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bdvi forum 2/2012

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MANAGEMENT MANAGEMENT<br />

AM ANFANG WAR DIE IDEE.<br />

MITMISCHEN IN SOCIAL MEDIA.<br />

Facebook:<br />

Prüfet alles.<br />

Das Gute behaltet.<br />

2<br />

MIGUEL-PASCAL SCHAAR | BERLIN<br />

Die Zeiten medialer Monologe gehören der Vergangenheit an.<br />

Eine bloße Homepage als Aushängeschild ist möglich, aber<br />

ohne Kommunikationsangebote langweilt sie. Wer online le diglich<br />

zeigen will, dass es ihn gibt, bleibt hinter seinen Mög lich -<br />

keiten im Netz zurück. Wie mit einem Buch in der Bibliothek:<br />

Es verstaubt, wenn keiner danach fragt.<br />

Der Hype um den Börsengang des Unternehmens zeigt es: Ohne<br />

Facebook scheint es derzeit nicht zu gehen. Manche An zei gen -<br />

kampagne verweist lediglich auf das bekannte blaue Facebook-<br />

»F« und ruft mit dem Signet des Daumens zum »Gefällt mir« auf.<br />

Die Frage, ob eine Institution in Social Media vertreten sein soll -<br />

te oder nicht, stellt sich eigentlich nicht mehr. Und wer mitmischen<br />

und bekannt sein will, kann mit eigener Kreativität<br />

einiges bewegen. Die Chancen sind groß, manchmal sollte man<br />

mutig sein und es einfach probieren.<br />

Für die Erstellung einer Fanseite auf www.facebook.com braucht<br />

es ein persönliches Profil. Wer gänzlich ungeübt ist, sollte sich<br />

eine Versuchsseite anlegen. Dies aber nicht unbedingt mit dem<br />

Klarnamen, also dem persönlichen, echten bürgerlichen Namen.<br />

Am besten am Anfang ein paar Tage als Max Mustermann unter<br />

wegs sein, schauen, wie es läuft und wie andere sich dar stellen.<br />

Noch schneller und gänzlich unkompliziert geht die Neuanlage<br />

eines Profils auf Twitter.<br />

Um sich zu wundern oder manche Vorurteile über die Triviali -<br />

tät der Botschaften bestätigt zu bekommen, muss man bei Facebook<br />

nicht lange suchen. Vieles ist irrelevant.<br />

Schwarmintelligenz? Sie ist selten aufbauend. Aber auch indivi<br />

duelle Besonderheiten sind zu vernachlässigen: Ein Pfarrer teilt<br />

die Ergebnisse einer professionellen Fußpflege mit, ein Abitu rient<br />

hat einen Kater oder ein Mädchen findet seine Meerschwein chen<br />

so süß. Also: anschauen, durchatmen, weiterklicken.<br />

Engagiertes Betreiben von Social Media sollte möglichst nicht<br />

zur Belastung werden. Für mich und andere: Lass mich nicht zur<br />

Plage meinem Nächsten sein.<br />

Für Institutionen, Firmen und Vereine ist die Einrichtung einer<br />

»Fanseite« sinnvoll. Diese lässt sich schnell einrichten und ge -<br />

stalten. Facebook gibt den Rahmen vor. Fanseiten sind eine Mi -<br />

schung zwischen privatem Profil und Firmenhomepage. Es geht<br />

in der Regel weniger persönlich zu, andererseits hat die Kommu<br />

nikation alle Chancen, wenn man es denn will und sich engagiert.<br />

Die Relevanz einer Seite ergibt sich durch deren Fanmenge. Was<br />

bei Twitter die Anzahl der Follower ist, ist bei Facebook die Zahl<br />

der Fans. Wer eine Seite eingerichtet hat, sollte in jeder Sig -<br />

natur, unter jedem Artikel auf der Homepage und auf je der<br />

Drucksache die Fanseite angeben und dafür werben. Anfangs<br />

ist auch ein Hinweis an Mitarbeitende und Freunde hilfreich, um<br />

die Ersten für den neuen Auftritt zu begeistern. Aber jeder sollte<br />

auch akzeptieren, wenn man sich nicht als Fan registrieren las -<br />

sen möchte. Eine zu aufdringliche Anfrage ist kontraproduktiv<br />

und schadet dem eigenen Anliegen. Anbieten ja, aufdrängen nie.<br />

Besondere Vorsicht sollte man aber bei der Namensgestaltung<br />

von Fanseiten walten lassen. Aus nicht nachvollziehbaren Grün -<br />

den kann der Name einer Facebook-Fanseite nicht mehr geändert<br />

werden, der Konzern verfolgt damit eigene Interessen. Der<br />

Autor dieses Artikels hatte bei der Einrichtung einer Fanseite ein -<br />

mal einen Buchstaben vertauscht. Am Ende halfen nur die Lö -<br />

schung und komplette Neuanlage der Seite. Tipp: Unbedingt vermeiden!<br />

Sinnvoll dagegen ist das Blättern durch die Auftritte von Wett -<br />

bewerbern, großen Firmen, aktiven Bürgerrechtsgruppen und von<br />

so manchem Prominenten. Manche Ideen sind gut, nicht alles<br />

sinnvoll, aber wer eine eigene Seite betreiben will, sollte von<br />

anderen lernen und auch mal sich selbst korrigieren. Eine gute<br />

Facebook-Seite besticht durch Lebendigkeit, einen angemessenen<br />

Umgang mit dem Thema, Reaktionsschnelligkeit auf User-<br />

Beiträge, einen guten optischen Eindruck, Relevanz und eine<br />

Prise Humor.<br />

Die Seite der Bundeskanzlerin ist beispielsweise nicht auf Dialog<br />

aus, aber dieser entwickelt sich heftig im Austausch von Kommentaren.<br />

Vieles ist durch den Darstellungsdrang mancher Kommentatoren<br />

erklärbar, nicht selten finden sich aber auch inte -<br />

ressante Meinungsbeiträge. Zudem Videos und Bilder der CDU-<br />

Chefin. Immerhin 157.000 Fans lassen sich durch ausschließ -<br />

liches Posten von Links langweilen, aber für weniger stark besuchte<br />

Seiten kein Vorbild: facebook.com/AngelaMerkel<br />

»Prüfet alles, das Gute behaltet«, heißt es im Neuen Testament.<br />

Der Zusammenschluss der Evangelischen Kirchen in Deutschland<br />

(EKD) ist da noch nicht so weit. Das bekanntere Kürzel des<br />

Verbandes ist gar nicht zu finden. 1.554 User folgen der Seite,<br />

die wie die Kanzlerin lediglich Links postet und die die Kommunikation<br />

anderen überlässt: facebook.com/ekd.de<br />

Ein positives Beispiel ist dagegen das kleine Erzbistum Berlin. Angepasst<br />

an Social Media, jedoch ohne anbiedernd zu sein, zeigt<br />

sich das katholische Erzbistum offen und lebendig. Da gibt’s<br />

dann auch mal den Kardinal beim Fußball, beim Radeln oder<br />

mit einer Einladung zur Star-Wars-Messe. 649 Leuten gefällt’s.<br />

May the force be with you: facebook.com/erzbistumberlin<br />

Ein Kloster muss nicht immer eine Ruine sein oder an Um berto<br />

Ecos »Name der Rose« erinnern, dies soll der Auftritt via Twit-<br />

ter und Facebook des Ökumenischen Rogate-Klosters in der<br />

Hauptstadt aufzeigen. Glaube und Beten jenseits enger konfessioneller<br />

Grenzen, urban geprägt und offen. 460 User folgen:<br />

facebook.com/rogatekloster<br />

Die Sommerferien starten bald. Spätestens am 1. September<br />

stehen Stollen, Marzipankartoffeln und Schokoladennikoläuse<br />

in den Supermärkten bereit. Die Initiative »Rettet den Advent«<br />

wehrt sich gegen die Unterwerfung unter den Terminkommerz<br />

und behauptet kühn: »Weihnachten beginnt am 25. Dezember!«<br />

Der Initiative folgen 323 Fans: facebook.com/RettetdenAdvent<br />

Auch das Ende unseres Lebens braucht die Kommunikation. Der<br />

Friedhof der Brüder Grimm in Berlin-Schöneberg zeugt von der<br />

Lebendigkeit einer Parkanlage in der Großstadt, vermittelt Grabpatenschaften<br />

und beantwortet Fragen zu Öffnungszeiten. Wichtig<br />

und sinnvoll bei Fanseiten: Bilder, gute Bilder, schöne Bilder!<br />

Begeisterung geht auch übers Auge. Daher bei der Gestaltung<br />

immer auch an die Visualisierung denken, denn der Friedhof lebt:<br />

facebook.com/Kirchhof<br />

Der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof versucht die Entwicklung der<br />

Jahreszeiten zu dokumentieren, gibt Tipps zur Pflanzenpflege,<br />

hilft Rat suchenden Hobbygärtnern und gibt Dating-Tipps mit<br />

Imkern. Lebendigkeit und immer auch eine Spitze Humor hilft<br />

zu begeistern und bei der Fangewinnung. Die Biene kommt zur<br />

Blume auf: facebook.com/Apostelkirchhof<br />

Humor spielt eine wichtige Rolle, wenn man seine Fans halten<br />

will. Der Schwarm zieht sonst weiter. Die hohen Klickzahlen beweisen,<br />

dass Social Media auch Unterhaltung zwingend be in -<br />

halten sollten. Buy one shoe, get one free! Manchmal haar scharf<br />

an der Geschmackskante, doch 153.000 Fans wollen es bunt:<br />

facebook.com/besenstilvoll<br />

Deutlich weniger haben Freude an der Auflistung skuriler Dinge<br />

wie Taschenlampen Außerirdischer. Allerdings zu Unrecht, denn<br />

die Welt unnützer Dinge kann so wunderbar sein. Hier wären<br />

wir wieder bei Weihnachten und dem Bedarf an Geschenkideen.<br />

Trotz Sommer mit Spekulatius, das Fest kommt schneller als ge -<br />

dacht: facebook.com/BrauchtKeinMenschMussIchHaben<br />

Viel Spaß beim Entdecken, Wundern, erfolgreichen Kommuni -<br />

zieren in den digitalen Welten!<br />

Miguel-Pascal Schaar<br />

Freier Journalist<br />

Post@SchaarTV.de<br />

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