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österreich - Ablinger-Garber

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Der goldene<br />

Lehm der<br />

Ziegel böhmen<br />

In einer schmutzigen Bude am Rande Wiens begannen 1819 fleißige<br />

Handwerker, den Lehm aus dem Boden zu Bauklötzen zu brennen.<br />

Heute wurde daraus eines der größten <strong>österreich</strong>ischen Unternehmen<br />

– und der bedeutendste Ziegelproduzent weltweit. Nach Jahren der<br />

Krise legt die Wienerberger AG jetzt wieder kräftig zu.<br />

von e. michael brauner<br />

Foto: Wienerberger<br />

Fließbandziegel für die Welt Foto: Wienerberger<br />

Österreich ist ein Industrieland,<br />

und die <strong>österreich</strong>ische Industrie<br />

lebt überwiegend vom Export<br />

– zwei grundlegende Fakten über<br />

die Wirtschaft des Alpenlandes, die erstaunlicherweise<br />

selbst Kennern des<br />

Landes nicht immer bewusst sind. Denn<br />

so groß die Bedeutung des Fremdenverkehrs,<br />

der Kultur und der Landwirtschaft<br />

auch sein mag: Den wahren Wohlstand<br />

erwirtschaftet Österreich mit den<br />

Auslandsgeschäften seiner Industrie,<br />

die nicht weniger als sechs von zehn<br />

umgesetzten Euro aus dem Export bezieht.<br />

Fast 20 Jahre lang war Osteuropa<br />

der wichtigste Wachstumsmarkt. Seit<br />

kurzem rücken die sogenannten BRIC-<br />

Länder (Brasilien, Russland, Indien und<br />

China) immer stärker ins Visier der <strong>österreich</strong>ischen<br />

Ausfuhren.<br />

Sanieren und Renovieren<br />

Kaum ein anderes Unternehmen verkörpert<br />

dieses beschriebene Bild der <strong>österreich</strong>ischen<br />

Industrie so gut wie der<br />

weltweit größte Ziegelproduzent Wienerberger<br />

– ein Traditionsbetrieb, der im<br />

Laufe der Jahre zu internationaler Größe<br />

aufstieg und trotzdem bei seinen Wurzeln<br />

blieb. Heute beschäftigt der Bau-<br />

stoffgigant 12.800 Mitarbeiter in 227<br />

Werken weltweit. Nach mehreren Krisenjahren<br />

hat das Unternehmen seinen strategischen<br />

Fokus neu ausgerichtet. Geht<br />

es nach Vorstandsboss Heimo Scheuch,<br />

dann soll neben den (alle paar Jahre<br />

wechselnden) Wachstumsmärkten der<br />

Geschäftsbereich Sanieren und Renovieren<br />

für dauerhafte Umsätze sorgen.<br />

ohne den Leidensweg der Lohnarbeiter<br />

aus Böhmen und Mähren in den<br />

nasskalten Ziegelgruben der K&K Monarchie<br />

wäre der Welterfolg des Wiener<br />

Ziegels nicht möglich gewesen. Die „Ziegelböhmen“<br />

rackerten damals, in der<br />

Hochblüte des Ausbeuter-Kapitalismus,<br />

an die 15 Stunden täglich, hatten kein<br />

freies Wochenende, und der karge Lohn<br />

wurde überdies zum Teil in firmeneigenen<br />

Blechmarken ausbezahlt, die nur in<br />

betriebseigenen Kantinen eingelöst werden<br />

konnten. Das Elend der Ziegelarbeiter<br />

wurde schließlich vom Journalisten<br />

Victor Adler aufgegriffen, einem der<br />

Gründungsväter der <strong>österreich</strong>ischen<br />

Sozialdemokratie, 1895 kündete ein<br />

großer Streik von bevorstehenden Umbrüchen.<br />

Magere Aussichten für 2012<br />

Diese Epoche gehört heute sowohl<br />

zur <strong>österreich</strong>ischen Sozialgeschichte<br />

als auch zum Firmenerbe von Wienerberger.<br />

Wobei der heute zu hundert Prozent<br />

im Streubesitz befindliche Konzern<br />

an den Ereignissen der jüngeren Historie<br />

deutlich mehr zu verdauen hat als<br />

am Erbe des 19. Jahrhunderts. So wurde<br />

die Tragfähigkeit des Unternehmens<br />

durch die Einverleibung des Röhrenherstellers<br />

Pipelife stark belastet, riss<br />

sie doch ein gewaltiges Finanzierungsloch<br />

in einem Jahr, dessen Markterwartungen<br />

nicht allzu rosig eingeschätzt<br />

werden.<br />

Andererseits sind die Kennzahlen<br />

der Aktiengesellschaft seit geraumer<br />

Zeit wieder durchaus zufriedenstellend.<br />

Nach zwei tiefroten Jahren schrieb Wienerberger<br />

mit der Bilanz 2011wieder<br />

schwarze Zahlen. Der Konzernumsatz<br />

stieg um 16 Prozent auf 2,02 (1,74) Mrd.<br />

Euro, der Nettogewinn erreichte 40,8<br />

(-43,9) Mio. Euro.<br />

expansion mit Pipelife Foto: Pipelife<br />

16 <strong>österreich</strong> starkes Land<br />

<strong>österreich</strong> starkes Land 17<br />

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