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F1- Praktikum Mikrobiologie Block N: Molekulare mikrobielle Ökologie

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<strong>F1</strong>- <strong>Praktikum</strong> <strong>Mikrobiologie</strong><br />

<strong>Block</strong> N: <strong>Molekulare</strong> <strong>mikrobielle</strong> Ökologie<br />

12.03 - 16.03.2007<br />

Beginn: 9:00 Uhr<br />

Röntgenring 11<br />

PD Dr. Ute Hentschel<br />

ute.hentschel@mail.uni-wuerzburg.de<br />

wissenschaftl. Assistenz:<br />

Christine Gernert<br />

1


Verhalten im Labor<br />

Die Laboratorien am Institut für <strong>Molekulare</strong> Infektionsbiologie fallen unter die<br />

Sicherheitsstufe 2 (GenTSV, BiostoffV).<br />

Folgende Sicherheitsmaßnahmen sind zu beachten und strikt einzuhalten:<br />

1.1 Zutrittsregelung:<br />

Die den S2-Bereich begrenzenden Türen müssen geschlossen gehalten werden<br />

Personen unter 18 Jahren dürfen in den Laboratorien nicht arbeiten<br />

1.2 Belehrung:<br />

Nur Personen, die belehrt wurden, dürfen im Labor arbeiten. Die Belehrung ist zu<br />

dokumentieren.<br />

1.3 Sicherheitsanweisungen:<br />

Im Laborbereich sind Laborkittel zu tragen. Laborkittel müssen im Laborbereich<br />

verbleiben.<br />

Informieren Sie sich über die Lage der nächstgelegenen Sicherheitseinrichtungen<br />

wie Feuerlöscher, Notdusche, Augendusche, Verbandskasten.<br />

Verletzungen sind dem Betreuer umgehend zu melden.<br />

Es ist verboten mit dem Mund zu pipettieren.<br />

Es ist verboten im Laborbereich zu essen, zu trinken, zu rauchen oder zu schnupfen,<br />

Kosmetika anzuwenden.<br />

Verboten ist die Lagerung von Lebensmitteln, Getränken, Rauchwaren oder<br />

Kosmetika im Laborbereich.<br />

Türen und Fenster müssen während der Arbeiten geschlossen sein.<br />

Arbeitsflächen vor und nach der Arbeit desinfizieren (70 % EtOH).<br />

Die „Eppendorf“-Zentrifugen sind täglich zu desinfizieren (70% EtOH).<br />

Offene Gefäße dürfen nicht zentrifugiert werden (Aerosolgefahr).<br />

Vor dem Verlassen des Labors sind die Hände zuerst zu desinfizieren, dann zu<br />

waschen und können anschließend mit einer Handcreme rückgefettet werden.<br />

Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Laborbetreuer oder Tischassistenten.<br />

2


<strong>Molekulare</strong> Methoden zur Untersuchung der <strong>mikrobielle</strong>n Ökologie und<br />

Biodiversität<br />

In diesem <strong>Praktikum</strong> werden moderne Methoden der <strong>mikrobielle</strong>n Ökologie<br />

anhand von zwei Modellsystemen eingeführt. Zum Einen handelt es sich um das<br />

Süsswasserbakterium Legionella pneumophila, welches als humanpathogener<br />

Erreger die ‚Legionärs-Krankheit‘ auslösen kann. Zum Anderen werden wir uns mit<br />

marinen Bakterien befassen, die in Biozönose mit tropischen Schwämmen leben.<br />

Das Methodenspektrum umfasst den klassischen Ansatz der Kultivierung/ Isolierung<br />

von Mikroorganismen, sowie molekulare Methoden, die auf der 16S rDNA Gen<br />

Sequenzanalyse basieren und die speziell für die Erfassung von nicht-kultivierbaren<br />

Mikroorganismen konzipiert sind. Das folgende Schema fasst die gängigsten<br />

Methoden zusammen:<br />

3


Im Rahmen dieses <strong>F1</strong> <strong>Praktikum</strong>s werden Sie sich mit folgenden Methoden vertraut<br />

machen:<br />

1. Polymerase Ketten Reaktion (PCR)<br />

Mit dieser grundlegenden Methode werden bestimmte Sequenzabschnitte der DNA,<br />

wie z.B. das 16S rDNA Gen, vervielfältigt und somit für weiterführende Experimente<br />

(Klonierung, Sequenzierung, phylogenetische Bestimmung) nutzbar gemacht.<br />

2. Kultivierung und Isolierung von Mikroorganismen aus der Umwelt<br />

Mikroorganismen, insbesondere Legionellen, sollen aus Umweltproben isoliert und<br />

kultiviert werden. Antibiotikaresistenzprofile von ausgewählten Bakterien werden<br />

mittels des Plättchenassays und des MHK-Assays bestimmt. Anti<strong>mikrobielle</strong><br />

Aktivitäten von Umweltbakterien werden mittels des Softagar-Overlay Assays<br />

identifiziert.<br />

3. Quantifizierung von Bakterien in einer Umweltprobe und Mikroskopie<br />

Nach Anfärbung einer Umweltprobe mit dem Nukleinsäurefarbstoff DAPI werden<br />

Bakterien unter dem Fluoreszenz-Mikroskop ausgezählt. Nach Abgleich mit den<br />

entsprechenden cfu-Werten wird der prozentuale Anteil der kultivierbaren Fraktion<br />

bestimmt.<br />

4. Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) (kultivierungsunabhängig!)<br />

Unter Einsatz von fluoreszenz- markierten Oligonukleotid Sonden, die gegen die 16S<br />

rRNA gerichtet sind, lassen sich einzelne Bakterien oder Bakteriengruppen in einer<br />

Originalprobe visuell nachweisen.<br />

5. Denaturierende Gradienten Gel Elektrophorese (kultivierungsunabhängig!)<br />

Ein Gel, welches einen denaturierenden Gradienten enthält, ermöglicht die<br />

Auftrennung von verschiedenen 16S rDNA Gen Fragmenten basierend auf dem<br />

Schmelzverhalten, welches wiederum sequenzabhängig ist. Ein Gemisch an 16S<br />

rDNA Genen kann somit aufgetrennt werden.<br />

6. Erstellung von 16S rDNA Genbanken (kultivierungsunabhängig!)<br />

Mittels Klonierung wird ein Gemisch von 16S rDNA Genen von unkultivierbaren<br />

Bakterien in einen kultivierbaren Organismus (z.B., E.coli) eingeschleust. Eine<br />

Genbank repräsentiert im Idealfall die <strong>mikrobielle</strong> Vielfalt der respektiven<br />

Umweltprobe.<br />

7. RFLP-Analyse<br />

Die RFLP-Analyse (Restriction Fragment Length Polymorphism) ermöglicht eine<br />

schnelle Abschätzung der Diversität innerhalb der positiven Klone. Sie wird<br />

eingesetzt, um eine Redundanz in der sich anschliessenden Sequenzierung zu<br />

reduzieren.<br />

4


Warum die 16S rRNA (bzw., das 16S rDNA Gen)?<br />

Abbildung: 16S rRNA von E. coli<br />

Der Vorteil der 16S rRNA für phylogenetische Analysen:<br />

- ubiquitär vorkommend<br />

- hohe Kopienzahl<br />

- konservierte Bereiche und variable Bereiche<br />

- sehr große Datenbank verfügbar (>70,000 Sequenzen in Genbank)<br />

5


Versuch 1: Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR)<br />

Ziel: Das Ziel der PCR besteht in der Vervielfältigung und Verfügbarmachung eines<br />

ausgewählten DNA Sequenzabschnittes aus einem <strong>mikrobielle</strong>n Genom<br />

Einleitung:<br />

Die PCR (polymerase chain reaction) ist eine Methode zur Amplifikation einer<br />

DNA- oder RNA-Sequenz, sodaß anschließend genügend Material zur Identifizierung<br />

vorhanden ist. Sie ist eine einfache, schnelle, spezifische und empfindliche Methode,<br />

die zum Nachweis bestimmter Organismen in Umweltproben oder Patientenmaterial<br />

herangezogen werden kann. Sie ermöglicht 1.) den Nachweis von Organismen, die<br />

nur in geringer Menge vorliegen; eine Zwischenzüchtung der Keime ist daher nicht<br />

notwendig, 2.) den direkten Nachweis von pathogenen und nicht -pathogenen<br />

Organismen, die sich nicht kultivieren lassen und 3.) den Nachweis von infektiösen<br />

Erregern unabhängig von der serologischen Wirtsantwort.<br />

Für die PCR wird ein spezifisches Oligonukleotid-Paar (Primer) eingesetzt, das zu<br />

den 3´ bzw. 5´-Enden der zu amplifizierenden Sequenz (Template) komplementär ist.<br />

Als Template kann einzel- oder doppelsträngige DNA verwendet werden. Wenn RNA<br />

benutzt wird, muß diese zuvor in DNA revers transkribiert werden. Wenn ganze<br />

Zellen benutzt werden, muß die genomische DNA durch Aufkochen erst freigesetzt<br />

werden. Mit Hilfe einer hitzestabilen DNA-Polymerase (z. B. Taq-Polymerase aus<br />

Thermophilus aquaticus, ein Bakterium, das in heißen Quellen bei 70 bis 75°C<br />

wächst) werden komplementäre Nukleotide zunächst an die Primer und dann an die<br />

wachsenden DNA-Stränge angehängt.<br />

Jede PCR benötigt pro Zyklus 3 Schritte:<br />

1. Hitzedenaturierung, wobei der Template-DNA-Doppelstrang getrennt wird.<br />

Jeder DNA-Einzelstrang steht nun zur Hybridisierung mit komplementären<br />

Sequenzen zur Verfügung.<br />

2. Annealing des Primer-Paars: Anheften der Primer an die DNA-Einzelstränge.<br />

3. Primer extension: Während dieses Schrittes dienen die Primer als<br />

Startpunkte für die DNA-Polymerase, die mit Hilfe der zugegebenen Nukleotide<br />

komplementäre DNA- Stränge synthetisiert.<br />

6


In der Regel werden 30 PCR-Zyklen durchgeführt. In jedem neuen Zyklus stehen<br />

mehr Templates zur Verfügung, sodaß ein potentieller Anstieg der DNA-Kopien<br />

erfolgt. Nach erfolgter PCR wird die Amplifikation der betreffenden Sequenz durch<br />

Gelelektrophorese nachgewiesen.<br />

Versuchsbeschreibung:<br />

- DNA-Extraktion<br />

- Jede Gruppe führt 12 PCR-Reaktionen durch (Dauer: 3 h Programmdurchlauf;<br />

Einfrieren der Proben bei -20°C)<br />

- Agarose-Gelelektrophorese<br />

1. Chromosomale DNA- Extraktion<br />

- 2ml ÜN- Kultur zentrifugieren, 4’, 8000rpm<br />

- Überstand abkippen<br />

- Pellet mit 1ml TNE waschen, zentrifugieren: 4’, 8000rpm<br />

- Überstand abkippen<br />

- Pellet sorgfältig in 270µl TNEX resuspendieren, dann 25µl Lysozym<br />

(c=10mg/ml) dazugeben und vorsichtig mischen<br />

- für 30 Minuten bei 37°C inkubieren<br />

- 50µl Proteinase K (c=20mg/ml) dazugeben, vorsichtig mischen<br />

- ca. 2h, bzw. bis die Lösung klar ist, bei 55°C inkubieren<br />

- + 15µl 5M NaCl<br />

- + 500µl eiskaltes 100%iges Ethanol<br />

- vorsichtig durch Kippen mischen => DNA fällt aus<br />

- 15’ bei 13000rpm zentrifugieren<br />

- Überstand abkippen, vorsichtig!<br />

- DNA- Pellet mit 70%igem Ethanol waschen, zentrifugieren, 10’, 13000rpm<br />

- Überstand abkippen<br />

- DNA- Pellet lufttrocknen lassen<br />

- in 200µl H 2 0 aufnehmen<br />

TNE- Puffer:<br />

1ml Tris, 1M, pH 8.0<br />

0,2ml NaCl, 5M<br />

2ml EDTA, 0,5M, pH 8.0<br />

ad. 100ml Millipore- H 2 0<br />

TNEX- Puffer:<br />

99ml TNE- Puffer<br />

1ml Triton X-100<br />

7


2. Lysat-PCR Probenvorbereitung<br />

a) Destilliertes, sterilfiltriertes Wasser (30 μl)<br />

b) E. coli HB101-Suspension (30 μl)<br />

c) E. coli HB101-Suspension (30 μl; 1: 10 verdünnt)<br />

d) E. coli HB101-Suspension (30 μl; 1: 100 verdünnt)<br />

e) E. coli HB101-Suspension (30 μl; 1: 1.000 verdünnt)<br />

f) E. coli HB101-Suspension (30 μl; 1: 10.000 verdünnt)<br />

Proben a) - f) in Eppendorfgefäß geben<br />

10 min 100°C aufkochen, 5 min Eis (um die Zellen aufzubrechen)<br />

dann das Zellysat in Eppendorfzentrifuge bei 5000 rpm 2 min zentrifugieren.<br />

2. PCR-Reaktionen<br />

In ein PCR-Cap (vorher beschriften) wird jeweils folgender Reaktionsansatz auf Eis<br />

gegeben.<br />

Lysat- PCR (Gesamtvolumen 6 x 50 μl):<br />

5 μl Probe (a-f, siehe oben)<br />

5 μl Reaktionspuffer (10x)<br />

1 μl Primer 27f<br />

1 μl Primer 1492r<br />

1 μl dNTP´s<br />

0.25 μl Taq-Polymerase<br />

auf 50µl mit sterilem Wasser<br />

DGGE-PCR (Vorbereitung für Experiment 6)<br />

(Gesamtvolumen 3 x 50 μl, +Ko, -Ko, Schwamm):<br />

1 μl Schwamm DNA<br />

5 μl Reaktionspuffer (10x)<br />

1 μl Primer DGGE primer 341f+GCclamp<br />

1 μl Primer DGGE primer 534r<br />

1 μl dNTP´s<br />

0.25 μl Taq-Polymerase<br />

auf 50µl mit sterilem Wasser<br />

Klonier-PCR (Vorbereitung für Experiment 7)<br />

(Gesamtvolumen 3 x 50 μl, +Ko, -Ko, Schwamm):<br />

1 μl Schwamm DNA<br />

5 μl Reaktionspuffer (10x)<br />

1 μl Primer 27f<br />

1 μl Primer 1492r<br />

1 μl dNTP´s<br />

0.25 μl Taq-Polymerase<br />

auf 50µl mit sterilem Wasser<br />

PCR-Programm in Biometra PCR-Maschine eingeben:<br />

Initiale Denaturierung 2 min 95°C<br />

30 Zyklen:<br />

8


1 min 95°C (Denaturieren)<br />

1 min 54°C (Annealing)<br />

1,5 min 72°C (Extension)<br />

Finaler Elongationsschritt: 10 min 72°C<br />

Nach Beendigung des Programms, Proben bei -20°C bis zur Gelelektrophorese<br />

aufbewahren<br />

3. Gelelektrophorese<br />

Lysat PCR und Klonier PCR<br />

Proben aus -20°C herausnehmen, 2 sec zentrifugieren<br />

1 % Agarosegel in 1 x TAE gießen<br />

Von jeder Probe 5 μl + 3 μl Probenpuffer in je 1 Tasche pipettieren.<br />

1kb Marker DNA Leiter 10µl<br />

Elektrophorese bei 150V für ca. 1h<br />

Gel in EtBr-Bad färben (Handschuhe!!!), entfärben, unter UV-Licht auswerten,<br />

photographieren.<br />

Fragmente auswerten<br />

DGGE PCR<br />

Proben aus -20°C herausnehmen, 2 sec zentrifugieren<br />

2 % (!) Agarosegel in 1 x TAE gießen<br />

Von beiden Proben je 5 μl + 3 μl Probenpuffer in je 1 Tasche pipettieren.<br />

1kb Marker DNA Leiter 10 µl<br />

Elektrophorese bei 150V für ca. 1h<br />

Gel in EtBr-Bad färben (Handschuhe!!!), entfärben, unter UV-Licht auswerten,<br />

photographieren.<br />

Fragmente auswerten<br />

9


Verbrauchsmaterial:<br />

Proben (s.o.)<br />

E. coli HB101-Kultur auf LB<br />

Schwamm DNA<br />

Reaktionspuffer<br />

Nukleotide<br />

Polymerase<br />

Universelle bakterielle Primer 27f und 1492r<br />

DGGE primer:<br />

341f+ GCclamp (5´-CGCCCGCCGCGCGCGGCGGGCGGGGCGGGGGC<br />

ACGGGGGGCCTACGGGAGGCAGCAG 3´)<br />

534r<br />

(5´-ATTACCGCGGCTGCTGG-3´)<br />

PCR-Cap (500 µl Volumen)<br />

PCR-Gerät<br />

Agarose Gel<br />

1xTAE<br />

1kb DNA Leiter (Grössenstandard)<br />

Probenpuffer (0,25% Bromphenolblau, 0,25% Xylencyanol, 15% Ficoll)<br />

Elektrophoresekammern, Netzgeräte<br />

EtBr-Bad (200 ml Wasser + 100ul EtBr 10 mg/ml), Schale, Handschuhe<br />

Transilluminator, Photoeinrichtung<br />

Literatur:<br />

1. Jaulhac, B., M. Nowick, N. Bornstein, O. Meunier, G. Prevost, Y. Piemont, J.<br />

Fleurett, H. Monteil. 1992. Detection of Legionella spp. in bronchoalveolar<br />

lavage fluids by DNA amplification. J. Clin. Microbiol. 30:920-924.<br />

2. Saiki, R. K., D. H. Gelfand, S Stoffel, S. T. Schar, R. Higuchi, G. T. Horn, K. B.<br />

Mullis, H. A. Erlich. 1988. Primer-directed enzymatic amplification of DNA with<br />

a thermostable DNA polymerase. Science 239: 487-491.<br />

10


Versuch 2: Isolierung von Bakterien aus Umweltproben<br />

Ziel: Die gezielte Anreicherung von einem Organismus (Legionellen), von dem die<br />

physiologischen Eigenschaften bekannt sind.<br />

Einleitung:<br />

Legionellen gehören zur Gruppe der nicht-fermentierenden, aeroben, Gramnegativen,<br />

fakultativ intrazellulären Bakterien. Sie zeichnen sich durch ein duales<br />

Wirtssystem aus und sind somit nicht nur als Umweltkeim sondern auch als<br />

humanpathogene Erreger der Legionärs-Krankheit von Bedeutung. Die Legionellen-<br />

Infektion erfolgt nicht von Mensch zu Mensch, sondern durch Inhalation von<br />

keimhaltigen Aerosolen. Sie ist gekennzeichnet durch Fieber, trockenen Husten und<br />

Entzündungsreaktionen in der Lunge. Untersuchungen zur Verbreitung von<br />

Legionellen haben gezeigt, daß diese Bakterien in natürlichen See- oder<br />

Flußstandorten in geringer Konzentration vorkommen. In technischen<br />

Wassersystemen wie z.B. in Klimaanlagen, Luftbefeuchtern, Duschen und<br />

Kühltürmen kann es jedoch unter bestimmten Bedingungen zu gefährlichen<br />

Massenvermehrungen mit bis zu 10 6 Keimen pro Liter kommen. Die Assoziation mit<br />

im Wasser lebenden Protozoen spielt bei der Vermehrung der Legionellen eine<br />

entscheidende Rolle. Die Legionellen sind in der Lage verschiedene<br />

Protozoenspezies zu infizieren und sich intrazellulär zu vermehren. Die Einzellerwirte<br />

mit der häufigsten Verbreitung sind Acanthamoeben und Hartmannellen. Die<br />

Legionellen werden je nach Wirt durch verschiedene Mechanismen (Phagozytose,<br />

Rezeptor-vermittelte Endozytose) aufgenommen. Innerhalb der Wirtszelle wird ein<br />

Endosom gebildet, das in seiner Reifung von den Legionellen beeinflußt wird. Neben<br />

der Inhibierung der Lysosomenfusion und der reduzierten Endosomenansäuerung<br />

werden Wirtsorganellen (Vesikel, Ribosomen und ER) an das Legionellen-haltige<br />

Endosom angelagert. Diese in Amöben „gelernten“ Mechanismen ermöglichen es<br />

den Legionellen auch menschliche Alveolarmakrophagen zu infizieren.<br />

Die Kultivierung von Legionellen erfolgt auf einem Spezialnährboden, der neben<br />

Aktivkohle und Hefeextrakt auch L-Cystein, Fe-Salze und α-Ketoglutarat beinhaltet.<br />

Zur Gewinnung von Legionella-Reinkulturen aus dem Wasser muß jedoch die<br />

11


Begleitflora eliminiert werden. Durch Zusatz von Antibiotika zu den Nährböden z.B.<br />

Vancomycin und Polymyxin B können die meisten Gram-positiven Bakterien<br />

(Staphylokokken, Enterokokken) und Gram-negativen Bakterien (Polymyxin B,<br />

insbesondere Pseudomonas) in ihrem Wachstum gehemmt werden. Als einen<br />

weiteren Selektionsmechanismus macht man sich die Toleranz der Legionellen<br />

gegen niedrige pH-Werte zu Nutze (pH 2.2).<br />

Das Wachstumsoptimum der Legionellen liegt bei 37°C mit 5% CO 2 -Begasung. Die<br />

Legionellen erscheinen nach 2-3 tägiger Bebrütung als weiß-bläulich gefärbte<br />

Kolonien auf den BCYE-Agarplatten. Mikroskopisch erscheinen die Legionellen als<br />

nicht filamentöse, monopolar begeißelte, Stäbchen. Einige Legionella-Spezies sind in<br />

der Lage, hämolytisch aktive Proteine zu synthetisieren, die humane Erythrozyten<br />

lysieren. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist die Sekretion eines braunen Pigments<br />

in der stationären Wachstumsphase.<br />

Versuchsbeschreibung:<br />

- Isolierung von Legionellen aus Mainwasser durch Filtration und<br />

Säurewaschung<br />

- Auswertung der kultivierbaren <strong>mikrobielle</strong>n Diversität<br />

- Antibiotikaresistenzassay zur Überprüfung des Resistenzprofils<br />

- Hemmhofassays zur Identifizierung von Keimen mit anti<strong>mikrobielle</strong>r Aktivität<br />

2.1 Isolierung von Legionellen aus der Umwelt<br />

Filtration (am Montag)<br />

Es werden verschiedene Wasserproben verwendet. Von jeder Probe (+ eine<br />

Positivkontrolle) werden 100 ml durch einen vorgeweichten Bakterienfilter<br />

(Porengröße 0,2 um) unter Vakuum filtriert. Die Bakterien werden aufgrund der<br />

Porengröße der Membran auf dem Filter zurückgehalten. Die ersten Filter werden auf<br />

1 BCYE (Polymyxin +Vancomycin), 1 BCYE (ohne Antibiotikum), 1 Blut-Agarplatten<br />

aufgelegt und bei 37°C, 5% CO 2 inkubiert. Nach etwa 3 Tagen können die Platten<br />

ausgewertet werden. Die übrigen Filter werden einer Säurewaschung unterzogen.<br />

12


Säurewaschung<br />

Die verbleibenden Filterproben werden nach der Filtration mit je 10 ml HCl-KCl-Puffer<br />

versetzt und für 5 min bei RT inkubiert. Der Überschuß wird unter Vakuum<br />

abgesaugt. Zur Neutralisation werden je 10 ml KOH-Reagenz auf die Filter gegeben.<br />

Nach weiteren 10 min wird erneut unter Vakuum abgesaugt. Die Filter werden auf 2<br />

BCYE (Polymyxin +Vancomycin), 1 BCYE (ohne Antibiotikum), 1 BCYE- Blut-<br />

Agarplatten aufgelegt und bei 37°C, 5% CO 2 inkubiert. Die Auswertung erfolgt nach 3<br />

Tagen.<br />

Umweltproben<br />

Aus dem Mainwasser und aus einer Bodenprobe werden jeweils Verdünnungsreihen<br />

von 10 -1 - 10 -4 in LB- Medium erstellt. Je 100 µl werden auf LB- Agar ausplattiert und<br />

für 2 Tage bei 37 ˚C inkubiert.<br />

Legionella Kultivierung/ Auswertung Umweltisolate (am Donnerstag)<br />

Die Anzahl der Kolonien wird gezählt. Die Keimzahl soll in CFU/Liter („colony forming<br />

units“) berechnet werden. Ferner soll der prozentuale Anteil der Legionellen mit und<br />

ohne Säurebehandlung berechnet werden.<br />

Versuchen Sie, morphologisch unterschiedliche Bakterien zu isolieren und auf LB-<br />

Platten zu vereinzeln (4 Isolate/ LB-Platte). Beschreiben Sie die<br />

Kolonieeigenschaften (Geruch, Konsistenz, Farbe, Rand, etc). Die Platten werden<br />

anschliessend für den Hemmhofassay verwendet (2.3).<br />

13


2.2 Antibiotikaresistenzbestimmung<br />

Ziel: In diesem Versuch sollen Sie die Antibiotikaempfindlichkeit von Staphylokokken<br />

mit Hilfe des Agar-Diffusionstestes feststellen.<br />

Einleitung:<br />

Seit etwa 50 Jahren hat die richtige und rechtzeitige Anwendung von Antibiotika in<br />

der Human- und Veterinärmedizin vielen schweren Infektionskrankheiten wie<br />

bakteriellen Hirnhautentzündungen, Lungenentzündungen, Tuberkulose, Diphtherie,<br />

Scharlach, Harnwegsentzündungen, Abszessen ihren Schrecken genommen.<br />

Den positiven Erfahrungen mit Antibiotika steht eine von den Mikrobiologen schon<br />

bald beobachtete negative Entwicklung gegenüber: die zunehmende Auslese,<br />

Anreicherung und Ausbreitung resistenter Keime, die auf eine Antibiotikabehandlung<br />

nicht mehr ansprechen.<br />

Viele Bakterien haben durch Mutationen mehrere Wege entdeckt, um ein<br />

Antibiotikum unwirksam zu machen oder ihm zu entgehen:<br />

• Das Antibiotikum-Molekül wird von den Bakterien chemisch-enzymatisch unwirksam<br />

gemacht (z.B b-Lactamasen, Aminoglykosid-Phosphorylasen,<br />

Acetyltransferasen, Adenylyltransferasen etc.).<br />

• Die Bakterienzellen machen ihre Zellwand undurchlässig für das Antibiotikum<br />

• Die Bakterienzellen scheiden eindringendes Antibiotikum wieder aus, bevor es<br />

Schaden anrichten kann (z.B. mit in den Membranen vorkommenden<br />

Effluxsystemen) und<br />

• die Bakterien panzern sich durch genetische Veränderungen (Mutationen) der<br />

Angriffspunkte (Targets) gegen den Angriff eines Antibiotikums.<br />

Die Stämme werden in Müller-Hinton-Medium angeimpft und über Nacht im Schüttler<br />

bei 37°C angezogen. Die Kultur wird mit frischem Medium verdünnt und 1 Stunde bei<br />

37°C wachsen gelassen (~ McFarland-Standard 0,5). Dies entspricht einer Keimzahl<br />

von 10 5 -10 6 Zellen/ ml. Von dieser Verdünnung werden 150 µl auf eine Müller-<br />

Hinton-Agarplatte ausplattiert. Anschließend werden mit Hilfe einer Pinzette<br />

Antibiotikatestplättchen auf die Platte aufgelegt und bei 37 °C über Nacht im<br />

Brutschrank inkubiert. Am nächsten Tag erfolgt die Auswertung des Tests durch<br />

Ausmessen der Hemmhofdurchmesser.<br />

14


Das Prinzip des Tests ist in der untenstehenden Abbildung dargestellt.<br />

Anzucht<br />

Keimzahleinstellung<br />

Ausplattieren<br />

von 10 4<br />

Keimen<br />

Auflegen von<br />

standardisierten<br />

Antibiotikatestplättchen<br />

bei 37°C über<br />

Nacht inkubieren<br />

P<br />

Tc<br />

Cc<br />

Gm<br />

Ox<br />

E<br />

Auswertung:<br />

Ausmessender Hemmhofdurchmesser<br />

und<br />

Vergleich mit Standardwerten<br />

Für die Austestung von Staphylococcus epidermidis im Agardiffusionstest benutzen<br />

Sie folgende standardisierte Testblättchen.<br />

Testblättchen: enthält: Antibiotikagruppe:<br />

OX5 Oxacillin Penicillinderivat<br />

P10 Penicillin Penicillin<br />

E 15 Erythromycin Makrolid<br />

VA 30 Vancomycin Glykopeptid<br />

CN 10 Gentamicin Aminoglycosid<br />

CTM 30 Cefotiam Cephalosporin,<br />

2.Generation<br />

15


Für die Austestung von E.coli im Agardiffusionstest<br />

standardisierte Testblättchen.<br />

benutzen Sie folgende<br />

Testblättchen: enthält: Antibiotikagruppe:<br />

PRL30 Piperacillin Penicillinderivat<br />

CIP 5 Ciprofloxacin Gyrasehemmer<br />

VA 30 Vancomycin Glykopeptid<br />

Te 30 Tetrazyklin Tetrazyklin<br />

C 30 Chloramphenicol Chloramphenicol<br />

CN 10 Gentamicin Aminoglycosid<br />

Auswertung der Antibiotika-Empfindlichkeitsprüfung (Agardiffusionstest)<br />

Messen Sie mit dem Lineal die Hemmhofdurchmesser um die Antibiotikablättchen<br />

aus und tragen Sie sie in folgende Tabelle ein:<br />

Antibiotika Code Hemmhofgrenzwerte<br />

für Staphylokokken<br />

Hemmhofg<br />

renzwerte<br />

Hemmhof<br />

Durchmesser<br />

Bewertung<br />

des<br />

für gram- des<br />

getesteten<br />

Stäbchen getesteten Keims<br />

Keims<br />

Penicillin P 10 ≤ 28r<br />

≥28s<br />

Oxacillin OX5 ≤16r<br />

≥16s<br />

Piperacillin PRL30 ≤14r<br />

≥19s<br />

Vancomycin VA30 ≤10r<br />

≥11s<br />

Völlige<br />

Resistenz<br />

Gentamicin CN10 ≤13r<br />

≥14s<br />

Ciprofloxacin Cip5 ≤16r<br />

≥20s<br />

Erythromycin<br />

≤16r<br />

16


Tetrazyklin<br />

Chloramphenicol<br />

Cefotiam<br />

≥21s<br />

CTM30 ≤16r<br />

≥19s<br />

≤16r<br />

≥22s<br />

≤20r<br />

≥21s<br />

Beurteilen Sie anhand der Tabelle (Kokken und Stäbchen), ob der Erreger sensibel<br />

(s), intermediär oder resistent (r) ist.<br />

MHK- Bestimmung-Demonstration<br />

Die MHK (minimale Hemmkonzentration) ist die niedrigste Konzentration einer<br />

antibiotischen Substanz (in µg/ml), die das Keimwachstum unter<br />

Versuchsbedingungen hemmt. Bei der Bouillondilutionsmethode wird aus einer<br />

Antibiotikastammlösung (z.B. Gentamicin) eine Verdünnungsreihe mit abfallenden<br />

Wirkstoffkonzentrationen angelegt. Die wirkstoffhaltigen Rörchen werden mit einer<br />

definierten Menge des zu testenden Keimes (z.B. Staph.epi.) beimpft und bebrütet.<br />

Die Konzentration des Antibiotikums im letzten Röhrchen, das kein Wachstum<br />

(Trübung) zeigt, ist die MHK.<br />

Pipetierschema:<br />

1. Kultur in Müller-Hinton-Medium 4 Stunden wachsen lassen<br />

2. mit frischem Medium auf McFarland 0,5 einstellen<br />

3. anschließend 1:200 in Müller-Hinton-Medium weiterverdünnen<br />

4. Antibiotika-Verdünnungsreihe herstellen<br />

2ml Stammlösung (c=2mg/ml) + 5,82ml Medium → c=512µg/ml<br />

5. 12 Röhrchen beschriften, in jedes 0,5ml Medium geben<br />

6. das erste Röhrchen dient als Wachstumskontrolle ohne AB,<br />

in das 2. Röhrchen 0,5ml AB-Lösung, aus diesem Röhrchen in die restlichen<br />

10 immer 0,5ml überpipettieren, aus dem 12. Röhrchen 0,5ml verwerfen<br />

7. in alle Röhrchen 0,5ml Kultur geben<br />

8. 18h bei 37°C wachsen lassen<br />

17


9. Ablesen: Keimwachstum erscheint als Trübung des Mediums. Röhrchen mit<br />

geringer Wirkstoffkonzentration sind getrübt, solche mit hoher Konzentration<br />

erscheinen klar (abhängig von der Empfindlichkeit des zu testenden Keimes).<br />

Das letzte Röhrchen, das klar ist, enthält die Wirkstoffkonzentration, die zur<br />

Hemmung der Keimvermehrung gerade ausreicht. Dieses ist die „minimale<br />

Hemmkonzentration des Antibiotikums= MHK“.<br />

2.3 Hemmhofassay (am Donnerstag)<br />

Die aus den Bodenproben und dem Mainwasser gewonnenen Umweltbakterien<br />

werden für einen Softagar-Overlay-Assay verwendet, um Kolonien zu identifizieren,<br />

die anti<strong>mikrobielle</strong> Aktivität gegen E.coli (Gram-negativ) oder gegen S. epidermidis<br />

(Gram-positiv) haben. Falls Isolate mit anti<strong>mikrobielle</strong>r Aktivität isoliert werden<br />

konnten, werden diese als Hemmhöfe im Overlay-Agar sichtbar.<br />

Verbrauchsmaterial:<br />

sterile Filtersysteme<br />

8 sterile Membranfilter (Porengröße 0.2 μm)<br />

steriles H 2 O dest.<br />

2 BCYE-Agarplatten (ohne Antibiotika)<br />

2 BCYE-Agarplatten (0.5 μg / ml Vancomycin + 20 μg / ml Polymyxin B)<br />

2 Agarplatten mit Humanblut<br />

HCl-KCl Puffer: 18 Teile 0,2 M KCl<br />

1 Teil 0,2 M HCl<br />

KOH-Reagenz: 10 mM KOH Lösung<br />

Literatur:<br />

Steinert M, Hentschel U, Hacker J (2002) Legionella pneumophila: an aquatic<br />

microbe goes astray. FEMS Microbiol Rev. 26(2):149-62.<br />

18


Versuch 3: Bestimmung der Bakterienzahl in Umweltproben<br />

Ziel: In diesem Experiment soll die Gesamtbakterienzahl sowie der Anteil der<br />

kultivierbaren Bakterien in Schwammproben bzw. in Meerwasser bestimmt werden.<br />

Einleitung:<br />

Das Phänomen der ‚Great plate count anomaly’ (Amann 1995) beschreibt die<br />

Erkenntnis, dass von den in der Umwelt vorliegenden Bakterien nur geschätzte 0.1%<br />

auf Labormedien kultivierbar sind. Diese Beobachtung hat sich auch für die<br />

<strong>mikrobielle</strong>n Gemeinschaften bestätigt, die marine Schwämme besiedeln.<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Abbildung 1. Morphologischer Aufbau eines typischen Schwammes (A, B).<br />

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Gewebes von A. aerophoba (C).<br />

Versuchsbeschreibung:<br />

- Jede Gruppe erhält eine Schwammprobe von einer ‚bakterienhaltigen’ oder von<br />

einer ‚bakterienarmen’ Schwammart bzw. eine Meerwasserprobe.<br />

- Die Probe wird verdünnt und im Mörser homogenisiert.<br />

- Die Gesamtbakterienzahl wird nach Anfärbung mit dem DNA-Farbstoff DAPI<br />

bestimmt.<br />

- Die Fraktion kultivierbarer Bakterien wird nach Ausplattierung auf Nährmedien<br />

bestimmt.<br />

- Der Anteil der kultivierbaren Bakterien an der Gesamtbakterienzahl wird berechnet.<br />

19


Protokoll:<br />

- die Schwammprobe 1:10 mit steril-filtriertem, artefiziellem Meerwasser (ASW) in 15<br />

ml Falconröhrchen verdünnen<br />

- die Probe in den Mörser überführen und zermörsern<br />

- den Schwammextrakt durch ein Nitex-Netz gießen, um Gewebereste zu entfernen<br />

der so erstellte Schwammextrakt wird, wie folgt, aufgearbeitet:<br />

(a) Bestimmung der Gesamtzellzahl:<br />

- Schwammextrakt mit 3.7% Formaldehyd (Endkonzentration) für mindestens 2<br />

Stunden fixieren: 900µl Schwammextrakt + 100µl Formaldehyd (37%)<br />

- aus dem Extrakt Verdünnungen von 10 -1 – 10 -3 mit ASW erstellen<br />

- Jede Verdünnung mit 0.7 µg/ ml DAPI (4,6-Diamino-2-phenylindole)<br />

Endkonzentration für 30 min in der Dunkelheit (z.B. Schublade) anfärben<br />

- Den angefärbten Extrakt zu 9 ml sterilfiltriertem ASW hinzugeben und auf 0.2 µm<br />

Polykarbonatfilter mit der Vaccumpumpe vorsichtig applizieren (siehe Betreuer!)<br />

- den Filter mit H 2 O und anschließend mit 70% Ethanol waschen<br />

- den Filter mit der Bakterienseite nach oben auf einen Objektträger legen und mit<br />

Citifluor und Deckgläschen eindeckeln<br />

- Unter dem Epifluoreszenzmikroskop bei 100x Vergrößerung und unter Nutzung des<br />

Zählfensters auszählen<br />

- Die Bakterienzellzahl im Ausgangsmaterial unter Berücksichtigung der<br />

Verdünnungen berechnen<br />

(b) Bestimmung der kultivierbaren Bakterienfraktion:<br />

- aus dem Extrakt Verdünnungen von 10 -1 – 10 -3 mit ASW erstellen, je 1 ml<br />

- 3 x 100 µl jeder Verdünnungsstufe auf Zobell- und LB-Agar ausplattieren<br />

- nach 2 Tagen die Anzahl an Bakterien pro Platte auszählen<br />

- Die Anzahl an kultivierbaren Bakterien im Ausgangsmaterial unter Berücksichtigung<br />

der Verdünnungen berechnen<br />

20


Gruppe, Name, Probe:<br />

Verdünnungen (wichtig!):<br />

1. Verdünnung 2. Vedünnung 3. Verdünnung<br />

Zählfeld Bakterien Zählfeld Bakterien Zählfeld Bakterien<br />

1. 1. 1.<br />

2. 2. 2.<br />

3. 3. 3.<br />

4. 4. 4.<br />

5. 5. 5.<br />

6. 6. 6.<br />

Av. Av. Av.<br />

Bemerkungen:<br />

Jeder Student sollte 2 Zählfelder pro Verdünnung zählen, ohne die Werte der<br />

anderen zu kennen. Kommen Sie auf gleiche Zahlen?<br />

Beschreiben Sie genau, was sie unter dem Mikroskop sehen.<br />

Gibt es Partikel mit Autofluoreszenz? Woher resultiert die blaue Färbung?<br />

Sehen alle Partikel gleich aus? Wie gross sind die Partikel? Was könnten die<br />

Schwammzellen sein?<br />

Was wären mögliche Fehlerquellen?<br />

Für die Berechnung der Gesamtzellzahl benötigte Faktoren:<br />

- Kantenlänge des Zählgitters (Strecke für 10 Kleinfelder): 123μm<br />

- Filterdurchmesser: 16,2mm<br />

21


Verbrauchsmaterial:<br />

- je 1 g Schwammmaterial (bakterienhaltig, bakterienfrei); Aquarienwasser<br />

- steril-filtriertes ASW<br />

- Zobell- und LB-Platten giessen, müssen trocken sein!<br />

LB-Agar: 8g Trypton, 4g Hefeextrakt, 4g NaCl, 12g Agar; ad 800ml H 2 O dest.<br />

Zobell-Agar: 4g Trypton, 0,8g Hefeextrakt, 12g Agar; ad 600ml ASW/ 200ml H 2 O dest.<br />

- 2 x Mörser und Pistill, Nitex-Sieb<br />

- DAPI (neu ansetzen, 100 µg/ ml Stocklösung, 4C Aufbewahrung)<br />

- 2 Filtrationeinheiten und Vacuumpumpen, 0.2 µm Polykarbonatfilter, 70% Ethanol<br />

- Objektträger und Citifluor, Handzähler<br />

- Epifluoreszenz-Mikroskop reservieren!<br />

Literatur:<br />

1. Friedrich AB, Hacker J, Fischer I, Proksch P, Hentschel U (2001) Temporal<br />

variations of the microbial community associated with the mediterranean<br />

sponge Aplysina aerophoba. FEMS Microbiol Ecol 38: 105- 113<br />

22


Versuch 4: Fluoreszenz In situ Hybridisierung (FISH) mit<br />

Legionellen und Schwamm-assoziierten Bakterienisolaten<br />

Ziel: Einsatz von 16S rRNA gerichteten, fluoreszenz-markierten Oligonukleotid-<br />

Sonden zur phylogenetischen Einordnung von Bakterien.<br />

Einleitung:<br />

Die Mehrheit der in der Umwelt vorkommenden Bakterien kann bisher nicht<br />

kultiviert werden. Konservative Schätzungen ergeben, dass sich < 1% der Bakterien<br />

auf Labormedien vermehren lassen. Besonders die Untersuchungen von extremen<br />

Habitaten (z.B. Meereis, Tiefsee, heiße Geysire, Besiedelung von Wirten<br />

(Symbionten/Pathogene)) stellen ein großes Reservoir an unbekannten Bakterien<br />

dar. Da die FISH Technik kultivierungs-unabhängig ist, ist sie besonders geeignet,<br />

um die <strong>mikrobielle</strong> Diversität von Umweltproben zu erfassen.<br />

Die Methode der in-situ-Hybridisierung (FISH) ermöglicht es, Mikroorganismen<br />

am Ort ihres Vorkommens zu markieren und taxonomisch zu identifizieren. Als Ziel<br />

für eine Identifizierung dienen hier Bereiche der 16S und 23S rRNA, die sich<br />

aufgrund ihres ubiquitären Vorkommens und der hohen Kopienzahl von 10 3 -10 5 /Zelle<br />

sehr gut zum Nachweis auch einzelner Zellen nutzen lassen. Die 16S rRNA steht<br />

hier im Vordergrund, da bereits mehr als 70,000 Sequenzen in Datenbanken<br />

niedergelegt worden sind.<br />

Das Prinzip der in-Situ Hybridisierung besteht darin, das eine Oligonukleotid-<br />

Sonde nach Permeabilisierung der Zelle an den komplementären Sequenzbereich,<br />

der in der Zelle vorliegenden rRNA spezifisch bindet. Da die Sonde an einen<br />

Fluoreszenzfarbstoff gekoppelt ist, können markierte Bakterien als Signale erkannt<br />

werden. Die 16S rRNA-Sequenz enthält Bereiche, die in allen Bakterien identisch<br />

sind (konservierte Bereiche), und andere, die artspezifisch sind (variable Bereiche).<br />

Durch geschickte Wahl der Sequenz-Bindungsregion können Sonden konstruiert<br />

werden, die für verschiedene taxonomische Gruppen spezifisch sind. Falls die<br />

komplette 16S rDNA Sequenz schon bekannt ist, können spezifische Sonden<br />

entwickelt werden. Damit ist die gezielte Identifizierung eines Isolates in einer<br />

Umweltprobe gewährleistet.<br />

23


Versuchsbeschreibung:<br />

Jede Gruppe fixiert eine Legionella-Übernachtkultur und eine Kultur eines<br />

unbekannten Schwamm-Bakteriums. Die Hybridisierung mit verschiedenen 16S<br />

rRNA-Sonden wird auf Objektträgern durchgeführt. Die Auswertung erfolgt am<br />

Epifluoreszenz-Mikroskop.<br />

Protokoll:<br />

Expt. 5.1<br />

- Jede Gruppe erhält je 2 ml Übernachtkultur von Legionella und von einem<br />

unbekannten Schwammbakterium.<br />

- Die Kulturen bei 13.000 rpm 2 min zentrifugieren.<br />

- Pellet in je 1 ml 4% PFA (Paraformaldehyd in 1x PBS) aufnehmen und ÜN im<br />

Kühlschrank fixieren<br />

Expt. 5.2<br />

- Pellet 2x mit 1 ml PBS (phosphate buffered saline) waschen<br />

- Jede Gruppe erhält 2 Objektträger mit jeweils 8 Feldern<br />

- Mit einem Bleistift die Objektträger beschriften (siehe unten)<br />

1 2 3 4<br />

5 6 7 8<br />

SB<br />

35% FA<br />

Leg<br />

1 und 5 EUB - Mix cy3<br />

2 und 6 EUB - Mix FITC<br />

3 und 7 Gamma42a<br />

4 und 8 ohne sonde<br />

1 2 3 4<br />

5 6 7 8<br />

SB<br />

25% FA<br />

Leg<br />

1 und 5 hgc<br />

2 und 6 Alpha<br />

3 und 7 ohne Sonde<br />

4 und 8 bleiben frei<br />

- Je 5 µl der gewaschenen Legionella Kultur und je 5 µl fixierte Schwamm-<br />

Bakterium Kultur in die jeweiligen Felder des entsprechenden Objektträgers<br />

tropfen<br />

- auf dem Heizblock (42 ˚C) trocknen<br />

- Inzwischen EtOH Reihe (50%, 80%, 100%) ausgehend von 100% EtOH<br />

erstellen<br />

- Objektträger entwässern: Alkoholreihe: je 5 min in 50%, 80%, 100% Ethanol<br />

- bei Raumtemperatur trocknen lassen<br />

- Hybridisierungspuffer ansetzen!!!<br />

- Je 40 µl Hybridisierungspuffer incl. der entsprechenden Sonden (Eub, Alpha,<br />

Gamma, Gram-Positive) auf je ein Objektträger Feld tropfen (eine Sonde pro<br />

24


Feld). 40 µl Hybridisierungspuffer als Negativ-Kontrolle auf das fünfte<br />

Objektträger Feld tropfen. Die restlichen Felder bleiben frei.<br />

- mind. 2 h bei 46°C in einer feuchten Kammer im Hybridisierungsofen<br />

inkubieren<br />

- ca. 30 min vor Ende der Hybridisierung, Waschpuffer ansetzen und auf 48°C<br />

vorwärmen (Wasserbad)!!!<br />

- 20 min bei 48°C mit 50 ml Waschpuffer waschen (im Wasserbad bei 48°C)<br />

- Objektträger vorsichtig mit destilliertem Wasser (aus der Spritzflasche)<br />

abspülen<br />

- im Brutschrank bei 37°C trocknen lassen<br />

- mit dem Eindeckmittel Citifluor eindecken, ein Deckglas auflegen<br />

- am Epifluoreszenz Mikroskop unter Aufsicht des Assistenten (Kristina Bayer)<br />

auswerten<br />

Auswertung<br />

- Füllen Sie die folgende Tabelle mit +/- aus.<br />

- Welcher taxonomischen Gruppe sind Legionella und das unbekannte<br />

Schwamm-Bakterium zuzuordnen?<br />

Schwamm-<br />

Bakterium<br />

Kultur Eub Alpha-<br />

Proteobakteria<br />

Legionella sp.<br />

Gamma-<br />

Proteobakteria<br />

Gram-Positive<br />

Hybridisierungspuffer (2ml Gesamtvolumen; Stringenz 25 und 35%)<br />

362µl 5M NaCl<br />

40µl 1M Tris/HCl<br />

500 bzw. 700µl Formamid<br />

4µl 10% SDS<br />

ad 695 bzw. 894 µl<br />

H 2 O-Millipore<br />

Waschpuffer: (50 ml Gesamtvolumen; Stringenz 25 und 35%)<br />

0,5 ml 0,5M EDTA (pH8,0)<br />

1 ml 1M Tris/HCl (pH8,0)<br />

1490 bzw. 700 µl 5M NaCl<br />

50 µl 10% SDS<br />

46,96 bzw. 47,75 ml H 2 O-Millipore<br />

Sondensatz:<br />

(Tabelle mit den Konzentrationen der Sonden-Stocklösungen und den<br />

Endkonzentrationen im Hybridisierungspuffer)<br />

25


Verbrauchsmaterial:<br />

- Bleistift<br />

- 2 Objektträger mit jeweils 8 Feldern<br />

- Übernachtkulturen (Legionella sp. und ein unbekanntes Schwamm-Bakterium)<br />

- 4% PFA (Paraformaldehyd in 1x PBS)<br />

- PBS (Phosphate buffered Saline)<br />

- 100 % Ethanol<br />

- 4 x 50 ml Falcon-Röhrchen<br />

- Citifluor und Deckgläschen<br />

- 16S rRNA-Sondensatz<br />

- Fluoreszenz-Mikroskop reservieren<br />

Name Sequenz 5’ → 3’ T m<br />

(FA –<br />

conc.)<br />

Spezifität Markierung mit Position in<br />

E.coli<br />

EUB-Mix<br />

EUB 338 I 1)<br />

EUB 338 II<br />

EUB 338 III<br />

GCTGCCTCCCGTAGGAGT<br />

GCAGCCACCCGTAGGTGT<br />

GCTGCCACCCGTAGGTGT<br />

55°C<br />

55°C<br />

55°C<br />

(0-50%)<br />

hgc 1) TATAGTTACCACCGCCGT 53,7°C<br />

(25%)<br />

ALPHA 1) CGTTCG(CT)TCTGAGCCAG 56,4°C<br />

(20%)<br />

GAM 42a 1) GCCTTCCCACATCGTTT 54,3°C<br />

(35%)<br />

1) Amann et al., 1995<br />

Eubakterien<br />

Planctomycetales<br />

Verrucomicrobiales<br />

Gram-positive<br />

Bakterien mit hohem<br />

GC-Gehalt<br />

Proteobakterien der<br />

α-Gruppe<br />

Proteobakterien der γ-<br />

Gruppe<br />

cy3 und FITC<br />

cy3 und FITC<br />

cy3 und FITC<br />

cy3<br />

cy3<br />

cy3<br />

16S rRNA,<br />

Pos. 338-<br />

355<br />

23S rRNA,<br />

Pos. 1901-<br />

1918<br />

16S rRNA,<br />

Pos. 19-35<br />

23S rRNA,<br />

Pos. 1027-<br />

1043<br />

Literatur:<br />

(1) Amann R, Ludwig W and Schleifer KH (1995) Phylogenetic identification and<br />

in situ detection of individual microbial cells without cultivation. Microbiol Rev 59 (1):<br />

143-169<br />

(2) Friedrich, AB, Merkert H, Fendert T, Hacker J, Proksch P and Hentschel U<br />

(1999) Microbial diversity in the marine sponge Aplysina cavernicola (formerly<br />

Verongia cavernicola) analyzed by fluorescence in situ hybridisation (FISH), Mar.<br />

Biol. 134: 461-470<br />

26


Versuch 5: Denaturierende Gradienten Gel Elektrophorese (DGGE)<br />

Ziel: Die Erstellung eines phylogenetischen Profiles einer komplexen <strong>mikrobielle</strong>n<br />

Gemeinschaft<br />

Einleitung:<br />

Mittels DGGE kann die Struktur und Artenzusammensetzung von komplexen<br />

<strong>mikrobielle</strong>n Gemeinschaften untersucht werden, ohne dabei von der Kultivierbarkeit<br />

der Organismen abhängig zu sein. Das gesamte Bandenmuster einer<br />

Polyacrylamidgelspur stellt das Profil der <strong>mikrobielle</strong>n Gemeinschaft da, während<br />

jede einzelne Bande die 16S rRNA eines Bakterienstammes repräsentiert. Es wird<br />

sozusagen ein ‚Fingerprint‘ einer <strong>mikrobielle</strong>n Gemeinschaft erstellt. Der Vergleich<br />

von verschiedenen Proben ermöglicht die Identifizierung von Banden, die gleich sind<br />

und solchen, die unterschiedlich sind. Diese Banden können zur phylogenetischen<br />

Identifizierung aus dem Gel ausgeschnitten und sequenziert werden. Die Vorteile der<br />

DGGE liegen darin, dass eine ‚Übersicht‘ über die <strong>mikrobielle</strong> Zusammensetzung<br />

und Vielfalt erstellt werden kann. Nachteilig ist jedoch, dass aufgrund der kurzen<br />

Sequenz (200-500 Basen) nur eine grobe phylogenetische Einordnung der<br />

respektiven Banden möglich ist.<br />

Abbildung 1: DGGE Profile von Aplysina Schwämmen nach Aquarienhälterung<br />

27


Die Methode der DGGE beruht auf dem Prinzip der Auftrennung eines<br />

Gemisches von gleich langen DNA Fragmenten, die einen unterschiedlichen GC<br />

Gehalt und damit eine unterschiedliche Schmelztemperatur (T m ) besitzen. Mittels<br />

eines spezifischen Primerpaares wird aus einer heterogenen Probe von<br />

chromosomaler DNA (z.B. aus einem Schwamm) ein bestimmter Bereich der 16S<br />

rDNA PCR amplifiziert (siehe Experiment 3). Diese PCR Fragmente werden nun<br />

nicht, wie bei der herkömmlichen Gelelektrophorese nach ihrer Grösse, sondern<br />

aufgrund des im DGGE Geles vorherrschenden Harnstoff- und Formamidgradienten<br />

aufgetrennt. Dabei spielt die unterschiedliche Schmelztemperatur (abhängig von<br />

Sequenz und GC Gehalt) der Fragmente die entscheidene Rolle. Erreicht ein<br />

Fragment die für es spezifische Konzentration an Harnstoff und Formamid im Gel, so<br />

wird die doppelsträngige Struktur nach dem Reissverschlussprinzip aufgetrennt.<br />

Aufgrund der sterischen Veränderung bleibt diese Fragment im Gel stecken und<br />

bildet eine Bande, bzw., mehrere 16S Fragmente bilden ein Bandenmuster. Um eine<br />

Schärfung der Banden im Gel zu erreichen, bzw. den Schmiereffekt zu reduzieren,<br />

wurde ein Trick, die GC-clamp eingeführt. Diese 30-40 Basen lange, GC-reiche<br />

Region wird in der PCR durch einen der beiden PCR Primer and die jeweiligen PCR<br />

Fragmente angehängt. Diese GC clamp wirkt wie ein Anker, der die beiden<br />

Fragmente nach Denaturierung zusammenhält. Das Prinzip der DGGE ist in<br />

folgender Abbildung verdeutlicht:<br />

0% Denaturierung<br />

100% Denaturierung<br />

28


Versuchsbeschreibung:<br />

Jede Gruppe hat eine DGGE-PCR Probe von Montag (Experiment 1) bei –20C<br />

eingefroren. Das DGGE-Gel wird von Ihnen unter Aufsicht des Assistenten gegossen<br />

und ÜN im Kühlschrank aufbewahrt. Die PCR-Proben werden von Ihnen mit<br />

Ladepuffer versetzt und auf das Gel aufgetragen. Die Laufzeit beträgt etwa 6 h . Das<br />

Gel wird mit SYBR-Gold gefärbt, eingescannt und ausgewertet.<br />

Protokoll:<br />

Expt. 6.1 DGGE-PCR Reaktion<br />

- Siehe Expt 1.1<br />

Expt. 6.2<br />

DGGE-Gele giessen<br />

Pipettiervorgabe für ein 10% Acrylamid Gel<br />

0% Denaturing Solution 100 % Denaturing Solution<br />

40% Acrylamide/Bis 25 ml 25 ml<br />

50 x TAE 2 ml 2 ml<br />

Formamid ---- 40 ml<br />

Harnstoff (Urea) ----- 42 g<br />

Dest. H20 73 ml auf 100 ml<br />

Endvolumen 100 ml 100 ml<br />

- Platten putzen, Spacer einlegen, Halterung aufschrauben<br />

- Folgende Lösungen im Erlenmeyerkolben zusammenpipettieren:<br />

- 12.5 ml der 0% und 100% Denaturing Solution<br />

- 40 µl 10% APS<br />

- 16 µl TEMED (Katalysator)<br />

- die beiden Ansätze gut mischen, in die entsprechenden Spritzen füllen, und mit<br />

Hilfe des Gradientengiessers das DGGE- Gel giessen<br />

- über Nacht bei 4°C auspolymerisieren lassen<br />

29


Expt. 6.3 DGGE Durchführung<br />

- PCR Produkte auftauen und mit 10 µl Ladepuffer versetzen<br />

- Heizer auf 63C hochfahren<br />

- Gel in die Appartur einsetzen, Kamm entfernen<br />

- Proben mit Hamiltonspritze auftragen<br />

- Apparatur anschalten: Gelelektrophorese bei 60°C, 150V für 6 h.<br />

- Gel aus der Apparatur entfernen, 30 min in SYBR-Gold färben, einscannen und<br />

auswerten.<br />

Verbrauchsmaterial:<br />

DGGE- PCR Proben von Mittwoch<br />

DGGE Ladepuffer (2% Bromphenolblau, 2% Xylene cyanol, 86% Glycerin)<br />

ein polymerisiertes, fertig vorbereitetes DGGE Gel und Puffer, DGGE Apparatur<br />

SYBR-Gold-Bad<br />

Literatur:<br />

1. Muyzer G, Smalla K (1998) Application of denaturing gradient gel<br />

electrophoresis (DGGE) and temperature gradient gel electrophoresis (TGGE) in<br />

microbial ecology. Ant. V. Leeuwenhoek 73: 127-141<br />

2. Schmitt S, Weisz J, Lindquist N, Hentschel U (2007) Vertical transmission of a<br />

phylogenetically complex yet highly sponge-specific microbial consortium in the<br />

viviparous sponge Ircinia felix. Appl Environ Microbiol: im Druck<br />

30


Versuch 6: Erstellung einer 16S rDNA Genbank<br />

Ziel: Die Erstellung von 16S rDNA Genbanken dient der kultivierungsunabhängigen<br />

Erfassung der bakteriellen Diversität eines ausgewählten Habitats.<br />

Einleitung:<br />

Im Anbetracht der rasanten technischen Fortschritte in den Biowissenschaften<br />

erscheint es erstaunlich, dass >99% aller auf dieser Erde vorzufindenen Bakterien<br />

bisher noch vollkommen unbekannt sind. In der <strong>mikrobielle</strong>n Diversität schlummert<br />

ein biotechnologisches Potential, was bisher bei Weitem nicht ausgeschöpft ist und<br />

auch von diversen Biotec Firmen aktiv verfolgt wird. Dabei braucht man gar nicht an<br />

‚extremen Standorten‘, wie heissen Tiefseequellen, Polareis oder in tiefen<br />

Erdschichten zu suchen, um fündig zu werden. Sogar vor der eigenen Haustür, wie<br />

zB Bodenproben aus der näheren Umgebung, zeugen von einer grossen<br />

prokaryontischen Vielfalt. Wie kann man nun Bakterien untersuchen und<br />

gegebenenfalls nutzbar machen, die mit gängigen Kultivierungsversuchen nicht<br />

anziehbar sind sind? Am Beispiel des marinen Schwammes Aplysina aerophoba (10<br />

8 Bakterien / g Schwamm, davon < 0.15% kultivierbar) werden wir eine 16S rDNA<br />

Genbank anlegen, die dann zur Beschreibung der <strong>mikrobielle</strong>n Vielfalt in<br />

weiterführenden Experimenten genutzt werden kann.<br />

Als Matritze für die PCR dient die extrahierte genomische Gesamt-DNA des<br />

Schwammgewebes von A. aerophoba. Dieses, als Metagenom bezeichnetes DNA<br />

Gemisch, umfasst sowohl eukaryontische Schwamm DNA, als auch prokaryontische<br />

DNA der mit A. aerophoba assoziierten Bakterien. Durch die PCR wird eine Vielzahl<br />

unterschiedlicher 16S rRNA Gene amplifiziert. Durch eine anschliessende Klonierung<br />

des Amplikons werden die einzelnen unterschiedlichen 16S rRNA Gene separat in<br />

den Vektor „pGEM-T easy“ ligiert und in E. coli K12 Novablue transformiert. Im sich<br />

anschliessenden ‚Blue-white-screen’wachsen die transformierten E.coli Zellen nun<br />

weiß oder blau. Dies liegt daran, dass die Insertionsstelle auf dem Plasmid in einem<br />

lacZ Gen liegt. Enthält das Plasmid ein Insert, so kann keine β-Galaktosidase mehr<br />

gebildet werden. Diese Kolonien wachsen weiß. Klone, deren Plasmid kein Insert<br />

enthält, die also β-Galaktosidase expremieren können, wachsen blau und sind für<br />

den weiteren Versuch uninteressant. Da die weiterführenden Experimente den<br />

Rahmen dieses <strong>Praktikum</strong>s sprengen würden, sind sie hier der Vollständigkeit halber<br />

erwähnt, werden aber nicht praktisch durchgeführt.Von ausgewählten weissen<br />

Klonen würde dann eine Plasmid DNA Extraktion erfolgen, die dann als Matrize für<br />

eine Sequenzierung der einzelnen, in den Vektor inserierten 16S rRNA Gene dient.<br />

Die abschliessenden phylogenetischen Analysen und Baumrechnungsverfahren<br />

liefern die Information über die phylogenetische Zugehörigkeit und über die Diversität<br />

der in einer Probe vorhandenen Bakterien.<br />

Einschränkend sei zu bemerken, dass aus der mengenmässigen Verteilung<br />

bestimmter Klone in einer Genbank keine Rückschlüsse auf das tatsächliche<br />

quantitative Vorkommen der entsprechenden Organismen in deren Habitat gezogen<br />

werden dürfen. So können zum Beispiel geringfügig vertretende Matritzen während<br />

einer PCR nicht erfasst werden, was besonders bei der Anwendung hoher PCR<br />

Zyklusanzahlen der Fall sein kann. Ebenso können bestimmte Matritzen bevorzugt<br />

amplifiziert werden und so zu einer unnatürlich hohen Klonabundanz in einer<br />

31


Genbank führen. Eine weitere Einschränkung ist, dass nur solche Organismen<br />

detektiert werden, die durch die verwendeten Primer erfasst werden.<br />

Versuchsbeschreibung:<br />

7.1 Jede Gruppe hat am Montag eine Klonier-PCR Probe bei –20C eingefroren<br />

7.2 Das PCR Produkt wird gereinigt, in einen Vektor ligiert und in kompetente<br />

E.coli -Zellen transformiert (Klonierung). Die transformierten Zellen werden<br />

auf Indikatorplatten ausplattiert und über Nacht im Brutschrank inkubiert.<br />

7.3 Auswertung des Blue-White Screens: positive Klone werden gepickt, in<br />

Flüssigkultur angeimpft und im Schüttler bei 37°C ÜN angezogen.<br />

7.4 Es erfolgt eine Plasmid-Minipräparation, PCR-Reaktion und ein<br />

Restriktionsverdau<br />

7.5 Die Plasmide werden mit einem Restriktionsenzym verdaut und die<br />

Restriktionsmuster auf einem Gel verglichen<br />

Protokoll:<br />

Expt 7.1<br />

16S rDNA-PCR (wurde von Euch am Montag durchgeführt)<br />

Expt. 7.2 Klonierung des PCR Produktes<br />

Reinigung des PCR Produktes (Firma Qiagen<br />

- 250 µl Puffer PB zum PCR Produkt hinzufügen und mixen<br />

- Das PCR Produkt auf die Säule geben und 60 sec zentrifugieren (→ das PCR<br />

Produkt bindet an die Säule)<br />

- Den Durchlauf wegwerfen, die Säule erneut auf das 2ml Gefäss setzen<br />

- 750 µl Waschpuffer PE auf die Säule geben und erneut 60 sec zentrifugieren (→<br />

das PCR Produkt wird gewaschen)<br />

- Durchlauf wegwerfen, die Säule auf das Gefäss setzen und 60 sec zentrifugieren<br />

- Die Säule auf ein neues 1.5 ml Eppendorf Gefäss setzen, 30 µl H20 auf die Säule<br />

geben und 1min zentrifugieren. (→ das PCR Produkt wird eluiert)<br />

- Die Säule wegwerfen. Das gereinigte PCR Produkt befindet sich im<br />

Eppendorfgefäss.<br />

32


Ligation<br />

- Rapid Ligation Mix (Promega) 10 μl<br />

- pGEM-T Easy Vektor 1 μl<br />

- Ligase T4 1 μl<br />

- PCR-Produkt, Positiv-, oder Negativkontrolle 8 μl<br />

Die Ansätze (1 x 20 µl) werden für 2 Stunden bei Raumtemperatur inkubiert.<br />

Eine Gruppe macht abgesehen von ihrer Ligation noch eine Positiv- und eine<br />

Negativkontrolle mit.<br />

Transformation der ligierten Vektoren in kompetente E.coli Novablue<br />

- 2 μl des jeweiligen Ligationsansatzes zu ca. 100 μl kompetenten Zellen geben<br />

- 30 min Inkubation auf Eis<br />

- Hitzeschock für 1:15 min bei 42°C<br />

- 5 min Inkubation auf Eis<br />

- Zellen vorsichtig in 1 ml LB-Medium verdünnen<br />

- 2 h bei 37°C schütteln lassen<br />

- 150µl direkt mit Glasskugeln auf eine LB-Amp-IPTG-Xgal-Agarplatte ausplattieren<br />

- restliche Kultur abzentrifugieren und in 100µl LB-Medium vorsichtig<br />

resuspendieren, ebenfalls mit Glasskugeln auf eine LB-Amp-IPTG-Xgal-Agarplatte<br />

ausplattieren<br />

- Inkubation über Nacht bei 37°C<br />

7.3 Auswertung des Blue-White Screens<br />

- Am nächsten Tag das Ergebnis des Blue-White Screens interpretieren<br />

- Pro Gruppe werden 4 weiße und 1 blauer Klon in je 3 ml LB-amp-Medium<br />

angeimpft und über Nacht auf dem Schüttler bei 37°C inkubiert.<br />

7.4 Plasmidminipräparation<br />

- Die ÜN Kulturen 3 min bei bei 8.000 rpm abzentrifugieren<br />

- Überstand verwerfen. Das Pellet in 150 µl Puffer P1 resuspendieren<br />

- 150 µl Puffer P2 hinzugeben, die Proben 5 min bei Raumtemp inkubieren<br />

- 150 µl Puffer P3 hinzugeben und 5 min im Eisbad inkubieren.<br />

- 10 min bei 13.000 rpm zentrifugieren, den Überstand abnehmen (und aufheben!)<br />

und das Pellet verwerfen, zweimal zentrifugieren!<br />

33


- 350 µl Isopropanol zum Überstand hinzugeben, vorsichtig invertieren (Plasmid-<br />

DNA fällt aus)<br />

- 15 min bei 13.000 zentrifugieren. Überstand verwerfen.<br />

- Das Plasmid-DNA-haltige Pellet mit 70% EtoH waschen, trocknen und in 50 µl<br />

sterilem H20 aufnehmen<br />

PCR-Reaktion<br />

RFLP-PCR (Gesamtvolumen 5 x 50 μl):<br />

1 μl Plasmid DNA<br />

5 μl Reaktionspuffer (10x)<br />

1 μl Primer SP6<br />

1 μl Primer T7<br />

1 μl dNTP´s<br />

0,25 μl Taq-Polymerase<br />

ad. 50µl mit sterilem H2O<br />

PCR-Programm Biometra PCR-Maschine eingeben:<br />

Initiale Denaturierung 2 min 95°C<br />

30 Zyklen:<br />

1 min 95°C (Denaturieren)<br />

1 min 45°C (Annealing)<br />

1,5 min 72°C (Extension)<br />

Finaler Elongationsschritt: 10 min 72°C<br />

Restriktionsverdau<br />

Die Proben werden anschliessend für den Restriktionsverdau verwendet (siehe<br />

Experiment 8.1, Seite 34). Den Restriktionsverdau am Donnerstag durchführen und<br />

das entsprechende RFLP Gel am Freitag giessen, laufen lassen und auswerten.<br />

Verbrauchsmaterial:<br />

Qiagen PCR Purification Kit und Säulen<br />

Promega Klonierungskit (Ligation und Transformation)<br />

Positiv DNA und Negativ Kontrolle<br />

Kompetente E.coli Novablue<br />

LB-Amp-IPTG-Xgal-Agarplatten<br />

Glassperlen<br />

LB und LBamp Medien<br />

Literatur:<br />

1. Dojka ME, Harris JK, Pace NR (2000). Expanding the known diversity and<br />

environmental distribution of an uncultured phylogenetic division of bacteria. Appl.<br />

Environ. Microbiol.66:1617- 1621<br />

1. Hentschel U, Hopke J, Horn M, Friedrich AB, Wagner M, Moore BS (2002)<br />

Molecular evidence for a uniform microbial community in sponges from different<br />

oceans. Appl Environ Microbiol 68: 4431- 4440<br />

34


Experiment 7: RFLP Analyse<br />

(Restriction Fragment Length Polymorphism)<br />

Ziel: Diese Methode ermöglicht eine Abschätzung der Diversität innerhalb der<br />

positiven Klone der Genbank<br />

Einleitung:<br />

Nach einem erfolgreichen Blue-White Screen steht man oft vor dem Problem,<br />

dass man hunderte von weissen Klonen (also denen, die ein insert haben) auf der<br />

Agarplatte hat, und nun abschätzen muss, wie viele verschieden und wie viele gleich<br />

sind, bzw., welche für die Sequenzierung ausgewählt werden sollen. Dazu wird die<br />

RFLP- Analyse eingesetzt. Zunächst werden die weissen Klone gepickt, die Plasmid-<br />

DNA wird isoliert und eine PCR-Reaktion zur Amplifizierung des 16S rDNA Gens<br />

durchgeführt. Mit dieser PCR weist man nach, dass sich ein Insert der richtigen<br />

Grösse im Vektor befindet. Zudem vermeidet man, dass die Vektorsequenz in<br />

nachfolgenden Restriktionsverdau mit geschnitten wird. Das PCR Produkt wird dann<br />

mit einem Restriktionsenzym geschnitten, welches das PCR-Produkt in, im Idealfall,<br />

5-8 Fragmente schneidet. Man erhält nach einer Gelelektrophorese nun ein<br />

Bandenmuster. Dieses ist für unterschiedliche Gene natürlich auch verschieden.<br />

Erhält man allerdings gleiche Bandenmuster, so kann man mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich hier entweder um gleiche 16S rDNA Gene<br />

oder sehr nah verwandte Gene handelt. Um eine möglichse diverse Genbank zu<br />

erhalten, wählt man repräsentative Klone mit unterschiedlichen RFLP-Mustern aus.<br />

Ein typisches RFLP-Gel<br />

600 bp<br />

200bp<br />

35


8.1 Restriktionsverdau<br />

Ansatz:• H 2 O bidest.<br />

• Puffer<br />

• PCR-Produkt<br />

• Hae III<br />

7 μl<br />

2 μl<br />

10 μl<br />

1 μl (2 units)<br />

Das bei der RFLP verwendete Enzym Hae III schneidet DNA immer zwischen GG<br />

und CC. Den Ansatz zunächst 2 Stunden bei 37 o C inkubieren, dann die Reaktion mit<br />

5 μl Stop-Puffer beenden. Die Proben werden auf ein 3 %iges Agarosegel<br />

aufgetragen und bei 150 V laufen gelassen. Als Marker wird ein 100 bp DNA Ladder<br />

verwendet.<br />

8.2 RFLP-Gel-Auswertung<br />

Welche Klone würden sie in gleiche OTU’S (operational taxonomic units) einordnen?<br />

Welche Klone würden Sie zur Sequenzierung wählen?<br />

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