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Aprather Einblicke Nr. 10 / 2011 - Bergische Diakonie Aprath

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an das Kind, das in der Folge seine eigene Individualität als schuldhaft und<br />

gefährlich erleben muss, da es nur in der Symbiose ein ‚gutes Kind’ sein kann. So<br />

lernt das Kind, sich durch Aufmerksamkeit auf die Beziehungsperson<br />

abzusichern, ein Verhalten, das wiederum die eigene Identitätsentwicklung<br />

gefährdet.<br />

4. Impulsivität bei mindestens zwei potenziell selbstzerstörerischen<br />

Aktivitäten<br />

Bei Borderline-Persönlichkeiten erhöht sich durch Gefühle von Langeweile oder<br />

Leere das Risiko von Abhängigkeitserkrankungen, deren Folgen Kinder oft in<br />

massive Überforderungssituationen bringen, in denen sie die Verantwortung für<br />

die Eltern übernehmen und Gefühle unerträglicher Angst und Ohnmacht<br />

abwehren müssen. Ebenso kann es zu ernster Gefährdung der Kinder kommen,<br />

etwa durch Autofahren unter Alkoholeinfluss.<br />

Als besondere Form der Angst tritt in Zusammenhang mit anhaltender Sorge um<br />

die Beziehungsperson Trennungsangst beim Kind auf, die intensiv spürbar ist,<br />

wenn das Kind von der Familie getrennt ist. Trennungsangst kann ebenso wie das<br />

oben beschriebene permissive Erziehungsverhalten zu Schulverweigerung führen,<br />

da das Kind in der Nähe der Beziehungsperson bleiben möchte, um ggf. Mutter<br />

oder Vater beschützen zu können.<br />

Selbstschädigendes Verhalten führt zu Familiengeheimnissen. Familiäre<br />

Szenarien, die gesellschaftlichen Normen entgegenlaufen, müssen grundsätzlich<br />

geleugnet werden. Körperliche Verletzungen werden dann als Unfallfolgen<br />

dargestellt, Selbstschädigungen werden als Missgeschicke verschleiert. Für das<br />

Kind ist die Diskrepanz zwischen dem Erlebten und dem nach Außen vertretenen<br />

groß und führt zu der Erkenntnis, dass es der eigenen Wahrnehmung nicht trauen<br />

darf. Es übernimmt die Verantwortung dafür, dass die Familie nicht bloßgestellt<br />

wird, um seine Zugehörigkeit nicht aufs Spiel zu setzen. Häufig suchen Kinder<br />

aus diesem Grund keine Hilfe oder nehmen Hilfsangebote nicht wahr. Die<br />

Übernahme familiärer Tabus führt zu einer Untergrabung eines bestehenden<br />

Wertesystems bzw. verhindert die Entwicklung stabiler Werte. Loyalität lässt<br />

selbst Erwachsene noch in zerstörerischen Bindungen verharren, und jede<br />

ehrliche Auseinandersetzung mit der familiären Vergangenheit wird als Verrat<br />

erlebt.<br />

5. Wiederholte Suiziddrohungen oder –versuche, Selbstverletzungen<br />

Borderline-Persönlichkeiten neigen zu Kompensation unerträglicher emotionaler<br />

Spannungszustände durch Selbstverletzung oder Suizidalität. Selbsthass und<br />

Gefühle von Wertlosigkeit können zu selbstverletzendem Handeln führen, aber<br />

auch zu Versuchen, die Beziehungspersonen zu sorgenvoller Zuwendung zu<br />

manipulieren. Kinder können für das elterliche Verhalten verantwortlich gemacht<br />

werden, indem ihr Verhalten als Ursache dargestellt wird (‚Weil du so böse bist<br />

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