Fahrbericht: Honda CBF 125 - ZWEIRAD-online
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Hamburger und Motorradhändler<br />
Ein Kunde betritt die Filiale einer weltweit vertretenen<br />
Gastronomiekette, die entweder braten<br />
oder grillen, schlendert lässig an den Tresen<br />
und fragt „Na, was gibt’s denn heute alles kostenlos<br />
zum probieren“. „Wir haben heute den<br />
McBurger im Angebot“ kommt es freundlich<br />
von der anderen Seite.<br />
Sofort wird ihm ein McBurger ausgepackt und<br />
angeboten. Herzhaft beißt er zu, und nachdem<br />
der halbe McBurger vertilgt ist, kommt das<br />
Urteil: „Nee, der schmeckt ja überhaupt nicht,<br />
haste nichts anderes?“ Der Thekenmann wieselt<br />
nach hinten und zaubert das neue Menü<br />
mit Pommes aufs Tablett. „Was soll das denn<br />
sein?“ mault der Kunde, „das sind doch keine<br />
Pommes, die bekomme ich ja anderswo viel billiger<br />
und mehr gibt’s dort auch!“ Der Thekenmann<br />
erwidert schüchtern: „Aber wir haben<br />
sie doch extra frisch gebacken und sie stammen<br />
von Spitzenkartoffeln“. – „Interessiert<br />
mich nicht, aber für’s halbe Geld ess ich deinen<br />
komischen Fraas. Und warum gibt es hier<br />
eigentlich nichts zu trinken?“<br />
Prompt hat er einen Becher Cola in der Hand.<br />
„Ist nicht voll,“ kommt postwendend der Kommentar.<br />
Und während die eine Hand noch lässig<br />
eine Pommes nach der anderen zum Munde<br />
führt, referiert der Kunde ausführlich über die<br />
Erfahrungen mit Bratbuden wie dieser, dem<br />
besseren Geschmack der Konkurrenz und seinen<br />
aus diversen Foren gesammelten fundierten<br />
Kenntnissen über Systemgastronomie.<br />
Dann der entscheidende Satz: „Weißt du, das<br />
schmeckt mir hier eigentlich alles nicht, ich<br />
wünsche dir noch einen schönen Tag.“ Dreht<br />
EDITORIAL 3<br />
sich um, und verlässt eiligen Schrittes, aber ausreichend<br />
gesättigt das Lokal.<br />
Klar, das hier ist ein real unvorstellbares und frei konstruiertes<br />
Szenario. Spätestens nach dem Begehr des<br />
Probierens wäre der Kunde zügig aus der Reihe der zu<br />
Bedienenden aussortiert und bei ersten Anzeichen von<br />
verbaler Kritik dem Restaurantleiter vorgestellt worden,<br />
der für zügige Entfernung aus seinem Wirkungsbereich<br />
gesorgt hätte.<br />
Ersetzt man den Begriff „Systemgastronomie“ (bei<br />
Bedarf geht auch Postamt) aber durch Motorradhändler,<br />
wird das Bild schon wieder stimmiger. Schließlich<br />
muss ja erst mal Probe gefahren werden, was man hinterher<br />
sowieso nicht kauft. Schließlich darf man dort<br />
ungestraft das Produkt schlecht machen und den Mitbewerber<br />
oder das Internet mit seinen allwissenden<br />
Foren in den Himmel loben.<br />
Und schließlich hört einem der Händler geduldig zu,<br />
wenn man in stundenlangen Monologen sein Halbwissen,<br />
seine verdrehten Ansichten und die allgemeine<br />
politische und wirtschaftliche Lage der Welt aus dem<br />
eigenen Blickwinkel referiert.<br />
Denkt mal darüber nach, bevor ihr beim nächsten<br />
Besuch mit der „Ich-bin-Kunde-auf-die-Knie-mit-dirdu-mieser-kleiner-Motorradfuzzi“-Absicht<br />
den Laden<br />
betretet.<br />
Man sieht sich immer zweimal im Leben. Und beim<br />
zweiten Mal brauchst du ganz schnell und dringend<br />
etwas, was er dir geben kann – aber nicht muss.