Vorlesungsmanuskript ET-EW 2011.pdf - von Prof. Dr.-Ing. H. Alt, FH ...
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6<br />
1.2.1 Kernspaltung<br />
Einsteinsche Energie-Masse-Relation<br />
In der Physik ist beim Aufbau der Materie das Ganze weniger als die Summe seiner Teile.<br />
Dies hat mit der so genannten Bindungsenergie zu tun.<br />
Dass ein Element "stabil" ist, heißt nichts anderes, als dass es nicht einfach so im Laufe der Zeit<br />
spontan in seine Einzelteile, den Nukliden, zerfällt. Ein Helium-Atomkern beispielsweise zerfällt<br />
nicht einfach in die zwei Protonen und zwei Neutronen, aus denen er zusammengesetzt ist.<br />
Um einen stabilen Atomkern in seine Bestandteile zu zerlegen, ist ein energetischer Aufwand nötig,<br />
es muss Energie aufgewandt werden um etwa die Nuklide auseinander zuziehen und dabei die<br />
Kräfte überwinden, die sie zusammenhalten. Energie kann nun aber nicht aus dem Nichts entstehen<br />
oder verschwinden. In der Energiebilanz für die Zerlegung eines Atomkerns in seine Einzelteile,<br />
muss daher auch die Energie auftauchen, die für die Zerlegung aufgewandt werden muss:<br />
Energie des gebundenen Systems + aufgewendete Energie = Summe der Energien der Einzelteile<br />
oder, wenn man die aufzuwendende Energie auf die rechte Seite der Gleichung hinüberbringt,<br />
Energie des gebundenen Systems = Summe der Energien der Einzelteile - zur Trennung aufzuwen-dende<br />
Energie. Energetisch ist das gebundene System damit weniger als die Summe seiner<br />
Teile.<br />
Die "zur Trennung aufzuwendende Energie" wird auch Bindungsenergie EB genannt:<br />
2<br />
2<br />
≈ ∆m<br />
⋅ c , = ( M − Z ⋅ M − N ⋅ M ) ⋅ c<br />
EB EB K<br />
P<br />
N<br />
mit MK : Kernmasse, Mp : Protonmasse, Mn : Neutronmasse<br />
Mit Einsteins berühmter Äquivalenz <strong>von</strong> Energie und (relativistischer) Masse E = ∆m·c 2 entspricht<br />
jeder Energie eine Masse und jeder Masse lässt sich eine Energie zuschreiben. Die relativistische<br />
Masse des gebundenen Systems ist daher etwas kleiner als die Summe der Massen der Einzelteile,<br />
nämlich:<br />
Masse des gebundenen Systems = Summe der Massen der Einzelteile - Bindungsenergie/c 2 .<br />
Ein Heliumatomkern aus zwei Protonen und zwei Neutronen hat beispielsweise etwas weniger<br />
Masse als zweimal Protonenmasse plus zweimal Neutronenmasse. Die Differenz, der so genannte<br />
Massendefekt, ist ein Maß für die Bindungsenergie und damit dafür, wie stark die Bindung der vier<br />
Kernteilchen aneinander ist: Je größer die Energie, die zur Zerlegung aufgewendet werden muss,<br />
umso stärker die Bindung (wie bei klebrige Bonbons). Für chemische Bindungen, mit Bindungsenergien<br />
<strong>von</strong> bis zu wenigen eV, wie sie die Atome und Moleküle der uns umgebenden Materie<br />
zusammenhalten, ist der Massendefekt freilich unmessbar klein. Typische Massendefekte liegen<br />
bei Hunderttausendsteln oder Millionstel der Masse eines Elektrons (man spricht hier <strong>von</strong> starker<br />
bzw. schwacher Wechselwirkung).<br />
Anders bei den Bindungsenergien der Kernkräfte, die die Protonen und Neutronen eines Atomkerns<br />
zusammenhalten. Sie sind millionen- bis milliardenfach größer. Massendefekte bei Atomkernen<br />
entsprechen den Massen einiger Dutzende bis Hunderte <strong>von</strong> Elektronen. Solche Massenunterschiede<br />
sind bei Atomkernen tatsächlich mit großer Genauigkeit messbar (man sagt hier starke<br />
Wechselwirkung).<br />
Kr<br />
Krypton<br />
Sehr stabile<br />
Kerne<br />
Ba Barium<br />
D:\<strong>FH</strong> AKE\<strong>Vorlesungsmanuskript</strong> <strong>ET</strong>-<strong>EW</strong> 2011.doc<br />
Kernspaltung<br />
(200 MeV bei<br />
Massenzahl 235)<br />
T Tritium<br />
Kernfusion (17,6 MeV, bei Massenzahl 4)<br />
D Deuterium<br />
Jeder der rund 2.000 Punkte entspricht<br />
einer bestimmten Sorte<br />
Atom (115 Elemente und Isotope<br />
der Elemente).<br />
Auf der Ordinatenachse ist die<br />
Bindungsenergie in MeV pro<br />
Kernteilchen aufgetragen. Sie ist<br />
ein Maß dafür, wieviel Energie<br />
man aufwenden muss, um ein<br />
Proton oder Neutron aus dem<br />
Atomkern herauszulösen.<br />
Definiert ist diese Einheit als die<br />
Energie, die ein Elektron gewinnt,<br />
wenn es eine elektrische Spannungsifferenz<br />
<strong>von</strong> einer Million