Lügen ist menschlich - Marius Leutenegger
Lügen ist menschlich - Marius Leutenegger
Lügen ist menschlich - Marius Leutenegger
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6 | NOTIZEN Books Nr. 2/2013 Alle Bücher finden Sie auch auf NOTIZEN | 7<br />
Hollywood – der Glanz dieses Namens<br />
rührt nicht von den heutigen Blockbuster-Produktionen<br />
her, sondern entstand,<br />
als die Filmfabrik noch wie eine Fussballliga<br />
organisiert war. Bis in die<br />
1960er-Jahre hinein hielten sich die<br />
grossen Studios wie MGM, Paramount<br />
oder Warner Brothers feste Teams von<br />
Schauspielerinnen und Schauspieler.<br />
Die Stars waren vertraglich gebunden<br />
und den Studio-Bossen mehr oder weniger<br />
ausgeliefert – welche Rollen sie spielen<br />
durften, wie oft sie vor der Kamera<br />
standen, welches Image sie letztlich hatten,<br />
entzog sich ihrer Kontrolle. Auch die<br />
Gestaltung des Privatlebens wurde zu einem Teil von den Studios vorgegeben. Auf<br />
diese Weise wurde Hollywood zu seinem grössten Produkt: eine inszenierte, glamouröse<br />
Welt voller Stars und Sternchen. Dieses Produkt strahlte einen Zauber aus,<br />
der heute verschwunden <strong>ist</strong>. Aber wir können ihn noch immer spüren – zum Beispiel<br />
dank des wunderbaren Fotobands «Hollywood Unseen» von Prestel. Der<br />
Untertitel verspricht «Filmstars hinter den Kulissen», doch der Alltag, in dem die<br />
berühmtesten Darsteller ihrer Zeit gezeigt werden, war natürlich ebenfalls sorgsam<br />
inszeniert und vorteilhaft ausgeleuchtet. Man entdeckt in diesem Band also<br />
keine Geheimnisse, sondern erfährt anhand der Bilder viel darüber, wie das goldene<br />
Hollywood funktionierte, wie es die Stars machte und für welche Werte es stand.<br />
In «Books» berichten wir vorwiegend<br />
über Literatur aus dem deutschsprachigen<br />
Raum – und über internationale<br />
Bestseller. Die Romandie kommt nur selten<br />
vor. Das <strong>ist</strong> ein Makel, den es schleunigst<br />
zu korrigieren gilt – mit dem Verweis<br />
auf ein mehr als lesenswertes Buch<br />
einer jungen französischsprachigen Autorin:<br />
«Bestseller» der Freiburgerin Isabelle<br />
Flükiger, erschienen im Rotpunkt-<br />
Verlag. Das schmale Bändchen, das man<br />
an einem Sonntagmorgen vor, während<br />
und nach dem Zmorge in einem Stück<br />
verschlingen kann, handelt von einem<br />
jungen, urbanen und sehr verliebten<br />
Paar, das Perspektiven sucht und wortwörtlich<br />
auf den Hund kommt. Flükiger<br />
beschreibt mit viel Selbstironie das Leben<br />
von Fastdreissigern in der Schweiz –<br />
von Menschen also, die in aller Regel mit<br />
beiden Beinen auf dem Boden stehen und<br />
den Überfluss so sehr verachten, wie sie<br />
ihn auch als selbstverständlich betrachten.<br />
Doch keine Angst: Es geht hier nicht<br />
um Gesellschaftskritik,<br />
sondern um<br />
eine leichte<br />
Geschichte,<br />
von der man<br />
sich wünscht,<br />
sie ginge noch<br />
lange, lange<br />
weiter ...<br />
In dieser Ausgabe von «Books» dreht<br />
sich vieles um die Liebe: Ab Seite 10<br />
stellen wir zahlreiche Liebes- und<br />
Erotikromane vor. Es <strong>ist</strong> zwar nicht<br />
unbedingt wahr, dass ein Bild mehr<br />
sagt als 1000 Worte, aber manchmal<br />
sind Bilder natürlich genauso schön<br />
wie Geschriebenes. Deshalb wollen<br />
wir hier noch auf ein Buch über die<br />
Liebe hinweisen, bei dem es viel zu<br />
sehen gibt: «Die schönsten Liebespaare<br />
in der Kunst», erschienen bei<br />
Prestel. Der Bildband hält genau das,<br />
was der Titel verspricht. Er zeigt rund<br />
80 Bilder, auf denen geküsst, geschmachtet,<br />
umarmt, bewundert und<br />
liebkost wird. Die Werke stammen aus<br />
allen Epochen und von den bekanntesten<br />
Künstlern; die me<strong>ist</strong>en von ihnen<br />
hat man schon irgendwo gesehen,<br />
erst in diesem Kontext spürt man aber<br />
so richtig, wie zart sie Gefühle darstellen.<br />
Begleitet wird die Auswahl<br />
von angenehm wenigen kunsth<strong>ist</strong>orischen<br />
Erläuterungen und schönen Gedichten,<br />
die wiederum belegen:<br />
Manchmal sagen wenige Worte eben<br />
doch so viel wie ein Bild.<br />
Was lesen Sie gerade<br />
Ellen Ringier, Jur<strong>ist</strong>in und Präsidentin der Stiftung «Elternsein»<br />
«Seit dem Zerfall der Sowjetunion im<br />
Jahr 1991 glaubte ich, Russland sei auf<br />
dem Weg zu einer Demokratie. Zugegebenermassen<br />
auf einem ausserordentlich<br />
schwierigen Weg. Dass nach Gorbatschow<br />
und Jelzin ein KGB-Mann<br />
‹gewählt› worden war, irritierte anfangs,<br />
aber die Hoffnung auf den jungen Putin<br />
blieb.<br />
Das, was ich in der mir zur Verfügung<br />
stehenden Presse zu den wenig rechtsstaatlichen<br />
Verurteilungen von Oligarchen<br />
wie Chodorkowski und Lebedjew<br />
las, irritierte zwar ungemein. Andererseits<br />
– gibt es ein Recht auf Staatsplünderung<br />
Musste man Mitleid mit Leuten<br />
wie Gussinski in Israel oder Abramowitsch<br />
in London haben, die sich mit astronomischen<br />
Besitztümern aus Russland<br />
verabschiedet hatten Und der<br />
Krieg gegen Terror<strong>ist</strong>en in Tschetschenien,<br />
war er als Selbstverteidigungsmassnahme<br />
etwa nicht gerechtfertigt<br />
Masha Gessen, Autorin von ‹Der Mann<br />
ohne Gesicht. Wladimir Putin – eine Enthüllung›,<br />
belehrt mich eines Besseren!<br />
Wer diese Aufl<strong>ist</strong>ung von im Namen des<br />
(manipulierten) Rechts begangenen Verbrechen<br />
– wahrlich eine Enthüllung – gelesen<br />
hat, kann nicht anders, als die Hoffnung<br />
auf den demokratischen Prozess zu<br />
vergessen! Klar, die Beweiskette, die<br />
Gessen aufl<strong>ist</strong>et, basiert zu weiten Teilen<br />
auf Indizien. Sie überzeugt jedoch in hohem<br />
Masse – nicht zuletzt weil die Autorin<br />
mit keinem Wort vorgibt, die Dinge<br />
seien tatsächlich so geschehen, als hätten<br />
sich die Verbrechen gegen dissidente<br />
Bürger Russlands mit Sicherheit so abgespielt.<br />
‹So oder ähnlich›, <strong>ist</strong> man jedoch<br />
nach dem Lesen der (selbstverständlich<br />
nicht autorisierten) Biografie Putins<br />
überzeugt!<br />
Wladimir Putin hat von nun an ein Gesicht.»<br />
Der Mann ohne Gesicht<br />
Masha Gessen<br />
384 Seiten<br />
CHF 36.90<br />
Piper<br />
Leichter<br />
Lesen<br />
Die eReaDeR von<br />
oRell Füssli.<br />
einFach zu hause.