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03 2010 <strong>Staufenbiel</strong> <strong>Karrieremagazin</strong> CAMPUS Bologna Michael Hörig: „Die Idee der Bologna- reform war und ist richtig.“ der Abschlusserklärung zur Bologna- Konferenz in Wien und Budapest betonten die Delegationen, dass sie die kritischen Stimmen der Studenten sehr ernst nehmen. Außerdem haben die Proteste auch die Unterfinanzierung der Hochschulen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Zumindest in Deutschland haben die Streikenden doch erreicht, dass viele Hochschulen jetzt einen Bologna-check unter Beteiligung der Studenten durchführen. Holen die universitäten nun nach, was sie zehn Jahre versäumt haben? Nein. Das ist ein ganz normaler Prozess der Optimierung – also eigentlich nur der nächste Schritt. Übrigens gibt es an den Hochschulen schon seit zehn Jahren Bologna-Beauftragte und auch die studentische Beteiligung ist beileibe keine neue Sache. Fehlende Muße, Stress, Burn-out: Die straffen Zeitpläne beraubten die Studenten um ganz wichtige Lebenserfahrungen, sagte jüngst der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-rümelin und bezeichnete dies als Fall für den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ist das denn aus Ihrer Sicht ungerechtfertigte Kritik? Eines ist ja klar: Straffe Studienpläne gab es immer schon. Wer Medizin oder Ingenieurwesen studiert hat, hatte auch früher nicht viel Zeit für Muße. Gerät jedoch die Studierbarkeit in Gefahr, weil das Lernpensum zu groß ist, dann ist das natürlich nicht in Ordnung – und da wird ja auch nachgebessert. Andererseits sind viele Studiengänge durch diese Straffung überhaupt erst studierbar geworden. Früher waren die Wahlmöglichkeiten einfach zu groß, da ging schon einmal der Überblick verloren. Das ist jetzt besser, gerade auch für Studenten aus bildungsfernen Familien. Diese verschulung sorgt aber auch dafür, dass es kaum mehr möglich ist, sich das Studium durch Nebenjobs selbst zu finanzieren. Ja, das ist ein großes Problem. Die Mehrheit der Studenten muss arbeiten, um studieren zu können. Da müssen wir uns dringend etwas einfallen lassen. Es gibt allerdings nur zwei Möglichkeiten: Entweder erhalten alle Studenten finanzielle Unterstützung oder das Studium muss flexibler werden, damit studieren und arbeiten zusammengehen kann. Teilzeitstudiengänge wären da eine Lösung. Eine Studie aus Ihrem Hause legt offen, dass Arbeitgeber der Bologna-Staaten den Bachelor immer noch nicht als hinreichende Qualifikation verstehen. Was gibt es hier noch zu tun? Studiengänge müssen so angelegt sein, dass die Absolventen wirklich eine Wahl haben, ob sie in den Job gehen oder den Master machen wollen. Heute wissen sie ja nicht genau, ob sie tatsächlich zurück ins Studium können. Es sollte aber eine bewusste Entscheidung für einen Abschluss und keine aus Verlegenheit sein. Wenn die Absolventen selbst vom Bachelor überzeugt sind, ist das auch ein klares Signal an die Arbeitgeber. Natürlich muss auch die Kommunikation mit den Unternehmen besser werden. Es war und ist sicher nicht einfach für die Firmen, das Schnelltempo der Reform und ihre Ergebnisse nachzuvollziehen. Hier müssen wir für mehr Akzeptanz sorgen. Einige unternehmen haben sich aber auch aktiv an der Diskussion beteiligt. Ist es Ihrer Ansicht nach gut, dass sich die Wirtschaft in die universitäre Bildung einmischt? Ich sehe das nicht als Einmischung. Es ist eher ein Dialog und das ist auf jeden Fall eine gute Sache. Manche Hochschulen führen diesen Dialog ja auch schon seit Langem – etwa in den Ingenieurwissenschaften. Es ist wichtig zu wissen, was die Praxis braucht. Die Entscheidung, was ins Curriculum gehört, treffen aber immer noch die Hochschulen. Interview: Stefanie Zimmermann 42 staufenbiel.de © EUROPEAN UNIVERSITy ASSOCIATION (EUA)
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