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kreuz-los Hoffnungsspuren - Kairos

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<strong>kreuz</strong>-<strong>los</strong> – <strong>Hoffnungsspuren</strong> ____________________________________________________________________________ 21<br />

KAIROS-Haus LANDAKADEMIE RATTENBACH 17. IV. – 8. V. 2011<br />

Nitsch Hermann * 1938, Wien<br />

Ohne Titel<br />

Blut, Ölfarbe auf Stoff, 120 x 139 cm<br />

1987, Leihgabe (Regensburg)<br />

Österreichischer Maler und Aktionskünstler, ein<br />

bedeutender Vertreter des Wiener Aktionismus.<br />

Diplom-Abschluss an der Graphischen Lehr- und<br />

Versuchsanstalt in Wien; Gebrauchsgrafiker am<br />

Technischen Museum. 1961 erste Malaktionen<br />

und Schüttbilder. 1962 Beginn des Wiener Aktionismus:<br />

entwickelt mit Otto Muehl und Adolf<br />

Frohner die Hauptgedanken für das Orgien-Mysterien-Theater.<br />

Einbeziehung aller Kunstformen (Malerei, Architektur, Musik, Opferritual, Messliturgie,<br />

etc.) soll die Sinne der Teilnehmer schrittweise bis aufs Äußerste anspannen, um am Höhepunkt<br />

die Erkenntnis des Lebensprozesses an sich zu ermöglichen. Er deutet das Leben als Passion,<br />

den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion. Der Künstler blieb<br />

durch seine im Gemälde eingefügten Malhemden, die er während der Arbeit trug, anwesend; der<br />

Betrachter soll sich so mit dem Malvorgang identifizieren und mit ins Bild eintreten.<br />

Die in Wien öffentlich abgehaltene Aktionsarbeit führte zu Konfrontationen mit den Behörden<br />

und mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten. 1968 Übersiedlung nach Deutschland. Große Erfolge<br />

des Orgien-Mysterien-Theaters Ende der sechziger Jahre in den USA und Deutschland, während<br />

der siebziger Jahre in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten.<br />

1971 Ankauf des Sch<strong>los</strong>ses Prinzendorf (NÖ) aus dem Besitz der Kirche. Seit 1971 veranstaltet er<br />

hier „Orgien-Mysterien-Spiele“, darunter als Höhepunkt das große „6-Tage-Spiel“ Sommer 1998<br />

unter der Regie von Alfred Gulden, sowie als seine 120. Aktion das „2-Tages-Spiel“ Sommer 2004.<br />

Verwirklichte seine Vorstellungen von der Musik zu seinem Theater. Die Aktionen werden in akribisch<br />

notierten Partituren notiert, die Handlungsanweisungen und Texte und grafisch notierte<br />

Musikstücke für Lärmorchester, Schreichöre und elektronisch verstärkte Instrumente enthalten.<br />

Gastprofessur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main und der<br />

Hochschule für bildende Künste Hamburg; unterrichtete von 1989 bis zu seiner Emeritierung an<br />

der Städelschule eine Klasse für Interdisziplinäre Kunst. 1972 Documenta 5 in Kassel in der Abteilung<br />

Individuelle Mythologien; 1982 auf Documenta 7. November 2005 Wiener Burgtheater 50-jährige<br />

Feier zur Wiederöffnung nach dem Krieg: 122. Aktion des Orgien-Mysterien-Theaters.<br />

Hermann Nitschs Weltbild ist von mystischen Autoren, auch von de Sade, Friedrich Nietzsche, Sigmund<br />

Freud, Antonin Artaud geprägt. Im theoretischen Buch „Orgien-Mysterien-Theater“ führte<br />

Nitsch aus, dass seine Aktionen und Bilder bei den Zuschauern zunächst Ekel und Abscheu, dann<br />

eine Katharsis bewirken sollen. Die Ekel und Abscheu auslösenden Provokationen und die Verknüpfung<br />

von realem (Tier-)Blut mit religiösen Inhalten wie der Kreuzigung und der unbefleckten<br />

Empfängnis setzt Nitsch ein, um zur Reflexion über im Alltag häufig verdrängte symbolischen<br />

Topoi wie Blut und Tod zu führen, die in der christlichen Religion eine zentrale Rolle spielen.<br />

Sein gesamtkunstwerkhaftes Schaffen auf Sch<strong>los</strong>s Prinzendorf kann inhaltlich durchaus als Versuch<br />

eines Gegenkonzepts zu Wagners Bayreuth gedeutet werden. Christlich geprägte Betrachter<br />

und Kritiker nahmen seine Aktionen und Werke häufig als Blasphemie wahr.<br />

2005: Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien; 2005: Großer Österreichischer Staatspreis<br />

für Bildende Kunst. Mai 2007 Eröffnung des „Hermann Nitsch Museums“ im Museumszentrum<br />

Mistelbach. Neapel eröffnete 2008 das seinem Werk gewidmete „Museo Archivio Laboratorio<br />

per le Arti Contemporanee Hermann Nitsch“. Nitsch wurde von der Stadt Pogradec als einer<br />

der 100 wichtigsten Europäer aller Zeiten im "walk of European" im Granit verewigt.

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