Der soziale Konflikt als integratives und aktivierendes Medium des ...

Konflikt und Wandel hat der Soziologe R. Dahrendorf zum Ausdruck gebracht:
Der Sinn sozialer Konflikte ist, den Wandel der Gesellschaften aufrecht zu erhalten und zu
fördern. Die Konsequenzen sozialer Konflikte sind unter dem Aspekt des sozialen Systems
nicht zu begreifen. Konflikte werden erst dann in ihrer Wirkung verständlich, wenn wir sie
auf die menschliche Gesellschaft beziehen. In sozialen Konflikten liegt eine schöpferische
Kraft der Gesellschaft.
Der Konflikt ist als geschichtliches Konzept zu verstehen. Der Konflikt ist ein Wandel und
dieser ist als Entwicklung und Integration zu verstehen. In der Geschichte ist also das
Schöpferische im sozialen Konflikt präsent. Das Konfliktkonzept beinhaltet das Anliegen der
päd. Soziologie, nämlich die päd. Gestaltung.
Georg Simmel und Lewis Coser: Konflikt als Formen der Vergesellschaftung
Georg Simmel hat die soziale Bedeutung des Konfliktes erfasst und den Streit als
besondere Gesellschaftsform und Medium für die Vergesellschaftung, im typischen
Alltagsverhalten, beschrieben: „Wenn jede Wechselwirkung unter Menschen eine
Vergesellschaftung ist, so muss der Kampf auch als Vergesellschaftung gelten.“ Der amerik.
Soziologie Lewis Coser geht in seiner „Theorie sozialer Konflikte“, in Anlehnung an die
Annahme von Simmel, an die Vergesellschaftung, der Frage nach, welche Bedingungen
vorhanden sein müssen, dass diese Vergesellschaftung auch positiv ist; dass also
Konflikte sozialintegrative Wirkung haben. Coser interessiert, warum ein gegensätzliches
und widersprüchliches soziales Verhältnis letztlich Zusammenhalt fördert.
Für Coser müssen 3 Grundvoraussetzungen gegeben sein:
1) soziale Konflikte müssen als soziale Interaktionen aufgebaut sein
2) soziale Konflikte müssen an Ziele und Interessen gerichtet sein
3) soziale Konflikte wirken nur dann integrativ, wenn die beiden Konfliktgegner, im
Konfliktfall, Werte für das Zusammenleben und menschliche Integration, teilen.
Wichtig ist also, dass sozialer Konflikt als soziale Integration, die an Ziele und Interessen
gerichtet ist von abreagierender Aggression und Gewalt unterschieden wird. Coser
entwickelte diese Theorie an die Annahme von Simmel „Opposition gewährt uns eine innere
Genugtuung, Ablenkung und Erleichterung“.
Coser gesteht Simmel zu, dass er noch nicht über jene Erkenntnisse der Psychoanalyse
verfügte, wo eine Umlenkung von ohnmächtigen und feindlichen Gefühlen, auf
Ersatzobjekte, zur individuellen Ersatzbefriedigung, entdeckt wurde. Coser nutzte diesen
Fehler Simmels, zur Unterscheidung von echten und unechten Konflikten.
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