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Aprather Einblicke Nr. 10 / 2011 - Bergische Diakonie Aprath

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Frage stellen und die Äußerung eigener Bedürfnisse massiv blockieren. Wird ein<br />

Kind anhaltend durch Demütigungen, Herabsetzungen oder Beschimpfungen in<br />

seiner Würde verletzt, kann es selbstzerstörerische Fantasien oder Handlungen<br />

entwickeln, um der unerträglichen Scham zu entgehen.<br />

9. Dissoziative Symptome; stressabhängige paranoide Fantasien<br />

Das Risiko einer Psychose wird bei Borderline-Persönlichkeiten durch den<br />

Konsum von Alkohol oder Drogen erhöht. Auch Angst und Verzweiflung können<br />

psychotische Schübe auslösen. Ein Elternteil, das dissoziatives Verhalten zeigt,<br />

kann eruptive Tobsuchtsanfälle inszenieren, es kann aber auch zu stillem<br />

Rückzug mit selbstverletzendem Verhalten kommen. Weiter kann das plötzliche<br />

Verlassen der Familie Folge eines dissoziativen Zustands sein.<br />

Meinungsverschiedenheiten in der Familie können zu dramatischen<br />

Auseinandersetzungen führen, in denen Kinder die Polizei oder Nachbarn zur<br />

Hilfe rufen müssen oder aus der Wohnung flüchten.<br />

Ein wesentliches Merkmal der Borderline-Störung ist die Tendenz der<br />

Betroffenen, Situationen zu erschaffen, die zu ihren Gefühlen passen. Das Kind<br />

wird beschuldigt, die Gefühle ausgelöst zu haben, die eigentlich der Situation<br />

vorausgingen. Diese oft verzerrte Sicht der Eltern auf die Realität ist für das Kind<br />

irritierend und erschüttert das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, da es die<br />

Realität der Eltern nicht in Frage stellen kann. Das eigene Erleben muss als falsch<br />

bewertet und geleugnet werden. Die Fähigkeit zu urteilen und sich zu orientieren,<br />

wird untergraben, und oft kann das Kind nur selbst durch Dissoziation das<br />

Erleben von Verwirrung und Bedrohung abwehren.<br />

Hilfe für betroffene Kinder<br />

Kinder, die in Borderline-Beziehungen aufwachsen, sind zunächst darauf<br />

angewiesen, dass Erwachsene in Schulen, Kindergärten oder<br />

Freizeiteinrichtungen ihre Gefährdung erkennen. Dies setzt einen aufmerksamen<br />

Blick voraus, der besonders den scheinbar unauffälligen und um Anpassung<br />

bemühten Kindern gilt. Kontinuierliche und fördernde Beziehungsangebote, die<br />

mit Respekt vor der Familie einhergehen, können betroffenen Kindern<br />

kompensierende Erfahrungen vermitteln. Oft aber ist eine gut abgestimmte<br />

multiprofessionelle Hilfe für das Kind und die Familie der einzige Weg, um eine<br />

dauerhafte Entlastung für alle Beteiligten einzuleiten.<br />

Literaturhinweise:<br />

Lawson, C.A. (20<strong>10</strong>). Borderline-Mütter und ihre Kinder. Wege zur Bewältigung<br />

einer schwierigen Beziehung. Psychosozial-Verlag.<br />

Rösel, M. (2008). Mit zerbrochenen Flügeln: Kinder in Borderline-Beziehungen.<br />

Starks-Sture Verlag.<br />

Susanne Hofmann, Psychologische Psychotherapeutin<br />

Behandlungsleiterin Haus Stern, HPZ<br />

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