Der soziale Konflikt als integratives und aktivierendes Medium des ...

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Wenn sich Gewalt gegen andere Menschen richtet, ist sie zwar auch eine Form sozialer Beziehung. Vom echten sozialen Konflikt unterscheidet sich Gewalt durch drei Merkmale: .) Gewalt ist nicht auf Widerstreit von Interessen gezielt .) Gewalt kennt keine Anerkennung gemeinsamer Grundwerte .) Gewalt lehnt die persönliche Rechtschaffenheit des anderen ab. Gewalt tritt dann ins Blickfeld der Soziologie, wenn durch sie soziale Erscheinungen ausdrücken, sie erhält dadurch eine andere soziale Qualität. Soziologisch gesehen entsteht Gewalt durch anämische Konstellationen. Gewalt wirkt, gesellschaftlich, desintegrativ. Von der Subjektseite her, die Gewalt ausübt, sieht dies jedoch anders aus: Viele wollen sich, mittels Gewalt, bemerkbar machen und brauchen Gewalt als Mittel um bestimmte Ziele durchzusetzen. Für den „Täter“ kann also Gewalt integrativ sein. Für die Pädagogik ist der Einzug von Gewalt in der Schule und Jugend eine Falle geworden, denn sie soll stark widersprüchliches zusammenbringen: .) verstehen zu müssen, dass Gewalt eine Bewältigungs- und Integrationsfunktion, für den jeweiligen Jugendlichen hat .) und zu sehen dass die Gewalt, beim anderen eine abwertende und vernichtende Wirkung hat, was pädagogisch nicht zulässig ist. Die Pädagogik versucht die Jugendlichen, aus dem Aggressionskreislauf der Gewalt herauszuziehen und ihnen die konkreten Wünsche ihrer Mitmenschen zu zeigen. Gewalthandlungen sollen daher in konstruktive Austragung sozialer Konflikte umgewandelt werden. Da der soziale Konflikt charakteristisch für die arbeitsteilige Gesellschaft ist, erkennen wir ihn daher als Medium, das die Spannungen von Gegensätzlichkeit und Integration, immer wieder neu vermittelt und auch einen Wandel herbeiführt. Coser betont, dass Integration durch Konflikt nicht bedeutet, dass eine gesellschaftliche Harmonie eingekehrt sein muss. Grundlegende Gemeinsamkeiten werden deutlich, Interessensunterschiede werden aber nicht aus der Welt geschafft. In der modernen arbeitsteiligen Gesellschaft ist der Konflikt Bestandteil der Sozialstruktur und deswegen nicht zu desintegrativen Spaltung führt, weil, durch das soziale „Aufeinanderangwiesensein“ bei der Arbeitsteilung, der Spaltung entgegenwirkt wird. Coser: „Interdependenz hemmt grundsätzlich Spaltung“. Es gibt jedoch auch jene desintegrative Wirkung der Arbeitsteilung, die vom Individuum bewältigt wird. Das Fortschreiten der Arbeitsteilung, im Zuge der Modernisierung, hat dazu geführt, dass es multiple Konfliktstrukturen gibt und sowohl integrative und desintegrative Effekte bewirken, aber grundsätzlich eine Spaltung verhindern. Die Menschen sind einer Vielfältigkeit von sozialen Konflikten ausgesetzt und 4
daher sozial darauf angewiesen, Konfliktkompetenz zu erlernen. Der soziale Konflikt als Interaktion, zwingt zur Begründung der gegensätzlichen Interessen und somit zum (teilweisen) Verstehen des Anderen. Sozialer Konflikt hat folglich auch eine Alltagsfunktion: Er zwingt einen dazu seinen Standort in Beruf, Familie und sozialen Kontakten zu bestimmen, indem er Normen neu belebt und Selbstreflexion erzeugt. Coser: „Durch die Ausschaltung des Persönlichen, kann der Konflikt verschärft werden, weil verändernde Elemente, die persönliche Konflikte mit sich bringen, fehlen.“ Der Respekt vor der persönlichen Integrität des Anderen, ist Grundlage für die Integration des sozialen Konflikts im Alltag. Nach der These von Coser haben Konflikte sozialintegrative und sozialisierende Funktionen und bringen neue Arten von Interaktion hervor. Soziale Konflikte haben eine eigene soziale Qualität. Simmel ist somit bestätigt, der in seiner Überlegung angenommen hat, dass Streit eine eigenständige Form der Vergesellschaftung, ist. Konflikte und Integration in der Schule Der soziale Konflikt ist für die päd. Soziologie ein funktionales Element im Sozialisationsprozess und ein erstrebenswertes soziales Gut. Ein Erziehungsstil von Bedeutung. In der Peer group gehört ein Streit zur Freundschaft. Kinder vertreten die Meinung, dass die Überwindung eines Streits, eine enge Beziehung stärkt. In der Institution Schule droht ein Auseinanderfallen von System- und Sozialintegration: Schülerinnen und Schüler die nur zur Schule gehen, weil sie müssen und sich nicht mehr mit der Schule identifizieren können. LehrerInnen, die ihr Leben nicht an die Schule hängen wollen. Durch Konflikthandeln kann die sozialintegrative Seite der Schule aktiviert werden. Dies zeigt sich an verschiedenen Modellen: Förderung interschulischer Lernformen, Bereitschaft die eigene Motivation und Leistung mit der Schule zu verbinden. Diese Modelle sollen nicht nur soziale Integration im Sinne von Identifikation mit der Schule erzeugen, sondern auch den SchülerInnen bewusst werden lassen, dass sie hier eine soziale Kompetenz, die über die Schule hinausgeht, erwerben können. Gemeinschaftliche Kommunikationsformen wobei SchülerInnen und LehrerInnen ihre unterschiedlichen Interessen bzgl. des schulischen Alltags öffentlich machen. Themen wie: Diebstahl, Gewaltakte, Vandalismus, Unzufriedenheit mit LehrerInnen, Gruppenkonflikte. Dabei zeigt sich, dass ein soziales Element entsteht, das neue soziale Interaktionen und sozialintegrative Bezüge schafft. Dies ist nur durch die Aufschließung des Problems entstanden. 5
Seite 1 und 2: Lothar BÖHNISCH (1996): Pädagogis
Seite 3: Simmel macht keinen Unterschied zwi

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