Meine Heimat
A culture magazine for tourists.
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Schlusswort<br />
In eigener Sache<br />
Wie wir alle wissen, ist der Iran nicht<br />
als das frauenfreundlichste Land der<br />
Welt bekannt. Frauen werden im Iran<br />
auf verschiedenste Art und Weise<br />
diskriminiert, das geht bei der Kleiderordnung<br />
los, bei der Frauen viel<br />
restriktiveren Gesetzen zu gehorchen<br />
haben, über deren weitaus schlechteren<br />
Rechte etwa bei Ehescheidungen<br />
bis hin zu den Jobaussichten.<br />
Üblicherweise bleiben die Frauen zu<br />
Hause und kümmern sich um Haushalt<br />
und Kinder.<br />
möchte ich nicht tauschen, dann hat<br />
sie wahrscheinlich nicht so viel zu lachen.<br />
Aber die Frauen im Iran als Opfer<br />
zu beschreiben, nimmt diesen erstens<br />
die Würde und zweitens entspricht dies<br />
auch einfach nicht den Tatsachen.<br />
Ich habe mir viel Zeit genommen mit<br />
diesem Artikel, weil das ein ziemlich<br />
schwieriges und vor allem ziemlich<br />
komplexes Thema ist und es gibt<br />
viele verschiedene Wirklichkeiten, so<br />
wie es auch sehr verschiedene Menschen<br />
und Lebensumstände gibt.<br />
Jedenfalls wirken die Frauen gar<br />
nicht so unterdrückt, wie wir sie vielleicht<br />
gerne sehen wollen. Man sieht<br />
ständig auch Frauen unterm Tschador<br />
zufrieden lachen, Mädchenschulklassen<br />
ziehen kichernd durch die Straßen<br />
und die paar Frauen, deren Bekanntschaft<br />
ich machen durfte, wirkten allesamt<br />
sehr selbstbewusst, gebildet<br />
und wussten genau, was sie wollten.<br />
Es ist zwar Pflicht, ein Kopftuch zu<br />
tragen, der Tschador ist aber keine<br />
Pflicht. Die jenigen, die diesen tragen,<br />
und das ist grob geschätzt vielleicht<br />
die Hälfte der Frauen, tun dies<br />
freiwillig oder eben aus religiöser<br />
Überzeugung oder aus familiären<br />
Zwängen, zumindest ist es nicht<br />
staatlich vorgeschrieben. So richtig<br />
komplett verhüllt sind gerade ältere<br />
Frauen, und ich kenne niemanden,<br />
der deswegen jetzt an Herzdrücken<br />
sterben würde, weil er nicht alle Körperformen<br />
genau ersehen kann.<br />
Und es gibt durchaus, im Rahmen<br />
der bestehenden Kleiderordnung,<br />
die Möglichkeit, sich attraktiv zu kleiden.<br />
Da rutscht das Kopftuch weit<br />
nach hinten, da wird ein kurzer Rock<br />
oder ein Kleid über die Hose gezogen<br />
(eine Mode, die zumindest auch<br />
in Ostdeutschland, unter den etwas<br />
schüchterneren Frauen durchaus<br />
ebenso populär ist), Absatzschuhe<br />
sind auch mit Tschador kein Tabu<br />
und Lippenstift und andere Schminke<br />
sieht man in den Städten öfters.<br />
Und da Kleidung ja vor allem im Verhältnis<br />
zueinander funktioniert, kann<br />
man schon schnell sehen, wer sich die<br />
Das Bild, was die Welt so hat, ist geprägt<br />
von Frauen, komplett verhüllt im<br />
schwarzen Tschador, was im Sommer<br />
auf jeden Fall eine Quälerei ist. An den<br />
Bushaltestellen gibt es zwei Schlangen,<br />
beim Bäcker genauso, Frauen<br />
und Männer sitzen im Bus getrennt.<br />
Sieht aus wie Apartheid, nur gegen<br />
Frauen, statt gegen Schwarze. Wenn<br />
man als Frau im Iran mit dem falschen<br />
Mann verheiratet wird und der<br />
die Frau schlecht behandelt, dann<br />
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