österreich - Ablinger-Garber
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Die gute und die<br />
schlechte Nachricht<br />
Österreichs Wirtschaft wächst heuer so gut wie gar nicht –<br />
damit aber immer noch deutlich stärker als der Euro-Raum insgesamt.<br />
Ein Versuch, der trüben Nachkrisenstimmung ein paar gute<br />
Seiten abzugewinnen. von clemens hirtenberger<br />
Wer die aktuellewirtschaftliche<br />
Stimmung<br />
in Österreich ergründen<br />
will, braucht nur ein paar der<br />
Schlagzeilen <strong>österreich</strong>ischer<br />
Tageszeitungen aus den letzten<br />
beiden April-Wochen vorbeiziehen<br />
zu lassen. „Fitch bestätigt Triple<br />
A für Österreichs Bonität“, war da<br />
zu lesen, aber auch Österreich nur mehr<br />
fünftreichstes Land in der EU. Weitere<br />
Zitate: Verbraucher bleiben konsumfreudig<br />
– Wirtschaftsforscher: Konjunktur<br />
kommt nur langsam in Schwung<br />
– Heimische Wirtschaft übertrifft Exportprognosen<br />
– Staatsschulden erreichen<br />
Rekordhöhe.<br />
Gesamteindruck: Durchwachsen. Niemand<br />
redet mehr von Krise, aber auf ein<br />
erfolgreiches Jahr 2012 würde erst recht<br />
keiner wetten wollen. Am allerwenigsten<br />
die Trendforscher. Die beiden Wiener<br />
Prognose-Institute WIFO und IHS gehen<br />
davon aus, dass die Wirtschaft des<br />
Euroraums insgesamt um 0,2 Prozent<br />
schrumpfen wird. Das dämpft auch die<br />
Aussichten für<br />
die Alpenrepublik,<br />
für die das WIFO heuer<br />
ein Gerade-noch-Plus von 0,4<br />
Prozent erwartet, die Prognose für<br />
2013 wurde von ursprünglich 1,6 auf 1,4<br />
Prozent zurückgenommen. Das IHS ist<br />
mit 0,8 und 1,7 Prozent jeweils nur geringfügig<br />
optimistischer.<br />
Erfolgreiche<br />
Wachstumsbranchen<br />
Foto: fotolia.com<br />
Allerdings gibt es helle Lichtblicke<br />
im Grau der Krisen-Nachwehen: Einige<br />
Wirtschaftsbereiche sind durch<br />
die Umbrüche der letzten Jahre zu echten<br />
Wachstumsbranchen geworden. So<br />
hat vor allem die Immobilienwirtschaft<br />
von den Turbulenzen auf den Kapitalmärken<br />
profitiert (siehe dazu auch den<br />
Artikel auf Seite 12). Das Misstrauen in<br />
Banken und Aktien und die Angst vor<br />
Inflation hat viele Sparer veranlasst,<br />
ihr Geld in Grund und Boden oder wenigstens<br />
in Eigentumswohnungen anzulegen.<br />
In Wien haben sich die Preise<br />
für Wohnungen seit 2000 um mehr als<br />
50 Prozent erhöht, in den besseren Lagen<br />
sogar glatt verdoppelt. Die weiterhin<br />
steigende Nachfrage lässt Experten<br />
inzwischen schon vor einer drohenden<br />
Immobilien-Spekulationsblase warnen.<br />
Für Österreich sieht die Nationalbank<br />
diese Gefahr allerdings nicht, weil die<br />
Wohnungen und Häuser hier überwiegend<br />
mit erspartem Geld angeschafft<br />
und nicht wie etwa in<br />
den USA mit Krediten finanziert<br />
wurden.<br />
Rosige Zukunftsaussichten<br />
prophezeien die Trendforscher<br />
auch der Gesundheitsbranche,<br />
und zwar gleich doppelt: Zum einen<br />
werde die Nachfrage nach<br />
ärztlicher Behandlung, aber auch nach<br />
Pflege und Wellness-Dienstleistungen<br />
weiter steigen. Der Sparkurs im staatlichen<br />
Gesundheitswesen wird diesen privaten<br />
Markt sogar noch stärken. Zum anderen<br />
haben viele Schwellenländer und<br />
sogar weniger entwickelte Industrieländer<br />
starken Nachholbedarf bei ihren Gesundheitseinrichtungen.<br />
Die Medizintechnik-<br />
Industrie darf daher ebenfalls auf anhaltende<br />
Konjunktur rechnen. In Österreich<br />
ist diese Branche traditionell stark vertreten<br />
– von Hörgeräten über Zahnarztbohrer<br />
bis zu Operationshandschuhen.<br />
Als wichtigste Zukunftsbranche gilt<br />
aber seit einiger Zeit die Umwelttechnik.<br />
Hersteller von Solarthermie-Anlagen<br />
wissen sich vor Aufträgen ebenso kaum<br />
zu retten wie die Produzenten von Holzpellets-Heizungen<br />
oder die Anbieter von<br />
Kläranlagen. Die Zahl der Firmen in diesem<br />
Bereich hat sich in 15 Jahren glatt<br />
verdoppelt, der Gesamtumsatz der Umweltbranche<br />
macht mittlerweile rund 11<br />
Prozent des BIP aus.<br />
Leider enden hier die guten Nachrichten.<br />
Von der Front der Wirtschaftspolitik<br />
kommt nur wenig Rückenwind für<br />
die schwächelnde Konjunktur. Finanzministerin<br />
Maria Fekter kämpft hartnäckig<br />
gegen die Folgen der Rezession und<br />
kriegt ihre Schulden nur mühsam in den<br />
Griff. Ihr Vorgänger Josef Pröll fuhr im<br />
Krisenjahr 2009 (als die Wirtschaft insgesamt,<br />
wie wir heute wissen, um 3,8<br />
Prozent schrumpfte) ein Budgetdefizit<br />
von fast 5 Prozent ein, das 2011 dank unerwartet<br />
guter Steuereinnahmen auf 2,6<br />
Prozent gesenkt wurde. Für 2012 sind<br />
aber wieder 3,9 Prozent angepeilt – erst<br />
2016 kann Österreich das dringend benötigte<br />
Nulldefizit erreichen. Falls alles<br />
klappt, was sich die Regierung an Sparmaßnahmen<br />
vorgenommen hat.<br />
Die Staatsschuld<br />
wächst und wächst<br />
Bis dahin wird allerdings die Staatsschuld<br />
weiter steigen. 222 Milliarden<br />
Euro machen die Verbindlichkeiten jetzt<br />
Die langjährige Erfahrung im konstruktiven und architektonischen<br />
Stahlbau garantiert ein hohes Maß an<br />
Lösungsorientiertheit, schnelle<br />
Realisierung und perfekte Umsetzung.<br />
general contracting<br />
Als Spezialist für schlüsselfertige Lösungen übernimmt<br />
Unger die umfassende Projektsteuerung sowie das Projektmanagement<br />
von Beginn an und schließt intelligente<br />
Gebäudetechnik mit ein.<br />
Unger Steel Group worldwide.<br />
schon aus, das sind 72,2 Prozent des BIP,<br />
und da sind die riesigen Investitionen in<br />
die Bahninfrastruktur noch gar nicht mitgerechnet,<br />
die das Parlament in Wien<br />
kürzlich beschlossen hat. Weil der Ausbau<br />
der Bahn buchstäblich jahrzehntelang<br />
verschlafen wurde, müssen in den nächsten<br />
Jahren dringend Strecken beschleunigt,<br />
vor allem aber Löcher durch die<br />
Berge gegraben werden – der Brennerbasistunnel,<br />
der Semmeringtunnel, der Koralmtunnel.<br />
Die Finanzierung übernimmt<br />
der Staat, die defizitären ÖBB wären damit<br />
weit überfordert. Kostenpunkt: 33,4<br />
Milliarden, die bis 2017 aufgebracht werden<br />
müssen, und zwar auf dem Finanzmarkt,<br />
denn das reguläre Budget gibt solche<br />
Summen längst nicht mehr her.<br />
Da werden die „kommenden Generationen“,<br />
die im Zusammenhang mit<br />
Staatsschulden gern beschworen werden,<br />
also einiges zu schultern haben.<br />
Aber sie kriegen auch was dafür, nämlich<br />
eine halbwegs aufpolierte Bahninfrastruktur.<br />
Von den vielen anderen<br />
Sorgenkindern der öffentlichen Finanz-<br />
Als erfahrener Komplettanbieter liefert die international tätige Unger Gruppe langjähriges und branchenübergreifendes Know-how in allen<br />
Baubereichen und trägt nachhaltig zum Erfolg ihrer Kunden bei. Jahrzehntelange Kompetenz in der stahlverarbeitenden Industrie<br />
und der ganzheitlichen Projektabwicklung machen das Unternehmen im Familienbesitz zu einem vertrauensvollen und verantwortungsbewussten<br />
Partner. Europaweit ist Unger die Nummer eins im Stahlbau.<br />
8 <strong>österreich</strong> starkes Land<br />
www.ungersteel.com<br />
<strong>österreich</strong> starkes Land 9<br />
steel<br />
real estate<br />
Die Unger Immobilien befasst sich mit Real Estate<br />
Agenden und strategischer Beratung, beginnend von<br />
Entwicklung, Planung und Umsetzung von eigenen oder<br />
externen Projekten.<br />
gebarung lässt sich Ähnliches nicht behaupten:<br />
Die Milliarden, die jährlich<br />
an die Pensionsversicherungen oder in<br />
die öffentliche Verwaltung fließen, gehen<br />
für den laufenden Betrieb auf. Von<br />
diesen zahlreichen Reformbaustellen<br />
gibt es nur vorsichtige Fortschritte zu<br />
vermelden: So spricht einiges dafür,<br />
dass die geplante Neuordnung des Spitalswesens<br />
(traditionell ein Fass ohne<br />
Boden) ein Erfolg werden könnte. Auch<br />
die im Geldausgeben sehr gewandten<br />
Bundesländer ließen sich zu einem Stabilitätspakt<br />
vergattern. Er verpflichtet<br />
sie zu strengen Budgetzielen und sieht<br />
Sanktionen bei Überschreitungen vor.<br />
Außerdem holt sich Frau Fekter<br />
mehr als eine Milliarde Euro aus<br />
der Schweiz, wo sich die Banken bereit<br />
erklärt haben, eine Sonderabgabe<br />
von mutmaßlichen <strong>österreich</strong>ischen<br />
Schwarzgeldkonten abzuzweigen. Als<br />
gute Nachricht werden das freilich nur<br />
jene empfinden, die schon bisher ihr<br />
Erspartes im Inland angelegt und vorher<br />
versteuert hatten. ■