Förderung von Existenzgründungen in der Landwirtschaft

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Förderung von Existenzgründungen in der Landwirtschaft Projektbericht • In den neuen Bundesländern ist aufgrund der anderen historischen Entwicklung das Vererben eines landwirtschaftlichen Betriebs von wesentlich geringerer Bedeutung als in den westlichen Bundesländern. Es sind Perspektiven für geeignete Übergabeformen zu entwickeln. • Da jüngere Menschen ihre beruflichen und biografischen Entscheidungen immer weniger von familiären Vorgaben und traditionellen Handlungsmustern abhängig machen, wird es zunehmende Bedeutung gewinnen, landwirtschaftliche Betriebe auch außerhalb der familiären Erbfolge weitergeben zu können. • Die Hofnachfolge ist auch bei wirtschaftlich gesunden Familienbetrieben in großem Umfang gefährdet. Rentable Betriebe stehen zur Übergabe an. 44
Förderung von Existenzgründungen in der Landwirtschaft Projektbericht 3 Rahmenbedingungen und Relevanz des Themas 3.1 Hofnachfolge Betriebe von Existenzgründern entstehen in der Landwirtschaft in der Regel nicht völlig neu, sondern meist auf bereits vorhandenen Hofstellen. Ausnahmen gibt es vor allem im Bereich des Garten- und Gemüsebaus. Diese Abhängigkeit von einer gegebenen Gebäude- bzw. Hofinfrastruktur unterscheidet die Landwirtschaft von vielen Dienstleistungsunternehmen – vom Frisör bis zum Rechtsanwalt. Diese benötigen meist nur unspezifische Räumlichkeiten, die vorher auch von anderen Branchen genutzt worden sein können. Selbst Handwerksbetriebe sind weniger standortgebunden und können in der Regel an verschiedensten Standorten neu aufgebaut werden. Die besondere Situation der Landwirtschaft zwingt Existenzgründungswillige dazu, Betriebe zu suchen, die keinen Nachfolger haben. Die Situation der Hofnachfolge ist daher eine wesentliche Rahmenbedingung für landwirtschaftliche Existenzgründer. 3.1.1 Die Situation der Hofnachfolge in Deutschland Die Situation der Hofnachfolge in Deutschland ist insbesondere von FASTERDING (2002) auf der Basis von Daten des Jahres 1999 eingehend untersucht worden. 1 Er kommt im Wesentlichen zu den folgenden drei Ergebnissen. 1. Die Unsicherheit der Hofnachfolge nimmt zu, auch bei größeren Betrieben. Dies lässt Raum für verschieden Entwicklungen: • Die Hofstellen werden nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, die Flächen wandern zu anderen Landwirten. • Die Hofstellen werden für Existenzgründungswillige frei. 2. Mit der Größe der Betriebe steigt die relative Sicherheit der Hofnachfolge. Zwar ist die Größe eines Betriebes nur ein indirektes Kriterium für Wirtschaftskraft, dennoch lassen die vorhandenen Daten (siehe Abbildung 2) vermuten, dass bei einer hohen Rentabilität mehr Kinder von Landwirten sich dafür entscheiden, den elterlichen Betrieb weiterzuführen. Dennoch ist auch bei der Gruppe der größten Betriebe (mehr als 100 ha) nur bei ca. 60 % die Hofnachfolge gesichert. Das bedeutet, dass auch zahlreiche größere Betriebe keine Hofnachfolger haben werden. 3. Die Sicherheit der Hofnachfolge variiert innerhalb der Regionen. In Bayern und im Nordwesten Deutschland ist die Hofnachfolge „sicherer“ als anderswo. Dies ist im Nordwesten mit der Größe bzw. der korrelierenden Wirtschaftlichkeit zu erklären. Im relativ kleinstrukturierten Bayern muss dies andere Gründe haben (siehe Abbildung 3). In Ostdeutschland ist innerhalb der Familienbetriebe die Hofnachfolge insgesamt unsicherer als in den westlichen Bundesländern. Die Betriebe sind in der Regel nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wiedereingerichtet oder neu gegründet worden. Die unsichere Hofnachfolge könnte ihre Ursache darin haben, dass die Bewirtschafter weniger in der Tradition des Betriebes verhaftet sind und entsprechend die Kinder nicht in der Tradition der Hofnachfolge aufgewachsen sind. Ca. 15 Jahre nach der Phase des Wieder- bzw. Neueinrichtens von Familienbetrieben in Ostdeutschland weist die relativ unsichere Hofnachfolge aber auch darauf hin, dass viele Betriebe es nicht geschafft haben, eine ausreichende ökonomische Grundlage für einen stabilen Betrieb zu legen. 2 1 Die Hofnachfolge betrifft nur Betriebe, die mit dem Erbgang weitergegeben werden und betrifft daher sog. „Einzelbetriebe“ (Familienbetriebe). Wegen der unterschiedlichen historischen Entwicklung differiert der Anteil dieser Betriebe an der Gesamtheit aller Betriebe in den alten und neuen Bundesländern erheblich. 2 Die Ursachen sind wahrscheinlich äußerst vielfältig: von agrarpolitischen Rahmenbedingungen über die Standortqualität bis hin zu den individuellen Voraussetzungen. 45
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