UNSERKLINIKUM - Städtisches Klinikum Dessau
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18UnserKliniKum<br />
StädtiScheS KliniKum deSSau auSgabe 01/mai 2012<br />
förderprogramm der stadt richtet<br />
sich mit früher hilfe an junge mütter<br />
die Kompetenzen verschiedener Partner werden gebündelt.<br />
Weiß eine junge Mutter, wie sie mit ihrem Neugeborenen<br />
umgehen muss? Ist auf den Vater<br />
Verlass? Ist genug Geld für Windeln und Babymilch<br />
da? Wirkt sich häufiger Streit in der<br />
Partnerschaft auch negativ auf die Versorgung<br />
des Babys aus? Fragen wie diese stehen am<br />
Anfang eines neu initiierten Förderprogramms<br />
der Stadt, das den verheißungsvollen Namen<br />
„WunDeR-BABI“ – „Wissen um den Nachwuchs<br />
in <strong>Dessau</strong>-Roßlau – Begrüßen-Angebot-Besuch-<br />
Information“ – trägt.<br />
Ihre Kompetenzen haben dafür das Jugendamt<br />
sowie die Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin<br />
und die Geburtshilfe des Städtischen <strong>Klinikum</strong>s<br />
in eine Waagschale geworfen. Das Förderprogramm<br />
zielt bereits in der Schwangerschaftsberatung<br />
und nach der Entbindung eines Kindes<br />
im <strong>Klinikum</strong> darauf ab, hoch belastete Familien<br />
– sogenannte Risikofamilien – frühzeitig zu<br />
identifizieren, Zugang zu ihnen zu gewinnen und<br />
konkrete Hilfeleistungen anzubieten. Als „hoch<br />
belastet“ gelten Familien, die gleichzeitig mehreren<br />
Stressfaktoren ausgesetzt sind, wie durch<br />
Minderjährigkeit der Eltern, materielle Belastungen,<br />
etwa durch Arbeitslosigkeit, unerwünschte<br />
Schwangerschaft, selbst erlebte Vernachlässigung<br />
im Elternhaus der Mütter bis hin zu erlebten<br />
Misshandlungen, alleinerziehende Mütter<br />
in erneuten Schwangerschaften, aufgrund einer<br />
Behinderung des Kindes oder psychische Auffälligkeiten<br />
der Eltern.<br />
Gerade in Situationen, in denen die Belastungen<br />
besonders groß und zahlreich sind, haben<br />
Eltern häufig nicht die Kraft, sich eigenständig<br />
Hilfe zu organisieren. An diesem Punkt der Ereig-<br />
Das team des Förderprogramms für junge Mütter.<br />
15 000 euro übergab rotary-club-Präsident hans-Peter Kramer (re.) für das Projekt an Jugendamtsleiterin heike<br />
Förster sowie chefarzt Uwe Mathony. Fotos: Antje Orgass<br />
niskette kommen Regine Urban und Janett Kainz<br />
ins Spiel. Die Diplomsozialpädagoginnen der<br />
Schwangerenberatungsstelle des Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverbandes besuchen alle Wöchnerinnen<br />
im <strong>Klinikum</strong> und begrüßen deren Babys im<br />
Namen der Stadt. Im Gespräch mit den Frauen<br />
ergeben sich ganz schnell Anknüpfungspunkte.<br />
„Die meisten nehmen unsere vorgestellten Hilfsangebote<br />
der Stadt und des Jugendamtes dankend<br />
an“, resümiert Regine Urban drei Monate<br />
täglicher Beratungsarbeit auf der Station.<br />
Vor jeder Aufnahme ins Förderprogramm steht<br />
jedoch der freie Wille jeder Frau und jeder Familie,<br />
darin aufgenommen<br />
zu werden. „Wir<br />
möchten die Familien<br />
nicht bevormunden<br />
oder gar überwachen“,<br />
sagt Dr. Uwe<br />
Mathony, Chefarzt<br />
der Klinik für Kinder-<br />
und Jugendmedizin.<br />
„Es geht viel mehr<br />
um die Vermittlung<br />
eines angemessenen<br />
Unterstützungsangebotes<br />
und die Begleitung<br />
der Familien<br />
über einen Zeitraum<br />
bis zu einem Jahr.“<br />
Zum Angebot des<br />
<strong>Klinikum</strong>s zählt außerdem<br />
eine speziell<br />
ausgebildete Familienhebamme. Antje Naumann<br />
begleitet die Familien besonders nach der Entlassung<br />
aus dem Krankenhaus bei der Pflege des<br />
Kindes zu Hause. Darüber hinaus leistet sie eine<br />
äußerst wichtige Motivationsarbeit gegen Angst<br />
und Schamgefühle der Eltern, die möglicherweise<br />
davon abhalten, dringend notwendige Hilfe in<br />
Anspruch zu nehmen.<br />
Auf zehn Prozent aller Geburten der Stadt träfe<br />
eine solche Vermittlung von Hilfsangeboten zu,<br />
so Schätzungen des Jugendamtes. Gegenwärtig<br />
sind acht Frauen und Familien im Förderprogramm.<br />
Weil eine solche zweckorientierte<br />
Zusammenarbeit verschiedener Institutionen<br />
der Stadt Schule machen soll, sorgte der Rotary-<br />
Club für die Anschubfinanzierung des Projektes<br />
für die nächsten drei Jahre. Insgesamt 15 000<br />
Euro übergab Rotary-Club-Präsident Hans-Peter<br />
Kramer stellvertretend für das Projekt an Jugendamtsleiterin<br />
Heike Förster sowie Chefarzt<br />
Uwe Mathony.<br />
Der zweite Teil des Förderprogramms mit Namen<br />
„BABI“ startet in einem halben Jahr. Darin möchte<br />
das Jugendamt Präsenz im Gespräch mit jungen<br />
Eltern zeigen und Hemmschwellen im direkten<br />
Kontakt nehmen. Erste Ergebnisse einer begleitenden<br />
Wirksamkeitsforschung zum ersten Teil<br />
des Programms sind bald zu erwarten. Bisherige<br />
Erfahrungen zeigen jedoch, dass „Frühe Hilfen“<br />
positive Entwicklungen in den Familien anstoßen<br />
und der Kinderschutz so von Anfang an beginnt.<br />
Antje Orgass