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Zum Leben - Sächsische Israelfreunde eV

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le-châjim<br />

2 | 2011 – Zeitschrift der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong> e. V. – www.zum-leben.de<br />

Das Grab von<br />

David und Paula Ben Gurion


Editorial<br />

Inhalt 2/2011<br />

4 Wilfried Gotter<br />

Biblisches Wort – Römer 13, 8-14<br />

6 Carmen Matussek<br />

Rückblick <strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz 2011<br />

8 Andrea Messig-Wetzel<br />

Bericht Handwerkerreise 2011<br />

12 Hartmut Petersohn<br />

Entkirchlichter Osten<br />

13 Lothar Klein<br />

Humanismus und Laizismus –<br />

Begriffe und was dahinter steckt<br />

11 Johannes Gerloff<br />

Demokratie für Nahost<br />

17 U. W. Sahm/J. Gerloff/L. Klein<br />

Goldstones Reue<br />

20 Johannes Gerloff/ Außenministerium des<br />

Staates Israel/Ulrich W. Sahm<br />

Die innerpalästinensische Versöhnung<br />

24 J. Gerloff/U. W. Sahm<br />

Kurz mitgeteilt<br />

28 Johannes Gerloff<br />

Waffen für Gaza<br />

31 Johannes Gerloff<br />

Das Massaker von Itamar<br />

34 Uwe Dziuballa<br />

Muttis 70. Geburtstag, Schimon Peres<br />

und die Bombe<br />

36 Organisation Be’ad Chaim<br />

Du hast die Wahl: Wähle das <strong>Leben</strong><br />

38 Carmen Matussek<br />

Über die Hamas, deren Frauenbewegung<br />

und ob man „mit denen reden“ kann<br />

40 Alexander Schick/Ulrich W. Sahm<br />

Kreuznägel Jesu entdeckt?<br />

45 Matthias Franke<br />

Besuch bei einer wachsenden Familie<br />

Wir vergessen Dich nicht<br />

Der israelische Soldat Gilad Shalit wurde vor<br />

1795 Tagen von der Terrororganisation Hamas<br />

in den Gaza-Streifen entführt. Er befindet<br />

sich noch immer in Geiselhaft.<br />

2 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

„Doch wir warten auf den neuen Himmel und<br />

die neue Erde, die Gott versprochen hat…“ 2. Petrus 13<br />

Liebe <strong>Israelfreunde</strong>,<br />

das ist unsere Hoffnung, dieser neue Himmel<br />

und diese neue Erde, die Gott versprochen<br />

hat. Denn, seien wir ehrlich, die eigenen Anstrengungen<br />

laufen doch meist in Leere. Wir<br />

können diesen neuen Himmel nicht schaffen<br />

auch wenn wir noch so viel unternehmen.<br />

Weder ein Atomausstieg noch weniger CO 2<br />

können den Lauf der Dinge aufhalten. Bereits<br />

anfangs der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />

sagte ein Studie des „Club of Rome<br />

– die Grenzen des Wachstums“, dass die zukünftigen<br />

Probleme der Menschheit nicht<br />

mit demokratischen Mitteln lösbar sein werden.<br />

Seither zeigen uns die jährlichen Katastrophenszenarien,<br />

dass wir nicht viel tun<br />

können. Der menschliche Egoismus und Individualismus<br />

verhindert oftmals, dass positive<br />

Entscheidungen in Politik, Wirtschaft<br />

und Kirche getroffen werden. Von daher ist<br />

das Bibelwort „Liebe deinen Nächsten wie<br />

dich selbst!“ immer wieder neu zu bedenken.<br />

Auch wenn es gegen Israel geht, bilden sich<br />

manchmal erstaunliche Verbindungen. Auf<br />

der einen Seite steht Deutschland fest an der<br />

Seite Israels und möchte auf keinen Fall die<br />

einseitige Ausrufung eines Palästinenserstaates.<br />

Auf der anderen Seite macht die deutsche<br />

Wirtschaft große Geschäfte mit dem<br />

Iran, der ja bekanntlich Israel vernichten will.<br />

Es wird aber auch deutlich, dass wir in einem<br />

geistlichen Kampf stehen und manchmal Verborgenes<br />

plötzlich offenbar wird. So z.B. das<br />

Paktieren mit der iranischen Wirtschaft<br />

durch Außenminister Westerwelle. Die Folgen<br />

sehen wir – Chaos in der FDP.<br />

Man meint auch, durch die Neuwahl in Baden-Württemberg,<br />

die eine neue Regierungskonstellation<br />

gebracht hat, sei nun der Fortgang<br />

von Wohlstand und Fortschritt ohne<br />

Atomenergie zu sichern. Man vergisst dabei,<br />

sich die Menschen selbst auch durch „Neuwahlen“<br />

– egal wo – nicht geändert haben.<br />

Wir alle tragen den Bazillus „Sünde“ in uns.<br />

Der ist allemal erlösungsbedürftig. Aber wir<br />

wissen: unser Erlöser lebt und mit Ihm auch<br />

ich, wenn ich mit diesem Erlöser lebe, ihm<br />

gehöre. Eigentlich eine ganz klare Sache: Ich<br />

gehöre dem, auf den ich höre!<br />

Die Bibel sagt uns auch, es gibt einen Anfang<br />

und es gibt ein Ende. Und es ist der Allmächtige,<br />

der im Regiment sitzt! Die Aufgabe von<br />

uns Christen ist es, das Evangelium von Jesus<br />

in einer guten und geeigneten Weise den<br />

Menschen ohne christlichen Hintergrund<br />

einfach und schlicht weiter zu sagen. Sein<br />

Wort wird nicht leer zurückkommen. Doch<br />

wer heute verkündet, dass Jesus Christus der<br />

einzige Weg zu Gott ist, der wird nicht nur<br />

als intolerant sondern auch als Fundamentalist<br />

und Populist verschrien.<br />

Da findet andererseits im Juni in Dresden der<br />

33. Evangelische Kirchentag unter dem Motto<br />

„…da wird auch dein Herz sein“ statt.<br />

Dieses Motto ist abgeleitet von Matthäus<br />

6,21: „Denn wo dein Schatz ist, da wird auch<br />

dein Herz sein.“ Nimmt man diesen Bibelvers<br />

für eine Analyse der über 2200 Veranstaltungs-Ankündigungen<br />

aus dem Programmheft<br />

ernst, dann fasst man sich an den<br />

Kopf. Kritische Impulse von Queer- Theologie<br />

(Was immer das ist?) und lesbisch-schwulen<br />

Befreiungstheologien, Einführung in Qigong,<br />

Geo-Energineering – die Erde als Versuchslabor?<br />

Klimafreundlich kochen, Russendisko –<br />

tanzen bis zum Ende, Biss zum Gebet, Vampirismus<br />

und Christsein, und, und, und. Die<br />

Aufzählung könnte man noch lange fortsetzen.<br />

Das alles hat nichts mehr mit unserem<br />

Herrn Jesus zu tun und steht trotzdem unter<br />

seinem Wort: Geduldig und gnädig ist der<br />

Herr, barmherzig und von großer Güte. Es ist<br />

fast wie wenn Jesus über Jerusalem weint – er<br />

weint auch über den Kirchentag in Dresden.<br />

Die Messianischen Juden dürfen übrigens mit<br />

einem eigenen Stand beim riesigen Markt der<br />

Möglichkeiten nicht teilnehmen, obwohl sie<br />

an den Messias Jesus glauben.<br />

Eines ist klar: das Programm des Kirchentages<br />

demonstriert aufs Neue, wie die evangelische<br />

Volkskirche in Deutschland im geistigen<br />

Sinne führungslos und im geistlichen Sinne<br />

orientierungslos geworden ist. Sie ist dabei,<br />

sich als Kirche Jesu Christi abzuschaffen,


auch wenn es mancherorts sicherlich lebendige<br />

Gemeinden gibt. Eine der Ursachen mag<br />

sein, dass sie geführt wird wie eine weltliche<br />

Behörde in der, der Gott Mammon die Regie<br />

übernommen hat.Trotzdem sind wir als <strong>Israelfreunde</strong><br />

und als Christliches Forum für Israel<br />

beim Kirchentag in unseren Informationsständen<br />

präsent. Wir warten noch auf den<br />

neuen Himmel und die neue Erde. Es ist immer<br />

noch Gnadenzeit und es steht uns nicht<br />

zu, vor der Zeit – also, bevor unser Herr wiederkommt<br />

– zu richten! Das heißt: es ist noch<br />

möglich, umzudenken, Buße zu tun durch die<br />

Erneuerung der Gedanken und Sinne. Der<br />

Herr Jesus hat uns am Kreuz erlöst und nicht<br />

vom Kreuz. Martin Luther sagt: „Die Sünden<br />

können Christus nicht von den Sündern wegreißen,<br />

die an ihn glauben.“<br />

Wir wünsche Ihnen/Euch allen eine gesegnete<br />

Sommerzeit<br />

Wilfried Gotter<br />

In eigener Sache<br />

Liebe Freunde,<br />

unsere 15. <strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz liegt<br />

hinter uns und wir sind noch ganz erfüllt von<br />

dem Segen, den Gott bewirkt hat. Wir sind<br />

dankbar für alles, was Gott in den vergangenen<br />

20 Jahren hier in Sachsen an Dienst<br />

für Israel hat wachsen lassen. Unser Herr segne<br />

Euch nach dem Reichtum seiner Gnade<br />

für alles Mittragen im Gebet sowie für alle<br />

finanzielle und praktische Unterstützung. Einen<br />

ganz liebes Dankeschön für alle die sich<br />

daran beteiligt haben. Danke für alle regelmäßigen<br />

Gaben und für so manchen Brief, der<br />

uns anonym erreicht hat und einen Schein<br />

enthielt. Das stellt unseren Verein mit den<br />

vielfältigen Aufgaben finanziell auf solide<br />

Füße. Danke! Gott sieht Geber und Gaben<br />

und wird es segnen. Besonderer Dank auch<br />

für alle Spenden für die Handwerkereinsätze<br />

und für das neue Bildungs- und Begegnungszentrum<br />

für jüdisch-christliche Kultur und<br />

Geschichte in Reichenbach. Bei uns soll Geld<br />

nicht so einen hohen Stellenwert haben wie<br />

in der Welt. Aber so manches Mal leistet es<br />

nichts weiter als einen tragenden „Eselsdienst“<br />

für das Reich Gottes in dieser Welt.<br />

Dabei wollen wir es auch gern belassen. Jesus<br />

sagt in Matthäus 21,2+3: „Gehet hin in das<br />

Dorf, das vor euch liegt und sogleich werdet<br />

ihr eine Eselin angebunden finden und ein<br />

Füllen bei ihr; bindet sie los und führet sie zu<br />

mir! Und wenn euch jemand fragt so sprechet:<br />

‚der Herr bedarf ihrer; aber er wird sie bald<br />

zurückschicken’.“ Gott lässt sich nichts schenken.<br />

Ihm gehört eh alles. Wir bekommen<br />

reichlich zurück. Erneut muss ich darauf hinweisen,<br />

dass auf manchen Bankauszügen kein<br />

Absender ersichtlich ist, so dass man die Geldbeträge<br />

nicht den einzelnen Spendern zuordnen<br />

kann. Dies erschwert das Ausstellen von<br />

Spendenquittungen. Darum Danke nochmals<br />

an alle, die uns Adressänderungen mitteilen.<br />

Dies spart Porto! Noch eine wichtige Nachricht:<br />

Wir hoffen sehr, dass Ihr bemerkt habt,<br />

dass wir seit Anfang April mit unserer neuen<br />

Homepage Online sind. Dort findet Ihr künftig<br />

viele aktuelle Informationen. Vor allem sollen<br />

dort nach und nach die Daten zu den Israelgebetskreisen<br />

und die Gebetsanliegen aktuell<br />

eingestellt werden, in denen wir uns eins machen<br />

wollen. Wer eine E-Mailadresse hat, teile<br />

Sie mir bitte mit. Wir möchten Euch bei wichtigen<br />

Anliegen schneller informieren. Zwischen<br />

den Zeitungsausgaben soll es zu gegebener<br />

Zeit auch einen Newsletter geben.<br />

Wichtige Termine:<br />

· Einzelveranstaltungen, Gottesdienste und<br />

Gebetskreise stehen in Kürze auf unserer<br />

Homepage. Ein attraktives Angebot ist die<br />

Reise zum Laubhüttenfest unter Leitung<br />

von Peter Miller. Er hat sich uns zur Israelkonferenz<br />

eindrucksvoll vorgestellt.<br />

· Am 23 Oktober 2011 wird im Kongresszentrum<br />

Frankfurt/Main der 2. Deutsche<br />

Israelkongress stattfinden.<br />

· Am 31.Oktober findet der <strong>Sächsische</strong> Gemeindebibeltag<br />

in der Sachsenlandhalle<br />

Glauchau statt.<br />

· In der Woche danach bin ich mit Moshe<br />

Gabay zu Vortragsabenden in Sachsen unterwegs.<br />

· Die Planung für die Handwerkerreisen<br />

Herbst 2011 und Frühjahr 2012 laufen<br />

bereits auf Hochtouren.<br />

<strong>Zum</strong> Vormerken:<br />

So Gott will und wir leben, findet die 16.<br />

<strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz mit der Einweihung<br />

unseres Bildungs- und Begegnungszentrums<br />

vom 17. – 20. Mai 2012 in Reichenbach/Vogtland<br />

statt. Wir brauchen dafür Eure<br />

Gebetsunterstützung!<br />

Unser Gott segne Euch alle nach dem Reichtum<br />

seiner Gnade! Euer Wilfried Gotter<br />

Aktuelles<br />

<strong>Zum</strong> Titelbild<br />

Das Grab von David und Paula Ben Gurion in<br />

Sde Boker – Der Staatsgründer und erste Ministerpräsident<br />

Israels, David Ben Gurion,<br />

hatte die biblischen Verheißungen auf dem<br />

Herzen, dass die Wüste zum grünen, fruchtbaren<br />

Land wird. Darum hat er selbst in der<br />

Negevwüste Wurzeln geschlagen. In 3. Mose<br />

26,32-33 prophezeit Gott, dass das Land Israel<br />

während der Zerstreuung des jüdischen<br />

Volkes verwüstet sein wird. Als Mark Twain<br />

1867 das damals zum Osmanischen Reich<br />

gehörende Land besuchte, zeigt uns sein Reisebericht<br />

„Die Arglosen im Ausland“, wie<br />

heruntergekommen das Gebiet vor der ersten<br />

Wiedereinwanderungswelle von Juden noch<br />

war: „Von allen Ländern mit öder Landschaft<br />

muss Palästina, glaube ich, der Gipfel sein.<br />

Die Berge sind kahl, sie haben stumpfe Farben,<br />

sie zeigen wenig malerische Formen.<br />

Die Täler sind hässliche Wüsten, von einer<br />

schwachen Vegetation gesäumt, die einen<br />

sorgenvollen und verzagten Ausdruck an sich<br />

hat. ... Es ist ein hoffnungsloses, ödes, verzweifeltes<br />

Land. Palästina sitzt in Sack und<br />

Asche. Über ihm brütet der Bann eines<br />

Fluches, der seine Felder hat verdorren lassen<br />

und seine Tatkraft gefesselt hat.“ Die ersten,<br />

aus der Diaspora heimgekehrten Juden begannen<br />

mit der Begrünung des Landes. Um<br />

die Aufforstung und Urbarmachung der Wüste<br />

voranzutreiben wurde 1901 der Jüdische<br />

Nationalfond KKL gegründet. Als 1948 die<br />

Briten abzogen, gab es ca. 4 Millionen durch<br />

die Baumsteuer registrierte Bäume in Israel.<br />

KKL pflanzte seitdem ca. 230 Millionen Bäume.<br />

Damit hat sich erfüllt, was in Jesaja 51,3<br />

steht: „Denn der HERR tröstet Zion, er tröstet<br />

alle ihre Wüsten und macht ihre Wüste wie<br />

Eden und ihr dürres Land wie den Garten des<br />

HERRN, dass man Wonne und Freude darin<br />

findet, Dank und Lobgesang.“ Auch in Jesaja<br />

21,6 lesen wir, wie exakt sich dies erfüllt hat:<br />

„Es wird dennoch dazu kommen, dass Jakob<br />

wurzeln und Israel blühen und grünen wird,<br />

dass sie den Erdboden mit Früchten erfüllen.“<br />

Heute gehört Israel zu den Exportweltmeistern<br />

von Südfrüchten! (LK)<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

3


von Wilfried Gotter<br />

Biblisches Wort<br />

Biblisches Wort<br />

Römer 13, 8-14<br />

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die<br />

ganze Bibel. Immer wieder wird es als die<br />

Erfüllung aller Gebote Gottes bezeichnet, als<br />

die Erfüllung des ganzen Gesetzes (Galater<br />

5,14): Es sind die Worte aus dem Vers 9 des<br />

Textes aus Römer 13: „Du sollst deinen Nächsten<br />

lieben wie dich selbst!“<br />

Allgemein wird dies nun so verstanden: Jeder<br />

Mensch liebt sich selbstverständlich selbst.<br />

Jeder ist sich selbst der Nächste, ist ein Egoist.<br />

Das Ego des Einzelnen in seinen verschiedenen<br />

Facetten ist aber die Ursache für viel<br />

Leid und Not in dieser Welt. Es gilt also, dagegen<br />

mit gut christlicher Gesinnung anzugehen.<br />

Aber im Bibeltext steht nicht: Liebe<br />

deinen Nächsten statt deiner selbst, sondern<br />

es steht: wie dich selbst! Eine gesunde Selbstliebe<br />

wird als selbstverständlich vorausgesetzt<br />

und nicht verurteilt, sondern geradezu<br />

zum Maßstab, zum Kriterium für das Verhalten<br />

zum Nächsten erklärt!<br />

Dieses Gottesgebot macht also unmissverständlich<br />

deutlich, dass es keine Nächstenliebe<br />

ohne Selbstliebe gibt. Jesus hat es immer<br />

wieder seinen Jüngern gesagt: Liebe deinen<br />

Nächsten wie dich selbst! Ich habe mich an<br />

dieser Stelle gefragt, wieso Jesus etwas als<br />

selbstverständlich voraussetzt, was uns nach<br />

Aussagen mancher Psychologen nicht angeboren<br />

ist? Sicher hatten die Menschen zur<br />

Zeit Jesu etwas andere Voraussetzungen als<br />

wir heute. Es gab noch keine Medien, die<br />

ihnen von früh bis spät Schönheitsideale,<br />

Schlankheitskuren, Fitnessprogramme und<br />

Gewinnmaximierungen an der Börse ins Hirn<br />

bliesen. Aber wie wir bereits von den ersten<br />

Seiten der Bibel wissen, ging schon dem Brudermord<br />

Kains an Abel das Vergleichen voraus.<br />

Dahinter steckt die Angst, zu kurz gekommen<br />

zu sein. Die Folge ist, sich<br />

minderwertig zu fühlen und sich selbst abzulehnen.<br />

Im Entwerten des anderen meint<br />

man, selbst wertvoll zu sein. Heute ist das<br />

nicht besser geworden. Dennoch müssen wir<br />

festhalten: Das Liebesgebot Jesu enthält nicht<br />

nur den Befehl „Liebe deinen Nächsten“,<br />

sondern auch den Zusatz „wie dich selbst“.<br />

Also: Liebe dich selbst!<br />

4 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Nun sagt aber Jesus<br />

auch in den<br />

Evangelien: „So jemand<br />

zu mir kommt<br />

und hasst nicht sein eigen<br />

<strong>Leben</strong>, der kann nicht<br />

mein Jünger sein.“ (Lukas<br />

14,26) Oder: „Will jemand<br />

mir nachfolgen, der verleugne<br />

sich selbst.“ (Matthäus 16,24) Wo<br />

liegt denn nun die Grenze zwischen dem,<br />

was uns allgemein als Egoismus oder Selbstsucht<br />

bekannt ist, und dem gesunden „Liebe<br />

dich selbst“?<br />

Im deutschen Sprachgebrauch ist das Wort<br />

„Selbstliebe“ doppeldeutig. <strong>Zum</strong> einen heißt<br />

es Selbstannahme und Selbstachtung. <strong>Zum</strong><br />

anderen: „Selbstverliebtheit“ im Sinne von<br />

zerstörerischer Selbstliebe.<br />

Zu dieser Art Selbstliebe, und wie sie gemeint<br />

ist, gibt es eine alte griechische Legende: Der<br />

Jüngling Narziss schaute beim Wandel durch<br />

den Garten in einen Brunnen. Und dann passierte<br />

es. Er verliebte sich in sein eigenes<br />

Spiegelbild. Schließlich, im verliebten sich<br />

selbst Suchen und an sich selbst haftenden<br />

Schauen, fiel er in den Brunnen und ertrank.<br />

Diese zerstörerische Selbstliebe nennt man<br />

deswegen Narzissmus.<br />

Selbstliebe im Sinne der Selbstannahme ist<br />

das genaue Gegenteil! Nur wenn ich mich<br />

selbst angenommen habe, kann ich auch loslassen,<br />

kann selbstlos werden. Habe ich mich<br />

selbst aber nicht gefunden, dann muss ich<br />

ständig suchen und werde selbstsüchtig. Ich<br />

könnte also krass formulieren: Wer sich selbst<br />

nicht liebt, ist ein Egoist. Er muss zwangsläufig<br />

zum Egoisten werden, sich selbst ständig<br />

„Lehn ich mich ab, auch noch so sehr,<br />

bei Gott bin ich kein Niemand mehr.<br />

So wie ich bin, lädt ER mich ein.<br />

ER würdigt mich, sein Kind zu sein.“<br />

Jörg Swoboda<br />

hinterherlaufen, sich selbst<br />

ständig suchen wie Narziss, und<br />

so wird er selbstsüchtig! Im Vers 14<br />

unseres Textes heißt es: „…und sorgt für das<br />

Fleisch nicht so, dass Begierden erwachen.“<br />

Und einen Vers zuvor wird darauf hingewiesen,<br />

was diese Begierden sind: Fressen, Saufen,<br />

Unzucht, Ausschweifungen, Hader, Neid<br />

und Gier.<br />

Habe ich mich selbst angenommen, liebe ich<br />

mich selbst, dann habe ich diese Dinge hoffentlich<br />

im Griff. Sonst kann es mir schnell so<br />

gehen wie es Goethe in seinem Faust formuliert:<br />

„Ich taumle von Begierde zu Genuss,<br />

und im Genuss verschmachte ich nach Begierde.“<br />

Ja, unsere Zeit ist so süchtig, so selbstsüchtig,<br />

weil es so wenig Selbstfindung und Selbstannahme<br />

gibt. Gesunde Selbstliebe und Egoismus<br />

schließen einander aus! Korinther 13,5<br />

sagt: „Denn die Liebe sucht nicht das Ihre.“<br />

Die Liebe hat gefunden, darum kann sie verschenken.<br />

Ich kann nur das geben, was ich<br />

habe, nur loslassen, was ich halte, nur verlieren,<br />

was ich besitze und nur verleugnen, was<br />

ich bin!<br />

Eine gesunde Selbstliebe kann ich bei Jesus<br />

lernen. Mir ist die Verklammerung von<br />

Selbstliebe und Selbstlosigkeit, zwischen<br />

Selbstannahme und Selbstentäußerung im<br />

Blick auf Jesus deutlich geworden. Jesus ruhte


ganz in sich selber und war sich seiner Identität<br />

bewusst. Er war vollkommen deckungsgleich<br />

mit sich selbst. Mit seinem himmlischen<br />

Vater erklärt er sich eins: „Ich und<br />

der Vater sind eins!“ (Johannes 10,30)<br />

Drei Kapitel weiter lesen wir den Bericht, wo<br />

Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. (Johannes<br />

13,3ff) Jene Handlung der Selbstverleugnung<br />

beginnt mit einer Aussage totaler<br />

Selbstannahme: Jesus wusste, dass ihm der<br />

Vater alles in die Hand gegeben hatte, alles.<br />

Auch im Philipperbrief bringt es Paulus noch<br />

einmal auf den Punkt: „Orientiert euch an<br />

Jesus Christus. Obwohl er Gott in allem<br />

gleich war, entäußerte er sich selbst und<br />

nahm Knechtsgestalt an.“<br />

Es ist eine Aufforderung: Ein jeder sei gesinnt<br />

wie Jesus! Ist Jesus der Herr meines <strong>Leben</strong>s,<br />

dann bedeutet dies auch, dass meine Annah-<br />

me durch Gott, den Vater, in Jesus Christus<br />

tatsächlich in einem tiefsten Sinne die Grundlage<br />

allen <strong>Leben</strong>s ist. Weil ich angenommen<br />

bin, kann und darf ich mich selbst annehmen.<br />

Die Nachfolge ist ohne diese Selbstannahme<br />

nicht möglich. Der Gehorsam der<br />

Selbstverleugnung setzt den Gehorsam der<br />

Selbstannahme voraus!<br />

Die abschließende Frage ist: Wenn ich bei der<br />

Beschäftigung mit diesem Bibeltext und bei<br />

dem Gesagten Defizite bei mir entdecke, wie<br />

kann ich es lernen, mich selbst anzunehmen,<br />

mich selbst zu lieben? Die Antwort: „Indem<br />

ich lerne, mich lieben zu lassen!“ Ich kann<br />

mich nur annehmen, wenn ich angenommen<br />

bin, nur lieben, wenn ich geliebt werde und<br />

mich selbst lieben lasse.<br />

Der Mensch kommt zu sich selbst erst über<br />

das Du. Wir alle brauchen die Erfahrung des<br />

Geliebtwerdens und Angenommenseins im-<br />

STUDIENREISE nach ISRAEL<br />

In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HErrn nennen und alle Nationen<br />

werden sich zu ihr versammmeln wegen des Namen des HErrn in Jerusalem, JEREMIA 3, 17<br />

Nach über 18 Jahren Dienst für das jüdi-<br />

06.11. – 17.11.2011 sche Volk in der Ukraine und Israel lade<br />

ich zu einer Israelreise ein. Neben dem<br />

Besuch der wichtigen biblischen Orte<br />

werde ich über meine Arbeit berichten,<br />

und wir werden vor Ort Olim treffen, die<br />

ich schon in der Ukraine betreut habe.<br />

Kommt mit!!! Israel braucht gerade jetzt<br />

unsere Solidarität!!!<br />

Leitung:<br />

Horst Kuhlmann/Chemnitz<br />

(Gemd. GC Lichtenstein)<br />

Anmeldung und Infos:<br />

Horst und Inge Kuhlmann · Brückenstr. 33 · 09111 Chemnitz<br />

Tel. 0371-6945688 · Fax 0371-4032301 · E-Mail: hik@txm.de<br />

Linienflug ab Berlin<br />

Reisepreis:<br />

1679,– Euro pro Person<br />

Oder an: aci-reisen@online.de · (www.aci-reisen.de) Tel. 03841-40251<br />

mer wieder neu. Wir alle wissen, wie gut uns<br />

ein positives Wort, ein kleines Lob, eine Anerkennung<br />

und Bestätigung tut. Kein Mensch<br />

kann seine Arbeit auf lange Zeit durchstehen<br />

ohne Anerkennung und Bestätigung! Wir<br />

brauchen dies wie das tägliche Brot. Genau<br />

dies halten wir aber oft einander vor. Wir<br />

üben Kritik, aber nicht Lob. Wir waschen uns<br />

gegenseitig die Köpfe, aber nicht die Füße!<br />

Wenn es im menschlichen Bereich oftmals<br />

nicht klappt, dürfen wir aber wissen: Jesus<br />

nimmt uns an. Gott will, dass alle Menschen<br />

zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. In seinem<br />

Lied „Stille im Sturm“ von der gleichnamigen<br />

CD hat es Jörg Swoboda auf den Punkt<br />

gebracht: „Lehn ich mich ab, auch noch so<br />

sehr, bei Gott bin ich kein Niemand mehr. So<br />

wie ich bin, lädt ER mich ein. ER würdigt<br />

mich, sein Kind zu sein.“ Das ist immer ER-<br />

STE HILFE. Das ist Gottes erklärtes Ziel.<br />

Eine alte <strong>Leben</strong>sweisheit sagt:<br />

„Bücher sind Bienen, die <strong>Leben</strong><br />

zeugenden Blütenstaub von<br />

einem Geist zum anderen tragen.“<br />

Deshalb bieten wir in unserem<br />

Magazin immer wieder ausgewählte<br />

Bücher an, die zum <strong>Leben</strong> dienen.<br />

Heiko Krimmer<br />

Ich habe Dich erwählt<br />

Israel im Licht des Propheten Sacharja<br />

Ram Oren<br />

12,95 EUR<br />

Für dich habe ich es gewagt<br />

inkl. Vortrags-CD von<br />

Michael Stolowitzki<br />

Ein Kind, ein Versprechen und eine<br />

dramatische Rettung.<br />

20,– EUR<br />

Bestell-Tel. 03727 2701<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

5


Rückblick<br />

Mehr als nur Orangen…<br />

Kurzbericht mit Bildimpressionen<br />

von der 15. <strong>Sächsische</strong>n Israelkonferenz<br />

6 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

von Carmen Matussek,<br />

Tübingen<br />

Ich habe das Vergnügen, hier von der vergangenen<br />

<strong>Sächsische</strong>n Israelkonferenz<br />

schwärmen zu dürfen. Das war auf der<br />

ganzen Linie eine gelungene Veranstaltung.<br />

Ein herzliches Dankeschön und ein dickes<br />

Lob an die Verantwortlichen, Organisatoren,<br />

Referenten und all die Mitarbeiter im Hintergrund!<br />

In den geräumigen Hallen des Christlichen<br />

Glaubenszentrums Lichtenstein war die Konferenz<br />

am 7. Mai gut und angenehm untergebracht<br />

und wurde sowohl von Pastor Gerhard<br />

Kriedemann und seiner Gemeinde als auch<br />

vom Bürgermeister der Stadt Lichtenstein,<br />

Wolfgang Sedner, begrüßt: „Sie tagen bei<br />

Freunden. Herzlich Willkommen!“ Auch der<br />

Bürgermeister der Nachbarstadt Hartenstein,<br />

Andreas Steiner, sowie der ehemalige Vorsitzende<br />

der CDU-Landtagsfraktion, Dr. Fritz<br />

Hähle, brachten mit ihrer Anwesenheit ihre<br />

Verbundenheit mit der Arbeit der <strong>Sächsische</strong>n<br />

<strong>Israelfreunde</strong> zum Ausdruck. Zudem<br />

15. <strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz<br />

Die 15. Konferenz auf<br />

vier CD's inkl. Versand<br />

18 EUR<br />

Bestell-Tel. 03727 2701<br />

waren wir gesegnet mit herrlichem Wetter<br />

und – was nicht zu unterschätzen ist – mit<br />

einer einwandfrei funktionierenden Technik.<br />

Höhepunkt war die Bibelarbeit von Johannes<br />

Gerloff (Christlicher Medienverbund KEP)<br />

über das Buch Rut. Deren Titel „Dein Volk ist<br />

mein Volk und dein Gott ist mein Gott!“ stellte<br />

auch das Thema der Konferenz. Ich habe<br />

alles mitgeschrieben, aber das ging zu intensiv,<br />

zu lange und zu tief, um hier mehr als<br />

Begeisterung wiedergeben zu können. Darum<br />

sei der Mitschnitt an dieser Stelle als CD<br />

unbedingt zum Anhören empfohlen! Zu bestellen<br />

– wie immer– bei Wilfried Gotter.<br />

Es ist erstaunlich, was „die Sachsen“ (so nenne<br />

ich von Tübingen aus die <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong>)<br />

so alles auf die Beine stellen. Da<br />

muss ein mächtiger Gott dahinterstehen. In<br />

Reichenbach entsteht gerade ein „Bildungs-<br />

und Begegnungszentrum für jüdisch-christliche<br />

Geschichte und Kultur“. Auf einem<br />

enorm schönen und großen Gelände wird es<br />

eine Dauerausstellung und zahlreiche Veranstaltungen<br />

geben. Informiert Euch darüber<br />

am besten auf der Homepage und nutzt das<br />

Angebot, wenn es soweit ist! Bis dahin könnt<br />

Ihr mit Werner Hartstock auf Israelreise gehen.<br />

Der selbständige Reiseunternehmer bietet<br />

preisgünstige Kleingruppenreisen mit<br />

dem Ziel an, „distanzierten Interessierten“<br />

das Land Israel und seine Geschichte näher<br />

zu bringen, wie er es bei der Vorstellung seines<br />

Dienstes formulierte.<br />

Die bewegenden Berichte aus Äthiopien von<br />

Matthias Franke („sie sagen Papa zu mir“), von<br />

Teilnehmern der Handwerkerreisen („wir haben<br />

nicht mehr viel Zeit“), von Hinrich und<br />

Elke Kaasmann (christlich-jüdische Zusammenarbeit<br />

„ohne den Schatten des Holocaust“)<br />

und von Peter und Gabriele Miller (über Begegnungen<br />

mit jüdischen Freunden im Angesicht<br />

Gottes) kann ich leider genauso wenig<br />

zusammenfassen wie die wunderbaren Anbetungszeiten<br />

mit der Tracy-Family (Son, Wind &<br />

Reign). Auch hier empfehle ich die CD.<br />

„Wer nicht da war, hat mehr verpasst als nur<br />

das Sonderangebot an Jaffa-Orangen“, sagt Lothar<br />

Klein, der Vorsitzende des Vereins. Die<br />

Konferenz soll eine geistliche Zurüstung sein.<br />

Leute, die als <strong>Israelfreunde</strong> in ihrem sonstigen<br />

Umfeld oft allein dastehen, sollen mit „ordentlicher<br />

biblischer Kost und wenig bekannten<br />

Hintergrundinformationen“ gestärkt werden.<br />

Besonders wichtig seien die persönlichen Begegnungen<br />

von Mitgliedern und Freunden<br />

und die gegenseitige Ermutigung. Ermutigend<br />

war dieser Tag allemal. Liebe Sachsen, Ihr seid<br />

mit eurem großartigen Einsatz bei mir und<br />

vielen anderen an diesem Tag voll zum Ziel<br />

gekommen! Vielen Dank!


<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

7


8 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Handwerkerreise 2011<br />

Trost und Vergebung<br />

Der Handwerkerdienst in Israel<br />

von<br />

Andrea Messig-Wetzel,<br />

Lugau<br />

War die Handwerkerreise in diesem Jahr ein<br />

Dienst der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong> in Israel?<br />

Ja, denn der Dienst wurde von <strong>Israelfreunde</strong>n<br />

getan und die Handwerker fuhren im<br />

Namen des <strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

Aber es war nicht ausschließlich ein Dienst<br />

hein-Westfalen, Hessen und Bayern und aus<br />

Rumänien. Die Handwerkerreise war in diesem<br />

Jahr ein Dienst deutscher und rumänischer<br />

<strong>Israelfreunde</strong>!<br />

Wer die Entwicklung unseres Handwerkerdienstes<br />

in den letzten Jahren verfolgt hat, ist<br />

zwar schon in den vorherigen Berichten auf<br />

Handwerker aus anderen Bundesländern gestoßen.<br />

Aber noch nie waren so viele nichtsächsische<br />

<strong>Israelfreunde</strong> dabei. Die Handwerker<br />

reisten vom 20. Februar bis 2. April 2011<br />

nach Israel. In drei Gruppen nacheinander<br />

arbeiteten sie für je zwei Wochen in Jerusalem,<br />

Haifa und Bat Yam bei Tel Aviv. Der<br />

Schwerpunkt des Dienstes lag in der Unter-<br />

In Mea Shearim arbeiteten vier Männer und eine Frau bei einer orthodoxen Familie.<br />

Neben der Arbeit, gab es auch Zeit für Gespräche. „Euch hat Gott geschickt.“, waren die<br />

Worte des Sohnes von Rumi, einer über 80-jährigen Jüdin aus dem Jemen, in deren<br />

Wohnung die Handwerker renovierten. (Foto: Michael Mosch)<br />

der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong>, denn von den<br />

insgesamt 80 Handwerkern und Helfern kamen<br />

nur 51 aus Sachsen. Allein zwölf Freiwillige<br />

waren aus Baden-Württemberg und der<br />

Rest aus Brandenburg, Thüringen, Nordr-<br />

stützung von Holocaustüberlebenden und<br />

Menschen, die wiederum den Überlebenden<br />

helfen. Unter den 23 Frauen und 57 Männer<br />

war die Jüngste 14 und der Älteste 77 Jahre<br />

alt. Sie arbeiteten in rund 20 Wohnungen bei<br />

Holocaustüberlebenden in Jerusalem, Gilo,<br />

Pisgat Ze‘ev, Bat Yam, Afula und Haifa. Außerdem<br />

unterstützten sie mit ihrer Hilfe eine<br />

Suppenküche in Bat Yam, das Gemeindezentrum<br />

in Gilo, die Internationale Christliche<br />

Botschaft in Jerusalem und Christa Behr. Darüber<br />

hinaus renovierten die <strong>Israelfreunde</strong><br />

zwei Wohnungen in Mea Shearim und halfen<br />

Nachbarn von Christa Behr in Old Malcha.<br />

Für die Handwerker öffneten sich in diesem<br />

Jahr viele Türen zu privaten Wohnungen. Ist<br />

die Schwelle einmal überschritten, bot sich<br />

die Chance auch die Türen zu den Herzen zu<br />

öffnen. Die Handwerker kamen mit ihrem<br />

Material und Werkzeug – oft Spachtel, Malerrollen<br />

und Farbe – und sie kamen mit dem<br />

Wunsch, auch eine Beziehung zu den Bewohnern<br />

zu bauen. Neben der handwerklichen<br />

Arbeit gab es immer wieder die Gelegenheit<br />

für Gespräche mit den meist alten Juden. Die<br />

Handwerker verließen die Wohnungen nach<br />

Tagen nicht nur mit leeren Farbeimern und<br />

benutztem Werkzeug, sondern sie gingen mit<br />

<strong>Leben</strong>sgeschichten und beeindruckenden<br />

Worten. Man kann viel über den Handwerker-Dienst<br />

in Israel erzählen, aber lassen wir<br />

doch einfach einige unserer Handwerker<br />

selbst zu Wort kommen:<br />

Handwerker erzählen<br />

Ruth Pohl aus Mittweida und Michael Penzel<br />

aus Zwickau (20. Februar bis 6. März in Jerusalem)<br />

berichten: „In Gilo arbeiteten wir in<br />

einem so genannten Absorption Center, einer<br />

ringförmig angelegten Wohnanlage aus über-<br />

und aneinandergeschachtelten Betonklötzen,<br />

natürlich mit Kalkstein verkleidet, steile<br />

Treppen nach oben und unten, mit weit zurückliegendem<br />

Baujahr. Wir hatten verstanden,<br />

dass die Wohnungen eigentlich eine<br />

Übergangslösung für Neueinwanderer sein<br />

sollten. Viele der dort lebenden Menschen<br />

kamen aus der ehemaligen Sowjetunion und<br />

sprachen natürlich Russisch. Also bekamen<br />

wir eine Dolmetscherin zur Seite gestellt. Natürlich<br />

begegneten uns gespannte, aber auch<br />

erwartungsvolle Blicke beim Eintritt in die<br />

Wohnungen – was werden die alten Leutchen<br />

wohl gedacht haben? Am Abend erfuhren wir<br />

von Nathalie Charron, Sozialarbeiterin der<br />

ICEJ, dass unsere Dolmetscherin den Eindruck<br />

hatte, mit dem Betreten der Wohnungen<br />

sei durch uns Licht hineingeflutet. Ist<br />

das nicht auch unser Auftrag, den uns der<br />

Herr Jesus geboten hat? ‚Warum tut ihr das?‘,<br />

wurde eine unserer Frauen gefragt. Eine Frage,<br />

welche gleichzeitig Freude vermittelte.<br />

Unsere Aufgabe bestand im Sanieren von<br />

Wohnungen, hauptsächlich Malerarbeiten,


hier und da auch Silikonfugen erneuern.<br />

‚Werden wir den Wünschen der Bewohner<br />

entsprechen können, haben sie zu hohe Erwartungen?<br />

Können wir sie, und sie uns verstehen<br />

(und nicht nur verbal)?‘, diese Gedanken<br />

beschäftigten uns. Die Praxis zeigte aber<br />

dann, mit einem Herzen voller Liebe, geführt<br />

vom Heiligen Geist, konnten wir unsere Sanierungsarbeiten<br />

nach bestem Wissen und<br />

Gewissen durchführen. Eines war in den<br />

meisten Wohnungen gleich. ‚Könnt ihr nicht<br />

noch ein Zimmer und ... renovieren?‘ Wir<br />

hatten aber nur einen begrenzten Zeitrahmen<br />

zur Verfügung. Außerdem sollte in möglichst<br />

vielen Wohnungen das Wichtigste saniert<br />

werden. Und noch etwas erlebten wir in fast<br />

allen Wohnungen. Immer war aus unserer<br />

Gruppe jemand da, der mit den alten Leuten<br />

Gemeinschaft pflegte, mit ein paar Vokabeln,<br />

Händen und Füßen und mitgebrachten Bildern<br />

kommunizierte. Wenn wir nach beendeter<br />

Arbeit unser Werkzeug zusammenpackten,<br />

dann erlebten wir Blicke voller<br />

Dank, Kusshand und Küsse, auch fließende<br />

Tränen. ‚Ihr habt unsere Herzen erwärmt‘,<br />

wurde uns gesagt. Eine weitere Wohnung,<br />

die wir sanierten, befand sich im Nordwesten<br />

Jerusalems. Eine völlig andere Umgebung,<br />

eine andere Kultur. Lisa, eine 81-jährige Malerin,<br />

geboren in Paris, öffnete uns die Tür.<br />

Da sie mit einem Berliner Juden verheiratet<br />

gewesen ist, sprach sie ein gutes Deutsch.<br />

Von ihr erfuhren wir einiges über ihr <strong>Leben</strong>.<br />

Sie hat als Kind als einzige ihrer Familie die<br />

Shoa überlebt. 1947 heiratete sie in Paris und<br />

kam im Mai 1948 nach Israel. Mehrfach<br />

brachte sie ihre Dankbarkeit zum Ausdruck:<br />

‚Danke, danke, wunderschön.‘ Während der<br />

Sanierung sagte sie: ‚Ich spüre die Liebe in<br />

euren Herzen.‘ Als persönlichen Dank<br />

schenkte sie jedem unserer fünf Helfer ein<br />

Gemälde von ihren Werken. Ist es nicht ein<br />

Geschenk, unserem großen Herrn und durch<br />

ihn Seinem Volk zu dienen? Während unseres<br />

Gottesdienstes am See Genezareth erinnerten<br />

wir uns an ein Gotteswort aus dem<br />

Brief an die Epheser: ‚Denn wir sind sein<br />

Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten<br />

Werken, die Gott zuvor bereitet hat.‘ Das<br />

durften wir erleben, Halleluja!“<br />

Karsten Viertel aus Chemnitz reiste zum ersten<br />

Mal für einen Handwerker-Dienst nach<br />

Israel: „Bereits in der Vorbereitung beeindruckte<br />

mich die Glaubenshaltung, die aus<br />

den Ge-betsaufrufen und den Anregungen<br />

zur Bibelarbeit sprach. Obwohl ich die Gruppe<br />

noch nicht kannte, fühlte ich mich dadurch<br />

zugehörig und beheimatet. Gemein-<br />

Die Handwerker trafen in Haifa täglich die Bewohner des Heimes für Holocaustüberlebende<br />

der Organisation Yad Ezer L‘Haver. In einem Gemeinschaftsraum aßen die<br />

deutschen Handwerker gemeinsam mit den Holocaustüberlebenden, kamen miteinander<br />

ins Gespräch und feierten sogar gemeinsam. Der Gemeinschaftsraum wurde 2010 von<br />

den Handwerkern der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong> errichtet. (Foto: Christian Lange)<br />

sam mit anderen geliebten Kindern Gottes<br />

ans Bauwerk gehen zu dürfen, ist einfach<br />

eine riesengroße Gnade. Genau darauf freute<br />

ich mich. Natürlich schwangen auch Unsicherheiten<br />

mit. ‚Wie werden wir uns verstehen?<br />

Wie werden wir uns zurechtfinden?<br />

Wie werden wir uns bei Sprachproblemen<br />

verständigen können? Was werden wir an<br />

konkreten Aufgaben bei den Leuten vorfinden?<br />

Wie werden die Menschen reagieren,<br />

denen wir mit unserem handwerklichen<br />

Dienst ein Stück der Liebe unseres Herrn Jesus<br />

schenken wollen?‘ Schon die herzliche<br />

Aufnahme bei Christa Behr in Jerusalem war<br />

eine spürbare Entlastung bei aller bestehenden<br />

Unsicherheit. Wir hatten hier eine Heimstatt<br />

in Israel gefunden und wussten uns auch<br />

von dort im Gebet mitgetragen. Dann ging es<br />

durch den chaotischen Jerusalemer Straßenverkehr<br />

zu unseren Einsatzorten. Der Dienst<br />

bei Familie Moser in Pisgat Ze’ev umfasste<br />

das Weißen der gesamten Wohnung inklusive<br />

Grundreinigungs- und Räumungsarbeiten.<br />

Das war eine volle Wochenarbeit für drei<br />

Heimwerker im Malerfach. Dabei wurde<br />

schnell klar, dass sowohl das Team als auch<br />

die Familie Moser sehr gut zusammenpassten.<br />

Vom herzlichen Empfang über die<br />

freundliche Bewirtung bis hin zu den vielen<br />

spannenden Gesprächen gab es sehr viel Verbindendes.<br />

Zwar mussten wir angesichts der<br />

Fülle an Erinnerungsgegenständen und Büchern<br />

den größten Teil der Zeit und Kraft zum<br />

Räumen und Putzen einsetzen. Aber dennoch<br />

schafften wir das Werk. Manchmal fühlten<br />

wir uns in die Zeit des Mauerbaus unter Nehemias<br />

Leitung zurückversetzt. Jeder tat, was<br />

ihm vor die Hände kam und der Herr ließ es<br />

gelingen. In Worten, Gesten und Bewirtung<br />

drückten uns die Mosers ihre große Dankbarkeit<br />

aus. Sie stellten am Schluss fest, dass uns<br />

doch eigentlich kaum etwas trennt. Halleluja!<br />

Der Dienst bei Familie Schmidt in Gilo war<br />

noch angenehmer und zudem sehr viel überschaubarer.<br />

Hier waren nur die offen zugänglichen<br />

Wohn- und Wirtschaftsräume und die<br />

Toilette zu weißen sowie ein Toilettenbecken<br />

zu wechseln. Letzteres gelang trotz mangelhafter<br />

Passung der Anschlussmaße. Die Gruppe<br />

ergänzte sich hervorragend, was auch den<br />

Schmidts nicht verborgen blieb. Immer wieder,<br />

insbesondere bei den Mahlzeiten, war<br />

Zeit zu Gesprächen, die sich um die Bibel und<br />

jüdisches <strong>Leben</strong> drehten. Aufgrund ihrer <strong>Leben</strong>sgeschichte<br />

sind Schmidts bestens vertraut<br />

mit der gesamten Bibel. So konnten wir<br />

dort sogar über messianische Themen sprechen.<br />

<strong>Zum</strong> Abschied wurden wir von Elijahu<br />

Schmidt gesegnet und durften auch ihm und<br />

seiner Frau Mirjam Gottes Segen zusprechen.“<br />

Aber auch in Haifa gingen die Arbeiten weiter.<br />

Wie bereits im letzten Jahr konnten wieder<br />

zwei Gruppen ihren Dienst in dem Heim<br />

für Holocaustüberlebende der Organisation<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

9


Yad Ezer L‘Haver tun. Siegfried Wiegand, der<br />

bereits 2010 dort mitarbeitete, berichte: „In<br />

der Zeit vom 6. bis 20. März war eine Gruppe<br />

von zwei Frauen und sechs Männern in Haifa<br />

im Einsatz. In einem neu erworbenen Haus<br />

sollten neue Wohnungen für Holocaustüberlebende<br />

entstehen. In der ersten Woche<br />

spachtelten wir die Wände und Decken in<br />

vier Wohnräumen des ersten Obergeschosses.<br />

Anschließend wurden diese Flächen geschliffen.<br />

Drei unserer Männer räumten einen<br />

Wohnraum im Altbau aus, unter anderem<br />

musste auch ein schwerer, fest verankerter<br />

Tresor entfernt werden. Die Platten der abgehängten<br />

Decke inklusive der Deckenbeleuchtung<br />

wurden ausgewechselt, die Wände gespachtelt,<br />

geschliffen und gestrichen. Dann<br />

wurde noch der Fußboden gefliest. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Leuten von Yad Ezer<br />

– Shimon, Ariel und David – war sehr gut,<br />

ebenso die Kontakte mit den Holocaustüberlebenden.<br />

Es entwickelten sich gute Gespräche,<br />

die meist in dem im letzten Jahr<br />

fertiggestellten Gemeinschaftsraum stattfanden.<br />

Hier wurden auch täglich gemeinsam<br />

die Mahlzeiten eingenommen. Die Bewohner<br />

sprachen von Tag zu Tag mehr und besser<br />

deutsch. Manche von ihnen hatten über lange<br />

Jahre überhaupt kein Deutsch mehr gesprochen<br />

und schließlich unterhielten sich<br />

einige sogar untereinander auf Deutsch! Die<br />

Früchte der Arbeit waren deutlich zu sehen.<br />

Beide Gruppen bildeten eine gemeinsame<br />

Familie! An einem Abend wurden die Handwerker<br />

sogar von den Holocaustüberlebenden<br />

zu einer geselligen Veranstaltung mit<br />

Musik und Tanz eingeladen. In der zweiten<br />

Woche sollte im Wohnraum einer im Rollstuhl<br />

sitzenden Bewohnerin namens Susanna<br />

eine behindertengerechte Nasszelle angebaut<br />

werden. Unsere Handwerker fliesten den Boden<br />

und die Wände dafür. Die Arbeiten im<br />

‚neuen‘ Haus wurden fortgesetzt. Die Wände<br />

und Decken wurden gestrichen und die stark<br />

verschmutzten Bodenfliesen, so gut es ging,<br />

in mühsamer Arbeit gereinigt. Danach wurden<br />

die beiden Flure und die drei Nassräume<br />

gespachtelt, geschliffen und gestrichen. Am<br />

Tag der Ab-reise bedankte sich Shimon bei<br />

den Handwerkern mit einer schönen Urkunde<br />

für jeden und mit Kaffee und Kuchen.<br />

Auch die Bewohner bedankten sich herzlich<br />

für die gute Arbeit und die gute Gemeinschaft<br />

und sprachen gleich eine Einladung für das<br />

nächste Jahr aus. Es zeigte sich klar, dass der<br />

Vers aus Psalm 40: ‚Tröstet, tröstet mein<br />

Volk!‘ durch die Arbeit der Handwerker in<br />

Israel in die Tat umgesetzt werden konnte. In<br />

Deutschland war das kaum vorstellbar, wie<br />

10 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Markus Gutsch, Jörg Boritz und Karl Diegel (hintere Reihe) halfen gemeinsam mit Marcel<br />

Zehner (nicht im Bild) bei Ilse Kentner (rechts) in Afula. Ilse kam mit ihrem Mann 1948<br />

nach Israel. Ihre beiden Brüder wurden in Auschwitz ermordet. (Foto: Marcel Zehner)<br />

das geschehen könnte. Esther Liber, eine der<br />

Bewohnerinnen, erzählte uns ihre Geschichte.<br />

Sie wurde 1937 in Ulanow, Polen, geboren.<br />

Sie war die Zweitjüngste von vier Geschwistern.<br />

Nach dem Einmarsch der<br />

deutschen Wehrmacht in Polen wurde das<br />

Dorf, in dem sie mit ihrer Familie lebte, von<br />

deutschen Soldaten nach Juden durchsucht.<br />

Sie hat mit angesehen, wie ihr Vater verwundet<br />

wurde und nach dem er die Frage, ob er<br />

Jude sei, mit ja beantwortet hatte, mit einem<br />

Kopfschuss getötet wurde. Die Mutter flüchtete<br />

dann mit den vier Mädchen in den Wald,<br />

der auch von den Soldaten durchkämmt wurde.<br />

Zuerst wurde ihre jüngste Schwester Mania,<br />

die damals drei Jahre alt war, von hinten<br />

erschossen und gleich darauf die Mutter, die<br />

sich über ihr totes Kind gebeugt hatte. Esther<br />

gelang es, zusammen mit ihrer nächstälteren<br />

Schwester Rahel zu flüchten. Eine Bäuerin<br />

kümmerte sich um die beiden und versteckte<br />

sie. Esther sagte, seit dieser Zeit wisse sie<br />

nicht, warum sie noch lebt. Sie denkt, Gott<br />

wollte es so. Esther kam gemeinsam mit ihrer<br />

Schwester 1948 nach Israel. Später lernte<br />

sie Krankenschwester, heiratete und wurde<br />

Mutter. Nachdem Ihr Ehemann verstorben<br />

war, kam sie zu Yad Ezer. Sie hat Augenprobleme.<br />

Auf dem rechten Auge sieht sie seit<br />

frühester Jugend schlecht und am anderen<br />

Auge wurde sie kürzlich operiert. Die Operation<br />

ist nicht gut gelungen und sie hat die<br />

Befürchtung, blind zu werden. Auf die Frage,<br />

ob wir für Heilung beten dürften, stimmte sie<br />

zu und wir baten den Vater im Namen seines<br />

Sohnes Jesus Christus, Esthers Augen zu heilen,<br />

damit der Name des Herrn verherrlicht<br />

werde.“<br />

Susanne Schönstein, die gemeinsam mit ihrem<br />

Mann ihren ersten Handwerker-Dienst<br />

in Israel antrat, erzählt: „Unser Tagesablauf<br />

begann um 6:30 Uhr mit Aufstehen, Frühstücken<br />

und der Andacht (Römer 9-11).<br />

Dann fuhren wir in Gruppen zu den einzelnen<br />

Wohnungen der Holocaustüberlebenden.<br />

Wir wurden mit offenen Armen und<br />

immer sehr herzlich von ihnen begrüßt. Wir<br />

spürten ihre Freude über unser Kommen.<br />

Unsere Hauptaufgaben waren Streichen,<br />

Verputzen, Saubermachen aber auch Zuhören<br />

und da sein. Es entstanden oft sehr liebevolle<br />

Beziehungen zu ihnen, da wir meistens<br />

mehrere Tage mit diesen älteren<br />

jüdischen Menschen verbrachten. Uns hat<br />

die Offenheit dieser Menschen, die soviel<br />

Leid durch unser deutsches Volk im Holocaust<br />

in ihrem <strong>Leben</strong> erfahren haben, tief<br />

beeindruckt und auch beschämt! Man muss<br />

einmal die Situation bedenken: wildfremde<br />

Menschen, dazu noch Deutsche, kommen in<br />

deine Wohnung, möchten deine Wohnsituation<br />

verbessern, verursachen aber zuerst<br />

Unruhe und Unordnung. Und sie stehen da,


mit offenen Armen. Wie würden wir reagieren?<br />

Ich denke, dass wir hier eine Frucht<br />

von Gottes Wirken und sicherlich jahrzehntelangen<br />

Gebetes von Christen erleben durften.<br />

Wir sind Gott sehr dankbar für all die<br />

guten Begegnungen, Erlebnisse, die gute Gemeinschaft,<br />

das schöne Wetter und auch für<br />

den Regen – eine erlebte Gebetserhörung –,<br />

die Organisatoren, Bewahrung ...“<br />

Ich kann vergeben, aber vergessen kann<br />

ich nicht.<br />

Mit einem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte<br />

Yad Vashem in Jerusalem, informierten<br />

sich die Handwerker intensiver über die Judenverfolgung<br />

und -vernichtung im Dritten<br />

Reich. Hier vermischten sich die Berichte der<br />

Holocaustüberlebenden, bei denen die Handwerker<br />

gearbeitet hatten, mit der Leidensgeschichte<br />

eines ganzen Volkes. Die Erzählungen<br />

der einzelnen Menschen summierten<br />

sich in Yad Vashem und wurden zu einer unvorstellbaren<br />

Zahl individuellen und unglaublichen<br />

Leidens. Der Besuch hinterließ eine<br />

tiefe Erschütterung und Traurigkeit. Umso<br />

mehr verdeutlichte sich hier aber auch der<br />

Segen unserer Arbeit. Dass die Handwerker<br />

von den Überlebenden in ihre privaten Räume<br />

gelassen und freundlich aufgenommen<br />

wurden, ist eine große Gnade. In Afula sagte<br />

Ilse Kentner, eine Überlebende, den Handwerkern:<br />

„Ich kann vergeben, aber vergessen<br />

kann ich nicht.“ In Yad Vashem wird die Geschichte<br />

gezeigt, um nicht zu vergessen. Dass<br />

aber Menschen vergeben können, haben die<br />

Handwerker während ihres Dienstes ganz<br />

persönlich erfahren.<br />

Neue Kraft schöpfen<br />

Die praktische Hilfe tat den Menschen gut,<br />

aber sie freuten sich auch, dass Leute zu ihnen<br />

kamen und gemeinsam mit ihnen Zeit<br />

verbracht haben. Michael Sawitzki, der Organisator<br />

der Handwerkerreisen, sagte dazu:<br />

„Ich brachte die Arbeitsgruppen am ersten<br />

Tag in die Wohnungen und zeigte ihnen,<br />

welche Arbeiten gewünscht wurden. Die<br />

alten Leute waren oft sehr zurückhaltend<br />

und ruhig. Als ich zum Abschluss der Renovierungsarbeiten<br />

in die Wohnungen fuhr,<br />

bemerkte ich immer, dass sich die Menschen<br />

geöffnet hatten. Sie sprachen viel und<br />

wirkten fröhlich. Man merkte deutlich, dass<br />

Beziehungen zwischen den Handwerkern<br />

und den Juden gewachsen waren. Mit dieser<br />

Arbeit haben wir eine große Chance, Holocaustüberlebenden<br />

ein Stück <strong>Leben</strong>sfreude<br />

zurück zu geben, die ihnen auf bitterste Weise<br />

genommen wurde.“ Die Gemeinschaft<br />

der Handwerker und Holocaustüberlebenden<br />

in den Wochen während des Dienstes in<br />

Israel, war ein großer Segen. Aber die vielen<br />

Geschichten bewegten alle Mitgereisten<br />

sehr. Neben der körperlichen Arbeit, die<br />

manches Mal sehr anstrengend war, mussten<br />

die Handwerker auch das Gehörte verarbeiten.<br />

Deshalb unterbrachen sie an den<br />

Wochenenden ihre Arbeiten, um sich an<br />

zwei Tagen zu erholen. Die Handwerker fuhren<br />

dann gemeinsam nach Haifa, Akko und<br />

zum See Genezareth. Auf diesem Ausflug<br />

schöpften sie nicht nur neue körperliche<br />

Kraft sondern tauschten sich miteinander<br />

auch über ihre Erlebnisse aus. Am See Genezareth<br />

feierten alle drei Gruppen einen<br />

Gottesdienst.<br />

Johannes Gerloff besuchte die Gruppen jeweils<br />

zum Ende ihres Aufenthaltes. In einem<br />

abschließenden Gespräch, konnten sich die<br />

Handwerker mit ihm über den Text der täglichen<br />

Andachten aus Römer 9-11 austauschen.<br />

Interessante Einblicke in die Geschichte<br />

Israels und das heutige <strong>Leben</strong> im<br />

Heiligen Land vermittelten Reiseleiter wie<br />

Heinz Reusch und Moshe Gabay, die, wie<br />

schon in den vergangenen Jahren, die Handwerkergruppen<br />

an den Wochenenden begleiteten.<br />

Daniel Jahav führte die dritte<br />

Handwerkergruppe an biblische Orte im<br />

Norden Israels. Doron Schneider zeigte ihnen<br />

die Siedlung Ma’ale Adumim und berichtete<br />

über das <strong>Leben</strong> und die aktuelle Situation<br />

der Siedler.<br />

Hilfe aus Deutschland<br />

Mit dem Handwerker-Dienst kommt Segen<br />

aus Deutschland nach Israel. Bisher wurde<br />

der Dienst im Frühjahr durchgeführt. Ab November<br />

2011 ist das Ziel, monatlich eine<br />

Handwerkergruppe nach Israel zu senden.<br />

Dazu reisen Gruppen bis acht Personen für<br />

jeweils zwei Wochen zu einem Arbeitseinsatz.<br />

Im März 2012 wird wieder eine größere<br />

Gruppe mit bis zu 30 Handwerkern und Helfern<br />

nach Israel gehen. Wenn Sie als Handwerker<br />

oder Helfer zum Dienst nach Israel<br />

kommen möchten, dann melden Sie sich bitte<br />

bei Michael Sawitzki an.<br />

Michael Sawitzki<br />

Telefon: 0172 1004311<br />

E-Mail: m.sawitzki@zum-leben.de<br />

Die Handwerker setzen für den Dienst in Israel<br />

Geld, Zeit und Kraft ein. Organisationen<br />

wie die ICEJ unterstützen die Handwerker<br />

mit einer Unterkunft, einem Kleinbus und<br />

Materialspenden. Für die Renovierungsarbeiten<br />

in den Wohnungen von Holocaust-<br />

Überlebenden, wird immer Material wie Farbe,<br />

Spachtelmasse und Ersatzteile benötigt.<br />

Diese Kosten übernimmt der <strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong><br />

e.V. Wenn Sie sich an den Materialkosten<br />

beteiligen wollen, dann spenden Sie<br />

bitte auf folgendes Konto:<br />

<strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

Konto: 90 061 941<br />

BLZ: 870 961 24<br />

Volksbank Mittweida<br />

Stichwort: Handwerker<br />

Zu Purim brachten die Handwerker den Soldaten an der Grenze zum Libanon<br />

einen Gruß aus Jerusalem. Elisabeth Schroth, die auch unsere Handwerker mit<br />

köstlicher Pizza bewirtete, schickte den Soldaten Obst und Süßigkeiten, damit sie<br />

wissen, dass sie nicht vergessen sind. (Foto: Andrea Messig-Wetzel)<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

11


Fragwürdiges<br />

Entkirchlichter Osten<br />

Harmonische Diskussion in SPD-Stiftung über Humanismus und Religion –<br />

Arbeitskreis Laizisten gegründet<br />

Die Herren kannten sich. Im Konferenzsaal<br />

der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-<br />

Stiftung (FES) in Berlin spielten sich Mitte<br />

April Humanisten-Verbandschef (HVD) Horst<br />

Groschopp und Pfarrer Andreas Fincke bemüht<br />

artig in ihren Vorträgen rhetorisch die<br />

Bälle zu. Dabei bot das Thema der Podiumsdiskussion<br />

genügend Anlass zu heftigem<br />

Streit, denn es war die Frage gestellt worden:<br />

Neuer Humanismus – eine humanistische<br />

Alternative zu den Religionen?<br />

Der aus Zwickau stammende Groschopp,<br />

nach dem Zusammenbruch der DDR von der<br />

Berliner Humboldt-Universität als nicht länger<br />

befähigt, ein Lehramt auszuüben, befunden,<br />

fühlte sich sichtlich wohl hinter dem<br />

Rednerpult in der Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />

„Seit zwölf Jahren diskutiert nun Dank der<br />

FES die Humanistische Gesellschaft in diesen<br />

Räumen über 40 Jahre Humanismus.“ Harmonischer<br />

kann ein akademisch angelegter<br />

Disput nicht eingeläutet werden.<br />

Pfarrer Fincke aus Brandenburg spülte in seinem<br />

Vortrag weich nach: „Die Trennlinie<br />

verläuft nicht zwischen Atheismus und Religion<br />

sondern zwischen Fundamentalismus<br />

und Toleranz.“ Und er empfahl seinem Arbeitgeber:<br />

„Die Kirche muss Grundkenntnisse<br />

über die humanistischen Organisationen<br />

haben.“<br />

Der Pfarrer, Hirte in drei brandenburgischen<br />

Gemeinden, kennt die ungläubigen Brüder,<br />

aus verständlichen historischen Gründen<br />

nach wie vor bevorzugt im Osten siedelnd,<br />

nicht nur durch seine Ost-Biografie ganz gut.<br />

Er hat sich mit ihnen auch publizistisch beschäftigt.<br />

Im Sommer 2004 begab er sich auf<br />

ihre Spur und zeichnete sie in der Schrift:<br />

Woran glaubt, wer nicht glaubt, nach. Herausgeber<br />

Fincke stellt in der Schrift „<strong>Leben</strong>s-<br />

und Weltbilder von Freidenkern, Konfessi-<br />

12 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

von<br />

Hartmut Petersohn<br />

Berlin<br />

onslosen und Atheisten in Selbstaussagen“<br />

vor. Eingeleitet wird die Publikation der<br />

Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen<br />

(EZW) mit einem Beitrag aus der<br />

Feder des Bundesvorsitzenden des Humanistischen<br />

Verbands Deutschlands. Groschopp<br />

geht in seiner „Selbstaussage“ der Frage<br />

nach: „Wie humanistisch ist das säkulare<br />

Spektrum?“, die er allerdings für überflüssig<br />

hält, denn es stelle schließlich selten jemand<br />

die Frage, „wie christlich die Kirchen sind“.<br />

Groschopp hatte die Frage nach dem Humanismus<br />

als Überschrift für seinen Beitrag in<br />

Finckes Buch gewählt. Das deutet auf den<br />

anhaltenden Rechtfertigungszwang der Verbands-Humanisten<br />

hin. Denn sehr zu recht<br />

wird dem Zusammenschluss misstraut, war<br />

er doch in der DDR nicht mehr als ein Feigenblatt<br />

der SED-Staatspartei, auf deren Beschluss<br />

es zur Gründung des Verbandes gekommen<br />

war. In seinem Aufsatz von 2004<br />

bezeichnet Groschopp den „Glauben“ durch<br />

die „christlich-religiöse Deutungsmacht und<br />

die konfessionelle Gebundenheit“ als „belastet“.<br />

Dass sein HVD heute derart erfolgreich<br />

agiert, das verlangt nicht nach Deutung, dafür<br />

sprechen Fakten. Allein in Berlin beschäftigt<br />

der Humanisten-Verein fast 1000 Mitarbeiter.<br />

Diesen Bedeutungszuwachs hat der Neue Humanismus<br />

– Groschopp: es ist der alte – der<br />

freien Marktwirtschaft zu danken. Darin fand<br />

der HVD überaus erfolgreiche Geschäftsfelder.<br />

Er betreibt die Bundeszentralstelle für<br />

Patientenverfügung – im Klartext: es geht um<br />

Sterbehilfe! – ,organisiert für rund 50.000<br />

Schüler an über 300 Schulen <strong>Leben</strong>skundeunterricht<br />

und richtet jedes Jahr Jugendweihefeiern<br />

aus. Die Familienzentren und die<br />

über 20 Kitas des Vereins und ein eigener<br />

Jugendverein, die Jungen Humanisten, weisen<br />

darauf hin, woran dem HDV besonders<br />

gelegen ist. Beschwichtigend erklärte Groschopp<br />

auf der Friedrich-Ebert-Tagung in Berlin,<br />

der Humanismus habe nicht vor, mit den<br />

Christen in Konkurrenz zu treten und die<br />

Menschen aus den Kirchen zu treiben, um<br />

salopp anzufügen: „Dazu leisten die Kirchen<br />

schon selbst ihren Teil.“ Sein Nachredner<br />

Fincke bestätigte: Mit jährlich 330.000 Aus-<br />

tritten aus beiden Volkskirchen verließe<br />

werktäglich ein „ICE mit 18 Wagen“ die Kirchen.<br />

„Keine Region der Welt ist so entkirchlicht<br />

wie der Großraum zwischen den beiden<br />

Lutherstädten Wittenberg und Eisleben.“ Der<br />

Pfarrer räumte ein, dass die Humanisten besser<br />

verstünden, die Konfessionslosen zu umwerben<br />

und er verstünde nicht, warum sich<br />

seine Kirche dieses Themas nicht annehme.<br />

So müsse man sich nicht wundern, dass das<br />

religiöse Analphabetentum im Osten<br />

Deutschlands anhalte oder sich sogar ausbreite:<br />

„Die Ost-West-Wanderung besonders junger,<br />

gut ausgebildeter Menschen ist die größte<br />

Atheistenwanderung in der deutschen<br />

Geschichte.“<br />

Mit diesem deprimierenden Befund rief Pfarrer<br />

Fincke im Berliner Haus der sozialdemokratischen<br />

Stiftung Ex-SPD-Ostminister Rolf<br />

Schwanitz aus Plauen auf den Plan. Schwanitz<br />

reagierte eingeschnappt und lenkte damit den<br />

akademischen Disput in Richtung praktische<br />

Politik. Er verbitte sich, die Ostdeutschen als<br />

religiöse Analphabeten zu diskriminieren. Damit<br />

aber rückte der Plauener SPD-Politiker<br />

sich, es ist anzunehmen unbeabsichtigt, in die<br />

Nähe des Zwickauer Humanisten Groschopp.<br />

Denn einige der Zuhörer im Sitzungssaal der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung werden sich gefragt<br />

haben, wie die Neigung mancher Ostdeutscher<br />

nach über 20 Jahren Wiedervereinigung<br />

erhalten bleiben konnte, sich in Diskussionen<br />

für irgendwas dauernd entschuldigen zu müssen<br />

oder auf zugespitzt vorgetragene Meinungen<br />

aggressiv zu reagieren. Mit der Ost-<br />

West-Wanderung junger Leute scheint die<br />

Streitkultur mit weg zu wandern, sich die Hoffnung<br />

auf Wandel durch Verjüngung zu verflüchtigen.<br />

Aber vielleicht wollte Schwanitz<br />

auch nur auf sich aufmerksam machen, war<br />

seine Wortmeldung simples politisches Kalkül,<br />

um dem mäßig interessierten Publikum mitzuteilen:<br />

der einstige Ost-Minister ist noch da –<br />

als Gründungsmitglied des Arbeitskreises Laizisten<br />

in der SPD, der sich wenige Tage zuvor<br />

konstituiert hatte.<br />

Schwanitz hatte zuvor in einem Aufsatz zum<br />

Thema bekannt: „Mein Engagement in der<br />

Sache kam nicht über Nacht.“ Ein „so genann-


ter Kirchenstreit in Sachsen im Jahr 2006“<br />

habe den Ex-Ost-Minister zum Streiter für den<br />

Laizismus reifen lassen. Denn niemand solle<br />

annehmen, die Trennung von Kirche und Staat<br />

sei ein für allemal vollzogen. Im Gegenteil<br />

sieht Schwanitz dunkle Wolken diese Errungenschaft<br />

eintrüben. Denn konservative Kräfte<br />

postulierten das Primat der „christlichen Werte“,<br />

die auf einer „christlich-jüdischen Werteordnung“<br />

ruhten. Schwanitz ist empört und<br />

nennt Namen: „Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

verkündete auf einer CDU-Regional-konferenz<br />

sogar: ‚Wer sich nicht am christlichen<br />

Menschenbild orientiert, ist fehl am Platz in<br />

Deutschland.‘“<br />

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröders Mann<br />

für den Ost-Aufbau beklagt die Unwilligkeit<br />

der SPD-Spitze, sich massiv gegen diese<br />

„falschen und unzulässigen Vermischungen<br />

zwischen Religion und Staat“ zur Wehr zu<br />

setzten. Unerwarteten Beistand erhielt er aus<br />

dem liberalen Lager. FDP-Generalsekretär<br />

Christian Lindner schrieb in einem Zeitungsbeitrag,<br />

er finde es ebenfalls nicht richtig, das<br />

Grundgesetz als Entwicklung aus dem<br />

„christlich-jüdischen Erbe“ zu interpretieren.<br />

Schwanitz resümierte seine Erfahrungen in<br />

der Debatte: Er sei sich in seiner Partei oft<br />

vorgekommen „wie der einsame Rufer in der<br />

Wüste“.<br />

Seine Genossin Ingrid Matthäus-Maier nahm<br />

es sportlich: „Es gibt einen Arbeitskreis<br />

Christen in der SPD-Fraktion, einen Arbeitskreis<br />

Juden – warum soll es keinen für Laizisten<br />

geben?“ fragte die Vorsitzende des Kuratoriums<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung kess in<br />

das Auditorium der Berliner Veranstaltung<br />

hinein. Eine Antwort erhielt sie nicht, aber<br />

Beifall für ihre Kritik an der staatlichen Finanzierung<br />

kirchlicher Ämter in Bayern – einer<br />

der Punkte aus der vorläufigen Charta der<br />

SPD-Laizistentruppe. Weiter zählen dazu die<br />

Abschaffung von Kruzifixen in Klassenzimmern,<br />

das Ende des Religionsunterrichts als<br />

ordentliches Lehrfach und der Priesterausbildung<br />

an staatlichen Hochschulen auf Kosten<br />

des Steuerzahlers.<br />

Am laizistischen Forderungskatalog könnte<br />

auch Humanisten-Chef Groschopp mitgeschrieben<br />

haben. Der moserte im Friedrich-<br />

Ebert-Forum in Berlin: „Jetzt soll es Islamstudiengänge<br />

an deutschen Universitäten geben<br />

– wäre es nicht angebrachter gewesen, zuerst<br />

einmal Studiengänge Humanismus einzurichten,<br />

wie es sie in anderen europäischen<br />

Staaten gibt?“<br />

Humanismus und Laizismus –<br />

Begriffe und was dahinter<br />

steckt<br />

ein Kommentar<br />

von Lothar Klein,<br />

Vorsitzender der<br />

<strong>Sächsische</strong>n<br />

<strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

Laizismus meint die Trennung von Staat und<br />

Religion. Beispiele laizistischer Staaten sind<br />

Frankreich und die Türkei. Letztere zumindest<br />

seit Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk<br />

bis zur Machtergreifung durch Minister-<br />

präsident Recep Tayyip Erdoğan, der sich<br />

weigert, den Völkermord der Türken an den<br />

christlichen Armeniern 1915/16 anzuerkennen.<br />

Noch verwirrender wird es, wenn Laizismus<br />

und Humanismus vermischt werden.<br />

Wer mit dem Humanismusbegriff um sich<br />

wirft, will den Leuten suggerieren, es gehe<br />

um Menschlichkeit. Dies ist mitnichten so!<br />

Bereits 1938 veröffentlichte der Freund und<br />

Mitstreiter Hannah Arendts in Sachen Totalitarismusforschung,<br />

der jüdische Professor<br />

Streitbares<br />

Eric Voegelin, im amerikanischen Exil seine<br />

Abhandlungen über „Die Politischen Religionen“.<br />

Autoren wie Hermann Lübbe plädieren<br />

dafür, lieber von „Antireligionen“ zu<br />

sprechen, da totalitäre Regime Religionen immer<br />

explizit abgelehnt hätten. Während andererseits<br />

das ehemalige SED-Politbüromitglied<br />

Günter Schabowski – und damit ein<br />

Insider – inzwischen zu der zweifelsohne zutreffenden<br />

Erkenntnis gelangt ist, die Kommunisten<br />

seien eine Großsekte. – Ich erinnere<br />

hier beispielhaft an das religiös anmutende<br />

Ritual, in dem in der DDR jedes Jahr junge<br />

Wenn dein Gott tot ist, nimm meinen: Jesus lebt! Foto: Gottkennen.de<br />

Menschen dem Sozialismus geweiht wurden.<br />

– Es geht aber nicht nur um die Begrifflichkeiten,<br />

sondern um das, was Voegelin damit<br />

gemeint hat. Zu den Politischen Religionen<br />

zählte er National-Sozialismus, Kommunismus,<br />

Islam und – markanterweise – auch den<br />

Humanismus.<br />

In seinen Studien zu Niccolo Machiavelli und<br />

Thomas Morus mit dem bezeichnenden Titel<br />

„Die spielerische Grausamkeit der Huma-<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

13


nisten“ fördert er zutage, welch totalitäres<br />

Denken hinter dem ach so mitmenschlich<br />

klingenden Begriff Humanismus steckt. Es<br />

geht nicht – wie proklamiert – um Trennung<br />

zwischen Staat und Religion. Es geht darum,<br />

dass sich der Staat und dessen vom Volk gewählte<br />

Verantwortungsträger nicht mehr „im<br />

Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott“<br />

und den Menschen wissen. Das heißt, das<br />

jüdisch-christliche Denken, das mit den Zehn<br />

Geboten Jahrhunderte lang den ethischen<br />

Maßstab für Recht und Unrecht in Europa<br />

gesetzt hat, soll abgelöst werden. Dieses<br />

krampfhafte Bestreben, Gott los werden zu<br />

wollen, erinnert an einen Menschen, der sich<br />

darüber ärgert, vom Sauerstoff der Luft abhängig<br />

zu sein und sich im Namen der eigenen<br />

Freiheit und Selbstbestimmung Mund<br />

und Nase zuhält. Sie nennen das verschleiernd<br />

Paradigmenwechsel. Diese Leute möchten<br />

tun, was sie wollen, ohne dabei ein<br />

schlechtes Gewissen haben zu müssen.<br />

Wer den Glauben an den Schöpfer verneint,<br />

dem bleibt nur der Glaube an das Geschaffene<br />

– der Götzendienst. Und dem folgt unweigerlich<br />

das Menschenopfer auf dem Fuß,<br />

das mit einer Vielzahl unserer ungeborenen<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürger bereits seinen<br />

Lauf genommen hat – mit verheerenden<br />

moralischen und demografischen Folgen in<br />

unserem Land! Und dies ist nur ein Beispiel<br />

von vielen. Ein anderes ist die von Staatsanwälten<br />

und Kriminologen beklagte Zunahme<br />

an hemmungsloser Brutalität, die Menschen<br />

heutzutage gegenüber einem auch bereits<br />

schon am Boden liegenden Opfer verüben.<br />

Wo der Mensch nicht mehr als Ebenbild<br />

Gottes gesehen wird, bleibt oft der Respekt<br />

vor dessen Würde auf der Strecke!<br />

Wenn man bei den bekennenden Atheisten<br />

genauer hinschaut, ergibt sich oft alles andere<br />

als ein areligiöses Bild. Da bewahrheitet sich<br />

der Spruch des Lübecker Lyrikers Emanuel<br />

Geibel (1815-84): „Glaube, dem die Tür versagt,<br />

steigt als Aberglaub‘ ins Fenster. Wenn<br />

die Götter ihr verjagt, kommen die Gespenster.“<br />

Denn mit heidnischen Naturgötzen und<br />

-bräuchen haben dieselben Leute oft keinerlei<br />

Berührungsängste. – So ist es kein Geheimnis,<br />

dass der ehemalige Bundesaußenminister<br />

Hans-Dietrich Genscher magische<br />

„Kraftsteine“ in seiner linken Hosentasche<br />

mit sich herumträgt. – Daher muss man das<br />

politisches Vorgehen in Sachen Abschaffung<br />

von Kruzifixen in Klassen- und Fraktionszimmern,<br />

das Infragestellen der christlichen<br />

Sonn- und Feiertagskultur, das Ende des Reli-<br />

14 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Dresdner Altmarkt im Widerstreit der Mächte im Juni 2009, Foto: Gottkennen.de<br />

gionsunterrichts als ordentliches Lehrfach<br />

und der Theologenausbildung an staatlichen<br />

Hochschulen nicht als atheistisch motiviert<br />

betrachten, sondern schlichtweg als antichristlich.<br />

So erinnerte beispielsweise die<br />

Werbekampagne der Thalia-Buchhandelskette<br />

für das diesjährige Osterfest unter dem<br />

Slogan „Die schönsten Geschenke für´s Hasenfest“<br />

peinlichst an die Versuche der SED-<br />

Sozialisten, christliche Symbole umzubenennen.<br />

Damals wurden beispielsweise aus<br />

Engeln „Jahresendflügelfiguren“. Warum<br />

nennen die Protagonisten dieses ideologischen,<br />

spätpubertären Gehabes ihre Ostermärsche<br />

nicht in Hasenmärsche um? Das<br />

wäre doch konsequent!<br />

Dass Neosozis sich an den Kirchen für deren<br />

aktive Rolle an der Überwindung der sozialistischen<br />

SED-Diktatur in der DDR rächen wollen,<br />

ist ja noch nachvollziehbar. Dass aber<br />

vergleichbares Handeln von Bündnis90/Grüne<br />

ausgeht, die mit einigen ihrer Mitglieder,<br />

die einst in der DDR-Bürgerrechtsbewegung<br />

aktiv waren, für die Friedliche Revolution von<br />

1989 stehen, zeugt von einem hohen Maß an<br />

Gespaltenheit. In deren Hände sollte man<br />

keinesfalls politische Verantwortung legen.<br />

Daran ändern auch die paar Alibichristen in<br />

deren Reihen nichts.<br />

So forderte der Parteichef der Grünen in<br />

Nordrhein-Westfalen, Sven Lehmann, die<br />

Karfreitagsruhe aufheben. Als anderes Bei-<br />

spiel sei hier aus einer Pressemitteilung der<br />

Freie-Wähler-Fraktion im Frankfurter Römer<br />

(Stadtrat) mit dem Titel „Die Zappelprozession<br />

der grün-linken Dekadenz – Karfreitag:<br />

Tanz-Demo für kulturelle Verwahrlosung“<br />

zitiert: „Auch wer kein Christ ist, musste am<br />

Karfreitag in Frankfurt mit Grausen ansehen,<br />

wie sich auf dem Römerberg die erbärmlichste<br />

‚Demonstration’ formierte, die<br />

seit vielen Jahren durch die Straßen der<br />

Frankfurter Innenstadt zog. Denn die einem<br />

Ruf der Grünen Jugend Hessen gefolgten<br />

Teilnehmer des Protestes gegen das gesetzliche<br />

Tanzverbot zeigten mit ihren abstoßend<br />

zuckenden Körpern und ihrer offenen<br />

Verachtung für einen der wichtigsten christlichen<br />

Feiertage, dass sich das neue ‚Vielfalt’-<br />

Frankfurt auf dem direkten Weg in die kulturelle<br />

Verwahrlosung befindet. Nur wer<br />

diese aggressive Zurschaustellung der Ablehnung<br />

der geistigen Wurzeln unserer Gesellschaft<br />

mit eigenen Augen gesehen hat, kann<br />

die ganze Widerwärtigkeit dieses so genannten<br />

„Flashmobs“ gegen das Tanzverbot ermessen:<br />

Angefeuert von der Musik aus den<br />

Kopfhörern mitgebrachter MP3-Player bildete<br />

die Menge, die tatsächlich ein Mob in<br />

negativster Bedeutung war, einen Narrenzug,<br />

der nicht nur provokativ geltende Gesetze<br />

ignorierte, sondern sich auch keinen<br />

Deut um die religiösen Gefühle der christlichen<br />

Mehrheitsgesellschaft scherte, ja diese<br />

sogar öffentlich verhöhnte.“


Es darf daran erinnert werden, dass am Prinzip<br />

„Brot und Spiele“ einst auch das Römische<br />

Reich zugrunde gegangen ist. Eigentlich<br />

fehlt nur noch, dass man Christen wieder<br />

in Arenen den Löwen zum Fraß vorwirft.<br />

Aber dieses Geschäft erledigen heute die Medien,<br />

die den Menschen in unserem Land so<br />

ziemlich jede Meinungsäußerung zugestehen<br />

– solange sie nicht aus der Bibel stammt. Aber<br />

auch andere Formen der Christophobie und<br />

des Hasses auf Christen zeigen sich immer<br />

häufiger in der deutschen Öffentlichkeit. Da<br />

prangen Sticker auf Autos, die einen Adler<br />

zeigen, der einen Fisch greift. Ein anderes<br />

zeigt ein mit einem roten Balken durchgestrichenes<br />

Kreuz als stilisiertes Verkehrszeichen.<br />

Von satanistischen Symbolen ganz zu schweigen.<br />

Es ist verräterisch, dass Leute etwas bekämpfen,<br />

das es angeblich gar nicht gibt.<br />

Es geht nicht darum, die Welt mit der Bergpredigt<br />

regieren zu wollen. Schließlich hat<br />

Jesus vor dem Römischen Statthalter Pilatus<br />

die Trennung zwischen Staat und Religion<br />

selbst begründet, als er sagte: „Mein Reich ist<br />

nicht von dieser Welt!“ Unabhängig davon,<br />

ob ein Mensch an Gott glaubt, oder nicht,<br />

bleiben aber einige Tatsachen bestehen: Gott<br />

hat diese Welt gemacht. Der Mensch muss<br />

sich einmal für sein Tun und Lassen vor Gott<br />

verantworten. Gott hat dem Menschen einen<br />

Ausweg aus der Trennung von sich angeboten.<br />

Er wird diese Welt richten. Und weil die<br />

Bibel als geoffenbartes Wort Gottes, das Bestehen<br />

der Gemeinde Jesu und die Existenz<br />

des Volkes und Landes Israel Bestätigungen<br />

dieser Tatsachen sind, werden gerade sie bekämpft<br />

von Menschen und Mächten, die sich<br />

dem nicht stellen wollen.<br />

Das Bestrafen von Besitz oder gar Weitergabe<br />

von Bibeln in islamischen und kommunistischen<br />

Ländern, die Behinderungen christlicher<br />

Versammlungen und Aktivitäten und<br />

besonders die Feindschaft und der Kampf<br />

weiter Teile der Welt gegen Israel stellen uns<br />

dies fast täglich vor Augen. Und selbst unser<br />

Land, dessen Regierung deutlich für die Existenz<br />

des jüdischen Staates eintritt, macht<br />

Geschäfte mit dem Regime des iranischen<br />

Präsidenten Ahmadinedjad, dessen erklärtes<br />

Ziel die Vernichtung Israels und eine Welt<br />

ohne Zionismus ist. Welch gravierender Widerspruch!<br />

Auch Deutschland hat dies einst versucht,<br />

mit furchtbaren Folgen! Und als Konsequenz<br />

aus der neuheidnischen Schreckensherrschaft<br />

der National-Sozialisten haben die Väter<br />

unseres Grundgesetzes „die Verantwor-<br />

tung vor Gott und den Menschen“ in das<br />

Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland<br />

geschrieben. – Die Formulierung stammt<br />

übrigens von dem Liberalen Erich Mende.<br />

Daran erinnere ich heute meine FDP-Kollegen<br />

gelegentlich, wenn sie sich anschicken,<br />

unter Verletzung des 3. Gebotes den Sonntagsschutz<br />

zugunsten der Ersatzreligion namens<br />

Shopping zu lockern. – Sicher kann<br />

man auch an Sonn- und Feiertagen Gewinn<br />

machen. Die Frage ist nur, ob darauf Gottes<br />

Segen liegt, an dem laut Martin Luther nun<br />

mal alles gelegen ist. Aber noch ein Wort<br />

dazu, wie „humanistisch“ die organisierten<br />

Humanisten wirklich sind. In der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung vom 29. März 2010<br />

war in einem Artikel von Reinhard Bingener<br />

mit dem bezeichnenden Titel „Die Lust am<br />

Kind – Wofür steht die ‚Humanistische Union’?“<br />

u.a. zu lesen: „Wer ist eigentlich diese<br />

Humanistische Union, welche schon vor<br />

Jahrzehnten die Straffreiheit der Kindersexualität<br />

gefordert hat? Warum schreien diejenigen<br />

am lautesten gegen die Kirche, die<br />

im Beirat dieser Organisation sitzen, wie<br />

zum Beispiel die Grünen-Politikerinnen Renate<br />

Künast und Claudia Roth, ebenso wie<br />

Frau Leutheusser-Schnarrenberger? Ein lesenswerter<br />

Kommentar aus der F.A.Z. von<br />

heute zeigt die Hintergründe, welche den<br />

medialen Kreuzzug gegen die katholische<br />

Kirche mit beeinflussen.“ Die Hilfsorganisation<br />

CareChild, die sich gegen den sexuellen<br />

Missbrauch von Kindern und Kinderpornografie<br />

im Internet stark macht, bestätigt solche<br />

Verstrickungen: „Die Pädophilenfreundlichkeit<br />

hat bei den Grünen sowieso<br />

Tradition. Bis heute ist beispielsweise Daniel<br />

Cohn-Bendit, Mitglied des Europäischen<br />

Parlaments, ein bejubelter Mann in dieser<br />

Partei (…). In dem von ihm 1975 verfassten<br />

Buch ‚Der große Basar’ gesteht er den sexuellen<br />

Missbrauch von Kindern in einem<br />

Kindergarten.“ Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,<br />

Mitglied im Beirat der „Humanistischen<br />

Union“, ist heute erneut Bundesjustizministerin.<br />

Sie macht aus ihrer<br />

kirchenfeindlichen Haltung kein Hehl. So<br />

hat sie – unter bewusster Inkaufnahme der<br />

Verletzung der religiösen Gefühle evangelischer<br />

Christen – ihrem Hund den Namen<br />

Martin Luther gegeben.<br />

Wer Recht setzt und sich dabei einen Dreck<br />

um Gottes gute Gebote schert, für den hat die<br />

Bibel beim Propheten Jesaja 5,20-21 ein<br />

klares Wort: „Weh denen, die Böses gut und<br />

Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht<br />

und aus Licht Finsternis machen, die aus sau-<br />

er süß und aus süß sauer machen! Weh denen,<br />

die weise sind in ihren eigenen Augen<br />

und halten sich selbst für klug!“ Doch Klugheit<br />

ohne Gott hat mehr Leid und Zerstörung<br />

in der Geschichte der Menschheit hervorgebracht<br />

als alle Gewalt unter Missbrauch der<br />

Religionen zusammen. Es ist genau das, was<br />

Voegelin die „spielerische Grausamkeit der<br />

Humanisten“ genant hat. Als Mensch human,<br />

also ohne Gott gut sein zu wollen, hat schon<br />

oft in die Barbarei geführt.<br />

Nachtrag: Inzwischen ist bekannt geworden,<br />

das der Parteivorstand der SPD in seiner Sitzung<br />

Anfang Mai den Antrag auf Gründung<br />

eines Laizistischen Arbeitskreises einstimmig<br />

abgelehnt hat.<br />

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<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

15


Aktuelles<br />

Demokratie<br />

für Nahost<br />

von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />

Viel Neues hatte US-Präsident Barack Obama<br />

in der Rede vom 19. Mai nicht zu bieten, die<br />

vor allem in Israel mit großer Spannung erwartet<br />

worden war. Immerhin machte sich<br />

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu<br />

unmittelbar nach den letzten Worten des<br />

mächtigsten Mannes der Welt auf den Weg<br />

nach Washington und man erwartete einen<br />

Hinweis darauf, was Netanjahu in der amerikanischen<br />

Hauptstadt erwarten werde.<br />

„Assad hat eine Wahl“, ließ Obama verlauten:<br />

„Entweder er führt den Wandel zur Demokratie<br />

an, oder er geht aus dem Weg.“<br />

Diese klare Aussage in Richtung des syrischen<br />

Präsidenten war vielleicht das entscheidend<br />

Neue in einer Rede, die von Beobachtern in<br />

Israel als „Fortsetzung der Kairo-Rede“ vom<br />

Sommer 2009 gesehen und als „sehr naiv“<br />

gewertet wurde. Obama habe Ideale vertreten,<br />

wenn er einen demokratischen Aufbruch<br />

in Nahost postulierte. Ein reeller Bezug auf<br />

die eigentlichen Probleme habe gefehlt. Aus<br />

Damaskus war zu hören: „Das ist die übliche<br />

Heuchelei der Amerikaner!“ Und: „Die Sanktionen<br />

beeindrucken überhaupt nicht!“<br />

Obama zeichnete ein Bild von einem Nahen<br />

Osten auf dem Weg zur Demokratie und versprach,<br />

diesen Prozess mit allen Mitteln – vor<br />

allem aber wirtschaftlichen Anreizen – zu<br />

unterstützen. Die Rechte des Einzelnen will<br />

der amerikanische Präsident geschützt sehen,<br />

die arabischen Frauen „ermächtigt“ und Pressefreiheit,<br />

„auch wenn die nicht sagen, was<br />

wir hören wollen“. Eher am Rande erwähnte<br />

er das aus israelischer und palästinensischer<br />

Sicht zentrale Thema, den israelisch-palästinensischen<br />

Konflikt.<br />

„Zwei Staaten für zwei Völker auf der Basis<br />

der 1967er Grenzen mit Grenzkorrekturen“<br />

bestimmte der amerikanische Präsident, sei<br />

die Grundlage für den weiteren Verhandlungsprozess.<br />

Ein entmilitarisierter Staat Palästina<br />

müsse neben Israel als Staat des jü-<br />

16 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

dischen Volkes entstehen.<br />

Damit sagte Obama von<br />

der Substanz her kaum<br />

Anderes, als Netanjahu in<br />

seiner programmatischen<br />

Rede an der Bar-Ilan-Universität<br />

im Sommer 2009.<br />

Allerdings gab er auch keinen<br />

Hinweis darauf, wie<br />

Palästina als „zusammenhängender“(„contiguous“)<br />

Staat entstehen<br />

sollte, wo der Gazastreifen<br />

und das Westjordanland<br />

doch schon in der<br />

Zeit vor 1967 getrennt<br />

waren. Er wiederholte<br />

einfach nur die Phrase, die sein Vorgänger<br />

George W. Bush geprägt hatte: „Die Palästinenser<br />

müssen ihr Schicksal selbst bestimmen<br />

können in einem souveränen und zusammenhängenden<br />

Staat.“<br />

Barack Obama stellte klar: „Die Deligitimierung<br />

Israels wird nicht gelingen!“ Und: „Die<br />

Palästinenser werden ihre Unabhängigkeit<br />

nie erreichen, wenn sie Israels Existenzrecht<br />

nicht anerkennen.“ In Richtung Israel betonte<br />

er: „Unsere Verpflichtung für Israels<br />

Sicherheit ist unerschütterlich!“ Und: „Israel<br />

muss sich eigenständig gegen jegliche Bedrohung<br />

von außen verteidigen können.“ Dann<br />

erhob er allerdings auch in Richtung auf die<br />

Israelis den Zeigefinger: „Gerade wegen unserer<br />

Freundschaft müssen wir die Wahrheit<br />

sagen: Der Traum einer jüdischen Demokratie<br />

wird nicht bei gleichzeitig andauernder<br />

Besatzung erreicht werden können.“ „Der<br />

Status Quo ist nicht haltbar“, behauptete Obama<br />

und versuchte so dem Nahostfriedensprozess<br />

Dringlichkeit zu verleihen.<br />

Gleichzeitig vermied der amerikanische Präsident<br />

aber jede konkrete Aussage zu heiklen<br />

Themen. Er erwähnte nicht die großen Siedlungsblöcke,<br />

aber auch keine Siedlungsräumungen.<br />

Die hoch emotionalen Streitpunkte<br />

Einige Grenzen Israels sind schon aufgrund der optimierten<br />

Wasserversorgung bereits im Satellitenbild erkenntlich,<br />

Foto: NASA<br />

„Jerusalem“ und „Rückkehrrecht für Flüchtlinge“<br />

verwies er auf eine spätere Verhandlungsphase.<br />

Der für September von den Palästinensern<br />

geplanten einseitigen Ausrufung<br />

eines unabhängigen Staates erteilte er eine<br />

klare Absage. Der ehemalige Amerikakorrespondent<br />

des israelischen Fernsehens, Jaron<br />

Dekel, meinte, die Rede sei für die Regierung<br />

Netanjahu nicht leicht zu schlucken, weil dort<br />

niemand von den „Grenzen von 1967“ reden<br />

wolle. Daraufhin war aus der rechten Nationalen<br />

Union zu hören: Die Erwähnung der<br />

67er Grenzen sei überhaupt nichts Neues. Darüber<br />

hätten schon Clinton und Bush und Barak<br />

und Olmert und Livni verhandelt, ohne<br />

irgendeinen Erfolg. Tatsächlich schien Obama<br />

(oder seine Redenschreiber) total übersehen<br />

zu haben, dass die so genannten „Palileaks“<br />

vor ein paar Monaten weitgehende Zugeständnisse<br />

der palästinensischen Unterhändler in<br />

dieser Richtung offenbart hatten – was von der<br />

palästinensischen Öffentlichkeit aufs Schärfste<br />

kritisiert wurde. Der palästinensische Politiker<br />

Nabil Schaath meinte spontan, eine Rückkehr<br />

zu Verhandlungen sei ohne Siedlungsstopp<br />

undenkbar.<br />

© Christlicher Medienverbund KEP<br />

www.israelnetz.com


Goldstones Reue<br />

von Ulrich W. Sahm,<br />

Jerusalem<br />

Noch nie hat ein Zeitungsartikel derartigen<br />

Wirbel in Israel ausgelöst. In der amerikanischen<br />

Zeitung „Washington Post“ hat der<br />

ehemalige südafrikanische Richter Richard<br />

Goldstone Reue kundgetan und Irrtümer eingestanden.<br />

Hätte er beim Verfassen des<br />

„Goldstone-Reports“ über vermeintliche<br />

Kriegsverbrechen Israels während des Gazakriegs<br />

2008/2009 gewusst, was ihm heute<br />

bekannt sei, hätte er den Report anders formuliert.<br />

Im Auftrag der Menschenrechtskommission<br />

der UNO, „mit Muammar Ghaddafi als Ehrenvorsitzenden“,<br />

wie israelische Politiker heute<br />

zynisch kommentieren, hatte sich der jüdische<br />

Richter bereit erklärt, mögliche<br />

Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit während der dreiwöchigen<br />

„Operation gegossenes Blei“ zu untersuchen.<br />

Das Mandat der UNO-Kommission war so<br />

angelegt, dass eine Verurteilung Israels feststand.<br />

Deshalb verweigerte die israelische<br />

Regierung dem Richter und seinen Mitarbeitern<br />

die Einreise nach Israel und jegliche Kooperation,<br />

obgleich Goldstones Tochter in Tel<br />

Aviv lebt und der Richter sich selber als „Zionist“<br />

und Freund Israels bezeichnet. Das<br />

Ergebnis war eine verheerende Rufschädigung<br />

Israels und die Behauptung, dass Israel<br />

Aktuelles<br />

an der palästinensischen Zivilbevölkerung im<br />

Gazastreifen absichtlich „Massaker“ verübt<br />

habe. Vor allem diese Beschuldigung hat<br />

Goldstone jetzt in seinem Zeitungsartikel zurückgenommen.<br />

Im Report selber wurden<br />

lediglich „bewaffnete Gruppen“ im Gazastreifen<br />

des „kriminellen“ und „terroristischen“<br />

Raketenbeschusses auf Israel bezichtigt, nicht<br />

aber die dort de facto herrschende Hamas-<br />

Organisation, wie Goldstone jetzt in seinem<br />

Artikel behauptet. Er lobte Israel für die Hunderten<br />

Untersuchungen möglicher Kriegsverbrechen,<br />

sei aber überzeugt, dass israelische<br />

Soldaten nicht absichtlich Zivilisten getötet<br />

hätten. „Die Hamas hat nichts getan“, gesteht<br />

der Richter. Es sei ein „Fehler“ gewesen, derartige<br />

Untersuchungen auch von der Hamas<br />

zu erwarten. Beiläufig erwähnt er, dass sich<br />

die israelischen Zahlen zu den palästinensischen<br />

Opfern (etwa zwei Drittel Hamas-<br />

Kämpfer und weniger als ein Drittel Zivilisten)<br />

als korrekt herausgestellt hätten.<br />

Palästinensische Aktivisten in Großbritannien<br />

glaubten nach dem Erscheinen des unausgewogenen<br />

Reports, israelische Politiker<br />

wie Zipi Livni und hohe Offiziere bei ihrer<br />

Landung in Heathrow verhaften und als<br />

Kriegsverbrecher aburteilen lassen zu können.<br />

Namhafte Israelis wagten monatelang<br />

keine Besuche in London mehr.<br />

Die New York Times hatte sich geweigert,<br />

Goldstones Artikel zu veröffentlichen, deshalb<br />

sei er in der Washington Post erschienen.<br />

Amerikanische und israelische Presseberichte<br />

widerlegen Goldstones Behauptung,<br />

während seiner Untersuchungen im Gazastreifen<br />

vieles nicht gewusst zu haben. Er<br />

habe „etwas naiv“ der Hamas-Propaganda,<br />

parteiischen „Menschenrechtsorganisation“<br />

und sorgfältig ausgewählten Zivilisten im Gazastreifen<br />

geglaubt, obgleich schon damals<br />

die UNO, internationale Hilfsorganisationen,<br />

die israelische Regierung und Journalisten<br />

viele in den Report eingefügte Details als Falschinformationen<br />

nachweisen konnten.<br />

„Goldstone irrte, wenn er den Kontext von<br />

Kampfhandlungen ignorierte und Israel eines<br />

Massakers bezichtigte, nur weil ihm ein Zivilist<br />

erzählte, beschossen worden zu sein“,<br />

erklärte ein israelischer Militär.<br />

Staatspräsident Schimon Peres forderte, den<br />

Goldstone Report in den „Papierkorb der Geschichte“<br />

zu werfen. Im Kabinett verkündete<br />

der israelische Ministerpräsident am Sonntag,<br />

dass Israel die UNO auffordern wolle, den<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

17


Report zurückzuziehen. Bisher hat die UNO<br />

nur eine einzige Resolution für ungültig erklärt:<br />

die Gleichsetzung von Zionismus mit<br />

Rassismus. Sprecher der Hamas und der Autonomiebehörde<br />

in Ramallah behaupteten,<br />

dass Goldstones Rückzieher einem Blankoscheck<br />

für Israel gleiche, „weitere Massaker<br />

an Palästinensern zu verüben“. „Zionisten“<br />

hätten Goldstone eingeschüchtert und ihm<br />

Todesdrohungen zugesandt. Deshalb sei er<br />

eingeknickt. Alon Liel, ein ehemaliger Türkeibotschafter<br />

Israels und alter Bekannter<br />

Goldstones, bestätigte, dass der Richter erschreckt<br />

gewesen sei über Kritik und Hass<br />

vieler jüdischer und israelischer Freunde. Der<br />

Politologe Schlomo Avineri meint hingegen,<br />

dass Goldstone ein „aufrichtiger Mann“ sei.<br />

Er sei seinem Gewissen gefolgt und habe deshalb<br />

seine Irrtümer eingestanden. Zudem<br />

sollten Goldstone keine persönlichen Vorhaltungen<br />

gemacht werden. Er sei an das Mandat<br />

der UNO-Menschenrechtskommission<br />

gebunden gewesen. Zudem hätten einige seiner<br />

Mitarbeiter aus ihrer anti-israelischen<br />

Haltung keinen Hehl gemacht. Goldstones<br />

größter Fehler sei es gewesen, sich als Jude<br />

hingegeben zu haben, und dass er sich von<br />

der Menschenrechtskommission habe „ausnutzen“<br />

lassen, diesen Report zu verfassen.<br />

In unzähligen Talkshows und Zeitungsartikeln<br />

wurde inzwischen Goldstones „Bekehrung“<br />

diskutiert. Menschenrechtsorganisationen<br />

wie Betzelem und „Schweigen brechen“<br />

wurden kritisiert, da sie Goldstone mit<br />

falschen Informationen gefüttert hätten. Denen<br />

habe er blindlings geglaubt, irrtümlich.<br />

Kritisiert wurde auch die israelische Regierung<br />

wegen ihrer Weigerung, mit Goldstone<br />

zu kooperieren. „Vielleicht wäre der Report<br />

anders ausgefallen“, spekuliert Alon Liel. Jedoch<br />

eine Frau aus Sderot, deren Haus von<br />

Axel Kühner<br />

<strong>Leben</strong> über sich<br />

selbst hinaus<br />

Impulse für einen<br />

befreiten Glauben<br />

18 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Derek C. White<br />

einer Hamasrakete getroffen worden war und<br />

die dabei ihren Mann verloren hatte, war gegen<br />

den Willen der Regierung auf eigene<br />

Faust nach Genf gereist, um Goldstone als<br />

Zeugin „die israelische Seite“ vorzustellen.<br />

Im Rundfunk erzählte sie am Sonntag, dass<br />

Goldstone während ihrer Anhörung „eingeschlafen“<br />

sei, und dass nichts von ihren Aussagen<br />

in den Report Eingang gefunden hätte.<br />

Im Report selber wurden offizielle israelische<br />

Erklärungen als „unglaubwürdig“ abgetan,<br />

sodass sich die israelische Regierung durch<br />

eine Kooperation mit der UNO-Kommission<br />

nur kompromittiert hätte.<br />

(C) Ulrich W. Sahm<br />

Goldstone gesteht<br />

Irrtum ein<br />

von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />

Zur Vorgeschichte: Am 15. September 2009<br />

wurde ein Bericht der United Nations Fact<br />

Finding Mission on the Gaza Conflict veröffentlicht,<br />

die darin die Ansicht vertrat, dass<br />

während der Militäroperation Israels gegen<br />

die Terrorstruktur der Hamas im Gazastreifen,<br />

„Gegossenes Blei“, sowohl bewaffnete<br />

palästinensische Gruppen als auch die Israelischen<br />

Streitkräfte gegen das Kriegsvölkerrecht<br />

verstoßen hätten. Dieser Bericht wurde<br />

im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates unter<br />

Federführung des südafrikanischen Richters<br />

Richard Goldstone verfasst.<br />

Am 16. Oktober 2009 nahm der UN-Menschenrechtsrat<br />

mit einer Mehrheit von 25<br />

seiner 47 Mitglieder, darunter Libyen, eine<br />

israelkritische Resolution zum so genannten<br />

Goldstone-Bericht an. Richard Goldstone<br />

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selbst kritisierte diese Resolution. Das fünfseitige<br />

Papier mache ihn „traurig“, da es „nur<br />

Anschuldigungen gegen Israel“ enthalte. Die<br />

Hamas werde dagegen nicht erwähnt. In<br />

einem Interview räumte Goldstone außerdem<br />

ein, dass der Bericht vor einem Gericht<br />

trotz übereinstimmender Zeugenaussagen<br />

keine Beweiskraft habe. Die palästinensische<br />

Seite begrüßte dagegen das Votum des Menschenrechtsrates.<br />

Am 5. November 2009 stimmte die Generalversammlung<br />

der Vereinten Nationen einer<br />

Annahme des Goldstone-Berichtes zu. 114<br />

Mitgliedsstaaten unterstützen eine von den<br />

arabischen und blockfreien Staaten eingebrachte<br />

Resolution, in der sowohl Israel als<br />

auch die Palästinenser aufgefordert wurden,<br />

innerhalb von drei Monaten mögliche Menschenrechtsverletzungen<br />

während des Gazakrieges<br />

zu untersuchen. Die Vollversammlung<br />

empfahl Generalsekretär Ban Ki-moon,<br />

den Goldstone-Bericht dem UN-Sicherheitsrat<br />

zur Abstimmung vorzulegen. 18 Staaten,<br />

darunter Deutschland und die USA, lehnten<br />

den Bericht als „einseitig und fehlerhaft“ ab.<br />

Auch vom Menschenrechtsbeauftragten der<br />

Bundesregierung, Günter Nooke, wurde die<br />

einseitige Parteinahme des Rates für die palästinensische<br />

Seite in der Vergangenheit<br />

mehrfach kritisiert. In Folge des Berichtes<br />

wurden in Israel 400 Ermittlungen durchgeführt,<br />

bei welchen es zu zwei Verurteilungen<br />

kam. Die Hamas hingegen ermittelte in keinem<br />

einzigen Fall. In einem Artikel der<br />

Washington Post vom 1. April 2011 stellte<br />

Richard Goldstone nun seinen Bericht teilweise<br />

in Frage. Unter anderem schreibt Goldstone:<br />

„Wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt weiß,<br />

wäre der Goldstone-Bericht ein anderes Dokument.“<br />

Er stellt fest: Israel untersucht im<br />

Islam und Christentum:<br />

Ein Vergleich<br />

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Falle des Verdachts auf Verbrechen seinerseits.<br />

Die Hamas tut das nicht. Die Hamas hat<br />

gezielt auf Zivilisten geschossen. Zivilisten<br />

waren von Seiten Israels nie erklärterweise<br />

ein Ziel. „Ich bedauere, dass unsere Untersuchungskommission<br />

keine Beweise dafür hatte,<br />

die erklärt hätten, unter welchen Umständen<br />

Zivilisten in Gaza unter Beschuss gekommen<br />

sind.“ Goldstone prangert „Israels Mangel<br />

an Kooperation“ an, gibt aber zu: „Die Geschichte<br />

des UN-Menschenrechtsrates ‚der<br />

Einseitigkeit gegen Israel kann nicht bezweifelt<br />

werden´“. Seit Israels Gazakrieg vom Jahreswechsel<br />

2008/2009 wurden „hunderte<br />

weiterer Raketen und Mörsergranaten auf<br />

zivile Ziele in Israel abgeschossen.“<br />

Goldstone: „Der UN-Menschenrechtsrat<br />

sollte diese hinterhältigen Taten aufs Schärfste<br />

verurteilen.“, ebenso „das unentschuldbare<br />

und kaltblütige Massaker kürzlich an einem<br />

jungen israelischen Paar und ihren drei kleinen<br />

Kindern in ihren Betten.“<br />

Interessant wäre jetzt, einmal festzustellen,<br />

· wer nach dem Goldstone-Bericht kritiklos<br />

mit den Wölfen geheult hat<br />

· wer sich jetzt korrigiert<br />

· wo dieser Sinneswandel von Richter Goldstone<br />

überhaupt wahrgenommen und<br />

publiziert wird.<br />

© Christlicher Medienverbund KEP,<br />

www.israelnetz.com<br />

Was die logische<br />

Konsequenz des Gold-<br />

stone-Artikels für<br />

Deutschland wäre<br />

Am 10. November 1975 wurde von der UN-<br />

Generalversammlung die Resolution 3379<br />

mit dem Titel „Beseitigung aller Formen der<br />

Rassendiskriminierung“ mit 72 zu 35 Stimmen<br />

bei 32 Enthaltungen angenommen. Sie<br />

besagte, dass „Zionismus eine Form des Rassismus<br />

und der Rassendiskriminierung“ sei.<br />

Zudem stellte sie Israel in eine Reihe mit den<br />

Apartheid-Staaten Südafrika und Rhodesien.<br />

Die meisten westlichen Länder, u.a. die USA<br />

und die Bundesrepublik Deutschland,<br />

stimmten dagegen. Die Ja-Stimmen stammten<br />

im Wesentlichen von den arabischen Ländern,<br />

von Staaten der Dritten Welt sowie des<br />

Ostblocks, u.a. der Sowjetunion und der<br />

DDR, die sich für diese Beschluss besonders<br />

engagierte, um die Anerkennung der ara-<br />

bischen Welt zu erheischen. Erst nach dem<br />

Zusammenbruch des Ostblocks, nach der<br />

Friedlichen Revolution und kurz vor der Auflösung<br />

der DDR distanzierte sich deren erste<br />

frei und demokratisch gewählte Volkskammer<br />

am 12. April 1990 u.a. auch von dieser Anti-<br />

Zionismus-Resolution. Unter Mitwirkung des<br />

Autors dieser Zeilen sammelten Abgeordnete<br />

Unterschriften unter ihren Abgeordnetenkollegen<br />

für einen Antrag bei der UNO, die Resolution<br />

zurückzunehmen. Weiterhin bekannte<br />

sich die Volkskammer in einer<br />

Erklärung zur Mitverantwortung für den Holocaust,<br />

bat um Verzeihung für die Feindseligkeit<br />

der DDR-Politik gegenüber Israel und<br />

bedauerte den Antisemitismus in der DDR:<br />

„Wir bitten die Juden in aller Welt um Verzeihung.<br />

Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung<br />

für Heuchelei und Feindseligkeit der<br />

offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat<br />

Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung<br />

jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in<br />

unserem Lande.“ In der Folge kam es zu<br />

einem bisher nie dagewesenen Vorgang: Am<br />

16. Dezember 1991 wurde die umstrittene<br />

Resolution tatsächlich in der Resolution<br />

46/86von der UN-Generalversammlung mit<br />

111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen zurückgenommen!<br />

Kein arabischer Staat<br />

stimmte für die Rücknahme. 1998 bezeichnete<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan die Resolution<br />

3379 als einen „Tiefpunkt“ der Geschichte<br />

der Vereinten Nationen.<br />

Am 16. Oktober 2009 nahm der UN-Menschenrechtsrat<br />

mit einer Mehrheit von 25<br />

seiner 47 Mitglieder wiederum eine israelkritische<br />

Resolution an, diesmal zum so genannten<br />

Goldstone-Bericht. Richard Goldstone<br />

selbst kritisierte diese Resolution. Das<br />

fünfseitige Papier mache ihn „traurig“, da es<br />

„nur Anschuldigungen gegen Israel“ enthalte.<br />

Die Hamas werde dagegen nicht erwähnt.<br />

In einem Interview räumte Goldstone<br />

ein, dass der Bericht vor einem<br />

Gericht trotz übereinstimmender Zeugenaussagen<br />

keine Beweiskraft habe. Die palästinensische<br />

Seite begrüßte dagegen das<br />

Votum des Menschenrechtsrates. Am 5. November<br />

2009 stimmte die Generalversammlung<br />

der Vereinten Nationen einer Annahme<br />

des Goldstone-Berichtes zu.<br />

In der amerikanischen Zeitung „Washington<br />

Post“ vom 1. April 2011 hat der ehemalige<br />

südafrikanische Richter Richard Goldstone<br />

nun gravierende Irrtümer eingestanden. Hätte<br />

er beim Verfassen des „Goldstone-Reports“<br />

über vermeintliche Kriegsverbrechen Israels<br />

während des Gazakriegs 2008/2009 gewusst,<br />

was ihm heute bekannt sei, hätte er den Report<br />

anders formuliert. Das Ergebnis war eine<br />

verheerende Rufschädigung Israels und die<br />

Behauptung, dass Israel an der palästinensischen<br />

Zivilbevölkerung im Gazastreifen absichtlich<br />

„Massaker“ verübt habe. Vor allem<br />

diese Beschuldigung hat Goldstone jetzt in seinem<br />

Zeitungsartikel zurückgenommen.<br />

Um den häufig wiederholten und vielbeachteten<br />

Worten deutscher Politiker über die<br />

„besonderen deutsch-israelischen Beziehungen“<br />

Taten folgen zu lassen, wäre es ein<br />

Akt der Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik<br />

Deutschland – ungeachtet möglicher negativer<br />

außenpolitischer und wirtschaftlicher<br />

Folgen – in der UN-Vollversammlung die<br />

Rücknahme der auf dem fragwürdigen Goldstone-Report<br />

basierenden Resolution, in der<br />

Israel wieder einmal einseitig verurteilt wurde,<br />

zu beantragen und unter seinen Verbündeten<br />

für eine Mehrheit zu werben. Wenn es<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel ernst ist mit<br />

dem in ihrer Rede vom 17. März 2008 vor<br />

der Knesset bekundeten Eintreten für das<br />

Existenzrecht Israels, dann besteht jetzt dafür<br />

die Chance, sich in deutschem Namen allen<br />

Versuchen in der UNO entgegenzustellen,<br />

das legitime Recht des Staates Israel zur Verteidigung<br />

seiner Zivilbevölkerung gegen ständige<br />

Raketenangriffe und andere Formen des<br />

Terrors zu diskreditieren und zu delegitimieren.<br />

Das bedeutet auch, der Anerkennung<br />

eines Palästinenserstaates, in dem die die Terrororganisation<br />

Hamas das Sagen hat, die<br />

nach wie vor Israel vernichten will, in der<br />

UNO eine klare Absage zu erteilen!<br />

Lothar Klein, Vorsitzender der <strong>Sächsische</strong>n<br />

<strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

Der Verfasser war 1990 Abgeordneter der<br />

letzten und einzig frei und demokratisch gewählten<br />

DDR-Volkskammer. Anschließend<br />

gehörte er bis 1994, zeitweise auch als Vorstandsmitglied,<br />

der CDU/CSU-Gruppe im<br />

Europäischen Parlament an. Seit 2004 ist er<br />

CDU-Stadtrat der sächsischen Landeshauptstadt<br />

Dresden.<br />

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<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

19


Aktuelles<br />

Die innerpalästinensische<br />

Versöhnung<br />

Bei angezogener Bremse Vollgas voraus<br />

von Johannes Gerloff, Jerusalem<br />

Im Sommer 2007 putschte sich die legitim<br />

gewählte Hamas im Gazastreifen an die<br />

Macht. Im Verhältnis zur Fatah, der stärksten<br />

Fraktion in der PLO, kehrte Eiszeit ein. Beiden<br />

schien jedes Mittel recht, die jeweils andere<br />

Seite zu diffamieren. Man warf sich<br />

Homosexualität und Ehebruch vor. „Beweismaterial“<br />

in gedruckter Form und auf DVD<br />

wurde verbreitet. Die Hamas zwang Fatah-<br />

Mitglieder von Hochhäusern zu springen,<br />

zerschoss jungen Männern die Knie und demütigte<br />

sie öffentlich. Die Fatah schürte das<br />

Bild von den radikalen Islamisten, brachte<br />

etwa eine Videoaufzeichnung von der Steinigung<br />

eines 16-jährigen Mädchens unter Journalisten<br />

in Umlauf. Später stellte sich heraus,<br />

dass das furchtbare Dokument aus dem Irak<br />

stammte. Gleichzeitig schossen die Getreuen<br />

des vom Westen gestützten Präsidenten<br />

Mahmud Abbas Raketen von Gaza auf Israel,<br />

um die Hamas zu diskreditieren und sich<br />

selbst vor der Bevölkerung als Helden des Widerstands<br />

zu profilieren. Hunderte von Palästinensern<br />

fielen innerpalästinensischen Auseinandersetzungen<br />

zum Opfer.<br />

Im Westjordanland sperrte die Fatah Unruhestifter<br />

von der Hamas – ohne jegliche rechtsstaatliche<br />

Maßnahmen – ein. Die Ruhe der<br />

vergangenen Jahre war mit eiserner Faust<br />

erzwungen. Folter gehört zu den Maßnahmen<br />

der palästinensischen Sicherheitskräfte,<br />

die vom Westen ausgebildet und finanziert<br />

werden. Gleicherweise konsolidierte die Hamas<br />

ihre Macht im Gazastreifen. Würde die<br />

israelische Armee die Fatah nicht unterstützen,<br />

hätte die Hamas auch im Westjordanland<br />

schon längst die Macht übernommen.<br />

Unzählige Male bemühten sich westliche und<br />

arabische Diplomaten um eine Aussöhnung<br />

des palästinensischen Volkes. Der zeremoniell<br />

eindrücklichste Versöhnungsversuch war<br />

das Abkommen von Mekka im Februar 2007<br />

vor dem Zentralheiligtum aller Muslime, der<br />

Kaaba. Doch all das blieb ohne Erfolg, bis sich<br />

Ende April Vertreter von Fatah und Hamas<br />

20 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

unter ägyptischer Aufsicht in Kairo trafen.<br />

Am 4. Mai 2011 unterzeichneten die beiden<br />

Kontrahenten sowie elf weitere palästinensische<br />

Fraktionen ein Abkommen, das den<br />

Weg ebenen soll für eine gemeinsame Regierung,<br />

Neuwahlen und eine Neuordnung der<br />

Palästinensischen Befreiungsorganisation<br />

(PLO). Neben Präsident Abbas und dem in<br />

Damaskus ansässigen Chef des Hamas-Politbüros,<br />

Chaled Maschaal, waren auch der<br />

UNO-Gesandte Robert Serry und der Generalsekretär<br />

der Arabischen Liga, Amr Moussa,<br />

anwesend.<br />

Das Abkommen von Kairo sieht vor, die palästinensischen<br />

Sicherheitskräfte im Gazastreifen<br />

und der Westbank zu vereinigen. Ein Aufbauprogramm<br />

für Gaza soll in Angriff<br />

genommen werden. Beide Seiten wollen politische<br />

Gefangene freilassen. Ägyptens Außenminister<br />

Nabil Elaraby versprach, den Grenzübergang<br />

Rafah zwischen dem Gazastreifen<br />

und dem Sinai zu öffnen und so die Blockade<br />

des Küstenstreifens offiziell aufzuheben. Im<br />

Land am Nil werden Stimmen laut, man solle<br />

das ägyptische Erdgas nicht an „die zionistische<br />

Größe“ liefern, sondern an die palästinensischen<br />

Brüder – und denen auch einen<br />

visumsfreien Grenzverkehr ermöglichen.<br />

Letztendlich ist das neue Fatah-Hamas-Abkommen<br />

ein Spiegel der jüngsten Entwicklungen<br />

in der arabischen Welt. Mit dem ägyptischen<br />

Präsidenten Hosni Mubarak hat die<br />

Fatah ihren Hauptsponsor verloren und zudem<br />

erkannt, wie unzuverlässig der Westen<br />

seinen Weggefährten zur Seite steht. Abbas<br />

äußerte ganz unverhohlen, dass er sich selbst<br />

von den USA verraten fühlt. Deshalb<br />

schwenkte die eigentlich säkulare Fatah auf<br />

den Kurs der Islamischen „Widerstandsbewegung“<br />

Hamas ein, die selbst keinerlei Zugeständnisse<br />

machte, ihre Position in keiner<br />

Weise veränderte und somit der große Gewinner<br />

ist. Der semantische Schlenker von<br />

Hamas-Führer Mahmud Zahar, man könne<br />

einen Palästinenserstaat in den Grenzen von<br />

1967 anerkennen, ändert daran nichts. Das<br />

ist zwar ein grundsätzlich neuer Ton, ange-<br />

sichts der traditionellen Hamas-Forderung,<br />

„jeden Teil Palästinas“ „vom Fluss bis zum<br />

Meer“ zu befreien. Eine formelle Anerkennung<br />

des jüdischen Staates Israel würde aber,<br />

so Zahar, der nächsten Generation die Möglichkeit<br />

nehmen, das Land zu befreien.<br />

Chaled Maschaal betonte, man werde die Positionen<br />

im Blick auf Verhandlungen und den<br />

Widerstand gegen Israel künftig miteinander<br />

koordinieren. Sollte diese Absichtserklärung<br />

Realität werden, würde das bedeuten, dass alle<br />

künftigen Angriffe der Hamas auf Israel in Abstimmung<br />

mit der Führung in Ramallah durchgeführt<br />

würden. Gegenüber den iranischen<br />

Farsnews (FNA) betonte der Fatah-Abgeordnete<br />

im Palästinensischen Legislativrat, Abdullah<br />

Abdullah, Fatah und Hamas seien sich in der<br />

Frage des „zionistischen Regimes“ ohnehin<br />

einig. Keine der beiden Organisationen habe<br />

„das israelische Regime als Staat“ anerkannt.<br />

Formell richtig ist, dass lediglich die Palästinensische<br />

Autonomiebehörde (PA) – nicht<br />

aber die Fatah – Israel anerkannt hat.<br />

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu<br />

konterte, die Fatah müsse sich zwischen Israel<br />

und der Hamas entscheiden. Eine Terrororganisation,<br />

die Israels Zerstörung anstrebe, könne<br />

niemals Friedenspartner sein. Sein Finanzminister<br />

Juval Steinitz blockierte spontan die<br />

Überweisung von Steuergeldern an die PA –<br />

umgerechnet ungefähr 60 Millionen Euro –, so<br />

dass die PA ihren Mitarbeitern für April keine<br />

Gehälter auszahlen konnte. Innerhalb der israelischen<br />

Regierung ist der Alleingang von Steinitz<br />

umstritten. Besonders in Sicherheitskreisen<br />

äußerte man sich empört, dass sich der<br />

Finanzminister nicht über die Auswirkungen<br />

seiner Entscheidung auf Diplomatie und die<br />

Sicherheitslage im Klaren sei.<br />

Der israelische Verteidigungsminister Ehud<br />

Barak forderte, die Palästinenser sollten sich<br />

endlich zu den Forderungen des Nahostquartetts<br />

(USA, EU, Russland und UNO) stellen:<br />

Einer Anerkennung Israels, der bestehenden<br />

Verträge und einer Absage an den Terror.<br />

Dann fügte er noch eine Bedingung hinzu:<br />

Das Internationale Rote Kreuz müsse endlich<br />

den gefangenen Soldaten Gilad Schalit besuchen<br />

dürfen. Eine fünfte Forderung an die<br />

Palästinenser kam von der Anti-Defamation<br />

League (ADL), die sich weltweit gegen die<br />

Verunglimpfung des Judentums einsetzt: Die<br />

Hamas müsse jeglichem Antisemitismus abschwören.<br />

Die Organisation beklagt, dass die<br />

Hamas-Ideologie auf „uralten, klassischen antisemitischen<br />

Mythen“ basiere.


Spannend bleibt, wie sich westliche Geldgeber<br />

verhalten werden. Alt-US-Präsident Jimmy<br />

Carter hofft ungebrochen auf „eine palästinensische<br />

Demokratie“, die „einen<br />

sicheren Frieden mit Israel schließen“ kann.<br />

Quartett-Botschafter Tony Blair erklärte,<br />

sollte sich die palästinensische Regierung<br />

nicht ausdrücklich an die Bedingungen halten,<br />

werde es schwieriger, die PA mit Geldern<br />

zu versorgen. Dem hält der Abbas-Vertraute<br />

Nabil Schaath entgegeben, der Hamas<br />

eine Absage an den Terror und eine Anerkennung<br />

Israels abzuverlangen sei „unfair, nicht<br />

machbar und sinnlos.“<br />

Recep Tayyip Erdogan hat derweil zu Protokoll<br />

gegeben, er halte die Hamas für eine politische<br />

Partei und nicht für eine Terrororganisation.<br />

„Die Terroristen zu nennen<br />

bedeutet, den Willen des palästinensischen<br />

Volkes nicht zu respektieren!“, erklärte der<br />

türkische Regierungschef. Immerhin habe die<br />

Hamas eine Wahl gewonnen, Parlaments-abgeordnete<br />

und Minister gestellt. Ein Friede<br />

im Nahen Osten müsse mit einem innerpalästinensischen<br />

Frieden beginnen. Irans Außenminister<br />

Ali Akbar Salehi begrüßte das<br />

palästinensische Versöhnungsabkommen als<br />

richtigen Schritt „zur Verwirklichung der<br />

Ziele und Rechte des palästinensischen<br />

Volkes“.<br />

© Sergej Razvodovskij – fotolia.com<br />

Vorgesehen ist nun eine „unparteiische Expertenregierung“,<br />

die alles weiß und alles<br />

kann, nur eben keine politischen Entscheidungen<br />

treffen darf. Mordechai Kedar vom<br />

Begin-Sadat Zentrum für strategische Studien<br />

(BESA) an der Bar-Ilan-Universität beschreibt<br />

die Arbeitsteilung bei den Palästinensern: „Abbas<br />

drückt aufs Gas, Hamas auf die Bremse.“<br />

Trotz Kairo-Versöhnungsabkommen bleiben<br />

tiefgreifende religiöse, ideologische und sozioökonomische<br />

Differenzen. Abbas und seine<br />

Mitstreiter werden sich dem Verdacht nicht<br />

entziehen können, heimlich weiter mit Amerika,<br />

Europa und Israel zu flirten, während die<br />

Hamas Hilfe bei den verhassten iranischen<br />

Schiiten sucht und dabei ihren de facto Staat<br />

in Gaza, mit eigener Armee, Rüstungsindustrie,<br />

Legislative und der entsprechenden<br />

„Recht und Ordnung“ weiter ausbaut.<br />

© Christlicher Medienverbund KEP<br />

www.israelnetz.com<br />

„Ein Tropfen am Eimer“<br />

Liebe Leser,<br />

Siehe, Nationen sind geachtet wie ein<br />

Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn<br />

auf der Waagschale. Jesaja 40,15<br />

wir sind „wie eine Villa im Dschungel“, erklärt<br />

mir ein Israeli seine Gefühle. Vielleicht<br />

passt auch das Bild vom „Fels in der Brandung“,<br />

wenn man erlebt, wie ruhig es in Israel<br />

ist, während das Völkermeer ringsum<br />

brodelt. Ich schreibe diese Zeilen während<br />

die Palästinenser ihren „Tag der<br />

Katastrophe“ begehen. Für<br />

viele war die Staatsgründung<br />

Israels<br />

der Beginn<br />

eines Flüchtlingsdaseins. Nicht nur in Gaza,<br />

um Jerusalem und an der libanesischen Grenze<br />

kam es zu Unruhen. Eine große Gruppe<br />

von syrischen Palästinensern hat auf den Golanhöhen<br />

den Grenzzaun abgerissen und sich<br />

Zugang zum Drusendorf Madschdal Schams<br />

verschafft. Der Dschungel lässt grüßen, auch<br />

dort, wo Israel mehr als drei Jahrzehnten lang<br />

seine ruhigste Grenze hatte. Gischt besprüht<br />

den Felsen. Die israelische Armee antwortet<br />

mit Härte auf mutwillige Grenzverletzungen.<br />

Es gab Tote und Verletzte. Wie das weitergehen<br />

soll, ist nicht absehbar.<br />

Der Prophet Jesaja rückt das Geschehen um<br />

Israel in eine göttliche Perspektive. Aus der<br />

Sicht des Schöpfers sind die Völker „wie ein<br />

Tropfen am Eimer“, „wie ein Sandkorn auf<br />

der Waage“, „wie ein Stäublein“ (Jesaja<br />

40,15). Jahrhunderte zuvor hatte schon der<br />

König David gesehen, wie die Völkerwelt um<br />

Israel tobt. Doch anstatt sorgenvoll die Stirn<br />

zu runzeln, kommt der Psalmist zu dem<br />

Schluss: „der im Himmel wohnt, lachet ihrer,<br />

der Herr spottet ihrer“ (Psalm 2,4). Er, der<br />

alles geschaffen hat, hält auch alles in seiner<br />

Hand. Für ihn sind die tobenden Völker kein<br />

Problem, sondern ein Mittel auf dem Weg<br />

zum Ziel.<br />

Jesaja darf seinem Volk Trost zusprechen (Jesaja<br />

40,1). Der Trost Israels ist sein Gott (Jeremia<br />

14,8) und sein Messias, sein Christus,<br />

sein Gesalbter. Nur in der Einheit mit Gott<br />

findet Israel Ruhe. Nicht der Zufall, sondern<br />

der Gott Israels führt sein Volk in sein Land<br />

(Jesaja 40,11; 49,8ff). Deshalb sehen sich aus<br />

biblischer Perspektive auch die nichtjüdischen<br />

Völker dieser geheimnisvollen „Trinität“<br />

von Gott, Volk und Messias gegenüber.<br />

Sie lehnen sich auf „wider den Herrn und<br />

seinen Gesalbten“ (Psalm 2,2). Jesaja zeichnet<br />

in der zweiten Hälfte seines Buches ein<br />

eigenartig verschwommenes Bild vom Gottesknecht,<br />

der eindeutig mit „Israel“ oder<br />

„Jakob“ identifiziert wird, dann<br />

aber wieder als Einzelperson<br />

erscheint, als Messias. „Tastet<br />

meine Gesalbten –<br />

meine Messiase – nicht<br />

an“, warnt König David<br />

die nichtjüdischen Völker<br />

mit eindeutigem Bezug auf das<br />

Volk Israel (1. Chronik 16,22).<br />

Die Bibel zeichnet Linien, die sich<br />

nur schwer mit der Realität reimen.<br />

Die arabische Welt wird beherrscht<br />

von einem irrationalen, selbstzerstö-<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

21


erischen Hass auf das jüdische Volk und alle<br />

Ausdrucksformen seiner Existenz. Israel<br />

selbst steckt in einer tiefen Identitätskrise. Es<br />

weiß nicht, wer es ist, was es soll, wie es<br />

weitergeht – und reagiert auf sein Gottesverhältnis<br />

angesprochen sehr empfindlich. Wer<br />

in unserer westlichen Welt als politischer Beobachter<br />

ernst genommen werden will, sollte<br />

jegliche religiöse Interpretation des aktuellen<br />

Geschehens tunlichst vermeiden. Vielleicht<br />

deshalb scheint selbst „die Gemeinschaft der<br />

Gläubigen“ zu keiner wegweisenden Stellungnahme<br />

fähig, die über eine allgemeingültige<br />

Anmahnung der Menschenrechte oder<br />

Werbung für die eigene Sache hinausgeht.<br />

Wie mutmachend ist da die Stimme des Propheten<br />

Jesaja: „die Herrlichkeit des Herrn soll<br />

offenbart werden, und alles Fleisch miteinander<br />

wird es sehen; denn des Herrn Mund<br />

hat‘s geredet“ (Jesaja 40,5).<br />

Mit herzlichem Schalom aus dem umstrittenen<br />

Jerusalem, Ihr Johannes Gerloff<br />

P.S.: Nehmen Sie sich einmal eine stille Stunde<br />

und lesen sie Kapitel 40 des Jesajabuches<br />

und Psalm 2.<br />

Diesen Artikel aus dem Israelreport des Magazins<br />

PRO des Christlichen Medienverbunds<br />

KEP haben wir mir freundlicher Genehmigung<br />

des Autoren übernommen.<br />

Vereinigung mit dem<br />

Terrorismus – das Versöhnungsabkommen<br />

zwischen<br />

Hamas und Fatah<br />

Außenministerium des Staates Israel,<br />

03.05.2011<br />

Am 27. April 2011 haben Hamas und Fatah<br />

einen Vorvertrag zur Versöhnung zwischen<br />

den beiden Organisationen vereinbart. Der<br />

Leiter des Hamas-Politbüros, Khaled Mashaal,<br />

und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde,<br />

Mahmoud Abbas, werden<br />

ihn in Kairo unterzeichnen.<br />

Trotz palästinensischer Versuche, dies als einen<br />

positiven Schritt darzustellen, behält die<br />

Hamas ihren Grundcharakter als Terrororganisation,<br />

die Ansätze zu einer friedlichen Lösung<br />

des Konflikts zurückweist und gleichzeitig<br />

den globalen Jihad unterstützt, bei. Man<br />

braucht sich nur die Stellungnahme der Hamas<br />

im Anschluss an den Tod Osama Bin La-<br />

22 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

dens anzusehen, um das Ausmaß ihres terroristischen<br />

Wesens und Charakters zu<br />

verstehen. Am 2. Mai verurteilte Hamas-Ministerpräsident<br />

Ismail Haniyeh den „Mord“<br />

an Bin Laden und pries ihn als „heiligen Krieger“.<br />

Hanyieh betonte: „Wir betrachten dies<br />

… als eine Fortsetzung der auf Unterdrückung<br />

und dem Vergießen von muslimischem<br />

und arabischem Blut basierenden US-Politik.<br />

Trotz Meinungsunterschieden innerhalb der<br />

arabischen und islamischen Welt verurteilen<br />

wir die Ermordung eines heiligen arabischen<br />

und muslimischen Kriegers ganz entschieden.<br />

Möge Allah ihm gnädig sein, und möge<br />

er seinen rechtmäßigen Platz mit den Märtyrern<br />

und Gerechten einnehmen.“<br />

Die Zurückweisung des Friedenspfads und<br />

der Bedingungen des Nahostquartetts durch<br />

die Hamas sowie ihr Einsatz für den Terrorismus<br />

werden in ihren Interviews und Pressekonferenzen<br />

vom Tag, da der Einigungsvertrag<br />

vereinbart wurde, ersichtlich.<br />

Die drei Bedingungen des Nahostquartetts<br />

(USA, EU, UNO und Russland) für jegliche<br />

palästinensische Regierung, die internationale<br />

Legitimität und Zusammenarbeit anstrebt,<br />

– Anerkennung von Israels Existenzrecht,<br />

Verzicht auf Terror und Gewalt und Einhaltung<br />

früherer Abkommen und Verpflichtungen<br />

– wurden in der Übereinkunft ignoriert.<br />

In der von Al-Jazeera übertragenen<br />

Pressekonferenz vom 27. April erklärte der<br />

stellvertretende Leiter des Hamas-Politbüros,<br />

Moussa Abu Marzouq: „Nun sind das Quartett<br />

und mit ihm seine Bedingungen obsolet<br />

geworden, und es wird nicht mehr groß berücksichtigt.<br />

Das Quartett und seine Bedingungen<br />

wurden in diesen Übereinkünften<br />

nicht auch nur ein einziges Mal erwähnt.“<br />

Am selben Tag verkündete der Hamas-Außenminister<br />

in Gaza, Mahmoud al-Zahar, in Al-<br />

Jazeera, dass die Hamas weiter den Terrorismus<br />

unterstützen werde: „Wir glauben an<br />

den bewaffneten Kampf, zusätzlich zu verantwortungsvollem<br />

Regieren, sowie daran, dem<br />

Widerstand [d.i. Terrorismus] Regierungsressourcen<br />

zur Verfügung zu stellen.“<br />

Al-Zahar wies auch das Prinzip friedlicher<br />

Verhandlungen zurück, wobei er bemerkte:<br />

„Unsere Perspektive ist ganz anders als die<br />

der Fatah. Die Fatah glaubt an Verhandlungen,<br />

während wir glauben, dass Verhandlungen<br />

mit dem israelischen Feind vergeblich<br />

sind.“<br />

Die Hamas hat eine lange Geschichte des Einsatzes<br />

von Terror und Gewalt gegen unschuldige<br />

Zivilisten. Seit ihrer Gründung hat sie<br />

ihre mörderischen Attacken durch Selbstmordattentate<br />

in Bussen und Restaurants sowie<br />

den Beschuss von Bevölkerungszentren mit<br />

Raketen und Mörsergranaten perfektioniert.<br />

Ihre unerbittlichen Anstrengungen zum täglichen<br />

Schmuggel tödlicher Waffen in den<br />

Gaza-Streifen setzt sie mit Hilfe von Iran, Syrien<br />

und Hisbollah weiter fort. Laut ihrer eigenen<br />

Stellungnahmen hat die Hamas weder<br />

die Absicht zur Läuterung noch den<br />

Willen zur Mäßigung.<br />

Die Hamas-Charta erklärt klar: „Für das Palästina-Problem<br />

gibt es keine andere Lösung als<br />

den Jihad. Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung,<br />

eine sinnlose Bemühung.“<br />

(Artikel 13)<br />

Die Palästinensische Autonomiebehörde<br />

sollte sich mit der Hamas nicht einlassen, bis<br />

diese Organisation bereit ist, den Quartett-<br />

Bedingungen Folge zu leisten, einschließlich<br />

der Anerkennung Israels und der Absage an<br />

den Terrorismus. Mit einer palästinensischen<br />

Regierung, zu der jene gehören, die nur Tod<br />

und Zerstörung suchen, den globalen Jihad<br />

und den Terrorismus unterstützen und sowohl<br />

Verhandlungen als auch den Willen des<br />

internationalen Quartettes zurückweisen,<br />

kann kein Frieden erreicht werden.<br />

Problematische<br />

Versöhnung<br />

Kommentar von Ulrich W. Sahm<br />

Die in Kairo unterzeichnete Versöhnung zwischen<br />

der islamistischen Hamas-Organisation<br />

und der weltlichen Fatahpartei des Präsidenten<br />

Mahmoud Abbas bringt Unruhe in<br />

den schwelenden Nahostkonflikt. Israels Spitzenpolitiker<br />

forderten Abbas auf, zwischen<br />

Frieden mit Israel oder mit der „Terrororga-<br />

Christa Behr ist geboren in der Nähe von Hamburg, lebte 18 Jahre in Österreich<br />

und war dort als Religionslehrerin in der Evangelischen Kirche tätig. Seit 1991,<br />

also ca. 16 Jahren, lebt sie in Jerusalem und arbeitet in einer lokalen Gemeinde<br />

mit. Die Botschaft der Buße und Versöhnung als Deutsche und Österreicherin<br />

mit Israel und ein biblisches Verständnis sind ihr ein wesentliches Anliegen.<br />

Seit mehr als 10 Jahren bereitet sie Reisen zu den<br />

Konzentrations- und Todeslagern in Polen vor und<br />

ist auch in Afrika zu Vorträgen über Israel unterwegs.<br />

Durch diese beiden Bibelarbeiten, aus dem<br />

Alten Testament „Gedanken zum Buch Ester“ und<br />

aus dem Neuen Testament „Die Beziehung des Paulus<br />

zu Jerusalem“, möchte sie zum verstärkten Gebet<br />

und zur Fürbitte für Israel und Jerusalem aufrufen.<br />

Gerade in unserer Zeit sehen wir neu aufkommenden<br />

Antisemitismus als ein weltweites Phänomen.<br />

Die gesamte Gemeinde Jesu ist gerufen, in dieser<br />

Situation Salz der Erde zu sein und durch die Erkenntnis<br />

der Wahrheit auch das Zeitgeschehen im „Nahen<br />

Osten“ recht zu deuten. Alle Gemeinden sind gerufen, in dieser Zeit Früchte der<br />

Buße zu bringen, damit sich unsere tragische und schuldbeladene Geschichte<br />

und Kirchengeschichte nicht wiederholt.<br />

Edition Band 1<br />

Christa Behr / W. Gotter<br />

Buße heißt: Umkehr<br />

Dritte erweiterte Auflage.<br />

Buße heißt: Umkehr<br />

Umkehr ist der schnellste Schritt voran.<br />

Christa Behr / Wilfried Gotter<br />

5,–€EUR<br />

Edition<br />

Bestell-Tel. 03727 2701


nisation“ Hamas zu wählen. Beides gehe<br />

nicht, solange die Hamas drei Konditionen<br />

der EU, der USA und Israels verweigere: Gewaltverzicht,<br />

Anerkennung Israels und Akzeptanz<br />

aller Abkommen, darunter der Osloer<br />

Verträge. Israelische Kommentatoren<br />

reden schon von einer „hysterischen“ Reaktion<br />

Israels auf die Kairoer „Absichtserklärung“.<br />

Die sei ein noch „nicht gelegtes Ei“.<br />

Gleichwohl hat das Abkommen schon praktische<br />

Folgen. Ägypten will den Grenzübergang<br />

zwischen Gaza und Ägypten für Personen-<br />

und Warenverkehr öffnen. Das käme<br />

einem ägyptischen Vertragsbruch gleich.<br />

Denn 2005 hatte sich Israel aus dem Grenzstreifen<br />

nur unter der Bedingung völlig zurückgezogen,<br />

dass Ägypten und die EU einen<br />

Kontrollmechanismus einrichten, der Israel<br />

eine ferngelenkte Überwachung des Grenzverkehrs<br />

ermöglichte. Mit dem Putsch der<br />

Hamas 2007 wurden die EU-Zöllner und Fatah-Elitesoldaten<br />

vertrieben. Hamaskämpfer<br />

zerstörten die Computer. Unter Mubarak öffnete<br />

Ägypten daraufhin nur in Ausnahmefällen<br />

die Grenze – in Absprache mit Israel. Israel<br />

befürchtet zudem, dass Abbas Hunderte<br />

Hamasleute freilassen müsste. Das wäre das<br />

Ende der relativen Ruhe im Westjordanland,<br />

seit 2008 fast ohne Terroranschläge.<br />

Eine Beteiligung der Hamas an der Regierung<br />

in Ramallah würde die Kooperation zwischen<br />

israelischen und palästinensischen Sicherheitskräften<br />

beenden mit fatalen Folgen für<br />

den wirtschaftlichen Aufschwung im Westjordanland,<br />

sowie Israel wieder mit Straßensperren<br />

die Bewegungsfreiheit der Palästinenser<br />

abwürgen müsste, um sich zu schützen. Der<br />

Hamas-Politiker Ribhi Rantisi sagte, dass die<br />

Versöhnung von Gaza und Ramallah den<br />

Kampf gegen den zionistischen Feind erleichtern<br />

und ein Ende der jüdischen Besatzung<br />

des „ganzen Landes“ beschleunigen werde.<br />

Gemeint ist auch Tel Aviv.<br />

Iran gratulierte, dass nun das Ende Israels beschleunigt<br />

werde. Das Kairoer Abkommen<br />

mitsamt der weltweiten Delegitimierungskampagne<br />

bringt Israel in gefährliche Bedrängnis.<br />

Rechtsgerichtete Abgeordnete und<br />

Minister präsentieren schon Kurzschlussreaktionen:<br />

Finanzierungssperre und Auflösung<br />

der Autonomiebehörde sowie eine Annexion<br />

der Siedlungen. Die Errichtung eines palästinensischen<br />

Staates und eine Abtrennung beider<br />

verfeindeten Völker wäre dann kaum<br />

mehr möglich.<br />

(C) Ulrich W. Sahm<br />

Gebetsreise zu Konzentrations- und<br />

Vernichtungslagern in Polen<br />

11. – 16. August 2011<br />

mit Christa Behr, Jerusalem<br />

Zunehmenden Antisemitismus kann man nicht nur in Deutschland und<br />

Österreich festzustellen, sondern auch in anderen europäischen Ländern.<br />

Ein Besuch von Auschwitz und anderen Todeslagern stellt uns vor Augen,<br />

wohin der Geist des Antisemitismus und Rassismus führt. Wir wollen beten,<br />

dass in unseren Gemeinden und in der heutigen Gesellschaft Früchte<br />

der Buße sichtbar werden, besonders in dieser Zeit, wo es offensichtlich<br />

schon wieder Stimmen gibt, die zur völligen Vernichtung Israels aufrufen.<br />

Am Donnerstag, dem 11. August treffen wir uns um 18.00 Uhr in einem<br />

Hotel in der Stadt Oświęcim (Auschwitz), das Regina Hydzik für uns günstig<br />

bucht, wie auch alle anderen Hotels während der Reise. Die neue E-<br />

Mailadresse von Regina Hydzik in Polen lautet: reginahydzik@gmail.com.<br />

Die neue Telefonnummer ist: 0048-33-4451631. Die Adresse des Hotels<br />

des „Dialog- und Gebetszentrum“ ist: Ul. M. Kolbego 1, Polen 32602<br />

Oświęcim, Tel: 0048-33-8431000 oder 8430888, E-Mail: biuro@cdim.pl,<br />

Website: www.cdim.pl<br />

Man kann in einem Tag mit dem Auto oder Zug von Deutschland oder<br />

Österreich aus nach Auschwitz fahren. Zunächst wollen wir uns dann als<br />

Gruppe besser kennen lernen.<br />

Am Freitag, dem 23. Juli, werden wir den ganzen Tag im ehemaligen<br />

Konzentrationslager Auschwitz I und Auschwitz II Birkenau mit Yehudit<br />

Kriegel verbringen, die Auschwitz überlebt hat. Am Samstag, dem 24. Juli<br />

wird Yehudit uns den jüdischen Stadtteil von Krakow zeigen. Wir werden<br />

auch die Gedenkstätte in Plashow besuchen, wo Yehudit und ihre Schwester<br />

Ester gelitten haben. In den folgenden Tagen besuchen wir weitere<br />

Vernichtungslager, wie Maidanek, Sobibor, Treblinka und Chelmno.<br />

Am Dienstagabend kehren wir mit dem Bus nach Auschwitz zurück. Ab<br />

Mittwochmorgen, dem 17. August, kann jeder seine Heimreise antreten.<br />

Auch in diesem Jahr werden wir wieder für unsere Gäste aus Israel um<br />

eine Spende bitten für deren Bus- und Hotelkosten. Die Kosten für die<br />

Busreise von Auschwitz zu den Lagern, Getränke und Hotels betragen<br />

cirka 400 Euro. Für Jugendliche kostet es 250 Euro.<br />

Bitte meldet Euch bei mir in Jerusalem an. Um eventuelle Mitfahrgelegenheiten<br />

herauszufinden, meldet Euch bitte bei Ulrich Dallügge, Heidehofweg<br />

154 a, D-22850 Norderstedt, Telefon: 040 524 46 52, E-Mail:<br />

udalluegge@wtnet.de<br />

Schalom aus Jerusalem! Eure Christa Behr<br />

Informationen/Anmeldung:<br />

Christa Behr P.O.B:<br />

9188 Jerusalem<br />

91090 Israel<br />

Tel. & Fax: 00972-2-6794659<br />

E-Mail: christabehr@hotmail.com<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

23


Aktuelles<br />

Kurz mitgeteilt<br />

Terroranschlag bei<br />

Jerusalems Busbahnhof<br />

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem<br />

Eine Bombe mit einem Gewicht von etwa<br />

zwei Kilogramm explodierte neben einer Telefonzelle<br />

am zentralen Busbahnhof Jerusalem.<br />

Durch die Wucht der Explosion und dem<br />

Sprengsatz beigefügte Metallkugeln wurden<br />

Passanten und ein Stadtbus der Linie 74 von<br />

Har Nof zum Viertel Har Choma getroffen.<br />

Die zahlreichen Bushaltestellen nahe der<br />

Haupteinfahrt nach Jerusalem ziehen zu jeder<br />

Tageszeit sehr viele Menschen an. Die Rettungsmannschaften<br />

riefen die höchste Alarmstufe<br />

aus und sprachen von einem „Ereignis<br />

mit vielen Opfern“. Nach dem anfänglichen<br />

Chaos konnten etwa 51 Verletzte mit Ambulanzen<br />

in das Hadassa- und das Schaarei-Zedek-Hospital<br />

evakuiert werden. Nur zu einem<br />

Opfer heißt es, dass „die Ärzte um sein <strong>Leben</strong><br />

kämpfen“. Eine schwerverletzte Frau ist inzwischen<br />

ihren Verletzungen erlegen. Auf<br />

der Straße sind große Blutlachen zu sehen.<br />

Der Polizeichef sagte, dass es sich offenbar<br />

nicht um einen Selbstmordattentäter handelte,<br />

sondern um eine Tasche mit Bombe und<br />

Zeitzünder, die Terroristen nahe den Bushaltestellen<br />

abgestellt hatten.<br />

Seit mehreren Jahren hat es keinen vergleichbaren<br />

Terroranschlag mehr in Jerusalem gegeben.<br />

Vor drei Wochen verlor ein Müllarbeiter<br />

eine Hand, als eine Plastiktasche mit einer<br />

Bombe auf einer Verkehrsinsel explodierte.<br />

Ein Militärreporter vermutet, dass die Bombenleger<br />

möglicherweise aus Hebron gekommen<br />

sein könnten, denn nur noch dort verfügen<br />

palästinensische Extremistengruppen<br />

über eine entsprechende Infrastruktur für<br />

Terroranschläge. Gleichwohl herrscht trotz<br />

der relativen Ruhe eine hohe Aufmerksamkeit<br />

bei den Bürgern der Stadt. Jede liegen<br />

gelassene Tasche wird der Polizei gemeldet<br />

und mehrmals täglich müssen die Feuerwerker<br />

ausrücken, um die „suspekten Objekte“<br />

mit einem Roboter zu neutralisieren.<br />

Am Mittwochmorgen schlugen zunächst<br />

zwei Gradraketen aus dem Gazastreifen in<br />

der israelischen Großstadt Beer Scheva ein.<br />

Ein Mann wurde durch einen Splitter verletzt.<br />

Wenig später griff die israelische Artil-<br />

24 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

lerie Ziele im Gazastreifen an. Angeblich<br />

wurde eine Gruppe von Palästinensern getroffen,<br />

die sich gerade anschickten, eine<br />

weitere Gradrakete auf Beer Scheva abzuschießen.<br />

Am Dienstag wurden neun Palästinenser<br />

im Gazastreifen durch israelischen<br />

Beschuss getötet, darunter Kämpfer, die eine<br />

Rakete abschießen wollten und Kinder, die in<br />

der Nähe Fußball spielten. Ein acht Jahre alter<br />

verletzter Junge wurde am Mittwoch zur ärztlichen<br />

Behandlung nach Israel gebracht. Angeblich<br />

seien mehrere Familienangehörige<br />

dieses Jungen getötet worden. Am Abend<br />

schlugen weitere Mörsergranaten und Raketen<br />

aus dem Gazastreifen bei israelischen<br />

Ortschaften südlich von Aschkelon ein.<br />

Am Mittag hatte Ministerpräsident Benjamin<br />

Netanjahu eine Sicherheitsberatung einberufen<br />

und erklärt, dass Israel den täglichen Raketenbeschuss<br />

aus dem Gazastreifen nicht<br />

dulden werde. Ehemalige Generale, die den<br />

Gazastreifen gut kennen, darunter Jom-Tov<br />

Samija, forderten die Regierung auf, die israelischen<br />

Bürger zu schützen und im Gazastreifen<br />

„für Ordnung zu sorgen“. Mehrere<br />

Sprecher forderten gar eine erneute „Operation<br />

gegossenes Blei“, also einen Gazakrieg.<br />

Nur diesmal sollte die Hamasregierung gestürzt<br />

werden, weil sie die Verantwortung für<br />

den Raketenbeschuss trage, auch wenn andere<br />

Organisationen wie der Islamische Dschihad<br />

den Beschuss durchführen.<br />

Netanjahu wollte am Nachmittag nach Moskau<br />

fliegen, um in Gesprächen mit Ministerpräsident<br />

Putin und Präsident Medwedjew<br />

die Russen aufzufordern, keine modernen<br />

Raketen nach Syrien zu liefern. Diese Raketen,<br />

so Netanjahu, könnten in die Hände der<br />

Hisbollah-Miliz im Libanon und sogar der Hamas<br />

im Gazastreifen fallen. Die am Morgen<br />

auf Beer Scheva abgeschossenen Gradraketen<br />

wurden vom Iran über Ägypten in den Gaza-<br />

Bestell-Tel. 03727 2701<br />

Ulrich W. Sahm<br />

streifen geschmuggelt. Netanjahu saß schon<br />

im Flugzeug auf dem Weg nach Moskau, als<br />

die Bombe in Jerusalem explodierte. Um dem<br />

Regierungschef Beratungen zu ermöglichen,<br />

wurde der Abflug zunächst um vier Stunden<br />

verschoben.<br />

Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat rief die<br />

Jerusalemer und „alle Israelis“ auf, umgehend<br />

wieder zur Normalität zurückzukehren,<br />

um den Terroristen zu zeigen, dass die Israelis<br />

sich nicht durch den Terror abschrecken<br />

oder einschüchtern ließen.<br />

Der für Freitag geplante internationale Marathonlauf<br />

durch Jerusalem wird auf jeden Fall<br />

stattfinden, sagten Polizei und der Bürgermeister.<br />

Palästinenser hatten den Marathon in<br />

Boykottaufrufen für „Völkerrechtswidrig“ erklärt,<br />

weil er auch durch Ostjerusalem führen<br />

werde.<br />

Der palästinensische Regierungschef Salam<br />

Fayad hat den Anschlag in Jerusalem „sehr<br />

scharf“ verurteilt und den Opfern schelle Genesung<br />

gewünscht.<br />

Ein Hamassprecher bezeichnete den Anschlag<br />

in Jerusalem als „verständliche Reaktion<br />

auf die Verbrechen Israels im Gazastreifen“.<br />

Bisher hat niemand die Verantwortung<br />

für den Anschlag übernommen.<br />

(C) Ulrich W. Sahm<br />

Fotografieren verboten!<br />

von Ulrich W. Sahm<br />

„No photo, no photo!“ brüllte plötzlich ein<br />

Beamter des Wakf, der von Jordanien bezahlten<br />

Verwaltungsbehörde des Jerusalemer<br />

Tempelberges. Der Mann im langen grauen<br />

Mantel mit der Kappe frommer Moslems auf<br />

dem Kopf, fuchtelte mit einem Funkgerät und<br />

gab sogleich dem Stativ einer Fernsehkamera<br />

einen deftigen Fußtritt. Betroffen war eine<br />

Alltag im Gelobten Land<br />

Mit einem Geleitwort von<br />

Henryk M. Broder<br />

19,90 EUR<br />

lesenwertes


Gruppe Journalisten, die ausnahmsweise und<br />

auf Einladung des Wakf auch das Innere der<br />

beiden Moscheen besuchen und fotografieren<br />

durfte. Seit Ausbruch der Intifada im Herbst<br />

2000 ist es Touristen und Nichtmoslems verboten,<br />

den Felsendom mit seiner goldenen<br />

Kuppel und die El Aksa Moschee zu betreten.<br />

„Da kann ich nichts machen, die ändern ständig<br />

ihre Beschlüsse“, sagte kopfschüttelnd<br />

der Vertreter des Wakf, der die Presseleute<br />

nahe dem Stefanstor abgeholt hatte. Amir Heschin,<br />

ehemaliger Berater „für arabische Angelegenheiten“<br />

des Jerusalemer Bürgermeisters,<br />

führte die Gruppe. Doch auch ihm<br />

gelang es trotz guter Beziehungen mit der<br />

muslimischen Behörde nicht, den Untergrund<br />

des Tempelberges für die Presse zu<br />

öffnen, darunter die seit Dezember 2000 zunächst<br />

heimlich ausgebaute größte unterirdische<br />

Moschee der Welt in den „Ställen Salomons“.<br />

Verboten ist „Ungläubigen“ auch<br />

der Zugang zur Krypta unter der El Aksa Moschee,<br />

wo es noch Gewölbe mit Stuckdecken<br />

aus der Zeit des Königs Herodes gibt. Als Jesus<br />

den Tempel betrat, muss der sie gesehen<br />

haben.<br />

Das riesige Areal mit den beiden Moscheen<br />

ist für „ungläubige“ Touristen nur wenige<br />

Stunden am Tag geöffnet, außerhalb der muslimischen<br />

Gebetszeiten. Ein neuer und recht<br />

ungewohnter Anblick sind dutzende „Studienrunden“.<br />

Hunderte Moslems sitzen im<br />

Kreise und studieren gemeinsam den Koran.<br />

„Seit Jahren besteige ich mindestens einmal<br />

im Monat den heiligen Berg, aber derartiges<br />

habe ich noch nie gesehen“, sagt Cheschin.<br />

Der Tempelberg, von den Moslems Haram<br />

Esch Scharif (das erhabene Heiligtum) genannt,<br />

von wo der Prophet Mohammad seine<br />

nächtliche Himmelfahrt auf dem Pferd Burak<br />

angetreten haben soll, ist nicht nur zwischen<br />

Juden und Moslems umstritten. Die Juden<br />

behaupten, dass an der Stelle des heutigen<br />

Felsendoms einst der Salomonische Tempel<br />

mit dem Allerheiligsten gestanden habe. Die<br />

Moslems dementieren das und behaupten,<br />

dass der Tempel eine jüdische Erfindung sei,<br />

um den Moslems ihr Heiligtum wegzunehmen.<br />

Falls es tatsächlich einen „Kern des<br />

Nahostkonflikts“ geben sollte, so ist es dieses<br />

Plateau im Osten der Altstadt Jerusalems.<br />

Umstritten ist der Tempelberg auch zwischen<br />

Jordanien und den Palästinensern.<br />

Ministerpräsident Jitzhak Rabin hatte schon<br />

vor der Unterzeichnung des Friedensvertrags<br />

zwischen Israel und Jordanien die Verwaltung<br />

des heiligen Bezirks dem jordanischen<br />

Königshaus überlassen, und nicht an Jassir<br />

Arafat übergeben. „Die Gehälter erhalten die<br />

Mitarbeiter des Wakf aus Amman, aber sie<br />

sind Palästinenser“, sagt Cheschin. König Abdullah<br />

von Jordanien stiftete neue Gebetsteppiche<br />

für die El Aksa Moschee und finanziert<br />

Renovierungsarbeiten im Innern des Felsendoms.<br />

Sein Vater, König Hussein, hatte 1993<br />

die Neuvergoldung der Kuppel des Felsendoms<br />

und die Rekonstruktion einer 1969<br />

verbrannten hölzernen Gebetskanzel, ursprünglich<br />

von Saladin gestiftet, aus eigener<br />

Tasche finanziert.<br />

Das Innere des im Jahr 687 bis 691 von byzantinischen<br />

Künstlern im Auftrag des Kalifen<br />

Abdel Malik ibn Marwan errichteten Felsendoms<br />

ist zurzeit mit Gerüsten<br />

verschandelt. Der berühmte Felsen ist von<br />

einer hässlichen Sichtblende aus Stoff umgeben.<br />

An der Stelle, wo Abraham den Isaak<br />

opfern wollte und Jakob die Himmelsleiter<br />

Foto: Ulrich W. Sahm<br />

träumte, liegen Eimer, Stricke und Werkzeug<br />

herum. Die Stelle, wo laut muslimischer Tradition<br />

Adam und Eva aus dem Paradies herauskamen,<br />

ist für Männer gesperrt. Dort<br />

dürfen nur Frauen beten. „Weil die Renovie-<br />

rungsarbeiten im Innern geschehen, benötigt<br />

der Wakf dafür keine Baugenehmigung von<br />

den Israelis“, sagt Cheschin.<br />

<strong>Zum</strong> politischen Streit um das Heiligtum erklärt<br />

Cheschin, dass niemand dort „Flagge<br />

zeigen“ dürfe. Nachdem israelische Soldaten<br />

1967 eine Flagge mit dem Davidstern gehisst<br />

hatten, ließ Mosche Dayan sie nach sieben<br />

Stunden wieder abnehmen, „um den Status<br />

Quo nicht zu verletzen“. Auf dem Heiligen<br />

Berg gibt es eine israelische Polizeistation,<br />

„die einzige im ganzen Land ohne Flagge“,<br />

sagt Cheschin. Auch die Palästinenser hielten<br />

sich an diesen „Status Quo“. Einzige Ausnahme<br />

seien zwei aufgemalte jordanische Flaggen<br />

über dem pompösen Grabmal des in der<br />

El Aksa Moschee ermordeten Königs Abdullah,<br />

dem Urgroßvater des heutigen gleichnamigen<br />

Königs von Jordanien. Doch mit einem<br />

kleinen Trick ist die jordanische Flagge in<br />

eine palästinensische verwandelt worden: im<br />

roten Dreieck der ansonsten identischen<br />

Flaggen wurde der kleine weiße Stern rot<br />

übermalt.Völlig überrascht war Cheschin<br />

dann doch, als wir durch das dicke grüne Eisengitter<br />

einen Blick in Säle weiterer Grabmäler<br />

prominenter Palästinenser in der westlichen<br />

Umfassungsmauer des Tempelbergs<br />

warfen. Neben dem 1948 gefallenen Volkshelden<br />

und Kämpfer Abd al-Qadir al-Hussayni,<br />

liegt da auch Faisal Hussaini begraben,<br />

Jassir Arafats „Jerusalem-Minister“. Hinter<br />

dessen Katafalk steht eine palästinensische<br />

Flagge. „Das widerspricht den Regeln und<br />

Abmachungen“, sagt der überraschte Cheschin.<br />

Auf Wunsch der Palästinenserbehörde<br />

hätte dort auch Jassir Arafat begraben werden<br />

sollen. Doch das hatte der damalige Ministerpräsident<br />

Ariel Scharon unterbunden. So<br />

wurde für Arafat inzwischen mit EU-Geldern<br />

ein prächtiges Mausoleum in dessen ehemaligem<br />

Hauptquartier in Ramallah errichtet.<br />

(C) Ulrich W. Sahm<br />

Einstein geht „online“<br />

von Ulrich W. Sahm<br />

Das gesamte Einstein-Archiv soll digitalisiert<br />

und ins Internet gestellt werden. Der Physiker<br />

Albert Einstein hat seinen gesamten<br />

Nachlass der der Hebräischen Universität in<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

25


Aktuelles<br />

Jerusalem angegliederten israelischen Nationalbibliothek<br />

überlassen. Einstein war einer<br />

der Gründer der Universität im Jahr 1918.<br />

Dank einer Spende in Höhe einer halben Million<br />

Dollar der Londoner Polonsky Stiftung<br />

werden innerhalb der nächsten Monate die<br />

rund 80.000 vorliegenden Dokumente des<br />

Einstein-Archivs gescannt werden. Das wurde<br />

am Montag aus Anlass des 131. Geburtstags<br />

von Einstein verkündet. Einstein wurde<br />

in Ulm geboren.<br />

Professor Hanoch Gutfreund, Direktor des<br />

Einstein-Zentrums, erklärte, dass die Dokumente<br />

des Nachlasses von Einstein Einblicke<br />

in seine wissenschaftliche Arbeit aber auch<br />

auf seine politischen Ansichten und sein Privatleben<br />

bieten. Einstein hatte sich immer<br />

wieder zu politischen Ereignissen in seiner<br />

Zeit geäußert.<br />

(C) Ulrich W. Sahm<br />

Holocaustgedenktag in<br />

Israel<br />

von Ulrich W. Sahm<br />

Der jährliche Holocaustgedenktag wird in Israel<br />

nicht wie anderswo am 27. Januar begangen,<br />

dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers<br />

Auschwitz durch sowjetische<br />

Truppen, sondern gemäß dem hebräischen<br />

Kalender an dem Tag, als das Warschauer<br />

Ghetto nach dem Aufstand der dort eingepferchten<br />

Juden gefallen ist. Außer in Warschau<br />

hat es sonst nur wenige Fälle von Aufständen<br />

oder bewaffneten Widertand<br />

gegeben, als sich insgesamt 6 Millionen Juden<br />

„wie die Lämmer zur Schlachtbank“ führen<br />

ließen. Und weil im Warschauer Ghetto<br />

eben doch bewiesen worden ist, dass wenigstens<br />

ein paar Juden Widerstand geleistet<br />

haben, wird der Gedenktag in Israel „Tag der<br />

Schoah und des Heldentums“ genannt.<br />

In diesem Jahr steht der Tag im Zeichen des<br />

Beschlusses zur „Endlösung“ vor 70 Jahren<br />

und des Prozesses gegen Adolf Eichmann vor<br />

50 Jahren.<br />

Der israelische Historiker Tom Segev nutzt<br />

die Gelegenheit, erneut die israelischen wie<br />

deutschen Behörden aufzurufen, immer noch<br />

geheim gehaltene Dokumente zur europä-<br />

26 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

ischen Judenvernichtung für die Forschung<br />

freizugeben. Am Freitag veröffentlichte die<br />

Zeitung Haaretz erstmals die Polizeiakte zu<br />

Eichmann. Dabei stellte sich heraus, dass der<br />

israelische Geheimdienst 1960 neben dem<br />

Organisator des Holocaust, Obersturmbannführer<br />

Adolf Eichmann, auch den damals<br />

ebenfalls in Argentinien versteckt lebenden<br />

Arzt Joseph Mengele im Visier hatte. Mengele<br />

hatte auf der Rampe von Auschwitz mit<br />

Handzeichen die „Selektion“ ausgeführt, also<br />

entschieden, wer sofort in die Gaskammern<br />

geschickt wurde, und wer durch Fronarbeit<br />

noch einen Aufschub bekam. Um die Entführung<br />

Eichmanns nach Israel nicht zu gefährden,<br />

habe der israelische Geheimdienst beschlossen,<br />

Mengele zunächst unbehelligt zu<br />

lassen. Der Geheimdienst habe nicht „ausreichende<br />

Kapazitäten“ gehabt, gleich zwei Naziverbrecher<br />

nach Jerusalem zu bringen, um<br />

sie vor Gericht zu stellen. Ein Jahr später<br />

machten die Israelis einen erneuten Versuch,<br />

Mengele zu fangen, doch der war in der Zwischenzeit<br />

nach Paraguay geflüchtet. Der damalige<br />

Ministerpräsident David Ben Gurion<br />

beschloss, Mengele nicht zu fassen, weil Paraguay<br />

positive Beziehungen mit Israel<br />

pflegte. Die sollten nicht durch eine Entführung<br />

aufs Spiel gesetzt werden. Nachdem<br />

Mengele bei einem Badeunfall 1979 in Brasilien<br />

ums <strong>Leben</strong> gekommen war, konnte die<br />

Abteilung der israelischen Polizei für die Jagd<br />

auf Ex-Nazis auch diese Akte schließen. Segev<br />

behauptet, dass der Mossad wie auch der<br />

BND noch tausende Dokumente unter Verschluss<br />

halten, mutmaßlich, um die bis heute<br />

andauernde Kooperation der Geheimdienste<br />

nicht aufzudecken. Die Geheimhaltung solle<br />

vielleicht auch verhüllen, dass Israel nichts<br />

oder nur sehr wenig getan habe, die Mörder<br />

des jüdischen Volkes dingfest zu machen und<br />

zur Rechenschaft zu ziehen, argwöhnt die<br />

Zeitung Haaretz in einem namentlich nicht<br />

gezeichneten Kommentar. Neben Eichmann<br />

wurde lediglich der von den USA ausgelieferte<br />

ukrainische Iwan Demjanjuk vor ein israelisches<br />

Gericht gestellt, zum Tode verurteilt<br />

und in einem Berufungsverfahren mangels<br />

Beweisen freigesprochen. Jetzt wurde Demjanjuk<br />

in München erneut der Prozess gemacht.<br />

Obgleich die letzten Überlebenden des Holocaust<br />

mit eigenen Erinnerungen an das Er-<br />

lebte entweder ein sehr hohes Alter erreicht<br />

haben oder schon gestorben sind, ist die<br />

Schoa bis heute im täglichen <strong>Leben</strong> in Israel<br />

sehr präsent. So gibt es im Rundfunk eine<br />

tägliche Sendung, die Überlebenden oder deren<br />

Kindern eine Bühne bietet, nach verschollenen<br />

Verwandten zu suchen. Dank dem<br />

Zeitalter des Internet und nachdem die Holocaust-Gedenkstätte<br />

Jad Vaschem in Jerusalem<br />

die rund drei Millionen bekannten Namen<br />

von ermordeten Juden ins Internet hochgeladen<br />

hat, landen erstaunlich viele Überlebende<br />

oder deren Kinder einen Treffer. Manche<br />

haben ihr <strong>Leben</strong> lang geglaubt, ihre gesamte<br />

Familie verloren zu haben, nachdem sie mit<br />

Kindertransporten ins Ausland gerettet worden<br />

waren. Dank der „Namensblätter“, in die<br />

Überlebende die Namen der ihnen bekannten<br />

getöteten Juden eingetragen haben, erfahren<br />

die Suchenden, dass doch ein Onkel oder<br />

eine Tante überlebt hätten und irgendwo in<br />

der Welt eine Familie gegründet haben. „Ich<br />

wollte es zunächst nicht glauben, als ein gewisser<br />

Benzion anrief und behauptete, er sei<br />

mein Cousin, der Sohn meiner tot geglaubten<br />

Tante“, erzählt Jehuda Jadvad, 79 Jahre alt.<br />

„Ich fragte ihn, ob sein Vater Malermeister<br />

im Warschauer Ghetto und rothaarig war.<br />

Erst als er das bejahte, konnte ich glauben,<br />

nach 70 Jahren doch noch einen Verwandten<br />

auf Erden gefunden zu haben.“ In diesem Fall<br />

war die Suche erfolgreich, weil der Cousin<br />

statt des Familiennamens Fuks auch Fiks eingegeben<br />

hatte.<br />

(C) Ulrich W. Sahm<br />

Kommentar zur Verurteilung<br />

von Mosche Katzav,<br />

ehemaliger Staatspräsident<br />

Israels<br />

von Ulrich W. Sahm<br />

Ein großer Tag für Israels Demokratie oder<br />

eine Schande für den ganzen Staat. Die Urteilsverkündung<br />

gegen Ex-Staatspräsident<br />

Mosche Katzav und das Strafmaß von sieben<br />

Jahren Gefängnis bezeugen, dass Israel ein<br />

Rechtsstaat ist, in dem weder Polizei noch<br />

Anwaltschaft zurückschrecken, sogar ein


Staatsoberhaupt vor Gericht zu bringen und<br />

zur Verantwortung ziehen zu lassen. Drei<br />

Richter hatten die schwere Aufgabe, sich<br />

nicht von dem medialen Hexentanz um<br />

Katzav beeinflussen zu lassen. Die Sensationspresse<br />

nutzte die Gelegenheit, viele Details<br />

seiner sexuellen Vergehen genüsslich<br />

auszuschlachten. Am Ende erhielt Katzav<br />

eine Haftstrafe, die dem Strafmaß anderer<br />

prominenter Sexualtäter entspricht, einem<br />

bekannten Schauspieler und einem hohen<br />

General. In Israel ist jeder gleich vor dem Gesetz.<br />

Im Gefängnis wird Katzav alte Bekannte<br />

wiedertreffen, darunter den ehemaligen Finanzminister<br />

Abraham Hirschsohn.<br />

Das Urteil hat auch Bedeutung für die Opfer.<br />

Die drei Richter, ein christlicher Araber und<br />

zwei Frauen, signalisierten den Frauen, ein<br />

Recht auf ihre Würde und ihren Körper zu<br />

haben.<br />

Gleichzeitig ist die Verurteilung von Katzav<br />

auch ein Schandfleck für die ganze Gesellschaft.<br />

Natürlich ist selbst der Staatspräsident<br />

nur ein Mensch mit allen Schwächen. Doch<br />

muss man fragen, ob die Politiker nicht sorgfältiger<br />

prüfen sollten, wen sie aus ihren Reihen<br />

zu den wichtigsten Ämtern küren. Neben<br />

schon verurteilten Parteichefs wie Arieh<br />

Derri, einem Finanzminister und anderen<br />

Prominenten steht nach der Verurteilung des<br />

ehemaligen Staatspräsidenten demnächst<br />

auch ein Prozess gegen den ehemaligen Regierungschef<br />

Ehud Olmert wegen Korruption<br />

und persönlicher Bereicherung an. Unter Verdacht<br />

stehen auch der ehemalige Jerusalemer<br />

Bürgermeister Uri Lupoliansky und der derzeitige<br />

Außenminister Avigdor Lieberman.<br />

Solange deren Schuld von unabhängigen<br />

Richtern nachgewiesen werden kann, ist es<br />

rechtens, sie ins Gefängnis zu werfen. Gleichzeitig<br />

müssen die israelischen Justizorgane<br />

aufpassen, nicht selber zu einem politischen<br />

Instrument zu werden. Es droht Gefahr, Politiker<br />

mit Rechtsmitteln zu stürzen und nicht<br />

mit demokratischen Mitteln wegen ihrer Politik.<br />

Olmert musste sein Amt quittieren, was<br />

nach Neuwahlen Benjamin Netanjahu an die<br />

Macht brachte und die Friedensgespräche mit<br />

den Palästinensern stoppte. Mangels ordentlicher<br />

Anklage gilt Olmert bis heute als „unschuldig“.<br />

Dramatische Entwicklungen<br />

in Syrien und<br />

Jemen<br />

von Ulrich W. Sahm<br />

Während das Augenmerk des Westens auf Libyen<br />

gerichtet ist, kommt es in Syrien und Jemen<br />

zu Entwicklungen mit möglicherweise<br />

größerer Tragweite für die arabische Welt. In<br />

der syrischen Stadt Daraa nahe der Grenze zu<br />

Jordanien haben Kinder einen tödlichen Aufstand<br />

gegen das Regime der Familie Assad ausgelöst.<br />

Inspiriert von den Revolutionen in Tunis<br />

und Kairo, hatten sie Parolen zu Freiheit und<br />

Demokratie an Wände gemalt. 15 Kinder seien<br />

von den syrischen Sicherheitsdiensten verhaftet<br />

worden, was in Daraa Unruhen auslöste.<br />

Die syrischen Sicherheitsdienste schlugen die<br />

Proteste mit eiserner Hand nieder. Vier Demonstranten<br />

wurden dabei getötet, möglicherweise<br />

fünf. Zu deren Begräbnis hatten sich<br />

Tausende eingefunden. Für Assads Sicherheitsleute<br />

eine Gelegenheit, Dutzende zu verhaften.<br />

Wieder kam es zu gewalttätigen Zwischenfällen<br />

und mindestens einem Toten. Daraa wurde<br />

derweil zu einer Sperrzone für Journalisten erklärt.<br />

Nach offiziellen Angaben seien die Demonstranten<br />

nicht von Sicherheitsleuten getötet<br />

worden, sondern von „Provokateuren, die<br />

sich als Sicherheitsleute verkleidet“ hätten.<br />

Am Montag meldete die französische Nachrichtenagentur,<br />

dass Truppen rund um Daraa<br />

zusammengezogen worden seien.<br />

Auch in Damaskus haben die Menschen die<br />

Angst vor den Sicherheitsdiensten der Assad-<br />

Diktatur verloren und demonstriert. „Derartige<br />

Vorgänge waren in den letzten Jahrzehnten in<br />

Syrien undenkbar“, sagte Ehud Jaari, ein israelischer<br />

Arabienexperte. Bisher unbestätigt<br />

seien Berichte über Unruhen unter aufständischen<br />

Kurden im Norden Syriens. Sogar in<br />

Kuneitra, einer halb zerstörten Stadt an der<br />

scharf bewachten Waffenstillstandslinie zu den<br />

von Israel besetzten Golanhöhen, habe es Proteste<br />

gegen die syrische Regierung gegeben.<br />

Auch in Homs sind am Wochenende tausende<br />

Menschen auf die Straße gegangen. 1982 hatte<br />

Hafes el Assad, der Vater des heutigen Präsidenten,<br />

von der Welt völlig unbeachtet, über<br />

10.000 Menschen massakrieren und den histo-<br />

rischen Stadtkern zerstören lassen. Assad, Angehöriger<br />

der Alawiten-Minderheit von nur<br />

zwölf Prozent der Bevölkerung Syriens, befürchtete<br />

damals einen Umsturzversuch durch<br />

die Muslimbrüder. Vater wie Sohn Assad gelten<br />

als die brutalsten aller Diktatoren in der arabischen<br />

Welt. Ihr Angstregime, das sie an der<br />

Macht hält, wurde mit der Feindseligkeit Israels<br />

gerechtfertigt. Namentlich nicht genannte<br />

Aufständische in Syrien, darunter in Banias,<br />

Aleppo und in Kunaitra behaupten laut Medienberichten,<br />

dass der Assad-Clan und sein Geheimdienst<br />

von Israel unterstützt werde, als<br />

Gegenleistung für die Ruhe auf den Golanhöhen.<br />

Derartige Behauptungen dürften eher<br />

Verschwörungstheorien sein, genauso wie die<br />

Behauptung, dass Ghaddafi eine jüdische Mutter<br />

hatte und dass Mubarak ein „israelischer<br />

Agent“ gewesen sei. Im Jemen erfolgte der<br />

Umsturz des Präsidenten Ali Abdullah Saleh,<br />

nachdem sich drei Brigadegenerale öffentlich<br />

auf die Seite der Aufständischen gestellt hatten.<br />

General Ali Mohsen al-Ahmar kommandiert<br />

die erste Panzerdivision des Jemen, war 32<br />

Jahre lang engster Vertrauter des Präsidenten.<br />

Wie die beiden anderen Generale zählt Al-Ahmar<br />

zum Haschid-Stamm, dem auch der Präsident<br />

angehört. Kurz nach der Ankündigung des<br />

Seitenwechsels wurden zum Schutz der Demonstranten<br />

Panzer der meuternden Generale<br />

vor der Zentralbank, nahe dem Präsidentenpalais<br />

und auf zentralen Plätzen in der Hauptstadt<br />

Sanaa in Position gebracht. Die Ankündigung<br />

der Generale kam ein Tag, nachdem Tausende<br />

in das Stadtzentrum geströmt waren, um der<br />

52 getöteten Demonstranten vom Freitag zu<br />

gedenken. Scharfschützen des Präsidenten hatten<br />

sie von Dächern aus nach dem Mittagsgebet<br />

erschossen. General Ali Mohsen al-Ahmar<br />

ist ein Veteran des Bürgerkriegs im Jemen und<br />

bekämpfte bis zuletzt aufständische Schiiten.<br />

Auch in Saudi Arabien rumort es. Das Königshaus<br />

entnahm seiner reichgefüllten Schatulle<br />

ganze 93 Milliarden Dollar, um sie an die Bevölkerung<br />

zu verteilen.<br />

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27


alle Fotos: Israel Defense Forces<br />

Entlarvendes<br />

Waffen für Gaza<br />

von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />

Mit allen Mitteln sucht der Iran seinen Einflussbereich<br />

auszuweiten. Dabei richtet er sein<br />

Augenmerk besonders auf den Irak, Jemen,<br />

Bahrain, Sudan, Eritrea, Afghanistan, den Libanon<br />

und den Gazastreifen, aber auch auf andere<br />

so genannte moderate arabische Staaten.<br />

Unter direkter Kontrolle der iranischen Führung<br />

exportiert die Al-Quds-Brigade der Revolutionsgarden<br />

die iranische Revolution. Über<br />

ein weit gesponnenes Netzwerk technologischer,<br />

landwirtschaftlicher, finanzieller, wirtschaftlicher<br />

und politischer Aktivitäten fließen<br />

Geld, Training, logistische Unterstützung, ideologische<br />

Schulung und vor allem Rüstungsgüter.<br />

Für den Transport des waffenfähigen Materials<br />

nutzt der Iran internationale<br />

Speditionen, die sich aufgrund falscher Inhaltsangaben,<br />

oftmals gar nicht im Klaren über den<br />

wahren Charakter ihrer Ladung sind.<br />

Dagegen wehrt sich der jüdische Staat Israel<br />

– aber nicht nur er. Der Kampf um die Zu-<br />

kunft des Nahen Ostens ist in vollem Gange.<br />

Deshalb leben in diesen Tage nicht nur iranische<br />

Atomwissenschaftler gefährlich. Seltsame<br />

Internetwürmer behindern die reibungslose<br />

Arbeit von Nuklearanlagen. Auf<br />

offener See werden Frachtschiffe gekapert<br />

und ihre Ladung erreicht nur teilweise ihren<br />

Bestimmungsort. So enterte am frühen Morgen<br />

des 15. März 2011 die Eliteeinheit der<br />

israelischen Marine „Schajetet 13“ etwa 320<br />

Kilometer westlich der israelischen Küste im<br />

28 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

offenen Mittelmeer das Frachtschiff „Victoria“.<br />

Das israelische Militär hatte der Aktion,<br />

die von höchster Stelle genehmigt worden<br />

war, den Namen „Operation Eisernes Gesetz“<br />

gegeben. Aufgrund nachrichtendienstlicher<br />

Informationen hatten die Israelis den<br />

dringenden Verdacht, die Victoria habe illegale<br />

Rüstungsgüter an Bord. Sie war auf dem<br />

Weg vom türkischen Hafen Mersin ins ägyptische<br />

Alexandria. Israelische Militärs deuteten<br />

eine Verbindung mit dem Besuch zweier<br />

iranischer Schiffe in einem syrischen<br />

Hafen einen Monat zuvor an.<br />

Nach der Aufforderung, sich einer Inspektion<br />

durch die israelische Armee zu stellen, leistete<br />

die Besatzung der Victoria keinerlei Widerstand.<br />

Am Abend berichteten israelische Militärkorrespondenten,<br />

dass der Kapitän des<br />

unter liberianischer Flagge fahrenden deutschen<br />

Schiffes mit der israelischen Marine<br />

voll kooperiert und eine Treppe herabgelassen<br />

habe, als die israelischen Elitesoldaten<br />

das Schiff entern wollten.<br />

Eigentlich war die Aktion Teil einer Routine,<br />

Ein israelisches Marine-Schiff nähert sich dem Frachtschiff „Victoria“ .<br />

um Waffenschmuggel zu unterbinden. Israel<br />

ist gemäß dem Abkommen von Oslo verpflichtet,<br />

die Außengrenzen Israels und der<br />

Palästinensischen Autonomie zu kontrollieren<br />

und den Schmuggel von Waffen zu unterbinden,<br />

die die Stabilität der Region gefährden<br />

könnten.<br />

Ein erster Blick auf die Frachtdokumente und<br />

die Befragung der Mannschaft ergab, dass die<br />

Victoria ihre Reise im syrischen Hafen von<br />

Latakia begonnen hatte. Die Dokumente enthielten<br />

keinerlei Hinweis darauf, dass die<br />

Ladung Waffen und Rüstungsgüter enthielt.<br />

Doch bereits bei einer ersten Inspektion fielen<br />

den Soldaten Container mit „ungewöhnlich<br />

vielen Schlössern“ auf. Die „Bill of Lading“<br />

deklarierte Baumwolle und Linsen.<br />

Als die Israelis den Container aufbrachen,<br />

sahen sie zunächst tatsächlich nur Säcke mit<br />

Baumwolle und Linsen. Doch dahinter verbargen<br />

sich Mösergranaten vom Kaliber 60<br />

und 150 Millimeter. So wurde die Victoria<br />

zur näheren Untersuchung in den Hafen von<br />

Aschdod geleitet. Die Mannschaft war offensichtlich<br />

selbst überrascht darüber, was sich<br />

in den Containern befand. Den Israelis war<br />

wichtig, dass weder die Türkei noch Ägypten<br />

in den Vorfall verwickelt seien. Allerdings<br />

unterrichteten sie die deutschen Behörden<br />

von dem Vorfall, weil das Schiff in deutschem<br />

Besitz ist; die Franzosen, weil es von einer<br />

französischen Reederei betrieben wird; und<br />

die Regierung von Liberia, weil es unter liberianischer<br />

Flagge unterwegs ist.<br />

Am Abend des 16. März gab die israelische<br />

Armee eine vorläufige Liste der auf der Victoria<br />

gefundenen Waffen heraus: In insgesamt<br />

39 Containern waren<br />

- 230 Mörsergranaten des Kalibers 120 mm<br />

- 2.270 Mörsergranaten des Kalibers 60 mm<br />

- sechs C-704 Anti-Schiffs-Raketen<br />

- zwei Radarsysteme aus England<br />

- zwei Raketenabschusseinrichtungen<br />

- zwei hydraulische Krane zum Aufbau der<br />

Radarsysteme<br />

- 66.960 Schuss Munition für Kalaschnikow,<br />

Kaliber 7,62 mm<br />

Besonders die beiden Land-See-Raketen vom<br />

Typ C-704 erregten große Aufmerksamkeit.<br />

Ihre Gebrauchsanweisungen waren in persischer<br />

Sprache verfasst und trugen das Emblem<br />

der iranischen Regierung. Konteradmiral<br />

Rani Ben-Jehuda, stellvertretender<br />

Kommandeur der israelischen Marine, erklärte,<br />

dass diese chinesischen Raketen eine<br />

Reichweite von 35 Kilometern hätten und<br />

einen Sprengkopf mit 130 Kilogramm Sprengstoff<br />

tragen könnten. Auf einer C-704 stand<br />

das Wort „Nasr“. So nennen die Iraner diese<br />

Rakete.<br />

Vermutlich waren die Rüstungsgüter der Victoria<br />

für den Gazastreifen bestimmt, vielleicht<br />

aber auch für die Muslimbruderschaft<br />

in Ägypten. In jedem Falle messen die Israelis<br />

dieser Schiffsladung „strategische Bedeu-


tung“ bei. Wäre sie an ihrem Bestimmungsort<br />

angekommen, so der Militärsprecher,<br />

hätten sie das strategische Gleichgewicht des<br />

Nahen Ostens entscheidend verändert. Während<br />

des Zweiten Libanonkriegs im Sommer<br />

2006 schoss die Hisbollah eine chinesische<br />

C-802 Rakete auf die INS Hanit ab. Bei dem<br />

Angriff wurden vier israelische Soldaten getötet<br />

und das moderne Raketenschiff schwer<br />

beschädigt.<br />

Konteradmiral Ben-Jehuda befürchtet, dass<br />

die Hamas derartige Raketen auch auf zivile<br />

Schiffe richten könnte. Während der israelischen<br />

Militäroperation „Gegossenes Blei“<br />

zum Jahreswechsel 2008/2009 hatte die Hamas<br />

im Gazastreifen noch keine Raketen, die<br />

Tel Aviv erreichen könnten. Heute besitzt sie<br />

solche Geschosse. Der Sprecher der israelischen<br />

Armee, Brigadegeneral Avi Benayahu,<br />

betonte, dass „jede Rakete, die wir von diesem<br />

Schiff entladen haben, nicht auf israelisches<br />

Territorium fallen“ werde.<br />

Premierminister Benjamin Netanjahu und<br />

Verteidigungsminister Ehud Barak halten<br />

eine iranische Bedienungsanleitung (in<br />

Persisch geschrieben) für die C-704<br />

Anti-Schiffs-Rakete, die eine mögliche<br />

Beteiligung des Iran an den Waffenschmuggel<br />

an Bord der „Victoria“ unterstreicht.<br />

Das Handbuch enthielt verschiedene<br />

Embleme der iranischen Regierung.<br />

In der Vergangenheit haben Israels Geheimdienste<br />

und Armee bereits mehrfach Versuche<br />

vereitelt, Waffen in die Palästinensergebiete<br />

zu schmuggeln. Im Rückblick ergibt<br />

sich ein klares Bild der Kooperation zwischen<br />

Iran, Syrien, der Hisbollah und der Hamas:<br />

Am 7. Mai 2001 wurde die Santorini auf der<br />

Fahrt vom Libanon nach Gaza abgefangen. Das<br />

Schiff hatte 40 Tonnen Waffen an Bord, darunter<br />

Pistolen, Gewehre, Sprengstoffe, Granaten,<br />

Minen, Mörsergranaten, Panzerabwehrraketen,<br />

Artillerieraketen und Strela-Flugabwehr-<br />

Raketen. Der Kapitän, ein Waffenschmuggler<br />

und zwei seiner Verwandten an Bord waren<br />

» »<br />

den Israelis von früheren Versuchen her be- VORTRÄGE & SEMINARE ZU<br />

kannt, Waffen für die Hisbollah und die Volksfront<br />

zur Befreiung Palästinas, Generalkom»Nahost<br />

»Islam<br />

mando (PFLP-GC) zu schmuggeln.<br />

Nahost<br />

Am 3. Januar 2002 wurde die Karine-A mit Israel<br />

»arabische Kurs auf den Suezkanal im Roten Meer abge-<br />

Welt<br />

»Antisemitismus<br />

fangen. Sie hatte 80 wasserdichte Container Antisemitismus<br />

mit 50 Tonnen Rüstungsgütern an Bord, da»Islamismus<br />

runter Panzerabwehrraketen, iranischen Pan- Islamismus<br />

zerminen, 2200 Kilo hochexplosiven Sprengstoffs,<br />

735 Handgranaten, verschiedene<br />

Handfeuerwaffen, automatische Gewehre, Carmen Matussek<br />

Munition und Taucherausrüstungen. Die<br />

Container hätten im Mittelmeer ins Wasser<br />

geworfen werden sollen, um dann im Gazastreifen<br />

angespült, beziehungsweise von Islamwissenschaftlerin,<br />

kleineren Fischerbooten aufgesammelt zu freie Journalistin und<br />

werden. Unter der Besatzung waren Mitar- Dozentin<br />

beiter der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />

(PA). Der Arafat-Vertraute Fuad Schubaki<br />

war aktiv in die Affäre verwickelt. Arafat<br />

Mein Motiv:<br />

selbst gab letztendlich zu, dass die PA hinter<br />

Im Zuge meines Studiums habe ich antisemitische<br />

dem Waffenschmuggel stand.<br />

Propaganda in den arabischen Medien untersucht.<br />

Die Ergebnisse sind alarmierend.<br />

In Vorträgen und Seminaren gebe ich Wissen und<br />

Erfahrungen weiter, und gemeinsam erarbeiten wir<br />

Wege, wie wir mit den Herausforderungen einer<br />

„multikulturellen“ Gesellschaft und dem besorgniserregenden<br />

Anstieg des Antisemitismus weltweit<br />

umgehen können.<br />

Am 23. November 2002 explodierte ein mit<br />

Sprengstoff beladenes Fischerboot in der<br />

Nähe eines Patrouillenbootes der israelischen<br />

Marine und am 7. Januar 2003 wurde am<br />

Strand nördlich des Gazastreifens ein Rettungsfloß<br />

voller Sprengstoff gefunden.<br />

Am 21. Mai 2003 wurde das Fischerboot Abu<br />

Hasan auf dem Weg vom Libanon in den Gazastreifen<br />

westlich der israelischen Hafenstadt<br />

Haifa aufgebracht. Auf dem Boot wurden<br />

Fernzünder für Bomben, CDs mit<br />

Anleitungen zu Selbstmordbombenattentaten<br />

und Raketenzünder gefunden.<br />

In der Zeit zwischen Dezember 2003 und<br />

Januar 2004 lieferte alle Welt humanitäre<br />

Hilfsgüter für Erdbebenopfer in Bam in den<br />

Süden des Iran. Die iranischen Revolutionsgarden<br />

nutzten diese Luftbrücke, um Rüstungsgüter<br />

via Syrien an die Hisbollah zu<br />

liefern.<br />

Im Mai 2007 wurde in der Türkei ein Zug aus<br />

dem Iran entdeckt, beladen mit Mörsergranaten,<br />

leichten Feuerwaffen, Raketenwerfern<br />

und Munition für die Hisbollah.<br />

Im März 2008 brachte das iranische Handelsschiff<br />

Iran Bagheri der iranische Spedition<br />

IRISL Hunderte Tonnen von Rüstungsgütern<br />

aus dem Iran in den syrischen Hafen Latakia.<br />

Beim Verlassen des Suezkanals befragte eine<br />

NATO-Einheit den Kapitän des Schiffs und<br />

forderte eine Inspektion. Nach langem Hin<br />

und Her erreichte die Fracht ihren Bestimmungsort<br />

ohne Inspektion.<br />

Mein Ziel:<br />

Sie können kompetent und überzeugend auf<br />

Unterstellungen antworten, wie wir sie viel zu oft in<br />

Gesprächen am Arbeitsplatz, an der Uni, in den<br />

Schulen, von Politikern und in den Medien zu hören<br />

bekommen, z.B.<br />

· Die Palästinenser waren vorher im Land;<br />

es gehört ihnen<br />

· Israel bombardiert Schulen, Krankenhäuser,<br />

Kindergärten…<br />

· „Islamophobie“ ist wie Antisemitismus<br />

· Islam bedeutet Friede<br />

· Fanatismus gibt es überall, siehe Kreuzzüge…<br />

· Juden regieren die Medien<br />

· Die Hamas muss als demokratisch gewählte<br />

Partei anerkannt werden<br />

· Israel muss als der Stärkere die Gewaltspirale<br />

durchbrechen<br />

· Die Juden machen jetzt mit den Palästinensern<br />

dasselbe…<br />

· Apartheidsystem<br />

· Israel stiehlt den Palästinensern das Wasser<br />

· …<br />

Meine Vorträge: 1 – 3 Stunden<br />

Meine Seminare: 1 – 3 Tage<br />

Mein Honorar: nach Absprache<br />

Kontakt:<br />

carmen.matussek@web.de<br />

Mobil: 0177-2643275<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

29<br />

»


Gegen Ende desselben Jahres deckten ägyptische<br />

Sicherheitskräfte ein Netzwerk der<br />

Hisbollah auf der Sinaihalbinsel auf. Hisbollah-Chef<br />

Hassan Nasrallah gab zu, dass seine<br />

Organisation am Waffenschmuggel in den Gazastreifen<br />

beteiligt ist. Der Anführer dieses<br />

Netzwerks, Sami Schihab, entkam während<br />

der Unruhen in Ägypten aus dem Gefängnis<br />

und tauchte am 16. Februar 2011 bei einer<br />

Hisbollah-Veranstaltung in Beirut auf.<br />

Im Januar 2009 wurden auf Zypern auf dem<br />

zypriotischen Frachter Monchegorsk, der von<br />

der iranischen Spedition IRISL (Islamic Republic<br />

of Iran Shipping Lines) gemietet worden<br />

war, 1.300 Tonnen Panzer-, Artillerie- und<br />

Mörsergranaten, sowie Rohmaterialien zur<br />

Herstellung von Raketen entdeckt.<br />

Dokumente aus dem US-Außenministerium<br />

verzeichneten, dass die Sudanesen den Amerikanern<br />

zwei Luftangriffe im Osten ihres<br />

Landes vorwarfen: einen im Januar 2009, mit<br />

17 zerstörten Fahrzeugen und 43 Toten; einen<br />

anderen am 20. Februar 2009. Dabei<br />

wurden 14 Fahrzeuge zerstört und 45 Menschen<br />

getötet.<br />

Im März 2009 berichteten amerikanische<br />

und arabische Medien über einen israelischen<br />

Luftangriff auf einen Waffenkonvoi im<br />

Sudan. Laut TIME-Magazine soll der Konvoi<br />

unter anderem weit reichende Fadschar-Raketen<br />

transportiert haben, mit denen man<br />

vom Gazastreifen aus Tel Aviv erreichen<br />

könnte.<br />

Am 12. Oktober 2009 wurde die Hansa India,<br />

unter deutscher Flagge unterwegs aus<br />

dem Iran nach Ägypten mit Munition und<br />

waffenfähigen Industriematerialien, aufgrund<br />

einer Warnung aus Deutschland nicht in<br />

Ägypten entladen. Der Frachter setzte seinen<br />

Weg in Richtung Malta fort und wurde dort<br />

beschlagnahmt. Ziel der Ladung war Syrien.<br />

Am 3. November 2009 kaperte die israelische<br />

Marine vor der Küste Zyperns das deutsche<br />

Frachtschiff Francop auf dem Weg vom<br />

Iran nach Syrien. An Bord befanden sich 500<br />

Tonnen Rüstungsgüter in 36 Containern:<br />

9.000 Mörsergranaten, 3.000 Katjuscha-Raketen,<br />

23.000 Granaten und eine halbe Million<br />

Schuss Munition – alles hinter Säcken<br />

aus Polyethylen versteckt. Israelische Militärs<br />

meinten, dieses Material hätte die Hisbollah<br />

„für mehrere Wochen Krieg ausgerüstet“.<br />

Laut Wikileaks warnten die USA den Sudan,<br />

Oman, Saudi-Arabien und Jemen im Jahr<br />

2009, der Transport iranischer Waffen über<br />

sudanesische Fluglinien sei ein ernsthafter<br />

30 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Verstoß gegen das UN-Waffenembargo gegen<br />

den Iran. Von Jordanien und Ägypten aus<br />

wurden die Waffen von Beduinen weiter in<br />

den Gazastreifen geschmuggelt.<br />

Ende August 2010 entdeckten Behörden im<br />

süditalienischen Hafen Gioia Tauro sieben<br />

Tonnen des Sprengstoffs RDX in Säcken, die<br />

als „Milchpulver“ deklariert waren. Die Hisbollah<br />

benutzt RDX für ihre Raketensprengköpfe.<br />

Der Container mit dem Sprengstoff<br />

stammte aus dem iranischen Bandar und war<br />

auf dem Weg ins syrische Latakia. Der Frachter,<br />

der den Container transportierte war die<br />

M/V MSC Finland, die der griechischen Reederei<br />

Hinter Marin SA gehörte, von einer<br />

schweizer-italienischen Spedition gechartert<br />

und unter liberianischer Flagge unterwegs<br />

war. Am 26. Oktober 2010 gaben nigerianische<br />

Behörden bekannt, sie hätten auf dem<br />

Frachtschiff M/V Everest 13 Container mit<br />

Waffen beschlagnahmt, darunter Granaten<br />

und Raketen. Die Everest war auf dem Weg<br />

vom Iran nach Gambia. Der israelische Fernsehsender<br />

Channel 2 TV berichtete, die Ni-<br />

gerianer hätten die Lieferung aufgrund von<br />

geheimdienstlichen Hinweisen beschlagnahmen<br />

können. Die Everest wurde von der französischen<br />

Spedition CMA-CGM betrieben<br />

und hatte die Flagge der Marschall-Inseln gehisst.<br />

Die Frachtdokumente gaben Baumaterialien<br />

als Containerinhalt an.<br />

Praktisch zeitgleich mit der Aktion „Operation<br />

Eisernes Gesetz“, die die Waffenlieferung<br />

auf der Victoria ans Licht brachte, berichteten<br />

die Ägypter von der Konfiszierung von fünf<br />

Lastwagen an ihrer Südgrenze. Sie sollten<br />

Panzerabwehrraketen, Mörsergranaten, Gewehre<br />

und Sprengstoff vom Sudan zu den<br />

Tunnels auf der ägyptischen Seite der Sinai-<br />

Stadt Rafah bringen. Einen Tag nach der Kaperung<br />

der Victoria zwang die türkische Luftwaffe<br />

ein iranisches Frachtflugzeug in seinem<br />

Luftraum zur Landung, um es zu inspizieren.<br />

Die Türken hatten den Verdacht, das Flugzeug<br />

habe illegale Rüstungsgüter an Bord.<br />

Derweil betonte der Generalkommandeur<br />

der iranischen Armee, man habe mit den<br />

Waffen der Victoria nichts zu tun. Ebenso beteuerte<br />

die Hamas, die Waffen seien nicht für<br />

Gaza bestimmt gewesen. „Die Speisekarte<br />

des zionistischen Regimes ist voller Lügen,<br />

Lügen und noch einmal Lügen“, sagte der<br />

iranische General Amir Ataollah Salehi: „So<br />

Allah will, werden sie auf den Grund des Mittelmeeres<br />

sinken“.<br />

Israelische Sicherheitskreise betonen, dass ihnen<br />

die beschlagnahmten Waffen keine Sorgen<br />

bereiteten, sondern vielmehr all das Material,<br />

Einige der 230 Stück 120 mm Mörsergranaten, die an Bord der „Victoria“ waren.<br />

Es waren insgesamt rund 2.500 Mörsergranaten auf dem Schiff.<br />

das unerkannt seinen Bestimmungsort erreiche.<br />

Dabei ist allen Beteiligten klar, dass die<br />

Israelis keineswegs alle Waffenlieferungen an<br />

die Hamas abfangen können. Der Vorfall mit<br />

der Victoria verdeutlicht aus israelischer Sicht,<br />

wie verletzbar das Kräftegleichgewicht um<br />

den jüdischen Staat ist und die Macht der Achse<br />

Teheran-Damaskus-Gaza.<br />

© Christlicher Medienverbund KEP<br />

www.israelnetz.com


Das Massaker von Itamar<br />

von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />

Die Haustür hätte eigentlich nicht abgeschlossen<br />

sein sollen, als Tamar um Mitternacht<br />

nach Hause zurückkehrte. Nach dem<br />

festlichen Schabbat-Abendessen im Kreis der<br />

Familie war sie noch mit ihren Freundinnen<br />

von den „Bnei Akiva“, einer national-religiösen<br />

Jugendgruppe, ausgegangen. Die Eltern<br />

hatten versprochen, die Tür offen zu lassen.<br />

Deshalb hatte Tamar keinen Schlüssel bei<br />

sich. Jetzt war die Tür fest verschlossen. Tamar<br />

klopfte, lief ums Haus, pochte an die<br />

Fenster, rief die Namen ihrer Eltern. Keine<br />

Antwort. Dann hörte sie den kleinen Jischai<br />

schluchzen. Dem Mädchen wurde unheimlich.<br />

Sie lief zur ihrer Freundin ins Nachbarhaus<br />

und rief deren Vater, Jaakov Cohen.<br />

Gemeinsam gelang es ihnen die Haustür zu<br />

öffnen. Cohen war peinlich, mitten in der<br />

Nacht in das Haus der Nachbarfamilie einzudringen.<br />

Deshalb ließ er dem Mädchen den<br />

Vortritt.<br />

Der Anblick, der sich Tamar Vogel bot, wird<br />

die Zwölfjährige ein <strong>Leben</strong> lang nicht mehr<br />

loswerden: „Ich sah Mama blutüberströmt<br />

auf dem Boden liegen!“ Laut schreiend floh<br />

sie vom Ort des Schreckens. Jaakov Cohen<br />

entsicherte seine Pistole und schoss zweimal<br />

in die Luft, um Hilfe herbeizurufen, bevor er<br />

das Haus der Vogels betrat. Vor der Badezimmertür<br />

lag Ruth Vogel (35) in einer großen<br />

Blutlache. Ihr Mann Udi (36) lag im Bett,<br />

Die Opfer des Angriffs: Im Uhrzeigersinn:<br />

Ruth Fogel (35), Udi Fogel (36),<br />

Hadas (3 Monate), Yoav (11), Elad (4)<br />

ebenfalls erstochen. Die drei Monate alte Hadas<br />

war in den Armen ihres Vaters geschlachtet<br />

worden. Neben den leblosen Körpern saß<br />

schluchzend der zweieinhalbjährige Jischai<br />

und bemühte sich, seine Eltern aufzuwecken.<br />

In einem Kinderzimmer gleich daneben lagen<br />

die beiden Jungen Joav (11) und Elad (4),<br />

ebenfalls tot. Joav war die Kehle durchschnitten<br />

worden.<br />

Gegen 21.00 Uhr hatte der elektronische<br />

Zaun der Siedlung einen Alarm gemeldet. Ein<br />

Wachmann hatte sich zu der Stelle begeben,<br />

keine Unregelmäßigkeiten festgestellt und<br />

entschieden, dass es sich um einen Fehlalarm<br />

handelte. Familie Vogel feierte um diese Zeit<br />

Erev Schabbat, den Schabbat-Eingang. 15<br />

Freundinnen von Tamar nahmen an der<br />

Mahlzeit teil. Gemeinsam sangen sie die Semirot<br />

Schabbat, die Sabbatlieder. Etwa um<br />

Viertel nach zehn verließen die großen Mädchen<br />

das Haus. Der Rest der Familie ging zu<br />

Bett.<br />

Nach ersten Ermittlungen waren mindestens<br />

zwei Terroristen über den Zaun gestiegen, die<br />

sich offensichtlich gut in der Siedlung Itamar<br />

im Herzen von Samaria, unweit der Stadt<br />

Nablus, auskannten. Eineinhalb Stunden lang<br />

nahmen sie sich Zeit, um ihre Opfer auszuwählen<br />

und zu beobachten. Dann nutzten sie<br />

die unverschlossene Haustür, um in das<br />

Wohnhaus der Familie Vogel einzudringen.<br />

Zuerst fanden sie Elad und Joav, und ersta-<br />

Erschütterndes<br />

Itamar, Westjordanland, Fotos: wikipedia<br />

chen sie in ihren Betten. Irgendwie musste<br />

Mutter Ruth geweckt worden sein. Als sie die<br />

Tür des Schlafzimmers öffnete, wurde auch<br />

sie erstochen. Vielleicht konnte sie noch einen<br />

Schuss aus einer Pistole abfeuern, die sie<br />

im Hause hatte. Vater Udi bemühte sich, die<br />

kleine Hadas mit seinem eigenen Körper zu<br />

schützen. Doch die Mörder töteten ihn und<br />

das drei Monate alte Baby in seinen Armen.<br />

Durch ein Wunder übersahen sie das Schlafzimmer<br />

des 8-jährigen Roi und seines zweieinhalbjährigen<br />

Bruders Jischai. Um 23.15<br />

Uhr meldete der Sicherheitszaun wieder einen<br />

Vorfall.<br />

Dass es den beiden Terroristen gelungen war,<br />

unbemerkt zu kommen und wieder zu verschwinden,<br />

wird im Rückblick als schwerwiegendes<br />

Versagen der Sicherung der Siedlung<br />

bewertet. Insgesamt vier Sicherheitsringe<br />

mussten die Terroristen durchdringen, um<br />

ihren Anschlag auszuführen. Offensichtlich<br />

hatte die relative Ruhe der vergangenen Monate<br />

dazu beigetragen, dass dies so ohne weiteres<br />

möglich war. Hinzu kam, so einer der<br />

Sicherheitsbeauftragten der Siedler, dass es<br />

„an einem normalen Tag zwischen 20 und<br />

200 Alarmmeldungen“ des hoch empfindlichen<br />

elektronischen Zauns gibt: „Es ist ein<br />

Wunder, dass in diesem Fall überhaupt eine<br />

Streife zum Zaun kam.“<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

31


Udi und Ruthi Vogel waren im Spätsommer<br />

2005 aus ihrem Haus in der Siedlung Netzarim,<br />

wenige Kilometer südlich von Gaza-<br />

Stadt, deportiert worden. Bis Anfang 2010<br />

hatten sie in einem Wohncontainer in Ariel<br />

gewohnt, wo ihnen zwei weitere Kinder geboren<br />

wurden. Dann waren sie nach Itamar<br />

umgezogen, wo vor drei Monaten die kleine<br />

Hadas das Licht der Welt erblickte. Udi war<br />

Panzeroffizier der Reserve und ordinierter<br />

Rabbiner. Sofort nach Bekanntwerden des<br />

Anschlags, begannen israelische Sicherheitskräfte<br />

die Suche nach den Mördern. Sie errichteten<br />

Straßensperren, verhängten eine<br />

Ausgangssperre über die umliegenden arabischen<br />

Dörfer, Hubschrauber durchsuchten<br />

das bergige Gelände. In Razzien wurden Dutzende<br />

von Palästinensern festgenommen. Die<br />

Deutsche Presseagentur dpa verbreitete die<br />

Meldung: „Nach Angaben des israelischen<br />

Militärs wurde eine Militäraktion als Vergeltungsmaßnahme<br />

eingeleitet“ – was ein israelischer<br />

Militärsprecher auf Anfrage auf<br />

Deutsch als „totalen Schwachsinn“ bezeich-<br />

Beerdigungen in Givat Shaul<br />

nete. Der Militärsprecher sagte weiter, dass<br />

er versuche, das Büro der dpa zu erreichen,<br />

um von der Nachrichtenagentur zu fordern,<br />

diese falsche Behauptung zu widerrufen. Weder<br />

wisse er, wer die Militärs seien, die so<br />

etwas angegeben hätten, noch sei eine Militäraktion<br />

geplant und schon gar nicht als<br />

„Vergeltungsmaßnahme“.<br />

Für die israelische Gesellschaft ist das Massaker<br />

von Itamar ein Schock, nicht zuletzt aufgrund<br />

der Brutalität, mit der es ausgeführt<br />

wurde. Altgediente Rundfunksprecher weinten<br />

bei Interviews mit Hinterbliebenen.<br />

20.000 Menschen kamen am darauf folgenden<br />

Sonntagnachmittag zur Beerdigung<br />

der fünf Mitglieder der Familie Vogel nach<br />

Jerusalem. Wiederholt wurden Erinnerungen<br />

an den Pogrom von Kischinew geweckt. Im<br />

April 1903 waren dort ein Tag nach dem russischen<br />

Osterfest fast 50 Juden brutal ermordet<br />

worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu<br />

verurteilte das Massaker und forderte<br />

von der Palästinensischen Autonomiebehör-<br />

32 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

de (PA) unter Mahmud Abbas Hilfe bei der<br />

Aufklärung und Verhaftung der Terroristen.<br />

Die Aufforderung an die internationale Gemeinschaft,<br />

diesen Mord „scharf und uneingeschränkt“<br />

zu verurteilen, offenbart die<br />

Seelenlage vieler Israelis, die sich in ihrem<br />

Kampf gegen diese Art von Terror von der<br />

Welt schlicht alleingelassen fühlen.<br />

Israelische Politiker weisen einstimmig auf<br />

eine Hauptursache für den unvermindert lodernden<br />

Hass auf den jüdischen Staat in der<br />

arabischen Bevölkerung: Die Hetze in den<br />

palästinensischen Moscheen, Schulen und<br />

offiziellen Medien. Terroristen werden als<br />

Helden und Vorbilder verehrt, Fußballspiele<br />

im Andenken an Selbstmordattentäter veranstaltet,<br />

an Familien von Terroristen werden<br />

Stipendien vergeben und Straßen und Plätze<br />

nach so genannten „Märtyrern“ benannt.<br />

Noch einen Tag vor dem Massaker von Itamar<br />

meinte der Abbas-Berater und Untersekretär<br />

des Fatah-Revolutionsrates, Sabri Saidam, in<br />

einer Rede, die Waffen müssten gegen den<br />

Hauptfeind gerichtet und interne Differenzen<br />

beiseite gelegt werden. Just am Tag der Beerdigung<br />

der Vogel-Familie, wurde in El-Bireh<br />

bei Ramallah ein Platz nach Dalal Al-Mughrabi<br />

benannt, die 1978 eines der blutigsten<br />

Attentate in der Geschichte Israels geleitet<br />

hatte. Im Zusammenhang mit der Entführung<br />

eines Busses wurden damals 35 Israelis ermordet<br />

und 71 verletzt.<br />

In der Westbank stehen die Zeichen auf<br />

Sturm. Siedler und Militärs fürchten Nachahmer,<br />

und dass dieser spektakuläre Anschlag<br />

ein Dammbruch und Beginn einer neuen Terrorserie<br />

sein könnte. Politiker befürchten,<br />

religiöse Siedler könnten das Recht in die eigenen<br />

Hände nehmen und Rache üben. Deshalb<br />

beschwor Regierungschef Netanjahu die<br />

Siedler, trotz des Schmerzes, das Gesetz nicht<br />

in die eigenen Hände zu nehmen. Trotzdem<br />

kam es am Rande des palästinensischen<br />

Dorfes Burin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen<br />

zwischen Israelis und Palästinensern.<br />

In Judäa – der südlichen Westbank –<br />

bewarfen jüdische Jugendliche palästinensi-<br />

sche Fahrzeuge mit Steinen. An anderen<br />

Stellen blockierten Siedler die Straßen für<br />

arabische Fahrzeuge. In Hebron wurde ein<br />

Fahrzeug in Brand gesetzt.<br />

Doch wie soll Israel angemessen und vor<br />

allem effektiv reagieren? Im Büro des Premierministers<br />

und im Außenministerium entbrannte<br />

kurz nach dem Anschlag eine heftige<br />

Diskussion darüber, ob die furchtbaren Bilder<br />

von den Opfern veröffentlicht werden sollten.<br />

Die Befürworter einer Veröffentlichung der<br />

furchtbaren Bilder von Kindern mit durchschnittener<br />

Kehle sind der Ansicht, dass nur<br />

so die Welt verstehen werde, „welchen Bestien<br />

sich die Bürger Israels gegenüber sehen“.<br />

Während auf palästinensischer Seite<br />

die Veröffentlichung von Bildern von Toten<br />

und Verletzten kein Tabu sind, achtete Israel<br />

– abgesehen vom Fall des Mädchens Schalhevet<br />

Paz, das in den Armen seines Vaters in<br />

Hebron erschossen wurde – bislang die Würde<br />

der Betroffenen. Die Diskussion über die<br />

Einführung der Todesstrafe für Mörder ist in<br />

vollem Gange. Der Knessetabgeordnete Michael<br />

Ben Ari (Nationale Union) forderte eine<br />

Vertreibung der Einwohner des Dorfes, aus<br />

dem die Mörder kommen, und die Zerstörung<br />

des Dorfes.<br />

In den vergangenen Monaten wurde die Frage<br />

des Siedlungsbaus vor allem auch in der<br />

internationalen Diskussion deutlich verschärft.<br />

Gemeinhin scheint die Gleichung<br />

„Hier Siedlungsbau – dort Terror“ akzeptiert.<br />

So forderte Innenminister Eli Jischai (Schass)<br />

unmittelbar nach der Bluttat den Bau von<br />

mindestens 5.000 neuen Wohnungen, 1.000<br />

für jedes Terroropfer: „Vielleicht würde der<br />

palästinensischen Gesellschaft dadurch klar,<br />

dass Terroristen keine Helden, sondern diejenigen,<br />

die für den Landverlust verantwortlich<br />

sind!“, so die Logik. „Könnte man durch eine<br />

so aufgebaute Abschreckung vielleicht sogar<br />

Herr über die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen<br />

werden?“, fragt man sich. Und<br />

schließlich: Könnte man durch einen gezielten<br />

Siedlungsbau als Reaktion auf tödliche<br />

Terroranschläge nicht auch diejenigen beruhigen,<br />

die nach Rache schreien? „Mehr Bauen<br />

ist die jüdische Rache für arabischen Terror“,<br />

verkündete Oberrabbiner Jona Metzger<br />

auf der Beerdigung. „Der Schöpfer und nicht<br />

wir werden das vergossene Blut rächen.“<br />

Deshalb genehmigte das israelische Kabinett<br />

den Bau von Hunderten neuer Häuser in den<br />

großen Siedlungsblöcken von Judäa und Samaria,<br />

die Israel in jedem Falle behalten<br />

möchte. „Sie morden, wir bauen!“, erklärte<br />

Benjamin Netanjahu während eines Besuchs<br />

im Hause der Eltern von Ruth Vogel. An einen<br />

Friedensprozess denkt bei dieser Stimmungslage<br />

kaum jemand. „Gedenke, mit<br />

wem wir’s zu tun haben!“, mahnt der Kolumnist<br />

Gilad Scharon im hebräischen Massenblatt<br />

Jediot Achronot. Sein Kollege Chanoch<br />

Daum antwortet: „Mit blutrünstigen Psychopathen!“<br />

Siedlervertreter schäumen: „Immer<br />

wenn die Welt von einem Friedensplan


spricht, müssen wir uns darauf einstellen,<br />

angegriffen zu werden. Alle Gespräche über<br />

einen Friedensprozess müssen sofort eingestellt<br />

werden!“ Benni Katzover, Vorsitzender<br />

des Siedlerrates in Samaria, der selbst in Elon<br />

Moreh auf Sichtweite der Siedlung Itamar<br />

wohnt, meint: „Schwäche gegenüber dem<br />

Terror verstärkt diesen nur.“ Der Minister für<br />

öffentliche Diplomatie und Diaspora-Angelegenheiten,<br />

Juli Edelstein, interpretiert das<br />

Massaker von Itamar als Beweis dafür, dass es<br />

auf der anderen Seite keinen Partner gebe.<br />

Und der ehemalige Generalstabschef Mosche<br />

Yaalon betonte auf der Beerdigungsfeier, dass<br />

angesichts dieser Lage jeder Vertrag mit den<br />

Palästinensern nicht das Papier wert ist, auf<br />

dem er gedruckt sei!<br />

In ersten Stellungnahmen verteidigten palästinensische<br />

Stimmen den Mord an Familie<br />

Vogel als gerechtfertigte Rache für „die israelischen<br />

Verbrechen am palästinensischen<br />

Volk in der Westbank“. „Nach internationalem<br />

Recht haben die palästinensischen Widerstandsgruppen<br />

jedes Recht, jeder Art von<br />

Besatzung des Landes Palästina Widerstand<br />

zu leisten“, meinte die Webseite des militärischen<br />

Flügels der Hamas, der Issadin Al-<br />

Qassam-Brigaden. Die politische Führung der<br />

Hamas ließ zudem verlauten, man unterstütze<br />

jede Aktion gegen Siedler in den besetzten<br />

Gebieten. Auf den Straßen von Rafah im südlichen<br />

Gazastreifen wurde der gelungene Anschlag<br />

gefeiert und Bonbons verteilt. Doch<br />

dann schien selbst die Führung der Islamisten<br />

zu bemerken, dass der Mord an der Familie<br />

Vogel außergewöhnlich brutal war. Ein Hamasführer<br />

in Damaskus meinte, man habe mit<br />

der Aktion nichts zu tun. Schließlich distanzierte<br />

sich die Hamas in Gaza und betonte,<br />

dass das Töten von Kindern nicht zu<br />

ihrer Taktik gehöre.<br />

Die Teheraner „Fars News Agency“ hatte im<br />

Internet die Nachricht verbreitet, eine Gruppe<br />

der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden habe die<br />

Verantwortung für den Anschlag übernommen.<br />

Diese Gruppe benenne sich nach dem<br />

ehemaligen Generalstabschef der Hisbollah,<br />

Imad Mughniyeh, der drei Jahre zuvor einem<br />

Bombenanschlag in Damaskus zum Opfer gefallen<br />

war. Die Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden<br />

gehören zur Fatah des palästinensischen Präsidenten<br />

Mahmud Abbas. Doch auch die Al-<br />

Aqsa-Märtyrer-Brigaden bestritten nach wenigen<br />

Tagen jede Verbindung mit dem Massaker<br />

von Itamar. Man kämpfe für „Ehre und Freiheit“,<br />

erklärte die Organisation, und habe<br />

früher schon mit Rücksicht auf Kinder auf die<br />

Durchführung von Operationen verzichtet.<br />

Die „Palästinensischen Volkskomitees gegen<br />

die Mauer und israelische Siedlungen“ brachten<br />

ihre „Traurigkeit und Sorge“ über den<br />

„Tötungsvorfall in der Itamar Kolonialsiedlung“<br />

zum Ausdruck, erklärten diesen aber<br />

im gleichen Atemzug als „Teil der Eskalation,<br />

die durch die Vorgehensweise der israelischen<br />

Besatzung verursacht“ worden seien:<br />

„Diese Politik hat die Umstände für diese hinterhältige<br />

Aktion geschaffen.“ Auf Drängen<br />

des amerikanischen Präsidenten Obama verurteilte<br />

auch der palästinensische Präsident<br />

Mahmud Abbas „alle Gewaltakte gegen Zivilisten,<br />

unabhängig davon, wer sie ausführt<br />

oder welche Motive er hat.“ Es wäre das<br />

Ende seiner politischen Karriere, würden ihn<br />

die Amerikaner oder – noch schlimmer – die<br />

Israelis fallen lassen. Zuvor hatte sein Premier<br />

Salam Fayyad bereits wissen lassen, er sei<br />

„schon immer gegen Gewalt gewesen, vor<br />

allem auch gegen Gewalt, deren Opfer Palästinenser“<br />

seien. In persönlichen Gesprächen<br />

behaupteten Palästinenser, sie seien zu einer<br />

solchen Tat überhaupt nicht fähig. Dann wurde<br />

der Verdacht geäußert, Siedler hätten das<br />

Ganze selbst inszeniert oder, so spekulierten<br />

palästinensische Medien, die Mörder seien<br />

Gastarbeiter aus Thailand gewesen. Ein paar<br />

Tage später drehte PA-Präsident Mahmud Abbas<br />

den Anklagespieß dann endgültig um und<br />

fragte, wie Israel eigentlich dazu komme, die<br />

Palästinenser zu verdächtigen, „bevor die Ermittler<br />

die Identität der Mörder festgestellt“<br />

hätten. Gleichzeitig war Abbas wichtig, „dass<br />

die Siedler täglich gegen Dörfer, Moscheen,<br />

Häuser und Ölbäume“ vorgehen: „Die internationale<br />

Gemeinschaft und die israelische<br />

Gesellschaft muss von diesen Verbrechen<br />

Newsletter der Botschaft Israels in Deutschland.<br />

Melden Sie sich kostenlos an unter:<br />

www.israel.de<br />

wissen“, meinte der palästinensische Präsident,<br />

„denn dies ist ein Verbrechen, genau<br />

wie jenes.“ Mittlerweile werfen palästinensische<br />

Medien dem israelischen Premierminister<br />

vor, er „tanze auf dem Blut von Kindern“,<br />

um politische Ziele zu erreichen.<br />

© Christlicher Medienverbund KEP,<br />

www.israelnetz.com<br />

„Die Chance, Holocaust-<br />

Überlebenden zu dienen,<br />

ist ein großes Vorrecht,<br />

das wir unbedingt<br />

annehmen wollen“<br />

Michael Sawitzki<br />

„Ihr habt mein Herz erwärmt.“<br />

– Herzlichkeit, Offenheit und<br />

Dankbarkeit prägten unsere<br />

Begegnungen mit Holocaust-<br />

Überlebenden 2011.<br />

Unsere Handwerker helfen wieder<br />

in Israel. Sie können auch dabei<br />

sein – mit Ihrer Spende!<br />

Bitte helfen Sie mit.<br />

Danke für Ihre Unterstützung:<br />

<strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

Volksbank Mittweida eG,<br />

Konto: 90 061 941<br />

Bankleitzahl: 870 961 24<br />

Stichwort: Handwerker<br />

Ihr Michael Sawitzki,<br />

Koordinator<br />

Handwerker-Reisen<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Ihr Michael Sawit<br />

Koordination<br />

Handwerker-Reis<br />

33


Feierliches<br />

Muttis 70. Geburtstag,<br />

Schimon Peres und die Bombe<br />

Nach einer Planung von fast zwei Jahren war<br />

es am 15. März 2011 soweit. Unsere kleine<br />

Familie, Mutti, mein Bruder, meine Partnerin<br />

und ich, saßen um 9.30 Uhr im Flieger mit<br />

dem Ziel Israel. Mutti steuerte straffen<br />

Schrittes auf ihren 70. Geburtstag. Und diesen<br />

wollten wir am 20. März 2011 in Jerusalem,<br />

wenn möglich mit einem Abstecher im<br />

„King David Hotel“, begehen.<br />

Zunächst war erst einmal der Flug zu überstehen.<br />

Hierbei überfiel unsere Gruppe ein Gefühlscocktail<br />

aus absoluter Müdigkeit und<br />

Freude. Wir hatten alle bis Mitternacht gearbeitet<br />

und fuhren dann gegen 3 Uhr nach<br />

Berlin-Tegel. Müde und voller Vorfreude<br />

wechselten bei jedem unterschiedlich die<br />

Wach- und Schlafphasen. Punkt 13.04 Uhr<br />

(Chemnitzer Zeit) überflogen wir, ohne irgendwelche<br />

nennenswerte Ereignisse, Tel<br />

Aviv. Nach Passkontrolle und Besitznahme<br />

des Mietwagens ging es ohne Aufenthalt nach<br />

Jerusalem. Im „Jerusalem Gate Hotel“ angekommen,<br />

wurden die Zimmer erst einmal aus<br />

der üblichen Hotelordnung in unsere verwan-<br />

34 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

von<br />

Uwe Dziuballa,<br />

Chemnitz<br />

delt, und wir versuchten die Spuren der Reise<br />

vom Körper bzw. aus dem Gesicht zu waschen.<br />

Neu eingekleidet, ging es geradewegs<br />

zu Fuß Richtung „Ben Jehuda“. Wir stillten<br />

sofort unseren Heißhunger auf Schowarma-<br />

Laffa. Beim Sitzen in gemütlicher Runde und<br />

dem Genuss des ersten warmen Essens in<br />

Jerusalem überkam uns mit einem Schlag<br />

eine wohlige Ruhe. Der Weg weiter in die<br />

Altstadt wurde also auf den kommenden Tag<br />

verschoben, und wir gingen gemächlichen<br />

Schrittes Richtung Hotel. Kurz vor dem Erreichen<br />

– am Ende der Yaffa Street – wurde die<br />

Ruhe des Spaziergangs durch laute Rufe eines<br />

Sprengstoffexperten unterbrochen. Sich in<br />

seinen Schutzanzug hüllend, rief und gestikulierte<br />

er vor seinem Polizeifahrzeug und forderte<br />

damit die Passanten auf, Abstand zu<br />

ihm und der gesicherten Umgebung zu halten.<br />

<strong>Zum</strong> Glück handelte sich es um einen<br />

Fehlalarm. Leider wurde das Ganze nur wenige<br />

Meter von dieser Stelle entfernt am 23.<br />

März dann blutiger Ernst.<br />

Der erste komplette Tag in Jerusalem war von<br />

den wechselnden Eindrücken des Schuk<br />

(Markt), der Jerusalemer Altstadt – dem jüdischen,<br />

dem arabischen und armenischen<br />

Viertel und den neuen Einkaufsmöglichkeiten<br />

in Jerusalem – geprägt. Dass der Augenblick<br />

des ersten Kontakts mit der Westmauer des<br />

jüdischen Tempels, auch bekannt als Klagemauer,<br />

immer ein sehr emotionaler Moment<br />

ist, benötigt keiner besonderen Erwähnung.<br />

Es war ein sehr schöner Tag, welcher in der<br />

Summe betrachtet, einem riesigen Spaziergang<br />

glich. Dieser wurde nur durch Tee- und<br />

Essenspausen unterbrochen. Eine besonders<br />

moderne Überraschung bot Jerusalem durch<br />

die unermüdlichen Probefahrten der neuen<br />

Straßenbahn. Ich bin mir sicher, dass ich in<br />

meinem <strong>Leben</strong> noch nie so oft eine Straßenbahn<br />

wahrgenommen und fotografiert habe.<br />

Bemerkenswert ist, dass die Bahn im März<br />

mit etlichen Bahnen nach einem imaginären<br />

Fahrplan probte, obwohl der Bahnbetrieb erst<br />

im Juni / Juli 2011 aufgenommen wird.<br />

Der Mittwoch begann mit einem zeitigen<br />

Frühstück und einer knapp 100 Kilometer<br />

langen Autofahrt ans Tote Meer. Nach einem<br />

Stopp an der Meeresspiegel-Markierung, wel-<br />

cher von dutzenden Israelbesuchern aufgesucht<br />

wird, ging es nach 15 Minuten straff in<br />

Richtung En Gedi Spa. Vorbei an einigen<br />

Plantagen und den Höhlen von Qumran hatten<br />

wir den Strand von En Gedi fast für uns<br />

allein. Auf dem Weg von der Station hinunter<br />

zum Wasser, fielen uns drei Markierungen<br />

auf. Für die Jahre 1991, 2004, 2007 zeigten<br />

sie den ursprünglichen Wasserstand an. Es<br />

war erschreckend zu sehen, in welchem Tempo<br />

sich der Wasserspiegel des Toten Meeres<br />

in den wenigen Jahren senkte.<br />

Der anfänglich starke Wellengang hielt unsere<br />

Mutter nicht davon ab, die Tragfähigkeit<br />

des Wassers auszuprobieren. Nachdem wir<br />

abwechselnd das Phänomen ausreichend genossen<br />

hatten, die Wirkung des Schlammes<br />

probierten und mit zwei Hunden des Bademeisters<br />

spielten, ging es wieder zurück nach<br />

Jerusalem. Am Abend merkten wir alle, dass<br />

so ein Badetag auch bei helfendem Wasser<br />

schlaucht. Und wir spürten, dass man sich<br />

auch am Toten Meer, gegen die Meinung von<br />

Experten, einen kleinen Sonnenbrand zuziehen<br />

kann.<br />

Unsere Mutter hatte sich vor der Reise ein<br />

besonderes Kaufziel gesetzt, eine weiße


Tischdecke mit Schabbesmotiven. In allen<br />

möglichen Läden mit einem umfangreichen<br />

Stoff- und Tischdeckenangebot fragten wir<br />

nach. Aber keiner hatte etwas Ähnliches. Alles,<br />

was uns gezeigt wurde, war entweder<br />

aufwendig bestickt oder farblich so gar nicht<br />

schlicht weiß. Der Tipp eines Souvenirhändlers,<br />

bei seinem Freund, der ein ganz normales,<br />

unscheinbares Haushaltswarengeschäft<br />

führte, mal nachzufragen, wurde von uns<br />

skeptisch aufgenommen. Nach kurzem Zögern<br />

ging der Händler in den hinteren Teil<br />

seines Ladens, schob ein paar Artikel zur Seite<br />

und brachte dann genau das, was Mutti<br />

wollte: eine schlichte Tischdecke. Müde, satt<br />

und glücklich ging also ein weiterer Tag zu<br />

Ende.<br />

Den Donnerstag verbrachten wir getrennt.<br />

Mein Bruder besuchte seine Yeshiva und wir<br />

anderen Drei spazierten über den Jerusalem-<br />

Park, zur Knesset und weiter ins Israel-Museum.<br />

Den Großteil des Tages im Museum<br />

(Schrein des Buches, Modell des alten Jerusalem,<br />

Skulpturen, Bilder, Zeitdokumente, ...)<br />

waren wir dort. Ganz schnell gelangten wir<br />

zu der Überzeugung, dass man hier in Ruhe<br />

zwei, drei Tage verbringen kann und noch<br />

nicht alles gesehen hätte.<br />

Vor Muttis Geburtstag waren wir zum Schabbeseingang<br />

an der Klagemauer und saßen<br />

dann gemeinsam beim Schabbes zusammen.<br />

Samstag verließen wir früh das Hotel und<br />

sind in Etappen zum Berg Scopus gewandert.<br />

Dort, eine wunderbare Aussicht auf Jerusalem<br />

genießend, erreichten wir am Nachmittag<br />

nach ca. 15 Kilometern wieder das Hotelzimmer.<br />

Unserer Mutter ging es gut,<br />

schließlich war sie erst 69! Wir kümmerten<br />

uns noch um Blumen und andere Arrangements.<br />

Am Sonntagmorgen war es soweit: wir gratulierten<br />

Mutti zum 70. Geburtstag. Nach dem<br />

Frühstück spazierten wir bei strahlendem<br />

Sonneschein zum „King David Hotel“, wo<br />

wir unseren Freund Moshe Gabay trafen. Er<br />

hatte sich fast zwei Stunden Zeit genommen,<br />

Mutti und uns durch das Hotel zu führen und<br />

auf einige geschichtliche Ereignisse einzugehen.<br />

In einer sehr gemütlichen Ecke im Eingangsbereich<br />

saßen wir bei Cappuccino, Tee<br />

und Kakao. Während wir in angenehme Gespräche<br />

vertieft waren, kam plötzlich Schimon<br />

Peres, der Präsident Israels, in die Lobby.<br />

Also, dass der Geburtstag unserer Mutter<br />

in Israel nicht nur für sie, sondern für uns alle<br />

etwas Besonderes war, wussten wir. Aber<br />

dass jetzt auch noch der Präsident vorbei<br />

kommt, war nun wirklich nicht zu erwarten.<br />

Scherz bei Seite, der Präsident war weniger<br />

wegen Mutti, sondern wegen eines Termins<br />

mit Harvardabsolventen im Hotel. Und dennoch<br />

war es eine schöne Überraschung. Anschließend<br />

gingen wir zum Essen in ein Restaurant<br />

– eine empfohlene Top-Adresse.<br />

Auch dieser Besuch wird uns allen noch lange<br />

in sehr guter Erinnerung bleiben. Der sich<br />

anschließende Spaziergang über den Schuk<br />

war dann nur noch ein Fest für die Augen,<br />

denn der Magen hatte bereits an diesem Tag<br />

einen Höhepunkt erlebt. Es war ein sehr<br />

schöner Geburts-Tag.<br />

Viele der unterschiedlichen Erlebnisse bis<br />

zum 20. März und dann der Tag selbst waren<br />

in der Summe erlebnisreich und sollten ein<br />

besonders Dankeschön an unsere Mutter<br />

sein. Bis zum Abflug am 22. März nachmittags<br />

ließen wir die vielen Eindrücke in Jerusalem<br />

auf uns wirken.<br />

24 Stunden zurück in Deutschland, detonierte<br />

in der Nähe des Jerusalemer Busbahnhofes<br />

/ des Hotels „Jerusalem Gate“, indem<br />

wir sieben Nächte schliefen, nach sieben Jahren<br />

eine Bombe. Wieder geriet Israel ins Fadenkreuz<br />

seiner militanten Feinde.<br />

P.S. Allen, die uns in der Zeit in Chemnitz<br />

den Rücken frei gehalten haben, sei an dieser<br />

Stelle recht herzlich gedankt!<br />

UweDziuballa@aol.com<br />

e x k L u S i v e S G e S C H e n k<br />

Text der Mesusa<br />

handgeschrieben – mit einem Federkiel<br />

ohne Bilderrahmen (ca. 20x30 cm)<br />

245,– EUR<br />

mit Bilderrahmen (ca. 37,50x52,50 cm)<br />

310,– EUR<br />

Mobil: 0172 91 50 345<br />

E-Mail: UweDziuballa@aol.com<br />

Web: www.schalom-chemnitz.de<br />

Weine<br />

aus Israel<br />

SCHALOM Restaurant<br />

Carolastraße<br />

09111 Chemnitz<br />

Mobil: 0172 91 50 345<br />

E-Mail: uwedziuballa@aol.com<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

35


Entscheidendes<br />

Du hast die Wahl: Wähle das <strong>Leben</strong><br />

Be’ad Chaim – eine gemeinnützige Organisation zum Schutz ungeborenen <strong>Leben</strong>s<br />

„So wähle denn das <strong>Leben</strong>, damit du am <strong>Leben</strong> bleibest, du und deine Nachkommen.“<br />

5. Mose 30,19<br />

Heute leben in Israel 7 Millionen Menschen,<br />

doch geschätzte 2 Millionen Babies fehlen in<br />

unserem Land: Sie wurden seit der Staatsgründung<br />

1948 abgetrieben, ihre Mütter leben<br />

mit gebrochenem Herzen weiter. Sie sind<br />

Frauen, die in ihrem Schmerz oft allein sind,<br />

Frauen die Heilung brauchen, Frauen die<br />

Gott und seine liebevolle Hand in ihrem <strong>Leben</strong><br />

brauchen. Bei Be’ad Chaim kümmern<br />

wir uns um Mutter und Kind. Wir sind eine<br />

gemeinnützige Organisation zum Schutz ungeborenen<br />

<strong>Leben</strong>s weil wir glauben, dass Abtreibung<br />

auch der Mutter tiefe Verletzungen<br />

zufügt.<br />

Das hebräische Wort für Gebärmutter, „Rechem“,<br />

hat den selben Wortstamm wie das<br />

hebräische Wort „Rechamim“ – Gnade. Dieser<br />

geheime sichere Ort, den Gott zum<br />

Schutz des ungeborenen Kindes geschaffen<br />

hat und der untrennbar mit der Mutter verbunden<br />

ist, birgt heute <strong>Leben</strong>sgefahr. Die<br />

Intervention in diesen heiligen Ort zerstört in<br />

der Mutter die Gabe zu fühlen und gnädig zu<br />

sein – sie greift die Identität der Frau in ihren<br />

Grundfesten an.<br />

Wir bei Be’ad Chaim sind überzeugt davon,<br />

dass keine Frau wirklich abtreiben möchte,<br />

sondern dass Umstände und äußerer Druck,<br />

Ängste, innere Zerrissenheit und Scham bei<br />

der Entscheidung ihren schützenden Mutterinstinkt<br />

ausblenden. Unser Ziel ist es, jeder<br />

Frau dabei zu helfen, die Freude an ihrer<br />

Schwangerschaft zurück zu gewinnen und<br />

ihre tiefe Sehnsucht danach, ihr eigenes Kind<br />

aufzuziehen und für es zu sorgen, anzuerkennen.<br />

Wir tun alles dafür, Hindernisse, wie<br />

Angst, finanzielle Not, Einsamkeit und gesellschaftliche<br />

Isolation aus dem Weg zu schaffen,<br />

damit sie sich frei für das <strong>Leben</strong> ihres<br />

Babies entscheiden kann.<br />

Oranit, eine hübsche, moderne Israelin hat<br />

diese Entscheidung vor einiger Zeit getroffen:<br />

„Ich war allein nach Tel Aviv gezogen, um in<br />

all dem Lärm und Chaos meinen Platz im <strong>Leben</strong><br />

zu finden. Stattdessen verlor ich mich<br />

und das unschuldige Mädchen, das ich einmal<br />

war, in der Leere und wurde schwanger.<br />

36 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Sandy, Organisation Be’ad Chaim<br />

Da ich meiner Familie nichts davon sagen<br />

wollte, vertraute ich mich der Leiterin des<br />

Kindergartens an, in dem ich damals arbeitete.<br />

Ich hoffte sie würde mir sagen: „Behalte<br />

das Baby, Oranit. Alles wird gut werden!“<br />

Stattdessen riet sie mir dazu, schnellstmöglich<br />

abzutreiben – eine Frau, die als Kindergärtnerin<br />

arbeitet! Ich wollte die Abtreibung<br />

nicht, meine innere Überzeugung stand dagegen,<br />

aber alle meine Freunde in Tel Aviv<br />

sagten dasselbe: „Du musst abtreiben und<br />

zwar JETZT!“ Meine Chefin half mir, einen<br />

Ultraschalltermin zu vereinbaren, wo ich herausfand,<br />

dass ich Zwillinge erwarte. Als ich<br />

die Klinik verließ, weinte ich – was sollte ich<br />

nur tun? Der Termin bei der Beratungsstelle<br />

war ein Witz. Obwohl ich dem Team sagte,<br />

dass ich nicht sicher bin ob ich wirklich abtreiben<br />

will, bestand ihr einziger Rat darin<br />

mir zu sagen, dass Abtreibung die einzige Lösung<br />

für mich ist. Die ganze Zeit über wartete<br />

ich darauf, dass jemand sagen würde „Tu es<br />

nicht!“, aber keiner sagte es.<br />

In der Nacht vor der geplanten Abtreibung<br />

konnte ich nicht schlafen. Am nächsten Tag<br />

im Krankenhaus, als bereits mit der Weitung<br />

des Gebärmutterhalses begonnen worden<br />

war, wurde ich in den OP gebracht. Plötzlich<br />

hatte ich das Gefühl ersticken zu müssen und<br />

wurde sehr unruhig, so dass der Chirurg<br />

sagte, man müsse warten bis ich mich wieder<br />

beruhigt hatte. Ich lief nach draußen und<br />

weinte verzweifelt. Als ich an der Wöchne-<br />

rinnenstation vorbeilief, rief mir jemand zu:<br />

„Tu es nicht!“ und plötzlich hatte ich den<br />

Mut, das Richtige zu tun. Nur eine Person,<br />

die mir diese Worte sagte, war das nötige Zeichen<br />

von Gott, um mir klarzumachen, dass<br />

ich, Oranit, diese Kinder bekommen wollte.<br />

Danach erzählte ich meinen Eltern von meiner<br />

Schwangerschaft und sie boten mir ihre<br />

Unterstützung an. „Ich war im fünften Monat,<br />

als ich zum ersten Mal mit Be’ad Chaim<br />

Kontakt aufnahm, nachdem ich meine Arbeit<br />

und Studienpläne in Tel Aviv aufgeben hatte<br />

und zurück in meine kleine Heimatstadt,<br />

Kiryat Malachi, gezogen war. Ich war am<br />

Ende meiner Kraft und depressiv, vermutlich<br />

ausgelöst durch die Hormonumstellung. Im<br />

Internet fand ich die Hotline und redete lange<br />

mit Sharon, die mich ermutigte und praktische<br />

Hilfe versprach.“ Nach langen Gesprächen<br />

und mit der Unterstützung unserer<br />

Seelsorgerin brachte Oranit ihre Zwillingssöhne<br />

David und Noam zur Welt. Sie lebt<br />

weiterhin bei ihren Eltern und hat eine Arbeitsstelle<br />

gefunden. „Euer Engagement und<br />

die Unterstützung meiner Familie haben mir<br />

geholfen, mich nicht in Depressionen zu verlieren.<br />

Ich bin so dankbar. Mir ist bewusst,<br />

dass ich Fehler gemacht habe, aber ich weiß<br />

jetzt auch, dass dies der beste Weg ist, mit<br />

ungewollter Schwangerschaft umzugehen.<br />

Jetzt führe ich ein erfülltes glückliches <strong>Leben</strong>.<br />

Als ich damals nach Kiryat Malachi zurückkehrte<br />

dachte ich: „Was werden meine alten<br />

Schulfreunde denken?“, aber dann sagte ich<br />

mir: „Es ist unwichtig. Jetzt zählt nur, dass du<br />

<strong>Leben</strong> schenkst.“<br />

Be’ad Chaim möchte israelischen Frauen helfen,<br />

die sich in einer ähnlichen Lage befinden<br />

wie Oranit. Offizielle Statistiken zeigen, dass<br />

in Israel jährlich 20.000 ungewollte Babies<br />

abgetrieben werden. Aktuelle Zeitungsberichte<br />

behaupten zwar, dass die Abtreibungsrate<br />

gesunken sei, jedoch beziehen die offiziellen<br />

Statistiken nur die durch die Behörden<br />

bewilligten Abtreibungen ein, nicht aber<br />

jene, die von Gynäkologen illegal in deren<br />

Privatpraxen durchgeführt werden. Da diese


weder gemeldet noch aufgezeichnet werden,<br />

zeichnen die offiziellen Statistiken ein<br />

falsches Bild. Private Abtreibungen sind zwar<br />

illegal, aber in der Praxis vom Staat gebilligt,<br />

da sie nicht oder kaum strafrechtlich verfolgt<br />

werden. Inoffiziellen Schätzungen im Gesundheitswesen<br />

zufolge muss von mindestens<br />

doppelt so vielen Abtreibungen ausgegangen<br />

werden, man spricht von bis zu<br />

50.000 im Jahr. Die Auswirkungen des unschuldigen<br />

Blutvergießens sind in allen Gesellschaftsbereichen<br />

spürbar.<br />

Vor über 2600 Jahren rief der Prophet Jeremia<br />

Israel dazu auf, Buße zu tun und von der<br />

Götzenanbetung und dem unschuldigen Blutvergießen<br />

abzukehren. Den heidnischen Göttern<br />

wurden in dieser Zeit auf Altären in<br />

Meggido, Tel Dan und im Ben Hinnom-Tal<br />

Babies als Opfer dargebracht (Jeremia 32,35).<br />

Heute werden sie in modernen öffentlichen<br />

Krankenhäusern getötet. In der israelischen<br />

Gesetzgebung ist Abtreibung illegal, es sei<br />

denn die Mutter erhält eine Genehmigung<br />

von einem speziellen Abtreibungskomitee.<br />

Die Statistiken aus dem Jahre 2009 zeigen,<br />

dass die Hälfte aller genehmigten Abtreibungen<br />

außereheliche Schwangerschaften,<br />

Ehebruch und Inzest betreffen. Ein Fünftel<br />

aller Abtreibungen wurde aufgrund des labilen<br />

psychischen oder physischen Gesundheitszustand<br />

der Mutter genehmigt, ein weiteres<br />

Fünftel nach Hinweisen auf mögliche<br />

Schädigungen des Fötus und ein Zehntel aufgrund<br />

des Alters der Mutter (über 40 oder<br />

unter 17). Etwa 45% der genehmigten Abtreibungen<br />

betrafen verheiratete Frauen. Das<br />

moderne Israel ist sehr liberal und ungeplante<br />

Schwangerschaften vollkommen normal.<br />

Laufend werden neue Abtreibungsmethoden<br />

entwickelt und genehmigt. In Israel<br />

müssen Minderjährige keine Genehmigung<br />

ihrer Eltern einholen, um eine Abtreibung<br />

vornehmen zu können und die „Pille danach“<br />

ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Darüber<br />

hinaus sind Spätabtreibungen bis zum<br />

Ende der Schwangerschaft erlaubt, wenn medizinische<br />

Gründe, wie eine schwere Behinderung<br />

des Babies, vorliegen. Sobald eine<br />

Nation Abtreibung erlaubt und finanziert, ist<br />

die Sünde nicht länger eine persönliche Entscheidung.<br />

Die Konsequenzen des unschuldigen<br />

Blutvergießens sind in unserer Nation<br />

unübersehbar. Als Einzelpersonen und Israelis<br />

trennen uns Sünde, Schuld und Scham von<br />

Gottes schützender Gegenwart. Kein Wunder,<br />

dass Israel von feindlichen Nachbarn<br />

umgeben ist und wir in ständiger Angst vor<br />

Terroranschlägen leben.<br />

„Gärten des <strong>Leben</strong>s“<br />

Be’ad Chaim möchte Alternativen anbieten.<br />

Wir haben israelweit Seelsorgerinnen ausgebildet,<br />

die Frauen in ungewollten Schwangerschaften<br />

auffangen. So konnten wir bereits im<br />

ganzen Land Babies retten – von Kiryat Shmoneh<br />

an der libanesischen Grenze bis nach<br />

Eilat am Roten Meer, wo im Mai das erste<br />

„Be’ad Chaim-Baby“ geboren wurde. Über<br />

unsere Hotline und die interaktive Internetseite<br />

können Frauen uns jederzeit erreichen.<br />

Vor kurzem sind wir auch erstmalig den Weg<br />

der Radiowerbung gegangen, um noch mehr<br />

Frauen mit unserem Angebot zu erreichen.<br />

Die Operation Mose, nur eines von vielen<br />

Projekten, nimmt sich der finanziellen Not<br />

an, die viele ungewollte Schwangere betrifft.<br />

Operation Mose versorgt die Mutter mit<br />

allem was ihr Baby im ersten <strong>Leben</strong>sjahr<br />

braucht. Das Paket umfasst u.a. Babybett, Wickeltisch,<br />

Tragehilfe, Windeln, Kleidung und<br />

Hygieneartikel. Einmal im Monat kommen<br />

die Frauen in unseren Räumen zusammen,<br />

um praktische Tipps und emotionale Unterstützung<br />

zu bekommen.<br />

Mit den „Gärten des <strong>Leben</strong>s“ wurde vor einiger<br />

Zeit in einem Olivenhain in der Nähe<br />

von Latrun ein Ort der Einkehr, Heilung und<br />

Hoffnung angelegt. Frauen, die ein Kind abgetrieben<br />

oder durch Fehlgeburt verloren<br />

haben, können in den blühenden Gärten einen<br />

Gedenkbaum für ihr Baby pflanzen. Wir<br />

betrachten diesen Schritt als Abschluss des<br />

Bewältigungsprozesses nach einer Abtreibung,<br />

die persönliche Annahme von Gottes<br />

heilender Vergebung und die Einpflanzung<br />

eines neuen <strong>Leben</strong>s. Frauen aus aller Welt<br />

sind eingeladen, unsere Gärten zu besuchen.<br />

Wenn Sie Interesse an einem Besuch haben<br />

oder einen Baum pflanzen möchten, nehmen<br />

Sie bitte rechtzeitig Kontakt mit uns auf.<br />

Auch Sie können Teil unserer Arbeit in Israel<br />

werden. Wenn Sie helfen möchten, ein israelisches<br />

Baby zu retten, indem Sie Hindernisse<br />

ausräumen, die seiner Geburt im Wege stehen,<br />

überlegen Sie sich doch, eine (Teil-)Patenschaft<br />

für eine unserer schwangeren Mütter<br />

zu übernehmen. Ihre Spende kann einer<br />

Frau helfen, die richtige Entscheidung zu treffen:<br />

Für das <strong>Leben</strong>, nicht den Tod, Segen statt<br />

Fluch (5. Mose 30,19-20). Wenn Sie nähere<br />

Informationen, Gebetsanliegen oder unseren<br />

vierteljährlichen Rundbrief erhalten möchten,<br />

besuchen Sie uns bitte auf www.beadchaim.com.<br />

Gern können Sie uns auch direkt<br />

eine E-Mail an unser Büro in Jerusalem schicken:<br />

prolife@netvision.net.il.<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

37


Selbstredendes<br />

Über die Hamas, deren Frauenbewegung<br />

und ob man „mit denen reden“ kann<br />

von Carmen Matussek,<br />

Tübingen<br />

2010 sendete der SWR den Dokumentarfilm<br />

„Soldatinnen Gottes – Frauen der Hamas“.<br />

Der Regisseurin Suha Arraf ist es gelungen,<br />

tiefe Einblicke in ein System des Wahnsinns<br />

zu geben, in dem Frauen ihren Platz, ihre<br />

Identität und ihren Wert im Djihad gegen Israel<br />

finden.<br />

Suha Arraf lebt in Haifa. Sie sei Palästinenserin<br />

mit israelischem Pass. „Hier nennt<br />

man uns israelische Araber. Aber ich bin Palästinenserin.<br />

Meine Familie sind Palästinenser.<br />

Das sind wir immer gewesen“, sagt Suha<br />

im persönlichen Gespräch. „Ich gehöre nicht<br />

zur Hamas. Ich bin modern und ich bin Feministin.“<br />

Sie wollte die Organisation nicht als<br />

„gut“ darstellen, aber doch „die Leute als<br />

Menschen zeigen. Die Frau hinter dem<br />

Schleier. Das Bild ist nicht schwarz-weiß. Es<br />

ist komplizierter. Ich hoffe, dass man das begreift.“<br />

Sie bewundere die Kraft dieser<br />

Frauen. Die Wahlen 2006 und die wichtige<br />

Rolle der Frauen bei der Machtübernahme<br />

der Hamas in Gaza hätten sie dazu veranlasst,<br />

dieses Filmprojekt anzugehen. Sie kenne ei-<br />

nige Leiter der Hamas, und obwohl man sich<br />

dort im Klaren darüber sei, dass sie eine „Kafira“,<br />

eine Ungläubige, sei, habe man ihr vertraut.<br />

Sie produziere politische Filme, deren<br />

Aussagen der Hamas zusagten, wie zum Beispiel<br />

„Lemon Tree“, in dem es um die Zerstörung<br />

eines Zitronenhains durch die Israelis<br />

geht, der bis dahin die Existenzgrundlage einer<br />

Witwe gewesen war. Die Mitglieder der<br />

38 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Hamas wollten nicht nur als Terroristen dargestellt<br />

werden. Deswegen würden sie ihren<br />

Film gutheißen.<br />

Handelt es sich also um einen Werbefilm für<br />

eine Terrororganisation? Die Dokumentation<br />

wird inzwischen weltweit ausgestrahlt, aber<br />

nicht im israelischen Fernsehen. „Sie würden<br />

das niemals laut sagen, aber sie wollen nicht,<br />

dass diese Frauen als Menschen dargestellt<br />

werden, sondern nur als Terroristen.“ Da<br />

Suhas Film anscheinend im Sinne der Hamas<br />

ist, stellt sich vorab die Frage, inwieweit ein<br />

positiver oder zumindest unvoreingenommener<br />

Zugang zu solch einer Organisation<br />

legitim ist. Darf man mit der Hamas überhaupt<br />

reden? Diese Diskussion wurde gerade<br />

in christlichen Kreisen rege geführt, als die<br />

evangelische Akademie Bad Boll im vergangenen<br />

Jahr hochrangige Vertreter von Fatah<br />

und Hamas nach Deutschland eingeladen<br />

hatte, und zwar unter dem Titel „Partner für<br />

den Frieden“. Auch ganz praktisch gesehen<br />

war der Bad Boll Friedensvorstoß ein absolutes<br />

No-Go: Offizielle Vertreter von Terrororganisationen<br />

dürfen nicht in die BRD einreisen,<br />

und so wurde dem geladenen Hamas<br />

Gesundheitsminister Bassim Naim das Visum<br />

verwehrt. Im Gegenzug dazu wird den Terroristen<br />

in Suhas Film keine offizielle Bühne<br />

geboten, auf der sie sich als Gesprächspartner<br />

legitimieren könnten. Vielmehr vermittelt<br />

der Film einen Einblick in das <strong>Leben</strong> von<br />

Wächtern und Gefangenen des islamistischen<br />

Systems, wobei die Grenze zwischen Tätern<br />

und Opfern zuweilen verschwimmt, ohne<br />

dass dadurch der Wahnsinn des Terrors entschuldigt<br />

würde.<br />

Nach offizieller Hamas-Doktrin sind Frauen<br />

hauptsächlich dazu da, Söhne zu gebären, die<br />

später zu „Freiheitskämpfern“ werden, die<br />

sich im besten Fall als „Märtyrer“ einen Platz<br />

im Paradies sichern und bei ihrem Tod keinerlei<br />

Schmerz empfinden würden. Umm<br />

Ahmed al-Abid, eine Mutter von zehn Kindern,<br />

die Suha in ihrem Film vorstellt, beteuert,<br />

dass sie kurz davor war, ihren Mann zu<br />

verlassen, als dieser keinen Nachwuchs mehr<br />

wollte: „Die jungen Männer sterben. Da ist<br />

es falsch zu verhüten. Es ist unsere Pflicht,<br />

Kinder zu bekommen. Das palästinensische<br />

Volk muss doch wachsen. Wir brauchen noch<br />

mehr junge Männer, noch mehr Kämpfer!“


Fünf ihrer Söhne hat sie bereits verloren;<br />

zwei davon schickte sie selbst mit ihrer Unterschrift<br />

und Auftritten in deren Märtyrervideos<br />

in den Tod: „Es ist das Beste, was mir<br />

passieren kann. Gebe Gott, dass du Erfolg<br />

hast und als Märtyrer stirbst.“ Umm Ahmed<br />

al-Abed sieht sich selbst in dem Video ihrem<br />

Sohn diese letzten Worte sagen, und sie verzieht<br />

dabei keine Miene: „Wenn ich meinen<br />

Sohn verstecke und andere Mütter dasselbe<br />

tun, werden wir nie gewinnen.“ Die Frauen<br />

der Hamas schauen sich gemeinsam diese<br />

Videos an. Während Mütter und Söhne auf<br />

der Leinwand stolze Abschiedszeremonien<br />

vollziehen, schwenkt Suhas Kamera auf das<br />

Publikum. Dort sitzen auch Kinder. Eine vollverschleierte<br />

Frau hält einen knapp einjährigen<br />

Jungen auf dem Arm. Wenn es nach der<br />

Hamas geht, wird der Plan A für sein <strong>Leben</strong><br />

ein sinnloser Tod sein. Bald schon wird er im<br />

Kindergarten lernen, diesen Gedanken zu<br />

lieben. Auch dort durfte Suha filmen.<br />

Auf vielen Demonstrationen sieht man die<br />

Frauen schwerbewaffnet lauthals das jüdische<br />

Volk verfluchen. Der Kampf um Palästina gegen<br />

den als satanisch dargestellten Fein Israel<br />

verleiht ihnen einen neuen Wert und Sinn in<br />

ihrem <strong>Leben</strong>. „Die Hamas hat mir alles beigebracht:<br />

Geduld, Stärke, Willenskraft und<br />

Selbstbewusstsein. Die Hamas hat mir gezeigt,<br />

was es heißt, eine Muslima zu sein:<br />

Eine starke Persönlichkeit mit einer eigenen<br />

Meinung. Das, was ich fühle, kann ich gar<br />

nicht in Worte fassen. Hamas – das ist wie ein<br />

Kleid, das ich trage“, so beschreibt Gamila<br />

al-Shanti, Parlamentsabgeordnete für die Hamas,<br />

ihr Verhältnis zu der Terrororganisation<br />

und Partei, die sich selbst „islamische Widerstandsbewegung“<br />

nennt. „Die Frauen der<br />

Hamas: Das ist eine eigenständige Bewegung<br />

mit dem gleichen Status wie unsere Brüder<br />

der Hamas. In den schwierigsten Kämpfen<br />

waren wir – die Frauen – an der Seite unserer<br />

Freiheitskämpfer. Das begann schon während<br />

der Intifada. Da waren wir mit dabei. Dieser<br />

Einsatz hat das Frauenbild hier – die Beziehungen<br />

zwischen Männern und Frauen –<br />

stark verändert. Wir sind eben nicht nur für<br />

Haus und Heim da, nicht nur für das Bett. Wir<br />

werden viel mehr respektiert von den Männern.“<br />

Gamila al-Shanti sei nicht verheiratet,<br />

sagt Suha, aber da seien andere Frauen im<br />

Parlament, die in der politischen Rangordnung<br />

über ihren Männern stünden. Auch das<br />

gäbe es interessanterweise.<br />

Eine bewegende Geschichte in der Dokumentation<br />

ist die von Umm Shadi. Sie hat drei<br />

Töchter und fünf Söhne zur Welt gebracht.<br />

Auch sie wurde in dem Glauben erzogen,<br />

dass der Krieg gegen Israel jedes Opfer wert<br />

sei. Auch sie verabschiedet ihren ältesten<br />

Sohn Luay in einem Video. Aber sie verkraftet<br />

seinen Tod nicht. Sie verstummt und kämpft<br />

mit den Tränen, als sie die anderen Mütter<br />

zur Nachahmung ermutigen soll. Immer wieder<br />

bekommt sie von anderen Frauen gesagt,<br />

warum sie sich freuen solle statt zu trauern,<br />

dass sie von allen beneidet werde, weil sie<br />

die Mutter eines Märtyrers sei, und dass es<br />

Luay jetzt im Paradies sehr gut gehe. Vielleicht<br />

regt sich in ihr neben dem Schmerz<br />

über den Verlust ihres Sohnes ein Zweifel an<br />

der Wahrheit dieser Aussagen. Aber damit<br />

muss sie allein fertig werden. Das darf sie<br />

niemandem sagen. Lethargisch kümmert sie<br />

sich um ihre verbliebenen Kinder. Eine ihrer<br />

Besucherinnen wendet sich an die vielleicht<br />

zweijährige Tochter Hanna: „Du bist die<br />

Schwester eines Märtyrers. Haben sie’s dir<br />

erzählt? Ich wäre auch gern die Schwester<br />

eines Märtyrers. Gott wird dich belohnen!“<br />

Aber Umm Shadi ist zu tief verletzt, um sich<br />

mit leeren Worten trösten zu lassen, und zu<br />

schwach, um ihre Verzweiflung zu verstecken.<br />

Weinend sitzt sie am Grab von Luay. Sie<br />

kann ihre Tränen weder vor der Kamera noch<br />

vor ihrem vielleicht achtjährigen Sohn unterdrücken,<br />

der sie begleitet hat. In der Schule<br />

muss er es als seinen größten Wunsch angeben,<br />

einmal Märtyrer zu werden, und zu Hause<br />

erlebt er, wie seine Mutter am Tod seines<br />

Bruders zerbricht. Sein Vater hilft nicht; er<br />

„arbeitet außerhalb von Gaza“. Das zeigt der<br />

Film nicht. Das erzählt Suha – nach mehreren<br />

Anläufen und ohne viel zu verraten. Auch sie<br />

sollte ihre Kritik nicht zu offen äußern. „Ich<br />

liebe Umm Shadi.“, sagt sie, „Sie tut mir so<br />

leid. Sie bringt mich immer zum Weinen. Es<br />

war kein leichter Film für mich als Palästinenserin.<br />

Ich bin so anders als diese Frauen.<br />

Und ich habe mir viele Fragen gestellt. Was<br />

könnten wir – was könnte ich – tun, um<br />

dieses <strong>Leben</strong> zu verbessern? Was ist meine<br />

Rolle? Was ist in der Welt falsch gelaufen,<br />

dass wir hier gelandet sind? Es ist eine gescheiterte<br />

Revolution.“<br />

Auf politischer Ebene sollten im Umgang mit<br />

der Hamas keine Kompromisse eingegangen<br />

werden. Ihr „Parteiprogramm“ zielt so deutlich<br />

auf die Vernichtung jeglichen jüdischen<br />

<strong>Leben</strong>s ab, dass Appeasement-Politik ausgeschlossen<br />

sein sollte. Suhas Dokumentation<br />

hilft aber dabei, auch hier zwischen Mensch<br />

und Ideologie zu unterscheiden. Beim Blick<br />

in die Tiefen menschlicher Abgründe müssen<br />

Ablehnung und Mitgefühl einander nicht ausschließen.<br />

Denn sonst können Umm Shadi<br />

und Suha nie jemanden finden, der bereit ist,<br />

ihre Fragen ernst zu nehmen und zu beantworten.<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

39


Vernageltes<br />

Kreuznägel<br />

Jesu entdeckt?<br />

Klarstellungen zu einem<br />

Sensationsfund, der keiner ist<br />

Foto: Johannes Gerloff<br />

von<br />

Alexander Schick<br />

(Westerland-Sylt)<br />

und Ulrich W. Sahm<br />

(Jerusalem)<br />

Bei der Pressekonferenz in Jerusalem präsentierte<br />

der kanadisch-israelische Filmemacher<br />

die angeblichen Kreuznägel Jesu. Sie seien im<br />

Grab des Hohenpriester Kaiphas entdeckt<br />

worden, der sich nach der Kreuzigung Jesu<br />

bekehrt und die Nägel Jesu mit in sein eigenes<br />

Grab genommen hätte ... Neues von den<br />

alle Jahre wieder üblichen Spekulationen<br />

über Jesu Tod und Auferstehung und dies<br />

ganz pünktlich zu Ostern, damit auch alle<br />

Zeitungen den Unsinn noch abkaufen und<br />

verbreiten ... Simcha Jacobovici bei seiner<br />

Pressekonferenz in Jerusalem. In seinen Händen<br />

hält er die angeblichen Kreuznägel Jesu.<br />

Alle Jahre wieder ... Das unsägliche Geschäft<br />

mit Jesus zur Osterzeit<br />

Zwei kleine römische Nägel, 1990 im Jerusalemer<br />

„Friedenspark“ südlich des Tempelbergs<br />

in einer Grabhöhle entdeckt, sollen<br />

angeblich jene Nägel sein, mit denen die Hände<br />

Jesu am Kreuz befestigt wurden. Das hat<br />

der bekannte „Journalist“ und Filmemacher<br />

Simcha Jacobovici bei einer gut besuchten<br />

Pressekonferenz in Jerusalem behauptet. Die<br />

40 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Aufsehen erregende Entdeckung wurde Journalisten<br />

schon zwei Tage zuvor per Email<br />

mitgeteilt, mit der strikten Anweisung, kein<br />

Wort darüber vor Beginn der Pressekonferenz<br />

zu veröffentlichen. Auf Anfrage, wieso sich<br />

die israelische Zeitung Haaretz nicht an die<br />

Sperrfrist halten musste, sagte einer der Veranstalter:<br />

„Kaum jemand kann doch Hebräisch<br />

lesen. Auf Englisch wurde nichts veröffentlicht.“<br />

So war deutlich, dass die<br />

Vorstellung der Sensation vor allem eine ausgeklügelte<br />

PR-Aktion des Geschäftemachers<br />

Jacobovici war, der vor zwei Jahren einen<br />

weltweiten Wirbel mit seinem erfolgreichen<br />

„Dokumentar“-Film über das angebliche<br />

Grab der kompletten Familie Jesu ausgelöst<br />

hatte. Seine pseudowissenschaftlichen Thesen<br />

wurden zwar von der Fachwelt in kürzester<br />

Zeit entkräftet, dennoch wurde die<br />

TV-Doku auch in Deutschland zu bester Sendezeit<br />

während der Osterfeiertage ausge-<br />

Simcha Jacobovici bei seiner Pressekonferenz in Jerusalem.<br />

In seinen Händen hält er die angeblichen Kreuznägel Jesu.<br />

Foto: © Ulrich Sahm<br />

strahlt. Jacobovicis vermeintliche „Entdeckungen“<br />

gelten unter Wissenschaftlern als<br />

unseriöse Spekulationen. Bei dem neuen<br />

Fund soll es sich nun angeblich um die Kreuznägel<br />

Jesu handeln. Diese Nägel wurden in<br />

einer Grabhöhle in und neben einem Ossuar<br />

(Knochenkasten) gefunden mit dem extrem<br />

seltenen eingeritzten Namen in althebräischer<br />

Schrift „Josef, Sohn des Kaiphas“. Fast<br />

ohne Widerspruch folgen die meisten Wissenschaftler<br />

der Identifizierung der Entdecker<br />

Zvi Grinhut und Ronni Reich, dass es<br />

sich hierbei um das Familiengrab des Hohepriesters<br />

Kaiphas handelte. In den Jahren 18<br />

bis 36 hielt Kaiphas das höchste Amt eines<br />

Juden unter römischer Besatzung inne. Jesus<br />

von Nazareth wurde als „König der Juden“<br />

bezeichnet, was die herrschende Priesterkaste<br />

als Revolte auffasste. Wie im Neuen Testament<br />

berichtet, konnte Kaiphas Jesus nicht<br />

selber zum Tode verurteilen. So überantwor-<br />

Grabkammer mit Ossuarien = Gebeinskisten/Lager der Israelischen Antikenbehörde mit<br />

gesammelten Ossuarien. Fotos: © Ulrich Sahm


tete der Hohepriester Jesus von Nazareth<br />

nach dem religiösen Prozess dem römischen<br />

Prokurator Pontius Pilatus. Der verurteilte<br />

Jesus zum Tode, nachdem er seine „Hände in<br />

Unschuld gewaschen“ hatte.<br />

„Rechtzeitig zu Ostern“, so die Einladung zur<br />

Pressekonferenz, hat der kanadisch-israelische<br />

Filmemacher Jacobovici einen 45 Minuten<br />

langen und etwa 800.000 Dollar<br />

teuren Film über seine Suche nach den beiden<br />

Nägeln vom Kreuz Jesu gemacht. Der<br />

Film wird nun weltweit im Fernsehen gezeigt,<br />

sogar im israelischen.<br />

Die Geschichte der krummen Nägel, die Jacobovici<br />

vor der Presse hochhielt, hat mehrere<br />

Haken. Denn die Archäologen haben tatsächlich<br />

zwei Nägel gefunden und ordentlich registriert,<br />

aber weder fotografiert noch aufbewahrt.<br />

Die Nägel blieben verschwunden. „Die<br />

israelische Antikenbehörde wollte einen wichtigen<br />

Fund verschwinden lassen, um sich<br />

nicht mit dem Christentum anzulegen“, spekulierte<br />

Jacobovici, während der ebenfalls anwesende<br />

Archäologe, Professor Gabriel Barkay<br />

von der Bar Ilan Universität widersprach: „So<br />

etwas hat es nie gegeben. Das Verschwinden<br />

der Nägel war eine schlimme Schlamperei, ein<br />

Fehler von Reich und Grinhut.“ Mit einem<br />

Filmteam machte sich Jacobovici auf die Suche<br />

nach dem Kaiphas-Grab. Das wurde beim Bau<br />

einer Straße zufällig entdeckt, erforscht, versiegelt<br />

und zugeschüttet. Weil die Israelische<br />

Antikenbehörde sich weigerte, mit Jacobovici<br />

zu kooperieren, musste er im Park „neben<br />

einem Spielplatz“ das Grab suchen. Dabei half<br />

ihm eine Sitte orthodoxer Juden. Auch bei<br />

2000 Jahre alten jüdischen Gräbern müssen<br />

die „Seelen“ mit dem Himmel kommunizieren<br />

können. In die Höhlendecke wird deshalb ein<br />

Loch gebohrt. Darein wird ein grünes Stahlrohr<br />

gesteckt, das dann etwas sinnlos aus<br />

dem Boden ragt (Bild unten).<br />

Foto © Ulrich Sahm<br />

Jacobovici ließ eine Mini-Kamera in das Grab<br />

herab, „um die verschollenen Nägel zu su-<br />

Foto © Alexander Schick<br />

chen“. Natürlich erfolglos. Daraufhin besuchte<br />

er das Labor von Professor Israel<br />

Hershkowitz an der Universität Tel Aviv. Der<br />

hatte tatsächlich „ungefähr“ vor 18 Jahren<br />

zwei Nägel „aus Jerusalem“ erhalten. Darum<br />

sponn Jacobovici nun seine „Geschichte“.<br />

Die hat jedoch laut Professor Barkay nichts,<br />

aber auch gar nichts „mit Archäologie und<br />

Wissenschaft“ zu tun. Jacobovici erzählte den<br />

kopfschüttelnden Journalisten von BBC,<br />

CNN, ZDF und dpa, dass im Judentum nur<br />

„Nägel von Gekreuzigten“ einem Toten als<br />

Grabbeigabe mitgegeben würden, weil sie<br />

Seelenheil in der Nachwelt versprächen. Barkay<br />

hingegen widersprach als Archäologe,<br />

dass Nägel in einem Zimmer, in dem ein Toter<br />

lag, „unrein“ seien, herausgenommen<br />

und mit dem Toten ins Grab geworfen wurden.<br />

Ebenso wurden mit Nägeln die Namen<br />

der Verblichenen auf die Knochenkästen geritzt.<br />

Für Kaiphas seien laut Jacobovici das<br />

Verhör und die Übergabe Jesu an Pilatus die<br />

„wichtigste historische Tat“ seines <strong>Leben</strong>s<br />

gewesen. Kaiphas habe seine Tat vor seinem<br />

Tod im Alter von 60 Jahren bereut und sei<br />

einer der ersten Gläubigen Jesu geworden. So<br />

der Filmschaffende unter Berufung auf ein<br />

obskures arabisches „Kaiphas-Evangelium“<br />

aus dem 6. Jahrhundert (zu den gnostischen<br />

sog. „Evangelien“ und ihrem angeblichen historischen<br />

Wert siehe www.sakrileg-betrug.<br />

de/sakrileg/hintergrund-zwei.php).<br />

Deshalb (weil Kaiphas angeblich einer der<br />

ersten Christen geworden wäre) habe er nach<br />

seinem Tod die Nägel in seinen Knochenkasten<br />

legen lassen. Eine kritische Journalistenfrage<br />

dazu beantwortete Professor Barkay:<br />

„Wir haben Ossuarien mit den Knochen eines<br />

halben Menschen und andere mit anderthalb<br />

Toten gefunden. Nachdem das Fleisch verwest<br />

war, haben wohl professionelle Totenarbeiter<br />

die sterblichen Überreste pietätlos zusammen<br />

mit Parfümflaschen, Münzen und was sonst in<br />

der Grabhöhle herumlag, in die Knochen-<br />

kästen gepackt.“ Während Wissenschaftler<br />

davon ausgehen, dass ein wunderbar<br />

steingemetzelter Knochenkasten mit der Aufschrift<br />

„Josef, Sohn des Kaiphas“ die Knochen<br />

des berühmten Hohenpriesters enthielt<br />

(Bild links), hatte sich Jacobovici von der<br />

Antikenbehörde einen zweiten, wesentlich<br />

schlichteren Kalkstein-Kasten mit dem Namen<br />

„Kaffaa“ aus der gleichen Grabhöhle aus dem<br />

Lager der Israelischen Antikenbehörde ausgeliehen<br />

und mitgebracht. (Bilder unten mit Inschrift<br />

„Kaffaa“).<br />

Foto © Ulrich Sahm<br />

Zwischen zwei Rosetten, die laut Barkay mit<br />

einem „Kompass“ eingeritzt und nur „Verzierung<br />

ohne Bedeutung“ seien, sieht man drei<br />

Stufen, eine Säule und sieben nach oben zeigende<br />

Pfeile. Jacobovici hatte dazu eine bedeutsame<br />

„Erklärung“: Michaelangelo hatte<br />

in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan eine<br />

Säule gemalt, die weggetragen wird. Also<br />

ist auch das eindeutig eine symbolische Abbildung<br />

des Kreuzes, knapp sechs Jahre nach<br />

der Kreuzigung Jesu auf die Breitseite eines<br />

Ossuars geritzt. Und schließlich machte<br />

Jacobovici noch zwei „Nägel mit Köpfen“ ausfindig.<br />

Zwei kleine Kreise rechts und links<br />

der Rosetten identifizierte Jacobovici als „Nagelköpfe“.<br />

Professor Barkay konnte über soviel<br />

„archäologisches Fachwissen“, das nichts<br />

als reine Spekulation darstellte, nur noch<br />

schmunzeln: „Die beiden Kreise sind reine<br />

Füller, bedeutungsloser Zierrat.“ Mit seiner<br />

TV-Doku wird Jacobovici wieder für einige<br />

Diskussionen in der Medienlandschaft sor-<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

41


gen, auch wenn die Fachwelt ihn mit Missachtung<br />

straft. Der deutsche Schriftrollenforscher<br />

Professor Claus-Hunno Hunzinger<br />

urteilt über solche Phänomene: „Die Leute<br />

sind von einer solchen religiösen Ahnungslosigkeit,<br />

dass sie jeden Blödsinn glauben und<br />

auf den Leim gehen. Gegen Argumente kann<br />

man wissenschaftlich argumentieren, gegen<br />

pure Phantasien hat man nichts entgegenzusetzen,<br />

das ist wie der Kampf von Don Quichote<br />

gegen die Windmühlen“, so der Professor<br />

für Religionsgeschichte.<br />

Dabei hat das Grab des Kaiphas eine ganz andere<br />

Aufmerksamkeit verdient. In einem der<br />

Ossuarien (mit der Aufschrift Miriam) befanden<br />

sich die Überreste einer Frau (Tochter<br />

von Kaiphas?). Im Schädel, auf dem Gaumen,<br />

wurde eine gut erhaltene Münze des Königs<br />

Herodes Agrippa I. aus dem Jahre 42/43<br />

n.Chr. entdeckt (siehe Bild unten).<br />

Die Münze im Mund ist nicht anderes als die<br />

heidnisch-griechische Sitte, dem Toten eine<br />

Münze als Fährgeld für den Fährmann Charon<br />

zu geben. So sollte der Tote die Überfahrt<br />

des Flusses Styx ins Totenreich Hades bezahlen<br />

können. Mitten in der Familie des jüdischen<br />

Hohenpriesters wurde also – im drastischen<br />

Widerspruch zum jüdischen Gesetz<br />

– heidnischer Aberglaube praktiziert! Wenn<br />

aus diesem Umfeld die Aufforderung kam,<br />

Jesus als Verräter am Glauben der Vorväter<br />

hinzurichten, dann ist das die eklatanteste<br />

Form von Heuchelei. Jesus hatte die ganze<br />

hohepriesterliche Familie samt Anhang als<br />

Heuchler bezeichnet. Für den verstorbenen<br />

Forscher Professor Carsten Peter Thiede war<br />

dieser Fund mehr als bedeutsam. Belegte er<br />

doch, dass Kaiphas heidnischen Aberglauben<br />

in seiner Familie duldete. Jesu Urteil von der<br />

hohenpriesterlichen Heuchelei war so archäologisch<br />

in eindrucksvoller Weise bestätigt<br />

worden. Auch der religiöse Prozess gegen Jesus<br />

war eine reine Farce. Obwohl Kaiphas<br />

alles tat, um den Prozess gegen Jesus nach<br />

dem „Buchstaben des Gesetzes“ durchzufüh-<br />

42 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Fotos: © Alexander Schick<br />

ren, stand das Todesurteil schon vor Jesu Verhaftung<br />

fest (vgl. Matthäus 26,1-5).<br />

Noch ein weiterer Grabfund verdient eine<br />

besondere Erwähnung. Als nach dem Sechs-<br />

Tage-Krieg (1967) umfangreiche Ausgrabungen<br />

durch israelische Wissenschaftler in<br />

der Umgebung von Jerusalem durchgeführt<br />

wurden, machten die Archäologen in Giv’at<br />

Ha-Mivtar (nordöstlich von Jerusalem) einen<br />

grausamen Fund. Es wurden mehrere Gräber<br />

aus der herodianischen Zeit entdeckt. Einer<br />

der Särge enthielt noch die Gebeine eines<br />

Mannes namens „Yohanan (Johannes) Ben-<br />

Hazkul“. Im Alter von 25 Jahren war der<br />

Mann gekreuzigt worden. Im rechten Fersenbein<br />

steckte noch der elf Zentimeter lange<br />

Eisennagel. Beim Anschlagen an das Kreuz<br />

hatte sich der Nagel so verbogen, dass er bei<br />

der Abnahme des Körpers vom Kreuz nicht<br />

mehr entfernt werden konnte. (siehe Foto ©<br />

Alexander Schick). Dieser Fund ist die erste<br />

archäologische Bestätigung für die in Jo-<br />

Fotos: © Alexander Schick<br />

hannes 20,25-27 vorausgesetzte Annagelung<br />

an das Kreuz. In den bekannten Versen, die<br />

von dem „ungläubigen“ Thomas handeln, lesen<br />

wir: „Da sagten die anderen Jünger zu<br />

Thomas: Wir haben den Herrn gesehen. Er<br />

aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen<br />

Händen das Mal der Nägel sehe und meine<br />

Finger in das Mal der Nägel lege und lege<br />

meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht<br />

glauben. Und nach acht Tagen waren seine<br />

Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen.<br />

Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen<br />

waren, und trat in die Mitte und sprach:<br />

Friede sei mit euch! Dann spricht er zu Thomas:<br />

Reiche deinen Finger her und sieh meine<br />

Hände, und reiche deine Hand her und<br />

lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig,<br />

sondern gläubig!“ Als Thomas die Wunden<br />

sah, die durch die Kreuzigung verursacht<br />

worden waren, antwortete und sprach er zu<br />

Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“ Diese Begegnung<br />

des Thomas mit dem Auferstandenen<br />

ist immer wieder bildlich dargestellt<br />

worden, ebenso wie die Kreuzigung. Doch<br />

durch den Fund von Giv’at Ha-Mivtar wissen<br />

wir heute, dass die Römer bei den Kreuzigungen<br />

die Füße seitlich am Holz festnagelten<br />

und nicht vorn überkreuz, wie es auf den<br />

christlichen Kreuzigungsszenen meist dargestellt<br />

ist (Foto unten: durchbohrtes Fersenbein<br />

im Vergleich vor dem Bein einer Statue.<br />

Foto © Ulrich Sahm). Der Tod am Kreuz trat<br />

erst nach Stunden durch die Lähmung der<br />

Atmungsmuskulatur ein. Der Verurteilte er-<br />

Foto © Ulrich Sahm<br />

stickte qualvoll. Eine brutalere Hinrichtungsart<br />

kann man sich nicht vorstellen! So war es<br />

auch bei Jesus, als er die letzten Worte rief:<br />

„Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht,<br />

was sie tun“ (Lukas 23,34). Ein Replikat<br />

dieses Fersenbeins hatte auch Jacobovici bei<br />

seiner Pressekonferenz dabei (auch im Israel-<br />

Museum wird nur ein Replikat ausgestellt,<br />

weil orthodoxe Juden gegen die Zurschaustellung<br />

von menschlichen Überresten protestieren<br />

würden). Doch dieser Fund ist schon<br />

lange bekannt und wurde in der Fachliteratur<br />

ausführlich beschrieben. Man kann sich des<br />

Eindrucks nicht verwehren, dass sich Jacobovici<br />

solcher bedeutsamer archäologischer<br />

Fundstücke bedient, um seine unhaltbaren<br />

Spekulationen medienwirksam in der Welt<br />

bekannt zu machen. Dies hat nichts mit Archäologie<br />

oder historischer Forschung zu tun,<br />

sondern wohl eher mit den kleinen metallischen<br />

Gegenständen, die auf den Tischen<br />

lagen, als Jesus diese bei der Vertreibung der<br />

Wechsler im Tempelareal umstieß. Der Judasverrat<br />

brachte damals 30 Silberschekel ein.<br />

Heute verdienen manche Leute sehr viel<br />

mehr Geld mit ihren abstrusen Behauptungen<br />

über Jesus von Nazareth.<br />

Artikel mit freundlicher Genehmigung von<br />

ULRICH SAHM / Jerusalem www.usahm.de<br />

erweitert von ALEXANDER SCHICK / Bibelausstellung<br />

Sylt www.bibelausstellung.de


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insbesondere religiösen Zwecken dienend,<br />

anerkannt und gemäß § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG<br />

von der Körperschaftsteuer befreit.<br />

Steuernummer: 222/141/00790/K03<br />

Wir bestätigen, dass der zugewendete<br />

Betrag nur für satzungsgemäße Zwecke<br />

verwendet wird.<br />

<strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

OT Schönborn-Dreiwerden<br />

Schulstraße 5 · D-09661 Rossau<br />

(Bis zu einem Betrag von 200,– EUR gilt<br />

dieser Vordruck als Spendenbescheinigung)<br />

Konto-Nr.<br />

Ich möchte regelmäßig Informationen<br />

Wir möchten einen Vortrag in unserer Gemeinde,<br />

unserem Hauskreis ...<br />

Ich möchte aktiv mitarbeiten, z. B. Handwerkerteams<br />

BLZ<br />

Kontoinhaber Datum/Unterschrift


Äthiopienreisebericht<br />

Besuch bei einer wachsenden Familie<br />

Die elfte Reise nach Äthiopien von Pfr. Matthias Franke vom 3.–23. März 2011<br />

Text und Fotos von<br />

Pfr. Matthias Franke,<br />

Dennheritz<br />

Der Schwerpunkt der ersten Woche lag in<br />

Addis Abeba. Da waren die Besuche bei den<br />

inzwischen vielen Bekannten, Freunden und<br />

bei meinen „internationalen Kindern“. Seit<br />

einigen Reisen sind neben „Versöhnung“<br />

auch die Themen „Die Vaterschaft Gottes“<br />

und „Die Bedeutung von natürlicher und<br />

geistlicher Vaterschaft“ auf meinem Predigtprogramm.<br />

Zur Situation der Falascha<br />

Zunächst noch oder wieder einmal: Die Zuordnung,<br />

wer Jude ist oder und wer nicht, ist<br />

in Äthiopien ausgesprochen schwierig. Dies<br />

hat unterschiedliche Gründe, auf die aus<br />

Platzgründen hier nicht eingegangen werden<br />

kann. Nicht alle, die sich als Juden verstehen,<br />

sind nach jüdischem Verständnis Juden. Es<br />

gibt meistens keine Geburtsnachweise. Mancher<br />

von den Verwandten ist bereits in Israel,<br />

aber die noch in Äthiopien <strong>Leben</strong>den werden<br />

nicht als Juden anerkannt. Vielen wird gesagt,<br />

dass sie keine Juden seien, aber wenn<br />

Christen zur Unterstützung oder auch zur<br />

Mission kommen, dann reist ein Rabbiner aus<br />

Israel an und warnt die Falascha vor diesen<br />

Christen, sich nicht mit ihnen einzulassen,<br />

da sie ja Juden seien.<br />

Auch bei meiner letzten Reise war gerade ein<br />

israelischer Rabbiner in Addis unterwegs, der<br />

auf Grund einiger Aktionen amerikanischer<br />

Christen eben vor diesen warnte. Wenn man<br />

Samira<br />

Falaschaunterkunft in Addis<br />

Gondar – sind es Juden oder nicht?<br />

es genau formulieren will, müsste man vielleicht<br />

immer schreiben „Äthiopier mit jüdischem<br />

Hintergrund“ . Falascha war früher<br />

eher ein Schimpfname und bedeutet so viel<br />

landbesitzlos. Viele „Falascha“ bezeichnen<br />

sich selbst als Beta Israel – Haus Israel. Dies<br />

alles macht eine Zuordnung schwer, auch für<br />

den Staat Israel, der für viele natürlich ein<br />

willkommener Platz wäre, um der Not zu entkommen.<br />

Vermutlich weiß niemand, wer in<br />

Äthiopien Jude ist oder wer gern einer wäre<br />

oder für wen eine jüdische Identität ein Vorwand<br />

ist, um in eine wirtschaftlich bessere<br />

<strong>Leben</strong>ssituation zu kommen. Ich weiß es<br />

nicht, wer von denen, bei denen ich bin,<br />

wirklich Jude ist oder nicht. Nachdem schon<br />

beim letzten Mal einer aus der Leiterschaft<br />

der Gruppe, die wir unterstützen, mit seiner<br />

großen Familie ausgewandert war, wurde ich<br />

dieses Mal in Gondar vom Leiter unserer<br />

Gruppe freudestrahlend begrüßt: „Matthias,<br />

wir haben alle Papiere für die Auswanderung<br />

nach Israel. In hoffentlich drei Wochen werden<br />

wir fliegen!“ Dies bedeutet: Einige sind<br />

als Juden anerkannt, aber die meisten aus unserer<br />

Gruppe werden vermutlich noch Jahre<br />

oder für immer in Äthiopien bleiben. Israel<br />

hat in den letzten Jahren sehr großzügig Emigranten<br />

aus Äthiopien aufgenommen. Immer<br />

wenn wieder viele ausreisen durften, war<br />

nach relativ kurzer Zeit wieder eine große<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

45


Gruppe da, die ebenfalls das Ziel Israel hat.<br />

Mir wurde berichtet, dass die Auswanderung<br />

gut angelaufen ist, dass monatlich ca. 100 bis<br />

200 Falascha nach Israel ausgeflogen werden.<br />

Für Gondar habe ich das Projekt für Woleka<br />

bei den staatlichen Behörden eingereicht.<br />

Unser Ziel ist es, Menschen mit einem jüdischen<br />

Hintergrund zu helfen, entweder,<br />

wenn sie nach Israel gehen dürfen, ihnen zu<br />

einer besseren Ausbildung zu verhelfen oder,<br />

wenn sie in Äthiopien bleiben müssen, besser<br />

überleben zu können.<br />

Bei der letzten Reise habe ich für 20 junge<br />

Leute aus diesen Familien die Kosten für eine<br />

drei- bis viermonatige Berufsausbildung hinterlassen.<br />

Es ist ein wichtiger Schritt, wenn<br />

es einen Verdiener in der Familie gibt. Berihun,<br />

ein orthodoxer Christ, war mir ein guter<br />

Helfer und Übersetzer bei den Gesprächen.<br />

Oft brachte er jemanden zu mir, mit dem er<br />

ein Gespräch führte: „Papa, bete mal mit<br />

ihm/ihr!“ Ich habe vorher wohl nie mit so<br />

vielen Menschen gebetet, die ich kaum kannte.<br />

Auf dem Flugplatz machte er dann selbst<br />

sein <strong>Leben</strong> mit Jesus fest.<br />

In Addis ist die Situation weniger hoffnungsvoll,<br />

da nur sehr wenige als Emigranten aner-<br />

kannt sind. Ich habe einige Familien besucht,<br />

von denen ich nicht weiß, ob es Juden sind<br />

oder nicht, die aber nur einen Wunsch haben:<br />

nach Israel auswandern zu dürfen. Es ist<br />

eine Gruppe von Menschen, die zwischen<br />

allen Stühlen zu sitzen scheint. Zwischen<br />

großen neu gebauten Familienpalästen sind<br />

ihre Hütten geduldet, bis sich jemand an diesem<br />

Platz ein neues, großes Haus baut. Dann<br />

ziehen sie wieder um, in eine Hütte etwas<br />

weiter an die Peripherie der Hauptstadt.<br />

Reise in den Süden<br />

In der zweiten Woche war ich auf Einladung<br />

Filmons mit meiner kleinen Gruppe unterwegs<br />

im Süden. Filmon habe ich auf einer<br />

Versöhnungskonferenz im letzten Frühjahr<br />

kennen gelernt. Mit ihm habe ich bei dieser<br />

46 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />

Konferenz im Gefängnis gepredigt. Auf<br />

Grund seiner eigenen bewegten Geschichte<br />

geht er zu denen, zu denen sonst niemand<br />

geht. So hatte er mich eingeladen zu den Hamar,<br />

den Mursi und den Bodi. Weil bei unserem<br />

Auto das Licht ausfiel und das Getriebe<br />

provisorisch repariert werden musste, kamen<br />

wir dann allerdings nur bis zu den Hamar. Die<br />

Hamar sind ein kämpferisches Volk, das bisher<br />

kaum vom Evangelium erreicht ist. Zunächst<br />

besuchten wir eine (vielleicht die erste)<br />

Kirche der Hamar. Diese unterschied sich<br />

kaum von den einfachen Wohnhütten. Aber<br />

der Kampf um diese Kirche war kein einfacher.<br />

Die Hamar haben die Missionare nicht<br />

willkommen geheißen. Vier der Missionare<br />

haben den Auftrag, das Evangelium zu den<br />

Hamar zu bringen, allein in dieser Gegend<br />

mit ihrem <strong>Leben</strong> bezahlt, der letzte vor ca.<br />

zehn Jahren. Es gehört schon eine Menge<br />

Mut dazu, wieder los zu ziehen, obwohl man<br />

weiß, dass die Vorgänger diesen Einsatz mit<br />

ihrem <strong>Leben</strong> bezahlt haben. Der Gemeindeleiter<br />

bekommt 25 Euro, einen weiteren (für<br />

18 Euro im Monat) können sich die wenigen<br />

Gläubigen nicht leisten. Eine Autostunde entfernt<br />

besuchten wir einen anderen Hamargläubigen.<br />

Omba erzählte uns in seiner Hütte,<br />

bei den Hamar<br />

was es für sie bedeutet, aus den Stammestraditionen<br />

herauszugehen und mit ihnen zu<br />

brechen. Seine 18jährige Tochter wurde<br />

nicht nach den Stammestraditionen verheiratet,<br />

so dass ihr das Auspeitschen durch den<br />

zukünftigen Ehemann wenige Wochen vor<br />

der Hochzeit und die Beschneidung einen Tag<br />

vor der Hochzeit erspart geblieben ist. Berührt<br />

hat mich ein Satz von Omba. Nachdem<br />

er vom Bruch mit den alten Bräuchen gesprochen<br />

hatte, sagte er zu mir: „Und nun gehören<br />

wir zum selben Königreich!“ In einem<br />

anderen Dorf, in dem noch nie ein Missionar<br />

gewesen ist, war es schön für mich, mit Filmon<br />

zusammen den Hamar von Gott und Jesus<br />

zu erzählen. In Jinka, ebenfalls weit im<br />

Süden, predigte ich in einer Kirche mit ca.<br />

500 Besuchern über Vaterschaft und den<br />

Wert von Kindern. Das hatte zur Folge, dass<br />

etwa 50 Kinder nach unserer Predigt von mir<br />

die Umarmung einforderten, die ich den Vätern<br />

aufgetragen hatte.<br />

Zurück in Addis<br />

Für die dritte Woche stand der Besuch in<br />

Gondar und noch einige Tage in Addis auf der<br />

Tagesordnung. Besonders kostbar waren mir<br />

wieder die Begegnungen mit meiner internationalen<br />

Kinderschar. Es kamen wieder einige<br />

dazu. Meine Tutsikinder warten immer noch<br />

auf die Ausreise nach Europa bzw. die USA.<br />

Besonders beeindruckend war die Begegnung<br />

mit einigen ehemaligen Moslems, die<br />

Christen geworden sind. Sie bezahlen einen<br />

hohen Preis für ihren Glauben. Wenn sie nur<br />

von Zuhause davon gejagt werden, dann haben<br />

sie es noch relativ gut getroffen. Viele<br />

sind aber bereit, ihr <strong>Leben</strong> dran zu geben für<br />

ihren neuen Herrn. Die erste unter Afar-Gläubigen<br />

wurde von ihrem Mann weggeschickt<br />

und von ihrem Vater weggejagt, weil er sie<br />

beim Bibellesen erwischt hatte. Als sie nach<br />

Addis kam, folgten ihr einige aus ihrem<br />

Stamm und sie musste untertauchen. Am<br />

Ende unseres Gesprächs und Gebets sah sie<br />

mich an und sagte: „Mein Vater hat mich<br />

weggejagt, aber jetzt habe ich wieder einen!“<br />

Hammat, der mit 18 Christ wurde, dessen<br />

Frau ihn mit seinen Kindern deshalb verließ,<br />

der seit über zehn Jahren chronisch krank ist,<br />

kam und wir beteten miteinander für ihn und<br />

seine Familie.<br />

Samira war als Übersetzerin mit im Süden,<br />

wir besuchten ihre Familie und wir haben<br />

erlebt, wie Gott ihren Vater nach siebenjähriger<br />

Depression nach Gespräch und Gebet in<br />

kurzer Zeit geheilt hat. Beim zweiten Besuch<br />

auf der Rückreise kam uns ein völlig veränderter<br />

Petros – so sein neuer Name nach seinem<br />

Glaubensübertritt – entgegen. Ihren<br />

Kampf gegen die Genitalverstümmelung<br />

strukturiert sie mit der Gründung der Hilfsorganisation<br />

„Women arise“. Da sind wir im<br />

Augenblick noch die einzigen Unterstützer.<br />

Heute erreichte mich eine Mail von ihr, dass<br />

sie vergangene Nacht auf dem Heimweg<br />

überfallen wurde. Körperlich blieb sie unversehrt,<br />

aber ihr wurde einiges gestohlen, und<br />

der Schreck sitzt tief.<br />

Es gäbe noch viel zu berichten. Es waren drei<br />

Wochen Urlaub, in dem kein einziger Urlaubstag,<br />

aber jeder Tag von Gott vorbereitet<br />

war. Betet weiter mit, dass wir erkennen, was<br />

Gott mit uns in Äthiopien vorhat. Danke für<br />

alle Gebete, alles Mittragen und Spenden!<br />

Vergelt´s Gott! Ihr/Euer Matthias Franke


Privat nach Israel<br />

Ferien in Galiläa<br />

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See Genezareth!<br />

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Die Zeitschrift für ein <strong>Leben</strong> in Fülle<br />

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47


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• Hotel Jerusalem 29,00 EUR<br />

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• Hotel Tel Aviv 31,00 EUR<br />

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• Mietwagen ab 19,00 EUR pro Tag<br />

Fotos: fotolia.com<br />

Reisen Sie mit den <strong>Sächsische</strong>n<br />

Laubhüttenfest-Reise<br />

vom 12. – 24. Oktober 2011<br />

mit Peter Miller<br />

Mittwoch, 12. Oktober<br />

• Ankunft am Ben Gurion Flughafen<br />

• Transfer nach Jerusalem<br />

• Willkommensabendessen und Einführungsrunde im<br />

Lutheranischen Hospiz<br />

• Abendspaziergang<br />

Donnerstag, 13. Oktober<br />

• Fahrt an den weltweit tiefsten Punkt,<br />

dem Toten Meer<br />

• Festung Massada, Ort und Symbol des jüdischen<br />

Widerstandes gegen die Römer<br />

• Qumran, Fundort der bedeutenden<br />

Schriftrollen<br />

• Baden im Toten Meer<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz Jerusalem<br />

Freitag, 14. Oktober<br />

• Vom Ölberg über das Kidrontal durchs Löwentor in<br />

die Altstadt Jerusalems<br />

• Ausklang des Tages am Gartengrab<br />

• Besuch der Klagemauer zum Shabbateingang<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz Jerusalem<br />

Samstag, 15. Oktober<br />

• Freier Tag<br />

• Abendveranstaltung zum Christlichen<br />

Laubhüttenfest<br />

Sonntag, 16. Oktober<br />

• Ein Schritt, 3000 Jahre zurück in der Davidstadt,<br />

dem Ort wo alles begann<br />

• Der Archäologische Park Davidson Center, wo Jesus<br />

den Tempelberg betrat<br />

• Besuch des Tempelinstituts im Jüdischen Viertel<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz Jerusalem<br />

weitere Reisen finden Sie hier:<br />

www.israelreise.de


<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel!<br />

Montag, 17. Oktober<br />

• Vorortführung in und um Jerusalem, Judäa und<br />

Bethlehem zu den Fragen des Jerusalemstatus,<br />

dem Siedlungsbau und der palästinensischen<br />

Autonomie mit Ulrich Sahm<br />

• Besuch des Rachelgrabes und Erläuterung der<br />

Bedeutung für die Rückkehr des Volkes Israel<br />

• Treffen mit Siedlern in Efrat<br />

• Thorastudium in Efrat<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz<br />

Jerusalem<br />

Dienstag, 18. Oktober<br />

• Jerusalemmarsch<br />

• Abendveranstaltung zum Christlichen<br />

Laubhüttenfest<br />

Mittwoch, 19. Oktober<br />

• Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad<br />

Vashem<br />

• Treffen und Gespräch mit Holocaust-Überlebenden<br />

• Mittagessen in Ein Karem<br />

• Am Abend feiern wir in einer Synagoge<br />

Simchat Thora, das Fest der Freude über die<br />

Thora<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz in<br />

Jerusalem<br />

Donnerstag, 20. Oktober<br />

• Herodion<br />

• Besuch in der biblischen Ausgrabungsstadt<br />

Sussia, die in den südlichen Bergen von<br />

Hebron liegt<br />

• Treffen mit Jochanan, einen deutschstämmigen<br />

Siedler auf seiner Farm<br />

• Besuch in Hebron mit dem Patriarchengrab<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz<br />

Freitag, 21. Oktober<br />

• Besuch im King David Hotel, dessen<br />

Geschichte es zu einem der berühmtesten<br />

Hotels der Welt gemacht hat<br />

• Freier Nachmittag in der „German<br />

Colony“, dem Viertel, das Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts von Deutschen Templern<br />

gebaut wurde<br />

• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz<br />

in Jerusalem<br />

Samstag, 22. Oktober<br />

• Besuch eines Gottesdienstes der messianischen<br />

Gemeinden<br />

• Transfer nach Ariel, der Haupt- und<br />

Universitätsstadt Samarias<br />

• Freier Nachmittag zum Baden<br />

• Übernachtung im Hotel Eshel Hashomron<br />

in Ariel<br />

Sonntag, 23. Oktober 2011<br />

• Samaria: Besuch von Beth El, Shilo und<br />

Garizim, Elon More<br />

• Har Bracha – Besuch bei einem Torahschreiber<br />

und Weinverkostung<br />

• Übernachtung im Hotel Eshel Hashomron<br />

in Ariel<br />

Montag, 24. Oktober<br />

• Rückflug mit ELAL nach Frankfurt<br />

Preis:<br />

ab 1.570,00 EUR<br />

(bei mindestens 40 Teilnehmern!)<br />

Buchungsunterlagen und Beratung:<br />

Telefon: 03765 719851<br />

Sonderangebote:<br />

<strong>Zum</strong> Laubhüttenfest<br />

nach Jerusalem<br />

auf eigene Faust – aber<br />

trotzdem organisiert<br />

vom 12. – 22. Oktober 2011<br />

Flug ab/an Deutschland<br />

Transfer: Ben Gurion Flughafen –<br />

Jerusalem – Ben Gurion Flughafen<br />

Übernachtung im Herzen der<br />

Altstadt von Jerusalem im<br />

Lutherischen Gästehaus<br />

ab 1.099,00 EUR mit Frühstück<br />

im DZ pro Person,<br />

HP-Zuschlag: 13,00 EUR pro Tag<br />

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2012 ab 260,00 EUR Endpreis pro<br />

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Jerusalem und Totem Meer<br />

gelegen, 30 Minuten Fahrt nach<br />

Jerusalem oder ans Tote Meer<br />

ab 25,00 EUR pro Person


Israel Jubiläumsreise<br />

110 Jahre JNF-KKL<br />

20. – 29./30. November 2011<br />

Leitung: Werner Hartstock<br />

NEU:<br />

Jüdischer Nationalfonds - Keren Kayemeth LeIsrael<br />

Erleben Sie in 10 Tagen 110 Jahre JNF-KKL,<br />

in denen das Erblühen des einst brachliegenden<br />

Landes zum Fundament des heutigen<br />

modernen Staates Israel wurde und uns<br />

den Traum der Wirklichkeit näher bringt…<br />

Der Abflug ist aus folgenden deutschen Flughäfen ohne<br />

Aufpreis möglich : Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart,<br />

München, Frankfurt<br />

Sonntag, 20. Nov. 2011<br />

Willkommen in Israel<br />

• Flug nach Tel Aviv und Fahrt in den Süden<br />

• Übernachtung im Kibbutzhotel Mashabei Sade<br />

Montag, 21. Nov. 2011<br />

Das Erblühen der Negev Wüste<br />

• Wir beginnen unsere Reise im<br />

„Wald der Deutschen Länder”,<br />

• gefolgt von einem Besuch des weltweit größten<br />

Herstellers von Tropfenbewässerungsanlagen und<br />

• einem Treffen mit Beduinen und äthiopischen<br />

Einwanderern.<br />

• Übernachtung im Kibbutzhotel Mashabei Sade<br />

Dienstag, 22. Nov. 2011<br />

Die Negev Wüste hautnah erleben<br />

• Jeep-Tour durch die atemberaubenden Landschaften<br />

des Ramon-Kraters und Besuch von Merchav Am,<br />

einem Moshav, dessen Land durch den KKL<br />

vorbereitet wurde. Danach fahren wir in Richtung<br />

Norden.<br />

• Übernachtung im Hotel Nir Etzion am Fuß des<br />

Carmels<br />

Mittwoch, 23. Nov. 2011<br />

Die Vielfalt des Nordens Israels<br />

• Im Norden gilt unser erster Halt der Wiederaufforstung<br />

des Carmel Waldgebiets nach dem großen<br />

Brand. Ein Rundgang durch das Shoa Museum<br />

Lochamei Hagetaot, gibt uns eine andere<br />

Perspektive der Geschichte.<br />

• Übernachtung im Hotel Haon am See Genezareth<br />

Reisen Sie mit den <strong>Sächsische</strong>n<br />

<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel!


Donnerstag, 24. Nov. 2011<br />

Ökologie und Sicherheit<br />

• Vogelbeobachtung im Hula Tal. Danach<br />

Führung an der nördlichen Grenze mit<br />

Besichtigung des Kibbutz Malkiya, und<br />

Treffen mit Soldaten der israelischen Armee.<br />

• Danach Besuch in Sapir, der ersten Station der<br />

nationalen Wasserleitung Israels.<br />

• Übernachtung im Hotel Haon am<br />

See Genezareth<br />

Freitag, 25. Nov. 2011<br />

• Der Galil, gestern, heute und morgen<br />

• Auf den Spuren der ersten Pioniere im Kibbutz<br />

Degania<br />

• Danach Fahrt durch das Jordantal in Richtung<br />

Jerusalem<br />

• <strong>Zum</strong> Shabateingang, Besuch in einer Synagoge.<br />

• Übernachtung und Shabatessen im Jerusalem<br />

Gate Hotel<br />

Samstag, 26. Nov. 2011<br />

• Shabat in Jerusalem<br />

• Führung durch die Altstadt, durch das<br />

christliche Viertel mit der Grabeskirche und<br />

das jüdische Viertel mit der Klagemauer.<br />

• Nachmittags optionaler Besuch des Israel<br />

Museums.<br />

• Den Abend schließen wir ab mit einem<br />

Vortrag des berühmten Fotojournalisten<br />

David Rubinger.<br />

• Übernachtung im Jerusalem Gate Hotel<br />

Sonntag, 27. Nov. 2011<br />

Israel Alt und Neu<br />

• Durchquerung der verschiedenen Epochen<br />

der Geschichte Israels mit einem Besuch der<br />

Ausgrabungen in der Davidstadt, gefolgt vom<br />

Besuch des neurenovierten Herzl Museums.<br />

• Wir beenden den Tag mit einem KKL-<br />

Festdinner.<br />

• Übernachtung im Jerusalem Gate Hotel<br />

Montag, 28. Nov. 2011<br />

• Von Jerusalem nach Tel Aviv<br />

• Nach einem festlichen Baumpflanzen im<br />

Aminadav Wald, besuchen wir die Knesset,<br />

das israelische Parlament. Danach Fahrt<br />

nach Tel Aviv über die judäischen Berge,<br />

durch den Gush Etzion Block und das Ela<br />

Tal.<br />

• Übernachtung im Hotel Tal in Tel Aviv<br />

Dienstag, 29. Nov. 2011<br />

• Abschlußtag der Reise<br />

• Morgenspaziergang durch die antike<br />

Hafenstadt Jaffo mit anschließender<br />

Führung durch das malerische Stadtviertel-<br />

Neve Zedek.<br />

• Am Nachmittag Abflug nach Frankfurt<br />

Die Münchner und Berliner besuchen das<br />

Better Place Center, einen Hersteller<br />

elektronischer Fahrzeuge, und gewinnen<br />

so einen Einblick in das technologische<br />

Know How Israels<br />

• Übernachtung im Hotel Tal in Tel Aviv<br />

Mittwoch, 30. Nov. 2011<br />

• Morgen: Abflug nach München.<br />

• Freier Tag in Tel Aviv für Berliner<br />

• Übernachtung im Hotel Tal<br />

Donnerstag, 1. Dez. 2011<br />

Morgen: Abflug nach Berlin<br />

Preis:<br />

ab 1.430,– EUR<br />

Buchungsunterlagen und Beratung:<br />

Telefon: 03765 719851


„Ich bin so frei!“<br />

· Gottesdienst<br />

· Bibelarbeit<br />

· Kinderprogramm<br />

· Seminare<br />

· Gebetskonzert<br />

In Glauchau mit dabei:<br />

SÄCHSISCHER 2011<br />

GEMEINDEBIBELTAG<br />

31.10.2011<br />

Sachsenlandhalle<br />

Glauchau<br />

Dr. Heinrich Christian Rust – Theologe, Buchautor,<br />

Pastor der Ev. Freik. Gemeinde Braunschweig<br />

Peter Heß – bis zum Sommer Superintendent des<br />

Ev. Luth. Kirchenbezirkes Glauchau<br />

Dieter Leicht – Therapeutischer Seelsorger und<br />

Ehe- und Familienberater aus Oelsnitz/Vogtland<br />

Dr. Christa-Maria Steinberg – Ärztin für Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie<br />

Jens Buschbeck – bis März 2011 Jugendpfarrer<br />

in Zwickau und seitdem Projektpfarrer für<br />

Gemeindeaufbau<br />

Wilfried Gotter – Leiter der ERF-Geschäftsstelle<br />

Ost und Geschäftsführer der <strong>Sächsische</strong>n<br />

<strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />

Andreas Schwantge – Buchautor und Referent<br />

beim Bibellesebund e. V.<br />

<strong>Sächsische</strong>r Gemeindebibeltag c/o CVJM Crimmitschau e.V.,<br />

Beyerstraße 32, 08451 Crimmitschau<br />

Tel. 03762 /42196, Fax 03762/2948, E-Mail: info@gemeindebibeltag.de<br />

Spenden-Konto: 16 13320 012, BLZ: 350 601 90 KD Bank –<br />

Kontoinhaber Ev. Luth.Kirchgemeindeverband Crimmitschau<br />

Zahlungsgrund: Gemeindebibeltag<br />

www.gemeindebibeltag.de<br />

K16 3270_0411_Fotos: Tatiana Popova/iStockphoto.com; Stuke/ERF<br />

K16 3270_0411_Fotos: Tatiana Popova/iStockphoto.com; Stuke/ERF<br />

DAB+<br />

Ein neues Kapitel<br />

ERF Radioempfang<br />

DAB+<br />

Am 1. August 2011 geht es los: die<br />

digitale Ausstrahlung von Radioprogrammen<br />

im DAB+-Standard. Der<br />

Ein neues Kapitel<br />

ERF ist dabei – mit ERF Radio (ab<br />

ERF Radioempfang<br />

1. September unter dem Namen ERF<br />

plus). Neben ERF Radio können Sie<br />

dann Am 1. noch August weitere 2011 Programme geht es los: empfan- die<br />

gen, digitale beispielsweise Ausstrahlung drei von Programme Radiopro- von<br />

Deutschlandradio grammen im DAB+-Standard. und u. a. die Der privaten<br />

Programme ERF ist dabei Lounge – mit FM, ERF Radio Radio Energy, (ab das<br />

Fußballradio 1. September 90elf unter sowie dem Klassik Namen Radio. ERF<br />

plus). Neben ERF Radio können Sie<br />

DAB+ dann bedeutet: noch weitere Programme empfan-<br />

■ gen, störungsfreies beispielsweise Radiohören drei Programme in bester von<br />

Qualität. Deutschlandradio Vor allem für und den u. mobilen a. die privaten Empfang<br />

Programme ist die digitale Lounge Verbreitung FM, Radio Energy, ein Mei- das<br />

lenstein: Fußballradio von 90elf Flensburg sowie bis Klassik nach Radio. Lindau<br />

am Bodensee, von Aachen bis Frankfurt/<br />

Oder DAB+ auf bedeutet: einer Frequenz!<br />

■ Den störungsfreies ERF finden Radiohören Sie immer in auf bester der<br />

gleichen Qualität. Frequenz, Vor allem für den den Sie mobilen beim ersten Emp-<br />

Einschalten fang ist die per digitale Suchlauf Verbreitung finden. ein Mei-<br />

■ lenstein: ERF Radio von rund Flensburg um die bis Uhr nach – und Lindau eine<br />

wachsende am Bodensee, Zahl von weiterer Aachen Programme bis Frankfurt/<br />

■ Oder Für auf den einer Empfang Frequenz! wird ein (neuer) digitaler<br />

■ Den Empfänger ERF finden gebraucht. Sie immer Zu erhalten auf der<br />

im gleichen Handel Frequenz, oder beim den ERF. Sie beim ersten<br />

Einschalten per Suchlauf finden.<br />

Natürlich ■ ERF Radio können rund Sie um die die ERF Uhr Radiosen- – und eine<br />

dungen wachsende auch Zahl weiterhin weiterer über Programme Satellit, Kabel,<br />

■ Internet Für den und Empfang Apps wird (für mobile ein (neuer) Endgediräte)gitaler<br />

hören. Empfänger Über Mittelwelle gebraucht. ab Zu 1. erhalten Januar<br />

2012 im Handel nicht mehr. oder beim ERF.<br />

Natürlich können Sie die ERF Radiosendungen<br />

auch weiterhin über Satellit, Kabel,<br />

Internet und Apps (für mobile Endgeräte)<br />

hören. Über Mittelwelle ab 1. Januar<br />

2012 nicht mehr.<br />

Hintergrund<br />

Ein Hörer schreibt:<br />

Über Seit 27 vielen Sendestationen Jahren erlebe werden ich ERF anfäng- Radio<br />

lich morgens rund 53 von Millionen 8 bis 10 Hörer Uhr. erreicht, Nun die entbewederste Nachricht: über ein „Ab Radiogerät August für störungsfreier den Empfang<br />

Empfang zu Hause über oder DAB+.“ im Auto. Danke! Bis 2015 wird<br />

DAB+ (Digital Audio Broadcasting) dann<br />

flächendeckend Hintergrund in ganz Deutschland zu<br />

nutzen Über 27 sein. Sendestationen Nicht alle ERF werden Hörer können anfäng-<br />

also lich rund zu Anfang 53 Millionen schon Hörer erreicht erreicht, werden. ent-<br />

Aber weder eine über große ein Zahl. Radiogerät für den Empfang<br />

zu Hause oder im Auto. Bis 2015 wird<br />

Weitere DAB+ (Digital Infos, Fragen Audio Broadcasting) oder Interesse dann<br />

an flächendeckend einem Digitalradio? in ganz Deutschland zu<br />

- nutzen www.erf.de/dab+ sein. Nicht alle ERF Hörer können<br />

- also ERF zu Servicecenter, Anfang schon Telefon erreicht 01805 werden. 161718<br />

(Der Anruf aus dem deutschen Festnetz kostet 14 Cent/Min.,<br />

Aber eine große Zahl.<br />

ERF Weitere Medien Infos, e. V. Fragen oder Interesse<br />

35573 an einem Wetzlar Digitalradio?<br />

info@erf.de - www.erf.de/dab+<br />

www.erf.de - ERF Servicecenter, Telefon 01805 161718<br />

(Der Anruf aus dem deutschen Festnetz kostet 14 Cent/Min.,<br />

Mobilfunk max. 42 Cent/Min.).<br />

ERF Medien e. V.<br />

35573 Wetzlar<br />

info@erf.de<br />

www.erf.de<br />

s c h r e: Ei RF b t-<br />

d e r L ic ht -<br />

b l i fc ük mr e i Ln e b n e ! L ei -<br />

Ein Hörer schreibt:<br />

Seit vielen Jahren erlebe ich ERF Radio<br />

morgens von 8 bis 10 Uhr. Nun die beste<br />

Nachricht: „Ab August störungsfreier<br />

Empfang über DAB+.“ Danke!<br />

Mobilfunk max. 42 Cent/Min.).

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