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APR Ausgabe 44 1997

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untereinander. Bei den Großdruckereien<br />

gebe es auch im Akzidenzbereich mittlerweile<br />

Konzentrationen, die ihre Nachfrage<br />

bündelten und damit erheblichen Druck<br />

auf die Erträge der Papiergroßhändler ausübten.<br />

Um in Zukunft zu überleben, müsse der<br />

Großhändler eine kritische Größe erreichen<br />

und über eine hochentwickelte, serviceorientierte<br />

und kostengünstige Distributionslogistik<br />

verfügen. Daneben sei eine zielgruppenspezifische,<br />

differenzierte Betreuung unterschiedlicher<br />

Abnehmerkreise gefragt und vor<br />

allem Kundennähe. Ein offenes Ohr am<br />

Markt und schnelle Reaktionen auf sich wandelnde<br />

Kundenbedürfnisse seien gerade in<br />

Zukunft ein wesentlicher Erfolgsfaktor für<br />

den Großhandel.<br />

Papierindustrie im<br />

Wandel<br />

„Globalisierung und Konzentration: Die<br />

Papierindustrie im Wandel“, so lautete der Titel<br />

des Referats von Dr. Klaus Grefermann<br />

vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(München). Der in der Branche bestens bekannte<br />

Referent erläuterte zunächst die oft<br />

in der Wirtschaftspresse dargestellte Problematik<br />

zunehmender Globalisierung. High-<br />

Tech-Kommunikation, niedrige Transportkosten<br />

und grenzenloser Freihandel ließen die<br />

ganze Welt zu einem einzigen Markt verschmelzen.<br />

Es sei auch belegbar, daß die internationale<br />

wirtschaftliche Verflechtung in<br />

den letzten drei Jahrzehnten stark zugenommen<br />

habe. Während die Produktion der In-<br />

<strong>44</strong>/97 1072<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Blick in die Zuhörerreihen des 47. Papierhandelsvertreter-Tages, der unter dem Motto<br />

„Aufbruch oder Stagnation?“ stand.<br />

dustrieländer von 1964 bis 1994 wertmäßig<br />

um jährlich 9% anstieg, erhöhte sich der Wert<br />

ihrer Exporte um jährlich 12%. Die weltwirtschaftliche<br />

Integration sei begünstigt durch<br />

technische, soziale und kulturelle Veränderungen,<br />

die den Abstand zwischen den einzelnen<br />

Ländern schrumpfen lassen. Auch in<br />

der Papierindustrie sei eine zunehmende<br />

Globalisierung zu beobachten. So sei der Anteil<br />

der Ausfuhren an der Produktion von<br />

1970 bis 1994 um 9% auf nunmehr 27% gewachsen.<br />

Die deutschen Papiererzeuger haben<br />

nach den Untersuchungen von Grefermann<br />

ihre internationalen Engagements aktiv<br />

vorangetrieben. So lagen die ausländischen<br />

Direktinvestitionen deutscher Papiererzeuger<br />

1994 bei über 1600 Mio. DM, die<br />

der Papierverarbeiter bei ca. 600 Mio. DM.<br />

Umgekehrt bevorzugten ausländische Investoren<br />

in Deutschland mittlerweile den Kauf<br />

bestehender Fabriken. Dies sei ungleich einfacher,<br />

als über eine neue Papiermaschine in<br />

einem nur noch langsam wachsenden Markt<br />

neue Kunden zu gewinnen. Daß Übernahmen<br />

öfter gelängen, habe auch damit zu tun,<br />

daß gravierende Managementfehler gemacht<br />

wurden, und traditionelle Strukturen nicht<br />

aufgebrochen würden. Von den 160 Unternehmen<br />

der Papierindustrie in Deutschland<br />

befänden sich inzwischen rund ein Fünftel in<br />

ausländischem Besitz. Dabei handle es sich<br />

um die größten Firmen, die von der Produktion<br />

her betrachtet einen Anteil von ca. 52%<br />

und beim Umsatz einen Anteil von ca.<br />

48% besäßen. Das Interesse am Standort<br />

Deutschland resultiere bei den Käufern auch<br />

daraus, daß Deutschland mit rund 16 Mio. t<br />

Papier und Pappe der mit Abstand größte<br />

Markt Westeuropas<br />

ist und geographisch<br />

durch die<br />

Öffnung der Ostgrenzenaufgewertet<br />

wurde. Häufig<br />

sei bei Übernahmen<br />

durch Ausländer<br />

zu beobachten,<br />

daß sich das neu<br />

strukturierte Unternehmen<br />

auf ein<br />

Kerngeschäft beschränken<br />

muß, die<br />

Sortimentstruktur<br />

bereinigt und ein<br />

systematisches<br />

„cost cutting“ be-<br />

trieben wird. Auch eine Verlagerung des<br />

Hauptakzents vom Primat der Techniker auf<br />

Marketing- und Kostenmanagement findet<br />

häufig statt. Insgesamt habdiese Strategie<br />

bei vielen Übernahmen zu beträchtlichen Arbeitsplatzverlusten<br />

geführt.<br />

Grefermann wies auch darauf hin, daß sich<br />

die ausländischen Investitionen in der deutschen<br />

Papierverarbeitung äußerst dynamisch<br />

entwickelten. 1994 wurden in diesem<br />

Bereich über 2,6 Mrd. DM investiert. Hierin<br />

bestehe für die noch in deutschen Händen befindlichen<br />

Papiererzeuger die Gefahr, zwischen<br />

die „Mühlsteine“ zu geraten. Neben<br />

den international organisierten Wettbewerbern<br />

befänden sich immer mehr potentielle<br />

Abnehmer in der Hand eben dieser Wettbewerber<br />

und seien damit in ihrem Einkaufsverhalten<br />

nicht mehr frei. Viele deutsche Unternehmen<br />

hätten in der Vergangenheit auf<br />

Investitionen im Ausland deshalb verzichtet,<br />

weil ihnen dazu das Geld fehlte. Das eine oder<br />

andere Mal habe allerdings auch die Risikobereitschaft<br />

hierzu gefehlt.<br />

Die zunehmende Angebotskonzentration in<br />

der Papierindustrie ergibt sich, so Grefermann,<br />

auch aus einer Tendenz zu großen, konzentrierten<br />

Produktionsstätten. 1974 etwa lag<br />

die Größe einer neu gebauten Papierfabrik zur<br />

Herstellung von holzfrei gestrichenem Papier<br />

bei 40 000 t pro Jahr, heute liegt dieser Wert<br />

bei 400 000 t. Ziel der großen Papierhersteller<br />

sei heute eine hohe Produktion zu niedrigen<br />

Kosten mit wenigen großen, spezialisierten,<br />

hochintegrierten und kapitalintensiven Maschinen.<br />

Mit größeren Maschinen sei es notwendig,<br />

mehr Kunden in einem geographisch<br />

größeren Gebiet zu versorgen. Dieser Effekt<br />

verstärkt auch die Globalisierung. Mithin<br />

dächten viele in der Branche: „Wenn meine<br />

Konkurrenten investieren, muß ich das auch<br />

tun, sonst verliere ich Marktanteile.“ Auch aus<br />

diesem Grund erfolgen Investitionen in der<br />

Papierindustrie häufig in Klumpen. Die Managementberatung<br />

Jaakko Pöyry habe jüngst<br />

darauf hingewiesen, daß die Globalisierung<br />

den Wettbewerb wesentlich verstärkt habe,<br />

und z. B. in Schweden, Finnland und Norwegen<br />

vor 30 Jahren noch 50 Unternehmen Zellstoff<br />

und Papier hergestellt haben. Heute seien<br />

es nur noch acht. Nach Ansicht von Jaakko<br />

Pöyry muß ein Unternehmen ständig mindestens<br />

10% seines Umsatzs investieren, um<br />

nicht vom Markt zu verschwinden. �

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