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Rev. 0 - 02/07<br />
ORTHOPÄDIE<br />
■ Anatomisches Formgestrick<br />
■ Atmungsaktiv und hautfreundlich<br />
■ Friktionspelotte fördert Muskelaktivität<br />
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MEDICAL LINE<br />
Editorial<br />
Der Rücken: Hält aufrecht und macht mobil<br />
„Beim aufrechten Gang torkelt der Körper Schritt für Schritt an einer Katastrophe entlang“, sagte der britische<br />
Anthropologe John Napier, als er den aufrechten Gang mit dem vierbeinigen verglich.<br />
Der Aufbau unseres Rückens und vor allem unserer Wirbelsäule sorgt dafür, dass wir nicht herumtorkeln,<br />
sondern komplexe Stütz- und Bewegungsaufgaben optimal erfüllen können.<br />
Rücken und Wirbelsäule werden jedoch häufig falsch beansprucht oder überbelastet. Die Folge ist Rückenschmerz,<br />
eine der häufigsten Diagnosen der Haltungs- und Bewegungsorgane. Wen wundert es, dass Rückenschmerzen<br />
in der orthopädischen Praxis an erster Stelle der Behandlungen stehen.<br />
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen ... Die Bandbreite reicht von zeitweilig auftretenden<br />
Beschwerden, die spontan wieder vergehen können, über den bekannten Hexenschuss bis hin zu Erkrankungen,<br />
die mit Wirbelsäulenfehlformen einhergehen. Zu den wichtigsten Formen des Rückenschmerzes zählen<br />
außerdem der Bandscheibenvorfall mit oder ohne Beeinträchtigung von Nerven, degenerative Veränderungen<br />
(Verschleiß) und entzündliche Veränderungen.<br />
Die hauptsächlichen Symptome mehr oder weniger ausgeprägter Rückenbeschwerden sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen<br />
und verminderte Belastbarkeit der Wirbelsäule. Bei der Therapie steht meist die<br />
Behandlung des Schmerzes im Vordergrund. Dies ist aus orthopädischer Sicht völlig unzureichend, da der<br />
Schmerz Ausdruck krankhafter Geschehnisse sein kann, die neben der Diagnose einer besonderen und sehr<br />
gezielten Behandlung bedürfen.<br />
Diese Zusammenhänge werden häufig verkannt. Und ungerechtfertigterweise wird oft vom „nicht spezifischen<br />
Rückenschmerz“ gesprochen. Dessen Ursachen kann der Orthopäde mit seiner Kompetenz und seinem<br />
Sachverstand jedoch in der Regel feststellen. Der Orthopäde ist außerdem in der Lage, psychische Faktoren<br />
zu identifizieren, die bisweilen zur Entstehung von Rückenschmerzen beitragen können.<br />
Rückenschmerzen werden leider überwiegend noch immer ohne orthopädischen Sachverstand behandelt.<br />
Orthopäden sehen darin einen wesentlichen Grund für deren Chronifizierung, für die Frühberentungen<br />
vieler Berufstätiger und für wachsende Behandlungskosten. Auch die oft deutlichen Einschränkungen der<br />
Lebensqualität der Betroffenen sollen an dieser Stelle nicht vergessen werden.<br />
Das Ziel des Orthopäden liegt darin, die Ursachen des Rückenschmerzes<br />
zu identifizieren und entsprechend zu behandeln. Die<br />
nicht-operative Behandlung wird dabei – wenn möglich – immer im<br />
Vordergrund stehen. Über die Therapie hinaus berät der Orthopäde<br />
seine Patienten präventiv und trägt so dazu bei, den erreichten Behandlungserfolg<br />
und damit den Zugewinn an Lebensqualität langfristig<br />
zu sichern.<br />
Dr. Siegfried Götte<br />
Facharzt für Orthopädie<br />
Prager Str. 1<br />
82008 Unterhaching<br />
orthinform 1/2007<br />
3
Der <strong>Orthinform</strong> Fit-Tipp<br />
Um sich fit zu halten, ist Dr. Peter<br />
Kruijer schon seit seinem 3. Lebensjahr<br />
jede freie Minute auf der Piste.<br />
4 1/2007 orthinform<br />
Inhalt Im Fokus: Der Rücken<br />
Inhalt<br />
6<br />
Bloß keine Sonderbehandlung!<br />
Stephanie Speckhahn arbeitet im Sekretariat des Berufsverbandes<br />
der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
und ist mit Spina Bifida zur Welt gekommen.<br />
Trotzdem führt sie ein normales Leben ...<br />
10<br />
16<br />
Rückenschmerzen –<br />
den Ursachen auf der Spur<br />
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen<br />
... Um ihnen auf die Spur zu kommen,<br />
wird der Körper beim Orthopäden von<br />
Kopf bis Fuß untersucht.<br />
6<br />
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30<br />
In Bewegung In der Praxis<br />
Bloß keine Sonderbehandlung!<br />
Rund um einen gesunden Rücken<br />
orthinform Fit-Tipp: Immer auf der Piste<br />
Im Fokus<br />
Die Wirbelsäule – Wie funktioniert<br />
unser Rücken?<br />
Krankheitsbild Rückenschmerz<br />
Rückenschmerzen:<br />
Den Ursachen auf der Spur<br />
Der Hexenschuss – Lumbago<br />
Bandscheiben-Operationen der<br />
neuen Generation<br />
Skoliose – Deformität der Wirbelsäule<br />
Wirbelsäulenverkrümmung<br />
Morbus Scheuermann<br />
OrthoFit - Programm für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
Schüler in Bewegung<br />
Vom Rücken in den Kopf<br />
Richtig liegen – besser schlafen!<br />
Stütze und<br />
Bewegungsmotor<br />
Wie ist unsere Wirbelsäule aufgebaut, und wie funktioniert<br />
unser Rücken? Das komplexe System aus<br />
Wirbeln, Knochen, Nerven und Bandscheiben sorgt<br />
dafür, dass wir aufrecht gehen und uns flexibel bewegen<br />
können. Ebenso komplex sind auch die Erkrankungen,<br />
die unseren Rücken betreffen können.<br />
32<br />
34<br />
36<br />
38<br />
40<br />
42<br />
43<br />
44<br />
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47<br />
48<br />
M4 Therapie ® bei Gelenksarthrose<br />
33 IGeL-Serie (9):<br />
Sklerosierungstherapie<br />
Gesundheit aktuell<br />
Die elektronische Gesundheitskarte kommt<br />
Gesundheitsreform 2007<br />
Wissenswertes<br />
Trends der Medizintechnologie<br />
Tagebuch einer Hüft-Operation<br />
Magazin<br />
Lesen Sie mehr ab Seite 12<br />
Produkt-News<br />
Gewinnspiel<br />
Das Büro – Rückenfeind Nummer Eins<br />
Rauf aufs Rad!<br />
Lesenswertes<br />
Internettes<br />
Vorschau / Impressum<br />
Foto: Kartengrafik: gematik GmbH<br />
38<br />
32<br />
IGel-Serie (9):<br />
Sklerosierungstherapie<br />
Bei ziehenden Schmerzen in der Lendenwirbelsäule<br />
können Injektionen an Gelenkkapsel- und<br />
Bandansätzen der unteren Wirbelsäule helfen.<br />
34<br />
Die Gesundheitskarte kommt!<br />
Wie ist der Stand der Dinge bei der elektronischen Gesundheitskarte<br />
(egK), deren flächendeckende Einführung<br />
in Deutschland bereits 2004 beschlossen wurde?<br />
Trends der Medizintechnologie<br />
Der Fortschritt wird<br />
immer rasanter. Wichtige<br />
internationale<br />
Entwicklungen in der<br />
Medizintechnologie<br />
können erhebliche<br />
Vorteile für unsere<br />
Gesundheit bringen.<br />
orthinform 1/2007<br />
5
Bloß keine<br />
Sonderbehandlung!<br />
Stephanie Speckhahn ist 23 und seit<br />
August 2007 nach ihrer erfolgreichen<br />
Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation<br />
beim Berufsverband der<br />
Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
(BVOU) nun eine wichtige Unterstützung<br />
im Sekretariat.<br />
„Die Ausbildung gefiel mir sehr gut, weil sie ziemlich breit<br />
gefächert war“, sagt sie. Bis vor kurzem hat sie tatkräftig in allen<br />
Abteilungen der Geschäftsstelle kräftig mitgemischt. Seit<br />
Beendigung ihrer Ausbildung sitzt sie nun im Sekretariat. Es<br />
macht ihr Spaß, Anfragen entgegen zu nehmen und Menschen<br />
bei den verschiedensten Anliegen weiterhelfen zu können.<br />
„Zumindest wenn die Person am anderen Ende freundlich<br />
ist,“ fügt sie hinzu. Sie ist Ansprechpartnerin für viele<br />
Dinge in der Geschäftsstelle des Berufsverbandes der Fachärz-<br />
6 1/2007 orthinform<br />
te für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), ob in Buchhaltung,<br />
Versand oder das Abwickeln von Anfragen. Kein Wunder,<br />
denn Stephanie ist jetzt schon seit September 2005 dabei,<br />
sie kennt sich aus.<br />
30 % Schwerbehinderung<br />
Alles ganz normal. Oder? Stephanie fährt jeden Tag mit dem<br />
Zug eineinhalb Stunden von ihrer Wohnung in der Stadt Brandenburg<br />
zu ihrem Arbeitsplatz unweit vom Berliner Bahnhof<br />
Zoo und nachmittags zurück. Das sind insgesamt stolze 160<br />
Kilometer. Doch "es war damals sehr schwer, einen Ausbildungsplatz<br />
zu finden“, sagt sie. „Vor allem wegen meiner<br />
Rückenprobleme.“ Genau deshalb hat Stephanie eine Schwerbehinderung<br />
von 30 Prozent – das hatte sie selbst vorher nicht<br />
gtedacht.“<br />
Das liegt an ihrer Wirbelsäule, genauer gesagt an Spina Bifida,<br />
frei übersetzt „gespaltene Wirbelsäule“. Darunter versteht<br />
man eine Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks,<br />
Seit zweieinhalb Jahren ein Paar: Stephanie und Dennis.<br />
die auf einer Verschlussstörung des Neuralrohrs (Nervenkanal)<br />
beruhen. Diese Fehlbildung tritt in der Regel in der dritten<br />
bis vierten Schwangerschaftswoche auf. „Meine Mutter<br />
hat von nichts gewusst, erst als ich geboren war, hat sie sich<br />
informieren können.“, erzählt Stephanie. Das war nicht leicht,<br />
auch wenn Stephanie unter einer vergleichbar leichten Form<br />
der Spina bifida leidet. Die schwereren Formen können bis hin<br />
zur Querschnittslähmung mit Störungen der Blasen- und<br />
Darmfunktion führen. Bei Stephanie sind es „nur“ Rückenschmerzen.<br />
Zum Krankheitsbild Spina Bifida kommt bei Stephanie<br />
außerdem noch eine Skoliose, also eine Seitenverbiegung<br />
der Wirbelsäule in Verbindung mit einer Verdrehung der<br />
Wirbelkörper.<br />
Rückengerechter Arbeitsplatz<br />
Beim BVOU sieht man es als wichtige Aufgabe, Menschen mit<br />
orthopädischen Erkrankungen zu integrieren. Denn es kann<br />
doch nicht sein, dass jemand, nur weil er nicht 100-prozentig<br />
der Norm entspricht, keine Chance auf einen Ausbildungsplatz<br />
hat. Stephanies Vorgesetzte und Kollegen haben Verständnis<br />
und helfen weiter. Zum Beispiel, wenn es um rückengerechte<br />
Möbel oder andere spezielle Ausstattungen geht. Es ist zweifellos<br />
etwas Besonderes, an seinem Arbeitsplatz eine orthopädische<br />
Beratung und Ausstattung vom Fachmann zu bekommen.<br />
Auch wenn das beim BVOU irgendwie in der Natur der Sache<br />
liegt ...<br />
Wieder mehr Sport machen<br />
„Seit dem Ende meiner Grundschulzeit habe ich eine Sportbefreiung,<br />
davor habe ich immer versucht, beim Sportunterricht<br />
mitzumachen. Aber längeres Stehen, Laufen oder Hüpfen bedeutet<br />
Rückenschmerzen, spätestens nach einer Stunde. Und<br />
die gehen dann nicht so schnell wieder weg.“ Stephanie möchte<br />
jetzt wieder mehr Sport machen, Rückenschwimmen zum Beispiel<br />
hat ihr der Orthopäde empfohlen. Und sie geht gerne zum<br />
Bowlen ... „Aber bei meinem täglichen Pensum ist es gar nicht<br />
so einfach, regelmäßig Sport zu machen“, fügt sie hinzu.<br />
In Bewegung<br />
Auch für andere Hobbys bleibt nicht viel Zeit. „Meine 4 Vögel<br />
brauchen schließlich auch ganz schön viel Aufmerksamkeit,“<br />
sagt sie und lacht. Das Wellensittich-Pärchen und die<br />
beiden Alexandersittiche sind nicht nur schön bunt, sondern<br />
auch ganz schön verschmust. Ansonsten liest sie viel, am<br />
liebsten spannende Krimis. „Letztens war ich so in meinen<br />
Krimi vertieft, dass ich um ein Haar in der Bahn sitzen geblieben<br />
wäre auf dem Weg zur Arbeit“, bekennt sie. Typisch Stephanie:<br />
Wenn sie etwas tut, tut sie es richtig. Mit Ernsthaftigkeit<br />
und Ruhe. Der Blick ihrer braunen Augen ist sanft, aber<br />
entschlossen. Ihre Kollegen nennen das „absolut verlässlich“.<br />
Ein ganz normales Leben<br />
Stephanie ist es wichtig, keine Sonderbehandlung zu bekommen.<br />
Sie ist schließlich eine ganz normale junge Frau,<br />
und Rückenprobleme haben doch ziemlich viele Leute ... Das<br />
sieht auch Stephanies Freund Dennis so, mit dem sie seit über<br />
einem Jahr zusammenlebt. „ Ich möchte zwar nicht, dass Stephi<br />
sich überanstrengt und zu schwer hebt oder trägt, aber<br />
ansonsten genießt sie zu Hause keine Sonderbehandlung“,<br />
sagt er grinsend. Dafür bekommt er erst mal einen Rippenstoß<br />
von seiner Freundin, aber auch ein bekräftigendes Nicken.<br />
„Mir geht es doch ziemlich gut. Und so möchte ich auch behandelt<br />
werden“, sagt Stephanie.<br />
Demnächst möchten Stephanie und Dennis mal wieder verreisen.<br />
Vielleicht auf die Malediven. „Da war ich noch nie,<br />
und auf den Fotos in den Prospekten sieht es einfach traumhaft<br />
aus“, schwärmt sie. Warum nicht? Auf den Malediven<br />
wird den beiden sicher genügend Zeit bleiben, um regelmäßig<br />
was für den Rücken zu tun ...<br />
Wellensittich Archimedes fühlt sich in Stephanies Nähe am wohlsten.<br />
orthinform 1/2007<br />
7
In Bewegung<br />
8 1/2007 orthinform<br />
In Bewegung<br />
5. Auflage<br />
orthinform 1/2007<br />
9
orthinform Fit-Tipp<br />
Bei uns lässt die Schneelage es fast<br />
immer zu, dass man bis Mai Skifahren<br />
kann. Ab November geht´s<br />
auf den Gletscher und dann kann man<br />
nach und nach auch die tiefer gelegenen<br />
Pisten befahren. Ich fahre jede Woche<br />
regelmäßig Ski, wann immer es die Praxis<br />
zulässt, im Durchschnitt 10 Stunden<br />
die Woche.<br />
Das erste Mal stand ich mit dreieinhalb<br />
Jahren auf Skiern. Auch wenn alles<br />
am Anfang noch ein bisschen wacklig<br />
war, war es Liebe auf den ersten Blick.<br />
Ich habe mich auch mal im Snowboardfahren<br />
versucht, aber konnte mich da<br />
nicht so richtig weiterentwickeln. Während<br />
meines Medizinstudiums habe ich<br />
10 1/2007 orthinform<br />
mir regelmäßig als Skilehrer etwas dazuverdient.<br />
Und heute, wenn ich nicht in<br />
meiner Praxis bin, bin ich auch als leitender<br />
Notarzt der Vierschanzentournee<br />
in Oberstdorf, bei diversen Weltmeisterschaften<br />
oder bei anderen Wintersport-<br />
Veranstaltungen im Einsatz.<br />
Für mich ist generell wichtig, die Kontrolle<br />
zu behalten. Zum Beispiel hat Alkohol<br />
für mich beim Wintersport nichts<br />
zu suchen! In puncto Ernährung könnte<br />
mein Kontrollbewusstsein allerdings etwas<br />
stärker ausgeprägt sein ... Ich esse<br />
einfach leidenschaftlich gern und leider<br />
nicht immer kalorienbewusst genug.<br />
Beim Skifahren ist besonders wichtig,<br />
die Geschwindigkeit unter Kontrolle zu<br />
Wie ich mich fit halte?<br />
Ich bin jede freie Minute<br />
auf der Piste! Wenn es<br />
geht, fahre ich 8 Monate<br />
Ski im Jahr. Liegt ja<br />
auch nahe, im wahrsten<br />
Sinne des Wortes:<br />
Von meiner Praxis bis<br />
auf den Berg schaffe ich<br />
es in einer Viertelstunde,<br />
so dass ich schon<br />
mal in der Mittagspause<br />
zum Skifahren gehen<br />
kann. Das gibt neuen<br />
Elan für die Nachmittagssprechstunde!<br />
Immer auf der Piste<br />
Von Dr. Peter Kruijer, Orthopäde und Sportmediziner in Oberstdorf<br />
halten: Besonders die Carving-Ski verleiten<br />
zum zu schnellen Fahren. Man muss<br />
ständig seinen Fahrstil den Pistenverhältnissen<br />
anpassen, auch wenn man<br />
noch so viel Erfahrung hat. Vor allem<br />
Kopfverletzungen sind ein vermeidbares<br />
Problem.<br />
Deswegen bin ich für Helmpflicht,<br />
nicht nur bei Kindern. Ich trage selbst<br />
einen Helm und fühle mich mittlerweile<br />
beim Skifahren ohne Helm wie beim<br />
Autofahren ohne Gurt.<br />
Im Sommer gehe ich zum Ausgleich<br />
Radfahren und spiele Golf – für mich<br />
geht nichts darüber, in der freien Natur<br />
Sport treiben zu können!
Im Fokus<br />
Unsere Wirbelsäule besteht – sehr<br />
vereinfacht – aus einem beweglichen<br />
und einem unbeweglichen<br />
Teil. Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule<br />
bilden den beweglichen Teil, während<br />
Kreuz- und Steißbein in ihrer Position<br />
starr bleiben. Deshalb nennt man die<br />
Wirbel von Kreuz- und Steißbein auch<br />
„falsche Wirbel“: die einzelnen Wirbel<br />
sind miteinander verschmolzen und daher<br />
unbeweglich.<br />
Die Wirbelsäule setzt sich zusammen<br />
aus 7 Halswirbeln, 12 Brustwirbeln,<br />
5 Lendenwirbeln und schließlich<br />
dem Kreuz- und Steißbein, die die Verbindung<br />
zum Becken herstellen.<br />
Außerdem lässt sich die Wirbelsäule in<br />
die vordere und die hintere Wirbelsäule<br />
einteilen. Die vordere Säule besteht aus<br />
den Wirbelkörpern und den Bandscheiben<br />
und wird auf Druck belastet. Die<br />
hintere Säule wird von den Wirbelbögen,<br />
Wirbelfortsätzen und Bändern gebildet.<br />
Sie muss die Belastungen bei<br />
Beugung und Streckung tragen.<br />
12 1/2007 orthinform<br />
Insgesamt 32 bis 33 Wirbelknochen<br />
(Vertebra) sind durch Bandscheiben, die<br />
wie elastische Stoßdämpfer wirken, miteinander<br />
verbunden. Zusätzlich binden<br />
Muskeln und Bänder die Wirbel aneinander<br />
und verleihen so dem Rückgrat<br />
seine Beweglichkeit.<br />
Im Detail besteht die von der Seite aus<br />
gesehen doppelt s-förmig gekrümmte<br />
Wirbelsäule aus sieben Halswirbeln,<br />
zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln,<br />
fünf Kreuzbeinwirbeln und dem<br />
Steißbein, das von drei bis vier Steißwirbeln<br />
gebildet wird.<br />
Die Halswirbel<br />
Die beiden oberen der insgesamt 7<br />
Halswirbel unterscheiden sich von den<br />
restlichen Wirbeln durch ihre Form. Der<br />
erste Wirbel (Atlas) besteht – vereinfacht<br />
gesagt – nur aus einem knöchernen<br />
Ring und trägt den Kopf.<br />
Der zweite Halswirbel (Axis), der einen<br />
so genannten Zahn (lateinisch<br />
Dens) hat, bildet zusammen mit dem<br />
Atlas ein Gelenk. Dieser Zahn ist ein<br />
Knochenvorsprung an der Vorderseite<br />
des zweiten Halswirbels, der in die<br />
Innenseite des ersten Halswirbels passt.<br />
Dreht man den Kopf, bewegt sich der<br />
Atlasring um den Axiszahn. Durch ein<br />
Band an der Innenseite des ersten Wirbels<br />
wird der Zahn an der Innenseite gehalten.<br />
Die sieben Halswirbel ermöglichen<br />
dem Kopf ein Höchstmaß an<br />
Beweglichkeit.<br />
Die Brustwirbel<br />
Jeder der zwölf Brustwirbel, die die<br />
Mitte der Wirbelsäule bilden, ist mit einem<br />
Rippenpaar verbunden. Diese Wirbel<br />
sind weniger beweglich und dadurch<br />
in der Lage, die Organe im Brustraum<br />
gut zu schützen. Alle Rippenpaare mit<br />
Ausnahme der beiden unteren (freien<br />
Rippen) schließen vorne über je zwei<br />
Gelenkflächen an das Brustbein an.<br />
Die<br />
Wirbelsäule<br />
Wie funktioniert unser Rücken?<br />
Abbildungen: Training ohne Reue, C.h.Ullrich, Zuckschwerdt Verlag Foto: BVOU<br />
Die Lendenwirbel<br />
Die Lendenwirbel liegen unterhalb der<br />
Brustwirbel und oberhalb der Kreuzbeinwirbel.<br />
Ohne unsere 5 Lendenwirbel<br />
könnten wir unseren Körper nicht in<br />
die verschiedensten Richtungen beugen,<br />
biegen oder drehen. Sie sind die Wirbel,<br />
die beim Gehen das größte Gewicht zu<br />
tragen haben: Die Lendenwirbel werden<br />
durch das Gewicht von Rumpf, Armen<br />
und Kopf belastet, insgesamt immerhin<br />
25 bis 30 Kilo. Deshalb sind sie auch die<br />
größten und kräftigsten. Die hohe mechanische<br />
Beanspruchung der Lendenwirbelsäule<br />
führt dazu, dass sich die<br />
untersten Bandscheiben und Wirbelkörper<br />
mit der Zeit stärker abnutzen als andere<br />
Wirbel.<br />
Kreuz- und<br />
Steißbein<br />
5 Kreuzbeinwirbel sorgen dafür, dass<br />
der Oberkörper ein festes Fundament<br />
hat und nicht haltlos in sich zusammensinkt.<br />
Zwischen Lendenwirbeln und<br />
Steißbein gelegen, sind sie sowohl untereinander<br />
und über das Kreuzbeindarmbeingelenk<br />
– einer bindegewebsartigen,<br />
festen, gering beweglichen Fuge – mit<br />
dem Becken verbunden und gewährleisten<br />
so die Stabilität des Rumpfes. Das<br />
Steißbein ist vermutlich ein Relikt unserer<br />
entferntesten Vorfahren, die noch einen<br />
Schwanz hatten. Beim Menschen<br />
sind diese drei bis vier verschmolzenen<br />
Wirbelreste funktionslos.<br />
Die Bandscheiben<br />
Die Bandscheiben, auch Zwischenwirbel<br />
genannt, sind Körper aus knorpeligem<br />
Gewebe, die als Bindeglieder zwischen<br />
den Wirbeln liegen. Sie bestehen<br />
aus je einem Faserring und einem Gallertkern.<br />
Während der Faserring die<br />
Wirbelsäule stützt, wirkt der weiche<br />
Gallertkern wie ein Stoßdämpfer, der<br />
Stöße gleichmäßig auf die angrenzenden<br />
Teile des Wirbelkörpers verteilt. Bei<br />
einer gesunden Bandscheibe ist die<br />
Neutralposition die Mitte.<br />
Im Fokus<br />
Die Bandscheiben passen sich durch<br />
ein optimales Zusammenspiel von Faserring<br />
und Gallertkern allen Bewegungen<br />
an. Auf Grund dieser permanenten<br />
Belastungen verliert der Gallertkern<br />
Flüssigkeit und die Bandscheiben werden<br />
im Laufe eines Tages schmaler. Deswegen<br />
ist der Mensch abends ungefähr<br />
2 Zentimeter kleiner als morgens. Durch<br />
die Liegeposition beim Schlafen wird<br />
der Flüssigkeitshaushalt des Gallertkerns<br />
der Bandscheibe aber wieder reguliert<br />
und man ist am nächsten Morgen<br />
wieder genauso groß wie am<br />
Morgen davor ...<br />
Zwischen den einzelnen Wirbeln liegen<br />
die Bandscheiben. Dahinter liegt der<br />
Wirbelkanal, durch den Rückenmark<br />
und die Cauda equina (Nervenfaserbündel<br />
am Ende des Rückenmarks) verlaufen.<br />
Querschnitt einer Bandscheibe: Der weiche<br />
Gallertkern ist vom Bandscheibenring<br />
umgeben, der aus festem, faserigem<br />
Gewebe besteht.<br />
orthinform 1/2007<br />
13
Bevor man sich mit der Therapie<br />
des Rückenschmerzes beschäftigt,<br />
sollte man zuerst die Ursachen erforschen.<br />
Ist der Nacken steif oder schmerzt das<br />
Bein, sollten Sie das nicht ignorieren,<br />
sondern unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />
Er untersucht, ob eine funktionelle Störung<br />
besteht oder eine Schädigung, zum<br />
Beispiel der Bandscheiben, vorliegt. Der<br />
Facharzt für Orthopädie kann auch durch<br />
Zusatzuntersuchungen wie Röntgen,<br />
Computertomografie oder Kernspintomografie<br />
als Stufendiagnostik entscheidend<br />
dazu beitragen, die Ursache der Rückenschmerzen<br />
zu finden. In den folgenden<br />
Abschnitten erhalten Sie einen Überblick<br />
über Krankheitsbilder an Rücken und<br />
Wirbelsäule, die Rückenschmerzen hervorrufen<br />
können.<br />
Wirbelsäulenverkrümmung<br />
Skoliose<br />
Die Skoliose ist eine Verbiegung der<br />
Wirbelsäule, tritt schon im Wachstumsalter<br />
auf und schreitet bis zum Abschluss<br />
des Wachstums fort. Die Ursachen<br />
hierfür sind in 90 % der Fälle<br />
ungeklärt. 85 % der Skoliosen sind ideopathisch,<br />
das heißt, der Auslöser ist<br />
nicht bekannt. Die weiteren 10 bis 15 %<br />
haben angeborene Missbildungen einzelner<br />
Wirbel oder ganzer Teile der Wirbelsäule<br />
zur Folge. Hierbei bestehen Verkürzungen<br />
des Beines oder auch<br />
Verkleinerungen einer Beckenhälfte. Bestimmte<br />
Formen von Skoliose treten<br />
zum Beispiel bei Muskelspasmen oder<br />
Paralyse (vollständige Lähmung der Skelettmuskeln)<br />
auf. Lesen Sie hierzu<br />
auch den Artikel auf Seite 22 und 23.<br />
Rückenschmerzen sind in<br />
der Regel normale Alltagsbeschwerden,<br />
vergleichbar<br />
mit einer Erkältung.<br />
Rund 80 % der Bundesbürger<br />
haben einmal in ihrem<br />
Leben Rückenprobleme.<br />
Dabei sollte man bestimmte<br />
Warnsignale zu beachten.<br />
Eine Fülle von therapeutischen<br />
Maßnahmen zur Behandlung<br />
der Rückenschmerzen<br />
werden in Deutschland<br />
angeboten, so dass den meisten<br />
Menschen geholfen<br />
werden kann.<br />
Haben Sie es auch im Kreuz?<br />
Das Krankheitsbild Rückenschmerz<br />
Unter Skoliose versteht man eine dauerhafte,<br />
nicht mehr aktiv aufrichtbare seitliche<br />
Verbiegung der Wirbelsäule mit einer<br />
Drehung der einzelnen Wirbelkörper.<br />
Foto: DAK/Schläger<br />
Jugendliche RundrückenbildungMorbus<br />
Scheuermann<br />
Die jugendliche Rundrückenbildung,<br />
bedingt durch Wachstumsstörungen,<br />
bezeichnet man als Morbus Scheuermann.<br />
Schätzungen zufolge erkrankt<br />
jedes vierte Kind an der Scheuermann´schen<br />
Krankheit, meist verläuft<br />
sie jedoch so gemäßigt, dass sie nur zufällig<br />
entdeckt wird. Bei stärkeren Ausprägungen<br />
werden die Abschlussplatten<br />
der Wirbelkörper im Bereich der<br />
Brustwirbelsäule angegriffen, Bandmaterial<br />
wandert ein und die verbleibende<br />
Bandscheibe zwischen den Wirbeln<br />
wird immer dünner. Es kann dadurch<br />
später zu Blockierungen der Wirbelkörper<br />
kommen. Hierbei haben die Patienten<br />
oft Symptome wie bei einem Herzinfarkt,<br />
zum Beispiel hartnäckige<br />
Schmerzen im Brustkorb, Druckgefühl<br />
in der Brust und Atemnot.<br />
Ein „rückenfreundliches“ Leben ist die<br />
beste Vorbeugung gegen die Scheuermann`sche<br />
Krankheit. Kinder sollten sich<br />
ausreichend bewegen und nicht den ganzen<br />
Tag am PC oder vor dem Fernseher<br />
sitzen. Die Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur<br />
wird bei Bewegung automatisch<br />
trainiert und unterstützt die Wirbelsäule.<br />
Unter anderem setzt man<br />
physikalische Maßnahmen wie Brustschwimmen<br />
zur Therapie der Scheuermann`schen<br />
Erkrankung ein. Sollten<br />
leichtere Maßnahmen nicht helfen, ist<br />
eine intensive krankengymnastische<br />
Übungsbehandlung erforderlich. Orthesen<br />
(technische Hilfen wie Einlagen oder<br />
Korsette, hergestellt vom Orthopädietechniker)<br />
für die Wirbelsäule bei Scheuermann`scher<br />
Erkrankung werden nur<br />
noch selten eingesetzt, auch chirurgische<br />
Eingriffe werden heute kaum noch<br />
durchgeführt. Lesen Sie hierzu auch<br />
den Artikel auf Seite 24 und 25.<br />
Bandscheibenvorfall<br />
Ein Bandscheibenvorfall bedeutet,<br />
dass sich der den Gallertkern der Bandscheibe<br />
umgebende Faserring teilweise<br />
oder sogar komplett löst, so dass er in<br />
den Rückenmarkskanal eintritt. Dies<br />
kann zu Lähmungserscheinungen und<br />
Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen,<br />
abhängig vom Auftrittsort des Bandscheibenvorfalls,<br />
führen. Ausgelöst wird ein<br />
Bandscheibenvorfall in der Regel durch<br />
genetisch bedingte Schwächen oder einseitige<br />
Belastungen der Wirbelsäule in<br />
Beruf und Freizeit. Lesen Sie hierzu<br />
auch den Artikel auf Seite 20 und 21.<br />
Spaltwirbelbildung<br />
Spondylolyse<br />
Die maximale Ausprägung einer Spaltwirbelbildung,<br />
bei der sich einzelne Wirbel<br />
gegeneinander verschieben, nennt<br />
man Spondyloptose.<br />
Eine Spaltwirbelbildung der Lendenwirbelsäule<br />
bezeichnet man als Spondylolyse,<br />
dadurch wird das stabile Gerüst<br />
der Wirbelsäule an einer bestimmten<br />
Stelle, meist im Lendenwirbelbereich,<br />
durch das Verschieben einzelner Wirbel<br />
gegeneinander geschwächt. Gleitet ein<br />
Wirbelköper nach vorne, spricht man<br />
von einer Olisthese (oder Spondylolisthese).<br />
Je nach Ausprägung unterscheidet<br />
man verschiedene Krankheitsstufen.<br />
Die maximale Ausprägung ist die Spondyloptose.<br />
10 % der Bevölkerung haben<br />
eine Spondylolisthese und wiederum 10<br />
% davon entsprechende Schmerzsymptomatiken.<br />
Eine solche Erkrankung ist<br />
auch für den weiteren Berufsweg entscheidend<br />
und kann nur durch eine<br />
exakte Untersuchung und entsprechende<br />
Zusatzmaßnahmen diagnostiziert<br />
werden.<br />
Im Fokus<br />
Andere mögliche<br />
Rückenschmerz-<br />
Auslöser<br />
Auch Tumore im Magen-Darm-Bereich<br />
oder der Brust, die Metastasen (Tochtergeschwulste)<br />
gebildet haben, können<br />
Rückenschmerzen auslösen. Dies gilt es,<br />
durch eine gezielte fachärztliche Untersuchung<br />
herauszufinden.<br />
Beinlängendifferenzen können ebenfalls<br />
Rückenschmerzen verursachen.<br />
Auch die Entstehung und Entwicklung<br />
dieser Beschwerden, zum Beispiel bei<br />
Hüftdysplasie (Fehlstellungen des Hüftgelenkt<br />
beim Neugeborenen) oder bei<br />
Kniefehlstellungen müssen in die Ursachenfindung<br />
mit einbezogen werden.<br />
Die richtige Therapie ist das A und O:<br />
Rückenschmerzprobleme erfordern eine<br />
aktive Therapie. Meist werden sie durch<br />
Muskelveränderungen und Muskelverspannungen<br />
verursacht. Bei unzureichender<br />
Therapie können chronische<br />
Rückenschmerzen entstehen, die dann<br />
eine aus mehreren Ansätzen kombinierte<br />
Schmerztherapie erforderlich machen.<br />
Schmerz muss eine Schutzfunktion<br />
für den Körper erfüllen, darum<br />
vergisst unser Gedächtnis eine Schmerzerfahrung<br />
auch nicht.<br />
Falls Sie Rückenschmerzen haben und<br />
die Ursache nicht sofort gefunden wurde,<br />
lassen Sie sich nicht verunsichern!<br />
Es ist nicht statthaft, Patienten als psychisch<br />
krank abzustempeln, wenn die<br />
Differentialdiagnose des Rückenschmerzes<br />
nur unvollständig durchgeführt wurde.<br />
Dr. med. Karl-Heinz Conrad<br />
Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,<br />
Sportmedizin, Physikalische Therapie,<br />
Rehabilitationswesen, Balneologie, Klimatologie,<br />
Unfallarzt der Berufsgenossenschaften,<br />
Sonografie, TLA-Schmerztherapie,<br />
ambulante Operationen<br />
www.dres-conrad-hofmann.de<br />
Die Abbildungen aus der MRT (Magnetresonanztomographie)<br />
wurden uns<br />
freundlicherweise zur Verfügung gestellt<br />
von Dr. Alexander Großmann, Radiologie-Praxis<br />
im Dürerhof, Bayreuth.<br />
14 15<br />
1/2007 orthinform orthinform 1/2007
Wenn der Schmerz im Rücken<br />
sitzt, liegt es nicht immer an den<br />
Bandscheiben, an Bewegungsmangel,<br />
Haltungsschäden oder<br />
seelischen Belastungen.<br />
Auch Erkrankungen innerer Organe<br />
oder Fehlstellungen äußerer<br />
Glieder können Rückenschmerzen<br />
verursachen und schmerzhafte<br />
Kettenreaktionen in Gang setzen.<br />
„Der Rückenschmerz muss<br />
nicht unbedingt im Rücken entstehen“<br />
erklärt Dr. Karl-Heinz<br />
Conrad, stellvertretender Vorsitzender<br />
des Berufsverbandes der<br />
Fachärzte für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie in Bayern. „Bei<br />
Patienten mit Rückenbeschwerden<br />
schauen wir uns daher den<br />
gesamten Körper an, vom Kopf<br />
bis zu den Füßen“ sagt der Orthopäde.<br />
Rückenschmerzen:<br />
Den Ursachen auf der Spur<br />
Fotos: DAK/Rickers<br />
Zähne<br />
und Kiefer<br />
In einem gesunden Gebiss steht jeder<br />
Zahn in einem bestimmten Verhältnis zu<br />
seinem Gegenzahn. Fehlende oder<br />
schiefe Zähne, zu hoch stehende Füllungen<br />
oder schlecht sitzende Brücken können<br />
diese Beziehung stören und zu Rükkenschmerzen<br />
führen. Denn: Unsere<br />
Zähne sind fest im Kiefer verwurzelt<br />
und stehen so über den Schädel in einer<br />
engen Verbindung zur Wirbelsäule.<br />
Auch stressbedingtes Zähneknirschen<br />
oder Lippenpressen kann Verspannungen<br />
und Blockaden auf Nacken, Rücken<br />
und Becken übertragen.<br />
Dicker Bauch<br />
Ein dicker Bauch, ob bei schwangeren<br />
Frauen oder Übergewichtigen, bringt die<br />
senkrechte Achse aus dem Gleichgewicht.<br />
Der Rücken wird durch das nach<br />
vorne verlagerte Gewicht ins Hohlkreuz<br />
gezogen. Dadurch erhöht sich der Druck<br />
auf die Lendenwirbelsäule und die Halswirbelsäule<br />
gerät unter Spannung. Probleme<br />
entstehen vor allem im unteren<br />
Rücken und im Nackenbereich.<br />
Menstruation<br />
Monat für Monat erschwert eine Vielzahl<br />
an organischen und seelischen Symptomen<br />
die Tage vor und während der Menstruation.<br />
Schmerzen und Ziehen im<br />
Rücken sind für viele Frauen Regelbeschwerde<br />
Nummer Eins. Sie entstehen<br />
durch Verkrampfungen im Unterleib, die<br />
sich auf den unteren Rücken übertragen<br />
und zu einer ungünstigen Körperhaltung<br />
führen.<br />
Innere Organe<br />
Rückenschmerzen können Alarmsignale<br />
für innere Erkrankungen sein. Solche<br />
Symptom-Schmerzen bleiben bei Bewegung<br />
und Ruhe unverändert, während<br />
„echte“ Rückenschmerzen auf Wärme,<br />
Aktivität oder mechanische Reize reagieren.<br />
Schmerzen durch Erkrankungen<br />
innerer Organe, wie Entzündungen von<br />
Blase, Lunge, Magen oder Darm, strahlen<br />
dabei über das Nervensystem auf<br />
den Rücken.<br />
Beinlängendifferenz<br />
Zwei Beine – zwei Längen: Selten sind<br />
Beine genau symmetrisch und gleich<br />
lang gewachsen. Auch verhärtete oder<br />
verspannte Muskeln können ein Bein<br />
verkürzen. Zwar kann unser Körper<br />
unterschiedliche Beinlängen bis zu einem<br />
gewissen Maße kompensieren. Zu<br />
große Unterschiede aber verursachen<br />
mitunter Rückenschmerzen: Das Becken<br />
gerät in eine Schieflage und die Wirbelsäule<br />
wird seitlich verbogen und zum<br />
Teil auch verdreht.<br />
Füße<br />
Nicht immer stehen wir mit beiden Füßen<br />
fest auf dem Boden: Etwa 60 % der<br />
Deutschen haben einen Platt-, Senkoder<br />
Spreizfuß oder einen anderen Fußschaden.<br />
Im Laufe des Lebens können<br />
sich Fehlstellungen der Füße auf Knie,<br />
Hüfte und Becken sowie auf die Wirbelsäule<br />
übertragen. Die Füße federn Belastungen<br />
dann zu schlecht ab oder verursachen<br />
eine fehlerhafte Kraftübertragung<br />
beim Gehen und Stehen.<br />
Dr. med. Karl-Heinz Conrad<br />
Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,<br />
Sportmedizin, Physikalische Therapie,<br />
Rehabilitationswesen, Balneologie,<br />
Klimatologie, Unfallarzt der Berufsgenossenschaften,<br />
Sonografie, TLA-Schmerztherapie,<br />
ambulante Operationen<br />
www.dres-conrad-hofmann.de<br />
Im Fokus<br />
10 Goldene<br />
Regeln für einen<br />
gesunden Rücken<br />
1. Bewegen Sie sich regelmäßig<br />
und so viel wie möglich!<br />
2. Halten Sie Ihren Rücken immer<br />
möglichst gerade!<br />
3. Ändern Sie im Sitzen und Stehen<br />
regelmäßig Ihre Position!<br />
4. Heben Sie keine zu schweren<br />
Lasten!<br />
5. Verteilen Sie Lasten gleichmäßig<br />
und halten Sie sie nah am Körper!<br />
6. Treiben Sie Sport (z. B. Rückenschwimmen,<br />
Rad fahren, Nordic<br />
Walking)!<br />
7. Achten Sie im Stehen darauf,<br />
dass Ihre Knie nicht durchgedrückt<br />
sind!<br />
8. Gehen Sie beim Bücken mit geradem<br />
Rücken in die Hocke!<br />
9. Achten Sie auf ergodynamische<br />
Büromöbel und die optimale Position<br />
von Computer und Tastatur!<br />
10. Achten Sie beim Einschlafen<br />
auf eine lockere entspannte Liegeposition!<br />
orthinform 1/2007<br />
17
Im Fokus<br />
Die Wirbelsäule<br />
Die Wirbelsäule ist die Stütze des Körpers.<br />
Insgesamt 24 Wirbel sorgen für<br />
Statik und Bewegung. Jeder Wirbel besitzt<br />
einen festen knöchernen Körper, an<br />
den sich nach hinten ein Wirbelbogen<br />
anschließt. Dieser umschließt und sichert<br />
das Rückenmark, in dem die Nerven<br />
liegen. Am Wirbelbogen befinden<br />
sich die Wirbelgelenke, die die Wirbel<br />
miteinander verbinden. Der nach hinten<br />
auslandende Dornfortsatz ist gut durch<br />
die Haut hindurch zu ertasten. Die Wirbel<br />
sind außerdem durch die Bandscheiben<br />
verbunden. Der gallertartige, wie<br />
ein Kissen gebildete und wirkende Kern<br />
der Bandscheibe puffert die Belastung<br />
zwischen den Wirbelkörpern ab.<br />
Die Wirbelsäule wird von Muskeln fest<br />
umschlossen und damit aufrecht gehalten.<br />
Die Muskeln bewegen die Wirbelsäule<br />
in alle Richtungen, die von der Wirbelsäulenanatomie<br />
vorgegeben sind.<br />
Gleichzeitig wird die Wirbelsäule durch<br />
Bänder stabilisiert. Zusätzlich werden die<br />
Wirbelgelenke durch eine feste Gelenkkapsel<br />
zusammengehalten. Das Zusammenwirken<br />
all dieser Teile ist verantwortlich<br />
für eine harmonische Bewegung.<br />
18 1/2007 orthinform<br />
Die Antwort auf das Heben schwerer<br />
Lasten oder auf stundenlanges Sitzen<br />
sind oft quälende Rückenschmerzen.<br />
Tritt der Schmerz schlagartig und stechend<br />
auf, so spricht man vom Hexenschuss.<br />
Mediziner reden von einer<br />
Lumbago.<br />
Der Hexenschuss – Lumbago<br />
Die Wirbelsäule stabilisiert den Rücken,<br />
wenn wir etwas tragen, wenn wir<br />
uns bücken oder uns umwenden. Diese<br />
zielgerichteten Bewegungen werden<br />
durch Nervenimpulse aus dem Gehirn<br />
eingeleitet und gesteuert. Wirbel, Wirbelgelenke,<br />
Bandscheiben, Gelenkkapseln,<br />
Bänder, Muskeln und Nerven sind<br />
miteinander verbunden und bilden das<br />
Rückgrat.<br />
Der Schuss<br />
Normalerweise bewegen wir uns,<br />
ohne dabei Schmerzen zu empfinden.<br />
Dann kommt plötzlich die Stunde, in der<br />
ein jäher Schmerz in unsere Lendenwirbelsäule<br />
hineinschießt, uns regelrecht<br />
lähmt. Die harmonische Bewegung<br />
zweier benachbarter Wirbel in den Wirbelgelenken<br />
ist gestört, sie können sich<br />
nicht mehr frei bewegen, sind „blockiert“.<br />
Die Ursachen<br />
So ganz „aus heiterem Himmel“<br />
kommt die Lumbago nicht. Hauptsächlich<br />
verantwortlich ist eine erhöhte<br />
Spannung der Rückenmuskulatur. Die<br />
Abbildung: Autor<br />
Spannung wird jeweils dann erhöht,<br />
wenn wir etwas heben oder tragen wollen,<br />
wenn wir „Muskelarbeit“ leisten.<br />
Schon eine kurze, ungünstige Bewegung<br />
kann einen Hexenschuss auslösen. Auffallend<br />
ist, dass auch längere seelische<br />
Spannungen unsere Lendenmuskulatur<br />
in eine so kräftige Spannungsbereitschaft<br />
versetzen können, dass wir Rückenschmerzen<br />
bekommen können.<br />
Andere Rückenschmerzen<br />
Viele Patienten spüren diffuse Rückenschmerzen,<br />
die nach langem Sitzen oder<br />
Gehen in den Rücken kriechen und<br />
nach einiger Zeit das Gefühl auslösen:<br />
„Ich breche in der Mitte durch“. Diese<br />
dumpferen, tieferen Schmerzen haben<br />
entweder mit einer mangelhaft trainierten<br />
Muskulatur oder aber mit einer Abnutzung<br />
der Wirbelgelenke und/oder<br />
der Abnutzung der Bandscheiben zu<br />
tun. Während der Hexenschuss relativ<br />
ungefährlich ist, kann zum Beispiel der<br />
Bandscheibenvorfall weit reichende Folgen<br />
wie lange Gefühls- oder Muskelstörungen<br />
haben, wenn er nicht kurzfristig<br />
behandelt wird!<br />
Was tun?<br />
Gegen die Lumbago gibt es eine ganze<br />
Reihe präventiver und behandelnder<br />
Maßnahmen, die in der Regel eine gute<br />
Wirkung erzielen.<br />
Ruhe<br />
Die beste Lagerung zur Entspannung ist<br />
die Stufenbettlagerung, bei der die Wirbelsäule<br />
entlastet wird.<br />
Wärme<br />
Die Muskulatur wird durch Wärme entspannt.<br />
Zum Beispiel kann man ein warmes<br />
Bad nehmen und dann unter die<br />
Bettdecke kriechen. Auch die Wärmflasche<br />
bietet sich an – sie ist häufig am<br />
angenehmsten auf dem Bauch, von dort<br />
geht die Wärme sanft in den Rücken.<br />
Achtung: Werden die Schmerzen bei<br />
Wärme stärker, besteht Verdacht auf<br />
eine andere Schmerzursache, zum Beispiel<br />
auf einen Bandscheibenvorfall!<br />
Schmerzmittel<br />
Bei Rückenschmerzen helfen je nach Ursache<br />
auch Medikamente. Diese sollten<br />
muskelentspannend, schmerzlindernd<br />
und entzündungshemmend wirken.<br />
Denken Sie daran: Bevor Sie Medikamente<br />
einnehmen, ziehen Sie Ihren Arzt<br />
zu Rate!<br />
Massagen, Fangopackungen, Elektrotherapie<br />
Diese Maßnahmen, die Ihnen Ihr Arzt<br />
verordnen kann, können die Entspannung<br />
der Muskulatur fördern. Sie sollten<br />
jedoch immer durch die im Anschluss folgenden<br />
Maßnahmen unterstützt werden.<br />
Krankengymnastik<br />
Spezielle Bewegungen können die Harmonie<br />
der einzelnen Rückrat-Bestandteile<br />
untereinander verbessern. Durch<br />
Besserung der muskulären Kraft und<br />
Entspannung verkürzter, verspannter<br />
Muskeln wird die Beweglichkeit und Belastungsfähigkeit<br />
des Rückrats verbessert.<br />
Gleichzeitig wird einem Rückfall<br />
vorgebeugt und eine im Gleichgewicht<br />
befindliche Rumpfmuskulatur aufgebaut.<br />
Rückenschule<br />
In der Rückenschule lernt man, den Rükken<br />
vor unnötiger Belastung zu schützen<br />
und einem erneuten Hexenschuss vorzubeugen.<br />
Rückenschulen werden in krankengymnastischen<br />
Praxen, in Arztpraxen,<br />
Sportvereinen, Volkshochschulen<br />
und von den Krankenkassen angeboten.<br />
Chirotherapie/Manuelle Medizin<br />
Durch einen gezielten Griff kann es dem<br />
Arzt mittels Chirotherapie gelingen, die<br />
Beweglichkeit der Wirbelsäule wiederherzustellen,<br />
zum Beispiel bei Blockaden.<br />
Im Fokus<br />
Spritzen an die Wirbelgelenke/<br />
in die Muskulatur<br />
Zur Schmerzlinderung ist es manchmal<br />
sinnvoll, schmerzlösende Medikamente<br />
(zum Beispiel Kortison mit Betäubungsmittel)<br />
an die Nervenwurzel der Wirbelsäule<br />
zu spritzen. Dies nennt man periradikuläre<br />
Injektionstherapie (PRT).<br />
Seelische Entspannung<br />
Häufig sind Ärger oder Aufregung in Berufs-<br />
oder Privatleben der Grund für Verspannungen<br />
im Rücken („sein Kreuz<br />
tragen“). Hier haben sich zum Beispiel<br />
Autogenes Training und die Muskelentspannung<br />
nach Jacobsen bewährt, angeboten<br />
in Reha-Kliniken oder auch Volkshochschulen.<br />
Bei tiefergreifenden psychischen Störungen<br />
kann auch eine Psychotherapie helfen.<br />
Ergonomie am Arbeitsplatz<br />
Hier gibt es genaue Vorgaben für Armund<br />
Sitzhaltung, Abstand zum Bildschirm<br />
... (siehe Seite 44) Grundsätzlich<br />
gilt: Wechseln Sie Ihre Haltung regelmäßig<br />
und stehen Sie zwischendurch<br />
immer wieder kurz auf.<br />
Rückenbandagen als Aktivbandage<br />
Rückenbandagen wirken in der Regel<br />
muskelaktivierend und schmerzlindernd.<br />
Sie schwächen nicht die Rückenmuskulatur,<br />
wie oft fälschlicherweise angenommen.<br />
Sport<br />
Jeder weiß: Bewegung ist das A und O.<br />
Zur Vorbeugung eines Hexenschusses<br />
sind besonders Nordic Walking, Wassergymnastik,<br />
Radfahren, Schwimmen und<br />
Kraftraining (maßvoll dosiert und mit<br />
achsengerechter Gelenkbelastung) zu<br />
empfehlen.<br />
orthinform 1/2007<br />
Dr. med. Peter Brockhaus<br />
Arzt für Orthopädie<br />
Im Kurzentrum<br />
Herzog-Wilhelm-Str. 86<br />
38667 Bad Harzburg<br />
www.dr-brockhaus.de<br />
19
Im Fokus<br />
Bandscheiben-Operationen der<br />
neuen Generation<br />
Neue Operationsverfahren zur Therapie chronischer Rückenschmerzen setzen<br />
heute nach Möglichkeit auf eine Wiederherstellung des natürlichen Bewegungsumfangs.<br />
Dabei helfen modernste Bandscheibenendoprothesen den Patienten,<br />
ihre Mobilität und Flexibilität wieder zu erlangen.<br />
Immer mehr und auch immer jüngere Menschen leiden an<br />
chronischen Rückenschmerzen. Ursachen können Bandscheibenvorfälle,<br />
Arthrosen der kleinen Wirbelgelenke, Verengungen<br />
des Wirbelkanals oder auch die reine Degeneration der<br />
Bandscheibe sein. Bei letztgenanntem Krankheitsbild spricht<br />
man vom sogenannten „diskogenen Schmerz“ (Diskus intervertebralis<br />
= lat. Zwischenwirbelscheibe). Das heißt, die vom<br />
Patienten empfundenen Beschwerden resultieren aus einem<br />
20 1/2007 orthinform<br />
altersbedingten Verschleiß der Bandscheibe, ohne dass es zu<br />
einem Austreten von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal<br />
kommen muss.<br />
Üblicherweise geht die Behandlung des chronischen Rückenschmerzes<br />
von einem multimodalen Ansatz aus, der eine medikamentöse<br />
Schmerztherapie mit Krankengymnastik und balneophysikalischen<br />
Maßnahmen verbindet. Dennoch können<br />
Fotos: Zimmer GmbH<br />
Modernes Bandscheibensystem mit<br />
innovativem Design und variablem<br />
Rotationszentrum<br />
auch mit einem derart intensivierten Behandlungskonzept<br />
nicht alle betroffenen Patienten dauerhaft von ihren Beschwerden<br />
kuriert werden. In solchen Fällen kommen operative<br />
Maßnahmen zur Anwendung.<br />
In der Vergangenheit stützte sich die operative Behandlung<br />
des chronischen Rückenschmerzes überwiegend auf Verfahren,<br />
die entweder an der Bandscheibe selbst ansetzen oder<br />
aber auf Versteifungsoperationen. Im Bereich der Bandscheibe<br />
wurden neben klassischen offenen Bandscheibenoperationen<br />
zunehmend sogenannte „mikrochirurgische Verfahren“ oder<br />
auch das enzymatische Auflösen von Bandscheibengewebe<br />
eingesetzt.<br />
Versteifungsoperationen, die vor über 100 Jahren zur Behandlung<br />
der Tuberkulose entwickelt wurden, fanden zunehmend<br />
auch Einsatz bei der Behandlung des diskogenen Rückenschmerzes.<br />
Doch ist dieses Therapieverfahren immer auch mit<br />
einem Beweglichkeitsverlust im operierten Segment verbunden.<br />
Deshalb – und auch wegen der teilweise unbefriedigenden<br />
Ergebnisse der Bandscheibenchirurgie mit Narbenbildung<br />
im Wirbelkanal – wurden im Lauf der letzten Jahrzehnte zunehmend<br />
Verfahren entwickelt, die einerseits eine zufrieden<br />
stellende Behandlung des diskogenen Schmerzes ermöglichen,<br />
andererseits jedoch nicht die geschilderten Nachteile<br />
beinhalten. So begann man 1966 mit der Erstimplantation einer<br />
Art Bandscheibenprothese, die aus einem metallischen<br />
Rundkörper bestand, welcher nach Entfernung der Bandscheibe<br />
in den Zwischenwirbelraum eingesetzt wurde. Diese sogenannte<br />
„Vernström-Prothese“ scheiterte jedoch daran, dass<br />
die Metallkugel im Laufe der Zeit in die benachbarten Wirbelkörper<br />
einbrach und damit funktionslos wurde.<br />
Im Fokus<br />
Im Jahre 1984 wurde erstmals die sogenannte „Charité-Prothese“,<br />
eine moderne Bandscheibenprothese, implantiert.<br />
Mittlerweile in der 3. Generation hergestellt, besteht die lumbale<br />
Bandscheibenprothese aus Metallplatten, die im Bereich<br />
der Abschlussplatten zweier Wirbelkörper mit dem Knochen<br />
zementfrei verbunden sind. Zwischen den Metallplatten sitzt<br />
ein Kunststoffkern, der jene Beweglichkeit ermöglichen soll,<br />
die der im Rahmen der Operation entfernten Bandscheibe entspricht.<br />
Inspiriert durch diese Prothese wurden im Lauf der letzen 20<br />
Jahre mehrere andere Modelle entwickelt. Ihr Einsatz erfolgte<br />
zunächst im Rahmen klinischer Studien. Mittlerweile werden<br />
sie jedoch auch routinemäßig im regulären klinischen Alltag<br />
zur Behandlung des diskogenen Schmerzes, teilweise jedoch<br />
auch zur Behandlung von sogenannten „Postnukleotomiesyndromen“<br />
und Instabilitäten im Bereich der Lendenwirbelsäule<br />
eingesetzt.<br />
Anders als klassische Wirbelsäulenoperationen wird die Implantation<br />
einer Bandscheibenprothese nicht von hinten sondern<br />
von vorn durchgeführt. Unter Schonung der Bauchorgane<br />
und der großen Bauch- und Beckengefäße wird sie<br />
üblicherweise auf einer – in Ausnahmefällen auch auf zwei<br />
oder mehr – Segmenthöhen nach vorheriger Ausräumung der<br />
Bandscheibe durchgeführt.<br />
Die Bandscheibenendoprothese gewährleistet also den Bewegungserhalt.<br />
Und so könnte es möglich sein, typische Probleme<br />
der Fusionsoperationen und der Bandscheibenchirurgie,<br />
nämlich die bereits erwähnten Anschlusssegmentinstabilitäten<br />
und Narbenbildung im Spinalkanal, zu vermeiden. Die<br />
bisherigen klinischen Studien zeigen, dass zumindest mit der<br />
Fusion vergleichbare Ergebnisse erzielt werden können. Zu<br />
hoffen bleibt, dass der erst auf lange Sicht einsetzende Effekt<br />
einer Schonung der angrenzenden Segmente durch Erhalt der<br />
Beweglichkeit des operierten Segmentes durch Langzeitstudien<br />
bestätigt werden kann.<br />
Entscheidend bei der Bandscheibenendoprothetik ist jedoch –<br />
wie bei allen anderen operativen und konservativen Therapieverfahren<br />
des chronischen Rückenschmerzes –, dass gemeinsam<br />
von Arzt und Patient eine sorgfältige Auswahl des<br />
geeigneten Therapieverfahrens vorgenommen wird.<br />
OA PD Dr. med. Wolfram Käfer<br />
OA PD Dr. med. Balkan Cakir<br />
Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU<br />
Oberer Eselsberg 45<br />
89081 Ulm<br />
www.uniklinik-ulm.de<br />
orthinform 1/2007<br />
21
Im Fokus<br />
Skoliose<br />
Deformität der Wirbelsäule<br />
Die Skoliose (griechisch: skolios = krumm) ist eines der am längsten bekannten<br />
orthopädischen Leiden. Es handelt sich hierbei um eine dreidimensionale Deformität<br />
mit einer Seitverbiegung und Rotation der Wirbelsäule bei gleichzeitiger<br />
Verdrehung der Wirbelkörper. Laut Fachliteratur sind zwischen 0,2 und 16 %<br />
der Bevölkerung betroffen. Diese große Spannbreite ist wohl auf die unterschiedlichen<br />
Definitionen der Skoliose zurückzuführen. In Europa geht man von<br />
einer Skoliosehäufigkeit von 2 bis 4 % bei der Bevölkerung aus.<br />
Skoliosen unterscheidet<br />
man nach ihren<br />
Entstehungsursachen:<br />
Idiopathische Skoliosen: Etwa 85 %<br />
der Skoliosen werden als idiopatisch bezeichnet,<br />
das heißt die Ursache ist unbekannt.<br />
Offensichtlich liegt jedoch ein<br />
Missverhältnis zwischen dem Wachstum<br />
der vorderen und der hinteren Wirbelanteile<br />
vor, was zu Zeiten starken Wirbelsäulenwachstums<br />
zu einer Zunahme der<br />
Skoliose führen kann. Dementsprechend<br />
wird die idiopathische Skoliose auch als<br />
Wachstumsdeformität bezeichnet. Mädchen<br />
sind viermal so häufig betroffen<br />
wie Jungen.<br />
Kongenitale Skoliosen: Diese Skoliosen<br />
können bei Fehlbildungen einzelner<br />
Wirbelkörper oder ganzer Wirbelsäulenabschnitte<br />
auftreten.<br />
Neuropatische und myopatische<br />
Skoliosen: Hierbei führen Grunderkrankungen<br />
des Nerven- oder Muskelsystems<br />
zum Auftreten einer Skoliose.<br />
22 1/2007 orthinform<br />
Darüber hinaus gibt es noch eine ganze<br />
Reihe von weiteren Ursachen die zum<br />
Auftreten einer Skoliose führen können,<br />
zum Beispiel Systemerkrankungen (Erkrankungen,<br />
die sich auf ein gesamtes Organsystem<br />
wie das zentrale Nervensystem<br />
oder sogar den gesamten Körper<br />
auswirken) oder auch radiogene (durch<br />
Einwirkung radioaktiver Strahlung), posttraumatische<br />
(Reaktion nach einem erlebten<br />
Trauma), entzündliche oder tumorbedingte<br />
Gründe.<br />
Die meisten Skoliosen werden im Kindes-<br />
und Jugendlichenalter durch Zufall<br />
festgestellt. Die Patienten sind in der Regel<br />
ohne Beschwerden. Besteht bei einem<br />
Kind oder Jugendlichem beim Vorne-<br />
Überbeugen (sogenannter „Vorneigetest“)<br />
eine Auffälligkeit des Rumpfes, sollte man<br />
sich bei einem in der Diagnostik und Therapie<br />
der Skoliose geschulten Orthopäden<br />
vorstellen. Da eine Skoliose, wie oben beschrieben,<br />
eine erhebliche Krümmungszunahme<br />
während des Wachstums entwickeln<br />
kann, sind die frühe Sicherung<br />
der Diagnose und die regelmäßige Verlaufkontrolle<br />
für die Prognose wichtig.<br />
Der Vorneigetest: Ist eine Rückenhälfte deutlich<br />
gewölbt und die andere erscheint flach,<br />
besteht der Verdacht auf eine Skoliose.<br />
Trägt man regelmäßig ein Korsett, sollte die<br />
Skoliose korrigiert oder zumindest in ihrer<br />
Entwicklung gebremst werden.<br />
Die Behandlung der Skoliose ist sehr<br />
komplex, da jede Skoliose eine individuelle<br />
und damit einzigartige Krümmung<br />
ist. Krankengymnastische Maßnahmen<br />
sind wichtiger Bestandteil der Behandlung.<br />
Bei Skoliosen bis zu 20 Grad werden<br />
sie in der Regel als einzige Maßnahme<br />
empfohlen.<br />
Sollte die Skoliose größer als 20 Grad<br />
sein und der Patient sein körperliches<br />
Wachstum noch nicht abgeschlossen haben,<br />
ist eine Korsettbehandlung zur Korrektur<br />
oder zumindest zur Verhinderung<br />
beziehungsweise Verzögerung einer Zunahme<br />
der Krümmung sinnvoll. Das Korsett<br />
sollte nach einer Eingewöhnungsphase<br />
23 Stunden am Tag, also auch<br />
nachts, getragen werden. Begleitend<br />
dazu sollten krankengymnastische Übungen<br />
durchgeführt werden. Nachdem der<br />
Patient körperlich weitgehend ausgewachsen<br />
ist, wird das Korsett üblicherweise<br />
wieder schrittweise abtrainiert.<br />
Bei Skoliosen ab einer Krümmung von<br />
Bei einer stark ausgeprägten Skoliose ist eine<br />
Operation sinnvoll. Dabei richtet man die<br />
Wirbelsäule mit Hilfe von implantierten<br />
Metallstäben bis zu einem gewissen Grad auf.<br />
50 bis 55 Grad ist eine Operation sinnvoll.<br />
Es gibt Techniken, bei denen von<br />
seitlich vorne (ventral) oder von hinten<br />
(dorsal) operiert wird. Diese können isoliert<br />
oder kombiniert eingesetzt werden.<br />
Um eine Korrektur der Krümmung zu<br />
erreichen, werden Implantate eingebracht.<br />
Welche Operationstechniken bei<br />
Im Fokus<br />
welcher Skoliose angebracht und sinnvoll<br />
sind, wird auch heute noch auf orthopädischen<br />
Fachtagungen diskutiert.<br />
So kann es durchaus sein, dass ein Patient<br />
bei Vorstellung in mehreren Kliniken<br />
verschiedene operative Behandlungsmöglichkeiten<br />
vorgeschlagen<br />
bekommt.<br />
Unser Team praktiziert sowohl die konservative<br />
(nicht-operative) als auch die<br />
operative Therapie von Skoliosen. Die Kooperation<br />
mit einer orthopädischen Werkstatt<br />
bietet den Vorteil direkter Wege und<br />
damit die Möglichkeit der unmittelbaren<br />
Problemlösung. In Bezug auf die Operationsverfahren<br />
bei Skoliose-Patienen werden<br />
hier, abhängig von der Krümmungsform,<br />
ventrale (vordere/seitliche)<br />
und/oder dorsale (hintere) Operationstechniken<br />
durchgeführt. Die Wahl der<br />
Operationstechnik ist dabei maßgeblich<br />
abhängig von der Krümmungsform, aber<br />
auch von der kosmetischen Deformität.<br />
Unter dieser kosmetischen Deformität<br />
leiden nicht wenige Patienten – sie fühlen<br />
sich durch die Skoliose entstellt. Es<br />
ist darum sehr wichtig, diese psychische<br />
Komponente zu berücksichtigen. Denn<br />
die Motivation zur therapeutischen Mitarbeit<br />
ist für den Behandlungserfolg, der<br />
wiederum das Selbstbewusstsein stärkt,<br />
notwendig. Hier spielen neben Familie,<br />
Freunden, Ärzten, Orthopädietechnikern<br />
und Krankengymnasten auch Selbsthilfegruppen<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Priv.-Doz. Dr. med.<br />
Constantin Klöckner<br />
Orthopäde/Orthopädischer Chirurg<br />
Hohlstr. 192<br />
CH – 8004 Zürich<br />
info@spine-in-balance.com<br />
orthinform 1/2007<br />
23
Im Fokus<br />
Beim Morbus Scheuermann oder<br />
auch bei der Scheuermann-Krankheit<br />
(Adoleszentenkyphose, juvenile<br />
Kyphose), handelt es sich um eine<br />
Wachstumsstörung der jugendlichen<br />
Wirbelsäule mit vermehrter Rundrückenbildung<br />
im Bereich der Brustwirbelsäule.<br />
Im Volksmund wird die Erkrankung<br />
auch „Schneider-Buckel“ oder „Lehrlings-Buckel<br />
“ genannt. Die Wachstumsstörung<br />
beginnt an den noch knorpeligen<br />
Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper.<br />
Der Wirbelköper (Corpus vertebrae)<br />
besteht aus einer harten Knochenschicht<br />
(Deckplatte und Grundplatte) und einem<br />
weichen Inneren (Spongiosa). Bei vermehrter<br />
Biegebelastung, zum Beispiel<br />
durch langes gebeugtes Sitzen und bei<br />
gleichzeitig schwacher Rückenmuskulatur<br />
werden die Wirbelkörper an den konkaven<br />
(= nach innen gewölbt) ventralen<br />
(= bauchseitig) Vorderkanten unverhältnismäßig<br />
stark belastet. Dadurch kommt<br />
es zu Schäden an den Knorpel-Knochen-<br />
Verbindungen der Wirbelkörperdeckplatten<br />
und Wirbelkörperkanten. An den<br />
Wirbelkörpern bleibt das Wachstum vorne<br />
allmählich zurück, so dass die Wirbelkörper<br />
sich keilförmig entwickeln können.<br />
Ebenfalls treten oft zerfurchte,<br />
zerklüftete Deckplatten, kleine linsen- bis<br />
erbsengroße Kavernen (krankhafte Hohlräume)<br />
auf. In gravierenden Fällen können<br />
die Deckplatten der Wirbelkörper<br />
einbrechen.<br />
Wirbelsäulenverkrümmung<br />
Durch den Eintritt des Bandscheibengewebes<br />
in die Wirbelkörper (Schmorl´sche<br />
Knötchen) wird der Zwischenwirbelraum<br />
verringert.<br />
Es kommt zu einer stärkeren Belastung<br />
der Wirbelsäule und der kleinen Wirbelgelenke.<br />
Oft besteht noch eine so genannte<br />
Morbus Scheuermann-Skoliose (Seitenausbiegung<br />
der Wirbelsäule). Ist Morbus<br />
Scheuermann stark ausgeprägt, kann die<br />
Erkrankung zu einem verfrühten Verschleiß<br />
der Bandscheiben führen, die im<br />
zweiten und dritten Lebensjahrzehnt eine<br />
Einsteifung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte<br />
hervorrufen können. Um dies<br />
auszugleichen, müssen die anderen Wir-<br />
24 1/2007 orthinform<br />
Morbus<br />
Scheuermann:<br />
Was versteht man darunter?<br />
Abbildung: Pilates für den Rücken, BLV Buchverlag 2006<br />
belsäulenabschnitte eine Überbeweglichkeit<br />
annehmen. Oft entsteht kompensatorisch<br />
im Bereich der Lendenwirbelsäule<br />
ein verstärktes Hohlkreuz (Hyperlordose).<br />
Häufigkeit<br />
Bei der Scheuermann’schen Erkrankung<br />
handelt es sich um eine der häufigsten<br />
Wirbelsäulenerkrankungen. Benannt<br />
wurde die Erkrankung nach dem<br />
„Erstbeschreiber“ Holger Werfel Scheuermann,<br />
einem dänischen Orthopäden<br />
und Röntgenarzt. Männliche Jugendliche<br />
sind 4 bis 5 mal häufiger betroffen<br />
als weibliche. Während des pubertären<br />
Wachstumsschubes zwischen dem 11.<br />
und 15. Lebensjahr bei Mädchen und<br />
dem 12. und 17. Lebensjahr bei Jungen<br />
ist die Wirbelsäule besonders anfällig<br />
für Fehlentwicklungen.<br />
Entstehung<br />
Sowohl endogene (= angeborene) Ursachen,<br />
Stoffwechselstörungen aber auch<br />
starke mechanische Beanspruchungen<br />
können Morbus Scheuermann hervorrufen.<br />
Eine große Rolle spielt die schwache<br />
Muskulatur bei den Kindern. Bei heute<br />
nur noch geringen sportlichen Belastungen<br />
in Kindergarten, Schule und Ausbildung<br />
kann sich keine ausreichende Rükkenmuskulatur<br />
bilden. Selbst die<br />
Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen<br />
findet zunehmend im Sitzen<br />
statt, seit der PC Einzug in das Kinder-<br />
Regelmäßige Bewegung ist für eine angemessene<br />
Ausbildung der Rückenmuskulatur sehr<br />
wichtig.<br />
und Jugendzimmer genommen hat. Die<br />
zur Stabilisierung der Wirbelsäule notwendige<br />
Muskulatur kann nicht ausreichend<br />
aufgebaut werden. Der M. Scheuermann<br />
wird dadurch während der<br />
Wachstumszeit noch verstärkt.<br />
Diagnose<br />
Die Diagnose wird zunächst durch den<br />
typischen klinischen Befund gegeben. Der<br />
dazu passende Röntgenbefund, aufgenommen<br />
von der Seite, mögliche Rückenschmerzen<br />
und das entsprechende Alter<br />
bestätigen die Diagnose, wobei im Wachstumsalter<br />
die Beschwerden bei den Kindern<br />
und Jugendlichen häufig nur gering<br />
oder gar nicht vorhanden sind. Nicht selten<br />
wird Morbus Scheuermann zufällig<br />
festgestellt. Auffällig sind bei der Untersuchung<br />
die schwache Rückenmuskulatur,<br />
gelegentlich eine Seitausbiegung der Wirbelsäule<br />
sowie eine vermehrte Rundrükkenbildung.<br />
Für eine sorgfältige Diagnose bei<br />
Scheuermannscher Krankheit ist eine<br />
sagittale (seitliche) Ganzwirbelsäulenaufnahme<br />
erforderlich.<br />
Therapie<br />
Erst spät im Erwachsenenalter treten<br />
Symptome wie Rückenschmerzen auf.<br />
Abhängig von der vermehrten Rundrükkenbildung<br />
und verstärkten Hohlkreuzbildung<br />
kommt es zu starken lokalen<br />
Beschwerden im Bereich der verspannten<br />
Rückenmuskulatur, der Bänder und<br />
Gelenke, die auch zeitweilig in Arme<br />
und Beine ausstrahlen können. Die Ursache<br />
dieser Erkrankung ist jedoch immer<br />
im Jugendalter zu suchen.<br />
An erster Stelle ist sowohl im Kinderund<br />
Jugendalter als auch im Erwachsenenalter<br />
die Vermeidung von Fehlbelastungen<br />
(zum Beispiel stundenlanges gebeugtes<br />
Sitzen) zu nennen. Nicht jede<br />
Sportart ist für Scheuermann-Patienten<br />
geeignet. Sportarten, bei denen die Wirbelsäule<br />
erheblichen Kompressions-Belastungen<br />
und Torsions-Belastungen<br />
(Verdrehung um die eigene Längenachse)<br />
durch Stöße, Sprünge, Schläge, Stür-<br />
Im Fokus<br />
ze und Ähnliches ausgesetzt ist wie<br />
Kampfsport, Hallen-Ballsport, Geräteund<br />
Bodenturnen, Radfahren in Rennradhaltung,<br />
Laufsportarten auf harten<br />
Böden) können die Beschwerden verstärken.<br />
Geeignet sind zum Beispiel<br />
Kraftsport (ohne stemmende und drükkende<br />
Belastungen), Schwimmen, Gymnastik<br />
und Walking.<br />
Therapeutisches Ziel ist die Reklination,<br />
das heißt Aufrichtung und Strekkung,<br />
Dehnung verkürzter und in den<br />
Rund-rücken hineinziehender Strukturen<br />
und Muskelketten, die Kräftigung<br />
der Muskulatur und das Trainieren einer<br />
aufrechteren Haltung. Eine sehr wirksame<br />
physiotherapeutische Methode zur<br />
Selbstaufrichtung der Brustwirbelsäule<br />
ist die atemtherapeutische Krankengymnastik<br />
nach Katharina Schroth. Ist eine<br />
Selbstaufrichtung nicht mehr möglich,<br />
kann ein aufrichtendes Korsett Erfolg<br />
bringen.<br />
Operative Eingriffe sind nur sehr selten<br />
notwendig.<br />
Mit Abschluss des Wachstums kommt<br />
die Erkrankung zum Stillstand: Sie ist<br />
selbstlimitierend. Die eingetretenen<br />
Schäden an den Knorpeln und Wirbelkörpern<br />
bleiben für den Rest des Lebens<br />
bestehen. Verfrühte Verschleißveränderungen<br />
der Wirbelsäule, Blockaden der<br />
Brustwirbel und eine Zunahme der<br />
Bruswirbelsäulen-Kyphose (Buckel)<br />
können Spätfolgen von M. Scheuermann<br />
im Erwachsenenalter sein. Man<br />
spricht dann nicht mehr von Morbus<br />
Scheuermann, sondern vom „Zustand<br />
nach Morbus Scheuermann“ oder vom<br />
„Post-Scheuermann-Syndrom“.<br />
Eine Änderung der Wirbelsäulenverkrümmung<br />
ist dann nicht mehr möglich.<br />
Aber die muskuläre Stabilisation kann<br />
durch intensive krankengymnastische<br />
Behandlung verbessert werden. Zusätzlich<br />
können die Muskulatur gestärkt<br />
und Verkürzungen gedehnt werden.<br />
Dr. med. Uwe Heldmaier<br />
Facharzt für Orthopädie<br />
Spezielle orthopädische Chirurgie<br />
Sortmedizin und Chirotherapie<br />
Karlstr. 6<br />
72072 Tübingen<br />
orthinform 1/2007<br />
25
Im Fokus<br />
26 1/2007 orthinform<br />
Redaktion<br />
Sie können sich online über die<br />
OrthoFit-Kampagne informieren:<br />
unter www.aktion-orthofit.de.<br />
Dort können Sie auch nach Ärzten<br />
suchen, die sich an der OrthoFit-<br />
Kampagne beteiligen.<br />
Im Fokus<br />
orthinform 1/2007<br />
27
Im Fokus<br />
Eine falsche Sitzhaltung über einen längeren Zeitraum kann Verspannungen der Halswirbelsäulenmuskulatur<br />
auslösen.<br />
Eine falsche Sitzhaltung am Arbeitsplatz, aber auch im<br />
Auto kann über einen längeren Zeitraum Kopfschmerzen<br />
verstärken oder gar auslösen. Ist die Tastatur dauerhaft zu<br />
hoch und der Stuhl zu niedrig, sind die Schmerzattacken häufig<br />
vorprogrammiert: Die Betroffenen sitzen in gekrümmter<br />
Haltung, die zu einer Überstreckung der Halswirbelsäule und<br />
zu einem vorgeschobenen Kopf führt. Wird diese Position<br />
über längere Zeit beibehalten oder immer wieder eingenommen,<br />
kann das nach längerer Zeit zu einer Verspannung der<br />
Halswirbelsäulenmuskulatur führen (Bild 1).<br />
Viele von uns haben diese Verspannung schon als unangenehmes<br />
Ziehen der Nackenmuskulatur gespürt, die an der Basis<br />
des Hinterkopfes ansetzt. Mit der Zeit stellt sich dann auch<br />
28 1/2007 orthinform<br />
Stress, Entzündungen,<br />
Verletzungen, hormonelle<br />
Probleme – die Ursachen<br />
für Kopfschmerzen<br />
sind vielfältig. Was viele<br />
nicht wissen: Auch Probleme<br />
mit der Wirbelsäule<br />
können zu immer<br />
wiederkehrenden, unangenehmenKopfschmerzen<br />
führen. Auslöser<br />
sind oftmals Fehlhaltungen<br />
am Arbeitsplatz.<br />
Vom Rücken<br />
in den Kopf<br />
noch ein dumpfer Kopfschmerz ein, der über den Schädel bis<br />
nach vorne kriecht und sich schließlich im Bereich der Stirn<br />
festsetzt. Der Schmerz ist meistens einseitig, kommt aber<br />
auch beidseitig vor.<br />
Kontakt von Rückenmark und Hirn<br />
Eine Erklärung des Zusammenhangs von Halswirbelsäule<br />
und vielen Kopf- aber auch Gesichtsschmerzbildern liefern<br />
die neuesten Erkenntnisse der Neurophysiologen und der<br />
Anatomie: Im Bereich der oberen Halswirbelsäule im Rükkenmark<br />
haben Forscher zahlreiche Verbindungen zu Hirnnervenkernen<br />
und den sensiblen Versorgungsgebieten der<br />
Nervenäste des Trigeminus (fünfter Hirnnerv) ausgemacht.<br />
Ihre Aufgabe ist es, das Gesicht und den Schädel zu versorgen.<br />
Darüber hinaus gibt es weitere Nervenkontakte, die die<br />
Bewegung der Kaumuskulatur unterstützen. Zudem folgen<br />
Nervenäste und Anteile des vegetativen Nervensystems verschiedenen<br />
Blutgefäßen, die über das Hinterhauptsloch bis in<br />
den Schädel reichen.<br />
Diese Verbindungen sind der Grund, weshalb Störungen aus<br />
dem Bereich der oberen Halswirbelsäule Schmerzen im Bereich<br />
des Kopfes und des Gesichtsschädels auslösen können.<br />
Sie rufen auch die häufig auftretenden Begleiterscheinungen<br />
wie Schwindel, Ohrgeräusche oder Übelkeit hervor. Sogar Phänomene<br />
wie Sehstörungen, die den Patienten erfolglos zum<br />
Augenarzt treiben, lassen sich daraus ableiten. Trotzdem wird<br />
die Herkunft dieser Störungseinflüsse der oberen Halswirbelsäule<br />
oft nicht festgestellt. Blockierungen mit Verspannung der<br />
Muskeln oder gar die Instabilität der oberen Halswirbelsäulensegmente<br />
werden nicht erkannt und entsprechend behandelt.<br />
Stattdessen wird ersatzweise von „Schmerzsyndromen“ gesprochen.<br />
Denn immer noch messen viele Ärzte dem Einfluss<br />
der Wirbelsäule auf die Entwicklung von Kopfschmerzen wenig<br />
Bedeutung zu. Sie weisen auf die geringe Aussagekraft der<br />
Bild gebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule<br />
hin, die auch bei einer Vielzahl von Erwachsenen<br />
ohne Beschwerden degenerative Veränderungen zeigen. Dem<br />
wird jedoch oft ein zu hoher Stellenwert beigemessen. Stattdessen<br />
fehlt häufig eine klare diagnostische Aussage, die mit<br />
Hilfe einer funktionsorientierten manualmedizinischen Untersuchungstechnik<br />
hätte gestellt werden können.<br />
Bei der Triggerpunktbehandlung drückt der Arzt mit der Hand auf schmerzauslösende<br />
Punkte im Muskel, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen.<br />
Im Fokus<br />
Schmerz durch Triggerpunkte<br />
Das gilt auch für myofasziale Schmerzsyndrome (myofasziale<br />
Schmerzsyndrome betreffen Muskeln und deren bindegewebige<br />
Hüllen einschließlich der Sehnen). Sie sind ebenfalls eine<br />
Ursache für Kopfschmerzen, die häufig nicht diagnostiziert<br />
werden. Durch falsche Körperhaltung, aber auch durch Umgebungseinflüsse<br />
wie feuchte Kälte („Schwitzen nach dem Tennismatch<br />
und danach noch draußen im Freien beim einem<br />
leichten Windzug sitzen ...“) können in der Muskulatur so genannte<br />
„Triggerpunkte“ – etwa im Schulter-Halsbereich – aktiviert<br />
werden. Triggerpunkte sind umschriebene, druckschmerzhafte<br />
Verhärtungen in Skelettmuskeln, die bestimmte<br />
Schmerz-Übertragungsmuster auslösen. Sie projizieren dann<br />
an teilweise entfernten Körperstellen „Übertragungsschmerzen“,<br />
zum Beispiel im Kopf.<br />
Manuelle Therapie bei Kopfschmerzen<br />
Zur Therapie der haltungsbedingten Kopfschmerzen sollte<br />
man nicht zu Tabletten greifen, sondern die betroffenen Muskeln<br />
gezielt durch Manuelle Therapie behandeln lassen. Zahlreiche<br />
Manualtherapeuten und Osteopathen verstehen es, die<br />
Wirbelsäule in die Behandlung der Kopfschmerzproblematik<br />
mit einzubeziehen.<br />
Am Anfang der Behandlung steht dabei eine funktionsorientierte<br />
manualmedizinische Diagnostik. So bekommt der Arzt<br />
Aufschluss über die funktionelle Störung der Wirbelsäule, insbesondere<br />
der Halswirbelsäule und des Überganges zur Brustwirbelsäule.<br />
Dabei erfasst er sowohl Bewegungseinschränkungen<br />
als auch Hypermobilitäten. Anschließend werden die<br />
durch die Störung aufgetretenen Muskelverspannungen mit<br />
geeigneten Weichteiltechniken behandelt. Dazu gehören zum<br />
Beispiel Griffe zur Lösung von Blockierungen und die manuelle<br />
Beeinflussung der Muskelspannung durch Kompression.<br />
Hierbei wird mit der Hand auf schmerzauslösende Punkte im<br />
Muskel gedrückt, um sie zu entspannen und den Schmerz zu<br />
nehmen (Bild 2).<br />
Entstehen die Beschwerden durch hypermobile Wirbelsäulensegmente,<br />
wendet der Arzt auch Therapien an, die die Wirbelsäule<br />
stabilisieren. So kann er beispielsweise die Muskulatur<br />
in den betroffenen Wirbelsäulenabschnitten mittels<br />
„Gegenhaltertechniken“ trainieren, bei denen der Patient einen<br />
Gegendruck ausübt.<br />
Bei der Behandlung mit manueller Therapie reicht oftmals<br />
schon eine Sitzung aus, um dem Patienten den Schmerz zu<br />
nehmen. Um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen, muss natürlich<br />
zusätzlich die Ursache der Schmerzen, nämlich die falsche<br />
Sitzhaltung, korrigiert werden.<br />
Dr. Norbert Dehoust<br />
Dr. Karl-Sell-Ärzteseminar Neutrauchburg (MWE) e.V.<br />
der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin<br />
Riedstraße 5<br />
88316 Isny<br />
orthinform 1/2007<br />
29
Im Fokus<br />
Der erholsame Schlaf macht uns aktiv<br />
und leistungsfähig. Ein gestörter<br />
Schlaf kann Probleme am Tage<br />
nach sich ziehen, und unbewältigte Tagesprobleme<br />
stören den Schlaf. Deshalb<br />
gilt es, für diesen unlösbaren<br />
Kreislauf das Verhalten bei Tag und<br />
Nacht mit einzubeziehen. Dabei geht<br />
es um sinnvolle Verhaltensänderungen<br />
am Tage und um Verbesserungen des<br />
Umgebungsfeldes (so genannte Verhältnisprävention).<br />
Auf den Schlaf bezogen<br />
gehören hierzu der Schlafraum und die<br />
Beschaffenheit des Bettes.<br />
30 1/2007 orthinform<br />
Die Wirbelsäule soll in den Rückenund<br />
Seitenhaltungen so liegen, wie es<br />
ihrer Form im aufrechten Stehen (fast)<br />
entspricht. Dabei sind alle Knochen der<br />
Wirbelsäule ,,lotrecht“ übereinander<br />
aufgerichtet. Da im Liegen die Kräfteverhältnisse<br />
etwas anders sind, kann dies<br />
nicht ganz genau, jedoch weitgehend erreicht<br />
werden. Untersuchungen zeigen,<br />
dass die richtige Haltung der Wirbelsäule<br />
im Liegen am besten auf einer flexiblen<br />
Unterfederung mit einer darauf abgestimmten<br />
Matratze, auf einem Bettsys-<br />
Nichts ist uns vertrauter als der<br />
Schlaf; und doch ist er uns fern.<br />
Er ist das unbekannte Drittel unseres<br />
Lebens. Wir nehmen den Schlaf<br />
als Teil unseres Tagesablaufs zur<br />
Kenntnis, ohne uns damit zu beschäftigen.<br />
Er wird erst für die<br />
meisten Menschen interessant,<br />
wenn sie „nicht mehr gut schlafen“.<br />
„Das Glück ist eine Frage des<br />
Ausgeschlafenseins“. (C. Schleich)<br />
Richtig liegen –<br />
besser schlafen!<br />
In guten Betten auch nachts immer Haltung bewahren<br />
tem, erreicht wird. Dabei kommt die<br />
Stellung der Wirbelgelenke der Ruhehaltung<br />
beim aufrecht stehenden Menschen<br />
am nächsten. Wird diese Liegehaltung<br />
erreicht, können sich Körper und Geist<br />
im Schlaf optimal regenerieren. Das gilt<br />
natürlich auch für die Bandscheiben. Je<br />
weniger Fehlbelastungen sie im Liegen<br />
erfahren, desto besser können sie die benötigte<br />
Nährflüssigkeit aufnehmen. Und<br />
das gilt bei jeder Liegehaltung, Nacht für<br />
Nacht, Sommer wie Winter, ein Leben<br />
lang. Daher ist ein gut stützendes Bett in<br />
Foto: djd/panthermedia.net<br />
Abbildung: AGR<br />
jedem Alter wichtig für die Erholung und<br />
speziell für die Vorbeugung gegen Rükkenschmerzen.<br />
Wie man sich bettet, so liegt man<br />
Das richtige Bettmaß<br />
Bewegung ist auch im Schlaf sehr<br />
wichtig. Sie unterstützt die Regeneration<br />
der Bandscheiben, fördert die Durchblutung<br />
der Muskulatur und hilft zugleich<br />
zu entschlacken. Ein gesunder Mensch<br />
ändert seine Schlafposition circa 40–60<br />
mal in der Nacht. Und das ist auch gut<br />
so. Für die Bewegungsfreiheit ist allerdings<br />
eine ausreichende Bettgröße erforderlich:<br />
Ein Einzelbett sollte mindestens<br />
100 cm breit sein; die Bettlänge sollte<br />
mindestens 20 cm mehr betragen als die<br />
Körpergröße. Je nach Körpergröße ist<br />
eine Betthöhe von 45 bis 55 cm ideal.<br />
Sie erleichtert das Aufstehen und Hinlegen<br />
(vor allem bei älteren Menschen).<br />
Auch das Bettklima wird dadurch positiv<br />
beeinflusst (Fußbodenkälte/aufsteigende<br />
Warmluft).<br />
Nutzungsdauer<br />
Auch ein Bett unterliegt mechanischer<br />
Abnutzung und Verschleiß, welcher<br />
auch hygienisch bedingt ist. Die Nutzungsdauer<br />
für eine Bettunterfederung<br />
liegt bei etwa 10, in seltenen Ausnahmefällen<br />
bei 20, Jahren (eine regelmäßige<br />
Überprüfung der Funktionsfähigkeit ist<br />
ratsam); die für eine Matratze bei maximal<br />
10 Jahren. Ganz wichtig: Matratzenbezüge<br />
sollten zur Reinigung oder zum<br />
Waschen abnehmbar sein. Auch altersoder<br />
krankheitsbedingte körperliche<br />
Veränderungen erfordern ein neues Bett.<br />
Dies gilt auch bei dem Wunsch nach einem<br />
Mehr an Komfort hinsichtlich der<br />
Bettausstattung (zum Beispiel motorische<br />
Verstellmöglichkeiten).<br />
Ein Bettsystem sollte es schon sein<br />
Unter einem Bettsystem versteht man<br />
ein abgestimmtes Zusammenspiel von<br />
Unterfederung (zum Beispiel Lattenrost)<br />
und Matratze. Diese müssen so aufeinander<br />
abgestimmt sein, dass ein höchstmöglicher<br />
Liegekomfort erreicht werden<br />
kann, das heißt es soll jeden Benutzer in<br />
allen Schlaflagen richtig abstützen und<br />
für ein angenehmes Liegegefühl sorgen.<br />
So bietet auch die (beste) Matratze keinen<br />
ausreichenden Komfort, wenn sie<br />
auf einem starren Einlegerahmen liegt.<br />
Ebenso verliert ein flexibler Einlegerahmen<br />
seine Wirkung, wenn die Matratze<br />
Mulden aufweist.<br />
Individuelle Anpassung des Bettsystems<br />
Das Maß für die ergonomisch richtige<br />
Lage ist die Wirbelsäule. Liegt sie in allen<br />
Schlafhaltungen gemäß ihrer natürlichen,<br />
individuellen Form, kann man<br />
sich wirksam entspannen. Die natürlichenBewegungsabläufe/Lageveränderungen<br />
des Schläfers bedingen ein<br />
Höchstmaß an Flexibilität der Unterfederung.<br />
Sinnvolle Verstellfunktionen<br />
Für die Entlastung der Beine und des<br />
Blutkreislaufs ist eine sogenannte Körperschräglagerung<br />
eine sinnvolle therapeutische<br />
Hilfe. Das Hochlegen der Beine ist<br />
ein oft gehörter ärztlicher Rat. Dabei ist<br />
Im Fokus<br />
darauf zu achten, dass die leicht schräge<br />
Lagerung des Körpers seitens des Rahmens<br />
sanft ansteigend im Schulterbereich<br />
beginnt und die Fersen letztendlich nicht<br />
höher als das Herz liegen!<br />
Der Kurzüberblick über die Anforderungen<br />
an ein Bett:<br />
1. Achten Sie beim Probeliegen auf „leichte“ Kleidung,<br />
das heißt nicht auftragende oder beengende.<br />
2. Nehmen Sie beim Probeliegen verschiedene Liegepositionen<br />
ein (Seiten- und Rückenlage).<br />
3. Probeliegen nur mit Kopfkissen/Nackenstützkissen.<br />
4. Betten und Schuhe probiert man an!<br />
5. Fast so lange wie ein Arbeitstag dauert für einen<br />
gesunden Menschen die tägliche Nutzung des Bettes.<br />
Deshalb sollte uns guter Schlaf sehr viel wert sein und<br />
das beste Bett gerade gut genug!<br />
Das AGR Gütesiegel<br />
Das Gütesiegel „AGR Geprüft & empfohlen“<br />
der Aktion Gesunder Rücken e.V.<br />
schneidet mit dem Gesamturteil „sehr<br />
gut“ ab.<br />
Geprüft und empfohlen werden rükkengerechte<br />
Produkte, eine neutrale Produktprüfung<br />
durch unabhängige medizinisch-therapeutische<br />
Fachleute wird<br />
garantiert. Achten Sie beim Bettenkauf<br />
auf dieses Zeichen!<br />
Weitere Informationen zum rückengerechten<br />
Alltag gibt Ihnen der AGR-Einkaufsleitfaden.<br />
Er ist im Buchhandel für<br />
9,95 € unter der ISBN 978-3-936119-05-3<br />
erhältlich. Oder direkt bei der AGR e.V.,<br />
Postfach 103, 27443 Selsingen,<br />
Tel. 0700/247 11 111, www-agr-ev.de<br />
orthinform 1/2007<br />
31
In der Praxis<br />
Gelenksarthrose – schmerzfrei<br />
mit Hilfe der M4 Therapie ®<br />
(Multimodales Medizinisches MasterManagement)<br />
Unsere Beweglichkeit beruht auf<br />
dem Zusammenspiel der Gelenke<br />
und der dazugehörigen Muskulatur.<br />
Bei der Arthrose, das heißt dem Gelenkverschleiß,<br />
kommt es zu schmerzhaften<br />
Bewegungseinschränkungen. Der<br />
gesunde Gelenkknorpel hat eine glatte<br />
Oberfläche, die bei Bewegung als Gleitfläche<br />
dient.<br />
Die Gelenkflüssigkeit (Synovia) ist<br />
eine gelartige Schmiere. Sie reduziert die<br />
Reibung, wirkt stoßdämpfend und ernährt<br />
den Knorpel. Bei der Arthrose<br />
kommt es zu einer überwiegenden Schädigung<br />
des Knorpels und der Gelenkschmiere.<br />
Der Knorpel wird rau. Dies<br />
führt zu einer dramatischen Erhöhung<br />
der Reibung.<br />
Aus Erfahrung bringen die bisher üblichen<br />
Behandlungen nur kurzfristige<br />
Erfolge.<br />
Das multimodale medizinische Mastermanagement<br />
(M4 Therapie®) hat<br />
sich bei Arthrosebeschwerden als effektivste<br />
Therapie erwiesen:<br />
Verbesserung der Gelenkschmiere und<br />
der Ernährung des Knorpels sowie Erniedrigung<br />
der Gelenkreibung<br />
Verminderung der Knorpelbelastung<br />
und Ausgleich von Fehlbelastung<br />
Stabilisation des Gelenkes<br />
Anregung regenerativer Maßnahmen<br />
1.) Die M4 Therapie zeigt auch bei<br />
fortgeschrittenen Erkrankungen eine rasche<br />
Reduktion der Schmerzen und eine<br />
verbesserte Bewegung des Gelenkes.<br />
Operative Maßnahmen können so hinausgezögert<br />
oder vermieden werden.<br />
Die Verbesserung der Gelenkschmiere<br />
erfolgt durch Einspritzen von Hyaluronsäure<br />
in das Gelenk. Hyaluronsäure<br />
32 1/2007 orthinform<br />
(zum Beispiel Suplasyn®) ist ein natürlicher<br />
Baustein von Knorpel- und Gelenkflüssigkeit.<br />
Die Hyaluronsäure bildet<br />
eine zähe elastische Gelenkschmiere mit<br />
stoßdämpfender Funktion. Die Hyaluronsäuremoleküle<br />
versiegeln als oberste<br />
Schutzschicht die Knorpeloberfläche.<br />
2.) Durch gezielte Ergonomisierung<br />
des Bewegungsablaufes mit orthopädietechnischen<br />
Hilfsmitteln sowie durch<br />
Vermeidung gelenkschädigender Verhaltensweisen<br />
wird die Belastung des betroffenen<br />
Gelenkes reduziert.<br />
3.) Die Stabilisierung des Gelenkes erfolgt<br />
überwiegend durch eine stadienadaptierte<br />
Trainingsbehandlung und Verbesserung<br />
der Gelenkskoordination.<br />
Dies erfolgt durch moderne hochfrequenzvibrationsgesteuerteTrainingsmethoden<br />
(zum Beispiel Power-Plate).<br />
4.) Regenerative Prozesse im Gelenk<br />
werden durch eine Kombination elektrotherapeutischer<br />
und knorpelstimulierender<br />
Maßnahmen (orthopädische Signaltherapie)<br />
angeregt.<br />
Schmerztherapeutisch kommen neben<br />
medikamentösen Maßnahmen, insbesondere<br />
Akupunktur-Behandlungen, Thermo-Therapien<br />
oder auch Nervenstimulations-Behandlungen<br />
zum Einsatz.<br />
Durch dieses moderne Behandlungskonzept<br />
des multimodalen medizinischen<br />
Mastermanagements werden Arthroseschmerzen<br />
reduziert oder beseitigt,<br />
die Reibung im Gelenk erniedrigt und die<br />
Gelenkschmiere verbessert. Eine weiche,<br />
harmonische Bewegung im Gelenk wird<br />
dadurch möglich und das Bewegungsausmaß<br />
des Gelenkes verbessert.<br />
Dr. Jürgen Fischer<br />
Facharzt für Orthopädie<br />
Facharzt für physikalische und<br />
Rehabilitative Medizin<br />
Orthopädisches Zentrum Darmstadt<br />
Luisenplatz 1<br />
64283 Darmstadt<br />
Ziehende Schmerzen in<br />
der Lendenwirbelsäule?<br />
Hilfe durch Sklerosierungstherapie!<br />
Wenn Sie länger stehen oder<br />
langsam gehen, zum Beispiel<br />
auf einem Empfang oder bei einem<br />
Stadtbummel, verspüren Sie zunehmend<br />
ziehende Schmerzen in der<br />
unteren Lendenwirbelsäule? Dann ist<br />
wohl Ihre Muskulatur im unteren Rükken<br />
geschwächt. Die Sklerosierungstherapie<br />
setzt an den Gelenkkapsel- und<br />
Bandansätzen der unteren Wirbelsäule<br />
einen Reiz, der das Gewebe festigt.<br />
Suchen Sie bei Schmerzen in der Lendenwirbelsäule<br />
nach einer Möglichkeit,<br />
sich rückwärts anzulehnen oder besser<br />
noch sich hinzusetzen, um sich mit dem<br />
Oberkörper weit nach vorn beugen zu<br />
können? Dann leiden Sie an den Folgen<br />
einer „lumbalen Lockerungssymptomatik“,<br />
auch Lockerungskreuzschmerz genannt:<br />
Ihre „Haltemuskulatur“ im Rükken<br />
ist durch einseitige Beanspruchung,<br />
zum Beispiel regelmäßiges langes Sitzen<br />
im Büro ohne sportlichen Ausgleich, geschwächt.<br />
Diese Schwächung führt<br />
dazu, dass Sie im Stand unbewusst das<br />
Becken verstärkt nach vorn kippen, um<br />
sich zu entlasten. Die Folge ist ein Hohlkreuz<br />
in der Lendenwirbelsäule (Hyperlordose)<br />
mit darauffolgendem zunehmendem<br />
Druck in den kleinen<br />
Wirbelgelenken und den hinteren Bandscheibenbereichen.<br />
Beugt man den<br />
Rumpf so weit wie möglich nach vorn,<br />
entlastet man die Lendenwirbelsäule<br />
und kann den Schmerz – zumindest<br />
kurzzeitig – lindern.<br />
Eine sinnvolle Unterstützung zu regelmäßiger<br />
körperlicher Betätigung für den<br />
Muskelaufbau ist die Sklerosierungsoder<br />
Profliferationstherapie: Durch das<br />
Injizieren einer „hypertonen“ Lösung<br />
(Gemisch aus 40 %-iger Zuckerlösung<br />
und einem lokalen Betäubungsmittel)<br />
wird an den Gelenkkapsel- und Bandansätzen<br />
der unteren Wirbelsäule ein Reiz<br />
gesetzt, der dann zu einer „Verfestigung“<br />
des Gewebes führt. Insgesamt<br />
wird diese „Sklerosierungstherapie“<br />
zwei mal pro Woche insgesamt 2 bis 3<br />
Wochen durchgeführt. Danach lässt sich<br />
bereits eine Besserung der quälenden<br />
Beschwerden nachweisen.<br />
Diese Therapie hat sich als erfolgreiches<br />
und verlässliches Verfahren herausgestellt,<br />
ist aber keinesfalls ein Ersatz für<br />
eine muskuläre Kräftigungstherapie, sondern<br />
eine Unterstützung!<br />
Bei Lockerungskreuzschmerzen eignen<br />
sich zur Kräftigung der Muskulatur<br />
zum Beispiel Rückenschwimmen, Langlauf<br />
oder Radfahren. Lassen Sie sich<br />
hierzu von Ihrem Orthopäden beraten.<br />
Dr. med. Hans Dieter Matthiessen<br />
Facharzt für Orthopädie Rheumatologie<br />
Kinderorthopädie Chirotherapie<br />
Sportmedizin<br />
Möllenhoffstr. 4<br />
44287 Dortmund<br />
orthinform 1/2007<br />
IGel-Serie (9)<br />
Sklerosierungstherapie<br />
IGeL-Leistung steht für Individuelle<br />
Gesundheitsleistung. Damit sind<br />
jene Leistungen des Arztes gemeint,<br />
die die gesetzlichen Krankenkassen<br />
(GKV) nicht übernehmen. Wenn ein<br />
Patient eine IGeL-Leistung in Anspruch<br />
nehmen möchte, muss er<br />
diese aus eigener Tasche bezahlen.<br />
Welche medizinischen Untersuchungs-<br />
und Behandlungsmethoden<br />
in das Leistungsspektrum der GKV<br />
aufgenommen werden und welche<br />
nicht, darüber entscheidet der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss. Dieser<br />
Ausschuss setzt sich aus GKV-<br />
Vertretern und Ärzten zusammen.<br />
Auch Patientenvertreter wirken im<br />
Bundesausschuss mit, haben allerdings<br />
kein Stimmrecht.<br />
Der Leistungskatalog der gesetzlichen<br />
Krankenkassen wird im Sozialgesetzbuch<br />
V definiert und umfasst<br />
Leistungen, die definiert sind als:<br />
· ausreichend,<br />
· zweckmäßig,<br />
· wirtschaftlich,<br />
· das Maß des medizinisch<br />
Notwendigen nicht überschreitend.<br />
IGeL sind solche Arztleistungen, die<br />
der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
bisher nicht bewertet oder noch<br />
nicht in den Katalog der GKV aufgenommen<br />
hat. Häufig handelt es sich<br />
um Vorsorge-Untersuchungen und<br />
Gesundheits-Check-ups. Oft gibt es<br />
noch keine langfristigen medizinischen<br />
Studien, die ihre Wirksamkeit<br />
zweifelsfrei belegt haben. Nichtsdestotrotz<br />
sind IGeL medizinisch anerkannte<br />
Leistungen.<br />
Fragen Sie Ihren Arzt danach – er<br />
wird Ihnen alles ausführlich erklären.<br />
33
Die elektronische<br />
Gesundheitskarte<br />
kommt!<br />
Fotos: Kartengrafik: gematik GmbH<br />
Gesundheit aktuell<br />
Im Dezember 2006 sind die ersten „richtigen“ Testreihen unter Verwendung von Echtdaten (Daten<br />
des Versicherten wie Name, Anschrift, Zuzahlungsstufe) in Deutschland angelaufen. Teil nehmen<br />
die Testregionen Flensburg in Schleswig-Holstein und Löbau-Zittau in Sachsen, insgesamt<br />
sollen rund 20.000 Karten in Umlauf sein. Im Juni 2007 starteten die nächsten Feldversuche,<br />
die die Funktion des elektronischen Rezeptes (eRezept) prüfen sollen.<br />
2004 wurde die flächendeckende Einführung der elektronischen<br />
Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland beschlossen. Eigentlich<br />
sollte die Einführung 2006 stattfinden. Doch die Verzögerungen<br />
nahmen kein Ende. Weil sich die Beteiligten nicht<br />
einigen konnten? Oder weil die Politik von Anfang an die Weichen<br />
falsch gestellt hat? Jedenfalls wurde die bundesweite Einführung<br />
bis auf Weiteres auf 2008 verschoben. Dann sollen alle<br />
rund 82 Millionen Bürger in Deutschland mit der eGK ausgerüstet<br />
werden. 125.000 niedergelassene Ärzte, 2.000 Kliniken,<br />
22.000 Apotheken und 300 Krankenkassen werden damit in<br />
das größte IT-Projekt im Gesundheitswesen eingebunden.<br />
Auf der elektronischen Gesundheitskarte sind Geburtsdatum,<br />
Name, Anschrift, Lichtbild, Name und ID der Krankenkasse,<br />
Status (Mitglied, Familienversicherter oder Rentner), Zuzahlungsstufe<br />
und Krankenversichertennummer zu finden. Die<br />
Pflicht zum Lichtbild soll Missbrauch durch „Verleihen“ an<br />
Nichtversicherte entgegen wirken.<br />
Auf der Karte befindet sich außerdem als Sichtausweis auf<br />
der Rückseite die Berechtigung zur Behandlung im europäischen<br />
Ausland. Die neue Karte soll etwa 250 mal so viel Speicherkapazität<br />
haben soll wie die bisherige Krankenversichertenkarte<br />
(KVK). Die genaue Speicherkapazität der eGK ist<br />
noch nicht festgelegt, momentan laufen Tests, die Funktionen<br />
und Zusammenspiel von Lesegeräten, Karten und Chips prüfen.<br />
Auch ist noch nicht entschieden, ob die Daten letztendlich<br />
auf der Karte selbst, auf einem Server oder auf mehreren<br />
verteilten Servern gespeichert werden.<br />
Die elektronische Gesundheitskarte soll den Patienten „von<br />
der Wiege bis zur Bahre“ begleiten. Die Bundesregierung verspricht<br />
sich davon hohe Einsparungen, unter anderem wird<br />
eine mehrfache Kartenneuausgabe an Versicherte wegen Datenänderungen<br />
wie Umzug oder Heirat wegfallen. Durch die<br />
kontinuierliche Datenspeicherung sollen die Krankengeschichte<br />
des Patienten für den Arzt transparenter und damit<br />
unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. 4 Stufen<br />
sind zur Speicherung auf der Karte vorgesehen, Stufe 1 und 2<br />
sind vom Gesetz vorgegeben, Stufe 3 und 4 freiwillig:<br />
1. Stufe: Versichertendaten und europäische<br />
Krankenversicherungskarte<br />
2. Stufe: Elektronisches Rezept<br />
3. Stufe: Notfalldatensatz und Arzneimitteldokumentation<br />
4. Stufe: Patientenquittung, Patientenakte, Arztbrief<br />
Die elektronische Gesundheitskarte ist seit der Planungsphase<br />
umstritten.<br />
Zum Beispiel bezweifeln Experten, dass die Karte tatsächlich<br />
die von der Bundesregierung schon fürs erste Jahr nach<br />
der Einführung angegebenen Einsparungen von 150 Millionen<br />
Euro leisten kann. Auch die angegebenen 1,4 Milliarden Einführungskosten<br />
halten Experten für viel zu gering. Auch zahlreiche<br />
Datenschützer stehen der elektronischen Gesundheitskarte<br />
kritisch gegenüber.<br />
„Weder die unkalkulierbare Kostenentwicklung noch die<br />
fehlende Datensicherheit erlauben es den Ärzten, ruhigen Gewissens<br />
an der Einführung dieser Form einer elektronischen<br />
Gesundheitskarte teilzunehmen", kritisierte zum Beispiel der<br />
Chef des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands,<br />
Dr. Klaus Bittmann.<br />
orthinform 1/2007<br />
35
Gesundheit aktuell<br />
Für die meisten Versicherten gibt es zunächst<br />
keine spürbaren Änderungen.<br />
Ausgeweitet werden die Leistungen bei<br />
Impfungen, Eltern- Kind-Kuren, Reha-<br />
Behandlungen für alte Menschen und<br />
bei der Betreuung Schwerstkranker und<br />
Sterbender in den eigenen vier Wänden.<br />
Zudem können Kassen neue Wahltarife<br />
anbieten – etwa Tarife mit<br />
Selbstbehalt oder solche, in deren Rahmen<br />
auch homöopathische Arzneimittel<br />
bezahlt werden. Wer Vorsorgeuntersuchungen<br />
versäumt und später schwer<br />
krank wird, muss mehr zuzahlen. Komplikationen<br />
nach Piercings werden nicht<br />
mehr bezahlt. Kliniken werden für ambulante<br />
Behandlungen geöffnet.<br />
Gesundheitsreform:<br />
Änderungen für gesetzlich Versicherte<br />
Steigen die Beitragssätze der<br />
gesetzlichen Krankenkassen?<br />
Zu Jahresbeginn stiegen die Sätze im Schnitt um etwa 0,6<br />
Punkte. Die Kassen begründeten dies unter anderem mit der<br />
Gesundheitsreform – was das Ministerium zurückwies. Wenn<br />
2009 der Gesundheitsfonds startet, gilt bundesweit ein einheitlicher<br />
Beitragssatz, den der Bund festlegt. Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer zahlen ein, Kassen erhalten für jeden Versicherten<br />
einen einheitlichen Betrag. Kassen mit vielen Kranken bekommen<br />
zudem Geld von anderen Kassen. Reicht einer Kasse<br />
das Geld nicht, kann sie einen begrenzten Zusatzbeitrag von<br />
ihren Versicherten fordern.<br />
Was ändert sich für Privatversicherte?<br />
Zunächst nichts. Vom 1. Januar 2009 an müssen die Privatkassen<br />
einen Basistarif anbieten, der im Leistungsumfang der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV) entspricht. Der Zugang<br />
ist beschränkt. Ehemals Privatversicherte ohne Schutz muss die<br />
PKV bereits vom 1. Juli 2007 an aufnehmen – ohne Gesundheitsprüfung<br />
und Risikozuschläge. Weil der Basistarif nach Ansicht<br />
der Privatkassen nicht Kosten deckend ist, warnen diese<br />
vor Beitragserhöhungen für Bestandskunden. Für Gutverdiener<br />
wird ein Wechsel aus der GKV in die PKV erschwert.<br />
36 1/2007 orthinform<br />
Weitere zentrale Punkte:<br />
Versicherungspflicht:<br />
Von 2009 an gilt eine Pflicht zur Versicherung:<br />
Die rund 200 000 bis 300 000 Nichtversicherten müssen also<br />
Mitglied einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse werden.<br />
Apotheken/Medikamente:<br />
Der Rabatt, den Apotheker den Kassen pro Medikament gewähren<br />
müssen, steigt von 2,00 Euro auf 2,30 Euro. Vor der Verordnung<br />
teurer Medikamente muss ein zweiter Arzt befragt werden.<br />
Ärzte:<br />
2011 kommt eine neue Vergütung mit festen Euro-Preisen.<br />
Ärzte in „unterversorgten“ Gebieten bekommen schon vorher<br />
Zuschläge.<br />
Krankenkassen:<br />
Kassenfusionen werden erleichtert. Bis Ende 2008 müssen<br />
sämtliche gesetzlichen Kassen entschuldet sein.<br />
Einsparungen und Kosten:<br />
Das Einsparvolumen liegt 2007 bei 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro.<br />
Der Bundeszuschuss für die gesetzlichen Kassen steigt in den<br />
kommenden Jahren schrittweise auf 14 Milliarden Euro.<br />
Quelle: journalmed<br />
Foto: pixelquelle
Medizintechnologien, die Zukunft haben, sind aus Sicht<br />
der Experten die Mikrosystemtechnik/Micromachines<br />
(minimal-invasive Methoden, zum Beispiel Kapselendoskop<br />
oder steuerbare Katheter) sowie Navigations- und<br />
Hilfssysteme für chirurgische Instrumente oder in der Pflege.<br />
Die „meist forcierten Forschungsgebiete“ der Medizinprodukteindustrie<br />
sind aus Expertensicht: Orthopädie (vor allem<br />
Wirbelsäulenchirurgie und Biomaterialien), Kardiologie<br />
(vor allem Beschichtungsverfahren von Medizinprodukten<br />
und minimal-invasive Verfahren) und Innere Medizin (vor<br />
allem Endoskopie, Diabetes).<br />
Die internationalen Entwicklungen in der Medizintechnologie<br />
sind unter anderem gekennzeichnet durch fortschreitende<br />
Miniaturisierung, verstärkten Einsatz von IT-Technologien, die<br />
38 1/2007 orthinform<br />
Trends der<br />
Medizin-<br />
technologie<br />
Die Entwicklung der Medizintechnologie ist<br />
mit dem Ende des 20. Jahrhunderts noch<br />
lange nicht beendet. Vielmehr ist damit zu<br />
rechnen, dass der Fortschritt noch rasanter<br />
werden wird. Eine Reihe weiterer hochinnovativer<br />
Technologien ist bereits im Stadium<br />
der klinischen Prüfung oder kurz davor. Man<br />
kann ganz sicher davon ausgehen, dass<br />
auch die Geschichte der nächsten 100 Jahre<br />
eine Geschichte der Erfolge der Medizintechnologien<br />
sein wird.<br />
Entwicklung neuer Biomaterialien mit verbesserter Verträglichkeit<br />
und die Integration biotechnologischer Verfahren. Nur<br />
solche Entwicklungen werden dauerhafte Zukunftschancen<br />
für neue Produkte und somit zusätzliche sichere Arbeitsplätze<br />
bieten, die auch einen messbaren Beitrag zu größerer Leistungsfähigkeit<br />
oder Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
erbringen.<br />
Regenerative Medizin/Tissue Engineering<br />
Darunter verstehen wir die Wiederherstellung oder den Ersatz<br />
von verletzten Körpergeweben und Organen durch natürliche<br />
oder biotechnologische Produkte. Die Regenerative<br />
Medizin bietet Patienten für die Zukunft einen großen potentiellen<br />
Nutzen. Anstelle der Verwendung von künstlichen implantierten<br />
Prothesen erlaubt diese Art von Technologie, zum<br />
Foto: BVMed-Bilderpool (5), Zimmer Germany(1), Pixelquelle (1)<br />
Beispiel den Austausch von verletzter Haut, Knorpeln, Knochen<br />
oder Blutgefäßen mit "biotechnologischem" Gewebeersatz,<br />
der auf einem Gerüst aus Biomaterial erzeugt wurde und<br />
meist aus den eigenen Zellen oder Geweben des Patienten besteht.<br />
Dadurch werden sowohl die Biokompatibilität als auch<br />
die Chancen auf bessere Langzeitprognosen deutlich erhöht.<br />
Zelltherapien<br />
Menschliche Zellen werden künftig Überbringer für Diagnose<br />
und Behandlung sein. Ein Beispiel dieser neuen Art der<br />
Therapie sind T-Lymphozyten, die biotechnologisch verändert<br />
wurden, um zum Beispiel winzige metallische Partikel zur<br />
Stelle eines Tumors zu bringen, wo sie dann magnetisch oder<br />
durch Licht aktiviert werden und so den Tumor zerstören. Solche<br />
Verfahren könnten eine neue Generation der Behandlung<br />
von Krebs oder anderen Krankheiten an mit herkömmlichen<br />
Mitteln schwer zu erreichenden Stellen einläuten.<br />
Nanomedizin<br />
Die Verwendung von Materialien, Werkzeugen, Techniken<br />
und Geräten in der Medizintechnologie in Dimensionen unter<br />
100 Nanometer wird die Medizin revolutionieren. Die Nano-<br />
Biomedizin wird die Diagnostik revolutionieren. Sie<br />
Ermöglicht nicht nur eine weitaus schnellere Entdeckung<br />
von Krankheiten wie Krebs und von physiologischen Abweichungen,<br />
sondern auch die Entwicklung von „intelligenten“<br />
medizinischen Materialien, In-vivo-Überwachung und vielen<br />
weiteren Anwendungen. Nanotechnologie bietet außerdem<br />
die Möglichkeit, minimal-invasive Sensoren zu entwickeln,<br />
die Dutzende oder sogar Hunderte von Analysen bereits im<br />
Körper durchführen können, ohne dass die Inanspruchnahme<br />
eines Labors nötig wird. Dadurch werden Diagnose und Überwachung<br />
beschleunigt. Ein Beispiel sind unter der Haut implantierte<br />
Blutzucker-Überwachungsgeräte.<br />
Minimal-invasive chirurgische Technologien<br />
Minimal-invasive Operationstechniken entwickeln sich mit<br />
rasanter Geschwindigkeit. Vorteile sind die geringere Verletzung<br />
der Patienten während der Behandlung sowie weitaus<br />
kürzere Genesungszeiten. Viele Verfahren, die früher einen<br />
längeren Krankenhausaufenthalt nötig machten, können jetzt<br />
routinemäßig in ambulanten oder Tageskliniken durchgeführt<br />
werden, was die Gesundheitsausgaben stark reduziert.<br />
Hochentwickelte biomedizinische Werkstoffe<br />
Die Entwicklung neuer Materialien für medizinische Anwendungen<br />
geht ununterbrochen weiter. Beispiele für kürzlich<br />
entwickelte Materialien sind Hydrogele, die die Infektionsrate<br />
während einer Katheterisierung erheblich<br />
reduzieren, oder so genannte „Gedächtnislegierungen“<br />
(Memory Alloys), mit deren Hilfe Stents schnell und präzise<br />
gesetzt werden können.<br />
Vernetzung von medizintechnologischen Produkten<br />
und Krankenhaussystemen durch Informationstechnologien<br />
Der effektive Einsatz von IT in der Medizintechnologie wird<br />
immer wichtiger. Das typische moderne Krankenhaus ist ein<br />
unübersichtliches Netz aus medizintechnologischen Produkten<br />
wie Bildgebungssystemen, Scannern, Röntgenapparaten<br />
und Überwachungssystemen in der Intensivmedizin. Durch<br />
die Integration der zahlreichen Technologien und die Möglichkeit,<br />
wichtige Patientendaten innerhalb und zwischen verschiedenen<br />
medizinischen Einrichtungen zu speichern, zu<br />
übertragen und auszutauschen, beginnt der Einsatz von Informationstechnologien<br />
nun, dieses Umfeld in ein tatsächliches<br />
„System“ umzuwandeln.<br />
Telemedizin<br />
Telemedizin ist die ferngesteuerte routinemäßige Überwachung<br />
von Patienten, denen zum Beispiel kardiologische Implantate<br />
eingesetzt wurden. Die Lesegeräte, die die entsprechenden Daten<br />
über Telekommunikations- oder Internetverbindungen übertragen,<br />
wenn sie vom Patienten an dessen Brust gehalten werden,<br />
könnten einige Bereiche der medizinischen Versorgung revolutionieren.<br />
Diese Technologie wird außerdem Ärzten in abgeschiedenen<br />
Gegenden ermöglichen, bequem und in Echtzeit Fachzentren<br />
zu konsultieren.<br />
Joachim M. Schmitt und Manfred Beeres,<br />
Bundesverband Medizintechnologie e.V.<br />
Reinhardtstr. 29 b<br />
10117 Berlin<br />
Tel. (030) 246 255 - 0<br />
info@bvmed.de<br />
orthinform 1/2007<br />
39
Wissenswertes<br />
Der Gedanke an ein neues Hüftgelenk<br />
war mir eigentlich nie gekommen.<br />
Zwar hatte ich hin und wieder<br />
Beschwerden, aber ich bin einige<br />
Male zur Kur gefahren und habe täglich<br />
Gymnastik gemacht. Ab und zu habe<br />
ich von meinem Orthopäden auch eine<br />
Spritze oder Bestrahlungen bekommen;<br />
die verschriebenen Medikamente habe<br />
ich meist nicht genommen. Immer war<br />
ich darum bemüht, meinen Gang aufrecht<br />
und zügig zu halten und die<br />
Schmerzen zu verdrängen.<br />
Nach zehn Jahren allerdings wurden<br />
die Beschwerden so stark, vor allem die<br />
Schmerzen in der Nacht, dass der Zeitpunkt<br />
gekommen war, an dem etwas geschehen<br />
musste. Ich nahm fast täglich<br />
Schmerzmittel. Das musste ein Ende haben.<br />
Im Laufe der Jahre hatte ich mehrere<br />
Orthopäden konsultiert, so dass ich<br />
genau wusste, in welcher Klinik ich<br />
mich operieren lassen wollte.<br />
Dort führte ich mehrere ausführliche<br />
Gespräche mit meiner operierenden Ärztin.<br />
Mein körperlicher Allgemeinzustand<br />
40 1/2007 orthinform<br />
war so gut, dass uns ein zementfrei verankertes<br />
Kunstgelenk gerechtfertigt erschien.<br />
Für mich war es extrem wichtig,<br />
dass ich die Möglichkeit hatte, mit der<br />
Ärztin, die mich operieren würde, ein<br />
vertrauensvolles Verhältnis aufbauen zu<br />
können. Ich wusste genau, wie die Abläufe<br />
sein würden. Zu viele Einzelheiten<br />
und mögliche Risiken wollte ich dennoch<br />
nicht hören. Denn Angst hatte ich doch.<br />
Stärker als meine Angst war der<br />
Wunsch, endlich wieder schmerzfrei leben<br />
zu können. Es ging deshalb kein<br />
Weg mehr vorbei an einem künstlichen<br />
Hüftgelenk. Bis zum Tag meiner Operation<br />
machte ich tägliche Gymnastik, um<br />
nach der OP wieder möglichst schnell fit<br />
zu sein. Zweimal machte ich eine Eigenblutspende.<br />
Der Tag vor der OP<br />
In meine Tasche packe ich leichte<br />
Turnschuhe. In den Schuh der zu operierenden<br />
Seite ziehe ich statt der Schnür-<br />
Ich ha te immer vor, in meinem Ruhestand<br />
den Osten von Berlin auf<br />
dem Fahrrad zu erkunden. Dass das<br />
aufgrund meiner Hüftschmerzen<br />
nicht mehr ging, war ein großer Einschni<br />
t für mich. Mit der künstlichen<br />
Hüfte konnte ich plötzlich wieder radeln.<br />
Aufgrund einer anderen Erkrankung<br />
kann ich das leider nicht mehr.<br />
Aber noch immer beginnen alle meine<br />
Tage mit einer halben Stunde auf<br />
dem Heimtrainer.“<br />
Tagebuch einer<br />
Hüftgelenk-OP<br />
Im Juni 1998 bekam die Berlinerin Barbara<br />
Baer, heute 75 Jahre alt, rechtsseitig ein<br />
neues Hüftgelenk. Ihre Erfahrungen mit<br />
der Operation hat sie aufgeschrieben.<br />
senkel ein Gummiband ein, da ich nach<br />
der OP diesen Schuh zunächst nicht zubinden<br />
kann. Dazu kommen einige T-<br />
Shirts und leichte, weite Hosen, die einfach<br />
anzuziehen sind und in denen ich<br />
meine gymnastischen Übungen machen<br />
kann. Sweatshirt und Jacke für Spaziergänge<br />
kommen auch in die Tasche. Badeanzug,<br />
Bademantel und Badelatschen<br />
packe ich in einen Rucksack. Der ist einfach<br />
zu tragen, wenn ich mit zwei Gehhilfen<br />
zum Bewegungsbad laufen werde.<br />
Ich bin ruhig, voller Vertrauen und<br />
kann mich entspannen. Morgen ist es<br />
soweit.<br />
In der Klinik<br />
Am nächsten Morgen bekomme ich<br />
eine Beruhigungsspritze und werde in<br />
den Operationssaal gebracht. Als ich<br />
wieder zu mir komme, liege ich auf der<br />
Wachstation. Ich werde geröntgt. Die<br />
Zehen am operierten Bein kann ich bewegen.<br />
Ich habe Durst. Ich döse vor<br />
mich hin, nehme nur verschwommen<br />
wahr, was um mich herum vorgeht.<br />
Am nächsten Tag werde ich zum Waschen<br />
auf die nicht-operierte Seite gelegt.<br />
Es tut weh. Danach wird das operierte<br />
Bein auf einen Bewegungsapparat gelegt,<br />
um die Beweglichkeit des Knies zu fördern.<br />
Nachts habe ich Muskelschmerzen<br />
– ich bekomme Schmerzmittel.<br />
Ich bin froh, dass ich noch einen Tag<br />
auf der Wachstation bleiben darf, es ist<br />
so schön ruhig hier.<br />
Am zweiten Tag muss ich aufstehen<br />
und mich an einem Gehwagen festhalte.<br />
Es ist sehr schwierig, in dem operierten<br />
Bein habe ich überhaupt keine Kraft.<br />
Auch ein Verbandswechsel steht mir bevor.<br />
Zwei Schläuche werden gezogen, es<br />
tut sehr weh. Ich komme auf die Station<br />
in mein Zimmer und werde sofort zur Bestrahlung<br />
gefahren. Danach kann ich<br />
mich erholen und liege ruhig – immer<br />
auf dem Rücken – in meinem Bett. Ich<br />
bin sehr erschöpft. Ich hatte mir nicht<br />
ausgemalt, dass ich das operierte Bein<br />
überhaupt nicht anheben kann. Und obgleich<br />
die Therapeutin unendlich behutsam<br />
die Übungen im Bett mit mir macht,<br />
zieht es doch arg in der Leiste. Das ist<br />
auch beim Stehen am Gehwagen der Fall.<br />
Am liebsten möchte ich mich zusammenducken.<br />
Es funktioniert!<br />
Aber schon am vierten Tag bekomme<br />
ich meine Gehhilfen und lerne, mich im<br />
Vier-Punkt-Gang fortzubewegen. Es<br />
funktioniert überraschend gut. Allerdings<br />
tun die Gesäß- und Leistenmuskeln<br />
weh, ich fühle mich wackelig und<br />
ein bisschen benommen und bin froh,<br />
als ich wieder in meinem Bett liege.<br />
Am fünften Tag wasche ich mich im<br />
Bad und nehme die Mahlzeiten am<br />
Tisch ein. Das Sitzen ist noch etwas<br />
schmerzhaft, weil ich das operierte Bein<br />
noch nicht wieder normal abknicken<br />
kann. Es wird auch noch eine Weile<br />
dauern, bis das wieder richtig geht.<br />
Ich mache jeden Tag therapeutische<br />
Bewegungsübungen und genieße sie<br />
sehr. Zeigen sie mir doch, dass ich von<br />
Tag zu Tag beweglicher werde. Ich laufe<br />
im Vier-Punkt-Gang häufig über den<br />
Flur der Station, auch wenn die Muskeln<br />
dabei noch schmerzen. Nachdem die<br />
Meine neue Hüfte und ich<br />
„Ich hatte vor der Operation solche<br />
Schmerzen in der Hüfte, dass ich mir<br />
jeden einzelnen Weg ganz genau<br />
überlegt habe: ‚Muss ich den jetzt<br />
wirklich gehen?’ Das hat mich sehr<br />
eingeschränkt.<br />
Jetzt gehe ich wieder fünfmal pro<br />
Woche schwimmen.“<br />
Dr. Gabriele Koberling,<br />
57 Jahre<br />
„Vor vier Jahren bekam ich zwei<br />
neue Hüftgelenke auf einmal. Am<br />
Anfang hatte ich damit ganz schön<br />
zu kämpfen. Aber ich kann wieder alles<br />
machen, worauf ich Lust habe:<br />
mit meinem Enkel spielen oder im<br />
Garten arbeiten. Das konnte ich vor<br />
der OP nur unter Schmerzen.“<br />
Klaus Julich, 63 Jahre<br />
„Nach der OP genieße ich es so sehr,<br />
ohne dauernde Schmerzen in der<br />
Hüfte durchs Leben zu gehen. Meine<br />
geliebten Spaziergänge sind nun<br />
kein Problem mehr für mich. Und ich<br />
kann sogar wieder tanzen.“<br />
Rita Zeise, 73 Jahre<br />
Wissenswertes<br />
Fäden gezogen sind, kann ich täglich ins<br />
Bewegungsbad gehen. Das tut gut!<br />
Alles wird gut!<br />
Nach drei Wochen in der Klinik gehe<br />
ich noch einmal drei Wochen in die<br />
Reha. Meine Bewegungsfähigkeit hat<br />
sich erheblich verbessert, ich komme<br />
ganz ohne meine Gehhilfen aus.<br />
Schmerzen habe ich überhaupt nicht<br />
mehr, nur ein leichtes Ziehen in der Muskulatur<br />
auf der operierten Seite.<br />
Meine Entscheidung für die Operation<br />
war absolut richtig!<br />
orthinform 1/2007<br />
Barbara Baer, Berlin<br />
Informationsbroschüre<br />
zum Hüftgelenkersatz<br />
Jährlich erhalten allein<br />
in Deutschland 180.000<br />
Menschen ein künstliches<br />
Hüftgelenk. Damit<br />
zählt der Hüftgelenkersatz<br />
zu den häufigsten<br />
und erfolgreichsten<br />
Operationen in deutschen<br />
Kliniken. Die meisten<br />
Patienten, die an<br />
Gelenkbeschwerden<br />
wie Hüftarthrose leiden,<br />
schieben die notwendige Operation aus Angst<br />
oder mangels Information lange vor sich her.<br />
Der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie hat im Rahmen der<br />
Kampagne „Orthopädie bewegt“ die Informationsbroschüre<br />
„Gelenkschmerz stoppen“ zum<br />
Hüftgelenkersatz herausgegeben, um Betroffenen<br />
mit vielen praktischen Ratschlägen ihre<br />
Angst zu nehmen. Die Broschüre enthält wichtige<br />
Informationen über Arthrose, den Hüftgelenkersatz,<br />
die Nachbehandlung und das Leben<br />
mit dem künstlichen Hüftgelenk. Mit vielen<br />
Tipps, wie man sich am besten auf die Operation<br />
vorbereitet, und Empfehlungen, was man<br />
nach der Operation tun und lassen sollte, damit<br />
das Kunstgelenk so lange wie möglich hält.<br />
„Gelenkschmerz stoppen“ kann für fünf Euro<br />
(inkl. Porto und Mehrwertsteuer) bestellt werden<br />
beim:<br />
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Stichwort „Gelenkschmerz stoppen“<br />
Kantstraße 13, 10623 Berlin<br />
Fon 030.797 444-44<br />
Fax 030.797 444-45<br />
Mail bvou@bvou.net<br />
41
Magazin<br />
Wenn Sie sich zum ersten<br />
Mal auf eine TEMPUR Matratze<br />
legen, wird sich das<br />
Material zunächst relativ<br />
fest anfühlen. Durch Ihre<br />
Körpertemperatur und Ihr<br />
Gewicht wird das Material<br />
jedoch schnell weicher,<br />
passt sich exakt der Form<br />
Ihres Körpers an und vermittelt<br />
Ihnen ein Gefühl von<br />
Schwerelosigkeit.<br />
TEMPUR – gute Grundlage<br />
für schwereloses Träumen<br />
Wie das funktioniert? TEMPUR ist<br />
ein homogenes und zunächst<br />
gleichmäßig festes Material.<br />
Durch ihre druckreduzierenden Eigenschaften<br />
ermöglichen TEMPUR Matratzen<br />
und Kissen dem Körper, in einer natürlichen,<br />
entspannten Lage zu ruhen.<br />
Unter Einfluss von Körperwärme und<br />
Körpergewicht reagiert TEMPUR viskoelastisch,<br />
das heißt, nur an den Kontaktpartien<br />
zur Matratze wird TEMPUR etwas<br />
weicher und gibt zähelastisch nach.<br />
Dadurch wird die Kontaktfläche des<br />
Körpers mit Matratze oder Kissen 60 %<br />
größer und das Körpergewicht gleichmäßiger<br />
verteilt: eine effektive Stützwirkung<br />
und Druckentlastung für den Körper.<br />
Mit TEMPUR Kissen wird die<br />
Wirbelsäule in Rücken- oder Seitenlage<br />
ideal gelagert und bringt damit Entlastung<br />
und Entspannung für die Nackenund<br />
Schultermuskeln.<br />
42 1/2007 orthinform<br />
Unabhängige Studien haben bewiesen,<br />
dass 9 von 10 Menschen auf TEM-<br />
PUR besser schlafen als auf ihrem gewohnten<br />
Material.<br />
Ursprünglich wurde das TEMPUR Material<br />
in den 70er Jahren im NASA Forschungszentrum<br />
in Kalifornien entwickelt,<br />
um den Sitzkomfort und den Schutz<br />
gegen den Druck in Raumfahrzeugen zu<br />
verbessern. 1996 bekam Tempur-Pedic,<br />
die amerikanische Tochtergesellschaft<br />
von Tempur World Inc., von der United<br />
States Space Foundation die Lizenz, das<br />
offizielle Siegel „Certified Space Technology“<br />
zu verwenden.<br />
Dieses Siegel bekommen nur Produkte,<br />
die in der Raumfahrtforschung der<br />
USA ihren Ursprung haben oder in der<br />
Raumfahrt genutzt werden.<br />
1991 wurden die TEMPUR Matratzen<br />
und Kissen in Schweden der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt – heute sind TEMPUR<br />
Produkte in 60 Ländern weltweit zu haben.<br />
Struktur des TEMPUR Materials<br />
Gewinnen Sie<br />
mit orthinform!<br />
Gemeinsam mit Tempur<br />
verlosen wir Kissen für<br />
schwereloses Träumen.<br />
Wussten Sie, dass wir durchschnittlich 26 Jahre unseres<br />
Lebens verschlafen? Das ist immerhin rund ein Drittel<br />
unserer Lebenszeit! Doch Schlafen heißt nicht, Zeit<br />
zu vergeuden. Im Schlaf kann das Gehirn die unzähligen<br />
Reize des vergangenen Tages verarbeiten und<br />
neue Kraft für den nächsten Tag schöpfen. Daher ist ein<br />
gesunder, erholsamer Schlaf so wichtig, zwischen 6<br />
und 9 Stunden pro Nacht sollten es schon sein.<br />
Die TEMPUR Schlafkissen können gesunden, erholsamen<br />
Schlaf fördern, indem sie Schmerzen und Schlafprobleme<br />
lindern. Die anatomische Form in Verbindung<br />
mit der druckreduzierenden Wirkung des TEMPUR Materials<br />
bietet unserem Nacken optimalen Komfort und<br />
erlaubt unseren Nacken- und Schultermuskeln, sich<br />
bestens zu entspannen.<br />
Mehr über TEMPUR und die TEMPUR Produkte erfahren<br />
Sie links in den Produkt-News oder unter<br />
www.tempur.de<br />
Wir verlosen:<br />
1. Preis: TEMPUR Original Schlafkissen<br />
2. Preis: TEMPUR Reisekissen<br />
3. Preis: TEMPUR Transitkissen<br />
1. Preis<br />
Und hier unsere Gewinnfrage:<br />
Magazin<br />
Wodurch wird die jugendliche Rundrückenbildung<br />
(Morbus Scheuermann) bedingt?<br />
a) Ungesunde Ernährung<br />
b) Falsche Belastung der Wirbelsäule<br />
c) Wachstumsstörungen<br />
Kleiner Tipp: Die Antwort finden Sie auf Seite 24.<br />
3. Preis<br />
Um zu gewinnen, trennen Sie einfach den Coupon von der<br />
letzten Seite dieser Zeitschrift ab, kreuzen die entsprechende<br />
Lösung an und senden das Ganze in einem frankierten<br />
Umschlag oder per Fax an:<br />
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Stichwort Gewinnspiel <strong>Orthinform</strong> 1/07<br />
Kronprinzendamm 15<br />
10711 Berlin Fax: (030) 79 74 44 45<br />
Sollte der Coupon bereits herausgetrennt sein, können Sie uns die<br />
Lösung auch einfach auf einer frankierten Postkarte zusenden.<br />
Einsendeschluss ist der 3. August 2007.<br />
Die Gewinner werden ausgelost und von uns benachrichtigt.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Über ergonomisch geformte Gartengeräte vom Gewinnspiel der<br />
letzten Ausgabe freuen sich: Wilfried Höper aus Wolfsburg,<br />
Henry Michael Mertens aus Köln und Irene Grützner aus Augsburg.<br />
orthinform 1/2007<br />
2. Preis<br />
43
Magazin<br />
Das Büro<br />
Rückenfeind Nummer Eins<br />
Richtiges Mobiliar, Sitzhaltung und Pausen beugen Krankheiten vor<br />
Von wegen „lauer“ Bürojob! Die<br />
Analyse aus den Jahren 2005/2006<br />
„DAK-Fokus-Beruf – Arbeitsbedingungen<br />
und Gesundheit bei Bürofachund<br />
Bürohilfskräften“ macht deutlich:<br />
Büroarbeit geht aufs Kreuz. Erkrankungen<br />
des Muskel-Skelett-Systems – wie<br />
beispielsweise Rücken- oder Wirbelsäulenleiden<br />
– hatten mit 19 Prozent den<br />
größten Anteil am Krankenstand der Bürokräfte.<br />
Ursächlich sind zum großen<br />
Teil die Arbeitsplätze selbst: schlecht<br />
eingestelltes Mobiliar oder eine falsche<br />
Sitzhaltung machen auf lange Sicht<br />
krank. Doch auch fehlende Erholungspausen<br />
können auf die Knochen gehen.<br />
Sabine Winterstein,<br />
Expertin für betriebliche<br />
Gesundheitsförderung bei der DAK<br />
„Zu unrecht gelten Büroberufe häufig<br />
noch als belastungsarm“, erläutert Sabine<br />
Winterstein, DAK-Expertin für Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz. „In den Augen<br />
vieler wird schließlich nur<br />
gesessen“. Doch gerade hier liegt die<br />
Krux. „Häufig wird falsch gesessen“,<br />
sagt die Expertin. Und an wirklichen Erholungspausen<br />
denkt im Alltagsstress<br />
häufig auch nicht jeder. „Es muss nicht<br />
44 1/2007 orthinform<br />
gleich eine halbe Stunde sein“, so Winterstein.<br />
„Ein paar Minuten reichen<br />
meist schon aus.“<br />
Gerade wer den ganzen Tag am PC<br />
sitzt, sollte seinem Rücken – aber auch<br />
seinen Augen – Pausen gönnen. Bei der<br />
so genannten Augenfitness geht es um<br />
Entspannung: „Richten Sie Ihren Blick<br />
einige Atemzüge lang ohne Kopfbewegung<br />
in langsamem Wechsel nach oben,<br />
unten und in weitere Blickrichtungen“,<br />
rät Winterstein. „Lassen Sie die Augen<br />
kreisen, gern auch mit geschlossenen Lidern.<br />
Wiederholen Sie die Übung mehrmals<br />
am Tag.“ Außerdem rät die DAK-<br />
Expertin: Für die Produktion von<br />
Tränenflüssigkeit ist eine regelmäßige<br />
Belüftung des Büros wichtig. Auch<br />
Pflanzen tun gute Dienste, um das<br />
Raumklima und die Luftfeuchtigkeit zu<br />
verbessern.<br />
Der Check: Wie sitze ich richtig?<br />
Oberarme hängen locker herab,<br />
Unterarme bilden eine waagerechte Linie<br />
zur Tastatur. Ober- und Unterarme<br />
sollen einen Winkel von 90 Grad oder<br />
mehr bilden.<br />
Auch Ober- und Unterschenkel sollen<br />
einen Winkel von 90 Grad oder mehr<br />
bilden. Dabei muss es möglich sein, die<br />
Füße ganzflächig aufzustellen.<br />
Dynamisch Sitzen: Häufiges Ändern der<br />
Sitzhaltung. Ganze Sitzfläche und Rükkenlehne<br />
nutzen – und der Rücken wird<br />
abgestützt.<br />
Schwingbare Rückenlehnen nutzen<br />
und die Lehne auf das Körpergewicht<br />
einstellen: Je höher das Körpergewicht,<br />
desto härter sollte die Lehne federn.<br />
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel<br />
zur Rückenschule auf Seite 8 und 9.<br />
Der perfekte Schreibtisch<br />
Arbeitstisch auf die individuelle Arbeitshöhe<br />
einstellen. Große Menschen<br />
mit langen Beinen brauchen eine höhere<br />
Arbeitsfläche, kleinere Menschen brauchen<br />
niedrigere Arbeitstische.<br />
Die Abstände zwischen Augen und<br />
Bildschirm, Tastatur und Vorlage sollten<br />
zwischen 45 und 60 Zentimeter liegen.<br />
Bei Bildschirmen ab 17 Zoll und bei großen<br />
Schriften sind 60 bis 80 Zentimeter<br />
zu empfehlen.<br />
Vor der Tastatur muss genügend Platz<br />
zur Auflage der Hände sein – circa fünf<br />
bis zehn Zentimeter von der Tischkante.<br />
Arbeitsmittel, die oft benutzt werden,<br />
sollten direkt vor Ihnen liegen, damit<br />
der Körper nicht verdreht werden muss.<br />
Quelle: DAK<br />
Foto: DAK/Wigger Abbildung: AGR<br />
Foto: djd<br />
Rauf aufs Rad!<br />
Wer richtig Rad fährt – oder besser:<br />
Wer auf dem richtigen Rad<br />
fährt, stärkt seinen Rücken<br />
nachhaltig und wirkt so aktiv Rückenschmerzen<br />
und Wirbelsäulenschäden<br />
entgegen. Gute Fahrräder lassen sich<br />
also individuell einstellen. Wichtig sind<br />
hierfür Sitzhöhe, Sattelposition, Sattelneigung,<br />
Lenkerhöhe, Lenkerneigung<br />
und Sitzlänge. Wenn ein Rad darüber<br />
hinaus ein geringes Gewicht zum einfachen<br />
Heben und Transportieren vorweist,<br />
ein rückenschonendes Aufsteigen<br />
mittels eines niedrigen Durchstiegs ermöglicht<br />
und zur Grundausstattung die<br />
Vollfederung (Gabel- und Heckfederung)<br />
zählt, dann spricht alles für ein rückengerechtes<br />
Fahrrad.<br />
Die Vollfederung spielt dabei eine besondere<br />
Rolle: Durch reduzierte Vibrationen<br />
am Fahrrad wird der Körper um<br />
bis zu 35 % weniger belastet, Rücken<br />
und Gelenke werden geschont. Ein zusätzliches<br />
Plus: "Für die Vollfederung<br />
spricht neben dem Komfort auch die Sicherheit.<br />
Denn durch die Vollfederung<br />
verbessern sich die Straßenlage und der<br />
Bodenkontakt des Fahrrades. Das ist besonders<br />
an Bürgersteigkanten, auf Kopf-<br />
Magazin<br />
Fast jeder kann es und fast<br />
allen macht es zudem auch<br />
richtig Spaß: Rad fahren. Gerade<br />
im Frühling schwingen<br />
sich wieder Millionen Menschen<br />
auf ihre Drahtesel.<br />
Gut so, denn Rad fahren ist<br />
eine der gesündesten Freizeitaktivitäten<br />
überhaupt –<br />
vorausgesetzt, man wählt<br />
ein ergonomisches Fahrrad<br />
und beachtet einige Grundregeln.<br />
Generell gilt: Rad fahren<br />
ist nur dann wirklich rükkenschonend,<br />
wenn Mensch<br />
und Maschine optimal aufeinander<br />
abgestimmt sind.<br />
... nur ein entspannter Rücken radelt gern.<br />
steinpflaster und Feldwegen wichtig",<br />
sagt Gunnar Fehlau vom pressedienstfahrrad<br />
(www.pd-f.de). Fahrräder, die<br />
all diesen Anforderungen gerecht werden,<br />
sind zum Beispiel die Modelle Avenue<br />
und Culture des Darmstädter Herstellers<br />
riese und müller. Sie alle wurden<br />
von der Aktion Gesunder Rücken e.V.<br />
mit dem AGR-Gütesiegel ausgezeichnet<br />
– dem besonderen Qualitätsmerkmal für<br />
rückengerechte Alltagsgegenstände.<br />
Tipps zur richtigen Einstellung des<br />
Fahrrades finden Sie unter<br />
www.agr-ev.de/Fahrrad.<br />
orthinform 1/2007<br />
45
Einkaufbegleiter für<br />
Ernährungsbewusste<br />
Anette Sabersky<br />
Bio drauf, Bio drin?<br />
Südwest Verlag 2006<br />
96 Seiten<br />
6,95 Euro<br />
Lesenswertes<br />
Auf 96 kleinen Seiten<br />
(Format: 10 x 15,5 cm)<br />
gibt Autorin Anette Sabersky<br />
Aufschluss über<br />
Biokost, -qualität und<br />
Drumherum.<br />
Zuerst wird der Begriff<br />
Bio entmystifiziert:<br />
Wie unterscheidet<br />
sich der Bio-Bauernhof<br />
vom „normalen“<br />
Bauernhof? Welche<br />
Inhaltsstoffe machen Produkte zu Bioprodukten? Und,<br />
wie der Titel schon sagt: Ist überhaupt Bio drin, wo<br />
Bio drauf steht? Nach den zahlreichen Lebensmittelskandalen<br />
in den letzten Jahren sind viele Verbraucher<br />
verunsichert und fragen sich, ob sie nicht bei so<br />
manchen angeblichen Bio-Produkten zwar mehr zahlen,<br />
dafür aber nicht unbedingt etwas Besseres bekommen.<br />
Die Autorin, Ernährungswissenschaftlerin und Journalistin,<br />
führt durch den Bio-Dschungel und erläutert<br />
die wichtigsten Fakten leicht verständlich und auf das<br />
Wesentliche reduziert. Sogenannte Öko-Fallen und<br />
Bezeichnungen wie „kontrollierte Qualität“ oder „aus<br />
alternativer Tierhaltung“ werden als schmückendes<br />
Beiwerk entlarvt, das nichts mit der EG-Öko-Verordnung<br />
zu tun hat. Auch erfährt man, dass man - wenn<br />
man weiß, worauf man achten muss – sowohl im Discounter<br />
als auch im 15-Quadratmeter-Bioladen an der<br />
Ecke gute Produkte bekommt. Und auf welche Weise<br />
die 23 in Deutschland zugelassenen Bio-Kontrollstellen<br />
ihrer Arbeit nachgehen. Es folgt ein Überblick<br />
über die wichtigsten Bio-Labels und die verschiedenen<br />
europäischen Biosiegel.<br />
Durch sein handliches Format und seine übersichtliche<br />
Aufmachung ist das Buch nicht nur informativ,<br />
sondern außerdem ein praktischer Einkaufsbegleiter,<br />
der beim stirnrunzelnden Blick auf vermeintliche Bio-<br />
Ware im Regal jederzeit als Entscheidungshelfer zur<br />
Stelle ist.<br />
<strong>Orthinform</strong> stimmt dem Urteil der Zeitschrift Ökotest<br />
zu: „Geballte Information auf kleinstem Raum und<br />
das auch noch leicht und interessant zu lesen.“ (kh)<br />
46 1/2007 orthinform<br />
Eine starke Mitte gegen<br />
Rückenschmerzen<br />
Uschi & Ronny Moriabadi<br />
Pilates für den Rücken<br />
blv 2006<br />
96 Seiten, 114 Farbfotos, 15 Zeichnungen<br />
12,95 Euro<br />
„Fühlt man sich mit<br />
30 Jahren steif und<br />
schwach, ist man<br />
alt. Fühlt man sich<br />
mit 60 Jahren flexibel<br />
und stark, ist<br />
man jung.“ Dieses<br />
Zitat von Joseph<br />
Hubert Pilates<br />
(1880-1963) verrät<br />
schon einiges über den Zitierten: Pilates, der bereits<br />
als Kind an Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber<br />
litt, stärkte sich nicht nur mit Sport gegen seine<br />
Beschwerden, sondern entwickelte seine eigene Fitness-Methode,<br />
die heute weltweit praktiziert wird.<br />
Hierbei geht es um ein ausgewogenes Zusammenspiel<br />
von Konzentration, Atmung, Präzision, Bewegungsfluss,<br />
Kontrolle und Zentrierung. Zentrierung,<br />
weil nur eine starke Körpermitte eine entspannte und<br />
aufrechte Haltung ermöglicht.<br />
„Pilates für den Rücken bietet die Möglichkeit, die<br />
Wirbelsäule gleichzeitig zu stabilisieren und mobil zu<br />
halten, das Zusammenspiel der Rückenmuskeln zu<br />
trainieren und insgesamt das Körpergefühl zu verbessern.“<br />
So fassen die Diplomsportlehrer Uschi und<br />
Ronni Moriabadi den Inhalt ihres Buches zusammen.<br />
Auf 96 reich bebilderten Seiten führen die Autoren<br />
den rückenschmerzgeplagten Leser durchs Programm.<br />
Zu Beginn werden Bedeutung und Ursachen von Rükkenschmerzen<br />
allgemein erläutert. Dann werden gängige<br />
Beschwerdebilder wie Bandscheibenvorfall oder<br />
der sogenannte „Hexenschuss“ (Lumbago) vorgestellt<br />
und passende Übungen ausführlich in Bild und Text<br />
vermittelt. Der folgende Teil gliedert sich in Vorbereitung,<br />
Rücken-Workout und Abschluss, denn auch Vorher<br />
und Nachher der einzelnen Übungen sind entscheidend.<br />
Mit der Vorbereitung wird man nicht nur<br />
mental eingestimmt, auch die angesprochenen Gelenke<br />
werden sanft mobilisiert. Nach den Übungen<br />
sind Entspannungs- und Dehnübungen zum Lockern<br />
von Muskeln und Gelenken wichtig, damit man sich<br />
entspannt und gelassen wieder dem Alltag zuwenden<br />
kann.<br />
Zum Schluss gibt das Buch schnelle Hilfe bei Rückenbeschwerden:<br />
3 speziell zusammengestellte Trainingsprogramme<br />
für Hals-, Brust-, und Lendenwirbelsäule<br />
werden zur Linderung von akuten Beschwerden<br />
in stressigen Zeiten empfohlen. (kh)<br />
Schmerzfrei dank<br />
Selbsthilfe<br />
Hans-Dieter Kempf, Marco Gassen, Christian Ziegler<br />
Schnellhelfer Rückenschmerz<br />
Taschenbuchausgabe, Rowohl Verlag 2005<br />
144 Seiten,<br />
9,90 Euro<br />
Wir Fachleute können<br />
uns oft selbst helfen ...<br />
Warum soll unser Wissen<br />
nicht jeden in die<br />
Lage versetzen, selbst<br />
Maßnahmen zur ersten<br />
Hilfe zu ergreifen?<br />
So fassen die Autoren<br />
im Vorwort ihr Anliegen<br />
zusammen. Der Schnellhelfer<br />
ist übersichtlich<br />
in die verschiedenen<br />
Schmerz-Zonen gegliedert: Schmerzen der Halswirbelsäule,<br />
des Nackens und der Schulter bilden den ersten<br />
Teil. Danach werden Schmerzen der Bruswirbelsäule<br />
und der Rippen behandelt und zum Schluss die Schmerzen<br />
der Lendenwirbelsäule, des Beckens und der Hüfte.<br />
In jedem der 3 Teile werden neben der Schmerz-Beschreibung<br />
inklusive anatomischer Abbildung, die<br />
Symptome, möglichen Ursachen sowie typischen Auslöser-Situationen<br />
beschrieben, bevor Möglichkeiten zur<br />
Selbsthilfe von Akupressur über Selbstmedikation bis<br />
hin zu gezielten Übungen angeboten werden. Die nach<br />
dem dritten. Teil angeschlossenen Übungen sind ausführlich<br />
erklärt und – nicht zuletzt mithilfe der großen<br />
Farbfotos – auch leicht nachvollziehbar. Nützlich für zu<br />
Hause ist die Aufteilung jeder Beschreibung in Ziel,<br />
Übungsbeschreibung, Wahrnehmung, Übungshinweise<br />
und Fehlerquellen. So wird die Unsicherheit, ob man die<br />
Übung auch richtig ausführt oder die Schmerzen sogar<br />
durch falsche Bewegung/Haltung verschlimmern kann,<br />
auf ein Minimum reduziert. Im letzten Teil „Selbsthilfe<br />
im Detail“ geben die Autoren ausführlich Aufschluss<br />
über Hilfsmittel wie Wärme- und Kälteanwendungen,<br />
Lagerung, Akupressur oder Schmerzmittel. Der Leser bekommt<br />
einen guten Überblick und lernt, die einzelnen<br />
Maßnahmen korrekt voneinander zu unterscheiden und<br />
sie so auch dementsprechend korrekt anzuwenden.<br />
Fazit: Ein empfehlenswertes Buch für immerhin rund<br />
80 % der Deutschen, die laut Studien zumindest einmal<br />
im Leben unter Rückenschmerzen leiden. Die Autoren<br />
Hans-Dieter Kempf (Physiker und Sportwissenschaftler),<br />
Dr. med. Marco Gassen (Orthopäde, Unfallchirurg, Anästhesist,<br />
seit 1997 spezialisiert auf ganzheitliche Behandlungen)<br />
und Christian Ziegler (Sportphysiotherapie und<br />
Osteopathie) wissen, wovon sie reden und können dieses<br />
umfassende Wissen auch gut vermitteln. (kh)<br />
Für aufmerksame Leser<br />
Martin Kohan<br />
Sekundenlang<br />
Suhrkamp Verlag 2007<br />
271 Seiten, Gebunden<br />
19,80 Euro<br />
Suhrkamp „Sekundenlang“, ge-<br />
lang<br />
nauer gesagt 17 Se-<br />
Martín Kohan<br />
kunden lang dauert<br />
Sekundenlang<br />
die wichtigste Phase<br />
Roman<br />
im Boxkampf zwischen<br />
Luis Angel Firpo<br />
und Jack Dempsey in<br />
New York, 1923. Diese<br />
wird detailliert, anschaulich<br />
und gleichzeitig<br />
kurzweilig in<br />
Martín Kohans Roman<br />
erzählt. Daneben gilt<br />
es verschiedene andere Handlungsstränge, erzählt<br />
aus verschiedenen Perspektiven zu verschiedener<br />
Zeit, zu bewältigen.<br />
Zwei argentinische Provinzjournalisten, der eine<br />
vom Feuilleton, der andere Sportredakteur, suchen<br />
zum 50-jährigen Bestehen ihres Blattes nach jubiläumswürdigen<br />
Themen. Der eine wählt das legendäre<br />
Gastspiel von Richard Strauss mit Gustav<br />
Mahlers 1. Symphonie im Teatro Colón in Buenos<br />
Aires, der andere den Boxkampf zwischen Firpo und<br />
Dempsey. Was haben diese beiden geschichtsträchtigen<br />
Ereignisse von 1923 miteinander zu<br />
tun? Sportredakteur Verani lässt sich von seinem<br />
Kollegen Ledesma jedenfalls nicht einfach von den<br />
angeblich auf der Hand liegenden Parallelen zwischen<br />
Boxkampf und Symphonie überzeugen. Auch<br />
die in diesen Gesprächen oft von Ledesma skizzierte<br />
vielschichtige Freundschaft zwischen den Komponisten<br />
Richard Strauss und Gustav Mahler lässt<br />
ihn kalt. Ihn interessiert viel mehr, wie der Mann in<br />
dem Hotelzimmer in Buenos Aires ins Bild passt,<br />
der in der Nacht des Boxkampfes an seinem Gürtel<br />
von der Decke baumelte. Für Verani ist klar, dass<br />
die Leiche, über die damals in der Zeitung nur mit<br />
einem einzigen knappen Satz berichtet wurde, mit<br />
dem Boxkampf in Verbindung steht.<br />
Kohans Roman ist nicht nur kurzweilig, sondern hat<br />
ebenso Charme und Witz, ist klug erdacht und umgesetzt.<br />
Der aufmerksame und geduldige Leser, der<br />
sich nicht gegen ab und zu beim Lesen auftauchende<br />
Fragezeichen wehrt, manchmal innehält und<br />
eventuell auch mal zurückblättert, bekommt für sein<br />
Durchhaltevermögen am Ende eine überraschende<br />
Auflösung. (kh)<br />
www.bagso.de<br />
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen<br />
(BAGSO e.V.)<br />
versteht sich als Interessenvertretung<br />
der älteren Generationen in Deutschland.<br />
Zum Beispiel setzt sich der Verein<br />
für selbstbestimmtes Leben im Alter<br />
ein und dafür, dass die entsprechenden<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />
Unter dem Dach der BAGSO agieren<br />
93 Verbände, Organisationen und<br />
Initiativen der freien Altenarbeit für ein<br />
besseres Miteinander der Generationen.<br />
Es geht dem Verein darum, mehr<br />
als nur einen gangbaren Weg für die<br />
vielschichtigen Interessen der älteren<br />
Generation zu finden und zu vertreten.<br />
www.cmd-dachverband.de<br />
Der CMD-Dachverband wurde erst vor<br />
kurzem gegründet und möchte über<br />
Ursachen und Symptome der Craniomandibulären<br />
Dysfunktion (CMD) aufklären.<br />
Die Krankheit CMD entsteht<br />
dadurch, dass Ober- und Unterkiefer<br />
nicht in der idealen Posititon aufeinandertreffen.<br />
Der Unterkiefer versucht<br />
automatisch, die Fehlstellung auszu-<br />
@Internettes<br />
gleichen, was zu viel Druck auf die<br />
umliegenden Muskeln ausübt und weit<br />
reichende Beschwerden hervorrufen<br />
kann: Von Schwindel und Ohrgeräuschen<br />
über Atemstörungen und Schulter-,<br />
Nacken- und Rückenschmerzen<br />
bis hin zu Depressionen. In Deutschland<br />
leiden etwa 4 Millionen Menschen<br />
unter den Folgen von CMD. Die<br />
meisten wissen nicht, wo die Ursache<br />
ihrer Beschwerden liegt und haben<br />
eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt<br />
hinter sich. Das muss nicht sein - informieren<br />
Sie sich beim CMD-Dachverband!<br />
www.freizeitnetz.de<br />
Immerhin 357 031 Quadratkilometer<br />
Fläche hat Deutschland, da lässt sich<br />
einiges unternehmen ... Hamburg,<br />
Emsland, Saarland oder Thüringer<br />
Wald - hier hat man gute Chancen,<br />
das für sich passende Angebot zu entdecken.<br />
Über die Einteilung in Bundesländer,<br />
Regionen und Landkreise kann<br />
man die Suche sinnvoll verfeinern.<br />
Vom Zoobesuch der kleinen Enkel mit<br />
den Großeltern über die Kanutour mit<br />
Jugendgruppe bis zum Museumsbesuch<br />
ist für jeden Geschmack etwas<br />
dabei. Wer noch nicht weiß, wohin die<br />
Reise gehen soll, kann zur Entscheidungsfindung<br />
auch die Wetterinfo und<br />
den Routenplaner heranziehen. Und<br />
danach direkt das passende Gästezimmer<br />
buchen.<br />
orthinform 1/2007<br />
47
Vorschau<br />
Herausgeber<br />
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie e.V.<br />
Kantstraße 13<br />
10623 Berlin<br />
bvou@bvou.net<br />
Internet:<br />
www.bvou.net<br />
www.orthinform.de<br />
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer<br />
gemäß § 27a Umsatzsteuergesetz<br />
DE 27/620/53632<br />
Vertretungsberechtigter<br />
Vorstand<br />
Dr. med. Siegfried Götte<br />
Geschäftsführerin<br />
Sabine Lingelbach<br />
48 1/2007 orthinform<br />
Im nächsten Heft:<br />
Knochen, Muskeln<br />
und Gelenke<br />
Wie ist das Zusammenspiel von<br />
Knochen, Muskeln und Gelenken<br />
in unserem Körper?<br />
Welche Therapien, Behandlungsmöglichkeiten<br />
sind bei Muskelzerrungen,<br />
Knochenbrüchen oder<br />
Gelenkverschleiß angezeigt?<br />
Welche Sportarten schonen<br />
unsere Gelenke?<br />
Wie kann man gezielt seine<br />
Muskulatur stärken?<br />
Über diese und viele weitere<br />
Aspekte informieren wir Sie in der<br />
nächsten <strong>Orthinform</strong>.<br />
orthinform<br />
Patientenmagazin des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie e.V.<br />
Registergericht:<br />
Amtsgericht Frankfurt am Main<br />
Registernummer: VR 9591<br />
V.i.S.d.P.<br />
Dr. med. Siegfried Götte<br />
Redaktion<br />
Fon 030.797 444-52<br />
Mail orthinform@bvou.net<br />
Gestaltung<br />
Mirko Schoenenburg<br />
Titelbild<br />
Thomas Larsen/ Getty Images<br />
Gesamtherstellung<br />
Mercedes Druck Berlin<br />
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie e.V.<br />
Kantstraße 13<br />
10623 Berlin<br />
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie e.V.<br />
Kantstraße 13<br />
10623 Berlin<br />
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie e.V.<br />
Kantstraße 13<br />
10623 Berlin