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Die elektronische<br />
Gesundheitskarte<br />
kommt!<br />
Fotos: Kartengrafik: gematik GmbH<br />
Gesundheit aktuell<br />
Im Dezember 2006 sind die ersten „richtigen“ Testreihen unter Verwendung von Echtdaten (Daten<br />
des Versicherten wie Name, Anschrift, Zuzahlungsstufe) in Deutschland angelaufen. Teil nehmen<br />
die Testregionen Flensburg in Schleswig-Holstein und Löbau-Zittau in Sachsen, insgesamt<br />
sollen rund 20.000 Karten in Umlauf sein. Im Juni 2007 starteten die nächsten Feldversuche,<br />
die die Funktion des elektronischen Rezeptes (eRezept) prüfen sollen.<br />
2004 wurde die flächendeckende Einführung der elektronischen<br />
Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland beschlossen. Eigentlich<br />
sollte die Einführung 2006 stattfinden. Doch die Verzögerungen<br />
nahmen kein Ende. Weil sich die Beteiligten nicht<br />
einigen konnten? Oder weil die Politik von Anfang an die Weichen<br />
falsch gestellt hat? Jedenfalls wurde die bundesweite Einführung<br />
bis auf Weiteres auf 2008 verschoben. Dann sollen alle<br />
rund 82 Millionen Bürger in Deutschland mit der eGK ausgerüstet<br />
werden. 125.000 niedergelassene Ärzte, 2.000 Kliniken,<br />
22.000 Apotheken und 300 Krankenkassen werden damit in<br />
das größte IT-Projekt im Gesundheitswesen eingebunden.<br />
Auf der elektronischen Gesundheitskarte sind Geburtsdatum,<br />
Name, Anschrift, Lichtbild, Name und ID der Krankenkasse,<br />
Status (Mitglied, Familienversicherter oder Rentner), Zuzahlungsstufe<br />
und Krankenversichertennummer zu finden. Die<br />
Pflicht zum Lichtbild soll Missbrauch durch „Verleihen“ an<br />
Nichtversicherte entgegen wirken.<br />
Auf der Karte befindet sich außerdem als Sichtausweis auf<br />
der Rückseite die Berechtigung zur Behandlung im europäischen<br />
Ausland. Die neue Karte soll etwa 250 mal so viel Speicherkapazität<br />
haben soll wie die bisherige Krankenversichertenkarte<br />
(KVK). Die genaue Speicherkapazität der eGK ist<br />
noch nicht festgelegt, momentan laufen Tests, die Funktionen<br />
und Zusammenspiel von Lesegeräten, Karten und Chips prüfen.<br />
Auch ist noch nicht entschieden, ob die Daten letztendlich<br />
auf der Karte selbst, auf einem Server oder auf mehreren<br />
verteilten Servern gespeichert werden.<br />
Die elektronische Gesundheitskarte soll den Patienten „von<br />
der Wiege bis zur Bahre“ begleiten. Die Bundesregierung verspricht<br />
sich davon hohe Einsparungen, unter anderem wird<br />
eine mehrfache Kartenneuausgabe an Versicherte wegen Datenänderungen<br />
wie Umzug oder Heirat wegfallen. Durch die<br />
kontinuierliche Datenspeicherung sollen die Krankengeschichte<br />
des Patienten für den Arzt transparenter und damit<br />
unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. 4 Stufen<br />
sind zur Speicherung auf der Karte vorgesehen, Stufe 1 und 2<br />
sind vom Gesetz vorgegeben, Stufe 3 und 4 freiwillig:<br />
1. Stufe: Versichertendaten und europäische<br />
Krankenversicherungskarte<br />
2. Stufe: Elektronisches Rezept<br />
3. Stufe: Notfalldatensatz und Arzneimitteldokumentation<br />
4. Stufe: Patientenquittung, Patientenakte, Arztbrief<br />
Die elektronische Gesundheitskarte ist seit der Planungsphase<br />
umstritten.<br />
Zum Beispiel bezweifeln Experten, dass die Karte tatsächlich<br />
die von der Bundesregierung schon fürs erste Jahr nach<br />
der Einführung angegebenen Einsparungen von 150 Millionen<br />
Euro leisten kann. Auch die angegebenen 1,4 Milliarden Einführungskosten<br />
halten Experten für viel zu gering. Auch zahlreiche<br />
Datenschützer stehen der elektronischen Gesundheitskarte<br />
kritisch gegenüber.<br />
„Weder die unkalkulierbare Kostenentwicklung noch die<br />
fehlende Datensicherheit erlauben es den Ärzten, ruhigen Gewissens<br />
an der Einführung dieser Form einer elektronischen<br />
Gesundheitskarte teilzunehmen", kritisierte zum Beispiel der<br />
Chef des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands,<br />
Dr. Klaus Bittmann.<br />
orthinform 1/2007<br />
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