Lügen ist menschlich - Marius Leutenegger
Lügen ist menschlich - Marius Leutenegger
Lügen ist menschlich - Marius Leutenegger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EINKAUFEN<br />
PUNKTEN<br />
PROFITIEREN<br />
Jeder Franken ein Bookpoint<br />
Auszahlung 4 mal pro Jahr<br />
Exklusive Angebote das<br />
ganze Jahr<br />
Regelmässiger Newsletter<br />
JETZT bestellen und punkten:<br />
www.books.ch / bookpoints<br />
oder in jeder Orell Füssli<br />
Buchhandlung und bei<br />
Rösslitor Bücher St.Gallen<br />
12 | Reportage Books Nr. 2/2013 Alle Bücher finden Sie auch auf Reportage | 13<br />
Der Sufismus bringe einen dazu, mit dem Herzen zu denken, sagt Elif Shafak.<br />
Liebe» <strong>ist</strong> mit dem Namen einer Person<br />
überschrieben und aus deren Sicht erzählt.<br />
Der fiktive h<strong>ist</strong>orische Roman Zaharas erzählt<br />
von der Begegnung des armen Wanderderwischs<br />
Schams-e Tabrizi mit dem<br />
persischen Gelehrten und Dichter Dschalal<br />
ad-Din Rumi um 1244 in der anatolischen<br />
Stadt Konya. Damals litt diese Weltregion<br />
unter den Kreuzzügen, dem Einfall der<br />
Mongolen unter Dschingis Khan und inneren<br />
Konflikten. In einem Essay zu ihrem<br />
Roman erklärt die Autorin: «In einer Zeit<br />
tief verwurzelter Bigotterie und von Konflikten<br />
standen Schams und Rumi ein für<br />
eine universelle Spiritualität und öffneten<br />
ihre Tür für Menschen jeder Herkunft gleichermassen.<br />
Sie sprachen von Liebe als<br />
Essenz des Lebens; Liebe, die über Länder,<br />
Kulturen und Städte verband.»<br />
Eine innige Beziehung<br />
Nicht nur die harten Lebensumstände sind<br />
h<strong>ist</strong>orisch verbürgt, sondern auch die Personen<br />
des Romans. Der Sufi Schams ex<strong>ist</strong>ierte<br />
tatsächlich; der Wanderprediger<br />
wurde «Sonne des Glaubens von Tabriz»<br />
genannt, und er begegnete Rumi auch in<br />
der Wirklichkeit. Die innige spirituelle Verbindung<br />
der beiden stiess auf Unverständnis<br />
oder Eifersucht, und die kompromisslose<br />
Ehrlichkeit von Schams schuf ihm<br />
viele Gegner – so, wie es Elif Shafak beschreibt.<br />
1246 verschwand der mittellose<br />
Wanderprediger aus Konya und kehrte<br />
noch einmal kurz zurück, bevor sich 1247<br />
seine Spur ganz verlor. Ob Schams wirklich<br />
umgebracht wurde, <strong>ist</strong> unklar, doch es<br />
wird allgemein angenommen. Bis heute <strong>ist</strong><br />
das Grab Schams im iranischen Khoy ein<br />
viel besuchtes Monument. Noch bekannter<br />
<strong>ist</strong> sein Schüler Rumi, der auch den Namen<br />
Maulana – «unser Me<strong>ist</strong>er» – trägt. Seine<br />
Verehrung verdankt der Dichter vor allem<br />
den während 30 Jahren gesammelten Versen<br />
aus «Der Diwan von Shams-e Tabrizi»,<br />
mit denen er nach dem Verlust seines<br />
Freundes seine grosse Trauer ausdrückte.<br />
Am bekanntesten sind aber seine Sammlung<br />
von Lebensweisheiten, die er in poetischen<br />
Vierzeilern festhielt.<br />
Der Weg der Sufis<br />
Elif Shafak kam 1971 in Strassburg zur<br />
Welt und wuchs unter anderem in Madrid,<br />
Amman und Köln auf. Die Tochter einer<br />
Diplomatin schrieb in einem Essay zur Geschichte<br />
hinter «Die vierzig Geheimnisse<br />
der Liebe»: «Ich war ein Einzelkind und<br />
wurde von einer alleinerziehenden, arbeitenden<br />
Mutter aufgezogen, die nicht viel<br />
Zeit mit mir verbringen konnte.» Wie<br />
kommt eine junge Frau aus einer so kosmopolitischen,<br />
säkularen und gebildeten<br />
Welt dazu, sich mit islamischer Mystik zu<br />
beschäftigen Die Gegenwelt lernte die Autorin<br />
als Mädchen bei ihrer Grossmutter<br />
kennen. Sie schreibt: «Weil ich einen Teil<br />
meiner Kindheit bei meiner liebevollen<br />
Grossmutter mit ihrem Aberglauben verbrachte,<br />
war mir klar, dass die Welt nicht<br />
ausschliesslich aus materiellen Dingen bestand,<br />
dass am Leben mehr dran war, als<br />
ich sehen konnte.» Und weil sie Bücher<br />
liebte und gern in ihren eigenen Geschichten<br />
lebte, begann ihr Interesse am Sufismus<br />
mit Büchern: «Ich begann aus intellektueller<br />
Neugierde darüber zu lesen, ein<br />
Buch führte zum nächsten ... Und je mehr<br />
ich las, desto mehr verlernte ich, denn das<br />
<strong>ist</strong> es, was der Sufismus mit uns macht: Er<br />
führt uns dazu, das zu tilgen, was wir wissen<br />
und dessen wir sicher sind. Danach<br />
denken wir noch einmal nach – diesmal<br />
nicht mit dem Verstand, sondern mit dem<br />
Herzen.» Ihre Auseinandersetzung mit<br />
dem Sufismus hat Elif Shafak in jene vierzig<br />
Regeln der Liebe gegossen, die dem<br />
Roman seinen Namen geben. Schams offenbart<br />
sie im Buch nach und nach in seinen<br />
Begegnungen mit den unterschiedlichsten<br />
Menschen. Beim Lesen kann man<br />
sich den Spass machen, die Regeln zu sammeln.<br />
Und wer das nicht selbst tun will,<br />
kann sich auf einen Leser verlassen, der<br />
die Arbeit übernommen hat: Auf der Webseite<br />
wilfried-ehrmann2.blogspot.ch werden<br />
die Regeln kommentiert.<br />
Die vierzig<br />
Geheimnisse der Liebe<br />
503 Seiten<br />
CHF 31.90<br />
Kein & Aber<br />
Der mystische Islam<br />
der Sufis<br />
Sufismus <strong>ist</strong> eine Sammelbezeichnung für<br />
Strömungen im Islam, die ein asketisches<br />
Leben und den mystisch-spirituellen Kern<br />
der Religion suchen, einen «inneren Sinn»<br />
des Korans. Sufis, oder auf Persisch<br />
Derwische, verstehen ihre Religion als<br />
Weg zu Gott und zur Wahrheit durch<br />
Liebe und Hingabe. Besonders interessieren<br />
sie sich deshalb für jene Suren, die von<br />
der individuellen Beziehung des Gläubigen<br />
zu Gott handeln. Dem Tanz kommt eine<br />
wichtige Rolle zum Erlangen religiöser<br />
Ekstase zu, so zum Beispiel beim<br />
türkischen Mevlevi-Orden und seiner<br />
Sema, dem Kre<strong>ist</strong>anz in Trance.<br />
Der Sufismus prägte nicht nur den Islam,<br />
sondern auch die westliche Welt – erstmals<br />
bereits im Mittelalter, als er die<br />
Vorstellungen von romantischer Liebe und<br />
Ritterlichkeit beeinflusste. Seit der Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts löst sich der Sufismus<br />
teilweise ganz vom Islam und zieht<br />
Sinnsuchende aus aller Welt an.<br />
Weitere Bücher von<br />
Elif Shafak<br />
Spiegel der Stadt<br />
(2004)<br />
365 Seiten<br />
CHF 31.90<br />
Literaturca<br />
Die jüdische Familie Pereira<br />
gerät im 17. Jahrhundert in die Fänge der<br />
Inquisition, doch zwei Familienmitgliedern<br />
gelingt die Flucht nach Istanbul, wo Moslems,<br />
Chr<strong>ist</strong>en und Juden nebeneinander<br />
leben.<br />
Ein autobiographischer Bericht von<br />
Elif Shafak:<br />
Als Mutter bin ich<br />
nicht genug (2010)<br />
352 Seiten<br />
CHF 27.90<br />
Egmont<br />
Eine Frau trägt einen ganzen Harem in sich:<br />
Mit subtilem Witz und berührender Offenheit<br />
erzählt Shafak von der Schwierigkeit,<br />
als Frau allen Rollen gerecht zu werden.<br />
Nach der Geburt ihres Kindes verliert sie<br />
ihr inneres Gleichgewicht und fällt in eine<br />
Depression.<br />
Spannung<br />
vom Feinsten<br />
Klappenbroschur. 368 Seiten<br />
<br />
Aus dem Schwedischen von Dagmar Lendt<br />
Klappenbroschur. 416 Seiten<br />
www.kiwi-verlag.de