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MANAGEMENT MANAGEMENT<br />
AM ANFANG WAR DIE IDEE.<br />
MITMISCHEN IN SOCIAL MEDIA.<br />
Facebook:<br />
Prüfet alles.<br />
Das Gute behaltet.<br />
2<br />
MIGUEL-PASCAL SCHAAR | BERLIN<br />
Die Zeiten medialer Monologe gehören der Vergangenheit an.<br />
Eine bloße Homepage als Aushängeschild ist möglich, aber<br />
ohne Kommunikationsangebote langweilt sie. Wer online le diglich<br />
zeigen will, dass es ihn gibt, bleibt hinter seinen Mög lich -<br />
keiten im Netz zurück. Wie mit einem Buch in der Bibliothek:<br />
Es verstaubt, wenn keiner danach fragt.<br />
Der Hype um den Börsengang des Unternehmens zeigt es: Ohne<br />
Facebook scheint es derzeit nicht zu gehen. Manche An zei gen -<br />
kampagne verweist lediglich auf das bekannte blaue Facebook-<br />
»F« und ruft mit dem Signet des Daumens zum »Gefällt mir« auf.<br />
Die Frage, ob eine Institution in Social Media vertreten sein soll -<br />
te oder nicht, stellt sich eigentlich nicht mehr. Und wer mitmischen<br />
und bekannt sein will, kann mit eigener Kreativität<br />
einiges bewegen. Die Chancen sind groß, manchmal sollte man<br />
mutig sein und es einfach probieren.<br />
Für die Erstellung einer Fanseite auf www.facebook.com braucht<br />
es ein persönliches Profil. Wer gänzlich ungeübt ist, sollte sich<br />
eine Versuchsseite anlegen. Dies aber nicht unbedingt mit dem<br />
Klarnamen, also dem persönlichen, echten bürgerlichen Namen.<br />
Am besten am Anfang ein paar Tage als Max Mustermann unter<br />
wegs sein, schauen, wie es läuft und wie andere sich dar stellen.<br />
Noch schneller und gänzlich unkompliziert geht die Neuanlage<br />
eines Profils auf Twitter.<br />
Um sich zu wundern oder manche Vorurteile über die Triviali -<br />
tät der Botschaften bestätigt zu bekommen, muss man bei Facebook<br />
nicht lange suchen. Vieles ist irrelevant.<br />
Schwarmintelligenz? Sie ist selten aufbauend. Aber auch indivi<br />
duelle Besonderheiten sind zu vernachlässigen: Ein Pfarrer teilt<br />
die Ergebnisse einer professionellen Fußpflege mit, ein Abitu rient<br />
hat einen Kater oder ein Mädchen findet seine Meerschwein chen<br />
so süß. Also: anschauen, durchatmen, weiterklicken.<br />
Engagiertes Betreiben von Social Media sollte möglichst nicht<br />
zur Belastung werden. Für mich und andere: Lass mich nicht zur<br />
Plage meinem Nächsten sein.<br />
Für Institutionen, Firmen und Vereine ist die Einrichtung einer<br />
»Fanseite« sinnvoll. Diese lässt sich schnell einrichten und ge -<br />
stalten. Facebook gibt den Rahmen vor. Fanseiten sind eine Mi -<br />
schung zwischen privatem Profil und Firmenhomepage. Es geht<br />
in der Regel weniger persönlich zu, andererseits hat die Kommu<br />
nikation alle Chancen, wenn man es denn will und sich engagiert.<br />
Die Relevanz einer Seite ergibt sich durch deren Fanmenge. Was<br />
bei Twitter die Anzahl der Follower ist, ist bei Facebook die Zahl<br />
der Fans. Wer eine Seite eingerichtet hat, sollte in jeder Sig -<br />
natur, unter jedem Artikel auf der Homepage und auf je der<br />
Drucksache die Fanseite angeben und dafür werben. Anfangs<br />
ist auch ein Hinweis an Mitarbeitende und Freunde hilfreich, um<br />
die Ersten für den neuen Auftritt zu begeistern. Aber jeder sollte<br />
auch akzeptieren, wenn man sich nicht als Fan registrieren las -<br />
sen möchte. Eine zu aufdringliche Anfrage ist kontraproduktiv<br />
und schadet dem eigenen Anliegen. Anbieten ja, aufdrängen nie.<br />
Besondere Vorsicht sollte man aber bei der Namensgestaltung<br />
von Fanseiten walten lassen. Aus nicht nachvollziehbaren Grün -<br />
den kann der Name einer Facebook-Fanseite nicht mehr geändert<br />
werden, der Konzern verfolgt damit eigene Interessen. Der<br />
Autor dieses Artikels hatte bei der Einrichtung einer Fanseite ein -<br />
mal einen Buchstaben vertauscht. Am Ende halfen nur die Lö -<br />
schung und komplette Neuanlage der Seite. Tipp: Unbedingt vermeiden!<br />
Sinnvoll dagegen ist das Blättern durch die Auftritte von Wett -<br />
bewerbern, großen Firmen, aktiven Bürgerrechtsgruppen und von<br />
so manchem Prominenten. Manche Ideen sind gut, nicht alles<br />
sinnvoll, aber wer eine eigene Seite betreiben will, sollte von<br />
anderen lernen und auch mal sich selbst korrigieren. Eine gute<br />
Facebook-Seite besticht durch Lebendigkeit, einen angemessenen<br />
Umgang mit dem Thema, Reaktionsschnelligkeit auf User-<br />
Beiträge, einen guten optischen Eindruck, Relevanz und eine<br />
Prise Humor.<br />
Die Seite der Bundeskanzlerin ist beispielsweise nicht auf Dialog<br />
aus, aber dieser entwickelt sich heftig im Austausch von Kommentaren.<br />
Vieles ist durch den Darstellungsdrang mancher Kommentatoren<br />
erklärbar, nicht selten finden sich aber auch inte -<br />
ressante Meinungsbeiträge. Zudem Videos und Bilder der CDU-<br />
Chefin. Immerhin 157.000 Fans lassen sich durch ausschließ -<br />
liches Posten von Links langweilen, aber für weniger stark besuchte<br />
Seiten kein Vorbild: facebook.com/AngelaMerkel<br />
»Prüfet alles, das Gute behaltet«, heißt es im Neuen Testament.<br />
Der Zusammenschluss der Evangelischen Kirchen in Deutschland<br />
(EKD) ist da noch nicht so weit. Das bekanntere Kürzel des<br />
Verbandes ist gar nicht zu finden. 1.554 User folgen der Seite,<br />
die wie die Kanzlerin lediglich Links postet und die die Kommunikation<br />
anderen überlässt: facebook.com/ekd.de<br />
Ein positives Beispiel ist dagegen das kleine Erzbistum Berlin. Angepasst<br />
an Social Media, jedoch ohne anbiedernd zu sein, zeigt<br />
sich das katholische Erzbistum offen und lebendig. Da gibt’s<br />
dann auch mal den Kardinal beim Fußball, beim Radeln oder<br />
mit einer Einladung zur Star-Wars-Messe. 649 Leuten gefällt’s.<br />
May the force be with you: facebook.com/erzbistumberlin<br />
Ein Kloster muss nicht immer eine Ruine sein oder an Um berto<br />
Ecos »Name der Rose« erinnern, dies soll der Auftritt via Twit-<br />
ter und Facebook des Ökumenischen Rogate-Klosters in der<br />
Hauptstadt aufzeigen. Glaube und Beten jenseits enger konfessioneller<br />
Grenzen, urban geprägt und offen. 460 User folgen:<br />
facebook.com/rogatekloster<br />
Die Sommerferien starten bald. Spätestens am 1. September<br />
stehen Stollen, Marzipankartoffeln und Schokoladennikoläuse<br />
in den Supermärkten bereit. Die Initiative »Rettet den Advent«<br />
wehrt sich gegen die Unterwerfung unter den Terminkommerz<br />
und behauptet kühn: »Weihnachten beginnt am 25. Dezember!«<br />
Der Initiative folgen 323 Fans: facebook.com/RettetdenAdvent<br />
Auch das Ende unseres Lebens braucht die Kommunikation. Der<br />
Friedhof der Brüder Grimm in Berlin-Schöneberg zeugt von der<br />
Lebendigkeit einer Parkanlage in der Großstadt, vermittelt Grabpatenschaften<br />
und beantwortet Fragen zu Öffnungszeiten. Wichtig<br />
und sinnvoll bei Fanseiten: Bilder, gute Bilder, schöne Bilder!<br />
Begeisterung geht auch übers Auge. Daher bei der Gestaltung<br />
immer auch an die Visualisierung denken, denn der Friedhof lebt:<br />
facebook.com/Kirchhof<br />
Der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof versucht die Entwicklung der<br />
Jahreszeiten zu dokumentieren, gibt Tipps zur Pflanzenpflege,<br />
hilft Rat suchenden Hobbygärtnern und gibt Dating-Tipps mit<br />
Imkern. Lebendigkeit und immer auch eine Spitze Humor hilft<br />
zu begeistern und bei der Fangewinnung. Die Biene kommt zur<br />
Blume auf: facebook.com/Apostelkirchhof<br />
Humor spielt eine wichtige Rolle, wenn man seine Fans halten<br />
will. Der Schwarm zieht sonst weiter. Die hohen Klickzahlen beweisen,<br />
dass Social Media auch Unterhaltung zwingend be in -<br />
halten sollten. Buy one shoe, get one free! Manchmal haar scharf<br />
an der Geschmackskante, doch 153.000 Fans wollen es bunt:<br />
facebook.com/besenstilvoll<br />
Deutlich weniger haben Freude an der Auflistung skuriler Dinge<br />
wie Taschenlampen Außerirdischer. Allerdings zu Unrecht, denn<br />
die Welt unnützer Dinge kann so wunderbar sein. Hier wären<br />
wir wieder bei Weihnachten und dem Bedarf an Geschenkideen.<br />
Trotz Sommer mit Spekulatius, das Fest kommt schneller als ge -<br />
dacht: facebook.com/BrauchtKeinMenschMussIchHaben<br />
Viel Spaß beim Entdecken, Wundern, erfolgreichen Kommuni -<br />
zieren in den digitalen Welten!<br />
Miguel-Pascal Schaar<br />
Freier Journalist<br />
Post@SchaarTV.de<br />
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