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APR Ausgabe 44 1997

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sischen Schule (Ecole) für die Papierausbildung<br />

(EFPG) im Rahmen des Polytechnischen<br />

Nationalinstitutes Grenoble INPG 3<br />

(Heim diverser Nobelpreisträger – von Klitzing<br />

u. a. m.) mit der Alexander-Mitscherlich-<br />

Denkmünze als 23. Träger ausgezeichnet.<br />

Der von Schatzmeister H. Krüger auf französich<br />

verlesenen Laudatio konnte man entnehmen,<br />

daß D. Lachenal 1947 im Department<br />

Oise unweit von Schloß Chantilly geboren<br />

wurde und sich in seiner beruflichen<br />

Laufbahn nach der Promotion 1974 am Zellstoff-<br />

und Papierforschungsinstitut CTP in<br />

Grenoble schon früh mit der Lignin- und Cellulosechemie<br />

beschäftigt hat, insbesondere<br />

mit klassischen und neueren Prozessen der<br />

Zellstoffherstellung sowie mit der Bleiche<br />

von Zell- und Holzstoff, speziell unter Auswertung<br />

der umweltfreundlichen Agenzien<br />

Sauerstoff, Ozon und Peroxid, wobei er gerne<br />

zu ungewöhnlichen Lösungsansätzen greift.<br />

Davon zeugen mehr als 50 wissenschaftliche<br />

Beiträge sowie 15 Patente.<br />

Von Lachenal ist aber in Zukunft sogar<br />

noch mehr zu erwarten, denn in seiner aktuellen<br />

Funktion als Direktor eines Laborzusammenschlusses<br />

von CTP, EFPG, INPG und<br />

CNRS (Centre National de Recherches Scientifique)<br />

unterstehen ihm 70 Experten, darunter<br />

35 Doktoranden. Seine Bedeutung für<br />

die von ihm beratenen Fachvereinigungen<br />

(ATCP/TAPPI, CPPA) kann deshalb nur noch<br />

wachsen. Im übrigen wurde er auch noch in<br />

das Auswahlkomitee für den Marcus-Wallenberg-Preis<br />

berufen, der alljährlich vom<br />

schwedischen König an Papierwissenschaftler<br />

vergeben wird. Darin wacht er zusammen<br />

mit Peter Wrist, Björn Steenberg und Äquivalenten<br />

darüber, daß Forscher ausgezeichnet<br />

werden, die die Anliegen der Zellstoff- und<br />

Papierindustrie richtungweisend fördern.<br />

Als letzten Auszuzeichnenden erlebte man<br />

L. Göttsching auf dem Podium, um aus der<br />

Hand von H. Kessler die Urkunde der Ernennung<br />

zum 41. Ehrenmitglied des Vereins Zellcheming<br />

entgegenzunehmen.<br />

Der während der Olympiade 1936 in Berlin<br />

Geborene wurde schon als 34jähriger zum<br />

Nachfolger von Walter Brecht auf dessen<br />

Darmstädter Lehrstuhl berufen. Zuvor hatte<br />

er bis 1966 fünf Jahre am finnischen Zellstoff-<br />

und Papierinstitut KCL in Helsinki verbracht,<br />

größtenteils unter Lars Nordmann in<br />

<strong>44</strong>/97 1106<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

3 Prof. Dr. L. Göttsching wurde dort vor wenigen Jahren mit dem Ehrendoktorhut<br />

bedacht. – Die. Red.<br />

der Papierabteilung. Da ihm die Walter-<br />

Brecht-Denkmünze schon 1983 zuerkannt<br />

worden war, galt die aktuelle Ehrung seinen<br />

Verdiensten um den Verein Zellcheming, dessen<br />

Schicksal und Ansehen er in 25 Jahren<br />

Vorstandschaft entscheidend mitgeprägt hat.<br />

Man kann sicher sein, daß er auch in Zukunft<br />

der Sache des Vereins ungeteilt dienen wird!<br />

Zum Ambiente dieser erstmalig (aber hoffentlich<br />

nicht einmalig!) im Rahmen des Gesellschaftsabends,<br />

der heuer überdurchschnittlich<br />

gut besucht war, vorgenommenen<br />

Ehrung ist freilich hinzuzufügen, daß ein<br />

durch Flüstern an den Tischen verursachter<br />

Geräuschpegel nicht ganz vermeidbar war.<br />

Aber im entscheidenden Moment konnte<br />

man auch dieser Kulisse Herr werden, denn<br />

auf der Bühne saß eine Liveband, die mit<br />

einem Tusch entweder Tutti oder per Schlagzeug<br />

für „Ruhe und Ordnung“ im Saal sorgte<br />

(obwohl Tony Blair oder Gerhard Schröder<br />

nicht anwesend waren). Deren Pianist ließ es<br />

sich nicht nehmen, in den Lesepausen zwischen<br />

den diversen Laudationes etwas<br />

„Streuselkuchen“ einzuspielen, so daß die Zeremonien<br />

nicht ganz ohne heiteren „Touch“<br />

blieben. Ein solches „Feature“ täte vielleicht<br />

auch zukünftigen Ehrungen gut!<br />

Ansonsten spielte die Band fleißig zum<br />

Tanz auf, doch waren es vorwiegend die älteren<br />

Jahrgänge, die man auf dem Parkett sah.<br />

Der Nachwuchs zog es überwiegend vor, sich<br />

beim Zusehen zu amüsieren. Die jungen Leute<br />

bringen scheinbar ihren Puls nur ungern<br />

über ihren Ruhepulspegel – Jan Ullrich kann<br />

ihnen deshalb kein Vorbild sein. Wo kämen<br />

wir denn hin, wenn alle schon in der Regelstudienzeit<br />

ihr Diplom ablegen würden! Wie<br />

schön deshalb für die Älteren, die Raum genug<br />

hatten, mit der Dame ihres Herzens auch<br />

mal Figuren zu tanzen, wie man sie früher<br />

beim Ehepaar Reinbold genießen konnte.<br />

Und wer es noch gerne ein bißchen enger gehabt<br />

hätte, konnte ja in die Equipage-Bar<br />

eine Etage tiefer gehen, wo man auch schon<br />

mal die rechte Hand unter das rechte Schulterblatt<br />

legen konnte.<br />

Ein kleines Programm mit einem zaubernden<br />

Paar sorgte dafür, daß auch die Band mal<br />

eine Pause machen konnte. Aber am frühen<br />

Morgen war natürlich für alle Schluß, denn<br />

die fleißigen Tänzer gehörten zum Teil auch<br />

zu den Stützen der letzten Morgensitzung am<br />

Donnerstag.<br />

Um es nicht zu vergessen: früher war es<br />

stets üblich, die Zahl der ausländischen Gä-<br />

ste nach Nationen geordnet zu nennen und<br />

dabei jeder Nation zu applaudieren. Heuer<br />

verzichtete man auf diesen Usus aus Zeitmangel<br />

der Ehrungen wegen. Aber nach dem<br />

Bosman-Urteil und dem Schengener Abkommen<br />

wäre es wohl an der Zeit, einen speziellen<br />

Willkommensgruß nur Gästen aus Übersee<br />

zu entbieten.<br />

Die Sitzung über<br />

Chemische Zusatzstoffe<br />

begann wegen der (kondensierten) Mitgliederversammlung<br />

erst um „halb zehn“ und<br />

wurde von K. Goebel, Hallein, geleitet; W.<br />

Schempp war der Co-Chairman.<br />

Goebel begann pünktlich und bilingual und<br />

rückte in seiner Einleitung gleich ein paar<br />

richtungweisende Fakten zurecht, die infolge<br />

der Greenpeace-Kampagne 1994 mit der Provokation<br />

„Papier – Naturprodukt oder Chemiecocktail?“<br />

(sowie seiner zuvor schon von<br />

einer Dortmunder Hochschule mit einer voluminösen<br />

Datensammlung über chemische<br />

Zusätze zum Papier) aus der zerebralen Verankerung<br />

selbst des vernunftbegabten Teils<br />

der Gesellschaft (circa 17%) verdrängt worden<br />

waren.<br />

Die Realität der Papiermacherei sieht<br />

nämlich so aus:<br />

� Papier besteht zu 99% aus natürlichen<br />

Stoffen aus Holz oder Einjahrespflanzen!<br />

Davon beanspruchen Primärfasern 55%,<br />

deinktes AP 34%, gefolgt von 8% Füllern<br />

(Kaolin/Kreide).<br />

� „Chemische“ Zusatzstoffe besetzen nur<br />

den verbleibenden Rest von 3%!! Davon<br />

aber fallen 1,5% (also relativ 50%) auf<br />

Stärke und 0,5% auf Alaun – ebenfalls ein<br />

Naturprodukt!<br />

� Ergo beschränkt sich der Anteil der echt<br />

chemischen Zusatzstoffe auf 1% – die aber<br />

aus der modernen Papiermacherei nicht<br />

mehr wegzudenken sind und Papier erst<br />

in der Qualität ermöglichen, die wir heute<br />

benötigen.<br />

Zu letzteren 1% gehört zum Beispiel das<br />

Leimungsmittel AKD, das den Tierleim ersetzt,<br />

den man schon zusetzte, als das handgeschöpfte<br />

Büttenpapier noch aus Lumpen<br />

hergestellt wurde, um es mit Tinte beschreibbar<br />

zu machen.Tierleim wie AKD verrotten<br />

im Boden und sind aus dieser Sicht<br />

gleich umweltfreundlich.<br />

Um aber den völlig ungerechtfertigten Angriffen<br />

aus der übelgesonnenen Presse etc.

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