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Schweine News Kannibalismus - Dr. Vet

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Fortsetzung von Seite 1<br />

Abb.: Ohrrandnekrosen<br />

reine Spülen von Tränkewasserleitungen<br />

beseitigt solche Biofilme nicht.<br />

Hier sind die auftretenden Scherkräfte<br />

an der Leitungsinnenwand zu gering.<br />

Phytoöstrogene beeinflussen das<br />

Verhalten<br />

Auch die Fütterung scheint erheblichen<br />

Einfluss zu haben. Bei einer Untersuchung<br />

der Tierärztlichen Hochschule<br />

Hannover trat in einem <strong>Schweine</strong>bestand<br />

immer dann Schwanzbeißen<br />

auf, wenn rein vegetarisch mit Soja und<br />

Getreide gefüttert wurde. In der Versuchsgruppe,<br />

die mit den Lebensmittelabfällen<br />

auch tierisches Eiweiß in<br />

Form von Fleisch, Wurst und Milchprodukte<br />

erhielten, trat diese Verhaltensanomalie<br />

nicht auf. Im Betrieb wurde<br />

bereits zuvor die Beobachtung gemacht,<br />

dass mit Beginn der Nebenproduktfütterung<br />

das Problem des <strong>Kannibalismus</strong>,<br />

insbesondere des Schwanzbeißens,<br />

nicht mehr auftrat.<br />

Stark schwankende Gehalte<br />

Wissenschaftler machten bei Affen eine<br />

interessante Beobachtung. Bei den Tieren<br />

verändern Phytoöstrogene (knapp<br />

zwei Milligramm pro Gramm Protein)<br />

aus Soja das Verhalten: Sie werden<br />

deutlich aggressiver und zugleich unterwürfiger.<br />

Weil das Aggressionsverhalten<br />

bekanntlich über Östrogenrezeptoren<br />

im Gehirn beeinflusst wird, ist<br />

eine Wechselwirkung mit Sojaöstrogenen<br />

naheliegend.<br />

Sollten die hohen Phytoöstrogengehalte<br />

des Sojas das Verhalten der <strong>Schweine</strong><br />

beeinflussen? Die hormonähnlich<br />

wirkenden Substanzen der Sojabohnen<br />

befinden sich insbesondere in der Proteinfraktion.<br />

Phytoöstrogene wirken im<br />

Körper ähnlich wie das weibliche Sexualhormon<br />

17ß-Östradiol. Die höchsten<br />

Gehalte an östrogener Aktivität wies in<br />

einer Studie an der Tierärztlichen<br />

Hochschule Sojaextraktionsschrot auf.<br />

Auch in Rapsextraktionsschrott und<br />

einzelnen Getreideproben von Hafer,<br />

Gerste, Weizen, Roggen und Mais wurd<br />

e ö s t r o g e n e<br />

Aktivität in unterschiedlicher Höhe<br />

nachgewiesen.<br />

Abb.: Fehlender Schwanz, Entzündung<br />

Die wichtigsten Phytoöstrogene der<br />

Sojabohne sind die Isoflavone Genistin<br />

und Daidzin. Dann folgen Glycitein,<br />

Cumestrol und Glyceollin. Die Gehalte<br />

an Phytoöstrogenen schwanken stark<br />

je nach Sorte, Anbauort und Jahrgang.<br />

Selbst die verschiedenen Phytoöstrogene<br />

unterscheiden sich. So hat etwa<br />

Genistein eine zehnmal höhere Östrogenaktivität<br />

als Daidzein. Sie sind folglich<br />

auch in Sojaprodukten in variablen<br />

Mengen enthalten. Die im Soja stark<br />

schwankenden Phytoöstrogengehalte<br />

(Faktor 1.000 und mehr) könnten das<br />

schubweise Auftreten des Schwanzkannibalismus<br />

erklären.<br />

Verschiedene<br />

Tipps<br />

* Z u m e i s t i s t „ e i n “ M a s t -<br />

schwein/kleineres Tier/ein Kümmerer<br />

„der Beißer“ – unbedingt gleich zu<br />

Beginn separieren/isolieren!!<br />

* Fischmehlstoß: 10 - 15 dag/Tier/Tag<br />

* Magnesiumoxyd 10-15g/Tier/Tag<br />

(1%ig max. für 7 Tage)<br />

* Natriumgehalt erhöhen: auf 0,25 -0,30<br />

% (1 –1,5 g Viehsalz/Tier/Tag, eine<br />

Woche lang) = Geschmacksveränderung<br />

des Futters, ACHTUNG auf Wasserversorgung<br />

achten; oder Natriumgehalt<br />

absenken; dadurch wird auch<br />

eine Entgleisung des Stoffwechsels<br />

künstlich herbeigeführt. = Aggressionen<br />

* für 10 <strong>Schweine</strong>: 10 l Pig-<br />

TORF/Ferkeltorf, (intensive Wühltätigkeit<br />

soll Aggression abbauen)<br />

* Stresspack für 3-5 Tage einsetzen<br />

(1kg/Tonne Futter od. 1,5kg/1000 Liter<br />

Trinkwasser)<br />

* Schwänze mit Buchenholzteer einpinseln<br />

od. zumindest PIGSTOPP oder<br />

Cyclo- oder Engemycin- oder CTC-<br />

Spray anwenden<br />

* Weidenäste anbieten<br />

* Lecksteine (Garant/Lagerhaus) anbieten<br />

* Vitamin E erhöhen (<strong>Vet</strong>vit E Top<br />

2kg/Tonne FM)<br />

Abb.: <strong>Kannibalismus</strong> im Strohstall<br />

Deutliche Entspannung durch Raps<br />

Und tatsächlich kann in der Praxis<br />

durch die Reduktion von Soja in der<br />

Ration und durch den Einsatz von Raps<br />

eine deutliche Verminderung oder das<br />

völlige Verschwinden des Phänomens<br />

beobachtet werden. Gleichzeitig berichten<br />

Landwirte, die „schon immer“<br />

Raps in der Ration hatten, seltener von<br />

Schwanzkannibalismus.<br />

Fortsetzung auf Seite 4<br />

* Einzeltiere per Injektion mit Penicillin/Amoxicillin<br />

+ NSAID behandeln<br />

* Amoxicillin für 7 Tage ( + NSAID für 3<br />

Tage) über das Futter oder Wasser<br />

* 2-3 Wochen 10g CALMEGGS/100kg<br />

Schwein/Tag oder 2-3kg/Tonne FM<br />

Seite 2<br />

Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift

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