Zum Leben - Sächsische Israelfreunde eV
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Aktuelles<br />
Jerusalem angegliederten israelischen Nationalbibliothek<br />
überlassen. Einstein war einer<br />
der Gründer der Universität im Jahr 1918.<br />
Dank einer Spende in Höhe einer halben Million<br />
Dollar der Londoner Polonsky Stiftung<br />
werden innerhalb der nächsten Monate die<br />
rund 80.000 vorliegenden Dokumente des<br />
Einstein-Archivs gescannt werden. Das wurde<br />
am Montag aus Anlass des 131. Geburtstags<br />
von Einstein verkündet. Einstein wurde<br />
in Ulm geboren.<br />
Professor Hanoch Gutfreund, Direktor des<br />
Einstein-Zentrums, erklärte, dass die Dokumente<br />
des Nachlasses von Einstein Einblicke<br />
in seine wissenschaftliche Arbeit aber auch<br />
auf seine politischen Ansichten und sein Privatleben<br />
bieten. Einstein hatte sich immer<br />
wieder zu politischen Ereignissen in seiner<br />
Zeit geäußert.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Holocaustgedenktag in<br />
Israel<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Der jährliche Holocaustgedenktag wird in Israel<br />
nicht wie anderswo am 27. Januar begangen,<br />
dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers<br />
Auschwitz durch sowjetische<br />
Truppen, sondern gemäß dem hebräischen<br />
Kalender an dem Tag, als das Warschauer<br />
Ghetto nach dem Aufstand der dort eingepferchten<br />
Juden gefallen ist. Außer in Warschau<br />
hat es sonst nur wenige Fälle von Aufständen<br />
oder bewaffneten Widertand<br />
gegeben, als sich insgesamt 6 Millionen Juden<br />
„wie die Lämmer zur Schlachtbank“ führen<br />
ließen. Und weil im Warschauer Ghetto<br />
eben doch bewiesen worden ist, dass wenigstens<br />
ein paar Juden Widerstand geleistet<br />
haben, wird der Gedenktag in Israel „Tag der<br />
Schoah und des Heldentums“ genannt.<br />
In diesem Jahr steht der Tag im Zeichen des<br />
Beschlusses zur „Endlösung“ vor 70 Jahren<br />
und des Prozesses gegen Adolf Eichmann vor<br />
50 Jahren.<br />
Der israelische Historiker Tom Segev nutzt<br />
die Gelegenheit, erneut die israelischen wie<br />
deutschen Behörden aufzurufen, immer noch<br />
geheim gehaltene Dokumente zur europä-<br />
26 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
ischen Judenvernichtung für die Forschung<br />
freizugeben. Am Freitag veröffentlichte die<br />
Zeitung Haaretz erstmals die Polizeiakte zu<br />
Eichmann. Dabei stellte sich heraus, dass der<br />
israelische Geheimdienst 1960 neben dem<br />
Organisator des Holocaust, Obersturmbannführer<br />
Adolf Eichmann, auch den damals<br />
ebenfalls in Argentinien versteckt lebenden<br />
Arzt Joseph Mengele im Visier hatte. Mengele<br />
hatte auf der Rampe von Auschwitz mit<br />
Handzeichen die „Selektion“ ausgeführt, also<br />
entschieden, wer sofort in die Gaskammern<br />
geschickt wurde, und wer durch Fronarbeit<br />
noch einen Aufschub bekam. Um die Entführung<br />
Eichmanns nach Israel nicht zu gefährden,<br />
habe der israelische Geheimdienst beschlossen,<br />
Mengele zunächst unbehelligt zu<br />
lassen. Der Geheimdienst habe nicht „ausreichende<br />
Kapazitäten“ gehabt, gleich zwei Naziverbrecher<br />
nach Jerusalem zu bringen, um<br />
sie vor Gericht zu stellen. Ein Jahr später<br />
machten die Israelis einen erneuten Versuch,<br />
Mengele zu fangen, doch der war in der Zwischenzeit<br />
nach Paraguay geflüchtet. Der damalige<br />
Ministerpräsident David Ben Gurion<br />
beschloss, Mengele nicht zu fassen, weil Paraguay<br />
positive Beziehungen mit Israel<br />
pflegte. Die sollten nicht durch eine Entführung<br />
aufs Spiel gesetzt werden. Nachdem<br />
Mengele bei einem Badeunfall 1979 in Brasilien<br />
ums <strong>Leben</strong> gekommen war, konnte die<br />
Abteilung der israelischen Polizei für die Jagd<br />
auf Ex-Nazis auch diese Akte schließen. Segev<br />
behauptet, dass der Mossad wie auch der<br />
BND noch tausende Dokumente unter Verschluss<br />
halten, mutmaßlich, um die bis heute<br />
andauernde Kooperation der Geheimdienste<br />
nicht aufzudecken. Die Geheimhaltung solle<br />
vielleicht auch verhüllen, dass Israel nichts<br />
oder nur sehr wenig getan habe, die Mörder<br />
des jüdischen Volkes dingfest zu machen und<br />
zur Rechenschaft zu ziehen, argwöhnt die<br />
Zeitung Haaretz in einem namentlich nicht<br />
gezeichneten Kommentar. Neben Eichmann<br />
wurde lediglich der von den USA ausgelieferte<br />
ukrainische Iwan Demjanjuk vor ein israelisches<br />
Gericht gestellt, zum Tode verurteilt<br />
und in einem Berufungsverfahren mangels<br />
Beweisen freigesprochen. Jetzt wurde Demjanjuk<br />
in München erneut der Prozess gemacht.<br />
Obgleich die letzten Überlebenden des Holocaust<br />
mit eigenen Erinnerungen an das Er-<br />
lebte entweder ein sehr hohes Alter erreicht<br />
haben oder schon gestorben sind, ist die<br />
Schoa bis heute im täglichen <strong>Leben</strong> in Israel<br />
sehr präsent. So gibt es im Rundfunk eine<br />
tägliche Sendung, die Überlebenden oder deren<br />
Kindern eine Bühne bietet, nach verschollenen<br />
Verwandten zu suchen. Dank dem<br />
Zeitalter des Internet und nachdem die Holocaust-Gedenkstätte<br />
Jad Vaschem in Jerusalem<br />
die rund drei Millionen bekannten Namen<br />
von ermordeten Juden ins Internet hochgeladen<br />
hat, landen erstaunlich viele Überlebende<br />
oder deren Kinder einen Treffer. Manche<br />
haben ihr <strong>Leben</strong> lang geglaubt, ihre gesamte<br />
Familie verloren zu haben, nachdem sie mit<br />
Kindertransporten ins Ausland gerettet worden<br />
waren. Dank der „Namensblätter“, in die<br />
Überlebende die Namen der ihnen bekannten<br />
getöteten Juden eingetragen haben, erfahren<br />
die Suchenden, dass doch ein Onkel oder<br />
eine Tante überlebt hätten und irgendwo in<br />
der Welt eine Familie gegründet haben. „Ich<br />
wollte es zunächst nicht glauben, als ein gewisser<br />
Benzion anrief und behauptete, er sei<br />
mein Cousin, der Sohn meiner tot geglaubten<br />
Tante“, erzählt Jehuda Jadvad, 79 Jahre alt.<br />
„Ich fragte ihn, ob sein Vater Malermeister<br />
im Warschauer Ghetto und rothaarig war.<br />
Erst als er das bejahte, konnte ich glauben,<br />
nach 70 Jahren doch noch einen Verwandten<br />
auf Erden gefunden zu haben.“ In diesem Fall<br />
war die Suche erfolgreich, weil der Cousin<br />
statt des Familiennamens Fuks auch Fiks eingegeben<br />
hatte.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Kommentar zur Verurteilung<br />
von Mosche Katzav,<br />
ehemaliger Staatspräsident<br />
Israels<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Ein großer Tag für Israels Demokratie oder<br />
eine Schande für den ganzen Staat. Die Urteilsverkündung<br />
gegen Ex-Staatspräsident<br />
Mosche Katzav und das Strafmaß von sieben<br />
Jahren Gefängnis bezeugen, dass Israel ein<br />
Rechtsstaat ist, in dem weder Polizei noch<br />
Anwaltschaft zurückschrecken, sogar ein