sowieso! - Rudolf Liedl Psychotherapie
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Konsum<br />
Einkaufen gehen ist aus der Sicht der Burschen und jungen Männer eine „weibliche“ Freizeitbeschäftigung.<br />
Sie finden zwar durchaus, dass einkaufen Spaß macht. Dennoch hat der Einkaufsbummel<br />
im männlichen Freizeitrepertoire im Vergleich zu den Mädchen und jungen<br />
Frauen nur geringen Stellenwert.<br />
Burschen und junge Männer sehen sich eher als rationale Käufer, denn als Impulskäufer.<br />
Dessen ungeachtet hat jeder vierte 14- bis 30-jährige Österreicher schon einmal Dinge gekauft,<br />
die er später gar nicht benutzt hat.<br />
Berufsorientierung<br />
Vor allem in den jüngeren Altersgruppen geben sich die Burschen und jungen Männer in ihren<br />
Erwartungen gegenüber dem Beruf auch karrierebewusst: In der Altersgruppe der unter-25-<br />
Jährigen gibt rund jeder Zweite an, dass ihm gute Aufstiegsmöglichkeiten bei einem Beruf<br />
persönlich besonders wichtig sind.<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für die Mehrheit der Burschen und jungen Männer kein<br />
vorrangiges Anliegen: 32 Prozent der 14- bis 19-Jährigen, 44 Prozent der 20- bis 24-Jährigen<br />
und 37 Prozent der 25- bis 30-Jährigen halten es bei einem Beruf für besonders wichtig, dass<br />
er sich mit Familie/Familienleben vereinbaren lässt. Auch Teilzeitjobs sind in den beruflichen<br />
Perspektiven der Burschen und jungen Männer kein Thema.<br />
WIE SICH DIE ERGEBNISSE DES JUGENDRADARS INNERHALB DER REPORTAGE<br />
MANIFESTIEREN<br />
Ziel der Reportage ist es, den jugendlichen LeserInnen ihre eigene Lebens- und Berufssituation<br />
bewusst zu machen, um im Unterricht gute Voraussetzungen für eine tiefere Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Lebensrealität zu schaffen. Aus diesem Grund wurde der Text so<br />
gestaltet, dass die darin vorkommenden Lehrlinge im wesentlichen dem entsprechen, was<br />
das Jugendradar erhoben hat.<br />
Anja ist im ersten Lehrjahr und wohnt selbstverständlich noch zu Hause. Wie sich ihre Familie<br />
zusammensetzt, ist bewusst offen gelassen, um eine Projektionsfläche zu bieten, auf der die<br />
je eigene Familiensituation der Lehrlinge Platz findet. Wir erfahren zum Beispiel nichts von<br />
der Mutter. Hat sie eine Beschäftigung mit einer ungewöhnlichen Arbeitszeit? Oder wohnt sie<br />
gar nicht mehr bei der Familie? Ist sie vielleicht schon gestorben? Oder sind die Eltern geschieden?<br />
Immer noch ist eine starke emotionale Bindungen zur Herkunftsfamilie spürbar. Da ist der Vater,<br />
der nach wie vor für die Tochter sorgt und sie unterstützt. Auch eine kleinere Schwester<br />
wird erwähnt, der Anja manchmal bei der Hausübung hilft. Anjas Vorstellung von einer eigenen<br />
Familie ist traditionell und harmonisch.<br />
Anja stellt zunehmend Kontakte außerhalb der Familie her. Es gibt ihren Freund Erich, wobei<br />
wir im unklaren gelassen werden, wie eng diese Freundschaft ist beziehungsweise wie konfliktbeladen<br />
sie ist. Anja hat offensichtlich auch andere Freundinnen, darunter eine ältere mit<br />
zwei Kindern, mit der sie gerne spricht, und bei der sie sich wahrscheinlich auch Rat holt.<br />
Dies entspricht der in der Studie erhobenen weiblichem Bedürfnis nach Gesprächen im<br />
FreundInnenkreis, die noch vor dem Wunsch nach Erlebnissen (Eventkultur) kommen.<br />
Wir können annehmen, dass Anja einer Clique angehört, mit der sie die Freizeit individuell<br />
gestaltet. Der Kontakt zu den FreundInnen wird selbstverständlich auch über den laufenden<br />
Kontakt über das Handy (SMS) gepflegt.<br />
Allerdings ist durch den Einstieg ins Berufsleben manch früherer freundschaftlicher Kontakt<br />
verloren gegangen oder hat zumindest an Bedeutung verloren. Beim Gedanken an die ehemaligen<br />
Freundinnen, die jetzt höhere Schulen besuchen, kommt ein bisschen Neid und<br />
Wehmut auf. Sie haben mehr Freizeit, können gemeinsam „shoppen“ gehen (eine der Lieblingsbeschäftigungen<br />
weiblicher Jugendlicher), und vor allem: Sie genießen das Leben, haben<br />
viel Spaß miteinander, was eines der obersten Ziele Jugendlicher in diesem Alter ist.<br />
Freilich weiß Anja auch die Vorteile ihres Berufslebens zu schätzen.<br />
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