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No. 6, Ausgabe 11.2007 - Flughafen Linz

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Boden, um Freigaben und Anweisungen<br />

zu erteilen. Der andere Flugverkehrsleiter<br />

ist der Koordinator, der<br />

das Telefon bedient, Koordinationsgespräche<br />

führt und den Funkcontroller<br />

bei allen anfallenden Tätigkeiten<br />

unterstützt. Analog zum Tower<br />

arbeiten auch in der An- und Abflugstelle<br />

sowohl ein Funkcontroller als<br />

auch ein Koordinator. Der Fluglotse<br />

hat grundsätzlich auf die Einhaltung<br />

von Mindestabständen zwischen<br />

Luftfahrzeugen (1000 Fuß vertikal<br />

oder 3 nautische Meilen seitlich)<br />

und für einen entsprechend flüssigen<br />

Verkehrsablauf zu sorgen.<br />

AIRREPORT: Wie wird man Fluglotse?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Um Fluglotse, richtig genannt Flugverkehrsleiter,<br />

zu werden, muss man<br />

einen speziellen Ausbildungslehrgang<br />

für Radarflugverkehrsleiter in<br />

Wien absolvieren, der bis zu drei<br />

Jahre dauert. Danach wird man an<br />

einer Dienststelle wie z.B. <strong>Linz</strong> eingesetzt<br />

und muss dort noch ca. ein<br />

Jahr „training on the job“ durchlaufen,<br />

bis man schließlich eigenverantwortlich<br />

Entscheidungen treffen darf.<br />

AIRREPORT: Wie sieht ein Tower<br />

von innen aus und welche technischen<br />

Geräte braucht man bei<br />

der Flugsicherung?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Jeder Tower besitzt eine Glaskanzel,<br />

in der alle notwendigen Geräte untergebracht<br />

sind. Es handelt sich<br />

dabei um Funkgeräte, Telefone, Radardisplays<br />

und dementsprechende<br />

Arbeitsunterlagen. Natürlich wird bei<br />

der Flugsicherung alles über Computersysteme<br />

abgewickelt.<br />

AIRREPORT: Welche Arbeitsschritte<br />

sind bei Landung und<br />

Abflug eines Flugzeugs auf Seiten<br />

der Flugsicherung<br />

durchzuführen?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Nehmen wir an, ein Flugzeug kommt<br />

aus Frankfurt und möchte am blue<br />

danube airport linz landen. Kurz vor<br />

dem Überfliegen der deutschen<br />

Staatsgrenze wird es vom deutschen<br />

Flugverkehrsleiter an die Radarfrequenz<br />

von <strong>Linz</strong> übergeben. Aufgrund<br />

unseres Computersystems wissen<br />

wir bereits vorher über die geplante<br />

Ankunftszeit und Flugstrecke Bescheid.<br />

Das Luftfahrzeug wird daraufhin<br />

vom Radarcontroller mittels<br />

Kompasssteuerkursen auf schnellstmöglichem<br />

Weg zum Anflug auf die<br />

gerade verwendete Piste am blue<br />

danube airport linz geführt und<br />

danach zum Anflug freigegeben.<br />

Sobald das Flugzeug eigennavigatorisch<br />

dem Anflugverfahren folgt, wird<br />

dieses Luftfahrzeug auf die Frequenz<br />

von <strong>Linz</strong> Tower geschickt. Von dort<br />

wird dann je nach Verkehrslage eine<br />

Landefreigabe an das Flugzeug<br />

übermittelt. Nach der Landung bekommt<br />

das Flugzeug eine Freigabe<br />

zur Benützung eines bestimmten<br />

Rollweges und wird schließlich von<br />

einem Follow-me-Fahrzeug zur Parkposition<br />

geführt, wo die Triebwerke<br />

abgestellt werden. Möchte der Pilot<br />

wieder nach Frankfurt abheben, so<br />

wird eine halbe Stunde vor Abflug<br />

bei der Flugsicherung ein Flugplan<br />

ersichtlich. Der Pilot meldet sich zur<br />

geplanten Abflugzeit, um die Genehmigung<br />

für das Anlassen der Triebwerke<br />

einzuholen. In dieser Phase<br />

plant der Tower bereits, ob es für<br />

das Flugzeug möglich sein wird,<br />

ohne Verzögerung zu starten. Wenn<br />

dem so ist, wird die Rollfreigabe bis<br />

zur Piste erteilt. Der Tower gibt<br />

schließlich die Startfreigabe und<br />

übergibt das Flugzeug nach dem<br />

Abheben auf die Frequenz von <strong>Linz</strong><br />

Radar. Der jeweilige Flugverkehrsleiter<br />

dort betreut das Flugzeug anschließend<br />

bis zu einer Höhe von<br />

4000 m, bevor die deutschen Kollegen<br />

übernehmen. Während des<br />

Steigfluges müssen stets die notwendigen<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

(Staffelung, Abstände) eingehalten<br />

werden.<br />

AIRREPORT: Was ist leichter zu<br />

koordinieren: Start oder Landung?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Für die Flugsicherung ist sicher ein<br />

Abflug leichter zu managen, weil zu<br />

diesem Zeitpunkt das Flugzeug noch<br />

am Boden ist und man mehr Zeit<br />

für Entscheidungen hat. Dabei geht<br />

es nicht nur um die Sicherheit, sondern<br />

auch um die Wirtschaftlichkeit<br />

– schließlich kostet ein fliegendes<br />

Flugzeug um einiges mehr als ein<br />

stehendes.<br />

AIRREPORT: Gibt es bei viel<br />

Flugverkehr wie beispielsweise<br />

im Sommer auch kritische<br />

Phasen für die Flugsicherung?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Bei hohem Verkehrsaufkommen ist<br />

es besonders wichtig, den Verkehr<br />

so zu planen, dass der Ablauf flüssig<br />

und sinnvoll wird. Es bedarf also<br />

einer gewissen Planung, damit die<br />

Reihenfolge der Starts entsprechend<br />

koordiniert werden kann. Der Sommer<br />

ist eine arbeitsintensive Zeit für<br />

die Flugsicherung, weil neben den<br />

ganzen Ferienflügen natürlich auch<br />

viele Hobbypiloten ihrer Lieblingsbeschäftigung<br />

frönen wollen. Außerdem<br />

werden auch sämtliche Militärflugzeuge<br />

von der Flugsicherung<br />

abgefertigt.<br />

AIRREPORT: Hat es schon<br />

einmal eine so richtig brenzlige<br />

Situation für die Flugsicherung<br />

am blue danube airport linz gegeben?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Ja, schon; ich erinnere mich an eine<br />

Landung in <strong>Linz</strong> eines einmotorigen<br />

Flugzeugs, dessen Pilot aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht mehr in<br />

der Lage war, das Flugzeug zu steuern.<br />

Seine mitfliegende Tochter setzte<br />

das Flugzeug ohne Pilotenschein<br />

alleine auf der Piste auf, ohne Schäden!<br />

Natürlich gibt es immer wieder<br />

herausfordernde Situationen, aber<br />

man muss als Flugverkehrsleiter<br />

stets einen kühlen Kopf bewahren<br />

und im entscheidenden Moment<br />

richtig reagieren. Gibt es ein ernsthaftes<br />

Problem, so wird die Piste<br />

gesperrt und die Flugzeuge müssen<br />

entweder in der Warteschleife über<br />

dem blue danube airport linz kreisen<br />

oder werden auf andere Flughäfen<br />

umgeleitet.<br />

AIRREPORT: Wie schützt man<br />

den blue danube airport linz bzw.<br />

den Tower vor dem Zutritt von<br />

Unbefugten?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Jene Bereiche, in denen sich nur<br />

Mitarbeiter des <strong>Flughafen</strong>s aufhalten<br />

dürfen, sind ständig abgesperrt und<br />

lediglich mittels Schlüssel oder ID-<br />

Karte zugänglich. Außerdem sind<br />

überall am blue danube airport linz<br />

Überwachungskameras angebracht.<br />

AIRREPORT: Ist die Koordination<br />

von An- und Abflügen bei<br />

schlechten Wetterbedingungen<br />

schwieriger? Liegt die Entscheidung,<br />

ob gestartet bzw. gelandet<br />

werden kann, bei der Flugsicherung<br />

oder beim Piloten selbst?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Grundsätzlich nicht. Es gibt gewisse<br />

Wettermindestwerte und wir geben<br />

diese Informationen natürlich an die<br />

Piloten weiter. Doch die Entscheidung,<br />

ob ein Start bzw. eine Landung<br />

durchgeführt wird, liegt letztendlich<br />

in der Hand des Piloten.<br />

AIRREPORT: Wir leben in einer<br />

zunehmend automatisierten<br />

Welt. Mittlerweile gibt es Flugzeuge,<br />

die theoretisch sogar ohne<br />

Pilot fliegen könnten. Wie sehen<br />

Sie in diesem Kontext die Zukunft<br />

der Flugsicherung?<br />

MANFRED HOFER-LANGZAUNER:<br />

Ich glaube, dass sich im Bereich der<br />

Technik in den nächsten Jahren sicher<br />

einiges verändern wird. Die<br />

Flugsicherung wird wahrscheinlich<br />

immer mehr eine Beobachterrolle<br />

einnehmen, doch meiner Meinung<br />

nach wird es auch weiterhin Fluglotsen<br />

geben.<br />

AIRREPORT: Vielen Dank für<br />

das Gespräch!<br />

rolle

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