Meine Heimat

Das Hauptthema – Frauen und Ihre Rechte
Auch im Iran wird die Bevorzugung
der Frau langfristig in ein Konkurrenzverhältnis
zur staatlich eigentlich
geförderten Familie treten. Schon
macht man sich auch hier Gedanken,
wie Familie und Beruf „unter einen
Hut“ zu bringen seien und wie man
„Erziehungsjahre“ auf Studium und
Altersversorgung anrechnen kann,
damit Geburt und Erziehung eines
Kindes „keine verlorene Zeit“ sind.
Mit Begriffen wie diesen hat die westliche
Ideologie klammheimlich Einzug
gehalten, nach der Kind und Familie
im Arbeitsprozess nur noch Störfaktoren
und lästiger Ballast sind.
Aber halt – bestimmt sind wir nur auf
eine Propagandaveranstaltung hereingefallen,
bei der sich das „Regime“
alle Mühe gegeben hat, „modern“ und
„aufgeklärt“ zu erscheinen. Allerdings
haben wir ja Ohren, um zu hören, und
Augen, um zu sehen. Wo wir auch
hinkommen, erscheint uns die Frau
zumindest in den Städten keineswegs
unterdrückt.
Besonders deutlich wird das ein paar
Tage später bei einer Führung durch
die hochmoderne Nationalbibliothek
des Iran. Die Computerarbeitsplätze
sind hier nach Geschlecht getrennt.
Und während die „Frauencomputer“
bis auf den letzten Platz besetzt sind,
tummeln sich bei den Männern nur
drei oder vier verlorene Gestalten.
80 bis 90 % der Bibliotheksbesucher
sind Frauen, wobei man uns versichert,
dass dies nur an der Tageszeit
liege. Abends seien mehr Männer als
Frauen da – was mich zu der Frage verleitet,
wie viel Prozent der registrierten
Benutzer denn nun Frauen seien: Die
Antwort: „60 %“. Und das ist zufällig
genau der Anteil der Frauen an den 3,8
Millionen Studierenden im Iran.
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