EVANGELISCH in BIEBRICH
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E<strong>in</strong> stiller Arbeiter im We<strong>in</strong>berg des Herrn<br />
Herbert Hallbauer aus dem aktiven Dienst verabschiedet<br />
„Ich diene!“ So pflegte der bekannte, <strong>in</strong> der zweiten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts wirkende SPD-Politiker<br />
Herbert Wehner (1906 - 1990) se<strong>in</strong>e Briefe zu<br />
unterzeichnen. Herbert Hallbauer unterschrieb se<strong>in</strong>e<br />
Briefe niemals mit „Ich diene“, für ihn war dieser<br />
Spruch ke<strong>in</strong> Lippenbekenntnis, sondern e<strong>in</strong><br />
Lebenscredo: Leidenschaft für se<strong>in</strong>e ehrenamtliche<br />
Arbeit und der Wunsch die Bedürfnisse der Geme<strong>in</strong>de<br />
zu befriedigen. Das war es, was Herr Hallbauer unter<br />
„dienen“ verstand und was ihn auszeichnete. Er wollte<br />
immer nur e<strong>in</strong> stiller, bescheidener Arbeiter im<br />
„We<strong>in</strong>berg des Herrn“ se<strong>in</strong>, um es poetisch auszudrücken.<br />
Mehr als drei Jahrzehnte h<strong>in</strong>durch war er an der<br />
Leitung der Geschicke der Evangelischen Oranier-<br />
Gedächtnis-Kirchengeme<strong>in</strong>de beteiligt. Bereits im<br />
Jahre 1979 wurde er <strong>in</strong> den Kirchenvorstand unserer<br />
Geme<strong>in</strong>de berufen, den er bis zum Jahre 2003<br />
angehörte.<br />
Während der Gottesdienste ist Herr Hallbauer <strong>in</strong> der<br />
letzten Bank (h<strong>in</strong>ten l<strong>in</strong>ks) zu f<strong>in</strong>den, was nicht nur über<br />
se<strong>in</strong>e Mentalität etwas aussagt, sondern gleichzeitig e<strong>in</strong><br />
Zeichen se<strong>in</strong>er außerordentlichen Bescheidenheit und<br />
Zurückgezogenheit ist. „Er diente“ – über Jahrzehnte<br />
h<strong>in</strong>weg und das ehrenamtlich - ohne e<strong>in</strong> größeres<br />
Aufsehen zu erregen. Und dafür möchte die Geme<strong>in</strong>de<br />
danken!<br />
Herbert Hallbauer stammt aus Sachsen. Dort wurde er<br />
<strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>en Strumpfstadt Oberlungwitz im Landkreis<br />
Zwickau als Sohn von Kurt Hallbauer und se<strong>in</strong>er<br />
Ehefrau Lydia geb. Wendler am 16. Mai 1924 geboren.<br />
Die Strumpf<strong>in</strong>dustrie hatte hier e<strong>in</strong>e lange Tradition;<br />
bereits 1731 wurde <strong>in</strong> Oberlungwitz der erste<br />
Strumpfwirkerstuhl errichtet. Der Vater war ebenfalls<br />
30<br />
<strong>in</strong> der Strumpf<strong>in</strong>dustrie - als Meister <strong>in</strong> der Strumpfmasch<strong>in</strong>enherstellung<br />
- tätig.<br />
Nach dem Krieg absolvierte Herbert Hallbauer<br />
nebenberuflich e<strong>in</strong> Ingenieurstudium für Masch<strong>in</strong>enbau<br />
an der Ingenieurschule Chemnitz. Am 11. September<br />
1948 heiratete er Margarete (Gretl) geb. We<strong>in</strong>hold mit<br />
der er nahezu 60 glückliche Ehejahre verbrachte. Aus<br />
der Ehe g<strong>in</strong>g der Sohn Friedrich hervor, der mit se<strong>in</strong>er<br />
Ehefrau Elke und den Söhnen Christoph und Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Wiesbaden-Naurod lebt. Wie so viele Deutsche <strong>in</strong> der<br />
damaligen Zeit empfand Herbert Hallbauer die politischen<br />
Verhältnisse <strong>in</strong> der ehemaligen DDR als<br />
deprimierend und siedelte deshalb im November 1955<br />
<strong>in</strong> die Bundesrepublik Deutschland über. Als begabter<br />
Ingenieur konnte er hier rasch Fuß fassen und arbeitete<br />
als Ober<strong>in</strong>genieur bei der Firma Siemens, wo er auf<br />
dem Gebiet der Betriebsorganisation bis zu se<strong>in</strong>em<br />
Ruhestand tätig gewesen ist.<br />
Was viele vielleicht als Schwäche empfunden hätten, ist<br />
für Herbert Hallbauer Ausdruck von Persönlichkeit.<br />
Ehrlich se<strong>in</strong> - auch zu sich selbst – das hat er auch als<br />
Vorsitzender des F<strong>in</strong>anzausschusses des Kirchenvorstandes<br />
unserer Geme<strong>in</strong>de immer wieder unter<br />
Beweis gestellt, den er seit 1998 bis Ende 2014 – bereits<br />
hochbetagt - leitete. Er verstand es mit traumwandlerischer<br />
Sicherheit sich um die „leidigen F<strong>in</strong>anzen“ der<br />
Geme<strong>in</strong>de zu kümmern. Insbesondere dann, als Ende<br />
der 1990er Jahre e<strong>in</strong>e große Sanierung der Außenfassade<br />
unserer Kirche <strong>in</strong> geschätzter Höhe von 4,2<br />
Millionen DM „<strong>in</strong>s Haus stand“. E<strong>in</strong>en Teilbetrag <strong>in</strong><br />
Höhe von 800 000 DM musste die Geme<strong>in</strong>de jedoch<br />
aus eigenen Mitteln aufbr<strong>in</strong>gen! Herbert Hallbauer<br />
behielt hier den Überblick, ebenso, als nur kurze Zeit