ARCHIVNACHRICHTEN - Landesarchiv Baden Württemberg
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Auf den Spuren Königin Olgas<br />
Hauptstaatsarchiv Stuttgart präsentiert in Moskau Ausstellung über Königin Olga<br />
Von November 2008 bis März 2009 präsentierte<br />
das Hauptstaatsarchiv Stuttgart<br />
mit Erfolg die Ausstellung Eine Königin<br />
vom Scheitel bis zur Zehe – Olga, Königin<br />
von <strong>Württemberg</strong>. Das Interesse der Stuttgarter<br />
Bevölkerung am Leben der russischen<br />
Großfürstin und späteren württembergischen<br />
Königin, deren Name noch<br />
heute mit zahlreichen Einrichtungen verbunden<br />
ist, war groß. Von Stuttgart aus<br />
wanderte die Ausstellung in die russische<br />
Heimat der Zarentochter. Den Anlass dazu<br />
boten die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>-Tage, die<br />
vom 25. bis 28. Mai 2009 in Moskau statt-<br />
Karteileichen<br />
Archivnachrichten 39 / 2009<br />
fanden. Begleitet von einer großen Wirtschafts-<br />
und Wissenschaftsdelegation reiste<br />
Ministerpräsident Oettinger in die<br />
russische Hauptstadt, um die Beziehungen<br />
zwischen Russland und <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
weiter auszubauen. Neben den<br />
Wirtschaftkontakten kam auch die Kultur<br />
nicht zu kurz – immer wieder wurde an<br />
die früheren engen dynastischen, wissenschaftlichen<br />
und kulturellen Beziehungen<br />
zwischen <strong>Württemberg</strong> und Russland<br />
erinnert. Immerhin gelangten mit den<br />
Großfürstinnen Katharina und Olga zwei<br />
Zarentöchter auf den württembergischen<br />
Thron. Die familiären Beziehungen zwischen<br />
dem Haus <strong>Württemberg</strong> und dem<br />
Zarenhaus und das Leben der Königin<br />
Olga stehen im Mittelpunkt der Ausstellung<br />
des Hauptstaatsarchivs, die von<br />
Staatssekretär Dr. Dietrich Birk MdL, Ministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst, und Wladimir Manykin, dem<br />
Leiter der Hauptverwaltung der Archive<br />
Für kurze Zeit reanimiert in „TRESOR“ – Raum für flüchtige Kunst in Stuttgart<br />
In dem vor 100 Jahren geplanten, während<br />
des Ersten Weltkriegs vollendeten<br />
und nun vielleicht schon bald für das<br />
umstrittene Projekt „Stuttgart 21“ wieder<br />
beiseitegeräumten ehemaligen Direktionsgebäude<br />
der früheren Königlich<br />
<strong>Württemberg</strong>ischen Staatseisenbahnen<br />
gegenüber dem Hauptbahnhof ist einer<br />
jungen Künstlerin aus der Stuttgarter<br />
Subkulturszene im Frühjahr unter dem<br />
Projektnamen „geb. am“ ein beachtenswertes<br />
Experiment geglückt.<br />
Barbara Karsch-Chaïeb hatte die einst<br />
dem nüchternen Umgang mit Geld und<br />
Zahlen vorbehaltenen Räumlichkeiten<br />
umfunktioniert in einen Ort der flüchtigen<br />
Begegnung zwischen unwiederbringlich<br />
Vergangenem und augenblicklich<br />
Gegenwärtigem. Als Ausgangsstoff dienten<br />
ihr dazu die vor Jahrzehnten hier entstandenen<br />
Personalkarteien mit Namen, Geburts-<br />
und Sterbedaten aller von hier aus<br />
verwalteten Bahnbediensteten <strong>Württemberg</strong>s.<br />
Diese mittlerweile ins Staatsarchiv<br />
Ludwigsburg überführten Dokumente<br />
arbeitete sie im Lesesaal eingehend durch,<br />
ließ 75 daraus ausgewählte Karteikarten<br />
digitalisieren und brachte die Scans dann<br />
in eine von ihrer künstlerischen Inspiration<br />
her bestimmte Reihenfolge.<br />
Per Beamer in stetigem Bildwechsel an<br />
die düster und geheimnisvoll wirkende<br />
Stirnwand des Tresorraums geworfen,<br />
konnten die bei dieser Lichtinstallation unaufhörlich<br />
kurz auftauchenden und wieder<br />
entschwindenden Karteikarten – einst<br />
von verschiedenen Händen beschrieben –<br />
in dem einen oder anderen Betrachter<br />
nach einiger Zeit eine intensiv empfundene<br />
Illusion hervorrufen, welche kurzzeitig ein<br />
Heraustreten von einst lebendig gewesenen<br />
Menschen und deren Leben aus ihrem<br />
für wenige Augenblicke ins Licht gestellten<br />
Karteileichendasein in gewisser Weise vorstellbar<br />
erscheinen ließ. Noch eingetaucht<br />
in dieser imaginären Sphäre mochte es<br />
hin und wieder einem Einzelnen vielleicht<br />
sogar gelungen sein, die eigenen Bezüge<br />
zur Gegenwart zu reflektieren und gegebenenfalls<br />
neu zu positionieren.<br />
der Stadt Moskau, in der Internationalen<br />
Universität in Moskau eröffnet wurde.<br />
Mit dem Ausstellungsprojekt konnte das<br />
Hauptstaatsarchiv auch an die Kontakte<br />
anknüpfen, die bereits 2007 anlässlich der<br />
Moskau-Tage in Stuttgart mit der Archivverwaltung<br />
der Stadt Moskau aufgenommen<br />
worden waren. Aufgrund des lebhaften<br />
Interesses wurde die Ausstellung<br />
anschließend noch im Gebäude des Moskauer<br />
Stadtrats, der städtischen Duma,<br />
im Herzen Moskaus gezeigt. Weiter Stationen<br />
in Samara, der Partnerstadt Stuttgarts,<br />
in St. Petersburg und Wladiwostok<br />
sind vorgesehen.<br />
Nicole Bickhoff<br />
Eröffnung der Ausstellung „Eine Königin vom<br />
Scheitel bis zur Zehe“ am 27. Mai 2009 in Moskau<br />
durch Staatssekretär Dr. Dietrich Birk MdL und<br />
Wladimir Manykin, Leiter der Archivverwaltung<br />
der Stadt Moskau.<br />
Aufnahme: Badansky, Moskau<br />
Als Versuchsaufbau hatte ein alter<br />
Schreibmaschinentisch aus Buche mit<br />
grüner Linoleumeinlage gedient, darauf<br />
eine schwarz lackierte Schreibtischlampe<br />
mit ovalem Leuchtschirm, welche einen<br />
Karteikasten ins rechte Licht rückte.<br />
Eine von der Künstlerin erstellte Dokumentationsmappe,<br />
jetzt Teil der online<br />
recherchierbaren Bibliothek des Staatsarchivs,<br />
hält die Beschreibung ihres<br />
erfolgreich verlaufenen Experiments –<br />
rechtzeitig am Entstehungsort dieser<br />
Überlieferung noch durchgeführt – für<br />
die Zukunft fest.<br />
Wolfgang Schneider