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Bevor man sich mit der Therapie<br />
des Rückenschmerzes beschäftigt,<br />
sollte man zuerst die Ursachen erforschen.<br />
Ist der Nacken steif oder schmerzt das<br />
Bein, sollten Sie das nicht ignorieren,<br />
sondern unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />
Er untersucht, ob eine funktionelle Störung<br />
besteht oder eine Schädigung, zum<br />
Beispiel der Bandscheiben, vorliegt. Der<br />
Facharzt für Orthopädie kann auch durch<br />
Zusatzuntersuchungen wie Röntgen,<br />
Computertomografie oder Kernspintomografie<br />
als Stufendiagnostik entscheidend<br />
dazu beitragen, die Ursache der Rückenschmerzen<br />
zu finden. In den folgenden<br />
Abschnitten erhalten Sie einen Überblick<br />
über Krankheitsbilder an Rücken und<br />
Wirbelsäule, die Rückenschmerzen hervorrufen<br />
können.<br />
Wirbelsäulenverkrümmung<br />
Skoliose<br />
Die Skoliose ist eine Verbiegung der<br />
Wirbelsäule, tritt schon im Wachstumsalter<br />
auf und schreitet bis zum Abschluss<br />
des Wachstums fort. Die Ursachen<br />
hierfür sind in 90 % der Fälle<br />
ungeklärt. 85 % der Skoliosen sind ideopathisch,<br />
das heißt, der Auslöser ist<br />
nicht bekannt. Die weiteren 10 bis 15 %<br />
haben angeborene Missbildungen einzelner<br />
Wirbel oder ganzer Teile der Wirbelsäule<br />
zur Folge. Hierbei bestehen Verkürzungen<br />
des Beines oder auch<br />
Verkleinerungen einer Beckenhälfte. Bestimmte<br />
Formen von Skoliose treten<br />
zum Beispiel bei Muskelspasmen oder<br />
Paralyse (vollständige Lähmung der Skelettmuskeln)<br />
auf. Lesen Sie hierzu<br />
auch den Artikel auf Seite 22 und 23.<br />
Rückenschmerzen sind in<br />
der Regel normale Alltagsbeschwerden,<br />
vergleichbar<br />
mit einer Erkältung.<br />
Rund 80 % der Bundesbürger<br />
haben einmal in ihrem<br />
Leben Rückenprobleme.<br />
Dabei sollte man bestimmte<br />
Warnsignale zu beachten.<br />
Eine Fülle von therapeutischen<br />
Maßnahmen zur Behandlung<br />
der Rückenschmerzen<br />
werden in Deutschland<br />
angeboten, so dass den meisten<br />
Menschen geholfen<br />
werden kann.<br />
Haben Sie es auch im Kreuz?<br />
Das Krankheitsbild Rückenschmerz<br />
Unter Skoliose versteht man eine dauerhafte,<br />
nicht mehr aktiv aufrichtbare seitliche<br />
Verbiegung der Wirbelsäule mit einer<br />
Drehung der einzelnen Wirbelkörper.<br />
Foto: DAK/Schläger<br />
Jugendliche RundrückenbildungMorbus<br />
Scheuermann<br />
Die jugendliche Rundrückenbildung,<br />
bedingt durch Wachstumsstörungen,<br />
bezeichnet man als Morbus Scheuermann.<br />
Schätzungen zufolge erkrankt<br />
jedes vierte Kind an der Scheuermann´schen<br />
Krankheit, meist verläuft<br />
sie jedoch so gemäßigt, dass sie nur zufällig<br />
entdeckt wird. Bei stärkeren Ausprägungen<br />
werden die Abschlussplatten<br />
der Wirbelkörper im Bereich der<br />
Brustwirbelsäule angegriffen, Bandmaterial<br />
wandert ein und die verbleibende<br />
Bandscheibe zwischen den Wirbeln<br />
wird immer dünner. Es kann dadurch<br />
später zu Blockierungen der Wirbelkörper<br />
kommen. Hierbei haben die Patienten<br />
oft Symptome wie bei einem Herzinfarkt,<br />
zum Beispiel hartnäckige<br />
Schmerzen im Brustkorb, Druckgefühl<br />
in der Brust und Atemnot.<br />
Ein „rückenfreundliches“ Leben ist die<br />
beste Vorbeugung gegen die Scheuermann`sche<br />
Krankheit. Kinder sollten sich<br />
ausreichend bewegen und nicht den ganzen<br />
Tag am PC oder vor dem Fernseher<br />
sitzen. Die Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur<br />
wird bei Bewegung automatisch<br />
trainiert und unterstützt die Wirbelsäule.<br />
Unter anderem setzt man<br />
physikalische Maßnahmen wie Brustschwimmen<br />
zur Therapie der Scheuermann`schen<br />
Erkrankung ein. Sollten<br />
leichtere Maßnahmen nicht helfen, ist<br />
eine intensive krankengymnastische<br />
Übungsbehandlung erforderlich. Orthesen<br />
(technische Hilfen wie Einlagen oder<br />
Korsette, hergestellt vom Orthopädietechniker)<br />
für die Wirbelsäule bei Scheuermann`scher<br />
Erkrankung werden nur<br />
noch selten eingesetzt, auch chirurgische<br />
Eingriffe werden heute kaum noch<br />
durchgeführt. Lesen Sie hierzu auch<br />
den Artikel auf Seite 24 und 25.<br />
Bandscheibenvorfall<br />
Ein Bandscheibenvorfall bedeutet,<br />
dass sich der den Gallertkern der Bandscheibe<br />
umgebende Faserring teilweise<br />
oder sogar komplett löst, so dass er in<br />
den Rückenmarkskanal eintritt. Dies<br />
kann zu Lähmungserscheinungen und<br />
Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen,<br />
abhängig vom Auftrittsort des Bandscheibenvorfalls,<br />
führen. Ausgelöst wird ein<br />
Bandscheibenvorfall in der Regel durch<br />
genetisch bedingte Schwächen oder einseitige<br />
Belastungen der Wirbelsäule in<br />
Beruf und Freizeit. Lesen Sie hierzu<br />
auch den Artikel auf Seite 20 und 21.<br />
Spaltwirbelbildung<br />
Spondylolyse<br />
Die maximale Ausprägung einer Spaltwirbelbildung,<br />
bei der sich einzelne Wirbel<br />
gegeneinander verschieben, nennt<br />
man Spondyloptose.<br />
Eine Spaltwirbelbildung der Lendenwirbelsäule<br />
bezeichnet man als Spondylolyse,<br />
dadurch wird das stabile Gerüst<br />
der Wirbelsäule an einer bestimmten<br />
Stelle, meist im Lendenwirbelbereich,<br />
durch das Verschieben einzelner Wirbel<br />
gegeneinander geschwächt. Gleitet ein<br />
Wirbelköper nach vorne, spricht man<br />
von einer Olisthese (oder Spondylolisthese).<br />
Je nach Ausprägung unterscheidet<br />
man verschiedene Krankheitsstufen.<br />
Die maximale Ausprägung ist die Spondyloptose.<br />
10 % der Bevölkerung haben<br />
eine Spondylolisthese und wiederum 10<br />
% davon entsprechende Schmerzsymptomatiken.<br />
Eine solche Erkrankung ist<br />
auch für den weiteren Berufsweg entscheidend<br />
und kann nur durch eine<br />
exakte Untersuchung und entsprechende<br />
Zusatzmaßnahmen diagnostiziert<br />
werden.<br />
Im Fokus<br />
Andere mögliche<br />
Rückenschmerz-<br />
Auslöser<br />
Auch Tumore im Magen-Darm-Bereich<br />
oder der Brust, die Metastasen (Tochtergeschwulste)<br />
gebildet haben, können<br />
Rückenschmerzen auslösen. Dies gilt es,<br />
durch eine gezielte fachärztliche Untersuchung<br />
herauszufinden.<br />
Beinlängendifferenzen können ebenfalls<br />
Rückenschmerzen verursachen.<br />
Auch die Entstehung und Entwicklung<br />
dieser Beschwerden, zum Beispiel bei<br />
Hüftdysplasie (Fehlstellungen des Hüftgelenkt<br />
beim Neugeborenen) oder bei<br />
Kniefehlstellungen müssen in die Ursachenfindung<br />
mit einbezogen werden.<br />
Die richtige Therapie ist das A und O:<br />
Rückenschmerzprobleme erfordern eine<br />
aktive Therapie. Meist werden sie durch<br />
Muskelveränderungen und Muskelverspannungen<br />
verursacht. Bei unzureichender<br />
Therapie können chronische<br />
Rückenschmerzen entstehen, die dann<br />
eine aus mehreren Ansätzen kombinierte<br />
Schmerztherapie erforderlich machen.<br />
Schmerz muss eine Schutzfunktion<br />
für den Körper erfüllen, darum<br />
vergisst unser Gedächtnis eine Schmerzerfahrung<br />
auch nicht.<br />
Falls Sie Rückenschmerzen haben und<br />
die Ursache nicht sofort gefunden wurde,<br />
lassen Sie sich nicht verunsichern!<br />
Es ist nicht statthaft, Patienten als psychisch<br />
krank abzustempeln, wenn die<br />
Differentialdiagnose des Rückenschmerzes<br />
nur unvollständig durchgeführt wurde.<br />
Dr. med. Karl-Heinz Conrad<br />
Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,<br />
Sportmedizin, Physikalische Therapie,<br />
Rehabilitationswesen, Balneologie, Klimatologie,<br />
Unfallarzt der Berufsgenossenschaften,<br />
Sonografie, TLA-Schmerztherapie,<br />
ambulante Operationen<br />
www.dres-conrad-hofmann.de<br />
Die Abbildungen aus der MRT (Magnetresonanztomographie)<br />
wurden uns<br />
freundlicherweise zur Verfügung gestellt<br />
von Dr. Alexander Großmann, Radiologie-Praxis<br />
im Dürerhof, Bayreuth.<br />
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1/2007 orthinform orthinform 1/2007