Designwissenschaft und Designforschung: Ein einführender Überblick
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Issues � <strong>Designforschung</strong> � <strong>Designforschung</strong> <strong>und</strong> Designpraxis<br />
than explicit connotations.»<br />
(Stappers, 2007, p. 81)<br />
Das Verhältnis zwischen <strong>Designforschung</strong> <strong>und</strong> Designpraxis<br />
könne jedoch dadurch etwas erhellt <strong>und</strong> fokussiert werden,<br />
indem die Begriffe Design <strong>und</strong> Research genauer betrachtet<br />
würden:<br />
«Research is perceived as seeking to <strong>und</strong>erstand the<br />
past or present state of the world, and to establish<br />
explanations why it must be so. […] Design is seen as<br />
being concerned with establishing a working effect<br />
(creating a product) in a possible future, realizing successful<br />
instantiations in a world that does not yet exist<br />
and is not yet known.»<br />
(Stappers, 2008, p. 82)<br />
Diese zwei Dimensionen von <strong>Designforschung</strong> – die<br />
Verbindung einer theoretischen <strong>und</strong> einer angewandten<br />
Perspektive (sofern letztere Teil eines Forschungsprojekts<br />
ist) – machen <strong>Designforschung</strong> zu einer Herausforderung,<br />
die Friedman (1999) wie folgt beschreibt:<br />
«Design research is unusual for several reasons. First<br />
among them is that design is both an intellectual<br />
discipline and an applied discipline. Design research<br />
operates on several levels, both theoretical and applied.<br />
The questions of design research methods therefore<br />
span a number of issues. The second important aspect of<br />
design is that it is an integrative discipline, frequently<br />
required to operate across disciplines and engage<br />
multiple research methods. Finally, the variety of fields<br />
involved in design is far larger than we find in most<br />
disciplines.»<br />
(Friedman, 1999, as cited in Pizzocaro, 2004, p. 6)<br />
Zielsetzung<br />
Der Versuch, eine theoretische mit einer angewandten<br />
Perspektive, oder in anderen Worten <strong>Designforschung</strong> mit<br />
Designpraxis zu verbinden, ist eines der zentralen Themen<br />
von <strong>Designforschung</strong>. Die Diskussion dieses Zusammenhangs<br />
soll Hinweise geben, um einen Standpunkt erlangen<br />
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zu können, wie Forschung <strong>und</strong> Praxis konkret aufeinander<br />
bezogen werden könnten, ohne in extremis Praxis mit<br />
Forschung gleichzusetzen oder Praxis ganz auszublenden.<br />
Diese Diskussion kann Designforschende dabei unterstützen,<br />
die von verschiedenen Autoren geäusserten Issues<br />
aktiv in ihre Überlegungen bei Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />
von <strong>Designforschung</strong>sprojekten mit Praxisanteil miteinzubeziehen.<br />
Für die folgende Diskussion wird eine Orientierung anhand<br />
einiger zentraler Issues gewählt, wie sie in der <strong>Designforschung</strong>s-Community<br />
in diesem Kontext diskutiert werden.<br />
In ihrer Zusammenschau können sie nicht mehr als einen<br />
Teil einer Gesamtthematik darzustellen versuchen, entlang<br />
derer Grenzen sich Vertreter unterschiedlicher Positionen<br />
<strong>und</strong> Denkschulen in Stellung bringen.<br />
Die komplexe <strong>und</strong> weiterhin unklar konturierte Beziehung<br />
zwischen Forschung <strong>und</strong> Praxis nimmt – ungeachtet<br />
verschiedener Terminologien – ihren Ausgangspunkt im<br />
Konzept verschiedenster Rollen, die Designpraxis im<br />
Rahmen von <strong>Designforschung</strong> einnehmen kann.<br />
Als <strong>Ein</strong>stieg zeigt Fatina Saikaly (2004) in ihrer Arbeit zu<br />
Arten von Forschung in PhD-Programmen verschiedene<br />
Arten solcher Rollenverständnisse auf (ad 1).<br />
Nach dieser generellen Perspektive werden einige zentrale<br />
Issues nacheinander angesprochen, nämlich:<br />
• Das Konzept «reflective practice» von Donald<br />
Schön (1983) (ad 2)<br />
• Konzept <strong>und</strong> Rolle von implizitem Erfahrungswissen<br />
(«tacit knowledge») von Michael Polanyi (1966) (ad 3)<br />
• Überlegungen zu Rollen von Praxis innerhalb von Forschung,<br />
mit Augenmerk auf tacitem Wissen, von Kristina<br />
Niedderer <strong>und</strong> Seymour Roworth-Stokes (2007) (ad 4)<br />
Diese Auslegeordnung, einschliesslich der Forschungsansätze<br />
von Christopher Frayling (1993), wird sodann aus der<br />
Perspektive von Theoriebildung anhand eines Textes von<br />
Ken Friedman (2002) reflektiert (ad 5).