Aprather Einblicke Nr. 10 / 2011 - Bergische Diakonie Aprath

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Interaktion Keine geteilte Freude, gestörter Kontakt, keine Freundschaften, geringe sozio-emotionale Gegenseitigkeit Geteilte Freude vorhanden, Kontakt u. U. schwierig, aber vorhanden, wechselhafte Freundschaften, sozioemot. Gegenseitigkeit u. U. sekundär gestört Theory of Mind 1 Deutlich eingeschränkt Keine grundlegende Einschränkung Exekutive Funktionen 2 Eingeschränkt Eingeschränkt Zentrale Kohärenz 3 Gering Unauffällig Aufmerksamkeit Spielverhalten Stereotypes, repetitives Verhalten Betroffene Lebensbereiche Fokussierung auf Details, Schwierigkeiten im schnellen Aufmerksamkeitswechsel Kein kooperatives, interaktives, fantasievolles Spielen Sonderinteressen, zwanghaft, Veränderungsängste Durchgängig alle, tiefgreifend Schwierigkeiten in der Daueraufmerksamkeit, Impulssteuerung Hyperaktiv und impulsiv, aber durchaus fantasievoll Unauffällig Vor allem Anforderungssituationen, nicht alle Diagnosekriterien für tiefgreifende Entwicklungsstörungen erfüllt Was kommt nach der Diagnose? Die Diagnosestellung ist zunächst das Ziel, aber zugleich auch der Startpunkt für eine störungsspezifische Behandlung des Kindes. Im Falle einer autistischen Problematik empfehlen wir dringend die Kontaktaufnahme zum zuständigen Jugendamt, um pädagogische und therapeutische Hilfen zu beantragen (siehe Eingliederungshilfe, KJHG §35a). Letztere können auch über eine ambulante Psychotherapie erfolgen. Elterliche Bezugspersonen, die Kinder mit autistischen Problemen versorgen, bekommen i. d. R. auch Pflegegeld, je nach Schweregrad Stufe 1 bis 3. 1 Theory of Mind bezeichnet die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle, Wünsche, Absichten und Vorstellungen bei sich und anderen zu erkennen, zu verstehen und vorherzusagen 2 Exekutive Funktionen sind Denkprozesse höherer Ordnung, die für die Verhaltensplanung, - steuerung und – kontrolle entscheidend sind, z.B. Handlungsplanung, Impulskontrolle, Kontrolle der Aufmerksamkeit und motorischen Funktionen, Inhibition störender Reize, Flexibilität in Denken und Handeln 3 Zentrale Kohärenz beschreibt die natürlich vorhandene Tendenz, vorhandene Reize global und im Kontext zu verarbeiten, wobei Informationen zusammengefügt werden, um die höherwertige Bedeutung zu erfassen. 8
Konkrete Hilfen von Seiten des HPZ reichen von Empfehlungen zu geeigneter Literatur, Vermittlung zu Erziehungsberatungsstellen, Selbsthilfegruppen für Betroffene und deren Familien, spezialisierten Therapeuten sowie Autismuszentren bzw. wohnortnahen entsprechenden Einrichtungen für ambulante und stationäre Angebote zur Behandlung der autistischen Symptome. In Einzelfällen können wir auch im HPZ betroffene Kinder in ambulante Gruppentherapien integrieren (z. B. „Training Sozialer Fertigkeiten“), eine medikamentöse Unterstützung anbieten und/oder eine teil- oder vollstationäre Aufnahme des Kindes vornehmen, sofern die soziale Integrationsfähigkeit des Kindes nicht zu gravierend beeinträchtigt ist. Noch ein abschließendes Wort zur Familie der betroffenen Kinder: Regelmäßig finden sich in Familien, die Kinder mit Autismus haben und jahrelang vergebens nach einer treffenden Diagnose und Behandlung gesucht haben, desolate und zerrüttete Familienverhältnisse. Wir treffen häufig auf getrennt lebende und/oder zerstrittene Eltern, z. T. mit Depression, Alkoholismus, Medikamentenabhängigkeit, auch Eltern, die durch harsches, meist inkonsequentes, schließlich resigniertes Erziehungsverhalten schon viele Schleifen in einem Teufelskreis gedreht haben. Die Geschwisterkinder sind ebenfalls häufig in sozio-emotionaler Hinsicht auffällig. Diese Beobachtungen und Bedingungen werden dann vorschnell in einen kausalen Zusammenhang mit den „sozialen Problemen“ des Kindes gebracht, frei nach dem Motto: „In so einer Familie muss man ja krank werden“. Vorsicht, urteilen Sie nicht zu schnell! Die Erfahrung zeigt, dass Kinder mit autistischen Problemen ihrerseits eine so große Belastung darstellen, dass auch „gesunde und intakte“ Familien dadurch hochgradig auffällig werden können. Eine letzte Bitte: Da Geschwisterkinder in der Regel erheblichen Belastungen ausgesetzt waren und noch sind, empfiehlt sich auch bei ihnen immer eine kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik, gerne auch in unserer HPZ- Institutsambulanz. Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Christof Loose Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Spezialambulanz für ASS des Heilpädagogisch-Psychotherapeutischen Zentrums mit Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie 9
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