WIR SEHEN UNS... - Kölner Anwaltverein - Deutscher Anwaltverein
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Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen,<br />
noch bis vor wenigen Tagen plagte mich<br />
ernsthaft Ratlosigkeit, welchen Inhalt<br />
das nachfolgende Editorial haben sollte.<br />
Sicher – ich kann meiner Freude darüber,<br />
dass die diesjährige Gala <strong>Kölner</strong> Juristen<br />
bereits nach wenigen Wochen ausverkauft<br />
war, Ausdruck verleihen – was ich hiermit<br />
natürlich gerne tue. Ebenso kann ich Ihnen<br />
zum wiederholten Male die Teilnahme an<br />
den Fortbildungsveranstaltungen des Europaforums,<br />
das der KAV in der Zeit vom<br />
17. bis 18. November 2011 veranstaltet,<br />
ans Herz legen – was ich hiermit auch tue.<br />
So wirklich zufrieden gemacht hatten mich<br />
diese Überlegungen jedoch nicht.<br />
Aber dann ereignete sich doch etwas, das<br />
uns als Bürgerinnen und Bürger dieses<br />
Landes, noch dazu als Rechtsanwältinnen<br />
und Rechtsanwälte, wenn nicht alarmieren,<br />
so doch aufwecken und wachsam<br />
halten sollte. Es war die Nachricht, der<br />
Chaos-Computer-Club (auch CCC) hätte<br />
aufgedeckt, dass die Landeskriminalämter<br />
Abhörsoftware eingesetzt hätten, mit der<br />
sie zumindest an die Grenzen des Erlaubten<br />
gegangen wären (Staatstrojaner*). Der<br />
CCC war es übrigens auch, der nachwies,<br />
dass Wahlcomputer, die in Deutschland<br />
verwendet wurden, manipulierbar sind.<br />
Verehrte Kolleginnen und Kollegen – kann<br />
und darf es sein, dass es in den Händen<br />
eher lose im CCC organisierter Computerfreaks<br />
liegt, den Staatstrojaner als das zu<br />
erkennen, was er ist – ein Verfassungsbruch.<br />
So lobenswert das Engagement<br />
des CCC auch ist - dürfen wir als Bürger<br />
und Bürgerinnen nicht erwarten, dass<br />
die Behörden die oberste digitale Instanz<br />
Deutschlands sind und unser Land und<br />
uns vor der Bedrohung schützen, die mit<br />
der neuen Technik einhergeht? Haben Sie<br />
den Eindruck gewonnen, dass bei den Behörden<br />
die Besten agieren, wenn es darum<br />
geht, einen jeden von uns zu schützen,<br />
indem die Informationstechnologie und<br />
Digitalisierung beherrscht und gekonnt<br />
eingesetzt werden? Scharf anzuklagen<br />
ist etwa der fest eingeschriebene Server<br />
in den USA, über den die Online-Observationen<br />
geleitet werden. Nach den Gesetzen<br />
der USA darf jede über ihr Land gehende<br />
Kommunikation abgefangen und ausgewertet<br />
werden. Das bedeutet, dass amerikanische<br />
Ermittlungsbehörden alle Ermittlungen,<br />
auch die des Staatstrojaners,<br />
mitlesen und zwar ohne dass sie auch nur<br />
ein Ersuchen um Rechtshilfe stellen müssen.<br />
Zu kritisieren ist auch die schlechte<br />
Verschlüsselungstechnik, mit der der Trojaner<br />
arbeitet. Diese lädt gerade dazu ein,<br />
Ermittlungen mitzulesen oder zu fi ngieren.<br />
Ein Szenario, das für informierte, organisierte<br />
Kriminelle sicherlich nicht außerhalb<br />
des Vorstellbaren ist und das die Funktionalität<br />
des Werkzeugs insgesamt stark in<br />
Frage stellt. Andererseits darf nicht außer<br />
Acht gelassen werden, dass die digitale<br />
Technik Chancen, unter anderem bei der<br />
Verbrechensbekämpfung bietet, die nicht<br />
ungenutzt bleiben dürfen, weil sie uns und<br />
unserem Land Schutz bieten. Deshalb ist<br />
es meines Erachtens nicht die Technik, die<br />
es zu kritisieren gilt, sondern die Tatsache,<br />
dass man den Eindruck gewinnen muss,<br />
dass diese Technik nicht hinreichend vor<br />
Missbrauch geschützt ist und deren Nutzung<br />
in unverantwortliche Hände geraten<br />
ist und weiterhin wird. Verehrte Kolleginnen<br />
und Kollegen, ich gehe davon aus,<br />
dass uns die mit diesem Thema verbundenen<br />
wichtigen gesellschaftlichen Fragen<br />
noch lange beschäftigen werden; es bleibt<br />
zu hoffen, dass die sehr emotional geführte<br />
Diskussion hierüber baldmöglichst von<br />
Sachargumenten getragen wird, was ein<br />
wichtiger Schritt auf dem Weg zum effektiven<br />
Schutz der sinnvoll zu nutzenden technischen<br />
Möglichkeiten sein kann.<br />
Hiermit lade ich Sie sehr herzlich zur<br />
außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />
des KAV am 07. Dezember 2011,<br />
15.00 Uhr, Raum 1502/1503 im Justizgebäude<br />
Luxemburger Str. 101, 50933<br />
Köln ein. Wegen der Einzelheiten verweise<br />
ich auf die Ausführungen in diesem Heft.<br />
Editorial<br />
Nun noch etwas eigener Sache. Der Vorstand<br />
des KAV hat mich in seiner letzten<br />
Sitzung am 28. September 2011 für weitere<br />
vier Jahre zur Vorsitzenden gewählt.<br />
Für das mir auf diese Weise gezeigte<br />
Vertrauen bedanke ich mich bei meinen<br />
Vorstandskolleginnen und Vorstandskollegen<br />
aufrichtig. Meine Arbeit hat mir in den<br />
letzten Jahren sehr viel Spaß gemacht und<br />
ich werde mich nach Kräften bemühen, die<br />
an mich gestellten Erwartungen im Sinne<br />
des <strong>Kölner</strong> <strong>Anwaltverein</strong>s auf das Beste zu<br />
erfüllen.<br />
Mit herzlichem und kollegialen Gruß<br />
stets Ihre<br />
RAin Pia Eckertz-Tybussek<br />
Vorsitzende<br />
*Staatstrojaner<br />
Trojanisches Pferd<br />
Mit List und Tücke<br />
Der Trojanische Krieg ist ein wichtiger Teil der<br />
griechischen Mythologie. Paris, Sohn des Königs<br />
von Troja, wird aufgefordert, die Schönheit dreier<br />
Göttingen des Olymp zu beurteilen. Für sein Urteil<br />
wird ihm Helena, die schönste Frau der Welt,<br />
versprochen. Weil Helena aber schon mit dem<br />
König Spartas verheiratet ist, entführt Paris sie<br />
nach Troja. Die Entführung der schönen Helena<br />
gibt den Anlass für den zehn Jahre andauernden<br />
Trojanischen Krieg. Trotz zehnjähriger Belagerung<br />
gelingt es den Griechen nicht, die stark<br />
befestigte Stadt einzunehmen. Deshalb ruft der<br />
Seher Kalchas (andere Quellen schreiben die Initiative<br />
Odysseus zu) eine Versammlung der vornehmsten<br />
Helden zusammen und rät ihnen, die<br />
Stadt nicht mit Gewalt, sondern mithilfe einer List<br />
zu erobern: Die Griechen bauen ein großes hölzernes<br />
Pferd, in dem sich die tapfersten Krieger<br />
verstecken und täuschen die Abfahrt ihrer Schiffe<br />
vor. Als die Armee, die Troja belagert, den Abzug<br />
vortäuscht, holen die Trojaner das Pferd trotz vorheriger<br />
Warnung der Kassandra und des Laokoon<br />
in die Stadt, da sie es für ein Abschiedsgeschenk<br />
der Griechen an deren Unterstützer Poseidon halten.<br />
Das Pferd wird in die Stadt gezogen und vor<br />
dem Tempel der Athene aufgestellt. In der Nacht<br />
kriechen die Soldaten aus dem Bauch des Pferdes<br />
und öffnen die Stadttore. Die Griechen, die<br />
in der Nacht zurückkehren, dringen in die Stadt<br />
ein und zerstören sie. Metaphorisch versteht<br />
man unter einem Trojanischen Pferd seither jede<br />
List, die zum Ziel hat, harmlos getarnt in einen<br />
geschützten Bereich eingelassen zu werden. So<br />
ist in der EDV das Trojanische Pferd ein Begriff<br />
für Schadprogramme, die helfen, einen Computer<br />
auszuspähen oder fernzusteuern.<br />
Impressum:<br />
Herausgeber: <strong>Kölner</strong> <strong>Anwaltverein</strong> e.V. und <strong>Kölner</strong> <strong>Anwaltverein</strong> Service GmbH<br />
verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Rechtsanwältin Pia Eckertz-Tybussek, Vorsitzende<br />
Adresse und Geschäftsstelle: Justizgebäude, Zimmer 101-109, Luxemburger Str. 101, 50939 Köln<br />
Geschäftszeiten: Montag - Freitag, 9.oo - 15.oo Uhr<br />
Telefon: 0221/28 56 02-0, Telefax: 0221/44 14 57<br />
E-mail: info@koelner.anwaltverein.de, Internet: www.koelner.anwaltverein.de<br />
Alle Angaben ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit. © 2011 KAV<br />
Layout & Design, Fotografi e: GED Artworks GmbH, Köln<br />
Druck: Hans Soldan GmbH<br />
K AV MIT TEILUNGEN | AUSGABE 5 | OK TOBER 2011 3