Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Wir hätten nach 1957 nur<br />
noch verlieren können.<br />
Also hörte ich auf“<br />
Flugfeld-Teststrecke rund um sein Museum drehen durfte,<br />
zu untermauern. Sammy Miller hatte als Drittplatzierter in<br />
der WM 1957 schließlich einen bedeutsamen Platz in der<br />
glorreichen Renngeschichte der 250er-Mondial. Die kleine<br />
italienische Marke, die in einer Saison in zwei verschiedenen<br />
Klassen WM-Titel einfahren konnte, hat damit sicherlich<br />
Geschichte geschrieben. Sammy hatte lange nach einem der<br />
nur sechs gebauten Exemplare für sein Museum gesucht,<br />
bevor er schließlich 1993 eines in Italien ergattern konnte.<br />
Was also steckt hinter dieser Marke, die so schnell wie<br />
keine andere den Aufstieg in die Weltspitze des Rennsports<br />
geschafft hat, um sich dann nach kaum einem Jahrzehnt auf<br />
der Höhe ihres Erfolgs aus dem Rennsport zurückzuziehen?<br />
FB Mondial war die Erfindung der Boselli-Famile, deren vier<br />
Brüder (daher das Kürzel FB für Fratelli Boselli = Boselli-<br />
Brüder) 1936 eine Motorradfirma in Bologna gründeten. Die<br />
Bosellis waren eine wohlhabende Familie, die eine Menge<br />
Land besaß, und deren ungewöhnlicher Einstieg in die<br />
Motorradbranche auf die Rennerfolge des ältesten Bruders<br />
Giuseppe zwischen 1927 und 1935 zurückzuführen ist. Die<br />
Bosellis konzentrierten sich zunächst ausschließlich auf den<br />
Bau von dreirädrigen Lieferfahrzeugen, angetrieben von<br />
einem langhubigen 600er-ohv-Single. Die FB Moto carro entwickelte<br />
sich zu einem der angesehensten Fahr zeuge ihrer<br />
Klasse, doch die Kriegsereignisse und die Besetzung durch<br />
die deutsche Wehrmacht führten schließlich zum Ende der<br />
Fabrik – sie wurde 1944 zerstört. Giuseppe Boselli trat die<br />
Nachfolge seines Vaters an und baute die Firma in neuer,<br />
vermeintlich besserer Lage in Mailand wieder auf.<br />
Die Nachkriegszeit schuf eine immense Nachfrage nach<br />
Fahrzeugen und Transportmitteln, und neue Moped- und<br />
Motorradhersteller schossen wie Pilze aus dem Boden.<br />
Boselli beschloss, der Firma ein besonderes Image zu verschaffen<br />
und nutzte die Rennleidenschaft der Italiener. So<br />
rollten also zwei Jahre vor der ersten Serienmaschine bereits<br />
Rennbikes von Boselli auf den Grand Prix-Strecken. Als neuen<br />
Namen wählte man Mondial, mit dem Kürzel FB vorangestellt,<br />
doch im täglichen Sprachgebrauch fiel das Kürzel<br />
schnell unter den Tisch. Die 125er-Klasse wurde auserkoren,<br />
um das Feld für die geplanten Serienmaschinen zu ebnen,<br />
und obwohl zu der Zeit die Zweitakter von MV Agusta und<br />
Morini das Geschehen dominierten, wählte der frisch rekrutierte<br />
Konstrukteur Alfonso Drusiani eine abgespeckte<br />
Version des klassischen ohc-Viertakt-Single-Formats, das<br />
später so typisch für italienische Rennmotoren werden sollte.<br />
Schon im zweiten je absolvierten Rennen gewann Nello<br />
Pagani, und die kleine ungewöhnliche Mondial sollte sich<br />
in den Folgejahren als unschlagbar erweisen: 1949 bis 1951<br />
gewann sie alle elf GP-Rennen, Pagani wurde 1949 Weltmeister,<br />
1950 errang Teamkollege Bruno Ruffo den Titel,<br />
1951 war Carlo Ubbiali an der Reihe.<br />
Siegfähiger Single statt wuchtiger Twin<br />
Die nächsten Jahre triumphierten MV Agusta und vor allem<br />
das NSU-Team, doch Boselli hatte ohnehin längst die 250er-<br />
Klasse im Visier. Diese schien bislang runtergebüchsten<br />
350ern vorbehalten zu sein, doch Drusiani verfolgte den<br />
anderen Weg, in der Annahme, ein aufgebohrtes 125er- oder<br />
Die extrem<br />
strömungsgünstige<br />
Vollverkleidung<br />
trug maßgeblich<br />
zu den<br />
großen Rennerfolgen<br />
bei<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 8/<strong>2014</strong> 111