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MOTORRAD Classic 8/2014

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„Wir hätten nach 1957 nur<br />

noch verlieren können.<br />

Also hörte ich auf“<br />

Flugfeld-Teststrecke rund um sein Museum drehen durfte,<br />

zu untermauern. Sammy Miller hatte als Drittplatzierter in<br />

der WM 1957 schließlich einen bedeutsamen Platz in der<br />

glorreichen Renngeschichte der 250er-Mondial. Die kleine<br />

italienische Marke, die in einer Saison in zwei verschiedenen<br />

Klassen WM-Titel einfahren konnte, hat damit sicherlich<br />

Geschichte geschrieben. Sammy hatte lange nach einem der<br />

nur sechs gebauten Exemplare für sein Museum gesucht,<br />

bevor er schließlich 1993 eines in Italien ergattern konnte.<br />

Was also steckt hinter dieser Marke, die so schnell wie<br />

keine andere den Aufstieg in die Weltspitze des Rennsports<br />

geschafft hat, um sich dann nach kaum einem Jahrzehnt auf<br />

der Höhe ihres Erfolgs aus dem Rennsport zurückzuziehen?<br />

FB Mondial war die Erfindung der Boselli-Famile, deren vier<br />

Brüder (daher das Kürzel FB für Fratelli Boselli = Boselli-<br />

Brüder) 1936 eine Motorradfirma in Bologna gründeten. Die<br />

Bosellis waren eine wohlhabende Familie, die eine Menge<br />

Land besaß, und deren ungewöhnlicher Einstieg in die<br />

Motorradbranche auf die Rennerfolge des ältesten Bruders<br />

Giuseppe zwischen 1927 und 1935 zurückzuführen ist. Die<br />

Bosellis konzentrierten sich zunächst ausschließlich auf den<br />

Bau von dreirädrigen Lieferfahrzeugen, angetrieben von<br />

einem langhubigen 600er-ohv-Single. Die FB Moto carro entwickelte<br />

sich zu einem der angesehensten Fahr zeuge ihrer<br />

Klasse, doch die Kriegsereignisse und die Besetzung durch<br />

die deutsche Wehrmacht führten schließlich zum Ende der<br />

Fabrik – sie wurde 1944 zerstört. Giuseppe Boselli trat die<br />

Nachfolge seines Vaters an und baute die Firma in neuer,<br />

vermeintlich besserer Lage in Mailand wieder auf.<br />

Die Nachkriegszeit schuf eine immense Nachfrage nach<br />

Fahrzeugen und Transportmitteln, und neue Moped- und<br />

Motorradhersteller schossen wie Pilze aus dem Boden.<br />

Boselli beschloss, der Firma ein besonderes Image zu verschaffen<br />

und nutzte die Rennleidenschaft der Italiener. So<br />

rollten also zwei Jahre vor der ersten Serienmaschine bereits<br />

Rennbikes von Boselli auf den Grand Prix-Strecken. Als neuen<br />

Namen wählte man Mondial, mit dem Kürzel FB vorangestellt,<br />

doch im täglichen Sprachgebrauch fiel das Kürzel<br />

schnell unter den Tisch. Die 125er-Klasse wurde auserkoren,<br />

um das Feld für die geplanten Serienmaschinen zu ebnen,<br />

und obwohl zu der Zeit die Zweitakter von MV Agusta und<br />

Morini das Geschehen dominierten, wählte der frisch rekrutierte<br />

Konstrukteur Alfonso Drusiani eine abgespeckte<br />

Version des klassischen ohc-Viertakt-Single-Formats, das<br />

später so typisch für italienische Rennmotoren werden sollte.<br />

Schon im zweiten je absolvierten Rennen gewann Nello<br />

Pagani, und die kleine ungewöhnliche Mondial sollte sich<br />

in den Folgejahren als unschlagbar erweisen: 1949 bis 1951<br />

gewann sie alle elf GP-Rennen, Pagani wurde 1949 Weltmeister,<br />

1950 errang Teamkollege Bruno Ruffo den Titel,<br />

1951 war Carlo Ubbiali an der Reihe.<br />

Siegfähiger Single statt wuchtiger Twin<br />

Die nächsten Jahre triumphierten MV Agusta und vor allem<br />

das NSU-Team, doch Boselli hatte ohnehin längst die 250er-<br />

Klasse im Visier. Diese schien bislang runtergebüchsten<br />

350ern vorbehalten zu sein, doch Drusiani verfolgte den<br />

anderen Weg, in der Annahme, ein aufgebohrtes 125er- oder<br />

Die extrem<br />

strömungsgünstige<br />

Vollverkleidung<br />

trug maßgeblich<br />

zu den<br />

großen Rennerfolgen<br />

bei<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 8/<strong>2014</strong> 111

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