Leseverstehen - Pädagogische Hochschule - Schwäbisch Gmünd
Leseverstehen - Pädagogische Hochschule - Schwäbisch Gmünd
Leseverstehen - Pädagogische Hochschule - Schwäbisch Gmünd
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Promotion ❘ Implizite Angstdiagnostik bei Grundschulkindern<br />
Implizite Angstdiagnostik bei<br />
Grundschulkindern<br />
Dr. Uwe Heim-Dreger<br />
Arbeitsgruppe: Prof. Dr. Carl-Walter Kohlmann, PH <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Gmünd</strong><br />
Zweitgutachter: Prof. Dr. Boris Egloff, Universität Leipzig<br />
Abstract: Is it possible to measure fear in individuals without asking them directly? The methods used for implicit<br />
angst diagnosis achieve exactly this by examining angst-induced changes in automatic information processing. The<br />
volume of the changes permits conclusions about the intensity of the angst. Up to now, studies in implicit diagnostics<br />
were largely carried out in adults; research involving children has been rare. In the thesis at hand, two established<br />
methods of implicit angst diagnosis – the Emotion Stroop Test and the Dot-Probe Test – were adapted for their use<br />
with primary school children and were put in relation to subjective, behavioral-expressive and physiological angst<br />
indicators in school teaching.<br />
The results of the study prove that implicit procedures predict changes of a behavioural-expressive nature as well as<br />
physiological parameters and are thereby able to extend the possibilities of angst diagnosis in children.<br />
Die Arbeit widmet sich einem besseren Verständnis der<br />
Angst von Grundschulkindern in schulischen Leistungssituationen.<br />
Angst wird dabei als eine Emotion aufgefasst,<br />
an deren Entstehung und Regulierung verschiedene Prozesse<br />
zu berücksichtigen sind.<br />
Kognitive Angsttheorien<br />
Die Zuwendung zu bedrohlichen Aspekten einer Situation<br />
scheint für ängstliche Menschen charakteristisch.<br />
Bedrohungsorientierung wird in neueren kognitiven<br />
Theorien zur Angst und Angstbewältigung (Eysenck,<br />
Derakshan, Santos & Calvo, 2007) als automatisch ablaufender<br />
Prozess aufgefasst (kaum regulierbar, vollzieht<br />
sich schnell), der im Gegensatz zur kontrollierten Verarbeitung<br />
(folgt einem Plan, einer Strategie, verläuft langsam)<br />
kaum über Befragungen bestimmt werden kann.<br />
Zur Diagnostik angstbezogener kognitiver Prozesse sind<br />
Verfahren zu sogenannten Interferenzeffekten und zur selektiven<br />
Aufmerksamkeitsausrichtung entwickelt worden.<br />
Über das Ausmaß der Leistungsbeeinträchtigung bei<br />
16 Forum Forschung Mai 2011 <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Gmünd</strong><br />
spezifischen Interferenztests oder die Aufmerksamkeitsbindung<br />
auf bedrohliche Reizmerkmale lässt sich bei<br />
experimentellen diagnostischen Verfahren die Intensität<br />
der aktuellen oder dispositionellen Angst indirekt über<br />
ihre Effekte erschließen. Da nicht – wie etwa bei einem<br />
klinischen Interview oder einem Fragebogen – explizit<br />
nach angstbezogenen Erlebnisinhalten oder Verhaltensweisen<br />
als empirischen Indikatoren des Konstruktes<br />
Angst gefragt wird, sondern aufgrund angenommener<br />
Wirkungen in hergestellten experimentellen Situationen<br />
auf die Angst geschlossen wird, spricht man von impliziten<br />
Verfahren der Angstdiagnostik.<br />
Untersuchungsdesign<br />
Zur Analyse der Angst in der Grundschule wurde eine<br />
Unterrichtssequenz gewählt, die üblicherweise im<br />
Unterrichtsalltag vorkommt, die potenziell selbstwertbedrohlich<br />
ist und deren Ablauf für alle Teilnehmer<br />
annähernd gleich gestaltet werden kann: die Präsentation<br />
der Lösung einer Mathematikaufgabe an der Tafel.