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PERSPEKTIVWECHSEL

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Der Anspruch auf die bedingungslose Wertschätzung der Vielfalt und Heterogenität kann unter Umständen eine<br />

utopische Zielvorstellung sein. Demgegenüber will der Anti-Bias-Ansatz einen realistischen und vorurteilsbewussten<br />

Umgang mit Diversität sowie eine reflektierende Analyse eigener Möglichkeiten und Grenzen ermöglichen,<br />

mit dem Ziel, diskriminierendes Verhalten auf zwischenmenschlicher, soziokultureller und struktureller<br />

Ebene zu erfassen und darauf bezogene Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.<br />

Geschichte<br />

Der Anti-Bias-Ansatz 1 stammt aus dem Bereich der anti-rassistischen Bildung und Erziehung und ist eine<br />

pädagogische Interventionsform zur Verringerung von Vorurteilen und sozialer Diskriminierung. Der Ansatz wurde<br />

von Louise Derman-Sparks und Carol Brunson-Phillips Anfang der 1980er Jahre konzipiert und stellt ein breites<br />

Repertoire interdisziplinärer Methoden für eine rassismuskritische und vorurteilsbewusste Bildungspraxis zur<br />

Verfügung (vgl. Herdel, 2007).<br />

Die Grundideen des Anti-Bias-Ansatzes sind in einem Curriculum dargelegt, das ursprünglich in den USA als<br />

Ansatz interkultureller Pädagogik vornehmlich für Vor- und Grundschulen mit dem Anliegen konzipiert wurde,<br />

Bildungseinrichtungen in Orte der Vielfalt und der Anerkennung zu verwandeln sowie Maßnahmen zu entwickeln,<br />

um diesen Prozess nachhaltig zu unterstützen.<br />

In Deutschland wird seit Ende der 1990er Jahre mit dem Anti-Bias-Konzept aktiv gearbeitet. Die maßgeblichen<br />

Anwendungsbereiche sind überwiegend Einrichtungen mit den Schwerpunkten interkultureller und antidiskriminierender<br />

Pädagogik im Kontext frühkindlicher und schulischer Erziehung sowie im Bereich der<br />

Erwachsenenbildung (vgl. Gramelt, 2010).<br />

Anwendungsbereiche<br />

Der Anti-Bias-Ansatz bietet zum einen pädagogische Methoden zur Optimierung der Bildungsprozesse in der Arbeit<br />

mit heterogenen Gruppen. Deren zentrales Anliegen besteht darin, gemeinsame Lernräume zu schaffen, die von<br />

Wertschätzung, Anerkennung und Empathie geprägt sind und in denen Kinder und Jugendliche ein bewusstes<br />

Selbstbild und positives Zugehörigkeitsgefühl entwickeln können. Ein Beispiel für dieses Tätigkeitsfeld ist die<br />

Arbeit des Projekts KINDERWELTEN, 2 in dessen Rahmen der Anti-Bias-Ansatz für deutsche Vorschuleinrichtungen<br />

adaptiert und eingesetzt wird.<br />

13<br />

Zum anderen legt der Anti-Bias-Ansatz großen Wert auf die Kompetenzförderung von Pädagoginnen und<br />

Pädagogen bei ihrem Umgang mit Vorurteilen und Diskriminierung. Er will dazu beitragen, die Kompetenzbereiche<br />

pädagogischer Fachkräfte und Multiplikatoren zu erweitern und zu vertiefen. 3<br />

Für einige PädagogInnen und PraktikerInnen ist die Anti-Bias-Pädagogik ein zentraler Ansatz in ihrer Bildungspraxis.<br />

Andere hingegen verwenden Elemente des Anti-Bias-Ansatzes als eines unter vielen anderen pädagogischen<br />

Konzepten. Für das Projekt „Perspektivwechsel“ ist die Anti-Bias-Pädagogik vor allem eine Grundhaltung, mit der<br />

Inklusion, Wertschätzung und Interesse am offenen, reflexiven und anerkennenden Lernprozess ausgedrückt wird.<br />

_______________<br />

1<br />

Bias bedeutet im Englischen Schieflage und Voreingenommenheit<br />

2<br />

Projekt KINDERWELTEN, www.kinderwelten.net; FiPP e.V., www.fippev.de<br />

3<br />

Projekt „Perspektivwechsel“, www.zwst-perspektivwechsel.de; Anti-Bias-Werkstatt, www.anti-bias-werkstatt.de; RAA-Brandenburg, www.raa-brandenburg.de

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