Fastenpredigt von Pfr. Ebert (Lukaskirche) - St. Matthias
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auf morgen, das geht auch nicht einfach durch einen Beschluss, jetzt vergebe ich allen<br />
Menschen und dann ist alles gut. Es bedeutet: Ich trete vor Gott und sage: „Herr, zeig<br />
mir den nächsten Schritt auf dem Weg der Versöhnung und zeig mir, wo ich noch<br />
nicht versöhnt bin.“ Ein unversöhnliches Herz ist eine große Blockade für das Gebet.<br />
Deswegen<br />
o<br />
o<br />
Gebet und Versöhnung gehören zusammen. Man kann nicht mit unversöhntem<br />
Herzen beten wie der Pharisäer, der sich hinstellt und sagt: „Ich danke dir, Gott, dass<br />
ich nicht bin wie diese Dreckskerle da, diese Sünder, diese Prostituierten, die<br />
Terroristen, die Zöllner, die Linken, die Rrechten, je nachdem wen ich nicht leiden<br />
kann.“ Es funktioniert nicht, dass ich mich <strong>von</strong> anderen abhebe, dass ich meine, ich<br />
bin schon eine <strong>St</strong>ufe weiter, ich stehe auf irgendeinem Podest und kann auf<br />
irgendjemand herabschauen. Der Zöllner dagegen steht einfach da und sagt: „Gott, sei<br />
mir Sünder gnädig“. Er weiß, ich brauche Barmherzigkeit.<br />
Jesus lädt zum beharrlichen Gebet ein. Bittet, so wird euch gegeben werden.<br />
Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan. Gebet ist eine<br />
lebenslange Aufgabe. „Betet ohne Unterlass“ heißt es in einem Paulusbrief. Und das<br />
heißt, lasst euch geduldig ein auf diesen Dialog mit Gott, auf ein Leben des Gebetes.<br />
Jesus ermutigt uns anzuklopfen, Gott etwas zuzutrauen.<br />
Es gibt eine Reihe <strong>von</strong> Erzählungen im Evangelium, wo Leute geradezu unverschämt<br />
alle guten Konventionen hinter sich lassend beten und <strong>von</strong> Jesus etwas wollen: Die<br />
syrophönizische Frau, deren Tochter krank ist, die sagt „Mach sie gesund“, und Jesus<br />
weist sie erst schroff ab und sagt: „Ich bin nur für die Juden da“. Und sie packt ihn<br />
genau da und sagt: „Okay, wenn du nur für die Kinder Israels da bist, aber die Hunde<br />
unter dem Tisch, die kriegen doch auch einige Brotsamen ab. Dann bin ich eben ein<br />
Hund, aber ich brauche auch etwas“. Und Jesus ist so beeindruckt, vielleicht sogar<br />
beschämt <strong>von</strong> dem, was diese Frau sagt, dass er sagt: „Dein Kind soll gesund werden“.<br />
Oder der Hauptmann <strong>von</strong> Kapharnaum, der seine Würde als Offizier vergisst und zu<br />
Jesus kommt und sagt: „Bitte, bitte, hilf meinem Burschen, an dem ich so hänge, er ist<br />
krank“. Oder die blutflüssige Frau, die sich heimlich anschleicht <strong>von</strong> unten und Jesus<br />
nur berühren will, weil sie krank ist und hofft, dass diese Berührung, seine Energie, sie<br />
heilt. Und Jesus merkt es und macht sie gesund. Und jedes Mal sagt Jesus: Dein<br />
Glaube ist groß.<br />
Menschen, die etwas erwarten, die etwas wollen <strong>von</strong> Gott, <strong>von</strong> Christus, das nennt<br />
Jesus Glauben, Vertrauen. Deswegen dürfen wir freimütig um seine Gaben bitten. –<br />
Und schließlich<br />
o<br />
Das war der Text, der nicht mehr in der Bergpredigt steht, wo Jesus sagt, die<br />
Gemeinschaft ist etwas ganz Wichtiges beim Gebet. Wir stehen nicht allein vor Gott.<br />
Die Fürbitte ist wichtig und auch, dass wir bereit sind, einen Mitmenschen für uns<br />
beten zu lassen, um Fürbitte zu bitten, keine falsche Scham zu haben. Wann haben Sie<br />
einen anderen Menschen darum gebeten, „bete mal für mich, ich stehe vor einer<br />
schweren Prüfung, oder ich habe Angst vor diesem Besuch beim Arzt, oder mit meiner<br />
Ehe sieht es nicht gut aus“. Da entsteht eine besondere Form der Gemeinschaft, wenn<br />
wir füreinander beten und wenn wir uns auch so verwundbar machen, dass wir andere<br />
um Fürbitte und Segen bitten. Glaube ist etwas Persönliches, aber er ist nicht privat.<br />
Dieses Fürbitten und um Fürbitten bitten ist etwas anderes als sich an <strong>St</strong>raßenecken zu<br />
stellen und seinen Glauben zur Schau zu stellen, das ist immer noch etwas Intimes und