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Rev. 0 - 02/07<br />

ORTHOPÄDIE<br />

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MEDICAL LINE<br />

Editorial<br />

Der Rücken: Hält aufrecht und macht mobil<br />

„Beim aufrechten Gang torkelt der Körper Schritt für Schritt an einer Katastrophe entlang“, sagte der britische<br />

Anthropologe John Napier, als er den aufrechten Gang mit dem vierbeinigen verglich.<br />

Der Aufbau unseres Rückens und vor allem unserer Wirbelsäule sorgt dafür, dass wir nicht herumtorkeln,<br />

sondern komplexe Stütz- und Bewegungsaufgaben optimal erfüllen können.<br />

Rücken und Wirbelsäule werden jedoch häufig falsch beansprucht oder überbelastet. Die Folge ist Rückenschmerz,<br />

eine der häufigsten Diagnosen der Haltungs- und Bewegungsorgane. Wen wundert es, dass Rückenschmerzen<br />

in der orthopädischen Praxis an erster Stelle der Behandlungen stehen.<br />

Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen ... Die Bandbreite reicht von zeitweilig auftretenden<br />

Beschwerden, die spontan wieder vergehen können, über den bekannten Hexenschuss bis hin zu Erkrankungen,<br />

die mit Wirbelsäulenfehlformen einhergehen. Zu den wichtigsten Formen des Rückenschmerzes zählen<br />

außerdem der Bandscheibenvorfall mit oder ohne Beeinträchtigung von Nerven, degenerative Veränderungen<br />

(Verschleiß) und entzündliche Veränderungen.<br />

Die hauptsächlichen Symptome mehr oder weniger ausgeprägter Rückenbeschwerden sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen<br />

und verminderte Belastbarkeit der Wirbelsäule. Bei der Therapie steht meist die<br />

Behandlung des Schmerzes im Vordergrund. Dies ist aus orthopädischer Sicht völlig unzureichend, da der<br />

Schmerz Ausdruck krankhafter Geschehnisse sein kann, die neben der Diagnose einer besonderen und sehr<br />

gezielten Behandlung bedürfen.<br />

Diese Zusammenhänge werden häufig verkannt. Und ungerechtfertigterweise wird oft vom „nicht spezifischen<br />

Rückenschmerz“ gesprochen. Dessen Ursachen kann der Orthopäde mit seiner Kompetenz und seinem<br />

Sachverstand jedoch in der Regel feststellen. Der Orthopäde ist außerdem in der Lage, psychische Faktoren<br />

zu identifizieren, die bisweilen zur Entstehung von Rückenschmerzen beitragen können.<br />

Rückenschmerzen werden leider überwiegend noch immer ohne orthopädischen Sachverstand behandelt.<br />

Orthopäden sehen darin einen wesentlichen Grund für deren Chronifizierung, für die Frühberentungen<br />

vieler Berufstätiger und für wachsende Behandlungskosten. Auch die oft deutlichen Einschränkungen der<br />

Lebensqualität der Betroffenen sollen an dieser Stelle nicht vergessen werden.<br />

Das Ziel des Orthopäden liegt darin, die Ursachen des Rückenschmerzes<br />

zu identifizieren und entsprechend zu behandeln. Die<br />

nicht-operative Behandlung wird dabei – wenn möglich – immer im<br />

Vordergrund stehen. Über die Therapie hinaus berät der Orthopäde<br />

seine Patienten präventiv und trägt so dazu bei, den erreichten Behandlungserfolg<br />

und damit den Zugewinn an Lebensqualität langfristig<br />

zu sichern.<br />

Dr. Siegfried Götte<br />

Facharzt für Orthopädie<br />

Prager Str. 1<br />

82008 Unterhaching<br />

orthinform 1/2007<br />

3


Der <strong>Orthinform</strong> Fit-Tipp<br />

Um sich fit zu halten, ist Dr. Peter<br />

Kruijer schon seit seinem 3. Lebensjahr<br />

jede freie Minute auf der Piste.<br />

4 1/2007 orthinform<br />

Inhalt Im Fokus: Der Rücken<br />

Inhalt<br />

6<br />

Bloß keine Sonderbehandlung!<br />

Stephanie Speckhahn arbeitet im Sekretariat des Berufsverbandes<br />

der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

und ist mit Spina Bifida zur Welt gekommen.<br />

Trotzdem führt sie ein normales Leben ...<br />

10<br />

16<br />

Rückenschmerzen –<br />

den Ursachen auf der Spur<br />

Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen<br />

... Um ihnen auf die Spur zu kommen,<br />

wird der Körper beim Orthopäden von<br />

Kopf bis Fuß untersucht.<br />

6<br />

8<br />

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28<br />

30<br />

In Bewegung In der Praxis<br />

Bloß keine Sonderbehandlung!<br />

Rund um einen gesunden Rücken<br />

orthinform Fit-Tipp: Immer auf der Piste<br />

Im Fokus<br />

Die Wirbelsäule – Wie funktioniert<br />

unser Rücken?<br />

Krankheitsbild Rückenschmerz<br />

Rückenschmerzen:<br />

Den Ursachen auf der Spur<br />

Der Hexenschuss – Lumbago<br />

Bandscheiben-Operationen der<br />

neuen Generation<br />

Skoliose – Deformität der Wirbelsäule<br />

Wirbelsäulenverkrümmung<br />

Morbus Scheuermann<br />

OrthoFit - Programm für Kinder<br />

und Jugendliche<br />

Schüler in Bewegung<br />

Vom Rücken in den Kopf<br />

Richtig liegen – besser schlafen!<br />

Stütze und<br />

Bewegungsmotor<br />

Wie ist unsere Wirbelsäule aufgebaut, und wie funktioniert<br />

unser Rücken? Das komplexe System aus<br />

Wirbeln, Knochen, Nerven und Bandscheiben sorgt<br />

dafür, dass wir aufrecht gehen und uns flexibel bewegen<br />

können. Ebenso komplex sind auch die Erkrankungen,<br />

die unseren Rücken betreffen können.<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

40<br />

42<br />

43<br />

44<br />

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46<br />

47<br />

48<br />

M4 Therapie ® bei Gelenksarthrose<br />

33 IGeL-Serie (9):<br />

Sklerosierungstherapie<br />

Gesundheit aktuell<br />

Die elektronische Gesundheitskarte kommt<br />

Gesundheitsreform 2007<br />

Wissenswertes<br />

Trends der Medizintechnologie<br />

Tagebuch einer Hüft-Operation<br />

Magazin<br />

Lesen Sie mehr ab Seite 12<br />

Produkt-News<br />

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Das Büro – Rückenfeind Nummer Eins<br />

Rauf aufs Rad!<br />

Lesenswertes<br />

Internettes<br />

Vorschau / Impressum<br />

Foto: Kartengrafik: gematik GmbH<br />

38<br />

32<br />

IGel-Serie (9):<br />

Sklerosierungstherapie<br />

Bei ziehenden Schmerzen in der Lendenwirbelsäule<br />

können Injektionen an Gelenkkapsel- und<br />

Bandansätzen der unteren Wirbelsäule helfen.<br />

34<br />

Die Gesundheitskarte kommt!<br />

Wie ist der Stand der Dinge bei der elektronischen Gesundheitskarte<br />

(egK), deren flächendeckende Einführung<br />

in Deutschland bereits 2004 beschlossen wurde?<br />

Trends der Medizintechnologie<br />

Der Fortschritt wird<br />

immer rasanter. Wichtige<br />

internationale<br />

Entwicklungen in der<br />

Medizintechnologie<br />

können erhebliche<br />

Vorteile für unsere<br />

Gesundheit bringen.<br />

orthinform 1/2007<br />

5


Bloß keine<br />

Sonderbehandlung!<br />

Stephanie Speckhahn ist 23 und seit<br />

August 2007 nach ihrer erfolgreichen<br />

Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation<br />

beim Berufsverband der<br />

Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

(BVOU) nun eine wichtige Unterstützung<br />

im Sekretariat.<br />

„Die Ausbildung gefiel mir sehr gut, weil sie ziemlich breit<br />

gefächert war“, sagt sie. Bis vor kurzem hat sie tatkräftig in allen<br />

Abteilungen der Geschäftsstelle kräftig mitgemischt. Seit<br />

Beendigung ihrer Ausbildung sitzt sie nun im Sekretariat. Es<br />

macht ihr Spaß, Anfragen entgegen zu nehmen und Menschen<br />

bei den verschiedensten Anliegen weiterhelfen zu können.<br />

„Zumindest wenn die Person am anderen Ende freundlich<br />

ist,“ fügt sie hinzu. Sie ist Ansprechpartnerin für viele<br />

Dinge in der Geschäftsstelle des Berufsverbandes der Fachärz-<br />

6 1/2007 orthinform<br />

te für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), ob in Buchhaltung,<br />

Versand oder das Abwickeln von Anfragen. Kein Wunder,<br />

denn Stephanie ist jetzt schon seit September 2005 dabei,<br />

sie kennt sich aus.<br />

30 % Schwerbehinderung<br />

Alles ganz normal. Oder? Stephanie fährt jeden Tag mit dem<br />

Zug eineinhalb Stunden von ihrer Wohnung in der Stadt Brandenburg<br />

zu ihrem Arbeitsplatz unweit vom Berliner Bahnhof<br />

Zoo und nachmittags zurück. Das sind insgesamt stolze 160<br />

Kilometer. Doch "es war damals sehr schwer, einen Ausbildungsplatz<br />

zu finden“, sagt sie. „Vor allem wegen meiner<br />

Rückenprobleme.“ Genau deshalb hat Stephanie eine Schwerbehinderung<br />

von 30 Prozent – das hatte sie selbst vorher nicht<br />

gtedacht.“<br />

Das liegt an ihrer Wirbelsäule, genauer gesagt an Spina Bifida,<br />

frei übersetzt „gespaltene Wirbelsäule“. Darunter versteht<br />

man eine Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks,<br />

Seit zweieinhalb Jahren ein Paar: Stephanie und Dennis.<br />

die auf einer Verschlussstörung des Neuralrohrs (Nervenkanal)<br />

beruhen. Diese Fehlbildung tritt in der Regel in der dritten<br />

bis vierten Schwangerschaftswoche auf. „Meine Mutter<br />

hat von nichts gewusst, erst als ich geboren war, hat sie sich<br />

informieren können.“, erzählt Stephanie. Das war nicht leicht,<br />

auch wenn Stephanie unter einer vergleichbar leichten Form<br />

der Spina bifida leidet. Die schwereren Formen können bis hin<br />

zur Querschnittslähmung mit Störungen der Blasen- und<br />

Darmfunktion führen. Bei Stephanie sind es „nur“ Rückenschmerzen.<br />

Zum Krankheitsbild Spina Bifida kommt bei Stephanie<br />

außerdem noch eine Skoliose, also eine Seitenverbiegung<br />

der Wirbelsäule in Verbindung mit einer Verdrehung der<br />

Wirbelkörper.<br />

Rückengerechter Arbeitsplatz<br />

Beim BVOU sieht man es als wichtige Aufgabe, Menschen mit<br />

orthopädischen Erkrankungen zu integrieren. Denn es kann<br />

doch nicht sein, dass jemand, nur weil er nicht 100-prozentig<br />

der Norm entspricht, keine Chance auf einen Ausbildungsplatz<br />

hat. Stephanies Vorgesetzte und Kollegen haben Verständnis<br />

und helfen weiter. Zum Beispiel, wenn es um rückengerechte<br />

Möbel oder andere spezielle Ausstattungen geht. Es ist zweifellos<br />

etwas Besonderes, an seinem Arbeitsplatz eine orthopädische<br />

Beratung und Ausstattung vom Fachmann zu bekommen.<br />

Auch wenn das beim BVOU irgendwie in der Natur der Sache<br />

liegt ...<br />

Wieder mehr Sport machen<br />

„Seit dem Ende meiner Grundschulzeit habe ich eine Sportbefreiung,<br />

davor habe ich immer versucht, beim Sportunterricht<br />

mitzumachen. Aber längeres Stehen, Laufen oder Hüpfen bedeutet<br />

Rückenschmerzen, spätestens nach einer Stunde. Und<br />

die gehen dann nicht so schnell wieder weg.“ Stephanie möchte<br />

jetzt wieder mehr Sport machen, Rückenschwimmen zum Beispiel<br />

hat ihr der Orthopäde empfohlen. Und sie geht gerne zum<br />

Bowlen ... „Aber bei meinem täglichen Pensum ist es gar nicht<br />

so einfach, regelmäßig Sport zu machen“, fügt sie hinzu.<br />

In Bewegung<br />

Auch für andere Hobbys bleibt nicht viel Zeit. „Meine 4 Vögel<br />

brauchen schließlich auch ganz schön viel Aufmerksamkeit,“<br />

sagt sie und lacht. Das Wellensittich-Pärchen und die<br />

beiden Alexandersittiche sind nicht nur schön bunt, sondern<br />

auch ganz schön verschmust. Ansonsten liest sie viel, am<br />

liebsten spannende Krimis. „Letztens war ich so in meinen<br />

Krimi vertieft, dass ich um ein Haar in der Bahn sitzen geblieben<br />

wäre auf dem Weg zur Arbeit“, bekennt sie. Typisch Stephanie:<br />

Wenn sie etwas tut, tut sie es richtig. Mit Ernsthaftigkeit<br />

und Ruhe. Der Blick ihrer braunen Augen ist sanft, aber<br />

entschlossen. Ihre Kollegen nennen das „absolut verlässlich“.<br />

Ein ganz normales Leben<br />

Stephanie ist es wichtig, keine Sonderbehandlung zu bekommen.<br />

Sie ist schließlich eine ganz normale junge Frau,<br />

und Rückenprobleme haben doch ziemlich viele Leute ... Das<br />

sieht auch Stephanies Freund Dennis so, mit dem sie seit über<br />

einem Jahr zusammenlebt. „ Ich möchte zwar nicht, dass Stephi<br />

sich überanstrengt und zu schwer hebt oder trägt, aber<br />

ansonsten genießt sie zu Hause keine Sonderbehandlung“,<br />

sagt er grinsend. Dafür bekommt er erst mal einen Rippenstoß<br />

von seiner Freundin, aber auch ein bekräftigendes Nicken.<br />

„Mir geht es doch ziemlich gut. Und so möchte ich auch behandelt<br />

werden“, sagt Stephanie.<br />

Demnächst möchten Stephanie und Dennis mal wieder verreisen.<br />

Vielleicht auf die Malediven. „Da war ich noch nie,<br />

und auf den Fotos in den Prospekten sieht es einfach traumhaft<br />

aus“, schwärmt sie. Warum nicht? Auf den Malediven<br />

wird den beiden sicher genügend Zeit bleiben, um regelmäßig<br />

was für den Rücken zu tun ...<br />

Wellensittich Archimedes fühlt sich in Stephanies Nähe am wohlsten.<br />

orthinform 1/2007<br />

7


In Bewegung<br />

8 1/2007 orthinform<br />

In Bewegung<br />

5. Auflage<br />

orthinform 1/2007<br />

9


orthinform Fit-Tipp<br />

Bei uns lässt die Schneelage es fast<br />

immer zu, dass man bis Mai Skifahren<br />

kann. Ab November geht´s<br />

auf den Gletscher und dann kann man<br />

nach und nach auch die tiefer gelegenen<br />

Pisten befahren. Ich fahre jede Woche<br />

regelmäßig Ski, wann immer es die Praxis<br />

zulässt, im Durchschnitt 10 Stunden<br />

die Woche.<br />

Das erste Mal stand ich mit dreieinhalb<br />

Jahren auf Skiern. Auch wenn alles<br />

am Anfang noch ein bisschen wacklig<br />

war, war es Liebe auf den ersten Blick.<br />

Ich habe mich auch mal im Snowboardfahren<br />

versucht, aber konnte mich da<br />

nicht so richtig weiterentwickeln. Während<br />

meines Medizinstudiums habe ich<br />

10 1/2007 orthinform<br />

mir regelmäßig als Skilehrer etwas dazuverdient.<br />

Und heute, wenn ich nicht in<br />

meiner Praxis bin, bin ich auch als leitender<br />

Notarzt der Vierschanzentournee<br />

in Oberstdorf, bei diversen Weltmeisterschaften<br />

oder bei anderen Wintersport-<br />

Veranstaltungen im Einsatz.<br />

Für mich ist generell wichtig, die Kontrolle<br />

zu behalten. Zum Beispiel hat Alkohol<br />

für mich beim Wintersport nichts<br />

zu suchen! In puncto Ernährung könnte<br />

mein Kontrollbewusstsein allerdings etwas<br />

stärker ausgeprägt sein ... Ich esse<br />

einfach leidenschaftlich gern und leider<br />

nicht immer kalorienbewusst genug.<br />

Beim Skifahren ist besonders wichtig,<br />

die Geschwindigkeit unter Kontrolle zu<br />

Wie ich mich fit halte?<br />

Ich bin jede freie Minute<br />

auf der Piste! Wenn es<br />

geht, fahre ich 8 Monate<br />

Ski im Jahr. Liegt ja<br />

auch nahe, im wahrsten<br />

Sinne des Wortes:<br />

Von meiner Praxis bis<br />

auf den Berg schaffe ich<br />

es in einer Viertelstunde,<br />

so dass ich schon<br />

mal in der Mittagspause<br />

zum Skifahren gehen<br />

kann. Das gibt neuen<br />

Elan für die Nachmittagssprechstunde!<br />

Immer auf der Piste<br />

Von Dr. Peter Kruijer, Orthopäde und Sportmediziner in Oberstdorf<br />

halten: Besonders die Carving-Ski verleiten<br />

zum zu schnellen Fahren. Man muss<br />

ständig seinen Fahrstil den Pistenverhältnissen<br />

anpassen, auch wenn man<br />

noch so viel Erfahrung hat. Vor allem<br />

Kopfverletzungen sind ein vermeidbares<br />

Problem.<br />

Deswegen bin ich für Helmpflicht,<br />

nicht nur bei Kindern. Ich trage selbst<br />

einen Helm und fühle mich mittlerweile<br />

beim Skifahren ohne Helm wie beim<br />

Autofahren ohne Gurt.<br />

Im Sommer gehe ich zum Ausgleich<br />

Radfahren und spiele Golf – für mich<br />

geht nichts darüber, in der freien Natur<br />

Sport treiben zu können!


Im Fokus<br />

Unsere Wirbelsäule besteht – sehr<br />

vereinfacht – aus einem beweglichen<br />

und einem unbeweglichen<br />

Teil. Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule<br />

bilden den beweglichen Teil, während<br />

Kreuz- und Steißbein in ihrer Position<br />

starr bleiben. Deshalb nennt man die<br />

Wirbel von Kreuz- und Steißbein auch<br />

„falsche Wirbel“: die einzelnen Wirbel<br />

sind miteinander verschmolzen und daher<br />

unbeweglich.<br />

Die Wirbelsäule setzt sich zusammen<br />

aus 7 Halswirbeln, 12 Brustwirbeln,<br />

5 Lendenwirbeln und schließlich<br />

dem Kreuz- und Steißbein, die die Verbindung<br />

zum Becken herstellen.<br />

Außerdem lässt sich die Wirbelsäule in<br />

die vordere und die hintere Wirbelsäule<br />

einteilen. Die vordere Säule besteht aus<br />

den Wirbelkörpern und den Bandscheiben<br />

und wird auf Druck belastet. Die<br />

hintere Säule wird von den Wirbelbögen,<br />

Wirbelfortsätzen und Bändern gebildet.<br />

Sie muss die Belastungen bei<br />

Beugung und Streckung tragen.<br />

12 1/2007 orthinform<br />

Insgesamt 32 bis 33 Wirbelknochen<br />

(Vertebra) sind durch Bandscheiben, die<br />

wie elastische Stoßdämpfer wirken, miteinander<br />

verbunden. Zusätzlich binden<br />

Muskeln und Bänder die Wirbel aneinander<br />

und verleihen so dem Rückgrat<br />

seine Beweglichkeit.<br />

Im Detail besteht die von der Seite aus<br />

gesehen doppelt s-förmig gekrümmte<br />

Wirbelsäule aus sieben Halswirbeln,<br />

zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln,<br />

fünf Kreuzbeinwirbeln und dem<br />

Steißbein, das von drei bis vier Steißwirbeln<br />

gebildet wird.<br />

Die Halswirbel<br />

Die beiden oberen der insgesamt 7<br />

Halswirbel unterscheiden sich von den<br />

restlichen Wirbeln durch ihre Form. Der<br />

erste Wirbel (Atlas) besteht – vereinfacht<br />

gesagt – nur aus einem knöchernen<br />

Ring und trägt den Kopf.<br />

Der zweite Halswirbel (Axis), der einen<br />

so genannten Zahn (lateinisch<br />

Dens) hat, bildet zusammen mit dem<br />

Atlas ein Gelenk. Dieser Zahn ist ein<br />

Knochenvorsprung an der Vorderseite<br />

des zweiten Halswirbels, der in die<br />

Innenseite des ersten Halswirbels passt.<br />

Dreht man den Kopf, bewegt sich der<br />

Atlasring um den Axiszahn. Durch ein<br />

Band an der Innenseite des ersten Wirbels<br />

wird der Zahn an der Innenseite gehalten.<br />

Die sieben Halswirbel ermöglichen<br />

dem Kopf ein Höchstmaß an<br />

Beweglichkeit.<br />

Die Brustwirbel<br />

Jeder der zwölf Brustwirbel, die die<br />

Mitte der Wirbelsäule bilden, ist mit einem<br />

Rippenpaar verbunden. Diese Wirbel<br />

sind weniger beweglich und dadurch<br />

in der Lage, die Organe im Brustraum<br />

gut zu schützen. Alle Rippenpaare mit<br />

Ausnahme der beiden unteren (freien<br />

Rippen) schließen vorne über je zwei<br />

Gelenkflächen an das Brustbein an.<br />

Die<br />

Wirbelsäule<br />

Wie funktioniert unser Rücken?<br />

Abbildungen: Training ohne Reue, C.h.Ullrich, Zuckschwerdt Verlag Foto: BVOU<br />

Die Lendenwirbel<br />

Die Lendenwirbel liegen unterhalb der<br />

Brustwirbel und oberhalb der Kreuzbeinwirbel.<br />

Ohne unsere 5 Lendenwirbel<br />

könnten wir unseren Körper nicht in<br />

die verschiedensten Richtungen beugen,<br />

biegen oder drehen. Sie sind die Wirbel,<br />

die beim Gehen das größte Gewicht zu<br />

tragen haben: Die Lendenwirbel werden<br />

durch das Gewicht von Rumpf, Armen<br />

und Kopf belastet, insgesamt immerhin<br />

25 bis 30 Kilo. Deshalb sind sie auch die<br />

größten und kräftigsten. Die hohe mechanische<br />

Beanspruchung der Lendenwirbelsäule<br />

führt dazu, dass sich die<br />

untersten Bandscheiben und Wirbelkörper<br />

mit der Zeit stärker abnutzen als andere<br />

Wirbel.<br />

Kreuz- und<br />

Steißbein<br />

5 Kreuzbeinwirbel sorgen dafür, dass<br />

der Oberkörper ein festes Fundament<br />

hat und nicht haltlos in sich zusammensinkt.<br />

Zwischen Lendenwirbeln und<br />

Steißbein gelegen, sind sie sowohl untereinander<br />

und über das Kreuzbeindarmbeingelenk<br />

– einer bindegewebsartigen,<br />

festen, gering beweglichen Fuge – mit<br />

dem Becken verbunden und gewährleisten<br />

so die Stabilität des Rumpfes. Das<br />

Steißbein ist vermutlich ein Relikt unserer<br />

entferntesten Vorfahren, die noch einen<br />

Schwanz hatten. Beim Menschen<br />

sind diese drei bis vier verschmolzenen<br />

Wirbelreste funktionslos.<br />

Die Bandscheiben<br />

Die Bandscheiben, auch Zwischenwirbel<br />

genannt, sind Körper aus knorpeligem<br />

Gewebe, die als Bindeglieder zwischen<br />

den Wirbeln liegen. Sie bestehen<br />

aus je einem Faserring und einem Gallertkern.<br />

Während der Faserring die<br />

Wirbelsäule stützt, wirkt der weiche<br />

Gallertkern wie ein Stoßdämpfer, der<br />

Stöße gleichmäßig auf die angrenzenden<br />

Teile des Wirbelkörpers verteilt. Bei<br />

einer gesunden Bandscheibe ist die<br />

Neutralposition die Mitte.<br />

Im Fokus<br />

Die Bandscheiben passen sich durch<br />

ein optimales Zusammenspiel von Faserring<br />

und Gallertkern allen Bewegungen<br />

an. Auf Grund dieser permanenten<br />

Belastungen verliert der Gallertkern<br />

Flüssigkeit und die Bandscheiben werden<br />

im Laufe eines Tages schmaler. Deswegen<br />

ist der Mensch abends ungefähr<br />

2 Zentimeter kleiner als morgens. Durch<br />

die Liegeposition beim Schlafen wird<br />

der Flüssigkeitshaushalt des Gallertkerns<br />

der Bandscheibe aber wieder reguliert<br />

und man ist am nächsten Morgen<br />

wieder genauso groß wie am<br />

Morgen davor ...<br />

Zwischen den einzelnen Wirbeln liegen<br />

die Bandscheiben. Dahinter liegt der<br />

Wirbelkanal, durch den Rückenmark<br />

und die Cauda equina (Nervenfaserbündel<br />

am Ende des Rückenmarks) verlaufen.<br />

Querschnitt einer Bandscheibe: Der weiche<br />

Gallertkern ist vom Bandscheibenring<br />

umgeben, der aus festem, faserigem<br />

Gewebe besteht.<br />

orthinform 1/2007<br />

13


Bevor man sich mit der Therapie<br />

des Rückenschmerzes beschäftigt,<br />

sollte man zuerst die Ursachen erforschen.<br />

Ist der Nacken steif oder schmerzt das<br />

Bein, sollten Sie das nicht ignorieren,<br />

sondern unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />

Er untersucht, ob eine funktionelle Störung<br />

besteht oder eine Schädigung, zum<br />

Beispiel der Bandscheiben, vorliegt. Der<br />

Facharzt für Orthopädie kann auch durch<br />

Zusatzuntersuchungen wie Röntgen,<br />

Computertomografie oder Kernspintomografie<br />

als Stufendiagnostik entscheidend<br />

dazu beitragen, die Ursache der Rückenschmerzen<br />

zu finden. In den folgenden<br />

Abschnitten erhalten Sie einen Überblick<br />

über Krankheitsbilder an Rücken und<br />

Wirbelsäule, die Rückenschmerzen hervorrufen<br />

können.<br />

Wirbelsäulenverkrümmung<br />

Skoliose<br />

Die Skoliose ist eine Verbiegung der<br />

Wirbelsäule, tritt schon im Wachstumsalter<br />

auf und schreitet bis zum Abschluss<br />

des Wachstums fort. Die Ursachen<br />

hierfür sind in 90 % der Fälle<br />

ungeklärt. 85 % der Skoliosen sind ideopathisch,<br />

das heißt, der Auslöser ist<br />

nicht bekannt. Die weiteren 10 bis 15 %<br />

haben angeborene Missbildungen einzelner<br />

Wirbel oder ganzer Teile der Wirbelsäule<br />

zur Folge. Hierbei bestehen Verkürzungen<br />

des Beines oder auch<br />

Verkleinerungen einer Beckenhälfte. Bestimmte<br />

Formen von Skoliose treten<br />

zum Beispiel bei Muskelspasmen oder<br />

Paralyse (vollständige Lähmung der Skelettmuskeln)<br />

auf. Lesen Sie hierzu<br />

auch den Artikel auf Seite 22 und 23.<br />

Rückenschmerzen sind in<br />

der Regel normale Alltagsbeschwerden,<br />

vergleichbar<br />

mit einer Erkältung.<br />

Rund 80 % der Bundesbürger<br />

haben einmal in ihrem<br />

Leben Rückenprobleme.<br />

Dabei sollte man bestimmte<br />

Warnsignale zu beachten.<br />

Eine Fülle von therapeutischen<br />

Maßnahmen zur Behandlung<br />

der Rückenschmerzen<br />

werden in Deutschland<br />

angeboten, so dass den meisten<br />

Menschen geholfen<br />

werden kann.<br />

Haben Sie es auch im Kreuz?<br />

Das Krankheitsbild Rückenschmerz<br />

Unter Skoliose versteht man eine dauerhafte,<br />

nicht mehr aktiv aufrichtbare seitliche<br />

Verbiegung der Wirbelsäule mit einer<br />

Drehung der einzelnen Wirbelkörper.<br />

Foto: DAK/Schläger<br />

Jugendliche RundrückenbildungMorbus<br />

Scheuermann<br />

Die jugendliche Rundrückenbildung,<br />

bedingt durch Wachstumsstörungen,<br />

bezeichnet man als Morbus Scheuermann.<br />

Schätzungen zufolge erkrankt<br />

jedes vierte Kind an der Scheuermann´schen<br />

Krankheit, meist verläuft<br />

sie jedoch so gemäßigt, dass sie nur zufällig<br />

entdeckt wird. Bei stärkeren Ausprägungen<br />

werden die Abschlussplatten<br />

der Wirbelkörper im Bereich der<br />

Brustwirbelsäule angegriffen, Bandmaterial<br />

wandert ein und die verbleibende<br />

Bandscheibe zwischen den Wirbeln<br />

wird immer dünner. Es kann dadurch<br />

später zu Blockierungen der Wirbelkörper<br />

kommen. Hierbei haben die Patienten<br />

oft Symptome wie bei einem Herzinfarkt,<br />

zum Beispiel hartnäckige<br />

Schmerzen im Brustkorb, Druckgefühl<br />

in der Brust und Atemnot.<br />

Ein „rückenfreundliches“ Leben ist die<br />

beste Vorbeugung gegen die Scheuermann`sche<br />

Krankheit. Kinder sollten sich<br />

ausreichend bewegen und nicht den ganzen<br />

Tag am PC oder vor dem Fernseher<br />

sitzen. Die Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur<br />

wird bei Bewegung automatisch<br />

trainiert und unterstützt die Wirbelsäule.<br />

Unter anderem setzt man<br />

physikalische Maßnahmen wie Brustschwimmen<br />

zur Therapie der Scheuermann`schen<br />

Erkrankung ein. Sollten<br />

leichtere Maßnahmen nicht helfen, ist<br />

eine intensive krankengymnastische<br />

Übungsbehandlung erforderlich. Orthesen<br />

(technische Hilfen wie Einlagen oder<br />

Korsette, hergestellt vom Orthopädietechniker)<br />

für die Wirbelsäule bei Scheuermann`scher<br />

Erkrankung werden nur<br />

noch selten eingesetzt, auch chirurgische<br />

Eingriffe werden heute kaum noch<br />

durchgeführt. Lesen Sie hierzu auch<br />

den Artikel auf Seite 24 und 25.<br />

Bandscheibenvorfall<br />

Ein Bandscheibenvorfall bedeutet,<br />

dass sich der den Gallertkern der Bandscheibe<br />

umgebende Faserring teilweise<br />

oder sogar komplett löst, so dass er in<br />

den Rückenmarkskanal eintritt. Dies<br />

kann zu Lähmungserscheinungen und<br />

Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen,<br />

abhängig vom Auftrittsort des Bandscheibenvorfalls,<br />

führen. Ausgelöst wird ein<br />

Bandscheibenvorfall in der Regel durch<br />

genetisch bedingte Schwächen oder einseitige<br />

Belastungen der Wirbelsäule in<br />

Beruf und Freizeit. Lesen Sie hierzu<br />

auch den Artikel auf Seite 20 und 21.<br />

Spaltwirbelbildung<br />

Spondylolyse<br />

Die maximale Ausprägung einer Spaltwirbelbildung,<br />

bei der sich einzelne Wirbel<br />

gegeneinander verschieben, nennt<br />

man Spondyloptose.<br />

Eine Spaltwirbelbildung der Lendenwirbelsäule<br />

bezeichnet man als Spondylolyse,<br />

dadurch wird das stabile Gerüst<br />

der Wirbelsäule an einer bestimmten<br />

Stelle, meist im Lendenwirbelbereich,<br />

durch das Verschieben einzelner Wirbel<br />

gegeneinander geschwächt. Gleitet ein<br />

Wirbelköper nach vorne, spricht man<br />

von einer Olisthese (oder Spondylolisthese).<br />

Je nach Ausprägung unterscheidet<br />

man verschiedene Krankheitsstufen.<br />

Die maximale Ausprägung ist die Spondyloptose.<br />

10 % der Bevölkerung haben<br />

eine Spondylolisthese und wiederum 10<br />

% davon entsprechende Schmerzsymptomatiken.<br />

Eine solche Erkrankung ist<br />

auch für den weiteren Berufsweg entscheidend<br />

und kann nur durch eine<br />

exakte Untersuchung und entsprechende<br />

Zusatzmaßnahmen diagnostiziert<br />

werden.<br />

Im Fokus<br />

Andere mögliche<br />

Rückenschmerz-<br />

Auslöser<br />

Auch Tumore im Magen-Darm-Bereich<br />

oder der Brust, die Metastasen (Tochtergeschwulste)<br />

gebildet haben, können<br />

Rückenschmerzen auslösen. Dies gilt es,<br />

durch eine gezielte fachärztliche Untersuchung<br />

herauszufinden.<br />

Beinlängendifferenzen können ebenfalls<br />

Rückenschmerzen verursachen.<br />

Auch die Entstehung und Entwicklung<br />

dieser Beschwerden, zum Beispiel bei<br />

Hüftdysplasie (Fehlstellungen des Hüftgelenkt<br />

beim Neugeborenen) oder bei<br />

Kniefehlstellungen müssen in die Ursachenfindung<br />

mit einbezogen werden.<br />

Die richtige Therapie ist das A und O:<br />

Rückenschmerzprobleme erfordern eine<br />

aktive Therapie. Meist werden sie durch<br />

Muskelveränderungen und Muskelverspannungen<br />

verursacht. Bei unzureichender<br />

Therapie können chronische<br />

Rückenschmerzen entstehen, die dann<br />

eine aus mehreren Ansätzen kombinierte<br />

Schmerztherapie erforderlich machen.<br />

Schmerz muss eine Schutzfunktion<br />

für den Körper erfüllen, darum<br />

vergisst unser Gedächtnis eine Schmerzerfahrung<br />

auch nicht.<br />

Falls Sie Rückenschmerzen haben und<br />

die Ursache nicht sofort gefunden wurde,<br />

lassen Sie sich nicht verunsichern!<br />

Es ist nicht statthaft, Patienten als psychisch<br />

krank abzustempeln, wenn die<br />

Differentialdiagnose des Rückenschmerzes<br />

nur unvollständig durchgeführt wurde.<br />

Dr. med. Karl-Heinz Conrad<br />

Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,<br />

Sportmedizin, Physikalische Therapie,<br />

Rehabilitationswesen, Balneologie, Klimatologie,<br />

Unfallarzt der Berufsgenossenschaften,<br />

Sonografie, TLA-Schmerztherapie,<br />

ambulante Operationen<br />

www.dres-conrad-hofmann.de<br />

Die Abbildungen aus der MRT (Magnetresonanztomographie)<br />

wurden uns<br />

freundlicherweise zur Verfügung gestellt<br />

von Dr. Alexander Großmann, Radiologie-Praxis<br />

im Dürerhof, Bayreuth.<br />

14 15<br />

1/2007 orthinform orthinform 1/2007


Wenn der Schmerz im Rücken<br />

sitzt, liegt es nicht immer an den<br />

Bandscheiben, an Bewegungsmangel,<br />

Haltungsschäden oder<br />

seelischen Belastungen.<br />

Auch Erkrankungen innerer Organe<br />

oder Fehlstellungen äußerer<br />

Glieder können Rückenschmerzen<br />

verursachen und schmerzhafte<br />

Kettenreaktionen in Gang setzen.<br />

„Der Rückenschmerz muss<br />

nicht unbedingt im Rücken entstehen“<br />

erklärt Dr. Karl-Heinz<br />

Conrad, stellvertretender Vorsitzender<br />

des Berufsverbandes der<br />

Fachärzte für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie in Bayern. „Bei<br />

Patienten mit Rückenbeschwerden<br />

schauen wir uns daher den<br />

gesamten Körper an, vom Kopf<br />

bis zu den Füßen“ sagt der Orthopäde.<br />

Rückenschmerzen:<br />

Den Ursachen auf der Spur<br />

Fotos: DAK/Rickers<br />

Zähne<br />

und Kiefer<br />

In einem gesunden Gebiss steht jeder<br />

Zahn in einem bestimmten Verhältnis zu<br />

seinem Gegenzahn. Fehlende oder<br />

schiefe Zähne, zu hoch stehende Füllungen<br />

oder schlecht sitzende Brücken können<br />

diese Beziehung stören und zu Rükkenschmerzen<br />

führen. Denn: Unsere<br />

Zähne sind fest im Kiefer verwurzelt<br />

und stehen so über den Schädel in einer<br />

engen Verbindung zur Wirbelsäule.<br />

Auch stressbedingtes Zähneknirschen<br />

oder Lippenpressen kann Verspannungen<br />

und Blockaden auf Nacken, Rücken<br />

und Becken übertragen.<br />

Dicker Bauch<br />

Ein dicker Bauch, ob bei schwangeren<br />

Frauen oder Übergewichtigen, bringt die<br />

senkrechte Achse aus dem Gleichgewicht.<br />

Der Rücken wird durch das nach<br />

vorne verlagerte Gewicht ins Hohlkreuz<br />

gezogen. Dadurch erhöht sich der Druck<br />

auf die Lendenwirbelsäule und die Halswirbelsäule<br />

gerät unter Spannung. Probleme<br />

entstehen vor allem im unteren<br />

Rücken und im Nackenbereich.<br />

Menstruation<br />

Monat für Monat erschwert eine Vielzahl<br />

an organischen und seelischen Symptomen<br />

die Tage vor und während der Menstruation.<br />

Schmerzen und Ziehen im<br />

Rücken sind für viele Frauen Regelbeschwerde<br />

Nummer Eins. Sie entstehen<br />

durch Verkrampfungen im Unterleib, die<br />

sich auf den unteren Rücken übertragen<br />

und zu einer ungünstigen Körperhaltung<br />

führen.<br />

Innere Organe<br />

Rückenschmerzen können Alarmsignale<br />

für innere Erkrankungen sein. Solche<br />

Symptom-Schmerzen bleiben bei Bewegung<br />

und Ruhe unverändert, während<br />

„echte“ Rückenschmerzen auf Wärme,<br />

Aktivität oder mechanische Reize reagieren.<br />

Schmerzen durch Erkrankungen<br />

innerer Organe, wie Entzündungen von<br />

Blase, Lunge, Magen oder Darm, strahlen<br />

dabei über das Nervensystem auf<br />

den Rücken.<br />

Beinlängendifferenz<br />

Zwei Beine – zwei Längen: Selten sind<br />

Beine genau symmetrisch und gleich<br />

lang gewachsen. Auch verhärtete oder<br />

verspannte Muskeln können ein Bein<br />

verkürzen. Zwar kann unser Körper<br />

unterschiedliche Beinlängen bis zu einem<br />

gewissen Maße kompensieren. Zu<br />

große Unterschiede aber verursachen<br />

mitunter Rückenschmerzen: Das Becken<br />

gerät in eine Schieflage und die Wirbelsäule<br />

wird seitlich verbogen und zum<br />

Teil auch verdreht.<br />

Füße<br />

Nicht immer stehen wir mit beiden Füßen<br />

fest auf dem Boden: Etwa 60 % der<br />

Deutschen haben einen Platt-, Senkoder<br />

Spreizfuß oder einen anderen Fußschaden.<br />

Im Laufe des Lebens können<br />

sich Fehlstellungen der Füße auf Knie,<br />

Hüfte und Becken sowie auf die Wirbelsäule<br />

übertragen. Die Füße federn Belastungen<br />

dann zu schlecht ab oder verursachen<br />

eine fehlerhafte Kraftübertragung<br />

beim Gehen und Stehen.<br />

Dr. med. Karl-Heinz Conrad<br />

Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,<br />

Sportmedizin, Physikalische Therapie,<br />

Rehabilitationswesen, Balneologie,<br />

Klimatologie, Unfallarzt der Berufsgenossenschaften,<br />

Sonografie, TLA-Schmerztherapie,<br />

ambulante Operationen<br />

www.dres-conrad-hofmann.de<br />

Im Fokus<br />

10 Goldene<br />

Regeln für einen<br />

gesunden Rücken<br />

1. Bewegen Sie sich regelmäßig<br />

und so viel wie möglich!<br />

2. Halten Sie Ihren Rücken immer<br />

möglichst gerade!<br />

3. Ändern Sie im Sitzen und Stehen<br />

regelmäßig Ihre Position!<br />

4. Heben Sie keine zu schweren<br />

Lasten!<br />

5. Verteilen Sie Lasten gleichmäßig<br />

und halten Sie sie nah am Körper!<br />

6. Treiben Sie Sport (z. B. Rückenschwimmen,<br />

Rad fahren, Nordic<br />

Walking)!<br />

7. Achten Sie im Stehen darauf,<br />

dass Ihre Knie nicht durchgedrückt<br />

sind!<br />

8. Gehen Sie beim Bücken mit geradem<br />

Rücken in die Hocke!<br />

9. Achten Sie auf ergodynamische<br />

Büromöbel und die optimale Position<br />

von Computer und Tastatur!<br />

10. Achten Sie beim Einschlafen<br />

auf eine lockere entspannte Liegeposition!<br />

orthinform 1/2007<br />

17


Im Fokus<br />

Die Wirbelsäule<br />

Die Wirbelsäule ist die Stütze des Körpers.<br />

Insgesamt 24 Wirbel sorgen für<br />

Statik und Bewegung. Jeder Wirbel besitzt<br />

einen festen knöchernen Körper, an<br />

den sich nach hinten ein Wirbelbogen<br />

anschließt. Dieser umschließt und sichert<br />

das Rückenmark, in dem die Nerven<br />

liegen. Am Wirbelbogen befinden<br />

sich die Wirbelgelenke, die die Wirbel<br />

miteinander verbinden. Der nach hinten<br />

auslandende Dornfortsatz ist gut durch<br />

die Haut hindurch zu ertasten. Die Wirbel<br />

sind außerdem durch die Bandscheiben<br />

verbunden. Der gallertartige, wie<br />

ein Kissen gebildete und wirkende Kern<br />

der Bandscheibe puffert die Belastung<br />

zwischen den Wirbelkörpern ab.<br />

Die Wirbelsäule wird von Muskeln fest<br />

umschlossen und damit aufrecht gehalten.<br />

Die Muskeln bewegen die Wirbelsäule<br />

in alle Richtungen, die von der Wirbelsäulenanatomie<br />

vorgegeben sind.<br />

Gleichzeitig wird die Wirbelsäule durch<br />

Bänder stabilisiert. Zusätzlich werden die<br />

Wirbelgelenke durch eine feste Gelenkkapsel<br />

zusammengehalten. Das Zusammenwirken<br />

all dieser Teile ist verantwortlich<br />

für eine harmonische Bewegung.<br />

18 1/2007 orthinform<br />

Die Antwort auf das Heben schwerer<br />

Lasten oder auf stundenlanges Sitzen<br />

sind oft quälende Rückenschmerzen.<br />

Tritt der Schmerz schlagartig und stechend<br />

auf, so spricht man vom Hexenschuss.<br />

Mediziner reden von einer<br />

Lumbago.<br />

Der Hexenschuss – Lumbago<br />

Die Wirbelsäule stabilisiert den Rücken,<br />

wenn wir etwas tragen, wenn wir<br />

uns bücken oder uns umwenden. Diese<br />

zielgerichteten Bewegungen werden<br />

durch Nervenimpulse aus dem Gehirn<br />

eingeleitet und gesteuert. Wirbel, Wirbelgelenke,<br />

Bandscheiben, Gelenkkapseln,<br />

Bänder, Muskeln und Nerven sind<br />

miteinander verbunden und bilden das<br />

Rückgrat.<br />

Der Schuss<br />

Normalerweise bewegen wir uns,<br />

ohne dabei Schmerzen zu empfinden.<br />

Dann kommt plötzlich die Stunde, in der<br />

ein jäher Schmerz in unsere Lendenwirbelsäule<br />

hineinschießt, uns regelrecht<br />

lähmt. Die harmonische Bewegung<br />

zweier benachbarter Wirbel in den Wirbelgelenken<br />

ist gestört, sie können sich<br />

nicht mehr frei bewegen, sind „blockiert“.<br />

Die Ursachen<br />

So ganz „aus heiterem Himmel“<br />

kommt die Lumbago nicht. Hauptsächlich<br />

verantwortlich ist eine erhöhte<br />

Spannung der Rückenmuskulatur. Die<br />

Abbildung: Autor<br />

Spannung wird jeweils dann erhöht,<br />

wenn wir etwas heben oder tragen wollen,<br />

wenn wir „Muskelarbeit“ leisten.<br />

Schon eine kurze, ungünstige Bewegung<br />

kann einen Hexenschuss auslösen. Auffallend<br />

ist, dass auch längere seelische<br />

Spannungen unsere Lendenmuskulatur<br />

in eine so kräftige Spannungsbereitschaft<br />

versetzen können, dass wir Rückenschmerzen<br />

bekommen können.<br />

Andere Rückenschmerzen<br />

Viele Patienten spüren diffuse Rückenschmerzen,<br />

die nach langem Sitzen oder<br />

Gehen in den Rücken kriechen und<br />

nach einiger Zeit das Gefühl auslösen:<br />

„Ich breche in der Mitte durch“. Diese<br />

dumpferen, tieferen Schmerzen haben<br />

entweder mit einer mangelhaft trainierten<br />

Muskulatur oder aber mit einer Abnutzung<br />

der Wirbelgelenke und/oder<br />

der Abnutzung der Bandscheiben zu<br />

tun. Während der Hexenschuss relativ<br />

ungefährlich ist, kann zum Beispiel der<br />

Bandscheibenvorfall weit reichende Folgen<br />

wie lange Gefühls- oder Muskelstörungen<br />

haben, wenn er nicht kurzfristig<br />

behandelt wird!<br />

Was tun?<br />

Gegen die Lumbago gibt es eine ganze<br />

Reihe präventiver und behandelnder<br />

Maßnahmen, die in der Regel eine gute<br />

Wirkung erzielen.<br />

Ruhe<br />

Die beste Lagerung zur Entspannung ist<br />

die Stufenbettlagerung, bei der die Wirbelsäule<br />

entlastet wird.<br />

Wärme<br />

Die Muskulatur wird durch Wärme entspannt.<br />

Zum Beispiel kann man ein warmes<br />

Bad nehmen und dann unter die<br />

Bettdecke kriechen. Auch die Wärmflasche<br />

bietet sich an – sie ist häufig am<br />

angenehmsten auf dem Bauch, von dort<br />

geht die Wärme sanft in den Rücken.<br />

Achtung: Werden die Schmerzen bei<br />

Wärme stärker, besteht Verdacht auf<br />

eine andere Schmerzursache, zum Beispiel<br />

auf einen Bandscheibenvorfall!<br />

Schmerzmittel<br />

Bei Rückenschmerzen helfen je nach Ursache<br />

auch Medikamente. Diese sollten<br />

muskelentspannend, schmerzlindernd<br />

und entzündungshemmend wirken.<br />

Denken Sie daran: Bevor Sie Medikamente<br />

einnehmen, ziehen Sie Ihren Arzt<br />

zu Rate!<br />

Massagen, Fangopackungen, Elektrotherapie<br />

Diese Maßnahmen, die Ihnen Ihr Arzt<br />

verordnen kann, können die Entspannung<br />

der Muskulatur fördern. Sie sollten<br />

jedoch immer durch die im Anschluss folgenden<br />

Maßnahmen unterstützt werden.<br />

Krankengymnastik<br />

Spezielle Bewegungen können die Harmonie<br />

der einzelnen Rückrat-Bestandteile<br />

untereinander verbessern. Durch<br />

Besserung der muskulären Kraft und<br />

Entspannung verkürzter, verspannter<br />

Muskeln wird die Beweglichkeit und Belastungsfähigkeit<br />

des Rückrats verbessert.<br />

Gleichzeitig wird einem Rückfall<br />

vorgebeugt und eine im Gleichgewicht<br />

befindliche Rumpfmuskulatur aufgebaut.<br />

Rückenschule<br />

In der Rückenschule lernt man, den Rükken<br />

vor unnötiger Belastung zu schützen<br />

und einem erneuten Hexenschuss vorzubeugen.<br />

Rückenschulen werden in krankengymnastischen<br />

Praxen, in Arztpraxen,<br />

Sportvereinen, Volkshochschulen<br />

und von den Krankenkassen angeboten.<br />

Chirotherapie/Manuelle Medizin<br />

Durch einen gezielten Griff kann es dem<br />

Arzt mittels Chirotherapie gelingen, die<br />

Beweglichkeit der Wirbelsäule wiederherzustellen,<br />

zum Beispiel bei Blockaden.<br />

Im Fokus<br />

Spritzen an die Wirbelgelenke/<br />

in die Muskulatur<br />

Zur Schmerzlinderung ist es manchmal<br />

sinnvoll, schmerzlösende Medikamente<br />

(zum Beispiel Kortison mit Betäubungsmittel)<br />

an die Nervenwurzel der Wirbelsäule<br />

zu spritzen. Dies nennt man periradikuläre<br />

Injektionstherapie (PRT).<br />

Seelische Entspannung<br />

Häufig sind Ärger oder Aufregung in Berufs-<br />

oder Privatleben der Grund für Verspannungen<br />

im Rücken („sein Kreuz<br />

tragen“). Hier haben sich zum Beispiel<br />

Autogenes Training und die Muskelentspannung<br />

nach Jacobsen bewährt, angeboten<br />

in Reha-Kliniken oder auch Volkshochschulen.<br />

Bei tiefergreifenden psychischen Störungen<br />

kann auch eine Psychotherapie helfen.<br />

Ergonomie am Arbeitsplatz<br />

Hier gibt es genaue Vorgaben für Armund<br />

Sitzhaltung, Abstand zum Bildschirm<br />

... (siehe Seite 44) Grundsätzlich<br />

gilt: Wechseln Sie Ihre Haltung regelmäßig<br />

und stehen Sie zwischendurch<br />

immer wieder kurz auf.<br />

Rückenbandagen als Aktivbandage<br />

Rückenbandagen wirken in der Regel<br />

muskelaktivierend und schmerzlindernd.<br />

Sie schwächen nicht die Rückenmuskulatur,<br />

wie oft fälschlicherweise angenommen.<br />

Sport<br />

Jeder weiß: Bewegung ist das A und O.<br />

Zur Vorbeugung eines Hexenschusses<br />

sind besonders Nordic Walking, Wassergymnastik,<br />

Radfahren, Schwimmen und<br />

Kraftraining (maßvoll dosiert und mit<br />

achsengerechter Gelenkbelastung) zu<br />

empfehlen.<br />

orthinform 1/2007<br />

Dr. med. Peter Brockhaus<br />

Arzt für Orthopädie<br />

Im Kurzentrum<br />

Herzog-Wilhelm-Str. 86<br />

38667 Bad Harzburg<br />

www.dr-brockhaus.de<br />

19


Im Fokus<br />

Bandscheiben-Operationen der<br />

neuen Generation<br />

Neue Operationsverfahren zur Therapie chronischer Rückenschmerzen setzen<br />

heute nach Möglichkeit auf eine Wiederherstellung des natürlichen Bewegungsumfangs.<br />

Dabei helfen modernste Bandscheibenendoprothesen den Patienten,<br />

ihre Mobilität und Flexibilität wieder zu erlangen.<br />

Immer mehr und auch immer jüngere Menschen leiden an<br />

chronischen Rückenschmerzen. Ursachen können Bandscheibenvorfälle,<br />

Arthrosen der kleinen Wirbelgelenke, Verengungen<br />

des Wirbelkanals oder auch die reine Degeneration der<br />

Bandscheibe sein. Bei letztgenanntem Krankheitsbild spricht<br />

man vom sogenannten „diskogenen Schmerz“ (Diskus intervertebralis<br />

= lat. Zwischenwirbelscheibe). Das heißt, die vom<br />

Patienten empfundenen Beschwerden resultieren aus einem<br />

20 1/2007 orthinform<br />

altersbedingten Verschleiß der Bandscheibe, ohne dass es zu<br />

einem Austreten von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal<br />

kommen muss.<br />

Üblicherweise geht die Behandlung des chronischen Rückenschmerzes<br />

von einem multimodalen Ansatz aus, der eine medikamentöse<br />

Schmerztherapie mit Krankengymnastik und balneophysikalischen<br />

Maßnahmen verbindet. Dennoch können<br />

Fotos: Zimmer GmbH<br />

Modernes Bandscheibensystem mit<br />

innovativem Design und variablem<br />

Rotationszentrum<br />

auch mit einem derart intensivierten Behandlungskonzept<br />

nicht alle betroffenen Patienten dauerhaft von ihren Beschwerden<br />

kuriert werden. In solchen Fällen kommen operative<br />

Maßnahmen zur Anwendung.<br />

In der Vergangenheit stützte sich die operative Behandlung<br />

des chronischen Rückenschmerzes überwiegend auf Verfahren,<br />

die entweder an der Bandscheibe selbst ansetzen oder<br />

aber auf Versteifungsoperationen. Im Bereich der Bandscheibe<br />

wurden neben klassischen offenen Bandscheibenoperationen<br />

zunehmend sogenannte „mikrochirurgische Verfahren“ oder<br />

auch das enzymatische Auflösen von Bandscheibengewebe<br />

eingesetzt.<br />

Versteifungsoperationen, die vor über 100 Jahren zur Behandlung<br />

der Tuberkulose entwickelt wurden, fanden zunehmend<br />

auch Einsatz bei der Behandlung des diskogenen Rückenschmerzes.<br />

Doch ist dieses Therapieverfahren immer auch mit<br />

einem Beweglichkeitsverlust im operierten Segment verbunden.<br />

Deshalb – und auch wegen der teilweise unbefriedigenden<br />

Ergebnisse der Bandscheibenchirurgie mit Narbenbildung<br />

im Wirbelkanal – wurden im Lauf der letzten Jahrzehnte zunehmend<br />

Verfahren entwickelt, die einerseits eine zufrieden<br />

stellende Behandlung des diskogenen Schmerzes ermöglichen,<br />

andererseits jedoch nicht die geschilderten Nachteile<br />

beinhalten. So begann man 1966 mit der Erstimplantation einer<br />

Art Bandscheibenprothese, die aus einem metallischen<br />

Rundkörper bestand, welcher nach Entfernung der Bandscheibe<br />

in den Zwischenwirbelraum eingesetzt wurde. Diese sogenannte<br />

„Vernström-Prothese“ scheiterte jedoch daran, dass<br />

die Metallkugel im Laufe der Zeit in die benachbarten Wirbelkörper<br />

einbrach und damit funktionslos wurde.<br />

Im Fokus<br />

Im Jahre 1984 wurde erstmals die sogenannte „Charité-Prothese“,<br />

eine moderne Bandscheibenprothese, implantiert.<br />

Mittlerweile in der 3. Generation hergestellt, besteht die lumbale<br />

Bandscheibenprothese aus Metallplatten, die im Bereich<br />

der Abschlussplatten zweier Wirbelkörper mit dem Knochen<br />

zementfrei verbunden sind. Zwischen den Metallplatten sitzt<br />

ein Kunststoffkern, der jene Beweglichkeit ermöglichen soll,<br />

die der im Rahmen der Operation entfernten Bandscheibe entspricht.<br />

Inspiriert durch diese Prothese wurden im Lauf der letzen 20<br />

Jahre mehrere andere Modelle entwickelt. Ihr Einsatz erfolgte<br />

zunächst im Rahmen klinischer Studien. Mittlerweile werden<br />

sie jedoch auch routinemäßig im regulären klinischen Alltag<br />

zur Behandlung des diskogenen Schmerzes, teilweise jedoch<br />

auch zur Behandlung von sogenannten „Postnukleotomiesyndromen“<br />

und Instabilitäten im Bereich der Lendenwirbelsäule<br />

eingesetzt.<br />

Anders als klassische Wirbelsäulenoperationen wird die Implantation<br />

einer Bandscheibenprothese nicht von hinten sondern<br />

von vorn durchgeführt. Unter Schonung der Bauchorgane<br />

und der großen Bauch- und Beckengefäße wird sie<br />

üblicherweise auf einer – in Ausnahmefällen auch auf zwei<br />

oder mehr – Segmenthöhen nach vorheriger Ausräumung der<br />

Bandscheibe durchgeführt.<br />

Die Bandscheibenendoprothese gewährleistet also den Bewegungserhalt.<br />

Und so könnte es möglich sein, typische Probleme<br />

der Fusionsoperationen und der Bandscheibenchirurgie,<br />

nämlich die bereits erwähnten Anschlusssegmentinstabilitäten<br />

und Narbenbildung im Spinalkanal, zu vermeiden. Die<br />

bisherigen klinischen Studien zeigen, dass zumindest mit der<br />

Fusion vergleichbare Ergebnisse erzielt werden können. Zu<br />

hoffen bleibt, dass der erst auf lange Sicht einsetzende Effekt<br />

einer Schonung der angrenzenden Segmente durch Erhalt der<br />

Beweglichkeit des operierten Segmentes durch Langzeitstudien<br />

bestätigt werden kann.<br />

Entscheidend bei der Bandscheibenendoprothetik ist jedoch –<br />

wie bei allen anderen operativen und konservativen Therapieverfahren<br />

des chronischen Rückenschmerzes –, dass gemeinsam<br />

von Arzt und Patient eine sorgfältige Auswahl des<br />

geeigneten Therapieverfahrens vorgenommen wird.<br />

OA PD Dr. med. Wolfram Käfer<br />

OA PD Dr. med. Balkan Cakir<br />

Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU<br />

Oberer Eselsberg 45<br />

89081 Ulm<br />

www.uniklinik-ulm.de<br />

orthinform 1/2007<br />

21


Im Fokus<br />

Skoliose<br />

Deformität der Wirbelsäule<br />

Die Skoliose (griechisch: skolios = krumm) ist eines der am längsten bekannten<br />

orthopädischen Leiden. Es handelt sich hierbei um eine dreidimensionale Deformität<br />

mit einer Seitverbiegung und Rotation der Wirbelsäule bei gleichzeitiger<br />

Verdrehung der Wirbelkörper. Laut Fachliteratur sind zwischen 0,2 und 16 %<br />

der Bevölkerung betroffen. Diese große Spannbreite ist wohl auf die unterschiedlichen<br />

Definitionen der Skoliose zurückzuführen. In Europa geht man von<br />

einer Skoliosehäufigkeit von 2 bis 4 % bei der Bevölkerung aus.<br />

Skoliosen unterscheidet<br />

man nach ihren<br />

Entstehungsursachen:<br />

Idiopathische Skoliosen: Etwa 85 %<br />

der Skoliosen werden als idiopatisch bezeichnet,<br />

das heißt die Ursache ist unbekannt.<br />

Offensichtlich liegt jedoch ein<br />

Missverhältnis zwischen dem Wachstum<br />

der vorderen und der hinteren Wirbelanteile<br />

vor, was zu Zeiten starken Wirbelsäulenwachstums<br />

zu einer Zunahme der<br />

Skoliose führen kann. Dementsprechend<br />

wird die idiopathische Skoliose auch als<br />

Wachstumsdeformität bezeichnet. Mädchen<br />

sind viermal so häufig betroffen<br />

wie Jungen.<br />

Kongenitale Skoliosen: Diese Skoliosen<br />

können bei Fehlbildungen einzelner<br />

Wirbelkörper oder ganzer Wirbelsäulenabschnitte<br />

auftreten.<br />

Neuropatische und myopatische<br />

Skoliosen: Hierbei führen Grunderkrankungen<br />

des Nerven- oder Muskelsystems<br />

zum Auftreten einer Skoliose.<br />

22 1/2007 orthinform<br />

Darüber hinaus gibt es noch eine ganze<br />

Reihe von weiteren Ursachen die zum<br />

Auftreten einer Skoliose führen können,<br />

zum Beispiel Systemerkrankungen (Erkrankungen,<br />

die sich auf ein gesamtes Organsystem<br />

wie das zentrale Nervensystem<br />

oder sogar den gesamten Körper<br />

auswirken) oder auch radiogene (durch<br />

Einwirkung radioaktiver Strahlung), posttraumatische<br />

(Reaktion nach einem erlebten<br />

Trauma), entzündliche oder tumorbedingte<br />

Gründe.<br />

Die meisten Skoliosen werden im Kindes-<br />

und Jugendlichenalter durch Zufall<br />

festgestellt. Die Patienten sind in der Regel<br />

ohne Beschwerden. Besteht bei einem<br />

Kind oder Jugendlichem beim Vorne-<br />

Überbeugen (sogenannter „Vorneigetest“)<br />

eine Auffälligkeit des Rumpfes, sollte man<br />

sich bei einem in der Diagnostik und Therapie<br />

der Skoliose geschulten Orthopäden<br />

vorstellen. Da eine Skoliose, wie oben beschrieben,<br />

eine erhebliche Krümmungszunahme<br />

während des Wachstums entwickeln<br />

kann, sind die frühe Sicherung<br />

der Diagnose und die regelmäßige Verlaufkontrolle<br />

für die Prognose wichtig.<br />

Der Vorneigetest: Ist eine Rückenhälfte deutlich<br />

gewölbt und die andere erscheint flach,<br />

besteht der Verdacht auf eine Skoliose.<br />

Trägt man regelmäßig ein Korsett, sollte die<br />

Skoliose korrigiert oder zumindest in ihrer<br />

Entwicklung gebremst werden.<br />

Die Behandlung der Skoliose ist sehr<br />

komplex, da jede Skoliose eine individuelle<br />

und damit einzigartige Krümmung<br />

ist. Krankengymnastische Maßnahmen<br />

sind wichtiger Bestandteil der Behandlung.<br />

Bei Skoliosen bis zu 20 Grad werden<br />

sie in der Regel als einzige Maßnahme<br />

empfohlen.<br />

Sollte die Skoliose größer als 20 Grad<br />

sein und der Patient sein körperliches<br />

Wachstum noch nicht abgeschlossen haben,<br />

ist eine Korsettbehandlung zur Korrektur<br />

oder zumindest zur Verhinderung<br />

beziehungsweise Verzögerung einer Zunahme<br />

der Krümmung sinnvoll. Das Korsett<br />

sollte nach einer Eingewöhnungsphase<br />

23 Stunden am Tag, also auch<br />

nachts, getragen werden. Begleitend<br />

dazu sollten krankengymnastische Übungen<br />

durchgeführt werden. Nachdem der<br />

Patient körperlich weitgehend ausgewachsen<br />

ist, wird das Korsett üblicherweise<br />

wieder schrittweise abtrainiert.<br />

Bei Skoliosen ab einer Krümmung von<br />

Bei einer stark ausgeprägten Skoliose ist eine<br />

Operation sinnvoll. Dabei richtet man die<br />

Wirbelsäule mit Hilfe von implantierten<br />

Metallstäben bis zu einem gewissen Grad auf.<br />

50 bis 55 Grad ist eine Operation sinnvoll.<br />

Es gibt Techniken, bei denen von<br />

seitlich vorne (ventral) oder von hinten<br />

(dorsal) operiert wird. Diese können isoliert<br />

oder kombiniert eingesetzt werden.<br />

Um eine Korrektur der Krümmung zu<br />

erreichen, werden Implantate eingebracht.<br />

Welche Operationstechniken bei<br />

Im Fokus<br />

welcher Skoliose angebracht und sinnvoll<br />

sind, wird auch heute noch auf orthopädischen<br />

Fachtagungen diskutiert.<br />

So kann es durchaus sein, dass ein Patient<br />

bei Vorstellung in mehreren Kliniken<br />

verschiedene operative Behandlungsmöglichkeiten<br />

vorgeschlagen<br />

bekommt.<br />

Unser Team praktiziert sowohl die konservative<br />

(nicht-operative) als auch die<br />

operative Therapie von Skoliosen. Die Kooperation<br />

mit einer orthopädischen Werkstatt<br />

bietet den Vorteil direkter Wege und<br />

damit die Möglichkeit der unmittelbaren<br />

Problemlösung. In Bezug auf die Operationsverfahren<br />

bei Skoliose-Patienen werden<br />

hier, abhängig von der Krümmungsform,<br />

ventrale (vordere/seitliche)<br />

und/oder dorsale (hintere) Operationstechniken<br />

durchgeführt. Die Wahl der<br />

Operationstechnik ist dabei maßgeblich<br />

abhängig von der Krümmungsform, aber<br />

auch von der kosmetischen Deformität.<br />

Unter dieser kosmetischen Deformität<br />

leiden nicht wenige Patienten – sie fühlen<br />

sich durch die Skoliose entstellt. Es<br />

ist darum sehr wichtig, diese psychische<br />

Komponente zu berücksichtigen. Denn<br />

die Motivation zur therapeutischen Mitarbeit<br />

ist für den Behandlungserfolg, der<br />

wiederum das Selbstbewusstsein stärkt,<br />

notwendig. Hier spielen neben Familie,<br />

Freunden, Ärzten, Orthopädietechnikern<br />

und Krankengymnasten auch Selbsthilfegruppen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Constantin Klöckner<br />

Orthopäde/Orthopädischer Chirurg<br />

Hohlstr. 192<br />

CH – 8004 Zürich<br />

info@spine-in-balance.com<br />

orthinform 1/2007<br />

23


Im Fokus<br />

Beim Morbus Scheuermann oder<br />

auch bei der Scheuermann-Krankheit<br />

(Adoleszentenkyphose, juvenile<br />

Kyphose), handelt es sich um eine<br />

Wachstumsstörung der jugendlichen<br />

Wirbelsäule mit vermehrter Rundrückenbildung<br />

im Bereich der Brustwirbelsäule.<br />

Im Volksmund wird die Erkrankung<br />

auch „Schneider-Buckel“ oder „Lehrlings-Buckel<br />

“ genannt. Die Wachstumsstörung<br />

beginnt an den noch knorpeligen<br />

Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper.<br />

Der Wirbelköper (Corpus vertebrae)<br />

besteht aus einer harten Knochenschicht<br />

(Deckplatte und Grundplatte) und einem<br />

weichen Inneren (Spongiosa). Bei vermehrter<br />

Biegebelastung, zum Beispiel<br />

durch langes gebeugtes Sitzen und bei<br />

gleichzeitig schwacher Rückenmuskulatur<br />

werden die Wirbelkörper an den konkaven<br />

(= nach innen gewölbt) ventralen<br />

(= bauchseitig) Vorderkanten unverhältnismäßig<br />

stark belastet. Dadurch kommt<br />

es zu Schäden an den Knorpel-Knochen-<br />

Verbindungen der Wirbelkörperdeckplatten<br />

und Wirbelkörperkanten. An den<br />

Wirbelkörpern bleibt das Wachstum vorne<br />

allmählich zurück, so dass die Wirbelkörper<br />

sich keilförmig entwickeln können.<br />

Ebenfalls treten oft zerfurchte,<br />

zerklüftete Deckplatten, kleine linsen- bis<br />

erbsengroße Kavernen (krankhafte Hohlräume)<br />

auf. In gravierenden Fällen können<br />

die Deckplatten der Wirbelkörper<br />

einbrechen.<br />

Wirbelsäulenverkrümmung<br />

Durch den Eintritt des Bandscheibengewebes<br />

in die Wirbelkörper (Schmorl´sche<br />

Knötchen) wird der Zwischenwirbelraum<br />

verringert.<br />

Es kommt zu einer stärkeren Belastung<br />

der Wirbelsäule und der kleinen Wirbelgelenke.<br />

Oft besteht noch eine so genannte<br />

Morbus Scheuermann-Skoliose (Seitenausbiegung<br />

der Wirbelsäule). Ist Morbus<br />

Scheuermann stark ausgeprägt, kann die<br />

Erkrankung zu einem verfrühten Verschleiß<br />

der Bandscheiben führen, die im<br />

zweiten und dritten Lebensjahrzehnt eine<br />

Einsteifung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte<br />

hervorrufen können. Um dies<br />

auszugleichen, müssen die anderen Wir-<br />

24 1/2007 orthinform<br />

Morbus<br />

Scheuermann:<br />

Was versteht man darunter?<br />

Abbildung: Pilates für den Rücken, BLV Buchverlag 2006<br />

belsäulenabschnitte eine Überbeweglichkeit<br />

annehmen. Oft entsteht kompensatorisch<br />

im Bereich der Lendenwirbelsäule<br />

ein verstärktes Hohlkreuz (Hyperlordose).<br />

Häufigkeit<br />

Bei der Scheuermann’schen Erkrankung<br />

handelt es sich um eine der häufigsten<br />

Wirbelsäulenerkrankungen. Benannt<br />

wurde die Erkrankung nach dem<br />

„Erstbeschreiber“ Holger Werfel Scheuermann,<br />

einem dänischen Orthopäden<br />

und Röntgenarzt. Männliche Jugendliche<br />

sind 4 bis 5 mal häufiger betroffen<br />

als weibliche. Während des pubertären<br />

Wachstumsschubes zwischen dem 11.<br />

und 15. Lebensjahr bei Mädchen und<br />

dem 12. und 17. Lebensjahr bei Jungen<br />

ist die Wirbelsäule besonders anfällig<br />

für Fehlentwicklungen.<br />

Entstehung<br />

Sowohl endogene (= angeborene) Ursachen,<br />

Stoffwechselstörungen aber auch<br />

starke mechanische Beanspruchungen<br />

können Morbus Scheuermann hervorrufen.<br />

Eine große Rolle spielt die schwache<br />

Muskulatur bei den Kindern. Bei heute<br />

nur noch geringen sportlichen Belastungen<br />

in Kindergarten, Schule und Ausbildung<br />

kann sich keine ausreichende Rükkenmuskulatur<br />

bilden. Selbst die<br />

Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen<br />

findet zunehmend im Sitzen<br />

statt, seit der PC Einzug in das Kinder-<br />

Regelmäßige Bewegung ist für eine angemessene<br />

Ausbildung der Rückenmuskulatur sehr<br />

wichtig.<br />

und Jugendzimmer genommen hat. Die<br />

zur Stabilisierung der Wirbelsäule notwendige<br />

Muskulatur kann nicht ausreichend<br />

aufgebaut werden. Der M. Scheuermann<br />

wird dadurch während der<br />

Wachstumszeit noch verstärkt.<br />

Diagnose<br />

Die Diagnose wird zunächst durch den<br />

typischen klinischen Befund gegeben. Der<br />

dazu passende Röntgenbefund, aufgenommen<br />

von der Seite, mögliche Rückenschmerzen<br />

und das entsprechende Alter<br />

bestätigen die Diagnose, wobei im Wachstumsalter<br />

die Beschwerden bei den Kindern<br />

und Jugendlichen häufig nur gering<br />

oder gar nicht vorhanden sind. Nicht selten<br />

wird Morbus Scheuermann zufällig<br />

festgestellt. Auffällig sind bei der Untersuchung<br />

die schwache Rückenmuskulatur,<br />

gelegentlich eine Seitausbiegung der Wirbelsäule<br />

sowie eine vermehrte Rundrükkenbildung.<br />

Für eine sorgfältige Diagnose bei<br />

Scheuermannscher Krankheit ist eine<br />

sagittale (seitliche) Ganzwirbelsäulenaufnahme<br />

erforderlich.<br />

Therapie<br />

Erst spät im Erwachsenenalter treten<br />

Symptome wie Rückenschmerzen auf.<br />

Abhängig von der vermehrten Rundrükkenbildung<br />

und verstärkten Hohlkreuzbildung<br />

kommt es zu starken lokalen<br />

Beschwerden im Bereich der verspannten<br />

Rückenmuskulatur, der Bänder und<br />

Gelenke, die auch zeitweilig in Arme<br />

und Beine ausstrahlen können. Die Ursache<br />

dieser Erkrankung ist jedoch immer<br />

im Jugendalter zu suchen.<br />

An erster Stelle ist sowohl im Kinderund<br />

Jugendalter als auch im Erwachsenenalter<br />

die Vermeidung von Fehlbelastungen<br />

(zum Beispiel stundenlanges gebeugtes<br />

Sitzen) zu nennen. Nicht jede<br />

Sportart ist für Scheuermann-Patienten<br />

geeignet. Sportarten, bei denen die Wirbelsäule<br />

erheblichen Kompressions-Belastungen<br />

und Torsions-Belastungen<br />

(Verdrehung um die eigene Längenachse)<br />

durch Stöße, Sprünge, Schläge, Stür-<br />

Im Fokus<br />

ze und Ähnliches ausgesetzt ist wie<br />

Kampfsport, Hallen-Ballsport, Geräteund<br />

Bodenturnen, Radfahren in Rennradhaltung,<br />

Laufsportarten auf harten<br />

Böden) können die Beschwerden verstärken.<br />

Geeignet sind zum Beispiel<br />

Kraftsport (ohne stemmende und drükkende<br />

Belastungen), Schwimmen, Gymnastik<br />

und Walking.<br />

Therapeutisches Ziel ist die Reklination,<br />

das heißt Aufrichtung und Strekkung,<br />

Dehnung verkürzter und in den<br />

Rund-rücken hineinziehender Strukturen<br />

und Muskelketten, die Kräftigung<br />

der Muskulatur und das Trainieren einer<br />

aufrechteren Haltung. Eine sehr wirksame<br />

physiotherapeutische Methode zur<br />

Selbstaufrichtung der Brustwirbelsäule<br />

ist die atemtherapeutische Krankengymnastik<br />

nach Katharina Schroth. Ist eine<br />

Selbstaufrichtung nicht mehr möglich,<br />

kann ein aufrichtendes Korsett Erfolg<br />

bringen.<br />

Operative Eingriffe sind nur sehr selten<br />

notwendig.<br />

Mit Abschluss des Wachstums kommt<br />

die Erkrankung zum Stillstand: Sie ist<br />

selbstlimitierend. Die eingetretenen<br />

Schäden an den Knorpeln und Wirbelkörpern<br />

bleiben für den Rest des Lebens<br />

bestehen. Verfrühte Verschleißveränderungen<br />

der Wirbelsäule, Blockaden der<br />

Brustwirbel und eine Zunahme der<br />

Bruswirbelsäulen-Kyphose (Buckel)<br />

können Spätfolgen von M. Scheuermann<br />

im Erwachsenenalter sein. Man<br />

spricht dann nicht mehr von Morbus<br />

Scheuermann, sondern vom „Zustand<br />

nach Morbus Scheuermann“ oder vom<br />

„Post-Scheuermann-Syndrom“.<br />

Eine Änderung der Wirbelsäulenverkrümmung<br />

ist dann nicht mehr möglich.<br />

Aber die muskuläre Stabilisation kann<br />

durch intensive krankengymnastische<br />

Behandlung verbessert werden. Zusätzlich<br />

können die Muskulatur gestärkt<br />

und Verkürzungen gedehnt werden.<br />

Dr. med. Uwe Heldmaier<br />

Facharzt für Orthopädie<br />

Spezielle orthopädische Chirurgie<br />

Sortmedizin und Chirotherapie<br />

Karlstr. 6<br />

72072 Tübingen<br />

orthinform 1/2007<br />

25


Im Fokus<br />

26 1/2007 orthinform<br />

Redaktion<br />

Sie können sich online über die<br />

OrthoFit-Kampagne informieren:<br />

unter www.aktion-orthofit.de.<br />

Dort können Sie auch nach Ärzten<br />

suchen, die sich an der OrthoFit-<br />

Kampagne beteiligen.<br />

Im Fokus<br />

orthinform 1/2007<br />

27


Im Fokus<br />

Eine falsche Sitzhaltung über einen längeren Zeitraum kann Verspannungen der Halswirbelsäulenmuskulatur<br />

auslösen.<br />

Eine falsche Sitzhaltung am Arbeitsplatz, aber auch im<br />

Auto kann über einen längeren Zeitraum Kopfschmerzen<br />

verstärken oder gar auslösen. Ist die Tastatur dauerhaft zu<br />

hoch und der Stuhl zu niedrig, sind die Schmerzattacken häufig<br />

vorprogrammiert: Die Betroffenen sitzen in gekrümmter<br />

Haltung, die zu einer Überstreckung der Halswirbelsäule und<br />

zu einem vorgeschobenen Kopf führt. Wird diese Position<br />

über längere Zeit beibehalten oder immer wieder eingenommen,<br />

kann das nach längerer Zeit zu einer Verspannung der<br />

Halswirbelsäulenmuskulatur führen (Bild 1).<br />

Viele von uns haben diese Verspannung schon als unangenehmes<br />

Ziehen der Nackenmuskulatur gespürt, die an der Basis<br />

des Hinterkopfes ansetzt. Mit der Zeit stellt sich dann auch<br />

28 1/2007 orthinform<br />

Stress, Entzündungen,<br />

Verletzungen, hormonelle<br />

Probleme – die Ursachen<br />

für Kopfschmerzen<br />

sind vielfältig. Was viele<br />

nicht wissen: Auch Probleme<br />

mit der Wirbelsäule<br />

können zu immer<br />

wiederkehrenden, unangenehmenKopfschmerzen<br />

führen. Auslöser<br />

sind oftmals Fehlhaltungen<br />

am Arbeitsplatz.<br />

Vom Rücken<br />

in den Kopf<br />

noch ein dumpfer Kopfschmerz ein, der über den Schädel bis<br />

nach vorne kriecht und sich schließlich im Bereich der Stirn<br />

festsetzt. Der Schmerz ist meistens einseitig, kommt aber<br />

auch beidseitig vor.<br />

Kontakt von Rückenmark und Hirn<br />

Eine Erklärung des Zusammenhangs von Halswirbelsäule<br />

und vielen Kopf- aber auch Gesichtsschmerzbildern liefern<br />

die neuesten Erkenntnisse der Neurophysiologen und der<br />

Anatomie: Im Bereich der oberen Halswirbelsäule im Rükkenmark<br />

haben Forscher zahlreiche Verbindungen zu Hirnnervenkernen<br />

und den sensiblen Versorgungsgebieten der<br />

Nervenäste des Trigeminus (fünfter Hirnnerv) ausgemacht.<br />

Ihre Aufgabe ist es, das Gesicht und den Schädel zu versorgen.<br />

Darüber hinaus gibt es weitere Nervenkontakte, die die<br />

Bewegung der Kaumuskulatur unterstützen. Zudem folgen<br />

Nervenäste und Anteile des vegetativen Nervensystems verschiedenen<br />

Blutgefäßen, die über das Hinterhauptsloch bis in<br />

den Schädel reichen.<br />

Diese Verbindungen sind der Grund, weshalb Störungen aus<br />

dem Bereich der oberen Halswirbelsäule Schmerzen im Bereich<br />

des Kopfes und des Gesichtsschädels auslösen können.<br />

Sie rufen auch die häufig auftretenden Begleiterscheinungen<br />

wie Schwindel, Ohrgeräusche oder Übelkeit hervor. Sogar Phänomene<br />

wie Sehstörungen, die den Patienten erfolglos zum<br />

Augenarzt treiben, lassen sich daraus ableiten. Trotzdem wird<br />

die Herkunft dieser Störungseinflüsse der oberen Halswirbelsäule<br />

oft nicht festgestellt. Blockierungen mit Verspannung der<br />

Muskeln oder gar die Instabilität der oberen Halswirbelsäulensegmente<br />

werden nicht erkannt und entsprechend behandelt.<br />

Stattdessen wird ersatzweise von „Schmerzsyndromen“ gesprochen.<br />

Denn immer noch messen viele Ärzte dem Einfluss<br />

der Wirbelsäule auf die Entwicklung von Kopfschmerzen wenig<br />

Bedeutung zu. Sie weisen auf die geringe Aussagekraft der<br />

Bild gebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule<br />

hin, die auch bei einer Vielzahl von Erwachsenen<br />

ohne Beschwerden degenerative Veränderungen zeigen. Dem<br />

wird jedoch oft ein zu hoher Stellenwert beigemessen. Stattdessen<br />

fehlt häufig eine klare diagnostische Aussage, die mit<br />

Hilfe einer funktionsorientierten manualmedizinischen Untersuchungstechnik<br />

hätte gestellt werden können.<br />

Bei der Triggerpunktbehandlung drückt der Arzt mit der Hand auf schmerzauslösende<br />

Punkte im Muskel, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen.<br />

Im Fokus<br />

Schmerz durch Triggerpunkte<br />

Das gilt auch für myofasziale Schmerzsyndrome (myofasziale<br />

Schmerzsyndrome betreffen Muskeln und deren bindegewebige<br />

Hüllen einschließlich der Sehnen). Sie sind ebenfalls eine<br />

Ursache für Kopfschmerzen, die häufig nicht diagnostiziert<br />

werden. Durch falsche Körperhaltung, aber auch durch Umgebungseinflüsse<br />

wie feuchte Kälte („Schwitzen nach dem Tennismatch<br />

und danach noch draußen im Freien beim einem<br />

leichten Windzug sitzen ...“) können in der Muskulatur so genannte<br />

„Triggerpunkte“ – etwa im Schulter-Halsbereich – aktiviert<br />

werden. Triggerpunkte sind umschriebene, druckschmerzhafte<br />

Verhärtungen in Skelettmuskeln, die bestimmte<br />

Schmerz-Übertragungsmuster auslösen. Sie projizieren dann<br />

an teilweise entfernten Körperstellen „Übertragungsschmerzen“,<br />

zum Beispiel im Kopf.<br />

Manuelle Therapie bei Kopfschmerzen<br />

Zur Therapie der haltungsbedingten Kopfschmerzen sollte<br />

man nicht zu Tabletten greifen, sondern die betroffenen Muskeln<br />

gezielt durch Manuelle Therapie behandeln lassen. Zahlreiche<br />

Manualtherapeuten und Osteopathen verstehen es, die<br />

Wirbelsäule in die Behandlung der Kopfschmerzproblematik<br />

mit einzubeziehen.<br />

Am Anfang der Behandlung steht dabei eine funktionsorientierte<br />

manualmedizinische Diagnostik. So bekommt der Arzt<br />

Aufschluss über die funktionelle Störung der Wirbelsäule, insbesondere<br />

der Halswirbelsäule und des Überganges zur Brustwirbelsäule.<br />

Dabei erfasst er sowohl Bewegungseinschränkungen<br />

als auch Hypermobilitäten. Anschließend werden die<br />

durch die Störung aufgetretenen Muskelverspannungen mit<br />

geeigneten Weichteiltechniken behandelt. Dazu gehören zum<br />

Beispiel Griffe zur Lösung von Blockierungen und die manuelle<br />

Beeinflussung der Muskelspannung durch Kompression.<br />

Hierbei wird mit der Hand auf schmerzauslösende Punkte im<br />

Muskel gedrückt, um sie zu entspannen und den Schmerz zu<br />

nehmen (Bild 2).<br />

Entstehen die Beschwerden durch hypermobile Wirbelsäulensegmente,<br />

wendet der Arzt auch Therapien an, die die Wirbelsäule<br />

stabilisieren. So kann er beispielsweise die Muskulatur<br />

in den betroffenen Wirbelsäulenabschnitten mittels<br />

„Gegenhaltertechniken“ trainieren, bei denen der Patient einen<br />

Gegendruck ausübt.<br />

Bei der Behandlung mit manueller Therapie reicht oftmals<br />

schon eine Sitzung aus, um dem Patienten den Schmerz zu<br />

nehmen. Um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen, muss natürlich<br />

zusätzlich die Ursache der Schmerzen, nämlich die falsche<br />

Sitzhaltung, korrigiert werden.<br />

Dr. Norbert Dehoust<br />

Dr. Karl-Sell-Ärzteseminar Neutrauchburg (MWE) e.V.<br />

der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin<br />

Riedstraße 5<br />

88316 Isny<br />

orthinform 1/2007<br />

29


Im Fokus<br />

Der erholsame Schlaf macht uns aktiv<br />

und leistungsfähig. Ein gestörter<br />

Schlaf kann Probleme am Tage<br />

nach sich ziehen, und unbewältigte Tagesprobleme<br />

stören den Schlaf. Deshalb<br />

gilt es, für diesen unlösbaren<br />

Kreislauf das Verhalten bei Tag und<br />

Nacht mit einzubeziehen. Dabei geht<br />

es um sinnvolle Verhaltensänderungen<br />

am Tage und um Verbesserungen des<br />

Umgebungsfeldes (so genannte Verhältnisprävention).<br />

Auf den Schlaf bezogen<br />

gehören hierzu der Schlafraum und die<br />

Beschaffenheit des Bettes.<br />

30 1/2007 orthinform<br />

Die Wirbelsäule soll in den Rückenund<br />

Seitenhaltungen so liegen, wie es<br />

ihrer Form im aufrechten Stehen (fast)<br />

entspricht. Dabei sind alle Knochen der<br />

Wirbelsäule ,,lotrecht“ übereinander<br />

aufgerichtet. Da im Liegen die Kräfteverhältnisse<br />

etwas anders sind, kann dies<br />

nicht ganz genau, jedoch weitgehend erreicht<br />

werden. Untersuchungen zeigen,<br />

dass die richtige Haltung der Wirbelsäule<br />

im Liegen am besten auf einer flexiblen<br />

Unterfederung mit einer darauf abgestimmten<br />

Matratze, auf einem Bettsys-<br />

Nichts ist uns vertrauter als der<br />

Schlaf; und doch ist er uns fern.<br />

Er ist das unbekannte Drittel unseres<br />

Lebens. Wir nehmen den Schlaf<br />

als Teil unseres Tagesablaufs zur<br />

Kenntnis, ohne uns damit zu beschäftigen.<br />

Er wird erst für die<br />

meisten Menschen interessant,<br />

wenn sie „nicht mehr gut schlafen“.<br />

„Das Glück ist eine Frage des<br />

Ausgeschlafenseins“. (C. Schleich)<br />

Richtig liegen –<br />

besser schlafen!<br />

In guten Betten auch nachts immer Haltung bewahren<br />

tem, erreicht wird. Dabei kommt die<br />

Stellung der Wirbelgelenke der Ruhehaltung<br />

beim aufrecht stehenden Menschen<br />

am nächsten. Wird diese Liegehaltung<br />

erreicht, können sich Körper und Geist<br />

im Schlaf optimal regenerieren. Das gilt<br />

natürlich auch für die Bandscheiben. Je<br />

weniger Fehlbelastungen sie im Liegen<br />

erfahren, desto besser können sie die benötigte<br />

Nährflüssigkeit aufnehmen. Und<br />

das gilt bei jeder Liegehaltung, Nacht für<br />

Nacht, Sommer wie Winter, ein Leben<br />

lang. Daher ist ein gut stützendes Bett in<br />

Foto: djd/panthermedia.net<br />

Abbildung: AGR<br />

jedem Alter wichtig für die Erholung und<br />

speziell für die Vorbeugung gegen Rükkenschmerzen.<br />

Wie man sich bettet, so liegt man<br />

Das richtige Bettmaß<br />

Bewegung ist auch im Schlaf sehr<br />

wichtig. Sie unterstützt die Regeneration<br />

der Bandscheiben, fördert die Durchblutung<br />

der Muskulatur und hilft zugleich<br />

zu entschlacken. Ein gesunder Mensch<br />

ändert seine Schlafposition circa 40–60<br />

mal in der Nacht. Und das ist auch gut<br />

so. Für die Bewegungsfreiheit ist allerdings<br />

eine ausreichende Bettgröße erforderlich:<br />

Ein Einzelbett sollte mindestens<br />

100 cm breit sein; die Bettlänge sollte<br />

mindestens 20 cm mehr betragen als die<br />

Körpergröße. Je nach Körpergröße ist<br />

eine Betthöhe von 45 bis 55 cm ideal.<br />

Sie erleichtert das Aufstehen und Hinlegen<br />

(vor allem bei älteren Menschen).<br />

Auch das Bettklima wird dadurch positiv<br />

beeinflusst (Fußbodenkälte/aufsteigende<br />

Warmluft).<br />

Nutzungsdauer<br />

Auch ein Bett unterliegt mechanischer<br />

Abnutzung und Verschleiß, welcher<br />

auch hygienisch bedingt ist. Die Nutzungsdauer<br />

für eine Bettunterfederung<br />

liegt bei etwa 10, in seltenen Ausnahmefällen<br />

bei 20, Jahren (eine regelmäßige<br />

Überprüfung der Funktionsfähigkeit ist<br />

ratsam); die für eine Matratze bei maximal<br />

10 Jahren. Ganz wichtig: Matratzenbezüge<br />

sollten zur Reinigung oder zum<br />

Waschen abnehmbar sein. Auch altersoder<br />

krankheitsbedingte körperliche<br />

Veränderungen erfordern ein neues Bett.<br />

Dies gilt auch bei dem Wunsch nach einem<br />

Mehr an Komfort hinsichtlich der<br />

Bettausstattung (zum Beispiel motorische<br />

Verstellmöglichkeiten).<br />

Ein Bettsystem sollte es schon sein<br />

Unter einem Bettsystem versteht man<br />

ein abgestimmtes Zusammenspiel von<br />

Unterfederung (zum Beispiel Lattenrost)<br />

und Matratze. Diese müssen so aufeinander<br />

abgestimmt sein, dass ein höchstmöglicher<br />

Liegekomfort erreicht werden<br />

kann, das heißt es soll jeden Benutzer in<br />

allen Schlaflagen richtig abstützen und<br />

für ein angenehmes Liegegefühl sorgen.<br />

So bietet auch die (beste) Matratze keinen<br />

ausreichenden Komfort, wenn sie<br />

auf einem starren Einlegerahmen liegt.<br />

Ebenso verliert ein flexibler Einlegerahmen<br />

seine Wirkung, wenn die Matratze<br />

Mulden aufweist.<br />

Individuelle Anpassung des Bettsystems<br />

Das Maß für die ergonomisch richtige<br />

Lage ist die Wirbelsäule. Liegt sie in allen<br />

Schlafhaltungen gemäß ihrer natürlichen,<br />

individuellen Form, kann man<br />

sich wirksam entspannen. Die natürlichenBewegungsabläufe/Lageveränderungen<br />

des Schläfers bedingen ein<br />

Höchstmaß an Flexibilität der Unterfederung.<br />

Sinnvolle Verstellfunktionen<br />

Für die Entlastung der Beine und des<br />

Blutkreislaufs ist eine sogenannte Körperschräglagerung<br />

eine sinnvolle therapeutische<br />

Hilfe. Das Hochlegen der Beine ist<br />

ein oft gehörter ärztlicher Rat. Dabei ist<br />

Im Fokus<br />

darauf zu achten, dass die leicht schräge<br />

Lagerung des Körpers seitens des Rahmens<br />

sanft ansteigend im Schulterbereich<br />

beginnt und die Fersen letztendlich nicht<br />

höher als das Herz liegen!<br />

Der Kurzüberblick über die Anforderungen<br />

an ein Bett:<br />

1. Achten Sie beim Probeliegen auf „leichte“ Kleidung,<br />

das heißt nicht auftragende oder beengende.<br />

2. Nehmen Sie beim Probeliegen verschiedene Liegepositionen<br />

ein (Seiten- und Rückenlage).<br />

3. Probeliegen nur mit Kopfkissen/Nackenstützkissen.<br />

4. Betten und Schuhe probiert man an!<br />

5. Fast so lange wie ein Arbeitstag dauert für einen<br />

gesunden Menschen die tägliche Nutzung des Bettes.<br />

Deshalb sollte uns guter Schlaf sehr viel wert sein und<br />

das beste Bett gerade gut genug!<br />

Das AGR Gütesiegel<br />

Das Gütesiegel „AGR Geprüft & empfohlen“<br />

der Aktion Gesunder Rücken e.V.<br />

schneidet mit dem Gesamturteil „sehr<br />

gut“ ab.<br />

Geprüft und empfohlen werden rükkengerechte<br />

Produkte, eine neutrale Produktprüfung<br />

durch unabhängige medizinisch-therapeutische<br />

Fachleute wird<br />

garantiert. Achten Sie beim Bettenkauf<br />

auf dieses Zeichen!<br />

Weitere Informationen zum rückengerechten<br />

Alltag gibt Ihnen der AGR-Einkaufsleitfaden.<br />

Er ist im Buchhandel für<br />

9,95 € unter der ISBN 978-3-936119-05-3<br />

erhältlich. Oder direkt bei der AGR e.V.,<br />

Postfach 103, 27443 Selsingen,<br />

Tel. 0700/247 11 111, www-agr-ev.de<br />

orthinform 1/2007<br />

31


In der Praxis<br />

Gelenksarthrose – schmerzfrei<br />

mit Hilfe der M4 Therapie ®<br />

(Multimodales Medizinisches MasterManagement)<br />

Unsere Beweglichkeit beruht auf<br />

dem Zusammenspiel der Gelenke<br />

und der dazugehörigen Muskulatur.<br />

Bei der Arthrose, das heißt dem Gelenkverschleiß,<br />

kommt es zu schmerzhaften<br />

Bewegungseinschränkungen. Der<br />

gesunde Gelenkknorpel hat eine glatte<br />

Oberfläche, die bei Bewegung als Gleitfläche<br />

dient.<br />

Die Gelenkflüssigkeit (Synovia) ist<br />

eine gelartige Schmiere. Sie reduziert die<br />

Reibung, wirkt stoßdämpfend und ernährt<br />

den Knorpel. Bei der Arthrose<br />

kommt es zu einer überwiegenden Schädigung<br />

des Knorpels und der Gelenkschmiere.<br />

Der Knorpel wird rau. Dies<br />

führt zu einer dramatischen Erhöhung<br />

der Reibung.<br />

Aus Erfahrung bringen die bisher üblichen<br />

Behandlungen nur kurzfristige<br />

Erfolge.<br />

Das multimodale medizinische Mastermanagement<br />

(M4 Therapie®) hat<br />

sich bei Arthrosebeschwerden als effektivste<br />

Therapie erwiesen:<br />

Verbesserung der Gelenkschmiere und<br />

der Ernährung des Knorpels sowie Erniedrigung<br />

der Gelenkreibung<br />

Verminderung der Knorpelbelastung<br />

und Ausgleich von Fehlbelastung<br />

Stabilisation des Gelenkes<br />

Anregung regenerativer Maßnahmen<br />

1.) Die M4 Therapie zeigt auch bei<br />

fortgeschrittenen Erkrankungen eine rasche<br />

Reduktion der Schmerzen und eine<br />

verbesserte Bewegung des Gelenkes.<br />

Operative Maßnahmen können so hinausgezögert<br />

oder vermieden werden.<br />

Die Verbesserung der Gelenkschmiere<br />

erfolgt durch Einspritzen von Hyaluronsäure<br />

in das Gelenk. Hyaluronsäure<br />

32 1/2007 orthinform<br />

(zum Beispiel Suplasyn®) ist ein natürlicher<br />

Baustein von Knorpel- und Gelenkflüssigkeit.<br />

Die Hyaluronsäure bildet<br />

eine zähe elastische Gelenkschmiere mit<br />

stoßdämpfender Funktion. Die Hyaluronsäuremoleküle<br />

versiegeln als oberste<br />

Schutzschicht die Knorpeloberfläche.<br />

2.) Durch gezielte Ergonomisierung<br />

des Bewegungsablaufes mit orthopädietechnischen<br />

Hilfsmitteln sowie durch<br />

Vermeidung gelenkschädigender Verhaltensweisen<br />

wird die Belastung des betroffenen<br />

Gelenkes reduziert.<br />

3.) Die Stabilisierung des Gelenkes erfolgt<br />

überwiegend durch eine stadienadaptierte<br />

Trainingsbehandlung und Verbesserung<br />

der Gelenkskoordination.<br />

Dies erfolgt durch moderne hochfrequenzvibrationsgesteuerteTrainingsmethoden<br />

(zum Beispiel Power-Plate).<br />

4.) Regenerative Prozesse im Gelenk<br />

werden durch eine Kombination elektrotherapeutischer<br />

und knorpelstimulierender<br />

Maßnahmen (orthopädische Signaltherapie)<br />

angeregt.<br />

Schmerztherapeutisch kommen neben<br />

medikamentösen Maßnahmen, insbesondere<br />

Akupunktur-Behandlungen, Thermo-Therapien<br />

oder auch Nervenstimulations-Behandlungen<br />

zum Einsatz.<br />

Durch dieses moderne Behandlungskonzept<br />

des multimodalen medizinischen<br />

Mastermanagements werden Arthroseschmerzen<br />

reduziert oder beseitigt,<br />

die Reibung im Gelenk erniedrigt und die<br />

Gelenkschmiere verbessert. Eine weiche,<br />

harmonische Bewegung im Gelenk wird<br />

dadurch möglich und das Bewegungsausmaß<br />

des Gelenkes verbessert.<br />

Dr. Jürgen Fischer<br />

Facharzt für Orthopädie<br />

Facharzt für physikalische und<br />

Rehabilitative Medizin<br />

Orthopädisches Zentrum Darmstadt<br />

Luisenplatz 1<br />

64283 Darmstadt<br />

Ziehende Schmerzen in<br />

der Lendenwirbelsäule?<br />

Hilfe durch Sklerosierungstherapie!<br />

Wenn Sie länger stehen oder<br />

langsam gehen, zum Beispiel<br />

auf einem Empfang oder bei einem<br />

Stadtbummel, verspüren Sie zunehmend<br />

ziehende Schmerzen in der<br />

unteren Lendenwirbelsäule? Dann ist<br />

wohl Ihre Muskulatur im unteren Rükken<br />

geschwächt. Die Sklerosierungstherapie<br />

setzt an den Gelenkkapsel- und<br />

Bandansätzen der unteren Wirbelsäule<br />

einen Reiz, der das Gewebe festigt.<br />

Suchen Sie bei Schmerzen in der Lendenwirbelsäule<br />

nach einer Möglichkeit,<br />

sich rückwärts anzulehnen oder besser<br />

noch sich hinzusetzen, um sich mit dem<br />

Oberkörper weit nach vorn beugen zu<br />

können? Dann leiden Sie an den Folgen<br />

einer „lumbalen Lockerungssymptomatik“,<br />

auch Lockerungskreuzschmerz genannt:<br />

Ihre „Haltemuskulatur“ im Rükken<br />

ist durch einseitige Beanspruchung,<br />

zum Beispiel regelmäßiges langes Sitzen<br />

im Büro ohne sportlichen Ausgleich, geschwächt.<br />

Diese Schwächung führt<br />

dazu, dass Sie im Stand unbewusst das<br />

Becken verstärkt nach vorn kippen, um<br />

sich zu entlasten. Die Folge ist ein Hohlkreuz<br />

in der Lendenwirbelsäule (Hyperlordose)<br />

mit darauffolgendem zunehmendem<br />

Druck in den kleinen<br />

Wirbelgelenken und den hinteren Bandscheibenbereichen.<br />

Beugt man den<br />

Rumpf so weit wie möglich nach vorn,<br />

entlastet man die Lendenwirbelsäule<br />

und kann den Schmerz – zumindest<br />

kurzzeitig – lindern.<br />

Eine sinnvolle Unterstützung zu regelmäßiger<br />

körperlicher Betätigung für den<br />

Muskelaufbau ist die Sklerosierungsoder<br />

Profliferationstherapie: Durch das<br />

Injizieren einer „hypertonen“ Lösung<br />

(Gemisch aus 40 %-iger Zuckerlösung<br />

und einem lokalen Betäubungsmittel)<br />

wird an den Gelenkkapsel- und Bandansätzen<br />

der unteren Wirbelsäule ein Reiz<br />

gesetzt, der dann zu einer „Verfestigung“<br />

des Gewebes führt. Insgesamt<br />

wird diese „Sklerosierungstherapie“<br />

zwei mal pro Woche insgesamt 2 bis 3<br />

Wochen durchgeführt. Danach lässt sich<br />

bereits eine Besserung der quälenden<br />

Beschwerden nachweisen.<br />

Diese Therapie hat sich als erfolgreiches<br />

und verlässliches Verfahren herausgestellt,<br />

ist aber keinesfalls ein Ersatz für<br />

eine muskuläre Kräftigungstherapie, sondern<br />

eine Unterstützung!<br />

Bei Lockerungskreuzschmerzen eignen<br />

sich zur Kräftigung der Muskulatur<br />

zum Beispiel Rückenschwimmen, Langlauf<br />

oder Radfahren. Lassen Sie sich<br />

hierzu von Ihrem Orthopäden beraten.<br />

Dr. med. Hans Dieter Matthiessen<br />

Facharzt für Orthopädie Rheumatologie<br />

Kinderorthopädie Chirotherapie<br />

Sportmedizin<br />

Möllenhoffstr. 4<br />

44287 Dortmund<br />

orthinform 1/2007<br />

IGel-Serie (9)<br />

Sklerosierungstherapie<br />

IGeL-Leistung steht für Individuelle<br />

Gesundheitsleistung. Damit sind<br />

jene Leistungen des Arztes gemeint,<br />

die die gesetzlichen Krankenkassen<br />

(GKV) nicht übernehmen. Wenn ein<br />

Patient eine IGeL-Leistung in Anspruch<br />

nehmen möchte, muss er<br />

diese aus eigener Tasche bezahlen.<br />

Welche medizinischen Untersuchungs-<br />

und Behandlungsmethoden<br />

in das Leistungsspektrum der GKV<br />

aufgenommen werden und welche<br />

nicht, darüber entscheidet der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss. Dieser<br />

Ausschuss setzt sich aus GKV-<br />

Vertretern und Ärzten zusammen.<br />

Auch Patientenvertreter wirken im<br />

Bundesausschuss mit, haben allerdings<br />

kein Stimmrecht.<br />

Der Leistungskatalog der gesetzlichen<br />

Krankenkassen wird im Sozialgesetzbuch<br />

V definiert und umfasst<br />

Leistungen, die definiert sind als:<br />

· ausreichend,<br />

· zweckmäßig,<br />

· wirtschaftlich,<br />

· das Maß des medizinisch<br />

Notwendigen nicht überschreitend.<br />

IGeL sind solche Arztleistungen, die<br />

der Gemeinsame Bundesausschuss<br />

bisher nicht bewertet oder noch<br />

nicht in den Katalog der GKV aufgenommen<br />

hat. Häufig handelt es sich<br />

um Vorsorge-Untersuchungen und<br />

Gesundheits-Check-ups. Oft gibt es<br />

noch keine langfristigen medizinischen<br />

Studien, die ihre Wirksamkeit<br />

zweifelsfrei belegt haben. Nichtsdestotrotz<br />

sind IGeL medizinisch anerkannte<br />

Leistungen.<br />

Fragen Sie Ihren Arzt danach – er<br />

wird Ihnen alles ausführlich erklären.<br />

33


Die elektronische<br />

Gesundheitskarte<br />

kommt!<br />

Fotos: Kartengrafik: gematik GmbH<br />

Gesundheit aktuell<br />

Im Dezember 2006 sind die ersten „richtigen“ Testreihen unter Verwendung von Echtdaten (Daten<br />

des Versicherten wie Name, Anschrift, Zuzahlungsstufe) in Deutschland angelaufen. Teil nehmen<br />

die Testregionen Flensburg in Schleswig-Holstein und Löbau-Zittau in Sachsen, insgesamt<br />

sollen rund 20.000 Karten in Umlauf sein. Im Juni 2007 starteten die nächsten Feldversuche,<br />

die die Funktion des elektronischen Rezeptes (eRezept) prüfen sollen.<br />

2004 wurde die flächendeckende Einführung der elektronischen<br />

Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland beschlossen. Eigentlich<br />

sollte die Einführung 2006 stattfinden. Doch die Verzögerungen<br />

nahmen kein Ende. Weil sich die Beteiligten nicht<br />

einigen konnten? Oder weil die Politik von Anfang an die Weichen<br />

falsch gestellt hat? Jedenfalls wurde die bundesweite Einführung<br />

bis auf Weiteres auf 2008 verschoben. Dann sollen alle<br />

rund 82 Millionen Bürger in Deutschland mit der eGK ausgerüstet<br />

werden. 125.000 niedergelassene Ärzte, 2.000 Kliniken,<br />

22.000 Apotheken und 300 Krankenkassen werden damit in<br />

das größte IT-Projekt im Gesundheitswesen eingebunden.<br />

Auf der elektronischen Gesundheitskarte sind Geburtsdatum,<br />

Name, Anschrift, Lichtbild, Name und ID der Krankenkasse,<br />

Status (Mitglied, Familienversicherter oder Rentner), Zuzahlungsstufe<br />

und Krankenversichertennummer zu finden. Die<br />

Pflicht zum Lichtbild soll Missbrauch durch „Verleihen“ an<br />

Nichtversicherte entgegen wirken.<br />

Auf der Karte befindet sich außerdem als Sichtausweis auf<br />

der Rückseite die Berechtigung zur Behandlung im europäischen<br />

Ausland. Die neue Karte soll etwa 250 mal so viel Speicherkapazität<br />

haben soll wie die bisherige Krankenversichertenkarte<br />

(KVK). Die genaue Speicherkapazität der eGK ist<br />

noch nicht festgelegt, momentan laufen Tests, die Funktionen<br />

und Zusammenspiel von Lesegeräten, Karten und Chips prüfen.<br />

Auch ist noch nicht entschieden, ob die Daten letztendlich<br />

auf der Karte selbst, auf einem Server oder auf mehreren<br />

verteilten Servern gespeichert werden.<br />

Die elektronische Gesundheitskarte soll den Patienten „von<br />

der Wiege bis zur Bahre“ begleiten. Die Bundesregierung verspricht<br />

sich davon hohe Einsparungen, unter anderem wird<br />

eine mehrfache Kartenneuausgabe an Versicherte wegen Datenänderungen<br />

wie Umzug oder Heirat wegfallen. Durch die<br />

kontinuierliche Datenspeicherung sollen die Krankengeschichte<br />

des Patienten für den Arzt transparenter und damit<br />

unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. 4 Stufen<br />

sind zur Speicherung auf der Karte vorgesehen, Stufe 1 und 2<br />

sind vom Gesetz vorgegeben, Stufe 3 und 4 freiwillig:<br />

1. Stufe: Versichertendaten und europäische<br />

Krankenversicherungskarte<br />

2. Stufe: Elektronisches Rezept<br />

3. Stufe: Notfalldatensatz und Arzneimitteldokumentation<br />

4. Stufe: Patientenquittung, Patientenakte, Arztbrief<br />

Die elektronische Gesundheitskarte ist seit der Planungsphase<br />

umstritten.<br />

Zum Beispiel bezweifeln Experten, dass die Karte tatsächlich<br />

die von der Bundesregierung schon fürs erste Jahr nach<br />

der Einführung angegebenen Einsparungen von 150 Millionen<br />

Euro leisten kann. Auch die angegebenen 1,4 Milliarden Einführungskosten<br />

halten Experten für viel zu gering. Auch zahlreiche<br />

Datenschützer stehen der elektronischen Gesundheitskarte<br />

kritisch gegenüber.<br />

„Weder die unkalkulierbare Kostenentwicklung noch die<br />

fehlende Datensicherheit erlauben es den Ärzten, ruhigen Gewissens<br />

an der Einführung dieser Form einer elektronischen<br />

Gesundheitskarte teilzunehmen", kritisierte zum Beispiel der<br />

Chef des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands,<br />

Dr. Klaus Bittmann.<br />

orthinform 1/2007<br />

35


Gesundheit aktuell<br />

Für die meisten Versicherten gibt es zunächst<br />

keine spürbaren Änderungen.<br />

Ausgeweitet werden die Leistungen bei<br />

Impfungen, Eltern- Kind-Kuren, Reha-<br />

Behandlungen für alte Menschen und<br />

bei der Betreuung Schwerstkranker und<br />

Sterbender in den eigenen vier Wänden.<br />

Zudem können Kassen neue Wahltarife<br />

anbieten – etwa Tarife mit<br />

Selbstbehalt oder solche, in deren Rahmen<br />

auch homöopathische Arzneimittel<br />

bezahlt werden. Wer Vorsorgeuntersuchungen<br />

versäumt und später schwer<br />

krank wird, muss mehr zuzahlen. Komplikationen<br />

nach Piercings werden nicht<br />

mehr bezahlt. Kliniken werden für ambulante<br />

Behandlungen geöffnet.<br />

Gesundheitsreform:<br />

Änderungen für gesetzlich Versicherte<br />

Steigen die Beitragssätze der<br />

gesetzlichen Krankenkassen?<br />

Zu Jahresbeginn stiegen die Sätze im Schnitt um etwa 0,6<br />

Punkte. Die Kassen begründeten dies unter anderem mit der<br />

Gesundheitsreform – was das Ministerium zurückwies. Wenn<br />

2009 der Gesundheitsfonds startet, gilt bundesweit ein einheitlicher<br />

Beitragssatz, den der Bund festlegt. Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer zahlen ein, Kassen erhalten für jeden Versicherten<br />

einen einheitlichen Betrag. Kassen mit vielen Kranken bekommen<br />

zudem Geld von anderen Kassen. Reicht einer Kasse<br />

das Geld nicht, kann sie einen begrenzten Zusatzbeitrag von<br />

ihren Versicherten fordern.<br />

Was ändert sich für Privatversicherte?<br />

Zunächst nichts. Vom 1. Januar 2009 an müssen die Privatkassen<br />

einen Basistarif anbieten, der im Leistungsumfang der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) entspricht. Der Zugang<br />

ist beschränkt. Ehemals Privatversicherte ohne Schutz muss die<br />

PKV bereits vom 1. Juli 2007 an aufnehmen – ohne Gesundheitsprüfung<br />

und Risikozuschläge. Weil der Basistarif nach Ansicht<br />

der Privatkassen nicht Kosten deckend ist, warnen diese<br />

vor Beitragserhöhungen für Bestandskunden. Für Gutverdiener<br />

wird ein Wechsel aus der GKV in die PKV erschwert.<br />

36 1/2007 orthinform<br />

Weitere zentrale Punkte:<br />

Versicherungspflicht:<br />

Von 2009 an gilt eine Pflicht zur Versicherung:<br />

Die rund 200 000 bis 300 000 Nichtversicherten müssen also<br />

Mitglied einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse werden.<br />

Apotheken/Medikamente:<br />

Der Rabatt, den Apotheker den Kassen pro Medikament gewähren<br />

müssen, steigt von 2,00 Euro auf 2,30 Euro. Vor der Verordnung<br />

teurer Medikamente muss ein zweiter Arzt befragt werden.<br />

Ärzte:<br />

2011 kommt eine neue Vergütung mit festen Euro-Preisen.<br />

Ärzte in „unterversorgten“ Gebieten bekommen schon vorher<br />

Zuschläge.<br />

Krankenkassen:<br />

Kassenfusionen werden erleichtert. Bis Ende 2008 müssen<br />

sämtliche gesetzlichen Kassen entschuldet sein.<br />

Einsparungen und Kosten:<br />

Das Einsparvolumen liegt 2007 bei 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro.<br />

Der Bundeszuschuss für die gesetzlichen Kassen steigt in den<br />

kommenden Jahren schrittweise auf 14 Milliarden Euro.<br />

Quelle: journalmed<br />

Foto: pixelquelle


Medizintechnologien, die Zukunft haben, sind aus Sicht<br />

der Experten die Mikrosystemtechnik/Micromachines<br />

(minimal-invasive Methoden, zum Beispiel Kapselendoskop<br />

oder steuerbare Katheter) sowie Navigations- und<br />

Hilfssysteme für chirurgische Instrumente oder in der Pflege.<br />

Die „meist forcierten Forschungsgebiete“ der Medizinprodukteindustrie<br />

sind aus Expertensicht: Orthopädie (vor allem<br />

Wirbelsäulenchirurgie und Biomaterialien), Kardiologie<br />

(vor allem Beschichtungsverfahren von Medizinprodukten<br />

und minimal-invasive Verfahren) und Innere Medizin (vor<br />

allem Endoskopie, Diabetes).<br />

Die internationalen Entwicklungen in der Medizintechnologie<br />

sind unter anderem gekennzeichnet durch fortschreitende<br />

Miniaturisierung, verstärkten Einsatz von IT-Technologien, die<br />

38 1/2007 orthinform<br />

Trends der<br />

Medizin-<br />

technologie<br />

Die Entwicklung der Medizintechnologie ist<br />

mit dem Ende des 20. Jahrhunderts noch<br />

lange nicht beendet. Vielmehr ist damit zu<br />

rechnen, dass der Fortschritt noch rasanter<br />

werden wird. Eine Reihe weiterer hochinnovativer<br />

Technologien ist bereits im Stadium<br />

der klinischen Prüfung oder kurz davor. Man<br />

kann ganz sicher davon ausgehen, dass<br />

auch die Geschichte der nächsten 100 Jahre<br />

eine Geschichte der Erfolge der Medizintechnologien<br />

sein wird.<br />

Entwicklung neuer Biomaterialien mit verbesserter Verträglichkeit<br />

und die Integration biotechnologischer Verfahren. Nur<br />

solche Entwicklungen werden dauerhafte Zukunftschancen<br />

für neue Produkte und somit zusätzliche sichere Arbeitsplätze<br />

bieten, die auch einen messbaren Beitrag zu größerer Leistungsfähigkeit<br />

oder Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

erbringen.<br />

Regenerative Medizin/Tissue Engineering<br />

Darunter verstehen wir die Wiederherstellung oder den Ersatz<br />

von verletzten Körpergeweben und Organen durch natürliche<br />

oder biotechnologische Produkte. Die Regenerative<br />

Medizin bietet Patienten für die Zukunft einen großen potentiellen<br />

Nutzen. Anstelle der Verwendung von künstlichen implantierten<br />

Prothesen erlaubt diese Art von Technologie, zum<br />

Foto: BVMed-Bilderpool (5), Zimmer Germany(1), Pixelquelle (1)<br />

Beispiel den Austausch von verletzter Haut, Knorpeln, Knochen<br />

oder Blutgefäßen mit "biotechnologischem" Gewebeersatz,<br />

der auf einem Gerüst aus Biomaterial erzeugt wurde und<br />

meist aus den eigenen Zellen oder Geweben des Patienten besteht.<br />

Dadurch werden sowohl die Biokompatibilität als auch<br />

die Chancen auf bessere Langzeitprognosen deutlich erhöht.<br />

Zelltherapien<br />

Menschliche Zellen werden künftig Überbringer für Diagnose<br />

und Behandlung sein. Ein Beispiel dieser neuen Art der<br />

Therapie sind T-Lymphozyten, die biotechnologisch verändert<br />

wurden, um zum Beispiel winzige metallische Partikel zur<br />

Stelle eines Tumors zu bringen, wo sie dann magnetisch oder<br />

durch Licht aktiviert werden und so den Tumor zerstören. Solche<br />

Verfahren könnten eine neue Generation der Behandlung<br />

von Krebs oder anderen Krankheiten an mit herkömmlichen<br />

Mitteln schwer zu erreichenden Stellen einläuten.<br />

Nanomedizin<br />

Die Verwendung von Materialien, Werkzeugen, Techniken<br />

und Geräten in der Medizintechnologie in Dimensionen unter<br />

100 Nanometer wird die Medizin revolutionieren. Die Nano-<br />

Biomedizin wird die Diagnostik revolutionieren. Sie<br />

Ermöglicht nicht nur eine weitaus schnellere Entdeckung<br />

von Krankheiten wie Krebs und von physiologischen Abweichungen,<br />

sondern auch die Entwicklung von „intelligenten“<br />

medizinischen Materialien, In-vivo-Überwachung und vielen<br />

weiteren Anwendungen. Nanotechnologie bietet außerdem<br />

die Möglichkeit, minimal-invasive Sensoren zu entwickeln,<br />

die Dutzende oder sogar Hunderte von Analysen bereits im<br />

Körper durchführen können, ohne dass die Inanspruchnahme<br />

eines Labors nötig wird. Dadurch werden Diagnose und Überwachung<br />

beschleunigt. Ein Beispiel sind unter der Haut implantierte<br />

Blutzucker-Überwachungsgeräte.<br />

Minimal-invasive chirurgische Technologien<br />

Minimal-invasive Operationstechniken entwickeln sich mit<br />

rasanter Geschwindigkeit. Vorteile sind die geringere Verletzung<br />

der Patienten während der Behandlung sowie weitaus<br />

kürzere Genesungszeiten. Viele Verfahren, die früher einen<br />

längeren Krankenhausaufenthalt nötig machten, können jetzt<br />

routinemäßig in ambulanten oder Tageskliniken durchgeführt<br />

werden, was die Gesundheitsausgaben stark reduziert.<br />

Hochentwickelte biomedizinische Werkstoffe<br />

Die Entwicklung neuer Materialien für medizinische Anwendungen<br />

geht ununterbrochen weiter. Beispiele für kürzlich<br />

entwickelte Materialien sind Hydrogele, die die Infektionsrate<br />

während einer Katheterisierung erheblich<br />

reduzieren, oder so genannte „Gedächtnislegierungen“<br />

(Memory Alloys), mit deren Hilfe Stents schnell und präzise<br />

gesetzt werden können.<br />

Vernetzung von medizintechnologischen Produkten<br />

und Krankenhaussystemen durch Informationstechnologien<br />

Der effektive Einsatz von IT in der Medizintechnologie wird<br />

immer wichtiger. Das typische moderne Krankenhaus ist ein<br />

unübersichtliches Netz aus medizintechnologischen Produkten<br />

wie Bildgebungssystemen, Scannern, Röntgenapparaten<br />

und Überwachungssystemen in der Intensivmedizin. Durch<br />

die Integration der zahlreichen Technologien und die Möglichkeit,<br />

wichtige Patientendaten innerhalb und zwischen verschiedenen<br />

medizinischen Einrichtungen zu speichern, zu<br />

übertragen und auszutauschen, beginnt der Einsatz von Informationstechnologien<br />

nun, dieses Umfeld in ein tatsächliches<br />

„System“ umzuwandeln.<br />

Telemedizin<br />

Telemedizin ist die ferngesteuerte routinemäßige Überwachung<br />

von Patienten, denen zum Beispiel kardiologische Implantate<br />

eingesetzt wurden. Die Lesegeräte, die die entsprechenden Daten<br />

über Telekommunikations- oder Internetverbindungen übertragen,<br />

wenn sie vom Patienten an dessen Brust gehalten werden,<br />

könnten einige Bereiche der medizinischen Versorgung revolutionieren.<br />

Diese Technologie wird außerdem Ärzten in abgeschiedenen<br />

Gegenden ermöglichen, bequem und in Echtzeit Fachzentren<br />

zu konsultieren.<br />

Joachim M. Schmitt und Manfred Beeres,<br />

Bundesverband Medizintechnologie e.V.<br />

Reinhardtstr. 29 b<br />

10117 Berlin<br />

Tel. (030) 246 255 - 0<br />

info@bvmed.de<br />

orthinform 1/2007<br />

39


Wissenswertes<br />

Der Gedanke an ein neues Hüftgelenk<br />

war mir eigentlich nie gekommen.<br />

Zwar hatte ich hin und wieder<br />

Beschwerden, aber ich bin einige<br />

Male zur Kur gefahren und habe täglich<br />

Gymnastik gemacht. Ab und zu habe<br />

ich von meinem Orthopäden auch eine<br />

Spritze oder Bestrahlungen bekommen;<br />

die verschriebenen Medikamente habe<br />

ich meist nicht genommen. Immer war<br />

ich darum bemüht, meinen Gang aufrecht<br />

und zügig zu halten und die<br />

Schmerzen zu verdrängen.<br />

Nach zehn Jahren allerdings wurden<br />

die Beschwerden so stark, vor allem die<br />

Schmerzen in der Nacht, dass der Zeitpunkt<br />

gekommen war, an dem etwas geschehen<br />

musste. Ich nahm fast täglich<br />

Schmerzmittel. Das musste ein Ende haben.<br />

Im Laufe der Jahre hatte ich mehrere<br />

Orthopäden konsultiert, so dass ich<br />

genau wusste, in welcher Klinik ich<br />

mich operieren lassen wollte.<br />

Dort führte ich mehrere ausführliche<br />

Gespräche mit meiner operierenden Ärztin.<br />

Mein körperlicher Allgemeinzustand<br />

40 1/2007 orthinform<br />

war so gut, dass uns ein zementfrei verankertes<br />

Kunstgelenk gerechtfertigt erschien.<br />

Für mich war es extrem wichtig,<br />

dass ich die Möglichkeit hatte, mit der<br />

Ärztin, die mich operieren würde, ein<br />

vertrauensvolles Verhältnis aufbauen zu<br />

können. Ich wusste genau, wie die Abläufe<br />

sein würden. Zu viele Einzelheiten<br />

und mögliche Risiken wollte ich dennoch<br />

nicht hören. Denn Angst hatte ich doch.<br />

Stärker als meine Angst war der<br />

Wunsch, endlich wieder schmerzfrei leben<br />

zu können. Es ging deshalb kein<br />

Weg mehr vorbei an einem künstlichen<br />

Hüftgelenk. Bis zum Tag meiner Operation<br />

machte ich tägliche Gymnastik, um<br />

nach der OP wieder möglichst schnell fit<br />

zu sein. Zweimal machte ich eine Eigenblutspende.<br />

Der Tag vor der OP<br />

In meine Tasche packe ich leichte<br />

Turnschuhe. In den Schuh der zu operierenden<br />

Seite ziehe ich statt der Schnür-<br />

Ich ha te immer vor, in meinem Ruhestand<br />

den Osten von Berlin auf<br />

dem Fahrrad zu erkunden. Dass das<br />

aufgrund meiner Hüftschmerzen<br />

nicht mehr ging, war ein großer Einschni<br />

t für mich. Mit der künstlichen<br />

Hüfte konnte ich plötzlich wieder radeln.<br />

Aufgrund einer anderen Erkrankung<br />

kann ich das leider nicht mehr.<br />

Aber noch immer beginnen alle meine<br />

Tage mit einer halben Stunde auf<br />

dem Heimtrainer.“<br />

Tagebuch einer<br />

Hüftgelenk-OP<br />

Im Juni 1998 bekam die Berlinerin Barbara<br />

Baer, heute 75 Jahre alt, rechtsseitig ein<br />

neues Hüftgelenk. Ihre Erfahrungen mit<br />

der Operation hat sie aufgeschrieben.<br />

senkel ein Gummiband ein, da ich nach<br />

der OP diesen Schuh zunächst nicht zubinden<br />

kann. Dazu kommen einige T-<br />

Shirts und leichte, weite Hosen, die einfach<br />

anzuziehen sind und in denen ich<br />

meine gymnastischen Übungen machen<br />

kann. Sweatshirt und Jacke für Spaziergänge<br />

kommen auch in die Tasche. Badeanzug,<br />

Bademantel und Badelatschen<br />

packe ich in einen Rucksack. Der ist einfach<br />

zu tragen, wenn ich mit zwei Gehhilfen<br />

zum Bewegungsbad laufen werde.<br />

Ich bin ruhig, voller Vertrauen und<br />

kann mich entspannen. Morgen ist es<br />

soweit.<br />

In der Klinik<br />

Am nächsten Morgen bekomme ich<br />

eine Beruhigungsspritze und werde in<br />

den Operationssaal gebracht. Als ich<br />

wieder zu mir komme, liege ich auf der<br />

Wachstation. Ich werde geröntgt. Die<br />

Zehen am operierten Bein kann ich bewegen.<br />

Ich habe Durst. Ich döse vor<br />

mich hin, nehme nur verschwommen<br />

wahr, was um mich herum vorgeht.<br />

Am nächsten Tag werde ich zum Waschen<br />

auf die nicht-operierte Seite gelegt.<br />

Es tut weh. Danach wird das operierte<br />

Bein auf einen Bewegungsapparat gelegt,<br />

um die Beweglichkeit des Knies zu fördern.<br />

Nachts habe ich Muskelschmerzen<br />

– ich bekomme Schmerzmittel.<br />

Ich bin froh, dass ich noch einen Tag<br />

auf der Wachstation bleiben darf, es ist<br />

so schön ruhig hier.<br />

Am zweiten Tag muss ich aufstehen<br />

und mich an einem Gehwagen festhalte.<br />

Es ist sehr schwierig, in dem operierten<br />

Bein habe ich überhaupt keine Kraft.<br />

Auch ein Verbandswechsel steht mir bevor.<br />

Zwei Schläuche werden gezogen, es<br />

tut sehr weh. Ich komme auf die Station<br />

in mein Zimmer und werde sofort zur Bestrahlung<br />

gefahren. Danach kann ich<br />

mich erholen und liege ruhig – immer<br />

auf dem Rücken – in meinem Bett. Ich<br />

bin sehr erschöpft. Ich hatte mir nicht<br />

ausgemalt, dass ich das operierte Bein<br />

überhaupt nicht anheben kann. Und obgleich<br />

die Therapeutin unendlich behutsam<br />

die Übungen im Bett mit mir macht,<br />

zieht es doch arg in der Leiste. Das ist<br />

auch beim Stehen am Gehwagen der Fall.<br />

Am liebsten möchte ich mich zusammenducken.<br />

Es funktioniert!<br />

Aber schon am vierten Tag bekomme<br />

ich meine Gehhilfen und lerne, mich im<br />

Vier-Punkt-Gang fortzubewegen. Es<br />

funktioniert überraschend gut. Allerdings<br />

tun die Gesäß- und Leistenmuskeln<br />

weh, ich fühle mich wackelig und<br />

ein bisschen benommen und bin froh,<br />

als ich wieder in meinem Bett liege.<br />

Am fünften Tag wasche ich mich im<br />

Bad und nehme die Mahlzeiten am<br />

Tisch ein. Das Sitzen ist noch etwas<br />

schmerzhaft, weil ich das operierte Bein<br />

noch nicht wieder normal abknicken<br />

kann. Es wird auch noch eine Weile<br />

dauern, bis das wieder richtig geht.<br />

Ich mache jeden Tag therapeutische<br />

Bewegungsübungen und genieße sie<br />

sehr. Zeigen sie mir doch, dass ich von<br />

Tag zu Tag beweglicher werde. Ich laufe<br />

im Vier-Punkt-Gang häufig über den<br />

Flur der Station, auch wenn die Muskeln<br />

dabei noch schmerzen. Nachdem die<br />

Meine neue Hüfte und ich<br />

„Ich hatte vor der Operation solche<br />

Schmerzen in der Hüfte, dass ich mir<br />

jeden einzelnen Weg ganz genau<br />

überlegt habe: ‚Muss ich den jetzt<br />

wirklich gehen?’ Das hat mich sehr<br />

eingeschränkt.<br />

Jetzt gehe ich wieder fünfmal pro<br />

Woche schwimmen.“<br />

Dr. Gabriele Koberling,<br />

57 Jahre<br />

„Vor vier Jahren bekam ich zwei<br />

neue Hüftgelenke auf einmal. Am<br />

Anfang hatte ich damit ganz schön<br />

zu kämpfen. Aber ich kann wieder alles<br />

machen, worauf ich Lust habe:<br />

mit meinem Enkel spielen oder im<br />

Garten arbeiten. Das konnte ich vor<br />

der OP nur unter Schmerzen.“<br />

Klaus Julich, 63 Jahre<br />

„Nach der OP genieße ich es so sehr,<br />

ohne dauernde Schmerzen in der<br />

Hüfte durchs Leben zu gehen. Meine<br />

geliebten Spaziergänge sind nun<br />

kein Problem mehr für mich. Und ich<br />

kann sogar wieder tanzen.“<br />

Rita Zeise, 73 Jahre<br />

Wissenswertes<br />

Fäden gezogen sind, kann ich täglich ins<br />

Bewegungsbad gehen. Das tut gut!<br />

Alles wird gut!<br />

Nach drei Wochen in der Klinik gehe<br />

ich noch einmal drei Wochen in die<br />

Reha. Meine Bewegungsfähigkeit hat<br />

sich erheblich verbessert, ich komme<br />

ganz ohne meine Gehhilfen aus.<br />

Schmerzen habe ich überhaupt nicht<br />

mehr, nur ein leichtes Ziehen in der Muskulatur<br />

auf der operierten Seite.<br />

Meine Entscheidung für die Operation<br />

war absolut richtig!<br />

orthinform 1/2007<br />

Barbara Baer, Berlin<br />

Informationsbroschüre<br />

zum Hüftgelenkersatz<br />

Jährlich erhalten allein<br />

in Deutschland 180.000<br />

Menschen ein künstliches<br />

Hüftgelenk. Damit<br />

zählt der Hüftgelenkersatz<br />

zu den häufigsten<br />

und erfolgreichsten<br />

Operationen in deutschen<br />

Kliniken. Die meisten<br />

Patienten, die an<br />

Gelenkbeschwerden<br />

wie Hüftarthrose leiden,<br />

schieben die notwendige Operation aus Angst<br />

oder mangels Information lange vor sich her.<br />

Der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie hat im Rahmen der<br />

Kampagne „Orthopädie bewegt“ die Informationsbroschüre<br />

„Gelenkschmerz stoppen“ zum<br />

Hüftgelenkersatz herausgegeben, um Betroffenen<br />

mit vielen praktischen Ratschlägen ihre<br />

Angst zu nehmen. Die Broschüre enthält wichtige<br />

Informationen über Arthrose, den Hüftgelenkersatz,<br />

die Nachbehandlung und das Leben<br />

mit dem künstlichen Hüftgelenk. Mit vielen<br />

Tipps, wie man sich am besten auf die Operation<br />

vorbereitet, und Empfehlungen, was man<br />

nach der Operation tun und lassen sollte, damit<br />

das Kunstgelenk so lange wie möglich hält.<br />

„Gelenkschmerz stoppen“ kann für fünf Euro<br />

(inkl. Porto und Mehrwertsteuer) bestellt werden<br />

beim:<br />

Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Stichwort „Gelenkschmerz stoppen“<br />

Kantstraße 13, 10623 Berlin<br />

Fon 030.797 444-44<br />

Fax 030.797 444-45<br />

Mail bvou@bvou.net<br />

41


Magazin<br />

Wenn Sie sich zum ersten<br />

Mal auf eine TEMPUR Matratze<br />

legen, wird sich das<br />

Material zunächst relativ<br />

fest anfühlen. Durch Ihre<br />

Körpertemperatur und Ihr<br />

Gewicht wird das Material<br />

jedoch schnell weicher,<br />

passt sich exakt der Form<br />

Ihres Körpers an und vermittelt<br />

Ihnen ein Gefühl von<br />

Schwerelosigkeit.<br />

TEMPUR – gute Grundlage<br />

für schwereloses Träumen<br />

Wie das funktioniert? TEMPUR ist<br />

ein homogenes und zunächst<br />

gleichmäßig festes Material.<br />

Durch ihre druckreduzierenden Eigenschaften<br />

ermöglichen TEMPUR Matratzen<br />

und Kissen dem Körper, in einer natürlichen,<br />

entspannten Lage zu ruhen.<br />

Unter Einfluss von Körperwärme und<br />

Körpergewicht reagiert TEMPUR viskoelastisch,<br />

das heißt, nur an den Kontaktpartien<br />

zur Matratze wird TEMPUR etwas<br />

weicher und gibt zähelastisch nach.<br />

Dadurch wird die Kontaktfläche des<br />

Körpers mit Matratze oder Kissen 60 %<br />

größer und das Körpergewicht gleichmäßiger<br />

verteilt: eine effektive Stützwirkung<br />

und Druckentlastung für den Körper.<br />

Mit TEMPUR Kissen wird die<br />

Wirbelsäule in Rücken- oder Seitenlage<br />

ideal gelagert und bringt damit Entlastung<br />

und Entspannung für die Nackenund<br />

Schultermuskeln.<br />

42 1/2007 orthinform<br />

Unabhängige Studien haben bewiesen,<br />

dass 9 von 10 Menschen auf TEM-<br />

PUR besser schlafen als auf ihrem gewohnten<br />

Material.<br />

Ursprünglich wurde das TEMPUR Material<br />

in den 70er Jahren im NASA Forschungszentrum<br />

in Kalifornien entwickelt,<br />

um den Sitzkomfort und den Schutz<br />

gegen den Druck in Raumfahrzeugen zu<br />

verbessern. 1996 bekam Tempur-Pedic,<br />

die amerikanische Tochtergesellschaft<br />

von Tempur World Inc., von der United<br />

States Space Foundation die Lizenz, das<br />

offizielle Siegel „Certified Space Technology“<br />

zu verwenden.<br />

Dieses Siegel bekommen nur Produkte,<br />

die in der Raumfahrtforschung der<br />

USA ihren Ursprung haben oder in der<br />

Raumfahrt genutzt werden.<br />

1991 wurden die TEMPUR Matratzen<br />

und Kissen in Schweden der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt – heute sind TEMPUR<br />

Produkte in 60 Ländern weltweit zu haben.<br />

Struktur des TEMPUR Materials<br />

Gewinnen Sie<br />

mit orthinform!<br />

Gemeinsam mit Tempur<br />

verlosen wir Kissen für<br />

schwereloses Träumen.<br />

Wussten Sie, dass wir durchschnittlich 26 Jahre unseres<br />

Lebens verschlafen? Das ist immerhin rund ein Drittel<br />

unserer Lebenszeit! Doch Schlafen heißt nicht, Zeit<br />

zu vergeuden. Im Schlaf kann das Gehirn die unzähligen<br />

Reize des vergangenen Tages verarbeiten und<br />

neue Kraft für den nächsten Tag schöpfen. Daher ist ein<br />

gesunder, erholsamer Schlaf so wichtig, zwischen 6<br />

und 9 Stunden pro Nacht sollten es schon sein.<br />

Die TEMPUR Schlafkissen können gesunden, erholsamen<br />

Schlaf fördern, indem sie Schmerzen und Schlafprobleme<br />

lindern. Die anatomische Form in Verbindung<br />

mit der druckreduzierenden Wirkung des TEMPUR Materials<br />

bietet unserem Nacken optimalen Komfort und<br />

erlaubt unseren Nacken- und Schultermuskeln, sich<br />

bestens zu entspannen.<br />

Mehr über TEMPUR und die TEMPUR Produkte erfahren<br />

Sie links in den Produkt-News oder unter<br />

www.tempur.de<br />

Wir verlosen:<br />

1. Preis: TEMPUR Original Schlafkissen<br />

2. Preis: TEMPUR Reisekissen<br />

3. Preis: TEMPUR Transitkissen<br />

1. Preis<br />

Und hier unsere Gewinnfrage:<br />

Magazin<br />

Wodurch wird die jugendliche Rundrückenbildung<br />

(Morbus Scheuermann) bedingt?<br />

a) Ungesunde Ernährung<br />

b) Falsche Belastung der Wirbelsäule<br />

c) Wachstumsstörungen<br />

Kleiner Tipp: Die Antwort finden Sie auf Seite 24.<br />

3. Preis<br />

Um zu gewinnen, trennen Sie einfach den Coupon von der<br />

letzten Seite dieser Zeitschrift ab, kreuzen die entsprechende<br />

Lösung an und senden das Ganze in einem frankierten<br />

Umschlag oder per Fax an:<br />

Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Stichwort Gewinnspiel <strong>Orthinform</strong> 1/07<br />

Kronprinzendamm 15<br />

10711 Berlin Fax: (030) 79 74 44 45<br />

Sollte der Coupon bereits herausgetrennt sein, können Sie uns die<br />

Lösung auch einfach auf einer frankierten Postkarte zusenden.<br />

Einsendeschluss ist der 3. August 2007.<br />

Die Gewinner werden ausgelost und von uns benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Über ergonomisch geformte Gartengeräte vom Gewinnspiel der<br />

letzten Ausgabe freuen sich: Wilfried Höper aus Wolfsburg,<br />

Henry Michael Mertens aus Köln und Irene Grützner aus Augsburg.<br />

orthinform 1/2007<br />

2. Preis<br />

43


Magazin<br />

Das Büro<br />

Rückenfeind Nummer Eins<br />

Richtiges Mobiliar, Sitzhaltung und Pausen beugen Krankheiten vor<br />

Von wegen „lauer“ Bürojob! Die<br />

Analyse aus den Jahren 2005/2006<br />

„DAK-Fokus-Beruf – Arbeitsbedingungen<br />

und Gesundheit bei Bürofachund<br />

Bürohilfskräften“ macht deutlich:<br />

Büroarbeit geht aufs Kreuz. Erkrankungen<br />

des Muskel-Skelett-Systems – wie<br />

beispielsweise Rücken- oder Wirbelsäulenleiden<br />

– hatten mit 19 Prozent den<br />

größten Anteil am Krankenstand der Bürokräfte.<br />

Ursächlich sind zum großen<br />

Teil die Arbeitsplätze selbst: schlecht<br />

eingestelltes Mobiliar oder eine falsche<br />

Sitzhaltung machen auf lange Sicht<br />

krank. Doch auch fehlende Erholungspausen<br />

können auf die Knochen gehen.<br />

Sabine Winterstein,<br />

Expertin für betriebliche<br />

Gesundheitsförderung bei der DAK<br />

„Zu unrecht gelten Büroberufe häufig<br />

noch als belastungsarm“, erläutert Sabine<br />

Winterstein, DAK-Expertin für Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz. „In den Augen<br />

vieler wird schließlich nur<br />

gesessen“. Doch gerade hier liegt die<br />

Krux. „Häufig wird falsch gesessen“,<br />

sagt die Expertin. Und an wirklichen Erholungspausen<br />

denkt im Alltagsstress<br />

häufig auch nicht jeder. „Es muss nicht<br />

44 1/2007 orthinform<br />

gleich eine halbe Stunde sein“, so Winterstein.<br />

„Ein paar Minuten reichen<br />

meist schon aus.“<br />

Gerade wer den ganzen Tag am PC<br />

sitzt, sollte seinem Rücken – aber auch<br />

seinen Augen – Pausen gönnen. Bei der<br />

so genannten Augenfitness geht es um<br />

Entspannung: „Richten Sie Ihren Blick<br />

einige Atemzüge lang ohne Kopfbewegung<br />

in langsamem Wechsel nach oben,<br />

unten und in weitere Blickrichtungen“,<br />

rät Winterstein. „Lassen Sie die Augen<br />

kreisen, gern auch mit geschlossenen Lidern.<br />

Wiederholen Sie die Übung mehrmals<br />

am Tag.“ Außerdem rät die DAK-<br />

Expertin: Für die Produktion von<br />

Tränenflüssigkeit ist eine regelmäßige<br />

Belüftung des Büros wichtig. Auch<br />

Pflanzen tun gute Dienste, um das<br />

Raumklima und die Luftfeuchtigkeit zu<br />

verbessern.<br />

Der Check: Wie sitze ich richtig?<br />

Oberarme hängen locker herab,<br />

Unterarme bilden eine waagerechte Linie<br />

zur Tastatur. Ober- und Unterarme<br />

sollen einen Winkel von 90 Grad oder<br />

mehr bilden.<br />

Auch Ober- und Unterschenkel sollen<br />

einen Winkel von 90 Grad oder mehr<br />

bilden. Dabei muss es möglich sein, die<br />

Füße ganzflächig aufzustellen.<br />

Dynamisch Sitzen: Häufiges Ändern der<br />

Sitzhaltung. Ganze Sitzfläche und Rükkenlehne<br />

nutzen – und der Rücken wird<br />

abgestützt.<br />

Schwingbare Rückenlehnen nutzen<br />

und die Lehne auf das Körpergewicht<br />

einstellen: Je höher das Körpergewicht,<br />

desto härter sollte die Lehne federn.<br />

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel<br />

zur Rückenschule auf Seite 8 und 9.<br />

Der perfekte Schreibtisch<br />

Arbeitstisch auf die individuelle Arbeitshöhe<br />

einstellen. Große Menschen<br />

mit langen Beinen brauchen eine höhere<br />

Arbeitsfläche, kleinere Menschen brauchen<br />

niedrigere Arbeitstische.<br />

Die Abstände zwischen Augen und<br />

Bildschirm, Tastatur und Vorlage sollten<br />

zwischen 45 und 60 Zentimeter liegen.<br />

Bei Bildschirmen ab 17 Zoll und bei großen<br />

Schriften sind 60 bis 80 Zentimeter<br />

zu empfehlen.<br />

Vor der Tastatur muss genügend Platz<br />

zur Auflage der Hände sein – circa fünf<br />

bis zehn Zentimeter von der Tischkante.<br />

Arbeitsmittel, die oft benutzt werden,<br />

sollten direkt vor Ihnen liegen, damit<br />

der Körper nicht verdreht werden muss.<br />

Quelle: DAK<br />

Foto: DAK/Wigger Abbildung: AGR<br />

Foto: djd<br />

Rauf aufs Rad!<br />

Wer richtig Rad fährt – oder besser:<br />

Wer auf dem richtigen Rad<br />

fährt, stärkt seinen Rücken<br />

nachhaltig und wirkt so aktiv Rückenschmerzen<br />

und Wirbelsäulenschäden<br />

entgegen. Gute Fahrräder lassen sich<br />

also individuell einstellen. Wichtig sind<br />

hierfür Sitzhöhe, Sattelposition, Sattelneigung,<br />

Lenkerhöhe, Lenkerneigung<br />

und Sitzlänge. Wenn ein Rad darüber<br />

hinaus ein geringes Gewicht zum einfachen<br />

Heben und Transportieren vorweist,<br />

ein rückenschonendes Aufsteigen<br />

mittels eines niedrigen Durchstiegs ermöglicht<br />

und zur Grundausstattung die<br />

Vollfederung (Gabel- und Heckfederung)<br />

zählt, dann spricht alles für ein rückengerechtes<br />

Fahrrad.<br />

Die Vollfederung spielt dabei eine besondere<br />

Rolle: Durch reduzierte Vibrationen<br />

am Fahrrad wird der Körper um<br />

bis zu 35 % weniger belastet, Rücken<br />

und Gelenke werden geschont. Ein zusätzliches<br />

Plus: "Für die Vollfederung<br />

spricht neben dem Komfort auch die Sicherheit.<br />

Denn durch die Vollfederung<br />

verbessern sich die Straßenlage und der<br />

Bodenkontakt des Fahrrades. Das ist besonders<br />

an Bürgersteigkanten, auf Kopf-<br />

Magazin<br />

Fast jeder kann es und fast<br />

allen macht es zudem auch<br />

richtig Spaß: Rad fahren. Gerade<br />

im Frühling schwingen<br />

sich wieder Millionen Menschen<br />

auf ihre Drahtesel.<br />

Gut so, denn Rad fahren ist<br />

eine der gesündesten Freizeitaktivitäten<br />

überhaupt –<br />

vorausgesetzt, man wählt<br />

ein ergonomisches Fahrrad<br />

und beachtet einige Grundregeln.<br />

Generell gilt: Rad fahren<br />

ist nur dann wirklich rükkenschonend,<br />

wenn Mensch<br />

und Maschine optimal aufeinander<br />

abgestimmt sind.<br />

... nur ein entspannter Rücken radelt gern.<br />

steinpflaster und Feldwegen wichtig",<br />

sagt Gunnar Fehlau vom pressedienstfahrrad<br />

(www.pd-f.de). Fahrräder, die<br />

all diesen Anforderungen gerecht werden,<br />

sind zum Beispiel die Modelle Avenue<br />

und Culture des Darmstädter Herstellers<br />

riese und müller. Sie alle wurden<br />

von der Aktion Gesunder Rücken e.V.<br />

mit dem AGR-Gütesiegel ausgezeichnet<br />

– dem besonderen Qualitätsmerkmal für<br />

rückengerechte Alltagsgegenstände.<br />

Tipps zur richtigen Einstellung des<br />

Fahrrades finden Sie unter<br />

www.agr-ev.de/Fahrrad.<br />

orthinform 1/2007<br />

45


Einkaufbegleiter für<br />

Ernährungsbewusste<br />

Anette Sabersky<br />

Bio drauf, Bio drin?<br />

Südwest Verlag 2006<br />

96 Seiten<br />

6,95 Euro<br />

Lesenswertes<br />

Auf 96 kleinen Seiten<br />

(Format: 10 x 15,5 cm)<br />

gibt Autorin Anette Sabersky<br />

Aufschluss über<br />

Biokost, -qualität und<br />

Drumherum.<br />

Zuerst wird der Begriff<br />

Bio entmystifiziert:<br />

Wie unterscheidet<br />

sich der Bio-Bauernhof<br />

vom „normalen“<br />

Bauernhof? Welche<br />

Inhaltsstoffe machen Produkte zu Bioprodukten? Und,<br />

wie der Titel schon sagt: Ist überhaupt Bio drin, wo<br />

Bio drauf steht? Nach den zahlreichen Lebensmittelskandalen<br />

in den letzten Jahren sind viele Verbraucher<br />

verunsichert und fragen sich, ob sie nicht bei so<br />

manchen angeblichen Bio-Produkten zwar mehr zahlen,<br />

dafür aber nicht unbedingt etwas Besseres bekommen.<br />

Die Autorin, Ernährungswissenschaftlerin und Journalistin,<br />

führt durch den Bio-Dschungel und erläutert<br />

die wichtigsten Fakten leicht verständlich und auf das<br />

Wesentliche reduziert. Sogenannte Öko-Fallen und<br />

Bezeichnungen wie „kontrollierte Qualität“ oder „aus<br />

alternativer Tierhaltung“ werden als schmückendes<br />

Beiwerk entlarvt, das nichts mit der EG-Öko-Verordnung<br />

zu tun hat. Auch erfährt man, dass man - wenn<br />

man weiß, worauf man achten muss – sowohl im Discounter<br />

als auch im 15-Quadratmeter-Bioladen an der<br />

Ecke gute Produkte bekommt. Und auf welche Weise<br />

die 23 in Deutschland zugelassenen Bio-Kontrollstellen<br />

ihrer Arbeit nachgehen. Es folgt ein Überblick<br />

über die wichtigsten Bio-Labels und die verschiedenen<br />

europäischen Biosiegel.<br />

Durch sein handliches Format und seine übersichtliche<br />

Aufmachung ist das Buch nicht nur informativ,<br />

sondern außerdem ein praktischer Einkaufsbegleiter,<br />

der beim stirnrunzelnden Blick auf vermeintliche Bio-<br />

Ware im Regal jederzeit als Entscheidungshelfer zur<br />

Stelle ist.<br />

<strong>Orthinform</strong> stimmt dem Urteil der Zeitschrift Ökotest<br />

zu: „Geballte Information auf kleinstem Raum und<br />

das auch noch leicht und interessant zu lesen.“ (kh)<br />

46 1/2007 orthinform<br />

Eine starke Mitte gegen<br />

Rückenschmerzen<br />

Uschi & Ronny Moriabadi<br />

Pilates für den Rücken<br />

blv 2006<br />

96 Seiten, 114 Farbfotos, 15 Zeichnungen<br />

12,95 Euro<br />

„Fühlt man sich mit<br />

30 Jahren steif und<br />

schwach, ist man<br />

alt. Fühlt man sich<br />

mit 60 Jahren flexibel<br />

und stark, ist<br />

man jung.“ Dieses<br />

Zitat von Joseph<br />

Hubert Pilates<br />

(1880-1963) verrät<br />

schon einiges über den Zitierten: Pilates, der bereits<br />

als Kind an Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber<br />

litt, stärkte sich nicht nur mit Sport gegen seine<br />

Beschwerden, sondern entwickelte seine eigene Fitness-Methode,<br />

die heute weltweit praktiziert wird.<br />

Hierbei geht es um ein ausgewogenes Zusammenspiel<br />

von Konzentration, Atmung, Präzision, Bewegungsfluss,<br />

Kontrolle und Zentrierung. Zentrierung,<br />

weil nur eine starke Körpermitte eine entspannte und<br />

aufrechte Haltung ermöglicht.<br />

„Pilates für den Rücken bietet die Möglichkeit, die<br />

Wirbelsäule gleichzeitig zu stabilisieren und mobil zu<br />

halten, das Zusammenspiel der Rückenmuskeln zu<br />

trainieren und insgesamt das Körpergefühl zu verbessern.“<br />

So fassen die Diplomsportlehrer Uschi und<br />

Ronni Moriabadi den Inhalt ihres Buches zusammen.<br />

Auf 96 reich bebilderten Seiten führen die Autoren<br />

den rückenschmerzgeplagten Leser durchs Programm.<br />

Zu Beginn werden Bedeutung und Ursachen von Rükkenschmerzen<br />

allgemein erläutert. Dann werden gängige<br />

Beschwerdebilder wie Bandscheibenvorfall oder<br />

der sogenannte „Hexenschuss“ (Lumbago) vorgestellt<br />

und passende Übungen ausführlich in Bild und Text<br />

vermittelt. Der folgende Teil gliedert sich in Vorbereitung,<br />

Rücken-Workout und Abschluss, denn auch Vorher<br />

und Nachher der einzelnen Übungen sind entscheidend.<br />

Mit der Vorbereitung wird man nicht nur<br />

mental eingestimmt, auch die angesprochenen Gelenke<br />

werden sanft mobilisiert. Nach den Übungen<br />

sind Entspannungs- und Dehnübungen zum Lockern<br />

von Muskeln und Gelenken wichtig, damit man sich<br />

entspannt und gelassen wieder dem Alltag zuwenden<br />

kann.<br />

Zum Schluss gibt das Buch schnelle Hilfe bei Rückenbeschwerden:<br />

3 speziell zusammengestellte Trainingsprogramme<br />

für Hals-, Brust-, und Lendenwirbelsäule<br />

werden zur Linderung von akuten Beschwerden<br />

in stressigen Zeiten empfohlen. (kh)<br />

Schmerzfrei dank<br />

Selbsthilfe<br />

Hans-Dieter Kempf, Marco Gassen, Christian Ziegler<br />

Schnellhelfer Rückenschmerz<br />

Taschenbuchausgabe, Rowohl Verlag 2005<br />

144 Seiten,<br />

9,90 Euro<br />

Wir Fachleute können<br />

uns oft selbst helfen ...<br />

Warum soll unser Wissen<br />

nicht jeden in die<br />

Lage versetzen, selbst<br />

Maßnahmen zur ersten<br />

Hilfe zu ergreifen?<br />

So fassen die Autoren<br />

im Vorwort ihr Anliegen<br />

zusammen. Der Schnellhelfer<br />

ist übersichtlich<br />

in die verschiedenen<br />

Schmerz-Zonen gegliedert: Schmerzen der Halswirbelsäule,<br />

des Nackens und der Schulter bilden den ersten<br />

Teil. Danach werden Schmerzen der Bruswirbelsäule<br />

und der Rippen behandelt und zum Schluss die Schmerzen<br />

der Lendenwirbelsäule, des Beckens und der Hüfte.<br />

In jedem der 3 Teile werden neben der Schmerz-Beschreibung<br />

inklusive anatomischer Abbildung, die<br />

Symptome, möglichen Ursachen sowie typischen Auslöser-Situationen<br />

beschrieben, bevor Möglichkeiten zur<br />

Selbsthilfe von Akupressur über Selbstmedikation bis<br />

hin zu gezielten Übungen angeboten werden. Die nach<br />

dem dritten. Teil angeschlossenen Übungen sind ausführlich<br />

erklärt und – nicht zuletzt mithilfe der großen<br />

Farbfotos – auch leicht nachvollziehbar. Nützlich für zu<br />

Hause ist die Aufteilung jeder Beschreibung in Ziel,<br />

Übungsbeschreibung, Wahrnehmung, Übungshinweise<br />

und Fehlerquellen. So wird die Unsicherheit, ob man die<br />

Übung auch richtig ausführt oder die Schmerzen sogar<br />

durch falsche Bewegung/Haltung verschlimmern kann,<br />

auf ein Minimum reduziert. Im letzten Teil „Selbsthilfe<br />

im Detail“ geben die Autoren ausführlich Aufschluss<br />

über Hilfsmittel wie Wärme- und Kälteanwendungen,<br />

Lagerung, Akupressur oder Schmerzmittel. Der Leser bekommt<br />

einen guten Überblick und lernt, die einzelnen<br />

Maßnahmen korrekt voneinander zu unterscheiden und<br />

sie so auch dementsprechend korrekt anzuwenden.<br />

Fazit: Ein empfehlenswertes Buch für immerhin rund<br />

80 % der Deutschen, die laut Studien zumindest einmal<br />

im Leben unter Rückenschmerzen leiden. Die Autoren<br />

Hans-Dieter Kempf (Physiker und Sportwissenschaftler),<br />

Dr. med. Marco Gassen (Orthopäde, Unfallchirurg, Anästhesist,<br />

seit 1997 spezialisiert auf ganzheitliche Behandlungen)<br />

und Christian Ziegler (Sportphysiotherapie und<br />

Osteopathie) wissen, wovon sie reden und können dieses<br />

umfassende Wissen auch gut vermitteln. (kh)<br />

Für aufmerksame Leser<br />

Martin Kohan<br />

Sekundenlang<br />

Suhrkamp Verlag 2007<br />

271 Seiten, Gebunden<br />

19,80 Euro<br />

Suhrkamp „Sekundenlang“, ge-<br />

lang<br />

nauer gesagt 17 Se-<br />

Martín Kohan<br />

kunden lang dauert<br />

Sekundenlang<br />

die wichtigste Phase<br />

Roman<br />

im Boxkampf zwischen<br />

Luis Angel Firpo<br />

und Jack Dempsey in<br />

New York, 1923. Diese<br />

wird detailliert, anschaulich<br />

und gleichzeitig<br />

kurzweilig in<br />

Martín Kohans Roman<br />

erzählt. Daneben gilt<br />

es verschiedene andere Handlungsstränge, erzählt<br />

aus verschiedenen Perspektiven zu verschiedener<br />

Zeit, zu bewältigen.<br />

Zwei argentinische Provinzjournalisten, der eine<br />

vom Feuilleton, der andere Sportredakteur, suchen<br />

zum 50-jährigen Bestehen ihres Blattes nach jubiläumswürdigen<br />

Themen. Der eine wählt das legendäre<br />

Gastspiel von Richard Strauss mit Gustav<br />

Mahlers 1. Symphonie im Teatro Colón in Buenos<br />

Aires, der andere den Boxkampf zwischen Firpo und<br />

Dempsey. Was haben diese beiden geschichtsträchtigen<br />

Ereignisse von 1923 miteinander zu<br />

tun? Sportredakteur Verani lässt sich von seinem<br />

Kollegen Ledesma jedenfalls nicht einfach von den<br />

angeblich auf der Hand liegenden Parallelen zwischen<br />

Boxkampf und Symphonie überzeugen. Auch<br />

die in diesen Gesprächen oft von Ledesma skizzierte<br />

vielschichtige Freundschaft zwischen den Komponisten<br />

Richard Strauss und Gustav Mahler lässt<br />

ihn kalt. Ihn interessiert viel mehr, wie der Mann in<br />

dem Hotelzimmer in Buenos Aires ins Bild passt,<br />

der in der Nacht des Boxkampfes an seinem Gürtel<br />

von der Decke baumelte. Für Verani ist klar, dass<br />

die Leiche, über die damals in der Zeitung nur mit<br />

einem einzigen knappen Satz berichtet wurde, mit<br />

dem Boxkampf in Verbindung steht.<br />

Kohans Roman ist nicht nur kurzweilig, sondern hat<br />

ebenso Charme und Witz, ist klug erdacht und umgesetzt.<br />

Der aufmerksame und geduldige Leser, der<br />

sich nicht gegen ab und zu beim Lesen auftauchende<br />

Fragezeichen wehrt, manchmal innehält und<br />

eventuell auch mal zurückblättert, bekommt für sein<br />

Durchhaltevermögen am Ende eine überraschende<br />

Auflösung. (kh)<br />

www.bagso.de<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen<br />

(BAGSO e.V.)<br />

versteht sich als Interessenvertretung<br />

der älteren Generationen in Deutschland.<br />

Zum Beispiel setzt sich der Verein<br />

für selbstbestimmtes Leben im Alter<br />

ein und dafür, dass die entsprechenden<br />

Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />

Unter dem Dach der BAGSO agieren<br />

93 Verbände, Organisationen und<br />

Initiativen der freien Altenarbeit für ein<br />

besseres Miteinander der Generationen.<br />

Es geht dem Verein darum, mehr<br />

als nur einen gangbaren Weg für die<br />

vielschichtigen Interessen der älteren<br />

Generation zu finden und zu vertreten.<br />

www.cmd-dachverband.de<br />

Der CMD-Dachverband wurde erst vor<br />

kurzem gegründet und möchte über<br />

Ursachen und Symptome der Craniomandibulären<br />

Dysfunktion (CMD) aufklären.<br />

Die Krankheit CMD entsteht<br />

dadurch, dass Ober- und Unterkiefer<br />

nicht in der idealen Posititon aufeinandertreffen.<br />

Der Unterkiefer versucht<br />

automatisch, die Fehlstellung auszu-<br />

@Internettes<br />

gleichen, was zu viel Druck auf die<br />

umliegenden Muskeln ausübt und weit<br />

reichende Beschwerden hervorrufen<br />

kann: Von Schwindel und Ohrgeräuschen<br />

über Atemstörungen und Schulter-,<br />

Nacken- und Rückenschmerzen<br />

bis hin zu Depressionen. In Deutschland<br />

leiden etwa 4 Millionen Menschen<br />

unter den Folgen von CMD. Die<br />

meisten wissen nicht, wo die Ursache<br />

ihrer Beschwerden liegt und haben<br />

eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt<br />

hinter sich. Das muss nicht sein - informieren<br />

Sie sich beim CMD-Dachverband!<br />

www.freizeitnetz.de<br />

Immerhin 357 031 Quadratkilometer<br />

Fläche hat Deutschland, da lässt sich<br />

einiges unternehmen ... Hamburg,<br />

Emsland, Saarland oder Thüringer<br />

Wald - hier hat man gute Chancen,<br />

das für sich passende Angebot zu entdecken.<br />

Über die Einteilung in Bundesländer,<br />

Regionen und Landkreise kann<br />

man die Suche sinnvoll verfeinern.<br />

Vom Zoobesuch der kleinen Enkel mit<br />

den Großeltern über die Kanutour mit<br />

Jugendgruppe bis zum Museumsbesuch<br />

ist für jeden Geschmack etwas<br />

dabei. Wer noch nicht weiß, wohin die<br />

Reise gehen soll, kann zur Entscheidungsfindung<br />

auch die Wetterinfo und<br />

den Routenplaner heranziehen. Und<br />

danach direkt das passende Gästezimmer<br />

buchen.<br />

orthinform 1/2007<br />

47


Vorschau<br />

Herausgeber<br />

Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie e.V.<br />

Kantstraße 13<br />

10623 Berlin<br />

bvou@bvou.net<br />

Internet:<br />

www.bvou.net<br />

www.orthinform.de<br />

Umsatzsteuer-Identifikationsnummer<br />

gemäß § 27a Umsatzsteuergesetz<br />

DE 27/620/53632<br />

Vertretungsberechtigter<br />

Vorstand<br />

Dr. med. Siegfried Götte<br />

Geschäftsführerin<br />

Sabine Lingelbach<br />

48 1/2007 orthinform<br />

Im nächsten Heft:<br />

Knochen, Muskeln<br />

und Gelenke<br />

Wie ist das Zusammenspiel von<br />

Knochen, Muskeln und Gelenken<br />

in unserem Körper?<br />

Welche Therapien, Behandlungsmöglichkeiten<br />

sind bei Muskelzerrungen,<br />

Knochenbrüchen oder<br />

Gelenkverschleiß angezeigt?<br />

Welche Sportarten schonen<br />

unsere Gelenke?<br />

Wie kann man gezielt seine<br />

Muskulatur stärken?<br />

Über diese und viele weitere<br />

Aspekte informieren wir Sie in der<br />

nächsten <strong>Orthinform</strong>.<br />

orthinform<br />

Patientenmagazin des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie e.V.<br />

Registergericht:<br />

Amtsgericht Frankfurt am Main<br />

Registernummer: VR 9591<br />

V.i.S.d.P.<br />

Dr. med. Siegfried Götte<br />

Redaktion<br />

Fon 030.797 444-52<br />

Mail orthinform@bvou.net<br />

Gestaltung<br />

Mirko Schoenenburg<br />

Titelbild<br />

Thomas Larsen/ Getty Images<br />

Gesamtherstellung<br />

Mercedes Druck Berlin<br />

Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie e.V.<br />

Kantstraße 13<br />

10623 Berlin<br />

Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie e.V.<br />

Kantstraße 13<br />

10623 Berlin<br />

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und Unfallchirurgie e.V.<br />

Kantstraße 13<br />

10623 Berlin

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