartet in den kommenden fünf Jahren einen erhöhten<br />
Personalbedarf bei den Auszubildenden. Das Motiv<br />
für die Werbekampagne „Be your own captain” ist auf<br />
Seite 29 abgebildet.<br />
28<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
29
NATIONAL<br />
Nautik und Technik<br />
Die Arbeiten an neuen Bestimmungen zu höhenverstellbaren<br />
Steuerhäusern und zum Schutz vor Lärm und Vibrationen<br />
dauern international mit dem Ziel einer Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
technischen Vorschriften <strong>der</strong> EU und <strong>der</strong> Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt an. Bei bestehenden Steuerhäusern<br />
hält <strong>der</strong> BDB we<strong>der</strong> eine wie<strong>der</strong>kehrende Berechnung noch<br />
eine Absenkmöglichkeit von Deck für zielführend. Während<br />
<strong>der</strong> erste Vorschlag nur Geld kostet, das wegen <strong>der</strong> teilweise<br />
jahrzehntelangen Überprüfung durch die Schiffskommissionen<br />
unnötig ausgegeben wäre, sieht das Gewerbe in dem<br />
zweiten Vorschlag eine Verschlechterung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit<br />
durch unbefugtes Absenken des Steuerhauses. Bei<br />
Lärm und Vibrationen kann das Gewerbe noch nicht für alle<br />
neuen Motoren nachvollziehen, dass sie strengere Grenzwerte<br />
einhalten können. Für bestehende Fahrzeuge müsste<br />
die Machbarkeit sogar noch gründlicher untersucht werden.<br />
Breiten Raum nahm in den technischen Gremien allerdings<br />
die Regelung zur Zulassung von verflüssigtem Erdgas<br />
(LNG) als Kraftstoff an, die mit Auflagen für die Ausbildung<br />
des Personals und mit speziellen Verhaltensvorschriften z.B.<br />
beim Bunkern des Kraftstoffs erstmalig entwickelt werden<br />
mussten.<br />
Die wirtschaftlich schwierige Lage führte Ende 2011 dazu,<br />
dass das vereinfachte Verfahren zur Verlängerung des<br />
Schiffsattests im Falle von finanzieller o<strong>der</strong> baulicher Unzumutbarkeit<br />
nochmals um ein Jahr von <strong>der</strong> Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt verlängert wurde. Gerade die<br />
deutsche Binnenschifffahrt hatte von dieser Vereinfachung<br />
Gebrauch gemacht, die den Vorteil hat, dass jedes Schiff<br />
weiterhin auf Sicherheitsmängel untersucht wird und dennoch<br />
im Einzelfall eine Lösung mit Augenmaß gefunden<br />
werden kann. Einmal mehr hat sich hier die Sachkenntnis<br />
<strong>der</strong> deutschen Behörden für das Gewerbe ausgezahlt. Dennoch<br />
wird deutlich, dass die Verkürzung aller Übergangsvorschriften,<br />
die Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>ts mit Blick auf die Anerkennung<br />
von ausländischen Schiffszeugnissen vorgenommen<br />
wurde, noch einmal gründlich durchleuchtet werden<br />
muss. Erfreulicherweise haben die Nie<strong>der</strong>lande hierzu eine<br />
auf einzelne Vorschriften zur Nachrüstung von Schiffen zugeschnittene<br />
Studie vorgelegt, die in <strong>der</strong> internationalen<br />
Diskussion um immer mehr Regeln für den Schiffsbau<br />
gleichwertige Lösungen und Alternativen für mehr Sicherheit<br />
aufzeigt. Die Nie<strong>der</strong>lande sind damit Vorreiter für eine<br />
Fortentwicklung <strong>der</strong> Bau- und Ausrüstungsvorschriften, die<br />
seinerzeit auf Grundlage einer deutschen Studie entwickelt<br />
und mit dem Gewerbe abgestimmt wurden. Die deutsche<br />
Studie lieferte wichtige Grundlagen zur Methode <strong>der</strong> Bewertung<br />
von technischer Schiffssicherheit. Die nie<strong>der</strong>ländische<br />
Studie evaluiert die Wirkung einzelner geän<strong>der</strong>ter Vorschriften.<br />
Hier sollten Gewerbe und Regierungsexperten in den<br />
nächsten Monaten offen diskutieren und bereit sein, auch<br />
einzugestehen, wenn in <strong>der</strong> Vergangenheit die Anpassungsfähigkeit<br />
des Gewerbes überschätzt wurde.<br />
In <strong>der</strong> Telematik schreitet die Ausrüstung <strong>der</strong> Flotte mit<br />
dem automatischen Identifikationssystem voran. AIS befindet<br />
sich inzwischen auf weit mehr als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />
<strong>der</strong> deutschen Binnenflotte. Nach Ausrüstung von<br />
30<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
rund 1.500 deutschen Binnenschiffen mit Transpon<strong>der</strong>n im<br />
Jahr 2010 laufen nun nur noch ausländische För<strong>der</strong>programme,<br />
die nur in wenigen Fällen von <strong>der</strong> deutschen Flotte in<br />
Anspruch genommen werden können. Die ab 2013 geplante<br />
Einführung von AIS entlang des Rheins und in einzelnen Seehäfen,<br />
unter denen Antwerpen sich 2012 an die Spitze gesetzt<br />
hat, wird weiter beraten – vor allem mit Blick auf die<br />
Frage, ob neben dem AIS-Transpon<strong>der</strong> auch zwingend eine<br />
elektronische Flusskarte im Navigationsmodus vorgeschrieben<br />
werden muss. Eine Endscheidung zu dieser Frage erwartet<br />
<strong>der</strong> BDB im Frühjahr 2012. Telematik findet nur dann Akzeptanz,<br />
wenn Gefahren für den Datenschutz ausgeschlossen<br />
und gleichzeitig Chancen für die bessere Integration des<br />
Verkehrsträgers in logistische Prozesse erreicht werden. Daher<br />
muss im Binnenschifffahrtsaufgabengesetz ein Missbrauch<br />
von Daten und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Weitergabe<br />
durch Private ohne die Zustimmung des Inhabers <strong>der</strong> Daten<br />
verboten werden. Rechtliche und technische Rahmenbedingungen<br />
für die Weitergabe von Daten, die von Verkehrsbehörden<br />
sowieso gesammelt werden, an autorisierte Logistikpartner<br />
müssen und sollten noch weiter untersucht werden.<br />
Auf nationaler Ebene legte das Bundesverkehrsministerium<br />
im März 2012 endlich einen Entwurf für eine Verordnung<br />
zur Bekämpfung <strong>der</strong> verdeckten Fahrgastschifffahrt mit<br />
Sportbooten vor. Die Verordnung enthält auch an<strong>der</strong>e Elemente<br />
für weniger Bürokratie im Gewerbe, was sehr zu begrüßen<br />
ist. Fahrgäste, die einen Schiffsausflug unternehmen<br />
wollen, haben das Recht auf ein vergleichbares Sicherheitsniveau,<br />
egal ob sie mit Fahrgastschiffen o<strong>der</strong> mit Sportbooten<br />
fahren, die häufig nur noch mit Skipper und gleich für<br />
Gruppen von 30 Personen vermietet werden. Ein Unfall in<br />
diesem Bereich, den es möglichst zu verhin<strong>der</strong>n gilt, würde<br />
das Vertrauen <strong>der</strong> Bevölkerung in die gewerbliche Fahrgastschifffahrt<br />
und damit das höchste Gut <strong>der</strong> Branche gefährden.<br />
Außerdem werden unnötige Wie<strong>der</strong>holungsuntersuchungen<br />
für Fähren ebenso gestrichen, wie das Erfor<strong>der</strong>nis,<br />
nach <strong>der</strong> Verordnung über die Eichung von Binnenschiffen<br />
Zeichnungen und Berechnungen in 11-facher Ausfertigung<br />
einzureichen, nachdem die Schiffseichämter umorganisiert<br />
und in <strong>der</strong> Zentralstelle Schiffsuntersuchungskommission<br />
zusammengefasst wurden.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
<strong>31</strong>
NATIONAL<br />
Umwelt- und Klimaschutz in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
Binnenschifffahrt kann noch mehr CO2 sparen<br />
Im Berichtszeitraum widmeten sich zahlreiche Veranstaltungen<br />
<strong>der</strong> Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen<br />
in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt. Den Auftakt bildete ein Workshop<br />
<strong>der</strong> Zentralkommission für die Rheinschifffahrt am 12. April<br />
2011, <strong>der</strong> Verfahren zur Bestimmung <strong>der</strong> CO2-Emissionen <strong>der</strong><br />
Binnenschifffahrt aufzeigte, strömungs- und antriebstechnische<br />
sowie betriebliche Maßnahmen zur Reduzierung <strong>der</strong><br />
Emissionen untersuchte. Der Workshop leistete eine erste<br />
Bestandsaufnahme, ohne die immer dringlicher werdenden<br />
Fragen nach konkret sinnvollen Maßnahmen zur Einsparung<br />
des mittel- und langfristig teurer werdenden Dieselkraftstoffs<br />
beantworten zu können. Auch die Ansätze zur Berechnung<br />
eines so genannten Carbon Footprint in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
konnten zunächst nur inventarisiert, aber noch<br />
nicht operabel gemacht werden. Gestützt auf einen Beschluss<br />
des Herbstplenums 2011 führte die ZKR eine Gewerbeanhörung<br />
über Möglichkeiten zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs<br />
und <strong>der</strong> Treibhausgasemissionen in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
durch, in <strong>der</strong>en Verlauf mehrere bauliche und<br />
betriebliche Einsparmöglichkeiten zwischen 15 und 20 % bei<br />
einzelnen Maßnahmen wie energieeffizientem Fahren o<strong>der</strong><br />
verstärktem Einsatz von Telematik besprochen wurden.<br />
Auch die erstmalige Zulassung von verflüssigtem Erdgas<br />
(LNG) als Kraftstoff in Binnenschiffen, die Anfang 2012 erfolgte,<br />
ist ein Meilenstein für weniger Emissionen<br />
Noch immer kein Vorschlag<br />
<strong>der</strong> Kommission zu Abgasgrenzwerten<br />
Während die Binnenschifffahrt im Vergleich zu den Verkehrsträgern<br />
Straße und Schiene geringere CO2-Emissionen<br />
Quelle: ZKR Stand: 2011<br />
verursacht, kann und wird sie bei an<strong>der</strong>en Schadstoffen wie<br />
Rußpartikeln o<strong>der</strong> Stickoxiden noch besser werden. Neben<br />
bereist wirksamen Maßnahmen wie <strong>der</strong> Absenkung des maximal<br />
zulässigen Schwefelgehalts im Kraftstoff <strong>der</strong> Binnenschiffe<br />
von zuletzt 1.000 auf jetzt 10 ppm (Milligramm pro Kilogramm)<br />
seit Januar 2011 und einem seit 2012 greifenden<br />
Verbot, vor Erlass <strong>der</strong> Abgasvorschriften gebaute Maschinen<br />
als Austauschmotoren einzubauen, muss die Kommission<br />
noch immer einen Vorschlag zur Fortschreibung <strong>der</strong> jüngsten<br />
internationalen Abgasgrenzwerte von 2007 vorlegen. Einen<br />
entsprechenden Vorschlag erwartet <strong>der</strong> BDB im Sommer<br />
2012. Um den Beson<strong>der</strong>heiten des kleinen Marktes <strong>der</strong> Antriebe<br />
für Binnenschiffe gerecht zu werden, empfiehlt sich eine<br />
Orientierung <strong>der</strong> Grenzwerte an den US-amerikanischen Vorgaben<br />
damit die Hersteller möglichst für beide Seiten des Atlantiks<br />
dieselbe Entwicklungstechnik nutzen können.<br />
Emissionen <strong>der</strong> bestehenden Flotte geraten in den Fokus<br />
Neben den öffentlichen internationalen Arbeiten haben einzelne<br />
Fachressorts Deutschlands und die Nie<strong>der</strong>lande am<br />
16. November 2011 eine Diskussion über Instrumente zur Absenkung<br />
<strong>der</strong> Emissionen bestehen<strong>der</strong> Fahrzeuge mit einer<br />
Anhörung begonnen. Instrumente wie Katalysatoren, Partikelfilter,<br />
Kraftstoffemulsionen, neue Kraftstoffe wie verflüssigtes<br />
Erdgas (LNG), Dieselelektrik und Abgasrückführung<br />
wurden eine technischen Bewertung unterzogen, die natürlich<br />
auch noch mit einer wirtschaftlichen Bewertung und einer<br />
Kosten-Nutzen-Betrachtung verbunden werden müsste.<br />
Aber auch ökonomische Instrumente wie emissionsabhängige<br />
Hafenabgaben, die Einbeziehung <strong>der</strong> Binnenschifffahrt in<br />
Umweltzonen und Steuermodelle wurden in einer Kurzstudie<br />
vorgestellt. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Diskussion<br />
müssen noch veröffentlicht werden.<br />
Aktionismus ist sicher nicht geboten – zumal<br />
verlässliche Methoden zur Messung<br />
<strong>der</strong> Emissionen von Schiffsmotoren aus<br />
Sicht des BDB am Anfang einer sachlichen<br />
Diskussion über Schadstoffausstoß von<br />
Binnenschiffen stehen müssten. Natürlich<br />
ist dann auch <strong>der</strong> Umgang mit bestehenden<br />
Motoren bei an<strong>der</strong>en Verkehrsträgern<br />
zu betrachten und abzuwägen, ab wann<br />
<strong>der</strong> Ersatz eines noch funktionstüchtigen<br />
Motors einen deutlich höheren Aufwand<br />
für die Anschaffung eines neuen Motors,<br />
<strong>der</strong> auch noch mehr Kraftstoff verbraucht,<br />
rechtfertigt.<br />
32<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
© INE / Migalski<br />
Abfallübereinkommen<br />
wird umgesetzt und fortentwickelt<br />
In Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und dem Verkehrsministerium<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen, das bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
des Übereinkommens für die Sammlung, Abgabe<br />
und Annahme von Abfällen in <strong>der</strong> Rhein- und Binnenschifffahrt<br />
(CDNI) eine Vorreiterrolle übernommen hat, kann <strong>der</strong><br />
BDB im Mai 2012 in seiner Geschäftsstelle rund 100 Umschlags-<br />
und Transportunternehmen sowie Hafen- und Behördenvertreter<br />
aus dem Bund und NRW begrüßen. Dabei<br />
geht es darum, rechtzeitig vor Ablauf einer fünfjährigen<br />
Übergangsfrist im Jahr 2014 den Bedarf für Entsorgungsstellen<br />
für Abfälle aus dem Ladungsbereich zu ermitteln und gemeinsam<br />
anzugehen. Für das Jahr 2011 werden daher mit im<br />
April 2012 fertig gestellten Fragebögen Mengen und Art <strong>der</strong><br />
Abfälle erfasst, die als Ladungs- und Umschlagsrückstände<br />
o<strong>der</strong> Waschwasser bei den zur Entsorgung verpflichteten<br />
Betreibern von Umschlagsstellen anfallen. Um den umweltfreundlichen<br />
und kostengünstigen Transport mit dem Binnenschiff<br />
nicht ohne Not zu verteuern, unterstützt <strong>der</strong> BDB<br />
die Bemühungen <strong>der</strong> Landesbehörden um eine Koordinierung<br />
möglicher Bedarfe zur Einrichtung von Annahmestellen<br />
für solche Abfälle.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Entladebescheinigungen ist die Weigerung<br />
des Ladungsempfängers, eine Entladebescheinigung<br />
auszustellen, immer noch nicht als eigenständige Ordnungswidrigkeit<br />
gesetzlich verankert. Ebenfalls nur schleppend<br />
kamen die Bemühungen voran, mehr Ausnahmen für<br />
das Erfor<strong>der</strong>nis einer Entladebescheinigung z.B. für Container-,<br />
Ro-Ro-, Bagger- o<strong>der</strong> Ver- und Entsorgungsschiffe und<br />
Schubleichter zu schaffen.<br />
Teil A des CDNI ist gegenüber den Teilen B und C erst zu<br />
einem späteren Zeitpunkt in Kraft getreten, und zwar am<br />
1. Januar 2011. Von diesem Termin an musste die Binnenschifffahrt<br />
bei je<strong>der</strong> Bunkerung von mineralölsteuerfreiem<br />
Kraftstoff Entsorgungsgebühren in Höhe von 7,50 Euro pro<br />
1.000 Liter Kraftstoff entrichten. Die nach dem CDNI zu errichtenden<br />
Innerstaatlichen Institutionen – in Deutschland<br />
ist dies <strong>der</strong> Bilgenentwässerungsverband – haben die Aufgabe,<br />
diese Gebühren zu erheben und aus den Einnahmen das<br />
Annahmestellennetz für öl- und fetthaltige Schiffsbetriebsabfälle<br />
zu finanzieren.<br />
Der BDB hat sowohl als Mitglied des Bilgenentwässerungsverbands<br />
als auch als Vertretung des deutschen Binnenschifffahrtsgewerbes<br />
in <strong>der</strong> Internationalen Ausgleichsund<br />
Koordinierungsstelle – dem Organ <strong>der</strong> Vertragsstaaten,<br />
das Än<strong>der</strong>ungen des CDNI vorbereitet und vorschlägt – Einfluss<br />
auf die nationale und internationale Entwicklung.<br />
Während in Deutschland <strong>der</strong> angestrebte Ausbauzustand<br />
des Systems – abgesehen von einigen Justierungen – von<br />
Anfang erreicht war, stehen Netzergänzungen in Belgien<br />
und Frankreich noch bevor.<br />
Nach Ablauf des ersten Jahres nach dem Inkrafttreten<br />
von Teil A kann das erfreuliche Resumée gezogen werden,<br />
dass die Gesamteinnahmen aller sechs Innerstaatlichen Institutionen<br />
in 2011 ausreichten, um die durch den Betrieb<br />
des Netzes entstandenen Kosten in allen Vertragsstaaten zu<br />
decken. Deshalb konnte die Entsorgungsgebühr auf dem<br />
bisherigen Niveau von 7,50 Euro pro 1.000 Liter im Jahre<br />
2012 bestehen bleiben.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
33
NATIONAL<br />
Tankschifffahrt und Transport gefährlicher Güter<br />
Binnentankschifffahrt in schwerer Krise<br />
Die Situation in <strong>der</strong> Binnentankschifffahrt ist davon geprägt,<br />
dass künftig <strong>der</strong> Transport von fast allen gefährlichen Gütern<br />
in flüssiger Form nicht mehr in Einhüllentankschiffen<br />
erlaubt sein wird und dass stattdessen Doppelhüllentankschiffe<br />
eingesetzt werden müssen.<br />
Das ist <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Dinge: Das Gefahrgutregelwerk für<br />
die Binnenschifffahrt, das ADN (Accord européen relatif<br />
au transport international des marchandises dangereuses<br />
par voie de navigation intérieure) sieht vor, dass von drei<br />
Stichtagen an, dem <strong>31</strong>.12.2012, dem <strong>31</strong>.12.2015 und dem<br />
<strong>31</strong>.12.2018 eine bestimmte Gruppe von Gütern jeweils nur<br />
noch in Doppelhüllentankschiffen transportiert werden<br />
darf. Im Ergebnis wird es ab 2019 für Einhüllentankschiffe<br />
kaum noch etwas zu transportieren geben.<br />
Unter den Randbedingungen <strong>der</strong> vergangenen drei Jahre<br />
kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass <strong>der</strong> Weg zur<br />
Doppelhülle – <strong>der</strong> nur über entsprechend hohe Investitionen<br />
führen kann – das Gewerbe in eine in dieser Form noch nie<br />
dagewesene Krise gestürzt hat. Anzunehmen ist, dass diese<br />
Krise sich noch über Jahre hinziehen wird und die Existenz<br />
gerade <strong>der</strong> Unternehmen bedroht, die sich durch Neu- o<strong>der</strong><br />
Umbauten auf die Zukunft vorbereiten wollten.<br />
Die im ADN festgeschriebenen Übergangsfristen erlauben<br />
Eigentümern von Einhüllentankschiffen auf den für sie<br />
„richtigen“ Zeitpunkt zum Marktaustritt hinzuarbeiten. Dieser<br />
Zeitpunkt wird dann gekommen sein, wenn sich die im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Klassenerneuerung anstehenden Reparaturen<br />
angesichts einer nur noch bis Ende 2018 begrenzten Nutzungsdauer<br />
nicht mehr lohnen.<br />
Weil die Klassenerneuerung für die Dauer von 5 Jahren erfolgt,<br />
kann es zurzeit für die Eigner von Einhüllentankschiffen<br />
sinnvoll sein, sich noch einmal für das Verbleiben am Markt<br />
zu entscheiden. Erst in späteren Jahren – also nach 2012 – ist<br />
mit einem vermehrten Marktaustritt von Einhüllentankschiffen<br />
zu rechnen, weil die Schiffe dann nicht mehr für die volle<br />
Klassenlaufzeit von 5 Jahren eingesetzt werden können.<br />
Deshalb ist anzunehmen, dass die <strong>der</strong>zeit auf höchstem<br />
Niveau befindlichen Überkapazitäten noch einige Zeit bestehen<br />
bleiben. Folge davon sind negative Auswirkungen auf das<br />
Frachtpreisniveau <strong>der</strong> Tankschifffahrt. Die in früheren Jahren<br />
üblichen Schwankungen <strong>der</strong> Frachtpreise durch Niedrigwasser<br />
und Nachfragespitzen fallen erheblich „flacher“ aus o<strong>der</strong><br />
gar ganz weg. Dadurch besteht für das Gewerbe nicht mehr<br />
die Möglichkeit, in guten Zeiten Rücklagen zu bilden, die ein<br />
Überdauern schlechter Konjunkturphasen erlauben.<br />
Der <strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen Binnenschiffahrt e.V.<br />
hat gegenüber den politischen Entscheidungsträgern auf<br />
nationaler und internationaler Ebene die Alarmglocke geläutet:<br />
Die <strong>der</strong>zeitigen Vorgänge auf den Märkten schädigen vor<br />
allem die Unternehmen, die sich rechtzeitig auf die neuen<br />
gesetzlichen Vorgaben eingestellt haben. Insolvenzen unter<br />
den Eigentümern mo<strong>der</strong>ner Doppelhüllentankschiffe werden<br />
vermehrt die Folge sein. Umso unverständlicher ist, dass<br />
die Politik sich den Sachargumenten des Gewerbes verschlossen<br />
hat und nicht einmal anerkennt, dass <strong>der</strong> entscheidende<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> Misere in den gesetzlichen Vorgaben<br />
des ADN liegt.<br />
Stand <strong>der</strong> deutschen Tankschiffsflotte<br />
Am 1. Januar 2012 setzte sich <strong>der</strong> Bestand an Tankschiffen<br />
unter deutscher Flagge aus 402 Tankmotorschiffen mit<br />
735.475 Tonnen Tragfähigkeit und 44 Tankschubleichtern mit<br />
46.972 Tonnen Tragfähigkeit zusammen. Zur Tankschiffsflotte<br />
zählen darüber hinaus noch 12 Tankkähne mit 3.499 Tonnen<br />
Tragfähigkeit. Insgesamt waren dies 458 Tankschiffe mit<br />
758.946 Tonnen Tragfähigkeit.<br />
Dieser Bestand an Tankschiffen unter deutscher Flagge<br />
hat sich in unter den beschriebenen Randbedingungen im<br />
letzten Jahrzehnt deutlich erhöht. Die Statistik weist in diesem<br />
Zeitraum einen Anstieg <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Tankschiffe um<br />
rund 25 % aus. Die Tragfähigkeit <strong>der</strong> Flotte hat sich im gleichen<br />
Zeitraum sogar um rund 50 % erhöht.<br />
Das deutsche Tankschifffahrtsgewerbe stellt sich durch<br />
Neubauten in Doppelhüllenbauweise o<strong>der</strong> Umbauten von<br />
Einhüllen- in Doppelhüllentankschiffe auf die neuen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
ein. Derzeit sind noch etwas mehr als die Hälfte aller<br />
Tankmotorschiffe Einhüllentankschiffe.<br />
Doppelhülle Typ C<br />
Doppelhülle Typ N<br />
Einhülle Typ N<br />
Doppelhülle Typ G<br />
Darstellung <strong>der</strong> Deutschen Binnentankschifffahrtsflotte in absoluten und<br />
prozentualen Zahlen; Stand Januar 2012; Quelle: Zentrale Binnenschiffsbestandsdatei<br />
34<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
Doppelhüllentanker in Europa<br />
Das befristete Nebeneinan<strong>der</strong> von „alten“ Einhüllentankschiffen<br />
und „neuen“ Doppelhüllentankschiffen auf dem<br />
westeuropäischen Tankschifffahrtsmarkt ist grundsätzlich<br />
keine Überraschung. Die Entscheidung des Gesetzgebers für<br />
den Stufenplan 2012 / 2015 / 2018 (siehe oben) ist absolut<br />
notwendig, um den Eignern von Einhüllentankschiffen angesichts<br />
des in einem Tankschiff gebundenen Kapitals die<br />
Möglichkeit zu einem geordneten Marktaustritt zu geben.<br />
Überraschend ist dagegen, dass die Zahl <strong>der</strong> neu gebauten<br />
Doppelhüllentankschiffe selbst in den Jahren 2009 und<br />
2010 noch bei deutlich über 100 Schiffen lag. Die Zahl von 67<br />
im Jahr 2011 neu in Dienst gestellter Doppelhüllentankschiffe<br />
weist auf eine gewisse Sättigung hin. Dennoch dürfte <strong>der</strong><br />
Strom neu gebauter o<strong>der</strong> umgebauter Doppelhüllentankschiffe<br />
Prozess noch nicht abgeschlossen sein.<br />
In Ermangelung amtlichen statistischen Datenmaterials<br />
lässt sich <strong>der</strong> Zuwachs im Bestand an Doppelhüllentankschiffen<br />
am besten anhand <strong>der</strong> Angaben des European Barge<br />
Inspection Scheme (EBIS) darstellen. Von 2007 bis 2012<br />
nahm die Zahl <strong>der</strong> Doppelhüllentankschiffe um 401 Einheiten<br />
zu. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl <strong>der</strong> Einhüllentankschiffe<br />
(ohne Schiffe unter 300 t Tragfähigkeit) um etwa<br />
270 Fahrzeuge.<br />
ADN als allein maßgebendes Gefahrgut-Regelwerk<br />
Allein maßgebendes Gefahrgut-Regelwerk für die Binnenschifffahrt<br />
ist seit dem 1. Januar 2011 das ADN (siehe oben) in<br />
allen europäischen Staaten, in denen Binnenschifffahrt Bedeutung<br />
hat. Herausgegeben und bearbeitet wird das ADN<br />
von <strong>der</strong> UNECE in Genf. Mit diesem lange geplanten Schritt<br />
wurde das Gefahrgut-Regelwerk für die Binnenschifffahrt<br />
Doppelhüllentanker in Europa<br />
Typ Doppelhülle Doppelhülle Doppelhülle Gesamt<br />
Datum Typ C Typ N Typ G<br />
01.01.2007 287 141 60 488<br />
01.01.2008 <strong>31</strong>7 155 62 534<br />
01.01.2009 354 161 67 582<br />
01.01.2010 439 186 69 694<br />
01.01.2011 554 196 71 821<br />
01.01.2012 616 199 74 889<br />
Quelle: European Barge Inspection Scheme (EBIS)<br />
aus dem Verbund mit den an<strong>der</strong>en Regelwerken dieses Verkehrsträgers<br />
herausgelöst, die von <strong>der</strong> Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt in Straßburg gepflegt werden.<br />
Ausgangspunkt für diese Entwicklung war die Richtlinie<br />
2008/68/EG des Europäischen Parlaments und des Rates<br />
vom 24. September 2008 über die Beför<strong>der</strong>ung gefährlicher<br />
Güter im Binnenland. In Deutschland wird das ADN durch<br />
die Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt<br />
(veröffentlicht im BGBl. 2011, Teil 1, Nr. 9 am<br />
11. März 2011) in Kraft gesetzt. Alle zwei Jahre wird das ADN<br />
von <strong>der</strong> UNECE in überarbeiteter Form neu herausgegeben.<br />
Derzeit laufen die Arbeiten am ADN 2013. Interessierte<br />
können sich auf <strong>der</strong> gut strukturierten Website <strong>der</strong> UNECE<br />
http://www.unece.org/trans/danger/danger.htm die für die<br />
Arbeit am ADN wichtigen und an<strong>der</strong>e interessante Dokumente<br />
rund um den Transport gefährlicher Güter herunterladen.<br />
Folgendes sind die wichtigsten Neuerungen am ADN<br />
2013:<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
35
NATIONAL<br />
Stabilität<br />
Die Ausbildung <strong>der</strong> Besatzungsmitglie<strong>der</strong> soll in Fragen <strong>der</strong><br />
Stabilität verbessert werden. Dazu sollen die (hauptverantwortlichen)<br />
Schiffsführer im Rahmen ihrer Sachkundigenausbildung<br />
separat in diesen Fragen geschult werden. In Ergänzung<br />
<strong>der</strong> bisher an Bord vorhandenen Stabilitätsunterlagen<br />
muss an Bord ein sog. Ladungsrechner vorhanden sein<br />
und benutzt werden.<br />
Fluchtwege<br />
Die bisherige Anfor<strong>der</strong>ung des ADN, dass jede Umschlagsanlage<br />
zwei feste Landstege vorzuhalten hat, soll durch eine<br />
flexiblere und an den Risiken <strong>der</strong> Ladegüter orientierte Regelung<br />
ersetzt werden. Beiboote sind danach beim Umschlag<br />
von Heizöl o<strong>der</strong> Diesel noch zugelassen. Bei Ladegütern, von<br />
denen höhere Risiken ausgehen, müssen höherwertige Rettungsmittel<br />
vorhanden sein.<br />
Heizöl (schwer)<br />
Die Eigenschaften von Heizöl (schwer) können je nach Produktionsmethode<br />
und Vorprodukt schwanken. Abhängig<br />
von diesen Eigenschaften sind die zum Transport zugelassenen<br />
Schiffe auszuwählen. Das können Tankschiffe des Typs<br />
C, aber auch des Typs N geschlossen o<strong>der</strong> N offen sein. Entscheidend<br />
sind immer die Angaben des Verla<strong>der</strong>s (Absen<strong>der</strong>s),<br />
denn nur dieser kann präzise Angaben zu den Produkteigenschaften<br />
machen.<br />
Ausblick<br />
Darüber hinaus sind viele weitere Themen noch in <strong>der</strong> Bearbeitung.<br />
Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Frage des<br />
Explosionsschutzes auf Tankschiffen. Praktische Bedeutung<br />
für den Alltag hat die Frage, wie im ADN mit den Verweisen<br />
auf Normen umgegangen wird. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk verdient<br />
auch die Frage, wie mit Gütern in loser Schüttung umgegangen<br />
wird, die zwar gewisse gefährliche Eigenschaften<br />
haben, aber dennoch nicht die Gefahrgutkriterien des ADN<br />
erfüllen.<br />
Bewusstsein gerufen, dass <strong>der</strong> Verla<strong>der</strong> (Absen<strong>der</strong>) entscheidende<br />
Verantwortung hat bei <strong>der</strong> Feststellung, ob ein zum<br />
Transport angedientes Ladegut Gefahrgut ist o<strong>der</strong> nicht. Auf<br />
diese Feststellung darf die Binnenschifffahrt zunächst bauen.<br />
Grenzen hat dieser Vertrauensgrundsatz in Fällen, bei<br />
denen ein Ladegut offensichtlich Eigenschaften aufweist,<br />
die es als Gefahrgut qualifizieren könnten.<br />
ISGINTT<br />
Beim Umschlag von gefährlichen Gütern in flüssiger Form<br />
spielt die Frage <strong>der</strong> Sicherheit eine mitunter sogar noch größere<br />
Rolle als während des Transports. Von allen beteiligten<br />
Kreisen ist mit dem International Safety Guide for Inland Navigation<br />
Tankers and Terminals (ISGINTT) gemeinsam ein<br />
best-practice-Standardwerk entwickelt worden, das das Sicherheitsniveau<br />
an <strong>der</strong> Schnittstelle Schiff/Land noch weiter<br />
anheben soll. ISGINTT wird nach dem Vorliegen in deutscher<br />
Sprache eine wichtige Grundlage für Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für das in diesen Bereichen eingesetzte Personal<br />
von Schiffen und Landanlagen sein.<br />
Entgasen von Tankschiffen<br />
Die sog. NEC-Richtlinie 2001/81/EG vom 23. Oktober 2011 legt<br />
nationale Emissionshöchstmengen für Luftschadstoffe fest,<br />
die eigentlich nicht mehr überschritten werden dürfen. Die<br />
Einhaltung dieser Grenzwerte macht aber in Deutschland<br />
Probleme. Um Vertragsverletzungsverfahren mit entsprechenden<br />
Strafen vorzubeugen, muss Deutschland ernsthaftes<br />
Bemühen um die Begrenzung von Emissionen nachweisen<br />
können.<br />
Aus diesem Grunde soll das bestehende Entgasungsverbot<br />
für Benzin (UN 1203) auf Rohbenzin, Naphtha (UN 1268)<br />
Kohle als Gefahrgut!<br />
Drei Schwelbrände an Bord von Motorgüterschiffen Ende<br />
des Jahres 2011 haben den Blick auf die Frage gelenkt, wie<br />
mit den im ADN – bzw. im vorhergehenden ADNR – schon<br />
seit Jahren vorhandenen einschlägigen Regelungen umgegangen<br />
wird. Die Selbsterhitzungsfähigkeit <strong>der</strong> Kohle ist altbekannt.<br />
Die Frage ist nur, wie stark diese Eigenschaft ausgeprägt<br />
ist.<br />
Eine weitere interessante Frage ist, ob die im ADN vorgesehenen<br />
Maßnahmen im richtigen Verhältnis zu den Risiken<br />
stehen, die von <strong>der</strong> Kohle ausgeht, die die Gefahrgutkriterien<br />
des ADN erfüllt. Durch die aktuelle Diskussion wird ins<br />
36<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
und Benzingemische (UN 3475) spätestens von Mitte 2012 an<br />
ausgedehnt werden. Betroffen ist nicht nur die Binnenschifffahrt<br />
son<strong>der</strong>n die gesamte Logistikbranche vom Umschlag<br />
bis zum Lagern dieser Produkte.<br />
Der BDB hat erfolgreich darauf hingewirkt, dass zusätzliche<br />
technische Anfor<strong>der</strong>ungen an die Tankschiffe fallen gelassen<br />
worden sind. Ein ursprünglich vorgesehener Verriegelungsmechanismus,<br />
<strong>der</strong> Produktfluss erst nach Anschluss<br />
<strong>der</strong> Gaspendelleitung erlaubt, macht in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
angesichts <strong>der</strong> festgeschrieben Prozeduren (hier: Prüfliste)<br />
und <strong>der</strong> spezifischen Arbeitsabläufe keinen Sinn.<br />
Die Erweiterung des Entgasungsverbotes kommt nicht<br />
überraschend. Mit weiteren Begrenzungen ist im Interesse<br />
<strong>der</strong> Umwelt auch künftig zu rechnen. Der BDB hat sich gegenüber<br />
dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit dafür eingesetzt, dass die technischen<br />
Möglichkeiten für eine geregelte Entsorgung <strong>der</strong><br />
Dämpfe untersucht und gemeinsam mit den Auftraggebern<br />
über Vermeidungsstrategien nachgedacht wird.<br />
Wesentlicher Baustein dieser Strategie ist es, das an an<strong>der</strong>er<br />
Stelle dieses Geschäftsberichts erwähnte Übereinkommen<br />
über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen<br />
in <strong>der</strong> Rhein- und Binnenschifffahrt (CDNI) um den Umgang<br />
mit gasförmigen Resten flüssiger Ladung erweitern zu<br />
lassen. Wenn dies gelingen sollte, käme auf die Vertragsstaaten<br />
des CDNI die Verpflichtung zu, Annahmestellen für<br />
Dämpfe zu schaffen o<strong>der</strong> schaffen zu lassen. Außerdem<br />
wüssten die Auftraggeber von Entgasungsvorgängen, dass<br />
entgaste Schiffe nicht mehr zum Nulltarif verfügbar sind.<br />
Bunkerbetriebe<br />
Zum 1. Januar 2011 ist Teil A des Übereinkommens über die<br />
Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in <strong>der</strong><br />
Rhein- und Binnenschifffahrt in Kraft getreten. Von diesem<br />
Termin an müssen sämtliche Lieferanten, die die Binnenschifffahrt<br />
mit mineralölsteuerfreiem Kraftstoff versorgen,<br />
einen administrativen Beitrag zur Erhebung <strong>der</strong> Entsorgungsgebühr<br />
in Höhe von 7,50 Euro pro 1.000 Liter verkauften<br />
Kraftstoffs leisten.<br />
Während in den ersten Monaten nach <strong>der</strong> Einführung des<br />
Systems hier und da noch ECO-Karten fehlten o<strong>der</strong> die von<br />
<strong>der</strong> 2. CDNI-Verordnung verlangten (im Voraus anzulegenden)<br />
Guthaben noch nicht vorhanden waren, haben sich die<br />
neuen Regeln Anfang 2012 recht gut eingespielt. Die Informationen<br />
über das neue System haben sich offensichtlich<br />
bis in den letzten Winkel des Wasserstraßennetzes verbreitet.<br />
Inzwischen melden sich sogar Schifffahrtsunternehmen<br />
mit Tätigkeit auf Landeswasserstraßen.<br />
Seit dem 1. Januar 2011 darf in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt nur<br />
noch Kraftstoff verwendet werden, <strong>der</strong> max. 10 ppm Schwefel<br />
enthält. Ursprüngliche Befürchtungen, dass geeignete<br />
Ware nicht in ausreichendem Maße vorhanden sein könnte,<br />
haben sich zerstreut – auch wenn in Einzelfällen ein erheblicher<br />
Aufwand zur Beschaffung schwefelfreier Ware ohne<br />
biogene Anteile nötig war. Der Einsatz schwefelfreier Kraftstoffe<br />
hat in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt zu keinen erkennbaren<br />
Problemen geführt – wohl aber nennenswert zur Reduzierung<br />
von Schadstoffemissionen beigetragen.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
37
NATIONAL<br />
Fahrgastschifffahrt<br />
Ermäßigter Mehrwertsteuersatz<br />
Die Beför<strong>der</strong>ung von Personen mit Schiffen unterlag nach §§<br />
12 Abs. 2 Nr. 10, 28 Abs. 4 Umsatzsteuergesetz (UStG) bis<br />
zum <strong>31</strong>. Dezember 2011 dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz<br />
von 7 %. Eine im Herbst 2011 parteiübergreifend mit<br />
breiter Mehrheit im Bundesrat beschlossene Gesetzesinitiative<br />
zur Verlängerung dieser Regelung bis Ende 2013, die<br />
Rheinland-Pfalz mit dem Hinweis auf die ausstehende Entscheidung<br />
<strong>der</strong> hochrangigen Kommission zur Überprüfung<br />
aller ermäßigten Mehrwertsteuersätze ergriffen hatte, lehnte<br />
<strong>der</strong> Bundestag am 1. März 2012 ab. Dem BDB war es in<br />
zahlreichen Gesprächen mit hochrangigen Bundestagsabgeordneten<br />
und in Schreiben an alle Finanz- und Verkehrsminister<br />
in Deutschland im Sommer 2012 nicht gelungen, auch<br />
die Steuerpolitiker des kleinen Koalitionspartners mit Blick<br />
auf drohende Nachteile im dauerhaft ermäßigt besteuerten<br />
Wettbewerb mit Schiffsreisen im benachbarten Ausland<br />
und im Vergleich mit an<strong>der</strong>en auch in Deutschland weiterhin<br />
vom ermäßigten Steuersatz begünstigter Freizeitangebote<br />
wie Zoobesuche für eine Verlängerung <strong>der</strong> Regelung zu<br />
gewinnen. Zu frisch war bei einigen Politikern die Erinnerung<br />
an die Debatte um den ermäßigten Steuersatz für Hotelübernachtungen.<br />
Seit 2012 unterliegt nur noch die Beför<strong>der</strong>ung von Personen<br />
mit Schiffen im genehmigten Linienverkehr und im<br />
Fährverkehr innerhalb einer Gemeinde o<strong>der</strong> auf Strecken bis<br />
50 km dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz. Während die<br />
Kabinenschifffahrt damit in den meisten Fällen 19 % Steuer<br />
erheben muss und somit die Gefahr <strong>der</strong> Verlagerung von<br />
Fahrten von deutschen Routen auf ausländische, steuerlich<br />
weiterhin begünstigte Reisegebiete besteht, ist für die Tagesausflugsschifffahrt<br />
noch zu klären, welcher Steuersatz<br />
für welche Fahrten gilt.<br />
Während das Bundesministerium <strong>der</strong> Finanzen zunächst<br />
dafür plädierte, nur den öffentlichen Personennahverkehr<br />
als „genehmigten Linienverkehr“ zu verstehen, setzt sich <strong>der</strong><br />
BDB dafür ein, die Definition des Linienverkehrs aus dem<br />
Personenbeför<strong>der</strong>ungsgesetz zu übernehmen. Da nach diesem<br />
Gesetz allerdings nur Genehmigungen für Straßen- und<br />
Schienenverkehre erteilt werden können, liegt es nahe, jede<br />
je<strong>der</strong>mann zugängliche Beför<strong>der</strong>ung als einen genehmigten<br />
Linienverkehr anzusehen. Bei Saisonbeginn 2012 dauerte die<br />
Abstimmung zwischen Bund und Län<strong>der</strong>n über die Auslegung<br />
des UStG noch an.<br />
Bettensteuer<br />
Als Ersatz für entgangene Steuereinnahmen für Hotelübernachtungen<br />
haben Städte wie Köln, Mainz und Koblenz für<br />
anlegende Kabinenschiffe kommunale Abgaben zwischen<br />
1,50 und 5 Euro pro Fahrgast und Tag eingeführt. Gegen diese<br />
Zusatzbelastung wehrt sich die Kabinenschifffahrt. Der<br />
BDB ist mit den meisten Mitgliedstaaten <strong>der</strong> Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt <strong>der</strong> Auffassung, dass diese<br />
Steuern gegen die Mannheimer Akte verstoßen: Der in Artikel<br />
3 <strong>der</strong> Mannheimer Akte verankerte Grundsatz des Verbots<br />
jeglicher Abgaben gilt für die Beschiffung im Sinne <strong>der</strong><br />
Erbringung von Verkehrsdienstleistungen auf Binnenwasserstraßen.<br />
Der Kreuzfahrttourismus ist diesen Dienstleistungen<br />
zuzurechnen. Die Beherbergung von Fahrgästen ist<br />
Bestandteil <strong>der</strong> im Rahmen von Kreuzfahrten erbrachten<br />
Leistung. Dementsprechend gehört das Anlegen von Schiffen<br />
in Häfen, einschließlich über Nacht, zur Beschiffungsaktivität<br />
im Sinne <strong>der</strong> Mannheimer Akte.<br />
Der in Artikel 3 verankerte Grundsatz unterliegt lediglich<br />
zwei Einschränkungen, die entsprechend <strong>der</strong> ständigen Auslegung<br />
dieser Vorschrift zugelassen wurden. Diese betreffen<br />
zum einen die Erhebung allgemeiner Steuern, die analog <strong>der</strong><br />
Körperschaftsteuer und <strong>der</strong> Mehrwertsteuer auf Schifffahrtsunternehmen<br />
erhoben werden müssen, da sie auf jede<br />
industrielle und gewerbliche Tätigkeit anwendbar sind.<br />
Die Erhebung von mit <strong>der</strong> Hotellerie verbundenen Abgaben<br />
durch Gebietskörperschaften fällt nicht in diese Kategorie,<br />
da sie auf ein bestimmtes geographisches Gebiet und einen<br />
bestimmten Tätigkeitsbereich begrenzt ist.<br />
Zum an<strong>der</strong>en betreffen sie die Erhebung von Hafengebühren,<br />
die gemäß Artikel 27 <strong>der</strong> Mannheimer Akte die notwendigen<br />
Beträge zur Deckung <strong>der</strong> Kosten für den Betrieb<br />
<strong>der</strong> von den Schiffen genutzten Einrichtungen nicht übersteigen<br />
dürfen.<br />
Fahrgastrechte<br />
Nach <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> „Verordnung (EU) Nr.<br />
1177/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom<br />
24. November 2010 über die Fahrgastrechte im See- und Binnenschiffsverkehr<br />
und zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verordnung (EG)<br />
Nr. 2006/<strong>2004</strong>“ (kurz: EU-Verordnung über Fahrgastrechte<br />
in <strong>der</strong> Schifffahrt) im Amtsblatt <strong>der</strong> Europäischen Union gilt<br />
ab dem 18. Dezember 2012 auch in <strong>der</strong> Schifffahrt eine Regelung,<br />
wie es sie im Luft- und Schienenverkehr bereits gibt.<br />
Der BDB hat seine Mitglie<strong>der</strong> über den Inhalt <strong>der</strong> Neurege-<br />
38<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
NATIONAL<br />
lung breit informiert und steht mit den Verkehrsministerien<br />
des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in Kontakt über Umsetzungsmaßnahmen<br />
wie Beschwerdestellen. Im Weißbuch <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission zur künftigen Verkehrspolitik von 2011<br />
wird eine weitere Verknüpfung <strong>der</strong> Fahrgastrechte verschiedener<br />
Verkehrsträger angestrebt.<br />
Abfallübereinkommen<br />
Beim Einleiteverbot für häusliche Abwässer nach dem für<br />
die Fahrgastschifffahrt ohne Übergangsbestimmungen in<br />
Kraft getretenen Abfallübereinkommen ist die vom BDB gefor<strong>der</strong>te<br />
Übergangsregelung für die Zeit <strong>31</strong>. Dezember 2011<br />
abgelaufen. Für die wenigen Einzelfälle, in denen entwe<strong>der</strong><br />
noch Tanks an Bord fehlen o<strong>der</strong> die Kommune noch keinen<br />
Kanalanschluss geschaffen hat, setzt sich <strong>der</strong> BDB nach <strong>der</strong><br />
Vollversammlung <strong>der</strong> im Verband organisierten Personenschifffahrtsunternehmen<br />
im März 2012 bei den Bundes- und<br />
Landesbehörden ein.<br />
Revision <strong>der</strong> Haftungsregeln<br />
In einer Stellungnahme zum Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums<br />
zur Seehandelsrechtsreform hat sich<br />
<strong>der</strong> BDB gegen eine Übertragung <strong>der</strong> Haftungsregeln aus<br />
dem Seerecht auf die Personen- und Gepäckbeför<strong>der</strong>ung in<br />
<strong>der</strong> Binnenschifffahrt ausgesprochen. Deutschland würde<br />
damit ohne Not einen nationalen Son<strong>der</strong>weg bei den Haftungsregeln<br />
beschreiten. Die erstmaligen Einführung einer<br />
verschuldensunabhängigen Haftung und <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong><br />
Haftungssummen sind nicht durch Schadensfälle in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
gerechtfertigt. Das Risiko <strong>der</strong> Fahrgäste ist in<br />
<strong>der</strong> Binnenschifffahrt niedriger als in <strong>der</strong> Seeschifffahrt. Die<br />
bisherigen Haftungsbeträge werden nicht voll ausgeschöpft,<br />
so dass inländische Unternehmer nicht durch höhere<br />
Versicherungsprämien belastet werden müssen. Dies gilt<br />
insbeson<strong>der</strong>e mit Blick darauf, dass <strong>der</strong> ermäßigte Mehrwertsteuersatzes<br />
auf die Beför<strong>der</strong>ung von Personen mit<br />
Schiffen 2011 – ebenfalls in einem nationalen Alleingang –<br />
ausgelaufen ist und neue technische und Umweltauflagen<br />
die Anbieter von Personenbeför<strong>der</strong>ung zusätzlich belasten.<br />
Im internationalen Kontext plädieren Versicherer und Gewerbe<br />
gegen die Abschaffung <strong>der</strong> absoluten Obergrenze für<br />
Personenschäden, die pro Kopf ebenfalls deutlich angehoben<br />
werden sollen. Auch wenn kartellrechtliche Vorgaben<br />
dem Verband <strong>der</strong> Versicherer untersagen, konkrete Aussagen<br />
zur erwarteten Prämiensteigerung zu machen, sind Zusatzbelastungen<br />
in einer Weise zu erwarten, dass am Deckung<br />
am deutschen Versicherungsmarkt erheblich erschwert<br />
und für manche Schiffstypen sogar unmöglich gemacht<br />
wird. Die Fahrgastschifffahrt schaut daher mit noch<br />
größerer Sorge als die Güterschifffahrt auf die für den<br />
Herbst 2012 anberaumte diplomatische Konferenz für Än<strong>der</strong>ung<br />
des Straßburger Übereinkommens zur Begrenzung <strong>der</strong><br />
Haftung in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt (CLNI).<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
39
INTERNATIONAL<br />
INTERNATIONALE VERKEHRS- UND GEWERBEPOLITIK<br />
Die internationale Verkehrs- und Gewerbepolitik wird vom<br />
BDB über seinen europäischen Dachverband EBU (Europäische<br />
Binnenschiffahrts Union) begleitet. Die EBU gibt einen<br />
eigenen Geschäftsbericht heraus, <strong>der</strong> im Internet über die<br />
Website http://www.ebu-uenf.org/ bezogen werden kann<br />
und auf den an dieser Stelle verwiesen wird.<br />
Bereits seit 2008 arbeitet <strong>der</strong> BDB zudem im europäischen<br />
Forschungsprogramm PLATINA mit, das <strong>der</strong> Umsetzung<br />
des Aktionsplanes <strong>der</strong> Europäischen Kommission für<br />
die Binnenschifffahrt, NAIADES, dient. PLATINA ist eine Initiative<br />
im 7. Forschungsrahmenprogramm <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission und unterscheidet in Anlehnung an das NAIA-<br />
DES-Aktionsprogramm fünf thematische Bereiche: Märkte,<br />
Flotte, Arbeitsplätze und Fachkenntnisse, Image und Infrastruktur.<br />
Die Gesamtkoordination des Projektes obliegt <strong>der</strong><br />
österreichischen Wasserstraßenverwaltung via donau. Der<br />
BDB leitet in diesem internationalen Konsortium das Arbeitspaket<br />
Arbeitsplätze und Fachkenntnisse. Ein halbes Jahr vor<br />
dem Ende <strong>der</strong> Laufzeit im Oktober 2012 kann PLATINA auf<br />
praxisnahe Ergebnisse verweisen:<br />
Märkte<br />
Unter www.naiades.info präsentiert PLATINA nicht nur aktuelle<br />
Informationen aus <strong>der</strong> Branche, son<strong>der</strong>n auch laufende<br />
Projektergebnisse sowie den aktuellen Projekt-Newsletter.<br />
Interessant ist die ständig aktualisierte Online-Datenbank<br />
über binnenschifffahrtsbezogene För<strong>der</strong>programme in Europa,<br />
die in englischer, nie<strong>der</strong>ländischer, französischer und<br />
deutscher Sprache zur Verfügung steht.<br />
Außerdem bietet die Website ein mehrsprachiges „Good-<br />
Practice-Portal“, das Erfolgsgeschichten aus vielen europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n zu allen NAIADES-Themen per Mausklick bereithält<br />
und Interessierte explizit zur Nachahmung einlädt.<br />
Flotte<br />
Um die Flottenmo<strong>der</strong>nisierung und Innovationen in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt<br />
voranzutreiben, wurde eine breit aufgestellte<br />
Sachverständigenrunde mit circa 20 Experten aus den Bereichen<br />
Schiffsbau, Recht, Logistik, Hydrodynamik, alternative<br />
Antriebe, Hochleistungsmotoren, Verkehrsmanagement und<br />
Ro-Ro-Systeme von PLATINA ins Leben gerufen, die als Mittler<br />
zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen des Marktes und den bestehenden<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekten agieren<br />
soll. Diese Expertengruppe hat eine „wiki“-basierte Datenbank<br />
entwickelt, die rund 70 Innovationen zu verschiedenen<br />
Themen, wie z.B. Schiffskörper, Antriebssysteme o<strong>der</strong> Ausrüstungsgegenstände<br />
vorstellt.<br />
In einer strategischen Forschungsagenda werden 17 zukunftsträchtige<br />
Forschungsthemen identifiziert und den<br />
3 übergeordneten Säulen „Stärkung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit“,<br />
„Ökologische Nachhaltigkeit“ und „Management von<br />
Wachstum und Strukturwandel“ zugeordnet. Die europäische<br />
Forschungsagenda dient u.a. als Grundlage für die Ausgestaltung<br />
nationaler und europäischer Forschungs- und<br />
Entwicklungsprogramme.<br />
Außerdem koordiniert PLATINA den Pilotbetrieb einer europäischen<br />
Schiffszulassungsdatenbank, welche den grenzüberschreitenden<br />
Datenaustausch unterstützen soll.<br />
Arbeitsplätze und Fachkenntnisse<br />
Mit dem europäischen Bildungsnetzwerk EDINNA als neues<br />
Mitglied im PLATINA-Konsortium konnte im März 2012 die<br />
Erarbeitung ausführlicher Berufskompetenzen für den Matrosen<br />
und Schiffsführer mit ersten Zwischenergebnissen<br />
abgerundet werden. Die erarbeiteten Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
könnten Bestandteil eines zukünftigen europäi-<br />
40<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
INTERNATIONAL<br />
schen Bildungsstandards „Standards of Training and Certification<br />
in Inland Navigation“ (STCIN) werden. Dies strebt die<br />
Europäische Kommission an, die ihrerseits mit einer Ausschreibung<br />
zur Organisation von Expertenrunden, dem Erstellen<br />
von Diskussionspapieren und an<strong>der</strong>en Aktivitäten ab<br />
Herbst 2012 gern die Meinung <strong>der</strong> Mitgliedstaaten und an<strong>der</strong>er<br />
Beteiligter zu den Zwischenergebnissen des PLATINA-<br />
Projekts einholen möchte.<br />
Eine zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung für das Gewerbe stellt <strong>der</strong><br />
sich abzeichnende Fachkräftemangel, insbeson<strong>der</strong>e für<br />
Schiffsführer, dar. PLATINA hat das ShortSeaShipping Inland<br />
Waterway Promotion Center (SPC) mit <strong>der</strong> Entwicklung einer<br />
europäischen Personalrekrutierungsstrategie beauftragt.<br />
Um den Unternehmen des Sektors zukünftig noch<br />
mehr Instrumente des „Arbeitgebermarketings“, wie z.B. eine<br />
Beschreibung möglicher Aus- und Weiterbildungsangebote<br />
auf <strong>der</strong> firmeneigenen Website, einen unternehmensinternen<br />
Demographie-Check o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Medien einsetzen,<br />
damit auch die Binnenschifffahrt als zukunftsträchtige,<br />
chancenreiche und attraktive Branche von den Schulabgängern<br />
wahrgenommen werden kann. Außerdem stellt <strong>der</strong><br />
BDB eine Berufsinformation für Bewerber, ein Praktikumsund<br />
Ausbildungsleitfaden und an<strong>der</strong>e Informationen auf<br />
www.becaptain.eu zur Verfügung.<br />
Image<br />
Für den Bereich „Image“ zeichnet Promotie Binnenvaart<br />
Vlaan<strong>der</strong>en (PBV), ein För<strong>der</strong>zentrum für die Binnenschifffahrt<br />
in Flan<strong>der</strong>n, verantwortlich. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />
legte das Team auf die Vorbereitung <strong>der</strong> inzwischen gut<br />
eingeführten Veranstaltungen „Barge to business“, die zuletzt<br />
im März 2012 in Wien stattfand und auf die Bereitstellung<br />
von praktischen Angeboten zur Präsentation <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Branche, die von einer Fotodatenbank bis<br />
hin zu Musterpräsentationen reicht.<br />
Infrastruktur<br />
PLATINA hat einen Überblick über Infrastrukturausbauvorhaben<br />
im Wasserstraßenbereich durch Bereitstellung von<br />
Grundlagendaten und einer Statusübersicht zu bestehenden<br />
Projekten in Europa erarbeitet. Außerdem wurde ein<br />
Handbuch zur nachhaltigen Planung von Wasserstraßen<br />
veröffentlicht, welches als Hilfestellung für den konstruktiven<br />
Dialog verschiedener Interessenvertreter bei geplanten<br />
Infrastrukturprojekten bei Wasserstraßen dienen kann. Den<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit 2011/2012 bildete die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> verschiedenen RIS-Arbeitsgruppen, <strong>der</strong>en Ergebnisse auf<br />
einem gemeinsames RIS-Webportal unter www.ris.eu verfolgt<br />
werden können.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
41
PRESSE<br />
PRESSEERKLÄRUNGEN DES BDB<br />
18.04.2012 BDB informiert anlässlich des „Tages <strong>der</strong> Logistik“ am 19. April 2012:<br />
Spitzenleistung im Containertransport, Europameister in <strong>der</strong> Fahrgastschifffahrt!<br />
03.04.2012 Schiffshebewerk am Elbe-Seitenkanal soll nicht ausgebaut werden –<br />
BDB und BÖB kritisieren Ramsauers „Aus“ für den Hamburger Hinterlandverkehr<br />
16.02.2012 Europäische Arbeitszeitvereinbarung in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt –<br />
Europäische Sozialpartner unterzeichnen Abkommen in Brüssel<br />
11.01.2012 Präsidentenwechsel beim BDB e.V. –<br />
Georg Hötte (Rhenus PartnerShip) an die Verbandsspitze gewählt<br />
19.12.2011 BDB und BÖB sind mit dem Entwurf des Investitionsrahmenplanes 2011 – 2015 unzufrieden –<br />
Transparenz und Klarheit fehlen, Ausbaustrategie an den Bundeswasserstraßen bleibt unklar<br />
13.12.2011 Anschlussför<strong>der</strong>ung im Kombinierten Verkehr gesichert –<br />
Wasserstraße/Wasserstraße-Umschlag in die För<strong>der</strong>ung einbezogen<br />
16.11.2011 Erste Einschränkungen <strong>der</strong> Schifffahrt aufgrund fallen<strong>der</strong> Pegelstände –<br />
Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Güterschifffahrt aktuell weiterhin gegeben<br />
10.11.2011 Bundesverkehrsministerium plant deutliche Erhöhung <strong>der</strong> Schifffahrtsabgaben –<br />
Binnenschifffahrt ist nicht <strong>der</strong> „Zahlmeister“ für die Bundeswasserstraßen!<br />
19.10.2011 Personalwerbung in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt: Be your own Captain! –<br />
BDB und AdB stellen Strategie zur Gewinnung von qualifiziertem Personal vor<br />
11.10.2011 NRW eröffnet Dialog mit dem System Binnenschifffahrt –<br />
BDB: Erheblicher Investitionsbedarf an nordrhein-westfälischen Wasserstraßen<br />
21.09.2011 BDB for<strong>der</strong>t mehr Geld für die Wasserstraßeninfrastruktur –<br />
Erhalt und Ausbau <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle erfor<strong>der</strong>t rund 1,3 Milliarden Euro pro Jahr<br />
15.09.2011 BDB veröffentlicht aktuelles Faltblatt „Daten und Fakten 2010/2011“ –<br />
Deutsche Binnenschifffahrt legt bei Transportmenge und Transportleistung deutlich zu!<br />
15.09.2011 BDB-Tankree<strong>der</strong>versammlung in Duisburg –<br />
Unverän<strong>der</strong>t schlechte Marktlage wegen Überkapazität!<br />
42<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
PRESSE<br />
02.09.2011 BDB for<strong>der</strong>t den Neubau einer Schleuse am Schiffshebewerk Scharnebeck –<br />
Dauerstau am Nadelöhr des Elbeseitenkanals – Binnenschiffer bleiben auf Verdienstausfällen<br />
sitzen<br />
16.08.2011 BDB kritisiert BUND-Papier zu „Flusslandschaften in Deutschland“ –<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Planco-Studie zur Umweltfreundlichkeit <strong>der</strong> Binnenschifffahrt werden ignoriert<br />
06.07.2011 BDB begrüßt Entschließungsantrag zur Neustrukturierung <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle –<br />
Regierungsfraktionen erteilen <strong>der</strong> alleinigen Tonnagebetrachtung eine Absage<br />
30.06.2011 BDB nimmt vor dem Verkehrsausschuss Stellung zu den Reformplänen<br />
des Bundesverkehrsministeriums –<br />
Kein Ausbaustopp an deutschen Flüssen und Kanälen!<br />
22.06.2011 BDB irritiert über tendenziöse Äußerungen des Bundesverkehrsministeriums<br />
in FAZ und „Spiegel“ –<br />
Binnenschifffahrt unverzichtbar: Rund 15,2 Mio. Tonnen Güter wurden auf ostdeutschen<br />
Wasserstraßen umgeschlagen<br />
26.05.2011 Haushaltsausschuss des Bundestages stoppt die Bemühungen zur Reform <strong>der</strong> Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung (WSV) –<br />
BDB sieht sich in wesentlichen Kritikpunkten bestätigt<br />
24.05.2011 BDB-Jahrestagung in Berlin –<br />
Carsten Taucke (Imperial Shipping Holding GmbH) und Martin Staats (MSG eG) in das<br />
Präsidium gewählt – Deutsche Binnenree<strong>der</strong>ei AG mit Stanislaw Wittkowski wie<strong>der</strong> im Vorstand<br />
des BDB vertreten<br />
24.05.2011 BDB-Tagung in Berlin –<br />
Kristallkugelpolitik schreibt Armut für die Zukunft fest<br />
19.05.2011 Resolution zum beschleunigten Ausbau <strong>der</strong> Wasserstraße Mosel –<br />
BDB for<strong>der</strong>t Fertigstellung <strong>der</strong> Moselschleusen vor 2032<br />
06.05.2011 BDB kritisiert 2. Bericht zur Reform <strong>der</strong> WSV –<br />
Neue Netzstruktur <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen bleibt unklar – Einsparungen sind nicht zu<br />
erzielen!<br />
13.04.2011 BDB informiert anlässlich des „Tages <strong>der</strong> Logistik“ am 14. April 2011:<br />
Aktuelle Kennzahlen zur Binnenschifffahrt – eine leistungsfähige Branche mit Zukunft!<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
43
ORGANISATION<br />
VERBANDSORGANISATION<br />
VORSTAND<br />
Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung wählte am 21. April 2010 aus ihrer Mitte für die Dauer von 3 Jahren den Vorstand, <strong>der</strong> sich <strong>der</strong>zeit<br />
(Stand 11. Mai 2012) wie folgt zusammensetzt:<br />
BAACK, ROBERT<br />
Imperial Shipping Holding GmbH<br />
Dr.-Hammacher-Straße 49, 47119 Duisburg<br />
BELL, MARTIN<br />
Navigare GmbH<br />
Obere Wingert 32, 69437 Neckargerach<br />
GÖTZ, JAKOB<br />
Ludwig & Jakob Götz GmbH + Co. KG<br />
Hirschhorner Straße 21, 69239 Neckarsteinach<br />
HÖNEMANN, DR. WOLFGANG<br />
Rhenus PartnerShip GmbH & Co. KG<br />
August-Hirsch-Straße 3, 47119 Duisburg<br />
HÖTTE, GEORG<br />
Rhenus PartnerShip GmbH & Co. KG<br />
August-Hirsch-Straße 3, 47119 Duisburg<br />
JAEGERS, DR. GUNTHER<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH<br />
Königstraße 88, 47198 Duisburg<br />
KOWALSKI, DR. ULRICH<br />
Ree<strong>der</strong>ei Schwaben GmbH<br />
Hafenstraße 19-21, 74076 Heilbronn<br />
LEPAK, WOLFGANG<br />
Haeger & Schmidt International GmbH<br />
Vinckeweg 20-22, 47119 Duisburg<br />
MÜßIG, VOLKER (ERSTU-SDB)<br />
Müßig Tankschiffahrt<br />
Dillener Straße 35, 28777 Bremen<br />
PÜTZ, DR. ROLAND<br />
Imperial Shipping Service GmbH<br />
Dr.-Hammacher-Straße 49, 47119 Duisburg<br />
SCHEUBNER, ALBRECHT<br />
MS Jenny<br />
Belgra<strong>der</strong> Straße 2, 97084 Würzburg<br />
SCHMITZ, NORBERT<br />
Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG<br />
Frankenwerft 35, 50667 Köln<br />
SCHWARZ, HANS EGON<br />
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft<br />
Binnenschifffahrt eG<br />
Fürst-Bismarck-Straße 21, 47119 Duisburg<br />
SEEFELDT, VOLKER *)<br />
HTAG Häfen und Transport AG<br />
Neumarkt 7-11, 47119 Duisburg<br />
STAATS, MARTIN<br />
MSG eG<br />
Südliche Hafenstraße 15, 97080 Würzburg<br />
TAUCKE, CARSTEN<br />
Imperial Shipping Holding GmbH<br />
Dr.-Hammacher-Straße 49, 47119 Duisburg<br />
WEIGERT, FRIEDRICH<br />
Kühne + Nagel Euroshipping GmbH<br />
Budapester Straße 20, 93055 Regensburg<br />
WITTKOWSKI, STANISLAW<br />
Deutsche Binnenree<strong>der</strong>ei AG<br />
Revaler Straße 100, 10245 Berlin<br />
WOLFSTETTER, JOSEF<br />
Blandina Tankschifffahrt GmbH & Co. KG<br />
Mainstraße 11, 97903 Collenberg<br />
*)<br />
Kraft Amtes als AdB-Präsident<br />
44<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
ORGANISATION<br />
PRÄSIDIUM<br />
Aus <strong>der</strong> Mitte des Vorstands werden für den Zeitraum von 3 Jahren <strong>der</strong> Präsident und bis zu 8 Stellvertreter (Präsidium)<br />
gewählt. Das Präsidium wurde am 21. April 2010 gewählt und setzt sich <strong>der</strong>zeit (Stand 11. Mai 2012) wie folgt zusammen:<br />
PRÄSIDENT:<br />
Georg Hötte<br />
Rhenus PartnerShip GmbH & Co. KG<br />
August-Hirsch-Straße 3, 47119 Duisburg<br />
VIZEPRÄSIDENTEN:<br />
Robert Baack<br />
Imperial Shipping Holding GmbH<br />
Dr.-Hammacher-Straße 49, 47119 Duisburg<br />
Dr. Gunther Jaegers<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH<br />
Königstraße 88, 47198 Duisburg<br />
Hans Egon Schwarz<br />
DTG Deutsche Transport-<br />
Genossenschaft Binnenschifffahrt<br />
eG<br />
Fürst-Bismarck-Straße 21,<br />
47119 Duisburg<br />
Martin Staats<br />
MSG eG<br />
Südliche Hafenstraße 15, 97080 Würzburg<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Carsten Taucke<br />
Imperial Shipping Holding GmbH<br />
Dr.-Hammacher-Straße 49, 47119 Duisburg<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen<br />
Geschäftsführer<br />
(zugleich Sprecher <strong>der</strong> Geschäftsführung)<br />
Ass. jur. Jörg Rusche<br />
Geschäftsführer<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
45
ORGANISATION<br />
FACHGREMIEN UND DEREN VORSITZENDE<br />
Technischer Beirat<br />
Joachim Zöllner<br />
VBD Verein zur För<strong>der</strong>ung von Schiffstechnik<br />
und Binnenschifffahrt e.V., Duisburg<br />
Partikulierkommission<br />
Albrecht Scheubner<br />
MS Jenny, Würzburg<br />
Kommission für die Tankschifffahrt<br />
Dr. Gunther Jaegers<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH, Duisburg<br />
Fachausschuss für den<br />
Transport gefährlicher Güter<br />
Dieter Gerstenkorn<br />
B. Dettmer Ree<strong>der</strong>ei GmbH & Co. KG, Lauenburg<br />
Fachausschuss für die Personenschifffahrt<br />
Fritz Heim (bis 19. März 2012)<br />
Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG, Köln<br />
Anton Nauheimer (seit 19. März 2012)<br />
Frankfurter Personenschiffahrt Anton Nauheimer GmbH,<br />
Frankfurt<br />
Fachausschuss für den<br />
Kombinierten Verkehr<br />
Heinrich Kerstgens<br />
Contargo GmbH & Co. KG, Ludwigshafen<br />
Fachausschuss für<br />
Bunker- und Entsorgungsbetriebe<br />
Andreas Biniasch<br />
NWB Nord- und Westdeutsche Bunker GmbH, Hamburg<br />
Bezirksausschuss Oberrhein<br />
Wolfgang Krieger<br />
Gebrü<strong>der</strong> Krieger KG, Neckarsteinach<br />
Bezirksausschuss Mittelrhein<br />
Hans-Gerd Heidenstecker<br />
ERSTU-SDB, Berlin<br />
Bezirksausschuss<br />
Nie<strong>der</strong>rhein und Westdeutsche Kanäle<br />
Gerhard Lönnecke<br />
Transport Fluvial S.à.r.l., Luxemburg<br />
Bezirksausschuss Neckar<br />
Dr. Ulrich Kowalski<br />
Ree<strong>der</strong>ei Schwaben GmbH, Heilbronn<br />
Bezirksausschuss<br />
Main/Main-Donau-Kanal/Donau<br />
Friedrich Weigert<br />
Kühne + Nagel Euroshipping GmbH, Regensburg<br />
Bezirksausschuss Mosel/Saar<br />
Hans Egon Schwarz<br />
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft<br />
Binnenschifffahrt eG, Duisburg<br />
Bezirksausschuss<br />
Nordwestdeutsche Wasserstraßen<br />
N.N.<br />
Bezirksausschuss<br />
Nordostdeutsche Wasserstraßen<br />
Ingo Klin<strong>der</strong><br />
Haeger & Schmidt International GmbH, Magdeburg<br />
46<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
ORGANISATION<br />
Tätigkeiten und Funktionen des BDB und seiner Mitglie<strong>der</strong> in den Gremien <strong>der</strong><br />
EUROPÄISCHEN BINNENSCHIFFAHRTS UNION (EBU)<br />
VERWALTUNGSRAT<br />
Dr. Gunther Jaegers – Mitglied<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH<br />
Jens Schwanen – Mitglied<br />
Geschäftsstelle BDB<br />
NAUTISCH-TECHNISCHE KOMMISSION<br />
Joachim Zöllner – Vorsitzen<strong>der</strong><br />
VBD Verein zur För<strong>der</strong>ung von Schiffstechnik<br />
und Binnenschifffahrt e.V.<br />
Nikolaus Hohenbild (DTG) – Mitglied<br />
MS Catharina<br />
Helmut Rüffer (DTG) – Mitglied<br />
MS Otrate<br />
Wolfgang Schrö<strong>der</strong> – Mitglied<br />
Deutsche Binnenree<strong>der</strong>ei AG<br />
Jörg Rusche – Sekretär<br />
Geschäftsstelle BDB<br />
TANKSCHIFFFAHRTSKOMMISSION<br />
Dr. Gunther Jaegers – Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH<br />
PERSONENSCHIFFFAHRTSKOMMISSION<br />
Anton Nauheimer – Mitglied<br />
Frankfurter Personenschiffahrt Anton Nauheimer GmbH<br />
Wolfgang Thie – Mitglied<br />
Neckar-Personen-Schiffahrt Berta Epple GmbH & Co. KG<br />
Jörg Rusche – Mitglied<br />
Geschäftsstelle BDB<br />
KOMMISSION FÜR GEFÄHRLICHE GÜTER<br />
Dieter Gerstenkorn – Mitglied<br />
B. Dettmer Ree<strong>der</strong>ei GmbH & Co. KG<br />
Willy Fanter – Mitglied<br />
Lehnkering Ree<strong>der</strong>ei GmbH<br />
Klaus Martin Meier – Mitglied<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH<br />
Kurt Pöttmann – Mitglied<br />
Stolt-Nielsen Switzerland AG<br />
Thomas Speermann – Mitglied<br />
B. Dettmer Ree<strong>der</strong>ei GmbH & Co. KG<br />
Erwin Spitzer – Sekretär<br />
Geschäftsstelle BDB<br />
SCHUBSCHIFFFAHRTSKOMMISSION<br />
Georg Hötte – Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Rhenus PartnerShip GmbH & Co. KG<br />
Dr. Roland Pütz – Mitglied<br />
Imperial Shipping Service GmbH<br />
SOZIALKOMMISSION<br />
Volker Schumacher – Mitglied<br />
B. Dettmer Ree<strong>der</strong>ei GmbH & Co. KG<br />
Jörg Rusche – Mitglied<br />
Geschäftsstelle BDB<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
47
MITGLIEDER<br />
MITGLIEDERVERZEICHNIS<br />
Abraham Binnenschifffahrt, Bremen<br />
Adler-Schiffe GmbH & Co. KG, Gemeinde Sylt/OT Westerland<br />
Albert Bergschnei<strong>der</strong> GmbH, Ibbenbüren<br />
Altmühltal-Personenschiffahrt GmbH, Kelheim<br />
A-Rosa Flussschiff GmbH, Rostock<br />
Atlas Schiffahrt & Verlag GmbH, Duisburg<br />
Aventura charter-tours, H.J. Pawils u. M. Weißenstein OHG, Mainz<br />
B. Dettmer Ree<strong>der</strong>ei GmbH & Co. KG, Bremen<br />
Bank für Schiffahrt (BfS) Filiale <strong>der</strong> Ostfriesischen Volksbank eG,<br />
Hannover<br />
Barkassen-Centrale Ehlers GmbH, Hamburg<br />
Bavaria Schiffahrts- und Speditions-AG, Aschaffenburg<br />
Bayerische Seenschifffahrt GmbH - Schifffahrt Königssee -,<br />
Schönau a.K.<br />
Bilgenentölungsgesellschaft mbH, Duisburg<br />
Bingen-Rüdesheimer Fähr- und Schiffahrtsgesellschaft eG, Bingen<br />
Blandina Tankschifffahrt GmbH & Co. KG, Collenberg<br />
Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH, Konstanz<br />
Bonner Personen Schiffahrt eG, Bonn<br />
Bunkerbetriebe Büchting GmbH, Duisburg<br />
Carl Robert Eckelmann Transport und Logistik GmbH, Hamburg<br />
Contargo GmbH & Co. KG, Duisburg<br />
Chiemsee-Schifffahrt Ludwig Feßler KG, Prien am Chiemsee<br />
Dampfschiffahrt „Colonia“ Geschw. Weber, Köln<br />
Deutsche Binnenree<strong>der</strong>ei AG, Berlin<br />
Deutscher Fähr-Verband e.V., Königswinter<br />
Donauschiffahrtsgesellschaft Wurm + Köck GmbH & Co., Passau<br />
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt eG,<br />
Duisburg<br />
Esa EuroShip GmbH, - Ein Unternehmen <strong>der</strong> Allianz -,<br />
Bad Friedrichshall<br />
European River-Sea-Transport Union e.V. Sektion Deutsche<br />
Binnenschifffahrt, Berlin<br />
EWT Schiffahrtsgesellschaft mbH, Duisburg<br />
Fähre Loreley GmbH & Co. KG, St. Goarshausen<br />
Fahrtgastschifffahrt Martin Kolb, Brie<strong>der</strong>n<br />
Fahrgastschifffahrt Speyer GmbH, Speyer<br />
Fluss-Schiffahrts-Kontor GmbH, Hamburg<br />
Fluvia.de GmbH, Hamburg<br />
Fluvia Tankrode GmbH, Hamburg<br />
FM LeasingPartner GmbH, Düsseldorf<br />
FPS Fränkische Personen-Schifffahrt Dörr (Inh. Walter Sitzer),<br />
Kitzingen<br />
Frankfurter Personenschiffahrt Anton Nauheimer GmbH, Frankfurt<br />
5-Seen-Fahrt und Kellersee-Fahrt GmbH, Bad Malente-Gremsmühlen<br />
Gebrü<strong>der</strong> Krieger KG, Neckarsteinach<br />
Gebrü<strong>der</strong> Ulmann (GmbH & Co.) KG, Winsen/Luhe<br />
Gebr. Väth GmbH & Co. KG, Aschaffenburg<br />
GEFO Gesellschaft für Oeltransporte mbH, Hamburg<br />
Gilles Personenschiffahrt GmbH, Vallendar<br />
Haeger & Schmidt International GmbH, Duisburg<br />
Hafenschiffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Hal över Gesellschaft für innovative Stadttouristik mbH, Bremen<br />
Hans Rinck GmbH & Co. KG, Nottensdorf<br />
Hansa Befrachtungsgesellschaft mbH, Hamburg<br />
Harms, Ludwig, Finanzdienstleistungen e.K., Elsfleth<br />
Haubold, Matthias: MS „Anni Stühff“, Minden<br />
Hebel Linie Philipp Hebel GmbH & Co. KG, Boppard<br />
48<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
MITGLIEDER<br />
Heidelberger Weserkies GmbH & Co. KG, Bremen<br />
Herbert Lülsdorf Schifffahrt und Uferbefestigungen GmbH,<br />
Nie<strong>der</strong>kassel<br />
H. Lohmann Bunker-Logistik-Service GmbH, Haren/Ems<br />
Hirzmann GmbH Fährbetrieb Bad Breisig-Bad Hönningen,<br />
Rheinbrohl<br />
Hohenbild-Schiffahrt GbR: MS „Catharina“, Emmerich<br />
HTAG Häfen und Transport AG, Duisburg<br />
Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG, Wesel<br />
IG RiverCruise e.V., Basel<br />
Imperial Shipping Service GmbH, Duisburg<br />
Interstream Barging GmbH, Düsseldorf<br />
Märkische Bunker und Service GmbH & Co. KG, Berlin<br />
Märkische Transportgesellschaft mbH, Berlin<br />
Mindener Fahrgastschiffahrt GmbH + Co. KG, Minden<br />
Mnich, Hans-Werner: MS „Salisso“, Ludwigshafen<br />
Monika Tankschifffahrt GmbH & Co. KG, Collenberg<br />
Montan Brennstoffhandel und Schiffahrt GmbH & Co. KG,<br />
Mannheim<br />
Mosel-Schiffs-Touristik Hans Michels, Inh. Dirk Danielmeier,<br />
Bernkastel-Kues<br />
MSG eG, Würzburg<br />
MTU-Friedrichshafen GmbH, Friedrichshafen<br />
Müßig Tankschiffahrt, Bremen<br />
Müßig, Volker, Tankschiffahrt, Bremen<br />
J. Müller Agri Terminal GmbH & Co. KG, Brake<br />
Janzen, Andreas: MS „Antares“, Meppen<br />
Karl Gross Internationale Spedition GmbH, Bremen<br />
Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG, Köln<br />
Kölntourist Personenschiffahrt am Dom GmbH, Köln<br />
Kühne + Nagel Euroshipping GmbH, Regensburg<br />
Lehnkering Ree<strong>der</strong>ei GmbH, Duisburg<br />
Lehnkering Rhein-Fracht GmbH, Mannheim<br />
Liebherr Nenzing Service GmbH, Hamburg<br />
Loreley-Linie Weinand GmbH, Kamp-Bornhofen<br />
Ludwig & Jakob Götz GmbH + Co KG, Neckarsteinach<br />
Ludwig Wurm GmbH, Irlbach<br />
Lux-Werft und Schiffahrt GmbH, Nie<strong>der</strong>kassel<br />
Magdeburger Weiße Flotte GmbH, Magdeburg<br />
Mannheimer Versicherung AG, Mannheim<br />
Nautica Binnenscheepvaart B.V., Mainz<br />
Navigare GmbH, Martin Bell, Neckargerach<br />
Neckar-Personen-Schiffahrt Berta Epple GmbH & Co. KG,<br />
Stuttgart<br />
Nie<strong>der</strong>sächsische Verfrachtungsgesellschaft mbH, Hannover<br />
Nowag GmbH, Mannheim<br />
NWB Nord- und Westdeutsche Bunker GmbH, Hamburg<br />
NWL - Norddeutsche Wasserweg-Logistik GmbH, Bremen<br />
Personenschiffahrt „Lahnstolz“, Bad Ems<br />
Personenschiffahrt Stadler GmbH & Co. KG, Kelheim<br />
Personenschifffahrt Siebengebirge eG, Bonn-Bad Godesberg<br />
Personenschiffsverkehr Josef Schweiger, Kelheim/Donau<br />
Plöner Motorschiffahrt Elke Glau-Koll e.K., Plön<br />
Raake, Andreas: MS „Andreas“, Bremen<br />
Ree<strong>der</strong>ei Bruno Winkler, Berlin<br />
Ree<strong>der</strong>ei Henneberger Veitshöchheimer Personenschiffahrt GmbH,<br />
Miltenberg<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
49
MITGLIEDER<br />
Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH, Duisburg<br />
Ree<strong>der</strong>ei Kipp, Bregge<br />
Ree<strong>der</strong>ei Riedel GmbH, Berlin<br />
Ree<strong>der</strong>ei Schwaben GmbH, Stuttgart<br />
Ree<strong>der</strong>verband <strong>der</strong> Berliner Personenschiffahrt e.V., Berlin<br />
Regensburger Personenschifffahrt Klinger GmbH, Regensburg<br />
Reich Schifffahrtsbetriebe, Heike Reich:<br />
TMS „Saskia Reich“, Lauenburg<br />
Reich Schifffahrtsbetriebe, Markus Reich:<br />
TMS „Svenja Reich“, Lauenburg<br />
Rheinfähre Königswinter GmbH, Königswinter<br />
Rhein-Neckar-Fahrgastschifffahrt GmbH, Heidelberg<br />
Rheintank GmbH, Duisburg<br />
Rhenus PartnerShip GmbH & Co. KG, Duisburg<br />
Robert Müller Schiffahrt (GmbH & Co.) KG, Hamburg<br />
RSB Logistic GmbH, Frechen<br />
Rüffer, Helmut: MS „Otrate“, Boffzen<br />
Saarbrücker Personenschiffahrt Günter Emmer GmbH,<br />
Saarbrücken<br />
Schaa, Johann: MS „Wega I“, Ostrhau<strong>der</strong>fehn<br />
Scheubner, Albrecht: MS „Jenny“, Würzburg<br />
Schneidler, Marcus, Binnenschiffahrt, Gernsheim<br />
Schöning, Maria: MS „Margit“, Haren/Ems<br />
Schulte & Bruns GmbH & Co. KG, Papenburg<br />
Serenité River Cruising GmbH, Erlenbach<br />
Stern und Kreisschiffahrt GmbH, Berlin<br />
Stier GmbH & Co., Bremen<br />
Stolt-Nielsen Switzerland AG, Zug<br />
Stute Verkehrs-GmbH, Bremen<br />
THG Transportvermittlung und Handelsgesellschaft mbH,<br />
Marktheidenfeld<br />
Thiebes OHG: MS „Luma“, Trier<br />
Transport Fluvial S.à.r.l., Luxemburg<br />
Transportwerk Magdeburger Hafen GmbH, Magdeburg<br />
Ückeritzer Personenschifffahrt, Hartmut Wolf, Ückeritz<br />
VBD Verein zur För<strong>der</strong>ung von Schiffstechnik<br />
und Binnenschifffahrt e.V., Duisburg<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
e.V., Duisburg<br />
Vereinigte Schiffs-Versicherung V.a.G., Wörth a. Main<br />
Viking Technical GmbH, Wiebelsheim<br />
Weert Ihnen GmbH & Co. KG, Emden<br />
Weiße Flotte GmbH, Stralsund<br />
Zeppelin Power Systems GmbH & Co. KG, Hamburg<br />
Zweite Relationship GmbH & Co. KG TMS „RelationsShip II“,<br />
Haren/Ems<br />
Stadt Wörth M + S Schiffsbetriebsgesellschaft Heßler,<br />
Kettinger, Reis und Zayc GbR, Wörth<br />
Steibl Personenschiffahrt Kelheim GmbH, Kelheim<br />
50<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012
Koalitionsvereinbarung von CDU/CSU und FDP für die 17. Legislaturperiode<br />
„Die Aufgaben von Staat und Privatwirtschaft im<br />
Verkehrssektor müssen vernünftig abgegrenzt und<br />
geordnet sein. Aufgabe <strong>der</strong> Privatwirtschaft ist es,<br />
Personenverkehr, Gütertransport und Logistik zu betreiben.<br />
Aufgabe des Staates ist es, eine zukunftsund<br />
leistungsfähige Infrastruktur zu garantieren,<br />
für faire Wettbewerbsregeln zu sorgen sowie den<br />
Unternehmen Planungssicherheit zu gewährleisten.<br />
Dabei muss Bürokratie so weit wie möglich vermieden<br />
werden.<br />
Voraussetzung für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit<br />
unserer Volkswirtschaft sind leistungsfähige<br />
und optimal vernetzte Verkehrswege.<br />
Die Koalition bekennt sich zur Notwendigkeit, die<br />
Verkehrsinfrastruktur zu erhalten und weiter auszubauen.<br />
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur<br />
werden wir auf hohem Niveau für Straße, Schiene<br />
und Wasserstraße sicherstellen.<br />
Die Infrastrukturpolitik in Deutschland steht vor<br />
großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Erhalt sowie Neu- und<br />
Ausbau <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur sind weit hinter<br />
dem Bedarf zurückgeblieben. Entscheidende Schwächen<br />
waren die kontinuierliche Unterfinanzierung<br />
und schwankende Haushaltslinien.“