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Wer macht, macht Macht? Der Präsident, die UdK und wir - eigenart

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Wie <strong>wir</strong>d Kunst als Kunst<br />

konstruiert?<br />

// Foto: Lola Göller <strong>und</strong> Claudia Dorfmeister, Filmstill<br />

( Gitta Connemann ) // Tim Noble, Sue Webster<br />

// Text: Kunst.System.Kunst<br />

Wie <strong>wir</strong>d zu Kunst, was <strong>wir</strong> Kunst nennen? Wird Kunst<br />

durch Kunst konstruiert? Welchen kontextuellen Druck<br />

üben Politik, Wirtschaft, Me<strong>die</strong>n <strong>und</strong> Recht aus? Und wie<br />

verhält sich hierzu <strong>die</strong> Kultur?<br />

So fragte das Seminar kunst.system.kunst am Institut<br />

Kunstwissenschaft <strong>und</strong> Ästhetik der <strong>UdK</strong> im<br />

Wintersemester 2007/2008 unter der Leitung von<br />

Birte Kleine-Benne. Die Stu<strong>die</strong>renden erarbeiteten in<br />

einem Work-in-progress [http://www.bkb.eyes2k.net/<br />

kunstsystemkunst.html] erste Annäherungen zu <strong>die</strong>sen<br />

Fragen.<br />

Zwei Fragen an 13 SeminarteilnehmerInnen<br />

<strong>Wer</strong> besuchte: / <strong>Wer</strong> war informiert über:(im Jahr 2007)<br />

Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte<br />

Berlin GmbH, im Gespräch mit dem Seminar<br />

kunst.system.kunst am 31.1.2008 in den Berliner<br />

Firmenräumen, Klosterstraße 68:<br />

„Jeder Kulturschaffende hat <strong>die</strong> größten Chancen,<br />

Förderer, Partner, Unterstützer zu gewinnen, wenn er den<br />

Anschein erweckt, er würde das unter ökonomischen<br />

Aspekten betrachten. Er wäre soweit, dass er sein künstlerisches<br />

Schaffen als Produkt begreift.“<br />

„Erfolg richtet sich immer daran, wieviel Menschen<br />

erreiche ich, ansonsten werden Sie kaum eine Förderung<br />

gewinnen.“<br />

„Wenn <strong>die</strong> ökonomischen Rahmendaten nicht stimmen,<br />

sprich: ich hab‘ keine Zuschauer, ich kann meine<br />

Einnahmen nicht bringen, hab‘ ich ein Problem <strong>und</strong> das<br />

überschattet ganz schnell auch <strong>die</strong> Diskussion über Kunst<br />

<strong>und</strong> Kultur, also <strong>die</strong> eigentlichen Inhalte. Das sind negative<br />

Aus<strong>wir</strong>kungen <strong>die</strong>ses ökonomisierten Betrachtens des<br />

Kunst- <strong>und</strong> Kulturablaufs.“<br />

„Betrachtet man zum Beispiel <strong>die</strong> Antragskultur oder <strong>die</strong><br />

Die Kommission, ein Beratungsgremium des Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages, der 22 Personen aller Parteien, aber auch<br />

überparteiliche externe Sachverständige angehörten, legte<br />

am 11. Dezember 2007 nach 4-jähriger Arbeit (87 Plenumssitzungen,<br />

22 Anhörungen, 21 Expertengespräche, 6<br />

Delegationsreisen <strong>und</strong> 12 Gutachten) ihren Schlussbericht<br />

vor. Die B<strong>und</strong>estagsdebatte fand am 13.12.2007 zwischen<br />

9 <strong>und</strong> 11 Uhr statt.<br />

<strong>Der</strong> Bericht, der über 500 Seiten zu mehr als 50 zu<br />

behandelnden Themen, wie <strong>die</strong> öffentliche <strong>und</strong> private<br />

Förderung, <strong>die</strong> Finanzierung von Kunst <strong>und</strong> Kultur<br />

oder <strong>die</strong> <strong>wir</strong>tschaftliche <strong>und</strong> soziale Lage von Künstlern,<br />

umfasst, startet zunächst mit einer Bestandsaufnahme,<br />

nimmt dann auf der Gr<strong>und</strong>lage <strong>die</strong>ser Recherchen eine<br />

Problembeschreibung vor <strong>und</strong> gibt abschließend 465<br />

Handlungsempfehlungen an B<strong>und</strong>, Länder, Kommunen<br />

sowie an Träger öffentlicher Belange. Zum Beispiel, dass<br />

außer im Freistaat Sachsen <strong>die</strong> Ausgaben für kommunale<br />

Kultureinrichtungen freiwillig, das heißt keine Pflichtausgabe<br />

sind <strong>und</strong> daher <strong>die</strong> Kultur als Staatziel in einem<br />

Artikel 20b im Gr<strong>und</strong>gesetz verankert werden sollte.<br />

<strong>die</strong> transmediale, Festival für Kunst <strong>und</strong> digitale Kultur in Berlin, Thema „unfinished!“<br />

>> 4 Besucher, 9 Informierte<br />

den in Venedig <strong>und</strong> Berlin zunächst verbotenen, dann in Hamburg zwischen März <strong>und</strong> Juni 2007 installierten Kubus<br />

von Gregor Schneider<br />

>> 1 Besucher <strong>und</strong> 10 Informierte<br />

<strong>die</strong> art basel, <strong>die</strong> als weltweit wichtigste Kunstmesse gilt >> 0 Besucher <strong>und</strong> 12 Informierte<br />

Art goes Heiligendamm in Rostock parallel zum G8-Wochenende >> 3 Besucher <strong>und</strong> 7 Informierte<br />

<strong>die</strong> documenta 12 in Kassel >> 6 Besucher <strong>und</strong> 13 Informierte<br />

<strong>die</strong> Skulpturenschau in Münster >> 2 Besucher <strong>und</strong> 11 Informierte<br />

„Eine solche Kultur-Klausel hätte den <strong>Wer</strong>t, dass im kommunalpolitischen<br />

Entscheidungsgang nicht von vorne<br />

herein das Theater zugunsten von Kindergärten <strong>und</strong><br />

Schwimmbädern zurückgesetzt werden darf.“<br />

(Wolfgang Thierse, dradio.de/dkultur]<br />

made in germany in Hannover (Sprengel Museum, Kunstverein Hannover <strong>und</strong> Kestnergesellschaft), Juni bis August<br />

>> 0 Besucher <strong>und</strong> 7 Informierte<br />

My own private reality im Edith-Russ-Haus für Me<strong>die</strong>nkunst in Oldenburg >> 0 Besucher <strong>und</strong> 0 Informierte<br />

das Festivalcamp 9to5. Wir nennen es Arbeit, zur Arbeit der digitalen Bohème, im Berliner Radialsystem<br />

>> 1 Besucher <strong>und</strong> 2 Informierte<br />

<strong>die</strong> ars electronica in Linz zum Thema Goodbye Privacy >> 1 Besucher <strong>und</strong> 7 Informierte<br />

Zusammensetzung der Juries, <strong>die</strong> über Anträge befinden:<br />

Es nimmt immer mehr zu fragen, wen interessiert es, viel<br />

weniger interessieren rein künstlerische Entscheidungen.“<br />

„Wenn sich <strong>die</strong> Tendenz der letzten Jahre weiter so<br />

entwickelt, führt es immer mehr zur reinen Kommerzbetrachtung.<br />

Nur <strong>die</strong> Kunstprojekte, <strong>die</strong> vermeintlich den<br />

Erfolg beim Publikum garantieren, kriegen entsprechende<br />

Förderungen. Oder Projekte, <strong>die</strong> sich unter ein Sammelthema<br />

bündeln ... <strong>und</strong> <strong>die</strong> in ein Thema reinpassen.“<br />

„Das freie Geld für <strong>die</strong> freie Kunst <strong>wir</strong>d immer knapper,<br />

weil im Bereich der Kultur<strong>wir</strong>tschaft immer mehr Produkte<br />

sind. Wenn du Kunst produzierst <strong>und</strong> keine Antworten<br />

auf <strong>die</strong> Frage hast, wie du <strong>die</strong> Leute erreichen willst, <strong>wir</strong>st<br />

du es immer schwerer haben, entsprechende Förderungen<br />

zu bekommen.“<br />

Frage von uns, ob es einen größeren Etat gibt, da ja<br />

mehr Geld reinkommt. Moritz von Duelmen: „Die Etats<br />

gehen eher zurück. ... Es fließt bei arbeitsbeschaffenden<br />

Fördermaßnahmen mehr Geld. Aber in der Summe ist<br />

es trotzdem nicht mehr, das der Kunstproduktion zur Verfügung<br />

steht. ... Es steht viel weniger Geld zur Verfügung<br />

als noch vor 10 Jahren.“<br />

Kultur-Enquete-Kommission in Deutschland

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