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MOTORRAD Classic 8/2014

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AUF ACHSE I<br />

Benelli 650 S Tornado I Kawasaki 650 W1<br />

Treppe oder Aufzug? Mal<br />

ehrlich, wer die Wahl hat,<br />

nimmt den Lift. Ich mache<br />

das jedenfalls so. Und würde<br />

daher auch liebend gern auf den<br />

schwarzen Starterknopf der Benelli drücken.<br />

Allerdings nicht aus Bequemlichkeit,<br />

sondern aus Respekt.<br />

Den hat mir die 650 S Tornado nämlich<br />

in den Tagen zuvor bei zwei, drei<br />

schüchternen Startversuchen in der <strong>Classic</strong>-Tiefgarage<br />

beigebracht. Jeder Tritt war<br />

nicht nur vergeblich, sondern auch ein<br />

wenig schmerzhaft, weil der Italo-Twin<br />

bei Zaghaften lieber austeilt als einsteckt.<br />

Dennoch, ich musste Norbert Breuninger,<br />

dem Besitzer dieses schönen 1972er-Modells,<br />

versprechen, den E-Starter nicht zu<br />

benutzen. Schlägt der Zweizylinder dabei<br />

zurück, kann die schwächliche Kette zum<br />

Anlasser reißen, hatte er mich gewarnt.<br />

So stehe ich nun mit gemischten Gefühlen<br />

und besonders stabilen Stiefeln auf<br />

den Rasten der Benelli. Jetzt gilt‘s, der Fotograf<br />

drängelt, außerdem schaut Jürgen,<br />

der Eigner der Kawasaki, erwartungsvoll<br />

herüber. Seine W1 brummelt schon sonor<br />

aus den kurzen Tüten, als ich – wie von<br />

Norbert empfohlen – den Kickstarter einen<br />

Klick nach unten drücke und erst danach<br />

entschlossen und mit Schmackes zutrete.<br />

So klappt‘s, die Benelli läuft, und das auf<br />

den ersten Tritt! Puh, ich bin echt erleichtert,<br />

die Benelli beschert mir das erste<br />

Glücksgefühl an diesem herrlichen, sonnigen<br />

Tag auf der Schwäbischen Alb.<br />

Die W1 gibt sich „very british“<br />

Jürgen hat von meiner Anspannung<br />

nichts mitbekommen, für ihn ist das<br />

Kicken kein großer Akt, seine W1 startet<br />

willig. Gut so, denn einen E-Starter besitzt<br />

die Kawasaki erst gar nicht. Nicht nur in<br />

diesem Punkt hält sich die W1 streng an<br />

die englischen Vorbilder. Auch konstruktiv<br />

schimmert überall traditioneller britischer<br />

Motorradbau durch, weshalb weniger<br />

zurückhaltende Zeitgenossen damals,<br />

1965, sogar von einer Kopie sprachen.<br />

Nicht ganz zu Unrecht, denn die Kawasaki<br />

W1 war eine Weiterentwicklung, die<br />

auf dem 500er-Meguro-Twin von 1959<br />

basierte. Und bei dem hatten die Techniker<br />

tatsächlich die BSA A7 ganz genau<br />

angeschaut, Bohrung (66 Millimeter) und<br />

Hub (72,6 Millimeter) waren bei der<br />

Meguro K1 sogar identisch mit der Britin.<br />

Anfang der 1960er-Jahre kooperierte<br />

6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 8/<strong>2014</strong> www.motorrad-classic.de

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