Wer macht, macht Macht? Der Präsident, die UdK und wir - eigenart
Wer macht, macht Macht? Der Präsident, die UdK und wir - eigenart
Wer macht, macht Macht? Der Präsident, die UdK und wir - eigenart
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fictive Dogstory One<br />
Ein Sauflied in fünf Strophen<br />
// Text: Boris Duhm // Illustration: Almudena Lobera <strong>und</strong> Boris Duhm<br />
Ich bin ein Experte in Sachen Scheitern. Also möchte ich<br />
Euch mitteilen von einer meiner zuträglichen Erfahrungen<br />
in <strong>die</strong>sen Dingen. Sie haben mich durch Länder, Kulturen,<br />
Städte, Meere <strong>und</strong> Wälder geführt, dass es nur so eine<br />
w<strong>und</strong>erbare Lust gewesen ist. Neulich war ich in Polen.<br />
Anna <strong>und</strong> ich <strong>macht</strong>en einen Wochenendausflug an <strong>die</strong><br />
polnische Küste östlich von Swinoujscie. Wir kamen an<br />
einen Sandstrand - weit, weißgelb <strong>und</strong> sonnig. Das Meer<br />
rauschte sein gewöhnliches Salzwassergischtrauschen. Es<br />
wurde Abend <strong>und</strong> <strong>wir</strong> lagen am Strand herum ohne einen<br />
konkreten Plan für weiteres Tun. So tranken <strong>wir</strong> Bier.<br />
Es kam ein H<strong>und</strong> gelaufen. Ebenso wie der Sand war er<br />
weißgelb, nur etwas dunkler im Teint. - Ach, wie schön<br />
ist Panama? - Wir verliebten uns fast ungesehen <strong>und</strong><br />
auf den ersten Blick <strong>und</strong> tollten im Sand umher, Warka,<br />
der nach dem klangvollen Biernamen benannte H<strong>und</strong>,<br />
Stöckchen apportierend, <strong>wir</strong> Stöckchen werfend.<br />
<strong>Der</strong> H<strong>und</strong> mit voller Ampulle,<br />
dem Rauschen, dem Stock hinterher,<br />
ins schaumige Meer<br />
er sprang <strong>und</strong> sang.<br />
Er sprang <strong>und</strong> sang. Lalalala – lalala...<br />
Labradore lieben das Baden <strong>und</strong> weil sie eigentlich<br />
Jagdh<strong>und</strong>e sind, lieben sie es, <strong>die</strong> von Jägern<br />
abgeschossenen Wildenten im Dickicht aufzuspüren<br />
<strong>und</strong> dem tapfren Jagersmann dann höflich auf<br />
mittelalterliche, englische Art aus dem Maul zu<br />
überreichen. Eigentlich sind sie nur dazu ausgenutzt<br />
worden, <strong>die</strong>se Labradore.<br />
Um es kurz zu machen: Warka folgte uns den Strand<br />
entlang gen Westen, <strong>wir</strong> hielten ihn nicht ab. Er<br />
hinterließ Marken. Er hatte kein Halsband, noch deutete<br />
irgendetwas auf menschliche Besitzverhältnisse hin.<br />
Wir wanderten mit Rucksäcken <strong>und</strong> Warka am Meer<br />
entlang, kamen durch einen alten Fischereihafen, wo<br />
<strong>die</strong> jugendlichen Fischer, ebenso wie <strong>wir</strong> Bier trinkend,<br />
ihre Netze auftakelten, kamen über eine <strong>die</strong>ser neuen<br />
Boddenbrücken <strong>und</strong> waren außer mit Warka beschäftigt,<br />
auf der Suche nach einer Nachtherberge für uns. Das<br />
Liebespaar mit dem neugeborenen Kind.<br />
Wir fanden es an einer kleinen ruhigen Bucht mit<br />
aufgeschüttetem Sand, Feuerstellen <strong>und</strong> viel Holz<br />
im Dickicht. Es war wie im Ferienlager. Und wie im<br />
Ferienlager fing es an zu regnen. Die halbgegrillten<br />
Würste gingen den H<strong>und</strong>emagenweg. Den Napf bastelte<br />
Anna aus einem verdreckten Kuchenpappteller mit<br />
drei Seitenkanten. So hat das Verhängnis seinen Lauf<br />
genommen.<br />
In unserem Lager am Meer schüttete es Bindfäden.<br />
Anna wickelte den H<strong>und</strong> in ein güldenes Tuch <strong>und</strong> er<br />
verwandelte sich in ein Goldschaf. Um uns gestellt über<br />
<strong>die</strong> Wiese bis zum Bodden war es dunkel.<br />
Über <strong>die</strong> Grenze folgte Warka den Ahnungslosen,<br />
zwischen den Lefzen ein rosa Tuch.<br />
Ins andere Land<br />
er sprang <strong>und</strong> sang.<br />
Er sprang <strong>und</strong> sang. Lalalala – lalala...<br />
Wir kennen <strong>die</strong> Grenzbestimmungen für<br />
Tierüberführungen zwischen den Ländern im<br />
Schengenabkommen bis heute nicht. Vom Zeltplatz<br />
gingen <strong>wir</strong> am nächsten Tag weiter an der Steilküste<br />
entlang, gelangten an eine Wegmündung am Strand <strong>und</strong><br />
folgten dem Waldweg hinauf bis ins Dorf. Dort gab es<br />
einen Laden <strong>und</strong> einen defekten Bankomaten. Für das<br />
letzte Geld kauften <strong>wir</strong> <strong>die</strong> einzige Dose H<strong>und</strong>efutter,<br />
<strong>die</strong> es dort gab. <strong>Der</strong> Grenzübertritt nach Deutschland<br />
geschah zu fuß <strong>und</strong> problemlos. Drei Tage später <strong>und</strong><br />
wieder zu Hause in Berlin bekamen <strong>wir</strong> zahlreiche<br />
Drohanrufe von einem entfernten Verwandten, der<br />
uns wegen Entführung <strong>und</strong> illegalem Grenzübertritt in<br />
Begleitung eines tollwütigen H<strong>und</strong>es anzeigen wollte.<br />
Aus der Anzeige wurde nichts.<br />
Natürlich musste das passieren: Warka <strong>und</strong> ich waren<br />
auf einem <strong>die</strong>ser Berliner Kunstevenemangs, bei denen<br />
<strong>die</strong> Leute sich im Gedränge <strong>und</strong> Stimmenge<strong>wir</strong>r pure<br />
Nettigkeiten vor <strong>die</strong> Köpfe schlagen. Ich hatte einen