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Förderung von Existenzgründungen in der Landwirtschaft

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<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>von</strong> <strong>Existenzgründungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> Projektbericht<br />

Die unterschiedliche Sicherheit <strong>der</strong> Hofnachfolge <strong>in</strong> den Regionen korreliert mit <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Agrarstruktur. Betrachtet man nur die Haupterwerbsbetriebe (Abbildung 4), ist <strong>der</strong> Unterschied<br />

zwischen den Regionen wesentlich ger<strong>in</strong>ger. E<strong>in</strong> hoher Anteil <strong>von</strong> Nebenerwerbsbetrieben<br />

ist daher e<strong>in</strong>e wesentliche Ursache für hohe Anteile <strong>von</strong> gefährdeter Hofnachfolge.<br />

Im Saarland und <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz sowie <strong>in</strong> angrenzenden Gebieten <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und<br />

Hessen s<strong>in</strong>d auch die Haupterwerbsbetriebe <strong>von</strong> mangeln<strong>der</strong> Hofnachfolge stark betroffen. Ursache<br />

dürften hier die vorwiegend wenig ertragreichen Standorte se<strong>in</strong>.<br />

Familienbetriebe („E<strong>in</strong>zelunternehmen“) stellen nicht die e<strong>in</strong>zige Betriebsform dar. Vor allem <strong>in</strong><br />

den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n haben viele Betriebe e<strong>in</strong>e Organisationsform (Personengesellschaften,<br />

juristische Personen), bei <strong>der</strong> die Erbfolge für die Fortführung <strong>der</strong> Betriebe e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere o<strong>der</strong> gar<br />

ke<strong>in</strong>e Bedeutung mehr hat. Betrachtet man alle landwirtschaftlichen Betriebe – Familienbetriebe im<br />

Neben- und Haupterwerb, Personengesellschaften und juristische Personen – dann ist e<strong>in</strong>e fehlende<br />

Hofnachfolge im Norden und Osten Deutschlands sowie <strong>in</strong> Bayern e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres Problem als im<br />

übrigen Deutschland. Mit Ausnahme <strong>von</strong> Bayern s<strong>in</strong>d nahezu alle Mittelgebirgsregionen <strong>von</strong> diesem<br />

Problem stärker betroffen als an<strong>der</strong>e (Abbildung 5).<br />

3.1.2 Ursachen<br />

Für die fehlende Hofnachfolge gibt es zahlreiche Ursachen. TIETJE (2003) hat versucht, Korrelationen<br />

zwischen Hofnachfolge und <strong>der</strong> Bevölkerungsdichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region zu f<strong>in</strong>den. Zunächst g<strong>in</strong>g<br />

er <strong>von</strong> <strong>der</strong> These aus, dass gute Verkaufsmöglichkeiten des Betriebes <strong>in</strong> dicht besiedelten Gebieten<br />

sich negativ auswirken; er g<strong>in</strong>g da<strong>von</strong> aus, dass die Landwirte weniger den Betrieb im Auge haben,<br />

son<strong>der</strong>n an e<strong>in</strong>er günstigen Kapitalverwertung <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Dies konnte er jedoch nicht bestätigen.<br />

So weisen se<strong>in</strong>e Berechnungen auf das Gegenteil h<strong>in</strong>: die Betriebe verkaufen zwar (Bau)Land,<br />

nutzen dies jedoch zu ihrer Stabilisierung. Zudem s<strong>in</strong>d „bessere Absatzmöglichkeiten mittels Direktvermarktung“<br />

zu vermuten.<br />

Die Ursachen für e<strong>in</strong>e mangelnde Hofnachfolge s<strong>in</strong>d jedoch vielfältig. Aus agrarökonomischer<br />

Sicht wird meist die fehlende Rentabilität des Betriebes als Hauptargument genannt. Nach BENDI-<br />

XEN (zitiert bei MÖHRLE 2004) handelt es sich aber nicht immer objektiv um fehlende Rentabilität:<br />

„Selbst da, wo sogenannte kle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ere Betriebe beachtenswerte Betriebserfolge erzielen,<br />

die <strong>von</strong> benachbarten Großbetrieben nicht im Entferntesten erreicht wurden, ist dieses Denken<br />

manifest, dass kle<strong>in</strong>ere Betriebe unrentabler seien und ke<strong>in</strong>e Zukunft haben.“<br />

Nicht nur die wirtschaftliche Situation des e<strong>in</strong>zelnen Hofes hat Auswirkungen auf die Hofnachfolge.<br />

Auch die wirtschaftliche Situation des Umfeldes spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Nach TIETJE (2003)<br />

steigt <strong>in</strong> Landkreisen mit hoher Arbeitslosenquote beziehungsweise niedriger Bruttowertschöpfung<br />

pro Kopf <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Betriebe mit Hofnachfolger. Allerd<strong>in</strong>gs stellt ebenfalls fest, dass „ökonomische<br />

Charakteristika e<strong>in</strong>es Kreises nicht ausreichen, um die regional unterschiedliche Hofnachfolgesituation<br />

zu erklären.“<br />

Die mangelnden Rentabilität e<strong>in</strong>zelner Betriebe und ergänzt durch Ursachen, die im gesellschaftlichen<br />

Wandel begründet s<strong>in</strong>d. Die Berufswahl ist freier als <strong>in</strong> früheren Zeiten und <strong>Landwirtschaft</strong><br />

erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Lebensführung, <strong>in</strong> die das zunehmende Bedürfnis nach Freizeit o<strong>der</strong> Urlaub nicht<br />

leicht zu <strong>in</strong>tegrieren ist. Daher kann die fehlende Hofnachfolge auch prosperierende Betriebe treffen.<br />

Der Generationenwechsel ist dann <strong>der</strong> Zeitpunkt für die Stilllegung des Betriebs.<br />

Mangelnde Hofnachfolge kann jedoch auch bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> durch K<strong>in</strong><strong>der</strong>losigkeit bzw. Krankheiten<br />

bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die e<strong>in</strong>e Weiterführung des Betriebs ausschließen. TIETJE (2003) geht da<strong>von</strong> aus,<br />

dass Landwirte mit vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n höhere Chancen haben, dass ihr Betrieb <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Familienmitglied<br />

weitergeführt wird. Das S<strong>in</strong>ken <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl pro Familie ist – neben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>losigkeit<br />

– daher ebenfalls e<strong>in</strong> Grund dafür, dass sich immer weniger Hofnachfolger <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

f<strong>in</strong>den.<br />

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