16 Richard Strauss war dem Karlsruher Theater lieb – und gar nicht so teuer! Dirigate des Komponisten am badischen Hoftheater Neben einer herausragenden Pflege der Musikdramen Richard Wagners waren den Karlsruher Musikliebhabern auch Aufführungen der Werke von Richard Strauss eine Herzensangelegenheit. Bereits am 14. März 1891 dirigierte der damals 26-jährige Weimarer Hofkapellmeister hier seine Sinfonische Dichtung Aus Italien. Auch in den Jahren 1902 (Till Eulenspiegels lustige Streiche und Ein Heldenleben), 1906 (Don Juan) und 1908 (Tod und Verklärung) durfte Karlsruhe Strauss als Dirigenten eigener Werke erleben. Keine zwei Monate nach der Uraufführung der Oper Der Rosenkavalier in Dresden fand die umjubelte Karlsruher Erstaufführung am 17. März 1911 statt. Höhepunkt der Strauss-Rezeption vor dem Ersten Weltkrieg war eine vom 9. bis 13. November 1913 durchgeführte erste Richard-Strauss-Festwoche (eine weitere fand im Juni 1924 am nunmehr Badischen Landestheater statt). Im Vorfeld von Opernaufführungen und Konzerten der ersten Festveranstaltung hat sich im Generallandesarchiv Karlsruhe (Bestand 57) ein Brief von Strauss an den damaligen Intendanten Bassermann erhalten, der von der außerordentlichen Zuneigung zeugt, die Strauss für Theater und Musikbegeisterte der badischen Residenzstadt empfand. Der als ausgeprägt geschäftstüchtig bekannte Komponist vereinbart für die Dirigate seiner Opern Elektra, Der Rosenkavalier und Ariadne auf Naxos einen Sonderpreis von lediglich 2000 Mark. Von seinem Wohnsitz Garmisch aus schreibt Strauss am 10. August 1913 (<strong>Landesarchiv</strong> GLAK 57/382): In Erwiderung Ihres freundlichen Schreibens bestaetige ich Archivnachrichten 39 / 2009 Ihnen, dass ich bereit bin, zu den angegebenen Tagen Elektra, Rosenkavalier und Ariadne zu dem von Ihnen offerierten Honorar, über welches ich Sie jedoch bitte, strengste Diskretion zu wahren, zu dirigieren. Die Leitung des Symphoniekonzertes zum Besten des Orchesters übernehme ich nach Verabredung mit Herrn Cortolezis gerne ohne jedes Honorar und freue mich besonders, Gelegenheit zu haben, den Karlsruhern einige meiner Werke persoenlich vorzufuehren, da ich fuer das Pult, an dem ich unseren lieben Mottl so oft bewunderte, immer noch eine starke Sympathie habe. Felix Mottl war von 1880 bis 1903 Karlsruher Generalmusikdirektor und verstarb am 2. Juli 1911 in München, wenige Tage nach einem Zusammenbruch am Dirigentenpult während einer Tristan-Aufführung. Fritz Cortolezis war von 1913 bis 1925 Operndirektor in Karlsruhe. Bereits im Jahr zuvor gibt es von Strauss ein Angebot vom 26. Mai 1912 an den Intendanten, den Rosenkavalier in Karlsruhe zum Sonderpreis von 1000 Mark zu dirigieren (<strong>Landesarchiv</strong> GLAK 57/382): […] Was Ihre freundliche Einladung, den Rosencavalier in Carlsruhe zu dirigieren [betrifft], so will ich ihr mit Vergnügen Folge leisten. Ich bin vom 5. bis circa 10. Juni in Stuttgart. Wenn Sie mir zwischen 12. u. 15. Juni einen Tag frei stellen, den ich, je nachdem sich mein Aufenthalt in Stuttgart vielleicht ausdehnt, zu beliebiger Wahl habe, so stehe ich gegen ein Honorar von 1000 Mark (bezügl. dessen ich mir jedoch strengste Diskretion erbitte, da ich sonst nicht unter 2000 M dirigiere) gerne zu Ihrer Verfügung. Bernhard Müller-Herkert 1 | Richard Strauss, geboren am 11. Juni 1864 in München, gestorben am 8. September 1949 in Garmisch-Partenkirchen, Ölgemälde von Max Liebermann, 1918. Vorlage: Richard-Strauss-Institut, Garmisch- Partenkirchen 2 | Schreiben von Richard Strauss an den Karlsruher Hoftheater-Intendanten Dr. August Bassermann vom 26. Mai 1912. Vorlage: <strong>Landesarchiv</strong> GLAK 57/382 3 | Karlsruher Theaterzettel zum 9. November 1913. Vorlage: <strong>Landesarchiv</strong> GLAK 57/630 4 | Villa von Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen. Vorlage: Richard-Strauss-Institut, Garmisch- Partenkirchen 1
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