3 Die Rechtsidee - FernUniversität in Hagen
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E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Praktische Philosophie anhand von ausgewählten Problemfeldern<br />
kann. Reste davon f<strong>in</strong>den sich auch noch <strong>in</strong> Artikel 14 (2) GG: „Eigentum<br />
verpflichtet“. Denn im Kern, der natürlich <strong>in</strong> Richtung Sozialstaat erweiterbar<br />
ist, besagt der Artikel nur, dass Eigentum nicht ungenutzt als e<strong>in</strong> bloßer<br />
Rechtstitel bestehen bleiben darf. Virulent wird das <strong>in</strong> gegenwärtigen<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen um „geistiges Eigentum“. Darf e<strong>in</strong> Verleger oder<br />
e<strong>in</strong>e Regierung gar die Rechte an e<strong>in</strong>em Buchmanuskript von e<strong>in</strong>em Autor<br />
kaufen, um se<strong>in</strong>e Veröffentlichung def<strong>in</strong>itiv zu verh<strong>in</strong>dern?<br />
Privateigentum und<br />
Unternehmertum<br />
Menschenrechte als<br />
Bürgerrechte<br />
Gewaltenteilung<br />
Der Individualismus des Rechts auf Eigentum hat am Ende se<strong>in</strong>er Geschichte,<br />
<strong>in</strong> der Gestalt des schöpferischen Unternehmers bei Josef<br />
Schumpeter noch e<strong>in</strong>mal ideologische Hoch-Zeit gehabt. Aber wie man<br />
weiß, ist das heutige Wirtschaftsgeschehen nicht mehr von Eigentümer-<br />
Individuen bestimmt, sondern weitgehend von Fonds. Schon Marx hatte ja<br />
e<strong>in</strong>e Unterscheidung für wichtig gehalten, die im Grunde auch auf den<br />
Lockeschen Eigentumsbegriff zurückgeht. Dagegen, dass es Privateigentum<br />
gibt, ist überhaupt nichts e<strong>in</strong>zuwenden; wohl aber dagegen, dass es<br />
Privateigentum an Produktionsmitteln gibt, mit denen der Eigentümer nicht<br />
arbeitet, sondern mit denen er andere zu se<strong>in</strong>en Gunsten arbeiten lässt,<br />
andere, die selbst ke<strong>in</strong> Eigentum haben außer ihrer Arbeitskraft.<br />
Neben diesen zwei Quellen der Menschenrechte, die <strong>in</strong>sbesondere die<br />
englische und amerikanische politische Philosophie geprägt haben und im<br />
ökonomischen Liberalismus sich ausgestalteten, gibt es e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>entaleuropäische<br />
Entwicklung, die <strong>in</strong>sbesondere von Frankreich ausg<strong>in</strong>g und<br />
die denjenigen Teil der Menschenrechte bee<strong>in</strong>flusste, die man auch als<br />
„Bürgerrechte“ bezeichnen kann und die e<strong>in</strong>en anderen, e<strong>in</strong>en republikanischen<br />
Liberalismus hervorbrachte. <strong>Die</strong> Kernidee ist hier, die Individuen<br />
vor der Willkür des Staates zu schützen. Auch hier führt allerd<strong>in</strong>gs die<br />
Spurensuche auf Locke zurück, aber die entscheidende Ausformulierung<br />
f<strong>in</strong>den wir dann bei Montesquieu im „Geist der Gesetze“.<br />
Es hat, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Deutschland, e<strong>in</strong>e Interpretation der Gewaltenteilungslehre<br />
von Montesquieu gegeben, die darauf h<strong>in</strong>ausläuft, dass, wenn<br />
Zwei (nämlich der geteilten Gewalten) sich streiten, der Dritte (also die<br />
Untertanen) sich freuen kann. Aber das ist falsch. Montesquieu geht klar<br />
und e<strong>in</strong>deutig von der E<strong>in</strong>heit der Macht im Staate aus, alles andere, dar<strong>in</strong><br />
folgt er Hobbes und allen Staatstheoretikern der Neuzeit, beschwört die<br />
Gefahr des Bürgerkriegs herauf. <strong>Die</strong> Macht im Staat ist nicht geteilt, sondern<br />
verteilt. Im Französischen ist das die Unterscheidung von „distribution<br />
de pouvoir“ [S<strong>in</strong>gular!] (das ist der Term<strong>in</strong>us, den Montesquieu verwendet)<br />
und „séparation des pouvoirs“ [Plural!] (das ist der Term<strong>in</strong>us, der<br />
erst während der Revolution auftaucht). <strong>Die</strong> Lehre der „distribution de<br />
pouvoir“ ist e<strong>in</strong>e sehr moderne Konzeption der Macht im Staate. Macht ist<br />
nicht mehr wie im Feudalstaat sektoriell auf Stände verteilt, sondern sie ist<br />
funktional auf die Staatsfunktionen Gesetzgebung (durch das Parlament),