Designwissenschaft und Designforschung: Ein einführender Überblick
Designwissenschaft und Designforschung: Ein einführender Überblick
Designwissenschaft und Designforschung: Ein einführender Überblick
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Issues � Begriff Design � Design als Handlungsweise<br />
forschung von den disziplinären Wissens- <strong>und</strong> Kompetenzfeldern<br />
zu lösen <strong>und</strong> auf den Kern der Aktivität an sich zu<br />
fokussieren. Diese Diskussion kann Designforschende dabei<br />
unterstützen, Kompetenzen <strong>und</strong> Verfahren ausserhalb des<br />
disziplinären Designs für die <strong>Designforschung</strong> zu erschliessen<br />
<strong>und</strong> zu integrieren bzw. auf dieser Basis mit diesen<br />
Feldern in einen Dialog zu treten.<br />
Für die folgende Diskussion von Design als Handlungsweise<br />
bzw. professionalisiertes Entscheidungshandeln werden<br />
Positionen <strong>und</strong> Aussagen verschiedener Autoren im Lichte<br />
ihrer Herkünfte <strong>und</strong> Perspektiven näher beleuchtet.<br />
John Chris Jones (1992) benennt Design bereits 1970 aus<br />
der Perspektive des von ihm angetriebenen Design Methodology<br />
Movement als eine Tätigkeit, die den Professionen<br />
gemeinsam ist (ad 1).<br />
Herbert Simon (1998) bezeichnet Design in ähnlicher Art<br />
<strong>und</strong> Weise aus einer ingenieurwissenschaftlichen Perspektive<br />
heraus (ad 2).<br />
Filippo A. Salustri <strong>und</strong> Nathan L. Eng (2007) gehen so weit,<br />
Design von einem evolutionären Standpunkt heraus als<br />
«Natural Human Ability» zu benennen (ad 3).<br />
Harold Nelson <strong>und</strong> Eric Stolterman (2003) gehen noch<br />
einen Schritt weiter <strong>und</strong> postulieren Design als «Our first<br />
tradition» (ad 4).<br />
Ad 1:<br />
«Initiate change in man-made things»:<br />
John Chris Jones (1992)<br />
Bei Jones können wir nachlesen, dass an seiner Liste von<br />
gesammelten Definitionen auffällt, dass sie nicht auf das Ergebnis<br />
von «designing» verweisen, sondern auf die Ingredienzen<br />
von «designing». Und er folgert, dass Design in diesem<br />
Verständnis auf alle Berufe angewendet werden kann.<br />
«In either case we can conclude that the effect of designing<br />
is to initiate change in man-made things.» Und:<br />
«As soon as we think about this ultimate definition, we<br />
see that it applies not only to the work of engineers,<br />
12<br />
architects and other design professionals but also to the<br />
activities of economic planners, legislators, managers,<br />
publicists, applied researchers, protestors, politicians<br />
and pressure groups who are in the business of getting<br />
products, markets, urban areas, public services,<br />
opinions, laws, and the like, to change in form or in<br />
content.»<br />
(Jones, 1992, pp. 4-5)<br />
Ad 2:<br />
«Everyone designs who devises courses of<br />
action aimed at changing existing situations into<br />
preferred ones»: Herbert Simon (1998)<br />
Simon war ein Pionier in der Begründung der «study of the<br />
artificial», die Artefakte beschreibt, die das Resultat menschlicher<br />
Interventionen in der natürlichen Welt darstellen.<br />
Herbert Simon denkt aus einer ingenieurwissenschaftlichen<br />
Perspektive heraus <strong>und</strong> bezeichnet Design als Kern professioneller<br />
Tätigkeit. In wiederkehrender Regelmässigkeit wird<br />
in der Designliteratur seine Definition von Design zitiert:<br />
«Everyone designs who devises courses of action aimed<br />
at changing existing situations into preferred ones. The<br />
intellectual activity that produces material artifacts is<br />
no different f<strong>und</strong>amentally from the one that prescribes<br />
remedies for a sick patient or the one that devises a new<br />
sales plan for a company or a social welfare policy for a<br />
state. Design, so construed, is the core of all professional<br />
training; it is the principal mark that distinguishes<br />
the professions from the sciences. Schools of engineering,<br />
as well as schools of architecture, business, education,<br />
law, and medicine, are all ctnerally concerned with<br />
the process of design.»<br />
(Simon, 1998, p. 111)<br />
Herbert Simon hat den Begriff «The Science of Design» eingeführt.<br />
Nach seiner Ansicht sind «Design Sciences»<br />
technische oder soziale Wissenschaften, die sich damit beschäftigen,<br />
wie man Dinge tut, um Ziele zu erreichen. Diese<br />
Wissenschaften entstehen bzw. bilden sich heraus, wenn<br />
sich eine skill-basierte Profession von auf Ausprobieren<br />
(Trial and Error) basierenden Faustregeln hin zu Instruktionen<br />
bewegt, die auf wissenschaftlichen Methoden basieren.